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Hypothese 1: Wirkm¨ achtigkeit analytischer Psy- Psy-chotherapien auf die pers¨ onlichkeitsstrukturelle

Fragestellungen und abgeleitete Hypothesen

Im folgenden Kapitel werden die Arbeitshypothesen dieser Arbeit dargestellt. Sie wurden zum einen aus theoretischen ¨Uberlegungen zum anderen aus der aktuellen Forschungsli-teratur abgeleitet. Zwei Teilhypothesen (2b und 2c) entstanden nach Untersuchung des geordneten Datenmaterials und wurden Post-hoc formuliert.

3.1 Hypothese 1: Wirkm¨ achtigkeit analytischer

Wahrnehmung der Affekte, Intentionen und Eigenschaften Anderer, die F¨ahigkeit, Bindun-gen einzugehen und zu l¨osen etc. ausgebildet und stabilisiert werden. Diese Dispositionen gelten als Grundvoraussetzungen f¨ur die best¨andige Regulation sowohl des intrapsychischen als auch des interpersonellen Gleichgewichts. Je nach St¨orungsbild bzw. Art der St¨orung des Patienten ist das Gewicht der Struktur- oder Konfliktanteile unterschiedlich.

Mit Hilfe der ersten Hypothese dieser Arbeit wird also untersucht, ob in den untersuch-ten psychoanalytischen Langzeittherapien positive signifikante strukturelle Ver¨anderungen bzw. Umstrukturierungen im psychoanalytischen Sinne bez¨uglich der Beziehung, der in-trapsychischen Konflikte und der strukturellen F¨ahigkeiten der Patienten stattgefunden haben. Da zwischen den beiden Aspekten der Ver¨anderung deutlich unterschieden werden muss, wird die erste Hypothese in zwei Teilhypothesen aufgeteilt. Hypothese 1a untersucht die signifikanten positiven strukturellen Ver¨anderungen, Hypothese 1b die Umstrukturie-rungen. Warum eine solche Unterscheidung wichtig ist und wie diese zwei Aspekte metho-disch unterscheidbar sind, wird am Anfang des Unterkapitels 5.1 beschrieben. Insgesamt soll mit der ¨Uberpr¨ufung dieser beiden Teilhypothesen ein Beitrag zur Erforschung der Wirksamkeit psychoanalytischer Langzeitpsychotherapien geleistet werden.

Die strukturellen Ver¨anderungen und die Umstrukturierungen lassen sich mit Hilfe eta-blierter und validierter Instrumente, der OPD-1 (OPD, 2004) und der auf ihr aufbauenden HUSS (Rudolf u. a., 2000), qualitativ und quantitativ in einem Pr¨a-Post-Design erfassen.

Beide Instrumente werden im Unterkapitel 4.2 dieser Arbeit detailliert dargestellt.

Diese Arbeit baut bez¨uglich der ersten Hypothese auf zwei Vorg¨angerstudien aus dem MB-WP auf:

H¨ummeler untersuchte 2009 in ihrer Dissertationsarbeit bereits die HUSS-Ver¨anderungen der einzelnen Foki sowie auch die ¨uber alle Foki gemittelten HUSS-Ver¨anderungen bis zum Messzeitpunkt T4 (d.h. bis zur 240. Sitzung) bei 13 der 17 involvierten Patienten. Sie erforschte die individuelle ebenso wie die gruppenstatistische Ebene, aus der Offline- und aus der Online-Perspektive. Wie auch in dieser Arbeit standen HUSS-Ratings, die externe Forscher anhand der zu jedem Messzeitpunkt durchgef¨uhrten OPD-Interviews erstellten, f¨ur die Online-Perspektive. Die Offline-Perspektive bezog sich auf die Kassenantr¨age und somit auf die Sicht der Therapeuten. H¨ummeler stellte in ihrer Arbeit zusammenfassend fest, dass bezogen auf die Gesamtstichprobe und trotz starker individueller Variation der Ergebnisse bis zum Messzeitpunkt T4 in der Offline-Perspektive positive signifikante struk-turelle Ver¨anderungen gemessen werden konnten. Eine Umstrukturierung konnte jedoch bis zu diesem Messzeitpunkt bezogen auf die Gesamtstichprobe nicht beobachtet werden. Es wurde lediglich der Gesamtwert 4.2 bis zu T4 erreicht. Somit wurde der Grenzwert 5- auf der HUSS, der mit einer Umstrukturierung gleichzusetzen ist, nicht erreicht. H¨ummeler schreibt in ihrem Ausblick, dass eine Erforschung der Ver¨anderungen ¨uber T4 hinaus, also zu T5 und, wenn vorhanden, zu T6 sowie zum Katamnesezeitpunkt w¨unschenswert w¨aren (H¨ummeler, 2009). Eben dies setzt sich die vorliegende Arbeit zum Ziel.

