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3.2 Experte II

3.2.1 Intertek

Das Unternehmen wurde 1911 gegründet. Seitdem vertrauen Organisationen auf der ganzen Welt auf Intertek, wenn es um die Gewährleistung der Qualität sowie die Sicherheit von Produkten, Prozessen und Systemen geht.

Das Leistungsangebot von Intertek reicht über das reine Angebot von Prüfun-gen, Inspektionen und Zertifizierungen von Produkten hinaus. Die Gesellschaft hilft Organisationen, ihre Leistung zu verbessern sowie ihre Fertigungs- und Lo-gistikprozesse effizienter zu gestalten. Außerdem hilft sie, Markthindernisse zu überwinden und Risiken zu reduzieren. Das Ziel ist es, Kunden durch die ange-botenen Dienstleistungen zu unterstützen, sei es durch das Steigern des Markt-werts ihrer Produkte, das Verschaffen eines Wettbewerbsvorteils und/oder das Fördern des Ansehens ihrer Marken.

Intertek bezeichnet sich auf seiner Homepage als Branchenführer. Für die Ge-sellschaft sind mehr als 35.000 Mitarbeiter an 1.000 Standorten in über 100 Län-dern tätig. Sie verfügt über ein breites Spektrum an Akkreditierungen, Anerken-nungen und Zulassungen sowie über viel Wissen und Know-how. (vgl. Intertek Holding Deutschland GmbH (o.J.))

4 Ergebnisse

Nach Auswertung der Literaturrecherche, der Kennzahlen und der umfangrei-chen Erkenntnisse der Experteninterviews hat sich herausgestellt, dass die Nor-men eines QM-Systems der NorNor-menreihe 9000ff. auf Textilunternehmen im vollen Umfang anwendbar sind. Im Rahmen der Masterthesis haben sich dafür drei Gründe herauskristallisiert:

1. Anwendungsbereich der ISO-Norm 9001

Im Kapitel 1.2 der Norm 9001 wird deutlich gemacht, dass die Norm allgemein gehalten und auf alle Organisationen anwendbar ist, dabei ist die Art und Größe der Organisation unerheblich. Dabei wird auch die Produktart nicht durch die Norm eingegrenzt. Können jedoch Anforderungen, sei es durch die Organisa-tion selbst oder durch das Produkt, nicht erfüllt werden, kann laut Norm hierfür ein Ausschluss in Betracht kommen. (vgl. DIN EN ISO 9001:2008, 2008, S. 13) Werden Anforderungen nicht erfüllt, wurde durch die Experten empfohlen, die Abweichungen schriftlich festzuhalten und eine plausible Begründung anzuge-ben, damit gezeigt werden kann, dass die Organisation selbstständig diese Defi-zite erkannte.

In der Textilbranche könnte eine Abweichung in nicht genormten Messverfah-ren bestehen. Beispielsweise wurde hier die haptische Untersuchung von textilen Produkten angeführt. Diese doch sehr subjektive Beurteilung durch Mitarbeiter ist kein genormtes Messverfahren und die Ergebnisse können je nach Mitarbei-ter anders ausfallen. Eine Empfehlung der Experten für die Textilindustrie ist, dass alternative Messverfahren aufgezeigt werden, die dann immer nach demsel-ben Prinzip verlaufen.

2. Erfahrungen der Experten

Im Rahmen der wissenschaftlichen Methode wurden zwei Experten befragt, ob ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 in Textilunternehmen umsetz-bar sei und welche Voraussetzungen hierfür geschaffen werden müssen. Einer der Befragten ist als Berater für ein Unternehmen tätig, das bei der Implemen-tierung eines QM-Systems behilflich ist. Der Experte hat die ISO-Norm dahin-gehend bestätigt, dass sie für alle Organisationen und Produkte anwendbar sei.

Aus seiner Erfahrung heraus hat er noch nie erlebt, dass sich in einer

49 Organisation kein QM-System implementieren lässt. Eine Zertifizierung ist so-mit definitiv möglich, auch für die Textilindustrie.

Der zweite Fachexperte führt im Auftrag einer Zertifizierungsgesellschaft ex-terne Audits durch. Somit konnte die Untersuchung aus der anderen Perspektive beleuchtet werden. Aus seiner beruflichen Erfahrung als Zertifizierer sind ihm keine Organisationen bekannt, die sich nicht zertifizieren ließen. In der Vergan-genheit habe sich lediglich gezeigt, dass einige Organisationen besser auf ein Zertifizierungsaudit vorbereitet gewesen seien als andere. Die Gefahr habe darin bestanden, dass ein Wiederholungsaudits habe stattfinden müssen.

Beide Experten haben unabhängig voneinander angemerkt, dass die ISO-9000ff.-Normen sehr allgemein gehalten seien und sich jede Organisation und deren Produkte und Dienstleistungen hierin wiederfinden können. Aus ihrer Sicht sind die Norm „lapidar“ und „wischi waschi“ verfasst. Wie eine Organisa-tion ein QM-System in ihrem Umfeld etabliere, lasse die Norm offen. Die Nor-men gäben den Organisationen lediglich einen Leitfaden an die Hand.

