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Indikatoren: „Gesprächsbereitschaft“ und „Arztbriefe“

Teilnehmer nach Fachrichtung und Position

III.4.3 Dimension: Kollegialität

III.4.3.1 Indikatoren: „Gesprächsbereitschaft“ und „Arztbriefe“

In diesem Teil der Auswertung werden zwei Indikatoren der Dimension „Kollegialität“ abgehan-delt. Dabei besteht der erste Indikator, die „Gesprächsbereitschaft“, aus drei Items. Zwei von ih-nen stellen Plausibilitätsfragen dieser Dimension dar, und werden in der Auswertung der freien Kommentare auch zusammen ausgewertet. Bei dem zweiten Indikator, bestehend aus zwei Fra-gen, wird das Verhalten der niedergelassenen Ärzte bezüglich der von den Krankenhausärzten geschriebenen Arztbriefe untersucht.

III.4.3.1.1 Deskriptive Statistik

Bei der Darstellung der statistischen Eckdaten fällt auf, dass die Anzahl der zu verwertenden Antworten bei den Fragen des Indikators der „Gesprächsbereitschaft“ höher liegt als bei der Be-urteilung der Reaktion auf die „Arztbriefe“. Die Mediane der Fragen, die den Indikator „Ge-sprächsbereitschaft“ abbilden, werden positiv beurteilt. Für die Frage 03 bedeutet dies, dass sich das Quantil 25% bei Punkt 1 und der Wert des Medians und der des Quantils 75% bei Punkt 2 decken. Die beiden anderen Fragen dieses Indikators stellen sich ähnlich dar, wobei die Fragen 46 und 54 etwas breiter nach rechts streuten.

Deskriptive Statistik: Dimension „Kollegialität“

Indikator: „Gesprächsbereitschaft“

Frage N Median Spannweite Minimum Maximum Perzentile

Gültig Fehlend 25 50 75

Frage03 150 4 2 4 1 5 1 2 2

Frage46 146 8 2 5 1 6 2 2 4

Frage54 144 10 2 5 1 6 2 2 3

Indikator: „Reaktion auf Arztbriefe“

Frage N Median Spannweite Minimum Maximum Perzentile

Gültig Fehlend 25 50 75

Frage48 134 20 4 5 1 6 2,75 4 5

Frage58 139 15 4 5 1 6 3 4 5

Tabelle 5

Antworttendenzen der Fragen im Kontext mit den freien Kommentaren Demgegenüber werden die Werte der Fragen 48 und 58 von allen Krankenhausärzten schlechter beurteilt. Dabei liegt der Median beider Fragen bei 4,0 und auch die Quantile entsprechen sich fast, indem sie Werte um einen Punkt nach oben und unten annehmen (Tabelle 5).

Häufigkeitsdiagramm : Dimension:

Indikator: „Kollegialität“

„Gesprächsbereitschaft“ und

„Reaktion auf Arztbriefe“

1 2 3 4

5 6 Frage03

Frage46 Frage54

Frage48 Frage58

0 10 20 30 40 50 60 N 70

Abbildung 7

In der graphischen Darstellung wird ebenfalls deutlich, dass die Tendenzen dieser beiden Indika-toren in unterschiedliche Richtungen gehen, so dass sich schon hier zeigt, dass die IndikaIndika-toren nicht der gleichen Dimension zugeordnet werden können. Letztlich wird dies aber erst nach dem Verfahren der Fragenelimination und der Reliabilitätsanalyse dieser Dimension entschieden (Ab-bildung 7)

III.4.3.1.2 Freie Kommentare und Kontexte zum standardisierten Fragebogen

Wie bereits erwähnt, werden die freien Kommentare der Fragen 03 und 54 gemeinsam abgehan-delt. Insgesamt sind sieben Statements zu verzeichnen, die sich in einem Verhältnis von drei zu vier auf die o.g. Fragen aufteilen. Die aussagerelevanten Statements deuten darauf hin, dass die niedergelassenen Kollegen in der Regel nicht zurückrufen. Dabei werden wenige „Ausnahmen“

hervorgehoben, aber meist darauf verwiesen, dass man „noch nie einen Rückruf erhalten habe“.

