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Die Herausforderung in großen Informationsräumen liegt im geringen Platz, der zur Verfügung steht, um Objekte darstellen zu können. Leung und Apperley (1994) leiten in diesem Zusammen-hang drei Problemstellungen innerhalb von großen Informationsräumen ab: (1) das Auffinden eines bekannten Informationsobjekts, (2) die Interpretation eines Informationsobjekts und die (3) Wahr-nehmung der Relationen zwischen Informationsobjekten. Diese drei Aspekte müssen bei der Aus-wahl von Interaktions- und Visualisierungstechniken berücksichtigt werden, um die Operatoren bei ihren Primärtätigkeiten zu unterstützen.

Im Folgenden wird eine Übersicht von Navigationskonzepten gegeben, die sich in inhaltsinsensitive und inhaltssensitive Navigationstechniken untergliedert. Im zweiten Teil des Abschnitts werden Mul-tiscale-Anwendungen beschrieben, die die Visualisierung von sehr großen Datenmengen in

unter-Physische Arbeitsumgebung Workflow

Soziale Interaktion Persönliche Interaktion

Überwachung und Diagnose

schiedlichen Detaillierungsgraden auf begrenztem Raum ermöglichen. Ferner werden Multiscale-Anwendungen im Kontext der Prozessvisualisierung von Leitwarten vorgestellt.

Navigationstechniken

Gerade für die Diagnosetätigkeiten auf großen Wanddisplays müssen wohlbedachte Navigations-konzepte eingesetzt werden, um den Operator vor allem bei den Diagnosetätigkeiten zu fördern.

Voraussetzung für eine gute Nutzbarkeit der Techniken ist es, dass diese in einem großen Informa-tionsraum mit einem geringen Anzeigebereich die Interaktion des Operators unterstützt.

Im Folgenden werden Konzepte vorgestellt, die sich in inhaltsinsensitive und inhaltssensitive Navigati-onstechniken gliedern lassen. Der zugrundeliegende Datenraum wird in den inhaltsinsensitiven Naviga-tionskonzepten nicht in die Navigation einbezogen. Im Gegensatz dazu wird bei der inhaltssensitiven Navigation der Datenraum herangezogen, um die Interaktion des Nutzers zu unterstützen.

Inhaltsinsensitive Navigation – Allgegenwärtig sind hierbei Basistechniken wie Scroll-Balken, Vector-Scrolling, Point of View-Navigation sowie das Panning, die den Inhalt des Informationsraums während der Interaktion nicht berücksichtigen. Diese Techniken, die im Anschluss vorgestellt werden, sind in heutigen Leitwarten weit verbreitet und dienen dazu, in den Prozessvisualisierungen zum ge-wünschten Bereich zu navigieren.

Der Scroll-Balken wird häufig in herkömmlichen Desktop-Anwendungen eingesetzt, um in Doku-menten zu navigieren. Mittels horizontal und vertikal angeordneter Scroll-Balken kann durch das Scrolling der Viewport verschoben werden. Dabei wird entsprechend die Ausdehnung des Viewport im Verhältnis zur Größe des Gesamtdokuments angezeigt. Informationen, die nicht im Viewport visualisiert sind, bleiben verborgen. In der Literatur finden sich einige Ansätze wie AlphaSlider von Ahlberg und Shneiderman (1994), die mit einer zusätzlichen Visualisierung die In-halte des Informationsraums in einer Art Vorschaufunktion darstellen.

Mit Hilfe des Vector-Scrolling können sowohl die Navigationsrichtung als auch die Geschwindig-keit mit Maus oder Joystick reguliert werden, um den Viewport zu verschieben. Das Eingabegerät gibt dabei die Richtung in Form eines Vektors vor. Der Ausschlag beim Joystick oder die Distanz der Verschiebung per Maus wirken sich dabei auf die Scroll-Geschwindigkeit aus. Das hat den Vor-teil, dass die Nutzerinteraktion nicht in künstliche Schritte unterteilt wird. Neben den positiven Aspekten des Vector-Scrolling, die sich aus der einfachen Interaktion ohne Zerlegung in künstliche Teilschritte ergeben, ist die Scroll-Geschwindigkeit limitiert, da nach Igarashi und Hinckley (2000) zu hohe Navigationsgeschwindigkeiten zu einer Desorientierung führen können. So liegt es nahe, dass es durch die begrenzte Scroll-Geschwindigkeit zu Verzögerungen kommen kann, wenn die Aufgabe darin besteht, im Informationsraum zu einer entfernten Position zu navigieren. Entschei-dend bei dieser Technik ist das Eingabegerät, denn der Richtungsvektor muss exakt definiert sein, um genau den Zielpunkt ansteuern zu können. Eine Untersuchung von Zhai, Smith und Selker (1997) zeigt, dass Vector-Scrolling in Verbindung mit einem joystickartigen Eingabegerät dem tradi-tionellen Scroll-Balken in Verbindung mit der Mausinteraktion bei der Navigation im großen Da-tenraum überlegen ist.

