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Johannes Fuchsmagen: „Graue Eminenz der frühen Inschriftenüberlieferung“? Inschriftenüberlieferung“?

Im Dokument Der sogenannte und weitere (Seite 84-100)

3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht

3.4 Johannes Fuchsmagen: „Graue Eminenz der frühen Inschriftenüberlieferung“? Inschriftenüberlieferung“?

Der aus Hall in Tirol stammende Johannes Fuchsmagen326 war neben Konrad Peu-tinger der wichtigste Ratgeber und Sachverständige von Maximilian I. in alter-tumskundlichen Belangen. Dennoch sind von seinem Leben wesentlich weniger Details bekannt. Die von Manfred Niegl genannten Lebensdaten „1469 bis 1510“327 sind nur für das Todesjahr richtig. Fuchsmagen scheint nämlich bereits am 25. Okto-ber 1469 als Student in den Matrikeln der ehemals vorderösterreichischen Universität Freiburg im Breisgau auf.328 Seine Studien schloss er als Magister der Philosophie

325 Siehe dazu im Besonderen Klecker, Extant monumenta Severi, ferner die Ausführungen von Ankwicz-Kleehoven, Cuspinian 328–332, über denselben im Urteil der Nachwelt.

326 Ich halte mich an die mittlerweile fast einheitlich gebrauchte Namensform „Fuchsmagen“, die z. B. in zwei abschriftlich erhaltenen Briefen Fuchsmagens an Konrad Celtis belegt ist (CVP 3448, bekannt als „Codex epistolaris“, fol. 155v und 156r). Er selbst dürfte hingegen durchwegs die Form

„Fuchsmag“ präferiert haben: Sie findet sich nicht nur in der Unterschrift seiner im Original erhal-tenen Briefe an Abt Schreiner von Kremsmünster (h. Stiftsarchiv Kremsmünster), sondern auch in verschiedenen Besitzvermerken in Handschriften (z. B. CVP 3416, fol. 3r; CVP 3334, fol. 1r; CT 3569, fol. 1r, 19r und 62r), auf dem heute im Stift Heiligenkreuz befindlichen, von ihm gestifteten und mit namentlicher Widmung versehenen Bildteppich sowie in einem eigenhändig für den Kaiser verfassten Pergamentcodex (CVP 8419, fol. 1r und 10v) – zu diesen Quellen im Einzelnen siehe weiter unten. Seine Heimatstadt Hall in Tirol entschied sich bei der Benennung einer Gasse für die Schreibform „Fuxmagengasse“. Als latinisierte Form neben „Fusemannus“ ist in seinem letzten erhaltenen Schreiben an den Kremsmünsterer Abt (Brief Nr. 17 vom 21. Juli 1509) „Fuchs-maganus“ belegt.

327 Niegl, Erforschung der Römerzeit 32.

328 Aschbach, Wiener Universität II 73, und Großmann, Frühzeit des Humanismus 273. Michael Fritz nennt in dem von ihm herausgegebenen Online-Lexikon „Geschichte Tirol“ (URL:

http://www.geschichte-tirol.com/biographien/politik/1071-fuchsmagen-johannes.html [abgerufen am 16.10.2015]) das Jahr 1455 als Geburtsjahr. Dies würde gut zu den übrigen bekannten Angaben passen – das durchschnittliche Alter der Scholaren betrug damals etwa 15 Jahre. Auch ein Ge-burtsjahr „um 1450“ ist eine realistische Angabe, so Paul Uiblein, Die Kanonisation des Markgrafen Leopold und die Wiener Universität, in: Kurt Mühlberger, Karl Kadletz (Hrsg.), Die Universität Wien im Mittelalter. Beiträge und Forschungen von Paul Uiblein (Schriftenreihe des Universitätsarchivs 11), Wien 1999, 489–536, hier: 530, und Leopold Storczer, Der Leopoldsteppich, gestiftet von Doktor Jo-hannes Fuchsmagen, in: Sancta Crux, 70. Jg., Nr. 126 (2009) 104–139, hier: 108.

