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HE Persönlichkeits- & Befindlichkeitsmerkmale

Im Dokument Psychosomatik der Prostata (Seite 109-112)

4.2 Hämodynamische Response der Prostata

4.2.5 HE Persönlichkeits- & Befindlichkeitsmerkmale

Es konnte in dieser Untersuchung mittels der RAS kein signifikanter Unterschied zwischen Augmentern und Reducern hinsichtlich der Prostataaktivität gefunden werden. Es zeigt sich, dass Reducer möglicherweise eine stärkere Reaktionsveränderung aufweisen als Augmenter, die scheinbar kaum eine Veränderung der HDR unter Reizdarbietung aufweisen. Ausgehend von der Literatur könnte man allerdings annehmen, dass Reducer eine schwächere Reaktivität der Prostata aufweisen würden als Augmenter, da sie über eine höhere Schmerztoleranz verfügen (Schwerdtfeger et al., 2003). Zwar konnte in dieser Untersuchung keine Signifikanz festgestellt werden, aber es scheint ein Effekt in die entgegengesetzte Richtung aufzutreten.

Es gilt auf alle Fälle zu berücksichtigen, dass unter der bereits gestellten Annahme, die negative HDR der Prostata ein Ergebnis einer Perfusionsveränderung sein könnte, nämlich dass sich die Gefäße verengen und somit durch die engeren Arteriolen automatisch weniger sauerstoffgesättigtes Blut geführt werden kann, oder dem starken Abfall der Sauerstoffsättigung liegt möglicherweise eine verstärkte Aktivierung der Prostata zu Grunde.

Es scheint also, dass der hier vorgefundene nicht signifikante Effekt mit der Theorie nicht übereinzustimmt, da die Reducer in dieser Untersuchung eine stärkere Aktivierung aufweisen als Augmenter.

Auch hinsichtlich Neurotizismus konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

Da Neurotizismus häufig mit Erkrankungen sowie mit einer verminderten Aktivität des sympathischen Nebennierenmarks und des hypothalamischen-hypophysären-adrenokortikalen Systems einhergeht (Neeleman et al., 2001), könnte man darauf schließen, dass man in der Prostata mit einer verminderten Reaktivität rechnen müsste, je stärker der Neurotizismus ausgeprägt ist. Das bedeutet, neurotische Personen sollten kaum eine Veränderung der

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hämodynamischen Response unter Darbietung der visuellen Reize zeigen, während hingegen Personen mit keinem bzw. sehr geringen Neurotizismuslevel eine negative HDR, also einen starken Sauerstoffverbrauch, der auf eine stärkere Aktivierung als im „Normalzustand“ in der gemessenen Region hinweist, zeigen sollten. Allerdings konnte auch hier keine signifikante Übereinstimmung mit der Literatur gefunden werden.

In Bezug auf die Lügentendenz bzw. Sensibilisierer vs. Verdränger konnte ebenfalls keine signifikante Unterscheidung gefunden werden. Zieht man nochmals das Phänomen des Augmenting-Reducing heran und führt sich erneut vor Augen, dass Augmenter dazu neigen eintreffende Reize zusätzlich noch zu verstärken, während Reducer diese eher abschwächen (Schwerdtfeger et al., 2003), lässt sich diese Annahme auch insofern umlegen, dass bei Personen, die sensibilisieren mit einer verstärkten Reaktivität in der Prostata unter Reizdarbietung zu rechnen sein müsste, während bei Verdrängern eine schwächere Reaktivität der Prostata zu erwarten wäre.

Da Ängstlichkeit häufig eine Folge von körperlichen Beschwerden wie z.B. von LUTS ist, und in Folge dessen den Schweregrad der Erkrankung bzw. der Beschwerden beeinflussen kann (Quek et al., 2002), und auch in Verbindung gebracht wird mit zahlreichen somatischen Beschwerden sowie in weiterer Folge mit Abnormitäten des ANS (Papousek et al., 2001), wurde die Trait-Skale des STAI ebenfalls herangezogen. Es konnte auch hierfür kein signifikanter Unterschied in der Prostatareaktivität zwischen stark und gering ängstlichen Personen festgestellt werden, obwohl man aber davon ausgehen sollte, dass eine geringe autonome Dysregulation bei ängstlichen Personen vorzufinden sein müsste. Da negative Emotionen, die ständig vorhanden sind und einen nicht loslassen, somatische Beschwerden aufgrund autonomer Dysregulation durchaus fördern können, müsste es auch bereits bei Personen, die nur sehr schwache physische Beschwerden aufweisen, Auswirkungen haben (Papousek et al., 2001). Allerdings konnte auch hier die Annahme aus der Literatur nicht bestätigt werden.