Bei der Point of View-Technik wird die Zielposition direkt vom Nutzer annavigiert. Dabei ist die Geschwindigkeit der Navigation unabhängig von der Skalierung, um die Zielposition zu erreichen (Mackinlay, Card & Robertson, 1990). Die Navigation zu einem spezifischen Punkt auf dem sicht-baren Informationsraum ist bei dieser Technik sehr präzise und somit effektiv. Jedoch gilt es zu beachten, dass im Kontext von großen Informationsräumen die Point of View-Navigation nicht optimal eingesetzt werden kann, da die Navigation in viele Teilschritte gegliedert wird. Die Naviga-tion an Pfaden bzw. Kanten entlang wird nicht unterstützt, ist aber durch sehr viele Einzelinterakti-onen zu den jeweiligen markanten Punkten prinzipiell möglich.

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Im Gegensatz zur Point of View-Navigation wird beim Panning nicht der Zielpunkt definiert, son-dern über das Zeigegerät ein Startpunkt festgelegt und durch direkte Manipulation verschoben.

Somit wird durch das Verschieben des Zeigegeräts der angeheftete Informationsraum bzw. der Viewport verschoben. Die maximale Distanz, die mit einer Pan-Interaktion zurückgelegt werden kann, entspricht der Diagonalen des Viewport. Folglich muss die Navigation bei sehr großen In-formationsräumen in Teilschritte unterteilt werden, was wiederum viel Zeit in Anspruch nimmt. So muss auf dem großen Wanddisplay im Leitwartenkontext entweder eine umfangreiche Bewegung mit dem Eingabegerät durchgeführt werden, oder der Control-Display-Ratio25 wird angepasst. Dabei gilt es jedoch, bei der Anpassung des Control-Display-Ratio zu beachten, dass die notwendige Präzisi-on während der InteraktiPräzisi-on zunimmt.

Inhaltssensitive Navigation – Der Inhalt wird bei der inhaltssensitiven Navigation des Informationsraums berücksichtigt, z. B. die Anordnung der Daten bzw. die Topologie. Die Anforderungen ergeben sich in erster Linie aus dem domänenspezifischen Datenraum und den entsprechenden Informatio-nen. Je nach Anforderungen können unterschiedliche Techniken eingesetzt werden. Einige Techni-ken verwenden lediglich die Knotenpunkte in einer Netzstruktur für die Navigation zwischen die-sen Punkten. Andere Technologien hingegen verwenden die einzelnen Kanten zwischen den Kno-tenpunkten im Informationsraum als Navigationselemente. Des Weiteren existieren Techniken, die die Knoten und Kanten und die Information über die Beziehungen der benachbarten Objekte zu-einander, d. h. die gesamte Topologie der netzwerkartigen Struktur, berücksichtigen. Die im Fol-genden vorgestellten Navigationskonzepte kombinieren meist Interaktion und Transformation im Informationsraum.

Pfad-Navigationstechniken verwenden den Verlauf eines Pfads, um die Navigation zu optimieren.

Um die Richtung der Navigation zu bestimmen, werden die Inhalte des Informationsraums analy-siert und für die Navigation berücksichtigt. Im Folgenden wird exemplarisch das Content-Aware Scrolling als Pfad-Navigationstechnik vorgestellt.

Beim Ansatz Content-Aware Scrolling von Ishak und Feiner (2006) werden die Geschwindigkeit sowie die Zoomstufe in Abhängigkeit vom Inhalt eines Dokuments dynamisch angepasst. Im Datensatz werden wichtige Bereiche identifiziert, die sowohl die Scroll-Richtung als auch die Geschwindigkeit und die Zoomstufe steuern (siehe Abbildung 47a). Wird beispielsweise vom Nutzer nach einem Begriff in einem mehrspaltigen Dokument gesucht, werden alle Bereiche, in denen die Suchanfrage vorkommt, als interessant markiert. Diese Bereiche werden beim Scrollen im Dokument automa-tisch nacheinander annavigiert.