3. Kennzahlen der ISO

Die Kennzahlen der ISO bestätigen, dass eine Umsetzung der Normen in der Textilindustrie umsetzbar ist. Demnach wurden im Jahr 2012 weltweit 15.196 Zertifikate in der Textilbranche ausgestellt. Dies ist jedoch nur ein kleiner Anteil, wenn man sich die Gesamtzahl der ausgestellten Zertifikate von 1.101.272 be-trachtet. (vgl. International Organization for Standardization (ISO) 2013a) Es zeigt jedoch, dass ein QM-System und eine Zertifizierungsaudit möglich sind.

Die Experten sehen den kleinen Anteil der Textilindustrie darin begründet, dass viele Textilunternehmen in einem QM-System keine erkennbaren Vorteile, son-dern eher nur den hohen Aufwand und die Kosten sehen. Ein weiterer Grund ist, dass die Forderungen der Kunden nach einem QM-System gegenüber den Textilunternehmen nicht immer gegeben sind. Für die Automobilbranche ferti-gende Textilunternehmen ist eine Zertifizierung sogar vorgeschrieben. Sobald bei textilen Produkten sicherheitsrelevante Eigenschaften verlangt werden, wird meist ein QM-System nach Norm 9000ff. verlangt. Sicherheitsrelevante Texti-lien in AutomobiTexti-lien ist z.B. der Sicherheitsgurt oder Sitzbezüge die schwer ent-flammbar sein müssen, um nur zwei Beispiele der vielen zu nennen.

Dies kann an folgendem Unternehmensbeispiel verdeutlicht werden. Die Lauf-fenmühle GmbH & Co. KG ist eine der ersten Spinnwebereien in Europa, die

sich zertifizieren ließ. Das Unternehmen besitzt seit 1992 ein Zertifikat nach ISO 9001 und hat sich in Deutschland als Marktführer im Bereich der Berufsbeklei-dung einen Namen gemacht. Darüber hinaus sind ihre Produkte mit einem Ex-portanteil von 50 % auch im Ausland bekannt. (vgl. Lauffenmühle GmbH &

Co. KG 2013b) Das Lauchringener Unternehmen vertreibt außerdem Hygiene- und Healthcare-Produkte. (vgl. Lauffenmühle GmbH & Co. KG 2013a) Ein weiteres Unternehmen, dass nach ISO 9001 zertifiziert ist ist die Trevira GmbH, die Garne für die Automobilindustrie herstellt.

Durch eine Zertifizierung und gleichzeitige Audits kann gegenüber Kunden be-wiesen werden, dass alle internen sowie auch rechtlichen Anforderungen an ein QM-System und an die Produkte eingehalten werden. Der positive Effekt ist, dass die Kundenzufriedenheit dadurch erhöht wird.

Auf Grundlage der Ergebnisse kann festgehalten werden, dass die Normen 9000ff. auf die Textilindustrie anwendbar sind. Im Verlauf der Experteninter-views hat sich herausgestellt, dass gewisse Voraussetzungen für die Implemen-tierung eines QM-Systems zu erfüllen sind. Es wurde durch die Experten deut-lich gemacht, dass eine geeignete Dokumentation und dessen Verwaltung für ein QM-System unabdingbar sind. Ein wichtiges Element ist hierbei das QM-Hand-buch, da dieses die Vertragsgrundlage zwischen Kunden und Lieferanten ist.

Daher sollte eine Organisation viel Energie und Professionalität in die Erstellung und Weiterentwicklung des Leitfadens aufwenden. Der Dokumentation und dem Leitfaden sollten in international tätigen Textilunternehmen eine besondere Aufmerksamkeit zukommen, so die beide Experten.

Die Auswahl von geeigneten Auditoren lag den Experten sehr am Herzen. An dieser Stelle könnten Unternehmen falsche Entscheidungen treffen und die Im-plementierung eines QM-Systems verzögern oder sogar behindern, so die Ex-perten. Aus diesem Grund befasst sich das Kapitel „Auswahl geeigneter Audi-toren“ explizit mit der Thematik.

Die oberste Leitung ist maßgeblich für die Einführung eines Systems nach ISO 9000ff. und dessen Erfolg verantwortlich. Nur durch eine ausreichende Unter-stützung vonseiten der Unternehmensleitung während des Implementierungs-prozesses kann ein QM-System erfolgreich entstehen und sich weiterentwickeln.

Die Experten machten deutlich, dass ein QM-System nur Sinn mache, wenn

51 dieses auch von der obersten Leistung gelebt werde, dazu gehöre auch, dass diese sich auch auditieren ließe.

Aus diesem Grund werden die genannten Voraussetzungen in den nächsten Ka-piteln aufgegriffen und näher beleuchtet. Eine Möglichkeit einer geeigneten Do-kumentation des QM-Systems in Textilunternehmen wird aufgezeigt. Um die Auswahl von Auditoren in der Textilbranche zu erleichtern, befasst sich ein Ka-pitel mit der Thematik. Ein Kostenplan soll exemplarisch veranschaulichen, wel-che Kosten zur Einführung eines QM-Systems aufgewendet werden müssen.

Die Kosten und Nutzen können als Entscheidungshilfe für Unternehmenslei-tungen von Textilunternehmen herangezogen werden, die eine Einführung eines QM-Systems beabsichtigen.