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Gruppe in laufender Therapie

5.2.1 Auswertung der Gesamtstichprobe

In den Tabellen 5.16 und 5.17 werden die 18 PQS-Items gesondert dargestellt, die aufgrund der Mittelwerts- und Standardabweichungsberechnungen (siehe Tabelle B.1) und aufgrund des Pearson-Tests (siehe Tabelle C.1) f¨ur die Therapien der Gesamtgruppe bedeutsam sind.

Diese Items sind diejenigen,

• die einen ¨uber alle Messzeitpunkte gemittelten Wert h¨oher oder gleich 7.5 bzw. kleiner oder gleich 2.5 haben oder

• deren Mittelwerte die genannten Grenzwerte zwar unter- bzw. ¨uberschreiten, aber meist durch gr¨oßere Streuungmindestens zu einem Messzeitpunkt im Laufe der The-rapie einen Wert von 8 oder 9 bzw. 1 oder 2 aufweisen und

• die aufgrund des Pearson-Tests einen signifikanten Zusammenhang mit den HUSS-Werten aufweisen, wie aus den Tabelle C.1 zu entnehmen ist.

Tabelle 5.16: Die wichtigsten statischen PQS-Items in dem Therapieverlauf der Gruppe

Item Nr.

Item-Beschreibung

Mittel-wert

Std-Abw

Therapie-richtung

Prozess-merkmale

Richt.

5 Der Patient hat Schwierigkeiten, die Bemerkungen des Therapeuten zu verstehen.

2.10 0.20 keine Interaktion

-6 Der Therapeut ist einf¨uhlsam, auf den Patienten ein-gestellt, empathisch.

7.82 0.28 PDT Therapeut

- Haltung + 9 Der Therapeut ist distanziert, unbeteiligt (vs.

empf¨anglich und affektiv involviert).

1,97 0.38 keine Therapeut

- Haltung -14 Der Patient f¨uhlt sich vom Therapeuten nicht

verstan-den.

1,97 0.74 keine Interaktion

-15 Der Patient initiiert keine Themen oder f¨uhrt Themen nicht n¨aher aus.

2.13 0.85 keine Interaktion

-23 Das Gespr¨ach hat einen spezifischen Fokus. 7.86 0.33 IPT/CBT Inhalt + 42 Der Patient weist die Bemerkungen und

Beobachtun-gen des Therapeuten zur¨uck (vs. er nimmt sie an).

1.76 0.30 keine Interaktion

-58 Der Patient weigert sich, sich mit Gedanken, Reaktio-nen oder Motiven, die mit seinem Beitrag zur Proble-mentstehung oder -aufrechterhaltung in Zusammen-hang stehen, auseinander zu setzen.

2.50 0.61 keine Patient

-Verhalten

-63 Die zwischenmenschliche Beziehungen des Patienten sind ein Hauptthema.

7.67 0.52 IPT Inhalt +

69 Die aktuelle oder kurz zur¨uckliegende Lebenssituation des Patienten wird besprochen.

7.52 0.46 IPT/CBT Inhalt +

77 Der Therapeut ist taktlos. 2.41 0.31 keine Therapeut

- Haltung -88 Der Patient bringt relevante Themen und Material zur

Sprache.

7.52 0.32 CBT Interaktion +

Ergebnisse zu Hypothese 2a

Aus diesen 18 Items sind drei (16.67%) der interpersonalen, drei (16.67%) der kognitiv-behavioralen und ebenfalls drei (16.67%) der psychodynamischen Therapierichtung zuzu-ordnen, wobei manche Items gleichzeitig zu zwei Prototypen zuzuordnen sind.

Tabelle 5.17: Die wichtigsten dynamischen PQS-Items in dem Therapieverlauf der Gruppe

Item Nr.

Item-Beschreibung

Messzeit-punkten

Werte Mittel-wert

Std-Abw

Therapie-richtung

Prozess-merkmale

Richt.

35 Das Selbstbild ist ein Fokus des Gespr¨aches.

T6 1, T6 2 8.5, 8.5 7.42 0.60 PDT Inhalt +

44 Der Patient ist wachsam und miss-trauisch (vs. vertrauensvoll und si-cher).

T1 2, T3 2, T4 1, T4 2, T5 1, T5 2

2.5, 2.07, 2.20, 2.17, 2.08, 1.83

2.75 0.95 keine Interaktion

-51 Der Therapeut verh¨alt sich herab-lassend oder behandelt den Patien-ten von oben herab.

T6 2 2 2.75 0.49 keine Therapeut

- Haltung

-62 Der Therapeut benennt ein sich in Erfahrung oder dem Verhalten des Patienten wiederholendes Thema.

T6 1, T6 2 7, 8 6.79 0.55 PDT Therapeut

- Interven-tion

+

89 Der Therapeut st¨arkt die Abwehr. T6 1, T6 2 2, 2 2.91 0.67 keine Therapeut -

Interven-tion

-97 Der Patient ist introspektiv, er ist bereit, Gedanken und Gef¨uhle zu erforschen.