Ein leitender Internist stellt fest, dass der fehlende Rückruf „im Gegensatz zu früher leider zu-nehmend zutrifft“. Insgesamt wird auch bei diesem Aspekt auf die große Streubreite im Verhalten der niedergelassenen Kollegen hingewiesen, wobei dies die einzige Aussage der Frage 46 ist.

Antworttendenzen der Fragen im Kontext mit den freien Kommentaren Freie Kommentare zur Dimension „Kollegialität“

3 2 1

5 1

4 3 3

6 5 8

8 5 5

0 5 10 15 20

Frage 03 Frage 46 Frage 54 Frage 48 Frage 58

Gesprächsbereitschaft Reaktion auf Arztbrief

Konkrete Antwort Vage Antwort Keine Antwort N

Abbildung 8

Demgegenüber zeigt sich aber bei den standardisierten Antworten eine andere Tendenz, denn hier werden im wesentlichen alle drei Items positiv beurteilt. Insgesamt sind die nur sieben negativen Kommentare auf vier Teilnehmer zurückzuführen. Der standardisierte Frageteil wird von der Mehrzahl der Befragten beantwortet. Demnach muss davon ausgegangen werden, dass dieser In-dikator im wesentlichen auf der Grundlage der Ergebnisse der Likert-Skala bewertet werden soll-te.

Bei dem Indikator „Reaktion auf die Arztbriefe“ fällt auf, dass besonders viele Ärzte Anmerkun-gen zu diesem Thema machten. Von den insgesamt 37 Kommentaren der FraAnmerkun-gen 48 und 58 konnte jedoch nur ein Anteil von 14 Bemerkungen der inhaltlichen Auswertung zugeführt wer-den. Dabei zeichnet sich in Frage 48 ab, dass ein Assistenzarzt „noch keine Klagen gehört hatte“, da sich die niedergelassenen Ärzte kaum direkt beschweren. Nach der Darstellung eines leitenden Gynäkologen sind „negative Rückmeldungen selten und wenn sie ausgesprochen würden, wären sie auch meistens begründet und zu Recht vorgetragen“. Diese Äußerung wird unterstützt durch weitere Meinungen, z.B. dass „es keine Rückmeldung gibt“ oder „es erst einmalig eine negative Rückmeldung gegeben habe“. Ein Kommentar bittet „bei der Flut von zu diktierenden Briefen um Verständnis für Verzögerungen und „gegebenenfalls um eine telefonische Nachfrage“. Eine wei-ter Äußerungen deutet darauf hin, dass eine „Kritik an den Briefen durchaus erwünscht“ wäre.

Diese Antwort leitet zu Frage 58 über, die die Toleranz gegenüber verspäteten Arztbriefen be-trifft. Hier sind die Beantwortungsansätze unterschiedlich. Während ein Internist in leitender Po-sition bemerkt, dass es ihn „wundere, dass keiner meckert“, ist ein Gynäkologe der gleichen Hier-archiestufe der Ansicht „dass es in 99% gelänge, verspätete Arztbriefe zu verhindern“. Die

restli-Antworttendenzen der Fragen im Kontext mit den freien Kommentaren chen auszuwertenden Antworten wurden von Internisten gemacht. Dabei wird den niedergelasse-nen Ärzten unterstellt, dass „sie aufgrund des Wissens um die Überlastung der Assistenzärzte“

aber nur „unter Schmerzen“ diesen Engpass tolerieren. Da es aber aus Sicht der niedergelassenen Kollegen durchaus „verständlich ist, dass die Arztbriefe vorliegen, wenn sich die Patienten post-stationär vorstellen“, werden von einigen internistischen Abteilungen „ausführliche handschriftli-che Berichte erstellt und dem Patienten mitgegeben“.

Der standardisierte Frageteil veranschaulicht, dass die meisten Krankenhausärzte der Überzeu-gung sind, dass sich die niedergelassenen Ärzte weder bei der Kritik bezüglich der Artbriefe zu-rückhalten, noch verspätetet Briefe tolerieren. Diese beiden unterschiedlichen Aussagerichtungen in Einklang zu bringen scheint auf den ersten Blick schwierig. Ein möglicher Ansatz wäre, dass die inhaltliche Kritik bzw. die Verspätung der Arztbriefe durch die niedergelassenen Ärzte nicht offen angesprochen werden, jedoch von den Krankenhausärzte emphatisch wahrgenommen wer-den. Wäre dies der Fall, so wäre hier sowohl ein Mangel an Kommunikation, als auch an Kolle-gialität offensichtlich. Ein weiterer Ansatz wäre, dass die Krankenhausärzte ihren eigenen Maxi-men, nämlich Arztbriefe schnell und kompetent zu schreiben, nicht gerecht werden, und dies auf die niedergelassenen Ärzte übertragen (Abbildung 8).

