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6   Entwicklung und derzeitiger Stand der Ausbildungsreife und Berufseignung allgemein

6.1   Hilfestellungen und Ideen zur Berufsorientierung und Ausbildungsreife

Für die SchülerInnen selbst gibt es die Möglichkeit, sich über Internet- und Literaturrecherche hinsichtlich ihrer Neigungen zu informieren. In dem Buch

„Der große Berufswahltest“ finden SchülerInnen erste Überblicke über die gängigsten Berufe mit Tests zur Berufsorientierung und zur Ermittlung von Schlüsselqualifikationen unter Berücksichtigung von Selbst- und Fremdeinschätzung. Es soll SchülerInnen zur Berufswahl eine Stütze bieten, [...]

„einen Beruf zu finden, der sowohl ihren Interessen als auch ihren persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten entspricht. AbiturientInnen wird durch die Auswahl zwischen Lehre oder Studium ein Zusatztest angeboten (vgl.

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Herrmann/Edler 2009, S. 7). Der Pflegeberuf findet sich unter der Rubrik Gesundheits- und KrankenpflegerIn (vgl. ebd., 2009, S. 125).

Kritisch zu sehen ist, dass unter Tätigkeiten „Pflege von Kranken und Unterstützung der Ärzte mit dem übrigen Personal“ vermerkt ist. Diese noch relativ junge Literatur lässt das große Aufgabengebiet der Gesundheitsförderung gänzlich aus, sowie viele andere Möglichkeiten (z.B. Kombistudium, Einstieg über Pflegehilfe) auf dem Weg zur Pflege.

Auch die Rubrik „Art der Tätigkeit: Stehende Tätigkeit, hohe Anforderungen an die Physis“ tragen nicht zum Beliebtheitsgrad dieses Berufes bei (vgl. ebd., 2009 S. 125). Die schönen Seiten des Pflegeberufes werden nicht thematisiert.

Hervorzuheben wäre der Hinweis: „ Nach der Ausbildung müssen kontinuierlich Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen genutzt werden, um den individuellen Wissensstand den neuen Erkenntnissen aus Pflegeforschung- und praxis anzupassen“ (ebd., 2009, S. 126).

Im Sonderteil des Magazins „GEO Wissen“ wird ein Überblick über die wichtigsten Studien- und Berufswahltests gegeben. Darin finden sich [...]

„Testverfahren die von Psychologen entwickelt wurden und über eine wissenschaftliche Grundlage verfügen“ (vgl. Paulus 2012, S. 131). Eine kritische Beleuchtung der Qualität solcher Tests wird genauso geboten wie der Hinweis auf die schwarzen Schafe in diesem Bereich, die von Laien nicht zu erkennen sind. Es wird auf das Fehlen von Langzeitstudien verwiesen, nicht ohne zu verdeutlichen, dass kleine Untersuchungen von 140 TeilnehmerInnen sehr zufriedenstellende Ergebnisse hinsichtlich der beruflichen Zufriedenheit ergaben (vgl. Paulus 2012, S. 146). Alles in allem stellt diese Auswahl eine gute Möglichkeit dar, vernetzend mit SchülerInnen – Familie – Lehrpersonen eine gute Ausgangsposition zum Berufsstart zu erreichen. Nur mit fachspezifischer Hilfestellung erfahrener Personen kann AusbildungsanwärterInnen eine Hilfestellung zur Berufsorientierung gegeben werden. Interessant wären dahingehend Langzeitstudien, die diese Tests in Bezug auf die Pflegeausbildung valide machen.

Ziel dieser Arbeit kann nicht sein zu untersuchen, wie praktikabel diese Berufswahltests im Allgemeinen sind. An dieser Stelle sollen unterstützende

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Maßnahmen aufgezeigt werden, die wiederum die Hilfe von Fachpersonal und den Eltern brauchen, um die SchülerInnen an diese Möglichkeiten heranzuführen.

Diese Tests können jedoch, auch wenn es so aussieht, keine direkte Aussage über Ausbildungsreife treffen.

Die Einstellungskriterien müssen sich an den erforderlichen berufsbezogenen Kompetenzen orientieren. Diese sollten im Vorfeld transparent gemacht werden, um allen Jugendlichen die theoretische Möglichkeit einer Vorbereitung zu geben.