T6 1, T6 2 7, 8 6.83 0.56 keine Patient -Verhalten

+

Hypothese 2a muss f¨ur die Gruppe abgelehnt werden: Es sind nicht in erster Linie die spezifischen psychodynamischen Prozessmerkmale, die mit den Ergebnissen von Hypothese 1 in Zusammenhang zu bringen sind. Der Beitrag der spezifischen psychodynamischen Wirkfaktoren zum Therapieergebnis ist genauso hoch wie der der spezifischen interpersonalen und der kognitiv-behavioralen Wirkfaktoren.

Ergebnisse zu Post-hoc Hypothese 2b

Aus den 18 f¨ur die Therapie der Gesamtgruppe relevanten PQS-Items sind 7 spezifisch f¨ur eine der drei Therapierichtungen und elf geh¨oren keiner davon an. Diese 18 bedeut-samen PQS-Items lassen sich um folgende Schwerpunkte (therapeutische Wirkfaktoren) gruppieren und so die Therapie der Gruppe wie folgt beschreiben17:

Haltung der Therapeuten

Die Therapeuten in der Gruppe waren demnach ihren Patienten gegen¨uber durch-gehend sehr einf¨uhlsam und empathisch (PDT-Item 6), nicht distanziert und nicht unbeteiligt, sondern affektiv stets involviert (Item 9). Sie verhielten sich ihren Pati-enten gegen¨uber, am ausgepr¨agtesten zu T6 2, nicht herablassend (Item 51). Auch waren sie nicht taktlos (Item 77).

Bereitschaft der Patienten zur Zusammenarbeit in der Therapie

Die hier untersuchten Patienten brachten stets freiwillig Themen in die Sitzungen ein

17Zu T6 gibt es Daten nur noch zu Patient 4 und 20. So vertreten sie mangels anderer Daten nur sie beide die Gesamtgruppe, was nat¨urlich eine erhebliche Einschr¨ankung bedeutet.

oder f¨uhrten diese detailliert aus (Item 15) und boten so den Therapeuten gen¨ugend Material, mit dem sich arbeiten ließ. Die Patienten weigerten sich auch nicht, sich mit Gedanken, Reaktionen und Motiven, die mit ihrem Beitrag zur Problementste-hung oder -aufrechterhaltung in Zusammenhang stehen k¨onnten, auseinanderzuset-zen (Item 58). Ganz im Gegenteil, sie brachten relevante Themen und Material in ihren Therapien zur Sprache (CBT-Item 88). Sie wiesen die Bemerkungen und Be-obachtungen ihrer Therapeuten nicht zur¨uck, sondern nahmen diese an (Item 42).

Schließlich waren die Patienten, am meisten zu T6 1 und zu T6 2, sehr introspektiv und bereit, ihre Gedanken und Gef¨uhle zu erforschen (Item 97).

Klima der therapeutischen Zusammenarbeit

Die Patienten in der Gesamtstichprobe hatten keine Schwierigkeiten, die Bemerkun-gen ihrer Therapeuten zu verstehen (Item 5). Des Weiteren waren sie vor allem zum Anfang (T1 2) und ab T3 2 bis einschließlich T5 2 nicht wachsam und misstrauisch (Item 44) sondern offen und vertrauensvoll und haben sich von ihren Therapeuten stets verstanden gef¨uhlt (Item 14).

Inhalt der Sitzungen

Die Gespr¨ache hatten in den meisten Therapien einen spezifischen Fokus (IPT/CBT-Item 23): Es wurde stets viel ¨uber die zwischenmenschlichen Beziehungen der Pati-enten (IPT-Item 63) und ¨uber aktuelle und kurz zur¨uckliegende Lebenssituationen (IPT/CBT-Item 69) gesprochen. Das Selbstbild wurde auch zum einen wichtigen Thema, auf der Gruppenebene jedoch erst zu T6 1 und zu T6 2 (PDT-Item 35).

Interventionen der Therapeuten

Die Therapeuten benannten vor allem zum Schluss (zu T6 1 und T6 2) Themen, die sich in den Erfahrungen oder dem Verhalten der Patienten wiederholten und sie st¨arkten vor allem am Ende der Therapie T6 1 und T6 2, nicht mehr die Abwehr (Item 89).

So k¨onnen folgende Muster allgemeiner unspezifischer Prozessmerkmale in den untersuch-ten Therapien beobachtet werden, die auch mit den Therapieergebnissen in Zusammenhang stehen:

• eine empf¨angliche, affektiv involvierte (Item 9), nicht herablassende, sondern respektvolle (Item 51) und taktvolle (Item 77) therapeutische Haltung

• einvertrauensvolles therapeutisches Klima(Item 44), in dem die Patienten sich

¨offnen k¨onnen, sich von ihren Therapeuten verstanden f¨uhlen (Item 14) und keine Schwierigkeiten haben, deren Aussagen zu verstehen (Item 5)