Die letztgenannte Abhandlung von Storczer bietet auch zahlreiche interessante Angaben zu Fuchsmagens Leben, verzichtet aber leider auf die Nennung von Quellen. Grundlegend ist daher weiterhin Sebastian Ruf, Dr. Johannes Fuchsmagen, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg (3. F. 1877) 93–119, sowie einige biographische Ergänzungen bei Hans Ankwicz-Kleehoven, Der Gobelin des Dr. Fuchsmagen in Heiligenkreuz, in: A. Trost (Hrsg.), Altwiener Kalender Jg. 1924, 64–80, und ders., s.v. Fuchsmagen (Fuxmagen), Johannes, in: NDB 5 (Berlin 1961), 684. Vgl.

ferner Hans Kramer, Das Zeitalter des Humanismus in Tirol (Ewiger Humanismus 13), Innsbruck 1947, v. a. 16–17, Franz Grass, Drei berühmte Haller: Dr. Johann Fuchsmagen, Ritter Florian Waldauf, Dr. Hippolytus Guarinoni, in: Nikolaus Grass, Hans Hochenegg (Bearb.), Stadtbuch Hall in Tirol, hrsg. von der Stadtgemeinde Hall in Tirol, Innsbruck 1981, 139–142, sowie ein paar knappe An-gaben bei Martin Korenjak u. a. (Hrsg.), Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol I–

II, Wien/Köln/Weimar 2012, hier: I 65. Eine umfassende wissenschaftliche Biographie dieses be-deutenden österreichischen Humanisten (etwa wie sie Hans Ankwicz-Kleehoven 1959 über

und Lizentiat des kanonischen Rechts ab, hielt ebendort mit großem Erfolg juristi-sche Vorlesungen und ist für das Jahr 1478 als Dekan der philosophijuristi-schen Fakultät bezeugt.329 Erst viel später, im Jahre 1489, wurde er in Rom von Papst Innozenz VIII.

zum Doctor iuris promoviert. 1481 war er nach Tirol zurückgekehrt und machte sich zunächst am Innsbrucker Hof von Herzog Sigmund, ab 1485 unter Kaiser Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian I. als geheimer Rat hochverdient und führte zahlreiche diplomatische Missionen an, die ihn nahezu quer durch Europa führten. Auch seine weiteren hohen Ämter als Statthalter und Rat (des Regiments) der Niederösterreichischen Länder zogen rege Reisetätigkeit nach sich.330

Nach dem Tod Friedrichs III. im Jahre 1493 verlegte Fuchsmagen seinen Lebensmit-telpunkt nach Wien in die heutige Seilergasse 12.331 Sein Haus entwickelte sich zu einem Treffpunkt der Wiener Humanisten und zu einem Stützpunkt auswärtiger Besucher.332 Bis zu seinem Ableben am 3. Mai 1510 in Melk blieb er neben dem Kaiser ein eifriger Förderer der humanistischen Bewegung und der Universität in Wien, die unter anderem seiner Initiative die Berufung von Conrad Celtis und die Etablierung des Lehrstuhls für Römisches Recht verdankt.333 Bestattet wurde Fuchsmagen daher auch unweit seines Wohnsitzes in seiner Hauptwirkungsstätte Wien im Augustiner-Chorherrenstift St. Dorothea (h. Dorotheum, Dorotheergasse 17), dem er den heute wertvollsten kirchlichen Bildteppich gestiftet hatte.334 Dieser Gobelin ist nicht zuletzt deshalb von großer Besonderheit, weil er in der Bildmitte den Stifter selbst kniend vor dem hl. Leopold darstellt.335 Von Fuchsmagens netzwerkartiger Tätigkeit zeugen nicht zuletzt über 200 an ihn gerichtete Gedichte und poetische Grüße, die –

Johannes Cuspinianus oder Johann Sallaberger 1997 über Kardinal Matthäus Lang vorgelegt hat) ist noch ein Desiderat.

329 Vgl. Daniel Schneider (Bearb.), Bestand B 38. Philosophische Fakultät. 1460–1935. Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Freiburg i. Br. 2006. Online im Internet (URL):

http://www.uniarchiv.uni-freiburg.de/bestaende/provenienzgerechte-bestaende/fakultaeten/b0038/findbuchb0038 [abgerufen am 31.08.2015].

330 Eine knappe Übersicht dazu bieten neben der bereits genannten Literatur zu Fuchsmagens Biographie die Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei. Die Landeschefs und Räthe dieser Behörde von 1501–1896, Wien 1897, 413. Vgl. auch Kap. 11.2.