Minow1 untersuchte 2011 in ihrer unver¨offentlichten Diplomarbeit an der gleichen Stich-probe von 17 Patienten, unabh¨angig von dieser Arbeit, die Mittelwertsunterschiede der

¨uber alle Beziehungs-, Konflikt- und Strukturfoki der Gruppe gemittelten HUSS-Werte zwischen den einzelnen Messzeitpunkten sowie zwischen T1 und T4, T1 und T5 (Thera-pieende) sowie zwischen T4 und T5 und T5 und dem Katamnesezeitpunkt, um so die Frage zu beantworten, ob diese signifikant sind. Die strukturellen Ver¨anderungen bis zu T5, aber auch bereits zu T4, konnten von ihr als signifikant best¨atigt werden. Allerdings erwiesen sich die Mittelwertsunterschiede zwischen T4 und T5 sowie zwischen T5 und T6 als nicht signifikant, so dass man insgesamt nicht davon sprechen kann, dass sie zu jedem aufeinan-derfolgenden Messzeitpunkt und zwar nicht zuf¨allig gr¨oßer wurden. Ebenso musste verneint werden, dass in dem Zeitraum zwischen Therapieende und Katamneseerhebung noch wei-tere signifikante strukturelle Ver¨anderungen bezogen auf die Gesamtgruppe und auf den Gesamt-HUSS-Wert stattgefunden haben. Minow konnte jedoch best¨atigen, dass bis zum Katamnesezeitpunkt eine Umstrukturierung im psychoanalytischen Sinne stattgefunden hat, d.h. der Wert von 5- auf der HUSS bezogen auf den gemittelten HUSS-Gruppenwert erreicht worden ist.

Die im Folgenden formulierte erste Hypothese sowie deren Teilhypothesen untersuchen ebenfalls strukturelle Ver¨anderungen auf ihre Signifikanz zwischen T1 und T4, T1 und T5 und T1 und T6. T6 ist bei den Patienten 4, 7, 15 und 20 noch eine Messung w¨ahrend der Therapie, bei den anderen Patienten, bei denen noch HUSS-Werte zu T6 vorliegen (1, 5, 6, 11, 12, 13, 14, 16, 17 und 18) jedoch bereits eine Katamneseerhebung. Auch wird,

¨ahnlich wie in den Vorg¨angerarbeiten, zu jedem dieser Messzeitpunkte untersucht, ob eine Umstrukturierung im Fokusbereich im psychoanalytischen Sinne stattgefunden hat bzw.

der HUSS-Wert 5- erreicht wurde. Der Unterschied zu den bisherigen Untersuchungen liegt darin, dass nicht Gesamt-HUSS-Werte bezogen auf die Gesamtstichprobe, sondern um die drei OPD-Achsen gruppierte HUSS-Werte auf Unterschiede bzw. ¨Ahnlichkeiten in ihrer Entwicklung untersucht werden.

Nach diesen ¨Uberlegungen wurden die nachfolgenden Hypothesen formuliert.

3.1.1 Hypothese 1a: Strukturelle Ver¨ anderung

Hypothese 1aa: Signifikante positive strukturelle Ver¨anderung zu T4

Eine psychoanalytische Langzeitpsychotherapie mit einer Dauer von ca. 240 (T4) Sitzungen f¨uhrt bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebe-ne zu eiStrukturebe-ner signifikanten positiven strukturellen Ver¨anderung im Sinne der HUSS.

1Anna-Rahel Minow

Hypothese 1ab: Signifikante positive strukturelle Ver¨anderung zu T5

Eine psychoanalytische Langzeitpsychotherapie mit einer Dauer von ca. 300 (T5) Sitzungen f¨uhrt bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebe-ne zu eiStrukturebe-ner signifikanten positiven strukturellen Ver¨anderung im Sinne der HUSS.

Hypothese 1ac: Signifikante positive strukturelle Ver¨anderung zu T6

Eine psychoanalytische Langzeitpsychotherapie mit einer Dauer von ca. 400 (T6) Sitzungen f¨uhrt bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebe-ne zu eiStrukturebe-ner signifikanten positiven strukturellen Ver¨anderung im Sinne der HUSS.

Hypothese 1ad: Signifikante positive strukturelle zum Katamnesezeitpunkt

Zum Katamnesezeitpunkt (ca. ein Jahr nach Therapieende) sind die Effekte der psychoanalytischen Langzeittherapien bez¨uglich der positiven strukturellen Ver¨anderungen bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukture-bene im Sinne der HUSS immer noch stabil.

3.1.2 Hypothese 1b: Umstrukturierung

Hypothese 1ba: Umstrukturierung zu T4

Eine psychoanalytische Langzeitpsychotherapie mit einer Dauer von ca. 240 (T4) Sitzungen f¨uhrt bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebe-ne zur Umstrukturierungen im psychoanalytischen SinStrukturebe-ne, d.h. die Stufe 5- auf der HUSS, welche mit solchen Umstrukturierungen gleichzusetzen ist, wird erreicht.