Abbildung 47b zeigt ein Beispiel, in dem die Aufgabe darin besteht, den Text zu lesen. Die Naviga-tion innerhalb des Dokuments wird mit Hilfe von Pfaden an den Spalten ausgerichtet. Dabei passt sich die Navigationsgeschwindigkeit dynamisch, d. h. in Abhängigkeit von der Distanz zwischen den zentralen Bereichen, an. Bei großen Distanzen wird die Scroll-Geschwindigkeit, also der Con-trol-Display-Ratio, erhöht. Die Zoomstufe basiert auf dem Speed Dependent Automatic Zooming von Igarashi und Hinckley (2000). Dabei hängt die Zoomstufe von der Distanz zwischen der aktuellen Position sowie dem nächstliegenden interessanten Bereich ab.

Im Leitwartenkontext kann die Technik in netzwerkartigen Strukturen wie dem Stromnetz ange-wendet werden, um den Kanten zu folgen und somit die Ursache eines Lastabfalls zu identifizieren.

Da die Technik für die Navigation nur wenig Präzision erfordert – entlang einer Kante gibt es aus-schließlich zwei mögliche Navigationsrichtungen – eignet sich der Ansatz insbesondere auch für entfernte Displays.

25 Control-Display-Ratio ist das Verhältnis aus der Bewegungsgeschwindigkeit eines Eingabegeräts und der resultierenden Bewegung des Zeigers (Gibbs, 1962).

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Abbildung 47 Content-Aware Scrolling-Technik

(a) Das Beispiel zeigt die Unterstützung bei der Suche nach Wörtern in Doku-menten. (b) Die Pfade werden entlang der drei Textspalten ausgelegt, dies soll den Nutzer beim Lesen des Dokuments unterstützen (Ishak & Feiner, 2006).

In den Konzepten der topologischen Navigation, die vornehmlich in netzartigen Strukturen zum Ein-satz kommt, wird eine Unterteilung in Visualisierung und Interaktion vorgenommen. Dabei wird die Topologie abhängig von der Präsentation des Informationsraums angepasst, um die Interaktion zu verbessern. Diese Form der Navigation ermöglicht es, die Größe und damit die Sichtbarkeit von einzelnen Objekten in Abhängigkeit von der topologischen Distanz zu ändern. Im Folgenden wer-den zwei Techniken, Link Sliding und Bring & Go, nach Moscovich, Chevalier, Henry, Pietriga und Fekete (2009) vorgestellt. Diese nutzen sowohl Knoten als auch Kanten, um die Navigation für den Nutzer zu optimieren.

Im Gegensatz zu den Basistechniken wie Pan & Zoom, die zuvor beschrieben worden sind, wird beim Link Sliding die Interaktion dahingehend vereinfacht, dass die Freiheitsgrade begrenzt werden.

Diese lehnen sich an die Navigationsrichtung der Kante an. Die Navigation entlang der Kante funktioniert analog zum Vector-Scrolling mit der Maus. Der Nutzer gleitet entlang der Kante zum nächsten Knotenpunkt, indem er grob in Richtung der Kante navigiert. Dabei ist der Mauszeiger mit einer Art Magnetfunktion an die Kante geheftet (siehe Abbildung 48a).

Abbildung 48 Link Sliding und Edge Bundling

(a) Die Selektion an Knotenpunkten erfolgt durch den Link Cursor, der sich an die nächstgelegene Kante im Selektionsradius anheftet. (b) Bei mehr als fünf Knotenpunkten werden diese am nächstgelegenen Punkt (edges to bundle) zu-sammengefasst. (c) Das Beispiel zeigt den eingefügten Knoten (junction node) mit dem Abgang von drei Kanten (Moscovich et al., 2009).