331 Siehe Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 68, und ders., Cuspinian 91, Anm. 6.

332 Wahrscheinlich hat auch Konrad Peutinger im Jahr 1506 in Fuchsmagens Haus Quartier bezogen.

Großmann, Frühzeit des Humanismus 274–275, nennt als Hinweis darauf einen Eintrag Peutingers in einer Handschrift seines Bekannten, der sogar entsprechend datiert ist (CVP 3334, fol. 94r; zu diesem Codex siehe weiter unten).

333 Vgl. Kurt Mühlberger, Die Gemeinde der Lehrer und Schüler – Alma Mater Rudolphina, in: Peter Czendes, Ferdinand Opll (Hrsg.), Wien. Geschichte einer Stadt. I: Von den Anfängen bis zur Ersten Türkenbelagerung, Wien/Köln/Weimar 2001, 319–410, hier: 353–354.

334 Fuchsmagens Tod ist deshalb auch im Necrologium von St. Dorothea zum 3. Mai verzeichnet: „Ob.

d. Ioannes Fuexmag, doctor utriusque iuris et consiliarius Maimiliani imperatoris, a. 1510“, siehe MGH Necr. V, 261.

335 Zum Wandteppich, der sich heute im Stift Heiligenkreuz befindet, siehe umfassend Storczer, Leo-poldsteppich, sowie Christof Metzger, Fuchsmagen-Teppich, in: Eva Michel, Maria Luise Sternath (Hrsg.), Kaiser Maximilian und die Kunst der Dürerzeit. Katalog zur Ausstellung in der Albertina Wien, München/London/New York 2012, 204–205 mit weiterführenden Literaturhinweisen. Siehe auch Taf. 3.

mutlich von ihm selbst gesammelt – abschriftlich erhalten geblieben sind.336 Obwohl Johannes Fuchsmagen führendes Mitglied der bereits erwähnten Sodalitas litteraria Danubiana war, scheint er selbst poetisch nicht tätig geworden zu sein.337 Sein huma-nistisches Interesse galt vielmehr der Geschichte und Altertumskunde, römerzeit-lichen Münzen und Inschriften. Umfangreich ist sein entsprechender, bisher bekannter Nachlass allerdings nicht. Zunächst ist der heutige CVP 3334 der Öster-reichischen Nationalbibliothek zu nennen, der eine auf Fuchsmagens Kosten im Jahre 1482 hergestellte Abschrift der Chronik des Otto von Freising enthält.338 Auf dem zweiten nicht nummerierten Vorsatzblatt schrieb Fuchsmagen in sehr flüchtiger Schrift die Geschichte Karls des Kühnen von Burgund nieder.339 Aus den zahlreichen Randglossen im gesamten Codex geht hervor, dass es sich dabei um Fuchsmagens Gebrauchsexemplar handelte, das er sozusagen mit der Feder in der Hand las.340

336 Dabei handelt es sich um den Cod. 664 der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol (ULBT,

„Codex Fuchsmagen“) und den (unvollständigeren) CVP 3506 der Österreichischen National-bibliothek. Als Autoren vertreten sind u. a. Konrad Celtis, Johannes Cuspinianus, Johannes Reuchlin und Sebastian Brant. Eine Teiledition der Gedichte stammt von Anton Zingerle, Beiträge zur Geschichte der Philologie, I. De carminibus Latinis saec. XV et XVI ineditis, Innsbruck 1880. Vgl.

ferner Großmann, Frühzeit des Humanismus 275–276, und Gisela Nocker, Lateinische Hofpoesie aus der Zeit des Humanismus am Beispiel des „Codex Fuchsmagen“ (ungedr. Dipl.), Innsbruck 1994 sowie dies., Fürstenhof und Humanismus: lateinische Hofpoesie am Beispiel des "Codex Fuchsmagen" (Uni-versitätsbibliothek Innsbruck, Codex 664), in: Michael Gebhardt, Max Siller (Hrsg.), Literatur und Sprache in Tirol. Von den Anfängen bis zum 16. Jahrhundert. Akten des 3. Symposiums der Sterzinger Osterspiele (10.–12.4.1995), Innsbruck 1996, 181–192. Für Informationen zum Cod. 664 danke ich Peter Zerlauth (ULBT). Die längst fällige Gesamtedition samt Übersetzung und Kommentar wird von Gabriela Kompatscher-Gufler (Innsbruck) vorbereitet. Vgl. vorläufig die ausführliche Be-schreibung der Handschrift von Petra Ausserlechner, in: Dies. u. a., Katalog der Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, Teil 7, Cod. 601–700, Katalogband (Denk-schriften der ÖAW, Phil.-hist. Kl. 414), Wien 2011, 344–362, sowie die Kommentierung der im Cod. 664 enthaltenen Gedichte mit Bezug zu Tirol von Korenjak, Tyrolis Latina, I 85–89.