III.4.3.2 Indikatoren: Finanzielle Konkurrenz und Vertrauensverhältnis III.4.3.2.1 Deskriptive Statistik

Die Anzahl der auswertbaren Angaben aus dem standardisierten Fragebogen liegt bei dem Indi-kator „Finanzielle Konkurrenz“ bei 135 bzw. 139 Antworten, bzw. bei dem IndiIndi-kator „Vertrau-ensverhältnis“ zwischen 138 und 140.

Deskriptive Statistik: Dimension „Kollegialität“

Indikator: „Finanzielle Konkurrenz“

Frage N Median Spannweite Minimum Maximum Perzentile

Gültig Fehlend 25 50 75

Frage07 135 19 2 5 1 6 2 2 4

Frage64 139 15 3 5 1 6 2 3 4

Indikator: „Vertrauensverhältnis“

Frage N Median Spannweite Minimum Maximum Perzentile

Gültig Fehlend 25 50 75

Frage17 138 16 3 5 1 6 2 3 5

Frage33 139 15 4 5 1 6 3 4 5

Frage73 140 14 2 5 1 6 2 2 3

Tabelle 6

Bei den beiden Fragen, die den Bereich der „Finanziellen Konkurrenz“ ansprechen, unterscheiden sich zwar die Mediane, dennoch entsprechen sich die Werte der Quantile 25% und 75%. Aus

Antworttendenzen der Fragen im Kontext mit den freien Kommentaren sem Grund kann davon ausgegangen werden, dass sich die Antworttendenzen der beiden Fragen entsprechen. Da die Lagemaße dieser beiden Verteilungen sich relativ symmetrisch zwischen den Punktwerten 2–4 befinden, ist anzumerken, dass die Fragen selber keine polarisierenden Ergeb-nisse zeigen.

Bei den Fragen die den Indikator „Vertrauensverhältnis“ abbilden sollen wird erkennbar, dass alle drei Mediane voneinander differieren. Dabei stellt sich Frage 73 wesentlich besser dar. Eine fach-lich sachfach-liche Diskussion wird zwischen den beiden Ärztegruppen geführt. Die Fragen 17 und 33 stellen die gleichgerichteten Plausibilitätsfragen dieser Dimension dar. Bei der Auswertung zeigt sich, dass Frage 33 schlechter bewertet wird, aber dennoch wird eine gleiche Tendenz erkennbar.

Insgesamt werden diese Items von den Befragen indifferent bis schlecht beurteilt. Das bedeutet, dass zwar fachliche Differenzen sachlich diskutiert werden, aber nicht davon ausgehen, dass eine kollegiale Basis auszumachen ist, auf der Behandlungsfehler offen diskutiert werden könnten (Tabelle 6).

Häufigkeitsdiagramm : Dimension:

Indikator:

„Kollegialität“

„Finanzielle Konkurrenz“ und

„Vertrauensverhältnis“

1 2 3 4

5 6 Frage07

Frage64

Frage17 Frage33

Frage73

0 10 20 30 40 50 60 70 N 80

Abbildung 9

In der graphischen Darstellung zeigt sich bei den Balkendiagrammen, dass alle Fragen dieser bei-den Indikatoren bei-den gesamten Bereich der Werte der Likert-Skala ausschöpfen. Weiterhin kommt die besonders bereite Streuung der Fragen 17, 33 und 64 zur Darstellung. Demgegenüber ist die Linksverschiebung der Werte der Fragen 07 und 73 deutlich erkennbar (Abbildung 9).

Antworttendenzen der Fragen im Kontext mit den freien Kommentaren III.4.3.2.2 Freie Kommentare und Kontexte zum standardisierten Fragebogen

Bei dem Indikator „Finanzielle Konkurrenz“ werden jeweils 3 valide Antworten zu den Fragen 07 und 64 abgegeben. Dieses Thema stößt eindeutig auf einen gewissen Widerstand, was auch an der geringen Anzahl der auswertbaren Antworten im standardisierten Fragebogen (A135) bei der Fra-ge 07 zu erkennen ist. Über die Hälfte der Antworten unterstreicht, dass sie diese FraFra-ge nicht be-werten können, andere werfen den Untersuchern eine „Suggestivfrage“ vor. Bei der Frage 07 räumt ein Arzt in einer leitenden Position ein, dass es diesbezüglich wenige Ausnahmen gäbe.