Für die Navigation ist kein hohes Maß an Präzision erforderlich, da Bewegungen senkrecht zur Kante ignoriert werden. Der Zeiger wird immer an der nächstgelegenen Kante positioniert. Dabei wird der sichtbare Ausschnitt entsprechend verschoben, damit der Mauszeiger im ursprünglichen Bildausschnitt bleibt. An Knotenpunkten wird jene Kante selektiert, die am nächsten an der

Navi-(b) (a)

(c) (b)

(a)

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gationsrichtung liegt. Innerhalb eines fest definierten Radius wird an Knotenpunkten ein Kreis dargestellt, der dem Nutzer signalisiert, dass er den Mauszeiger frei bewegen und somit der ge-wünschten Kante folgen kann. Der Link Cursor kennzeichnet durch einen kleinen roten Kreis (siehe Abbildung 48a) die nächsten Kanten und fungiert als Anzeige der aktuellen Selektion. Verlässt der Link Cursor den Kreis durch Interaktion des Nutzers, wird der Mauszeiger auf den Link Cursor pro-jiziert und die Navigation entlang der Kante fortgesetzt. Das Link Sliding zeigt nur maximal fünf Kanten, die von einem Knoten ausgehen, an. Sind mehr als fünf Kanten im Informationsraum abgebildet, werden beieinander liegende Kanten zusammengefasst (siehe Abbildung 48b). Die ge-bündelten Kanten, die als Edge Bundling bezeichnet werden, werden nach einem vordefinierten Ab-stand zum Knoten wieder getrennt. Dadurch wird ein neuer Knoten in die Struktur eingefügt (siehe Abbildung 48c). Dieser Vorgang mit Hilfsknoten wird so lange ausgeführt, bis die maximale Zahl von fünf Kanten für einen Knotenpunkt erlangt worden ist. Zusätzlich wird die Zoomstufe auto-matisch, d. h. in Abhängigkeit von der Distanz zwischen zwei Knotenpunkten und der aktuellen Position auf der Kante, angepasst. Der Vorteil für den Operator bei dieser Technologie ist, dass die Navigation sich an den Kanten ausrichtet. Ähnlich zum zuvor beschriebenen Content-Aware Scrolling werden auch unpräzise Eingaben, die sich, bedingt durch die Entfernung vom Wanddisplay, erge-ben, toleriert. Allerdings beinhaltet dieses Konzept keine Übersicht über den gesamten Informati-onsraum, und die schnelle Navigation zu einem bestimmten Knoten wird nicht unterstützt.

In der Bring & Go-Technik (Moscovich et al., 2009) werden angrenzende Knoten mittels Animation in den sichtbaren Anzeigebereich verschoben. Dem Nutzer werden zusätzliche Kontextinformatio-nen angezeigt, indem die Kanten auch in den sichtbaren Bereich bewegt werden. Die verwendeten Proxys haben gerade für geografische Darstellungen gegenüber einer Verzerrung den Vorteil der Beibehaltung der räumlichen Konstanz (Moscovich et al., 2009). Von einem aktuell selektierten Knoten kann ein verbundener über eine Selektion von diesem erreicht werden, was eine animierte Verschiebung des Viewport auslöst. Ebenso wird das automatische Zooming, wie es zuvor beim Link Sliding beschrieben worden ist, eingesetzt. Alle Knoten und Verbindungen werden mit einer zusätzlichen Animation an ihren anfänglichen Platz im Informationsraum positioniert. Somit wird die Ausgangssituation, also das ursprüngliche Netzwerk, wiederhergestellt. Auf der Basis des neuen Knotenpunkts kann eine weitere Navigation entlang einer Kante ausgelöst werden. Abbildung 49a zeigt die Fluglinien der Ab- und Anflüge von und auf Sydney. Dabei bleibt die Topologie der Netz-struktur erhalten (siehe Abbildung 49b).

Abbildung 49 Bring & Go-Technik

(a) Darstellung der Ab- und Anflüge in Sydney; (b) Bring & Go, angewandt auf Sydney mit Erhalt der topologischen Netzstruktur (Moscovich et al., 2009)

Die Interaktion selbst ist von der Handhabung sehr einfach gehalten und kann auch für entfernte Displays eingesetzt werden. Als größte Stärke dieser Technologie ist die direkte Navigation zu Kno-ten zu nennen. Jedoch wird die Navigation an KanKno-ten entlang zum Abrufen von Detailinformatio-nen nicht unterstützt. Gerade für den Einsatz im Leitwartenkontext weisen die Techniken

Content-(b)

(a)