337 Als Ausnahme wurde früher nur sein eigenes Grabgedicht genannt: Ruf, Fuchsmagen 115, und Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 79. Nach Rupprich, Celtis-Briefe 294, Anm. 1, stammen die Distichen allerdings von Konrad Celtis; diese Möglichkeit ist durchaus in Betracht zu ziehen, zu-mal Fuchsmagen anlässlich des Todes eines Bekannten vier Verse als Sarkophagaufschrift von Celtis erbeten und auch erhalten hatte (siehe Rupprich, Celtis-Briefe Nr. 311 und 314). Lhotsky, Quellenkunde 442, nennt die Verse (mit Verweis auf Zingerle, Carm. lat. 89) wiederum unter den Gedichten von Petrus Bonomus (Pietro Bonomo), obwohl er sie auf Seite 434 derselben Schrift (mit Bezug auf Ruf, Fuchsmagen 115) als von Fuchsmagen „selbst verfaßte Grabschrift“ bezeichnet.

Zingerle begründet die Autorschaft von Bonomo mit der Tatsache, dass mehrere Verse, denen Fuchsmagens Grabdisticha entnommen wurden, im Liber epigrammaton von Bonomo enthalten sind (der wiederum in den „Codex Fuchsmagen“ aufgenommen wurde): Siehe Zingerle, Carm. lat.

XXXIII und 88–89. Neueste, interessante Ergebnisse zur Genese und Verfasserschaft der Distichen von Fuchsmagens Epitaph sowie zu erhaltenen Steinfragmenten sind zu erwarten von Andreas Zajic, Epigramm und Epitaph. Vgl. vorläufig Metzger, Fuchsmagen-Teppich 204.

338 CVP 3334, fol. 1r unten: „Johannis Fuchsmag doctoris impensis scriptus“. Fuchsmagen besaß mit dem CVP 3335 auch eine weitere Abschrift der Chronik, die ihm Thomas Resch laut darin enthaltenem Schenkungsvermerk am 2. Juli 1508 geschenkt hat (fol. 3r unten).

339 Inc.: „Johannis Fuchsmag d(octoris). Karolus dux Burgundie Prabancie Holandie […]“

340 Auch aus anderen Händen sind Marginalien zu finden, so etwa die bereits erwähnte von Konrad Peutinger auf fol. 94r. Vgl. auch die Ausführungen von Adolf Hofmeister zum CVP 3334 in seiner Einleitung zur Textedition von Ottos Chronik: Adolf Hofmeister (Hrsg.), Ottonis de Sancto Blasio Chronica (MGH SS rer. Germ. 45), Hannover/Leipzig 1912, LXXVI–LXXIX.

In Gestalt des CVP 8419 blieben die einzigen bisher bekannten eigenständigen Werke Fuchsmagens erhalten: Für Maximilian I. verfasste und kalligraphierte er in überaus sorgfältiger Weise auf Pergament eine Aufstellung römischer und oströmischer Herrscher sowie im Anschluss daran ein Verzeichnis römischer Münzen, die er dem Kaiser zum Geschenk gemacht hatte.341 Vielleicht war es diese Schenkung, die den Kaiser nach Fuchsmagens Tod dazu bewogen hatte, seinen altertumskundlichen Nachlass für sich zu beanspruchen, und zwar mit der Begründung, „er hat selbe, wie er oft gesagt, uns verehren wollen“.342 Ob Maximilians Hofgenealoge und -historio-graph Jakob Mennel (auch?) daran dachte, als er die „Collecta Fuchsmag“ erwähnte343, entzieht sich leider unserer Kenntnis.