• dieaktive und motivierte Beteiligung der Patienten, indem sie freiwillig wich-tige Themen in die Sitzungen einbringen, diese n¨aher ausf¨uhren (Item 15) und sich damit auch introspektiv auseinandersetzen (Item 58) sowie bereit sind, die Aussa-gen der Analytiker aufzunehmen und sich dar¨uber Gedanken zu machen, statt diese gleich abzulehnen (Item 42)

Somit l¨asst sich Hypothese 2b f¨ur die Gesamtgruppe best¨atigen. Es lassen sich f¨ur die Gesamtgruppe bestimmte unspezifische Prozessmerkmale in den untersuchten psychoanalytischen Langzeittherapien erkennen, die f¨ur deren Verlauf bedeutsam sind und auch mit den HUSS-Werten im signifikanten Zusammenhang stehen. Die Items lassen sich um die Themen ,,Haltung des Therapeuten”, ,,Klima der Sit-zungen” sowie ,, Bereitschaft des Patienten zur Zusammenarbeit in der Therapie”

(,,Commitment”) gruppieren.

Sortiert man die ¨ubrig gebliebenen therapierichtungsspezifischen PQS-Items, k¨onnen sie wie folgt um die Themen ,,Inhalt der Sitzungen” und ,,Interventionen der Therapeuten”

gruppiert werden.

• Inhaltlich kamen in den Sitzungen bei der Gruppe spezifische Themen zur Sprache (IPT/CBT-Item 23): vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen (IPT-Item 63) der Patienten, aktuelle und kurz zur¨uckliegende Lebenssituationen (IPT/CBT-Item 69) sowie zum Ende der Therapie auch ihr Selbstbild (PDT-Item 35).

• In ihren Interventionen benannten die Therapeuten immer wieder sich in in den Erfahrungen oder im Verhalten der Patienten wiederholende Themen (PDT-Item 62) und st¨arkten, vor allem zum Therapieende, nicht die Abwehr (Item 89).

Auch war Empathie (PDT-Item 6) ein f¨ur den therapeutischen Prozess wichtiges Merk-mal, wobei dieses Prozessmerkmal den Prototypen entsprechend zu den psychodynami-schen bzw. psychoanalytipsychodynami-schen und nicht zu den allgemeinen therapeutipsychodynami-schen Wirkfaktoren z¨ahlt.

Inhaltlich kamen gemischte Themen aus allen drei Schulrichtungen in den Sit-zungen der Gesamtgruppe vor (spezifische Themen, zwischenmenschliche Bezie-hungen und das Selbstbild), w¨ahrend die Therapeuten im Gruppendurchschnitt am ehesten psychodynamisch intervenierten. Auch war Empathie ein durchgehend wichtiges Merkmal in der therapeutischen Haltung. Sie wird in dieser Arbeit der Einteilung der Prototypen entsprechend als psychodynamischer bzw. psychoanaly-tischer und nicht als allgemeiner therapeupsychoanaly-tischer Wirkfaktor verstanden.

Ergebnisse zu Post-hoc Hypothese 2c

Hypothese 2c l¨asst sich f¨ur die Gruppe nicht interpretieren, weil hier keine Aus-sagen ¨uber die einzelnen Dyaden gemacht werden k¨onnen.

Weitere Beobachtungen

Anhand der vorliegenden, organisierten Daten konnten m.E. wichtige weitere Erkenntnisse gewonnen werden. So zeigt sich eine deutliche Ver¨anderung des therapeutischen Prozesses zu T6: Die Patienten wurden zu T6 besonders introspektiv (Item 97) (zu T6 1 und T6 2), das Selbstbild (PDT-Item 35) wurde zum dominierenden Thema in den Gespr¨achen (zu T6 1 und zu T6 2), gleichzeitig f¨uhlten sich die Patienten in den Sitzungen weniger sicher (Item 44) als zu allen anderen vorherigen Messzeitpunkten. Hierzu komplement¨ar verhiel-ten sich die Therapeuverhiel-ten zu T6 ausgesprochen nicht herablassend (Item 51) (zu T6 2).

Als Intervention zu T6 dominierte eindeutig die Benennung von sich in Erfahrungen oder dem Verhalten der Patienten wiederholenden Themen (PDT-Item 62) (zu T6 1 und T6 2) w¨ahrend die Abwehr der Patienten ¨uberhaupt nicht mehr gest¨arkt wurde (Item 89) (zu T6 1 und zu T6 2). Dies k¨onnte als die Herausbildung eines analytischen Prozesses zwi-schen den Messzeitpunkten T5 und T6 verstanden werden, wobei wiederum zu beachten ist, dass zu T6 nur noch Daten (HUSS und PQS) von zwei Patienten (4 und 20) vorhanden sind.

Es zeigt sich eine deutliche Ver¨anderung des therapeutischen Prozesses zu T6, was als die Herausbildung eines analytischen Prozesses zwischen den Messzeitpunkten T5 und T6 verstanden werden k¨onnte.

Therapeutenitems (6) zeigten insgesamt eine deutliche zahlenm¨aßige ¨Uberlegenheit den Patientenitems (2) und den Inhaltsitems (4) gegen¨uber. Interaktionsitems (6) waren genauso oft bedeutsam wie Therapeutenitems.