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Aware Scrolling, Link Sliding und Bring & Go große Potenziale auf. So wird in der Arbeit ein Konzept verfolgt, das die einzelnen Stärken der vorgestellten Techniken zusammenführt. Das Content-Aware Scrolling in Verbindung mit einem joystickartigen Eingabegerät, wie es heute schon teilweise zur Steuerung von Überwachungskameras eingesetzt wird, ist für die Überwachungs- und Diagnosetä-tigkeiten auf entfernten Displays ein mögliches vielversprechendes Einsatzgebiet. Denn diese Technik unterstützt auch unpräzise Eingabe während den Navigationsaufgaben. Für die Navigation entlang von Kanten erscheint auch das Link Sliding nutzbringend. Jedoch hat die Technik Schwä-chen, wenn einzelne Knotenpunkte im Netz schnell erreicht werden müssen. Das wiederum ist die Stärke von Bring & Go-Konzepten, da der Ansatz die Möglichkeit einer schnellen Navigation durch eine topologische Struktur bietet.

Multiscale-Anwendungen zur Informationsvisualisierung

Die visuelle Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine in der Leitwarte ist die virtuelle Prozess-visualisierung. Prozesszusammenhänge sollen möglichst direkt visualisiert werden, da die Interpre-tation und damit das Decodieren der dargestellten Information verringert wird (siehe Abschnitt 2.2.1). Aus diesem Grund ist eine realweltliche Prozessdarstellung nach Wittenberg (2001) enorm wichtig, um anhand der wahrgenommenen Information den Systemzustand ableiten zu können.

Dabei besteht die große Herausforderung in der übersichtlichen Präsentation komplexer Informa-tionen auf begrenzten Anzeigenflächen. Neben den globalen Übersichten über den Gesamtprozess ist es für den Operator essenziell, schnellstmöglich Zugang zu Detailinformationen zu bekommen.

Die Datenanalyse erfolgt beim Menschen in drei Schritten (Keim, 2002; Shneiderman, 1996). Zu-nächst verschafft sich der Operator einen Überblick über die Daten im Informationsraum (Over-view). Anhand der Übersicht kann der Operator interessante Daten erkennen, die im Folgenden mit unterschiedlichen Techniken (z. B. Zooming) genauer analysiert werden können. Für die abschlie-ßende Analyse benötigt der Operator schnellen Zugriff auf Detailinformationen (Details-on-Demand).

Nach Keim (2002) fällt es schwer, die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Schritten wäh-rend der Datenanalyse zu überbrücken. Dabei sind die Übersicht sowohl über den gesamten Daten-raum als auch über die fokussierte Darstellung von Detailinformationen konkurrierende Ziele, die aufeinander abgestimmt werden müssen.

Im Fokus der vorliegenden Arbeit steht dabei die Interaktion mit Visualisierungen, die eine Über-sicht über den Informationsraum sowie Detailinformationen bereitstellen. Furnas und Bederson (1995) bezeichnen Darstellungsformen zur Visualisierung von komplexen Informationsräumen, die dem Nutzer erlauben, Informationsobjekte in unterschiedlichen Vergrößerungsstufen zu betrach-ten, als Multiscale-Anwendungen. Im Folgenden werden besonders Visualisierungen betrachtet, die den Prozess in seiner Ganzheit möglichst realitätsnah abbilden. In Bezug auf abstraktere Darstel-lungsformen von Informationen wie die Visualisierung von mehrdimensionalen Daten, Hierarchie- oder Netzwerkvisualisierungen wird auf weiterführende Literatur von Spence (2007) und Ware (2013) verwiesen. Interaktions- und Visualisierungstechniken für große multiskalare Datenräume können nach Cockburn et al. (2008) in drei grundsätzliche Ansätze unterteilt werden: Zooming, Over-view+Detail und Focus+Context.

Zooming – Das Grundkonzept von Zooming besteht darin, dass unterschiedliche Detailgrade der zu visualisierenden Daten durch eine zeitliche Trennung realisiert werden (siehe Abbildung 50a). Da-bei werden die unterschiedlichen Vergrößerungen bzw. die Detailgrade des Informationsraums nacheinander dargestellt. Zu Beginn muss ein Punkt im Informationsraum definiert werden, der als Zentrum für die Skalierungsfunktion fungiert. In Kombination mit Zooming wird häufig die Pan-Technik angewendet, um so vergrößerte Ansichten im nicht sichtbaren Anzeigebereich betrachten zu können. Abbildung 50b zeigt eine Kombination aus Zoom- und Pan-Technik. Bei dieser Visua-lisierungstechnik wird die Bildung der räumlichen Vorstellung in Bezug auf den Informationsraum

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nicht unterstützt. Gründe hierfür sind sowohl die Abhängigkeiten bei der Verschiebung des Viewport als auch die Vergrößerung des Datenraums. Durch den Bezug zwischen Viewport und Vergrößerung werden die Positionen der Objekte beim Zooming ständig im Informationsraum geändert.