Besondere Bedeutung erlangte Fuchsmagen zweifellos durch seine umfangreiche Bibliothek, die sich zum Teil aus erworbenen oder als Geschenk erhaltenen Origi-nalmanuskripten zusammensetzte, zum Teil aber auch aus Abschriften, die er an-fertigen ließ und damit letztendlich wertvolle Werke der Nachwelt erhielt.344 Dies gilt beispielsweise für eine Redaktion der Chronik des Otto von Freising (CVP 3334) und wahrscheinlich auch für Teile des sogenannten Chronographen vom Jahr 354, die im CVP 3416 enthalten sind.345 Die meisten dieser Abschriften gingen nach Fuchsmagens Tod an Johannes Cuspinianus. Der Kaiser scheint sein Augenmerk eher auf andere Teile des Nachlasses gerichtet zu haben.346

Fuchsmagen gehörte einst auch ein für die Geschichte der Inschriftenüberlieferung höchst relevanter Codex. Theodor Mommsen gab der Handschrift den Namen

„Codex Gar“ nach dem Stadtbibliothekar von Trient, Thomas Gar. Dieser war im 19. Jahrhundert auf unbekannten Wegen in den Besitz der Handschrift gekommen und schenkte sie 1863 der Stadtbibliothek Trient, wo sie heute als „Codex 3569“

ge-341 „Ordo et Series Caesarum ac Tyrannorum, qui Imperium Invadere ausi sunt“ (fol. 1r), „Imperatores Orientis a Tempore Caroli Magni“ (fol. 9r), „Divo Maximiliano Caesari Invictissimo Varia hec Veterum Numismata [...] Et Augustorum et Caesarum atque Magistratuum nominibus Inscripta Johannes Fuchsmag Doctor dono dedit“ (fol. 10v). Vgl. dazu Lhotsky, Geschichte der Sammlungen II 1, 85–86, Anm. 48, mit Abb. 21 sowie Abb. 37 der vorliegenden Arbeit (Kap. 7).

342 Brief von Kaiser Maximilian an den Kammermeister Ulrich Mehring in Innsbruck vom 20. Juni 1510, mit dem Auftrag, bei Fuchsmagens Bruder in Hall in Tirol den Nachlass mit den „Briefen und Abhandlungen so uns und unser Land betreffen, und alte Münzen, und viele andere Anti-quitäten, die er uns hat verehren wollen“, sicherzustellen. Die Zitate stammen aus Ruf, Fuchs-magen 115. Vgl. auch Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 71, und Großmann, Frühzeit des Humanismus 274.

343 CVP 8062, fol. 141r; vgl. Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 71, und Lhotsky, Quellenkunde 435.

344 Vgl. Lhotsky, Quellenkunde 435.

345 Siehe dazu Divjak/Wischmeyer, Kalenderhandbuch von 354, bes. I 7–10.

346 Zur Bibliothek Fuchsmagens und zum weiteren Weg einzelner Codices vgl. v. a. die Publikationen von Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 71–72, Cuspinian 96, Cuspinian-Bibliothek 216 sowie Cuspinian-Briefe 57 und 165, ferner Lhotsky, Quellenkunde 435. Eine erste systematische Zusam-menstellung von Büchern, die auf Fuchsmagen als Vorbesitzer zurückgehen, bietet Friedrich Simader Bücher aus der mittelalterlichen Universität Wien und ihrem Umfeld, Wien ab 2007. Online im Internet (URL): http://www.onb.ac.at/sammlungen/hschrift/kataloge/universitaet/Register.htm [abgerufen am 16.10.2015].

führt wird.347 An drei Stellen sind eigenhändige Besitzeintragungen von Johannes Fuchsmagen zu finden.348 In einem Vermerk auf fol. 62r/S. 134 werden ein nicht weiter bekannter Meynhardus Rauhhp als Schreiber und das Entstehungsjahr 1480 genannt (siehe Abb. 12).349

Abb. 12: CT 3569, fol. 62r/S. 134

347 Für Informationen zur Handschrift danke ich Silvano Groff (Biblioteca Comunale, Trento). Siehe auch CIL VI, S. XLIVa, und CIL III, S. XXVIIa (Indices Auctorum) sowie Maria Antonietta Casa-grande Mazzoli u. a. (Hrsg.), I manoscritti datati della provincia di Trento (Manoscritti datati d’Italia 1), Firenze 1996, 50–51 (Nr. 47).

