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Durch Deglykosylierung mit Peptid-Glykosidase F lässt sich das Molekulargewicht eines PAG-immunoreaktiven Proteins aus dem Trophoblasten von Tag 50 der Trächtigkeit von ca. 67 auf ca. 47 kDa reduzieren. Dies entspricht, unter Vernachlässigung von geringen quantitativen Ungenauigkeiten der Methode (SDS-PAGE), einem Glykananteil von etwa 30 % an der Gesamtmasse des Proteins. Aus der geburtsreifen Plazenta extrahiertes PAG-immunoreaktives Protein bildete nach der gleichen Enzymbehandlung zwei leichtere Banden im Western Blot, die Massenreduktionen zwischen 19 und 30 % darstellen können. Es ist hierbei anzunehmen, dass das breite Signal der nativen Probe mehrere überlagerte PAGs darstellt, deren deglykosylierte Formen sich in leichteren Einzelbanden wiederfinden.

In jedem Fall scheinen die Zucker der PAGs einen erheblichen Anteil an der Molekülmasse zu haben, was zum einen Untersuchungen von KLISCH et al. (2003) hierzu bestätigt, zum anderen auf die funktionelle Relevanz der PAG-Glykane hinweist, deren aufwendige Synthese in Relation zu ihrem evolutionsgeschichtlich geförderten Nutzen stehen sollte.

Sda-Epitop

Das Vorkommen des Sda-Epitops auf bovinen PAGs zwischen Tag 32 und Tag 275 der Trächtigkeit wirft neue Fragen zu seiner bisher unbekannten Funktion auf.

Das Fehlen des Epitops während der Implantationsphase, sowie kurz vor der Geburt könnte darauf hindeuten, dass diese Struktur einen modulierenden Einfluss auf die PAG-Funktionen dieser Phasen hat. Dabei erscheinen generell drei Möglichkeiten:

Zum einen könnte die Ausbildung des Sda-Epitops während des größten Teils der Trächtigkeit als spezifisches Funktionsmuster für die PAGs fungieren, dessen Ausbildung vor und nach dieser Phase jedoch entweder unerwünscht oder unnötig ist. Zum anderen könnte die Anfügung des terminalen GalNAc zwischen Tag 30 und

Diskussion 104

Tag 275 auch eine Abdeckung der unterliegenden Zuckerstrukturen darstellen, um bestimmte Rezeptorbindungen am sialylierten N-Acetyl-Laktosamin, die ihre Funktion nur während der Implantationsphase und zur Geburt erfüllen, während der übrigen Trächtigkeit zu verhindern.

Schließlich wäre es auch denkbar, dass sowohl dem kompletten Epitop als auch seiner sialylierten Vorstufe jeweils eine eigene, dem Trächtigkeitsstadium entsprechende Funktion zukommt.

Für das Modell des funktionellen Sda-Epitops, welches erst nach der Implantation und nur bis kurz vor der Geburt aus einer inaktiven Vorstufe gebildet wird, spricht sein Vorkommen in unterschiedlichen Systemen. An der Oberfläche von Erythrozyten (MONTIEL et al. 2003), Lymphozyten, intestinalen (MORTON et al. 1998) und renalen Epithelzellen sowie auf dem Tamm-Horsfall-Protein (SERAFINI-CESSI et al.

2005) exprimiert, scheint seine exponierte Stellung auf eine Schlüsselposition in spezifischen und unspezifischen immunologischen Abwehrstrategien hinzudeuten.

Das auf murinen zytotoxischen T-Lymphozyten ausgebildete Sda-Epitop stellt einen Liganden für spezifische Antikörper dar, die die zytolytische Aktivität dieser Zellen hemmen können (SMITH und LOWE 1994). Seine Funktion könnte in diesem Falle signalmodulierender Art sein und als Gegenrezeptor die CD45-Phosphatase-Aktivität herunterregulieren. Analog hierzu wäre das Sda-Epitop auch im Sinne eines Gegenrezeptors für endogene Lektine als signalmodulierendes Agens der PAG - Wirkung an den Zielorganen denkbar.