Hypothese 1bb: Umstrukturierung zu T5

Eine psychoanalytische Langzeitpsychotherapie mit einer Dauer von ca. 300 (T5) Sitzungen f¨uhrt bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebe-ne zur Umstrukturierungen im psychoanalytischen SinStrukturebe-ne, d.h. die Stufe 5- auf der HUSS, welche mit solchen Umstrukturierungen gleichzusetzen ist, wird erreicht.

Hypothese 1bc: Umstrukturierung zu T6

Eine psychoanalytische Langzeitpsychotherapie mit einer Dauer von ca. 400 (T6) Sitzungen f¨uhrt bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebe-ne zur Umstrukturierungen im psychoanalytischen SinStrukturebe-ne, d.h. die Stufe 5- auf der HUSS, welche mit solchen Umstrukturierungen gleichzusetzen ist, wird erreicht.

Hypothese 1bd: Umstrukturierung zum Katamnesezeitpunkt

Bis zur Katamneseerhebung (ca. ein Jahr nach Therapieende) kommt es bei den Patienten auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebene zu Umstrukturierun-gen im psychoanalytischen Sinne, d.h. die Stufe 5- auf der HUSS, welche mit solchen Umstrukturierungen gleichzusetzen ist, wird erreicht.

3.2 Hypothese 2: Spezifische analytische vs. unspezifi-sche allgemeine Wirkfaktoren in den analytiunspezifi-schen Psychotherapien

3.2.1 Hypothese 2a: Gr¨ oßere Adh¨ arenz mit dem psychodynami-schen Prototyp

In Hypothese 2a wird im Sinne der Adh¨arenzforschung angenommen, dass obwohl auch Elemente anderer Therapierichtungen mit in die untersuchten psychoanalytischen Thera-pien einfließen und die meisten Analytiker nicht rein analytisch arbeiten, trotzdem werden gem¨aß der Prototypenforschung mit der Methode des PQS die Prozessmerkmale psycho-dynamischer Therapien (engl. Psychodynamic Therapy (PDT)) insgesamt h¨aufiger als be-deutsam geratet als diejenige PQS-Items, welche eindeutig der kognitiv-behavioralen (engl.

CBT) oder der interpersonalen Therapien (engl. IPT) zuzuordnen sind. Hypothese 2a lau-tet demnach folgendermaßen:

In den untersuchten psychoanalytischen Langzeittherapien werden – im Sinne der Prototypenforschung mit der Methode des PQS sowie der Adh¨arenzforschung – die PDT-Prozessmerkmale (psychodynamische Prozessmerkmale) h¨aufiger als be-deutsam geratet als die CBT- (kognitiv-behaviorale) und die IPT- (interpersonale) Prozessmerkmale.

Die Kriterien zur Bedeutsamkeit werden bei der hypothesengeleiteten Darstellung der Er-gebnisse detailliert beschrieben. Wenn sich diese Hypothese best¨atigen ließe, h¨atte das zwei

Implikationen:

• Erstens w¨urde es bedeuten, dass die Analytiker der hier untersuchten Therapien adh¨arent, d.h. ihrer therapeutischen Ausrichtung treu bleibend, arbeiteten.

• Zweitens k¨onnte man dann annehmen, dass es mehr die analytische und weniger die kognitiv-behaviorale oder die interpersonale Technik ist, die mit den in der ersten Hy-pothese untersuchten Ver¨anderungen der HUSS-Werte in Zusammenhang zu bringen ist.

3.2.2 Post-hoc Hypothese 2b: Wirkung unspezifischer bzw. all-gemeiner psychotherapeutischen Prozessmerkmale

Es lassen sich bestimmte Muster psychotherapeutischer Prozessmerkmale in den untersuchten psychoanalytischen Langzeittherapien erkennen, welche f¨ur deren Verlauf bedeutsam sind und auch mit den HUSS-Werten im signifikanten Zusam-menhang stehen. Diese Prozessvariablen lassen sich den allgemeinen psychothera-peutischen Wirkfaktoren und nicht den spezifischen Therapierichtungen zuordnen.

3.2.3 Post-hoc Hypothese 2c: Einzigartigkeit der therapeutisch-en Dyadtherapeutisch-en

Es lassen sich f¨ur die einzelnen Dyaden einzigartige Muster psychotherapeutischer Prozessmerkmale (egal ob spezifischer oder unspezifischer) in den untersuchten psychoanalytischen Langzeittherapien erkennen, welche f¨ur deren Verlauf bedeut-sam sind und mit den HUSS-Werten in signifikantem Zubedeut-sammenhang stehen.

3.3 Hypothese 3: Behandlungstechnische