348 Fol. 1r/S. 12, 19r/S. 48 und 62r/S. 134: jeweils am unteren Blattrand. Der Codex weist eine zeitge-nössische Foliierung sowie eine neuzeitliche Paginierung auf. Letztere schließt auch einen Brief von Theodor Mommsen an Thomas Gar auf dem vierten, fünften und sechsten Vorsatzblatt mit ein. Auch die sechs Nachsatzblätter, von denen zwei beschrieben sind, werden mitgezählt, wäh-rend sie von der Foliierung nicht berücksichtigt werden. Um der Verständlichkeit wie auch der Einheitlichkeit bei der Zitierung handschriftlicher Quellen genüge zu tun, werden im Fall des CT 3569 sowohl Foliierung als auch Paginierung genannt, wenn dies möglich und sinnvoll ist.

349 „MEYNHARDVS Rauhhp scripsit LXXX IIIIV sedente Xysto IIII“. Es ist hier zwischen „LXXX“ und

„IIIIV“ zu trennen, womit sich eine Doppeldatierung mit (14)80 und dem 9. Jahr der Amtszeit von Papst Sixtus IV. (Francesco della Rovere, Papst von 9. August 1471 bis 12. August 1484) ergibt.

Theodor Mommsen (CIL III, S. XXVII) und dadurch sämtliche auf ihm basierende Angaben (u. a.

CIL V, S. XIV; CIL VI, S. XLIV; De Rossi, ICUR II 396a) sowie Hülsen, Sillogi epigrafiche 140b, datieren den Codex irrtümlich mit 1484 (letzterer nennt Rauhhp auch fälschlicherweise als Be-sitzer des Codex). Damit ergibt sich auch ein neuer, früherer terminus post quem für den Beginn von Giocondos Sammeltätigkeit!

Der Inhalt der in Folge als C(odex) T(ridentinus) 3569 bezeichneten Handschrift ist für weitere Überlegungen und Untersuchungen sehr interessant, denn bereits Theodor Mommsen konnte eine enge Verwandtschaft mit der ältesten Version der Inschriften-sammlung von Giovanni Giocondo feststellen und führte den CT 3569 und den Codex 270 der Biblioteca Capitolare di Verona auf einen gemeinsamen Archetyp zurück.352 Dieser dürfte in Gestalt der etappenweise erstellten und mehrfach kopierten Sammlung eines gewissen Publius Licinius zu finden sein. Der CT 3569, lange Zeit für den Erstentwurf von Giocondos Sammlung gehalten, enthält im Anschluss an Teile der Licinius-Sammlung etliche Erstabschriften von Giocondo.353 Es bestehen (mindestens) drei Möglichkeiten, wie Fuchsmagen an diese Sammlung gekommen sein könnte: Über Augustinus Prygl Tyfernus, über Konrad Peutinger – Tyfernus und Peutinger waren sowohl mit Giocondo als auch mit Fuchsmagen bekannt und können daher durchaus als Mittelsmänner in Betracht gezogen wer-den – oder auch durch direkten Kontakt. Allein der Besitz des CT 3569 deutet auf ein großes Interesse Fuchsmagens an (der Sammlung von) römerzeitlichen Inschriften.

Daher ist bereits aus diesem Grund nicht auszuschließen, dass ihm auch weitere, hinsichtlich Schreiber bzw. Erstbesitzer noch nicht identifizierte Handschriften epigraphischen Inhalts gehörten, bzw. dass er mit der Entstehung solcher in Zu-sammenhang gebracht werden darf.354

Im CT 3569 sind Anzeichen einer intensiven Benutzung durch Johannes Fuchsmagen festzustellen: Aus seiner Hand stammen neben den drei erwähnten Besitzein-tragungen zahlreiche Marginalien.355 Deren Wert ist von großer Bandbreite – er reicht von unbedeutend bis sehr interessant. Oft beschränkte sich Fuchsmagen darauf, Wörter, die im Text abweichend von der orthographischen Norm geschrieben waren, am Rand durch Wiederholung hervorzuheben.356 Er ergänzte aber auch Einzelnes im Abkürzungsverzeichnis, das der eigentlichen Inschriftensammlung vorangestellt ist357, löste unter Zuhilfenahme dieses Verzeichnisses Abkürzungen in den epigraphischen Texten auf358 und präzisierte359 bzw. korrigierte360 Ortsangaben von Inschriften, vor allem aus Rom, Verona und Terni – Städte, deren Topographie er durch seine Reisetätigkeit kannte. Am interessantesten sind jene (zahlreichen) Blätter, wo Fuchsmagen den Text epigraphischer Denkmäler korrigierte oder der

352 Vgl. CIL III, S. XXVIIa.

353 Hülsen, Sillogi epigrafiche 140b. Zur Sammlung des Publius Licinius siehe Kap. 6.1.

354 Diese Vermutung scheint u. a. für jene Wiener Handschriften, in denen die Sammlung des Augustinus Tyfernus erhalten geblieben ist, nicht unberechtigt zu sein; siehe dazu Kap. 4.2.