Abbildung 50 Semantisches Zooming und Space Scale-Diagramm

(a) Darstellung mit unterschiedlichen Detailgraden (View A bis View C) (Spence, 2007); (b) Schematische Darstellung einer kombinierten Zoom- und Pan-Opera-tion; zitiert nach Butscher (2012), Original in Aumayr und Trittinger (1992)

Im Anwendungskontext von Leitwarten entsteht durch die zeitliche Trennung der Darstellungen ein weiteres Problem, denn der Operator muss sich zwischen der Betrachtung von Detailinformati-onen oder der ganzheitlichen Prozessübersicht entscheiden. Dabei wird die Interaktion sehr unef-fektiv, denn bei geografisch weit entfernten Punkten im Informationsraum muss ständig zwischen den Zoomstufen umgeschaltet werden. Um dem entgegenzuwirken, stellen Baudisch, Good, Bellotti und Schraedley (2002) ein Konzept vor, das dem Nutzer ermöglicht, Pan- und Zoom-Parameter abzuspeichern und wiederherzustellen. Eine weitere Lösungsalternative ist das Speed Dependent Automatic Zooming (Igarashi & Hinckley, 2000). Das Konzept beinhaltet einen voll automa-tisierten Ansatz durch Kopplung zwischen der und Zoom-Operation. Wird eine Pan-Bewegung durch den Nutzer ausgeführt, erfolgt gleichzeitig das Zooming. So verringert sich der Skalierungsfaktor beim schnellen Pannen bzw. Scrollen, und der Nutzer nimmt die Pan-Geschwindigkeit als konstant wahr. Das erhöht die Übersichtlichkeit im Informationsraum. Bei der Überwachung technischer Prozesse wird häufig das semantische Zooming zur Darstellung von Detailinformationen eingesetzt. Bei diesem Konzept wird der Detailgrad in Abhängigkeit von der gewählten Zoomstufe visualisiert. Somit können die Details des technischen Prozesses erst bei Bedarf angezeigt werden, wodurch die Gefahr der Informationsüberflutung verringert wird. Um die Übergänge der unterschiedlichen Detaillierungsstufen möglichst gering zu halten, werden häufig Animationen eingesetzt.

Auf dem Wanddisplay (Public Display) ist der Einsatz von Zoom-Techniken nicht geeignet, da dies die Abstimmung der Operatoren auf einen Prozessausschnitt und eine Zoomstufe erfordern würde.

So ist in der Mehrbenutzerumgebung eine gleichzeitige Betrachtung unterschiedlicher Regionen im Informationsraum nicht möglich. Jedoch kann durch den Einsatz von Split Screen-Darstellungen Abhilfe geschaffen werden, indem die Bildschirme in unterschiedliche Bereiche eingeteilt werden.

In diesem Zusammenhang sprechen Elmqvist, Henry, Riche und Fekete (2008) von sog. multifoka-len Ansichten, die für die jeweiligen Bereiche eigenständige Pan- und Zoom-Interaktionen ermögli-chen. Bei diesem Ansatz haben aber die Operatoren beim gemeinsamen Arbeiten auf dem Wand-display weder Information über Zusammenhänge und Distanzen noch eine räumliche Orientierung über die geteilten Bereiche hinweg.

(a) (b)

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Overview+Detail – Im Gegensatz zum Zooming, das mit zeitlicher Trennung Informationen visuali-siert, werden bei der Overview+Detail-Visualisierungstechnik die verschiedenen Detail- bzw. Ver-größerungsstufen durch räumliche Trennung umgesetzt. Dabei werden sowohl die Übersichts- als auch Detailinformationen parallel jeweils in einem distinkten Bereich dargestellt. Bezüglich der verwendeten Anzeigeflächen bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die einfachste Form von Overview+Detail-Benutzungsschnittstellen sind zwei räumlich getrennte Präsentationsräume, z. B.

zwei getrennte Bildschirme oder Fensteransichten (siehe Abbildung 51a). Somit wird auf einem

zwei getrennte Bildschirme oder Fensteransichten (siehe Abbildung 51a). Somit wird auf einem