Betrachtet man das Sda-Epitop als blockierte Form der aktiven unterliegenden NeuAcα2,3Gal-Struktur, so könnte man ihm über die längste Zeit der Trächtigkeit eine hemmende oder schützende Funktion beimessen.

Endständig sialylierte Glykoproteine und -lipide sind als spezifische Liganden für Bakterien, Viren und Toxine bekannt (GOTTSCHALK 1959, KARLSSON 1989). Auch für endogene Lektine, die strukturelle Änderungen an der fetomaternalen Kontaktzone einleiten oder vermitteln, wäre das α2,3-sialylierte Glykan der PAGs in diesem Bereich als Ligand denkbar. Hierbei sind vor allem die phylogenetisch älteren PAGs von Interesse, die vorrangig im Mikrovillisaum des Trophoblastenepithels auftreten. Diesbezüglich könnte die Ausbildung des Sda-Epitops eine Schutzmaßnahme vor Umbauprozessen an der fetomaternalen Kontaktzone darstellen, die bestimmte strukturelle Änderungen nur bis zur gesicherten

Diskussion 105 Implantation des Fetus und danach erst wieder zum Zeitpunkt der Auflösung der fetomaternalen Verbindung zulässt.

Im Hinblick auf die Unterdrückung eines Sda-vermittelten Mechanismus zum Ende der Trächtigkeit sind die Untersuchungen von MORTON (1970) und SPITALNIK et al.

(1982) zur schwangerschaftsassoziierten Reduktion des Sda-Antigens auf humanen Erythrozyten interessant. Im Gegensatz zu 4 % Sda-Negativen in der Normalbevölkerung, ermittelten die Autoren eine signifikant höhere Anzahl Sda -Negativer (bis 36 %) unter Schwangeren (SPITALNIK et al. 1982). Nach der Schwangerschaft wurde das Epitop jedoch wieder auf den Erythrozyten der untersuchten Frauen nachweisbar.

Obwohl eine direkt homologe Funktion des Sda-Epitops in beiden Spezies nicht zu erwarten ist, scheint dessen Expression in beiden Fällen abhängig von schwangerschaftseigenen Regulationsmechanismen zu sein, die hormoneller Natur sein könnten.

In den Epithelzellen von Darm und Niere wird die Funktion des Sda-Epitops im Zusammenhang mit E.coli-Infektionen diskutiert. TypS - E. coli besitzen Adhäsine, die die NeuAcα2,3Gal- Struktur erkennen (SHARON 1987, KORHONEN et al. 1984, SJOBERG et al. 1988). Durch die Anfügung eines GalNAcs durch die GalNAc-Transferase würde diese Erkennungsstruktur verborgen und bakterielle Anheftung an Epithelzellen verhindert.

Untersuchungen zu intestinalen E.coli-Infektionen von Jungtieren haben gezeigt, dass bestimmte NeuAcα2,3Gal-affine Stämme nur innerhalb der ersten Lebenswochen an die Intestinalmukosa binden können, zu einer Zeit also, in der die GalNAc-Transferase noch nicht aktiv, und das schützende Sda-Epitop noch nicht ausgebildet ist (RUNNELS et al.1980, DALL’OLIO 1990).

Ein solches Modell wäre auf die PAGs nur direkt übertragbar, wenn sie in unmittelbarem Kontakt mit pathogenen Erregern stünden. Interessant ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass die postpartale Phase des Rindes, in der ein hohes Risiko urogenitaler Infektionen besteht, in die Zeit der „Sda-freien PAGs“ fällt.