Fuchsmagens Name wird zudem bei der Untersuchung des heute ebenfalls in der ÖNB in Wien aufbewahrten CVP 3255* sowie der Prager Handschrift CP XIII G 14 wiederholt begegnen (Kap. 6 und 7).

355 Auch andere Zeitgenossen fügten am Seitenrand Bemerkungen hinzu, darunter die Texthand (Meynhardus Rauhhp).

356 Z. B. fol. 42v/S. 95.

357 Fol. 11v/S. 33.

358 Fol. 42r/S. 94.

359 Z. B. fol. 41v/S. 93, fol. 45v/S. 101 und fol. 48r/S. 106.

360 Z. B. fol. 39r/S. 88 und fol. 44v/S. 99.

Sammlung weitere Inschriften hinzufügte. Bei den Inschriften aus Terni und Rom sind besonders viele Korrekturen und Ergänzungen festzustellen. Die Aufbe-wahrungsorte der Inschriften werden meist exakt angegeben, der Text größtenteils korrekt wiedergegeben.361 Eine korrekte Zeilentrennung ist allerdings nur bei der Abschrift von Epigrammen festzustellen.362 Auch Majuskeln kommen lediglich dort vor, wo sie für das Textverständnis bzw. für eine ausreichende Originaltreue der Inschrift unabdingbar sind.363 Fuchsmagen verwendet bei seinen Inschriftenkopien im CT 3569 prinzipiell Minuskeln in Humanistenkursive einschließlich der am Ende des 15. Jahrhunderts üblichen Kürzungen. Die Endungen „-E“ und „-AE“ wurden von ihm – wie allgemein nach der Wiedereinführung der im Mittelalter verloren gegangenen Ligatur – als adäquat empfunden und daher sogar unmittelbar neben-einander gestellt.364

Leider kann Johannes Fuchsmagen in Hinblick auf seine Ergänzungen im CT 3569 nur mäßige Bedeutung attestiert werden – weil er aus einer Quelle geschöpft haben muss. Ein erster Hinweis darauf ist auf fol. 38v/S. 87 zu finden: Dort hob er am Seitenrand das Wort „Brittannici“ neben drei anderen (echten) orthographischen Besonderheiten365 hervor, obwohl der Inschrifttext ohnehin die richtige Form

„Britannici“ hat. Bei einigen Ergänzungen ganzer Inschriften ist im Text ein Verweis-zeichen zu finden als Hinweis, wo diese einzufügen sind.366 Auf fol. 41r/S. 92 wiederum ergänzte er am unteren Rand den im Text fehlenden Teil der Inschrift CIL VI 21714 und hob „querella“ am inneren (linken) Seitenrand als besondere Schreib-weise hervor. Als er etwas weiter hinten367 entdeckte, dass dieser Text (als eigen-ständige Inschrift, für die er durchaus auch gehalten werden könnte) bereits in der vorliegenden Sammlung enthalten war, erinnerte er sich an seine Ergänzung und tilgte sie durch Striche.

Nun sind genau diese Ergänzungen und Randbemerkungen aus Fuchsmagens Hand auch in einigen Codices enthalten, die mit dem komplexen Werk von Giovanni Giocondo in Beziehung stehen, und zwar entweder gleichfalls als Marginalie oder als integraler Bestandteil des Textes. In erster Linie ist hier der Cod. Borg. Lat. 336, eine Abschrift der ersten Fassung der Giocondo-Sammlung, zu nennen, aber auch zwei

361 Ausnahmen sind etwa die unvollständig ergänzte Inschrift CIL XI 4170 am unteren Rand von fol.

361 Ausnahmen sind etwa die unvollständig ergänzte Inschrift CIL XI 4170 am unteren Rand von fol.

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