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Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach Stiftes Lambach

Im Dokument Der sogenannte und weitere (Seite 37-41)

Ebenfalls in einer Sammlung klösterlicher Quellen und ebenfalls im heutigen Ober-österreich ist die singuläre Überlieferung der Inschrift CIL III 5630 zu finden. Es handelt sich dabei um einen um oder bald nach 1200 entstandenen Pergamentcodex aus dem Stift Lambach – C(odex) m(embraneus) L(ambacensis) LIV – der vor allem die vita und miracula des Stiftsgründers Adalbero von Würzburg, eine Abtreihe sowie Abschriften der wichtigsten Urkunden enthält.97 Die Inschrift wurde dort auf dem ursprünglich leer gebliebenen fol. 33r hinzugefügt.

Die Angabe von Erich Trinks, wonach der Eintrag aus dem 15. Jahrhundert stammt98, gilt allerdings nur für die später hinzugefügte Überschrift („Hoc epithaphium scultum est in antiquo lapide huius monasterii“) sowie für den nachstehenden Beginn einer Ur-kundenabschrift („Nos Sigmarus dei gratia ecclesiae lambacensis Abbas totusque con-ventus“). Die Wiedergabe des Inschrifttextes stammt wie die zugehörige interlineare Auflösung des gesamten Textes aus einer Hand des 14. Jahrhunderts. Die Datierung der die originale Capitalis monumentalis möglichst getreu nachahmenden Kapital-schrift ist naturgemäß schwierig, im vorliegenden Fall jedoch mit der interlinear verwendeten Minuskelschrift zu verbinden. Aus rein paläographischer Sicht wäre diese auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zu datieren, doch dürfte es sich dabei nur

93 Vgl. Mitth. d. Centralcomm. N. F. 2 (1876) 17. Das entsprechende Urteil dürfte ausschließlich an-hand einer Photographie gefällt worden sein. Auch bei Uiblein, Carnuntum 96, Anm. 6, ist noch von einem „Bildgrabstein“ die Rede.

94 Eine Differenz von 0,14 m in der Länge ist auch dann zuviel, wenn man die schweren Bestoßun-gen an der Dreifigurenstele berücksichtigt.

95 Siehe dazu im Detail Stefan Traxler, Die römischen Grabdenkmäler von Lauriacum und Lentia (FiL 14), Linz 2009, 91–93 (Enns G 36) und 199–120 (Enns G 53).

96 Eckhart, Laurentius-Kirche 48.

97 Zum Inhalt der Handschrift siehe umfassend Erich Trinks, Die Gründungsurkunden und Anfänge des Benediktinerklosters Lambach, in: JOÖMV 83 (1930) 75–152, hier S. 109 ff.; als grundlegend ist auch Lhotsky, Quellenkunde 210–212, zu nennen. Newald, Humanismus in OÖ 169, Anm. 50, spricht irrtümlicherweise von „mscr. membr. 50“.

98 Siehe vorherige Anmerkung.

um den Zeitraum handeln, in dem der Autor dieser Zeilen schreiben gelernt hat.99 Die Abschrift ist offensichtlich erst im Jahr 1398 entstanden, was aus dem Zusatz

„a(nno) 98vo“ hervorgeht. Eine Identifizierung der Hand ist leider nicht möglich, obwohl der Eintrag mit den Initialen „FM“ versehen ist.100

Abb. 3: CmL LIV, fol. 33r (vgl. Taf. 2)

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die bisher wenig beachtete Abschrift überaus sorgfältig erstellt wurde und zweifellos das damals im Stift befindliche Original Pate stand. Denn während weitere römerzeitliche Überreste erst 1959 im unterirdischen Mauerwerk des Kirchturmes zum Vorschein kamen, hatte der Stein über lange Zeit einen besseren Platz im Stift gefunden und kam zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in das Stadtmuseum in Wels.101

99 Dies ist aus der parallelen Verwendung von i-Punkten und i-Strichen zu schließen. Sonja Reisner (Universität Wien) gebührt an dieser Stelle mein herzlicher Dank für ihre fachliche Meinung zur Datierungsfrage der Abschrift.

100 Nach freundlicher Auskunft von Christoph Stöttinger (Stift Lambach) kommen namentlich einige Mönche in Frage. Mangels eindeutiger Schriftzuweisungen können jedoch keine fundierten Ver-gleiche angestellt werden.

101 Noch im Jahre 1930 war er im Kreuzgang des Stiftes Lambach aufgestellt. Siehe Lothar Eckhart, Gedanken über Römersteine in alten Kirchen, in: JOÖMV 119 (1974) 29–38, v. a. 29 und 33.