Aktuell wird die Berufsorientierung seit 2011/12 an allgemeinbildenden Schulen in Hamburg gelebt (vgl. Rademacker 2012, S. 223). „Die Nutzung eines strukturierten Portfolios zur Berufs- und Studienwegeplanung ab der Klassenstufe acht wird damit für alle Schulen verbindlich“ (Behörde für Schule und Berufsbildung 2010 zit. n. Rademacker 2012, S. 223).

In Kapitel 7.2 werden anhand des kleinen Projektes der Arbeiterwohlfahrt des Saarlandes zum Thema Ausbildungsreife Handlungsweisen vorgeschlagen, wie Ausbildungsreife und Berufseignung für die Pflege gelingen kann. Nach erfolgreicher Absolvierung dieses Kurses wird den TeilnehmerInnen

„Ausbildungsreife“ mit dem gleichzeitigen Erhalt eines Ausbildungsplatzes attestiert. Es geht dabei um die Frage: Was kommt danach? Diese wurde durch dieses Projekt direkt beantwortet.

„Die berufliche Förderpolitik benötigt geeignete Instrumente, um diagnostisch Förderbedarfe abzuleiten und daraufhin pädagogische Handlungskonzepte zu entwickeln. [...] Benötigt werden adäquate Verfahren und Konzepte, die nicht klassifikatorisch bewerten, sondern den prozessualen Charakter der Kompetenzentwicklung herausstellen und zur „Selbststärkung des Subjekts“

(Petersen & Heidegger, 2010, S. 6) beitragen können“ (Ahrens 2012, S.161). Bei einer Anlehnung an das Identitätsmodells Marcias 1980 (grobe Einteilung in diffuse Identität, Moratorium, übernommene- und erarbeitete Identität, unter Beachtung von Zwischenstellungen!) werden nach dem Vorschlag des Autors auf nichtstandardisierte Weise Identitätszustände ermittelt. Unterschiedliche Merkmale finden nach der Auswertung von Interviews ihre Zuordnung in vorhandene oder noch zu erwerbende Berufswahlkompetenz. Auf diese Weise kann eine individuelle Förderung entwickelt werden und stattfinden.

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Biographische Interviews kristallisieren z.B. Zukunftsvisionen, andere Lernfelder, Persönlichkeitsentwicklungen heraus und die Ermittlung des Selbstwertgefühles zeigt den Weg zur Berufsorientierung. In einem weiteren Schritt können dann individuelle Lernziele und pädagogische Maßnahmen gestaltet werden. Dabei steht die Individualität stark im Mittelpunkt und die Jugendlichen bekommen unter Vermeidung des Gießkannenprinzips die Förderung, die sie brauchen (vgl.

Ahrens 2012, S. 170).

Dabei rückt die Idee einer „Berufsvorschule“ in den Fokus.

Das Berufsvorbereitungsjahr (oder auch die sogenannte einjährige Berufsfachschule), das jüngeren SchülerInnen wegen verschiedenster Berufsvoraussetzungen dient, wird oft zu einer „Nachsorge- oder Reparatureinrichtung“ degradiert und versteht sich für die „Übriggebliebenen“, die sonst keine Wahl haben. Dies liegt oft daran, dass Berufsorientierung erst nach Abgang von der Schule stattfindet (vgl. Marsch/Poppe/Buchholz/Dowerk/Klemke 2012, S. 252f.). Nach Meinung der Autorin, die im Rahmen einer Exkursion eine Vorbereitungsschule zum 10. Schuljahr in Vorbereitung auf die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege besucht hat und von dem Angebot mehr als begeistert war, ist diese Einschätzung nicht für alle Berufsvorbereitungsschulen zutreffend. Für SchülerInnen mit vorhandener Berufswahlkompetenz stellt dies eine optimale Vorbereitung zum Start in den Pflegeberuf dar. Dabei wäre eine direkte Umleitung von abgelehnten SchülerInnen in solch eine Vorbereitungsschule an jedem Standort von Vorteil.

Auch ein freiwilliges soziales Jahr gibt Jugendlichen die Möglichkeit entsprechende Ausbildungsreife zu erlangen. Eine Verpflichtung seitens der Politik würde zwar neue Erfahrungen garantieren, jedoch die Individualität und den eigenen Willen stark einschränken.

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6.2 Die Bedeutung von Kompetenzen zur Berufseignung