Zwei Assistenzärzte drücken sich ebenfalls vorsichtig aus. Während einer der Ansicht ist, dass

„dies bisweilen offensichtlich ist, sich jedoch nicht in Zahlen ausdrücken lässt“, meint ein anderer, dies „sei nicht zu pauschalisieren, dennoch träfe es sicherlich auf manche Kollegen zu.“ Im Be-reich des standardisierten Fragebogens zeigt sich eine eher positive Antworttendenz, woraus sich eine frühzeitige Überweisung des Patienten ins Krankenhaus schließen lässt.

Die Frage 64, die sich provokant mit dem „Patient als Besitz“ auseinandersetzt, lehnt ein Facharzt rigoros ab und ist der Ansicht, dass „die Niedergelassenen dies sicherlich nicht tun“. Dennoch berichtet ein Chirurg darüber, dass „von einigen Kollegen häufig Beschwerdeanrufe kommen, wenn der Krankenhausarzt einen Patienten zur eigenen Kontrolle noch einmal ambulant einbe-stellt“. Die letzte auszuwertende Aussage kommt von einem leitenden Gynäkologen, der „einen gewissen Besitzanspruch nicht als negativ empfindet, da es ja auch oft Engagement der Nieder-gelassenen für ihre Patienten zeige“. Im standardisierten Frageteil ist die Ambivalenz, die sich bei den freien Kommentaren zeigt, ebenfalls ersichtlich. Hierbei wird deutlich, dass die deskriptive Statistik diesen Aspekt im schwach positiven Bereich ansiedelt.

Der letzte Indikator besteht aus drei Fragen, bei denen es um die Einschätzung des gegenseitigen Vertrauens zwischen ambulantem und stationärem Bereich geht. Von den insgesamt 39 freien Meinungen können nur sechs der Kategorie der konkreten Aussagen zugeordnet werden. Bei Fra-ge 17 wird ein solches Vertrauensverhältnis bei einem Assistenzarzt von der „Persönlichkeit des jeweiligen Kollegen“ abhängig gemacht. Ein zweiter Assistenzarzt geht davon aus, dass „ein sol-ches Vertrauensverhältnis nicht besteht“. Eine Aussage, die der Kategorie 2 zugeordnet wurde, besagt, dass der entsprechende Arzt „die Ängste niedergelassener Kollegen vor Eingestehen von Fehlbehandlungen“ nicht kennt. Bei Frage 33 verweist der Kommentar häufig auf Frage 17. Ein leitender Internist räumt ein Vertrauensverhältnis in „wenigen Ausnahmen ein, und das meist nur bei gleichzeitig persönlicher Beziehung“. Die Auswertung der standardisierten Fragen spiegelt dieses Ergebnis exakt wider, denn hier werden die Fragen 17 und 33 annähernd gleich beurteilt.

Antworttendenzen der Fragen im Kontext mit den freien Kommentaren Die Frage 73 untersucht, inwieweit über fachliche Differenzen mit den niedergelassenen Ärzten sachlich diskutiert wird. Dabei scheint es so zu sein, dass ein Gespräch nur auf der „Chef- bzw.

Oberarztebene stattfindet“, und wenn es stattfindet, es auch konstruktiv ist. Ob es aber stattfindet

„hängt von den Empfindlichkeiten der Einzelpersonen ab“. Insgesamt weist aber auch die stan-dardisierte Beurteilung darauf hin, dass solche Gespräche durchaus konstruktiv sein müssen, denn sowohl der Median als auch die Quantile 25% und 75% haben hier die niedrigsten Werte in Bezug auf alle Items dieser Dimension (Abbildung 10).

Freie Kommentare zur Dimension „Kommunikation“

3 2 7

3 1 3

2 4 8

1 9 2

3 4 6

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Frage 07 Frage 64 Frage 17 Frage 33 Frage 73 Konkrete Aussage Vage Aussage Keine Aussage

Finanzielle Konkurrenz Vertrauen

Abbildung 10