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Auch zwischen dem Ausmaß von chronischem Stress und der Reaktivität der Prostata konnte kein signifikanter Unterschied gefunden werden. Die Literatur besagt, dass chronischer Stress in Zusammenhang mit Abnormitäten des ANS steht und, dass diese veränderten Reaktionen nicht so anpassungsfähig sind, wie es zu wünschen wäre. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die Reaktion des ANS nicht so ertragreich ist wie im „Normalzustand“, was in weiterer Folge zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann (Papousek et al., 2001). Zieht man die ursprüngliche Annahme heran, dass weniger gestresste Personen eine verstärkte Reaktivität in der Prostata aufweisen, so konnte in dieser Untersuchung ein nicht signifikanter Effekt in die diese Richtung gefunden werden. Personen mit chronischem Stress zeigen eine starke Signalreduktion, während wenig gestresste Personen kaum eine Veränderung der HDR aufweisen. Man muss allerdings immer wieder in Betracht ziehen, dass die HDR in der Prostata lediglich aus einer Veränderung der Durchblutung resultieren könnte und nicht aufgrund einer veränderten Sauerstoffsättigung bzw. des Energieumsatzes per se. Natürlich wäre es aber genauso möglich, dass die Prostata bei einer negativen HDR eine stärkere Aktivierung aufweisen könnte als im „Normalzustand“, das sie auf einen Reiz reagieren muss.

So würde dieser Ansatz beispielsweise damit einhergehen, dass die Reaktion des ANS stärker ist als im „Normalzustand“.

In Bezug auf die emotionale Reaktivität konnte erneut kein signifikantes Ergebnis gefunden werden. Man könnte annehmen, dass jene Personen die stärkere emotionale Reaktivität aufweisen einfach auch sensibler sind und genauer auf Vorgänge im Körper hören und somit eintreffende Reize zusätzlich noch verstärken, was in weiterer Folge zu einer Zunahme der Response auf den Reiz führen könnte und im Endeffekt wieder eng im Zusammenhang mit Augmenting-Reducing stehen würde (Schwerdtfeger et al., 2003). In dieses Untersuchung was es nicht möglich die zu Beginn getroffenen Annahmen auch nur ansatzweise zu bestätigen.

Ein möglicher Grund für die nicht signifikanten Ergebnisse dieser Untersuchung könnte die zu kleine und zu homogene Stichprobe sein. So wäre es leicht möglich, dass Personen, die sich in Merkmalen zwar nur minimal unterscheiden bereits unterschiedlichen Gruppen

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zugeordnet wurden. Auch darf man nicht außer Acht lassen, dass es bei den einzelnen Probanden, aufgrund der bereits genannten Probleme wie z.B. Gasblasen in der Peristaltik, zu jeweils einem unterschiedlich großen Datenverlust kam. Das bedeutet, dass bei manchen Personen zu einem Verlust von einigen Millisekunden kam, bei andern waren es mehrere Abschnitte von einigen Millisekunde und bei manchen Probanden war der gesamte Datensatz sauber und verwertbar. Erneut bleibt die wesentliche Frage offen, ob die in dieser Untersuchung vorgefundene Signalreduktion, also die verringerte Sauerstoffsättigung in der gemessenen Region, ausschließlich auf die Verengung der Blutgefäße zurückzuführen ist, welche zu geringerer Durchblutung und somit einem niedrigeren Sauerstoffgehalt als notwendig führt und es kommt zu keiner Veränderung des Sauerstoffgehalts aufgrund des veränderten Energieumsatzes in der gemessen Region. Oder ist es doch möglich, dass die Prostata per se reagiert, somit mehr Energie als im „Normalzustand“ verbraucht wird und es dadurch zu einem weniger sauerstoffgesättigtem Blut kommt. Natürlich wäre auch ein Zusammenspiel beider Faktoren möglich. Zwar können Annahmen getroffen werden, aber zum momentanen Zeitpunkt und mit den gegebenen Informationen ist es nicht möglich sichere Aussagen zu treffen.

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