Abb. 4: CIL III 5630 = lupa 4528 (Stadtmuseum Wels, Minoritengebäude)

Nicht zuletzt durch die gute Sicht- und Lesbarkeit des Steines ist dem Schreiber eine qualitativ sehr hoch stehende Abschrift gelungen. Er geht zwar nicht auf die Zeilen-trennung des Originals ein, bemüht sich jedoch sichtlich um die korrekte Wiedergabe des Wortlautes einschließlich der zahlreichen Ligaturen. Bei „Mansueti“ (Z. 5) gelang ihm sogar die einwandfreie Wiedergabe der schwierigen Wortendung, doch am Wortanfang unterlief ihm der Lapsus, anstelle der Ligatur von „A“ und „N“ den Buchstaben „A“ in das voranstehende „M“ einzuschreiben. Mit der Wiedergabe der beiden Formen des Namens „Orgetia“, insbesondere mit dem auf dem Stein nach links ausgerichteten „E“, hatte er ebenfalls geringe Schwierigkeiten. Doch auch wenn die Ligaturen nur teilweise korrekt wiedergegeben wurden, ist nicht zu bezweifeln, dass der Schreiber den epigraphischen Text in seiner Gesamtheit lesen und – mit hoher Wahrscheinlichkeit – auch verstehen konnte.

Die Identität des Schreibers kann wie erwähnt nicht eruiert werden, ebenso wenig jener Hand, welche im 15. Jahrhundert die Erklärung, worum es sich bei dem nach-folgenden Dokument handelt und wo dieses zu finden ist, hinzugefügt hat. Es handelt sich dabei jedenfalls um einen weiteren Beleg für frühes und reges huma-nistisches Interesse im Stift Lambach.102

Ein Vergleich der Inschriftenwiedergabe im Lambacher Codex und in den übrigen bisher bekannten Überlieferungsträgern des ausgehenden 15. bzw. beginnenden 16. Jahrhunderts erbrachte weitere bemerkenswerte Ergebnisse. Interessanterweise wird nämlich in einer Peutinger-Handschrift nur der Text dieser Inschrift ähnlich wie

102 Bald nach der Wende zum 16. Jh. wurde Konrad Celtis von seinem Schüler und damaligen Prior des Stiftes Paul Graf(f) gebeten, ein Epigramm auf den Klosterstifter Adalbero zu verfassen.

Dieses Epitaphium wurde sogar auf dem Spiegelblatt des Vorderdeckels desselben Codex (CmL LIV, fol. 1v) eingetragen. Siehe dazu vorläufig Georg Wacha, St. Adalbero – sein Grab in Lambach und Epigramme von Konrad Celtis für Oberösterreich, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich 39 (1989), Heft 1, 43–46 sowie Lhotsky, Quellenkunde 211. Demnächst dazu ausführlich Andreas Zajic, Epigramm und Epitaph. Celtis, Cuspinian und der Humanismus am Hof Maximilians I., in der Reihe Singularia Vindo-bonensia, hrsg. von Christian Gastgeber und Elisabeth Klecker.

im CmL LIV zweifach wiedergegeben: Zunächst in der dem Original entsprechenden Buchstabenform, gefolgt von einer vollständigen Auflösung in Minuskelschrift.103 Ein engerer Zusammenhang zwischen den beiden Handschriften ist dennoch nicht ge-geben, wie allein die im Peutinger-Codex berücksichtigte und im Lambacher Manu-skript fehlende Ligatur für „item“ (Z. 2) sowie die unterschiedliche Ligatur bei

„Mansueti“ (Z. 5) offenbart.

Zu Peutingers Sammlung im Cod. H 24 (fol. 55rb-va) sowie zu einem Beleg von Johannes Choler104 besteht jedoch offenbar eine engere Beziehung, da diesen drei Handschriften nicht nur dieselbe fehlerhafte Ligatur bei „Mansueti“ gemein ist (es wurden irrtümlich die Buchstaben „M“ und „A“ anstelle von „A“ und „N“ ver-bunden), sondern auch bei der zweiten Nennung des Namens „Orgetia“ zusätzlich zur Ligatur von „E“ und „T“ ein weiteres „E“. Dieser Umstand ist insofern hervor-zuheben und in alle künftigen Beobachtungen zu integrieren, als Peutinger und Choler an dieser Stelle bisher der sogenannte Antiquus Austriacus als Quelle zuge-schrieben wurde.105

103 SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 108r. Siehe dazu ausführlich Kap. 8.1.

104 CLM 394, fol. 135v.

105 Siehe CIL III 5630 und Kap. 11.2.

Im Dokument Der sogenannte und weitere (Seite 37-41)