Schließlich stellt sich die Frage, ob während der „Sda-positiven Periode“ auch alle PAG-Formen das Epitop tragen, oder ob es nur einer bestimmten Fraktion dieser Glykoproteine zukommt. Angesichts der immunohistochemisch deutlichen

Diskussion 106

Kolokalisation der PAG- und Sda-Signale erscheint es jedoch wahrscheinlich, dass zumindest ein Großteil der vorhandenen PAG-Formen das Epitop trägt.

Ein gemeinsames Glykanmuster mehrerer, eventuell sogar aller PAG-Formen spräche für einen gemeinsamen Nenner dieser multifunktionellen Proteingruppe.

Ausgehend von der Annahme, dass allen PAGs ein einziges Zielorgan gemein ist, an dem sie unterschiedliche Signalwirkungen ausüben, könnte das Sda-Epitop auch der intrazellulären Sortierung und als Signalmolekül zur Adressierung der PAGs an einen bestimmten Wirkort dienen.

Ein gemeinsames Schicksal teilen zweifellos alle PAGs, nämlich das der letztendlichen Eliminierung aus dem maternalen Kreislauf. Eine Funktion des Sda -Epitops als Ligand des Asialoglykoprotein-Rezeptor der Leber ist bei Mäusen bereits nachgewiesen worden (MOHLKE et al. 1999). Unterstützt wird diese Möglichkeit bei Betrachtung der variablen Halbwertzeit der PAGs im maternalen Serum. In der frühen Trächtigkeit (Tag 36-38) beträgt sie 4-5 Tage (SZENCI, BECKERS et al.

2003) und zum Zeitpunkt der Geburt, zu dem kein Sda mehr exprimiert wird, persistieren die PAGs mit einer Halbwertzeit von 8-9 Tagen fast doppelt so lang im maternalen Serum (KIRACOFE, WRIGHT et al. 1993).

An die Vermutung, dass das Sda-Epitop die PAG-Eliminierung beschleunigen könnte, schließt sich natürlich die Frage an, warum sie vor und nach der „Sda-positiven Periode“ länger im maternalen Kreislauf verbleiben sollten. In Bezug auf die postpartal noch vorhandenen PAG-Formen erscheint nur noch eine für die Mutter protektive Funktion der PAGs sinnvoll. Geht man in der Frühträchtigkeit von einer lokalen vom Fetus induzierten Immunsuppression aus, könnte auch in dieser Phase den PAGs eine protektive Rolle, diesmal jedoch für den maternalen Organismus und unter Aktivierung anderer Mechanismen, zukommen.

Regulation der Sda -Expression/-Synthese

Der letzte Schritt zur Synthese des Sda-Epitops wird über eine Glykosyltransferase, die ß1,4N-Acetylgalaktosaminyltransferase (ß1,4 GalNAc-T) katalysiert. Sie überträgt ein GalNAc von einem aktivierten Trägermolekül, dem UDP-GalNAc auf die Disaccharidstruktur NeuAc α2,3 Gal. Die Sda-Expression auf PAGs scheint nicht allein über die ß1,4GalNAc-Transferase reguliert zu sein, da kein signifikanter Unterschied in der Genexpression des Enzyms zu unterschiedlichen Trächtigkeitsstadien nachgewiesen werden konnte (KLISCH et al. 2007

Diskussion 107 unveröffentlicht). Eine negative Regulierung der Sda-Expression durch Östrogen, welches zum Ende der Trächtigkeit massiv ansteigt, wird von KLISCH im Zusammenhang mit der Expression von ß-Östrogenrezeptoren auf den BNC und einer Östrogen-regulierten ß1-4 GalNAc-Transferase diskutiert (DHARMESH und BAENZIGER 1993, SCHULER et al. 2006, KLISCH et al. 2007). Neben dem Östrogen erfährt jedoch auch der Gesamtglukokortikoidgehalt im Serum einen präpartalen Anstieg, dessen Einfluss auf die GalNAc-Transferase zu untersuchen wäre (EISSA und EL-BELELY 1990).

Die alternative Sialylierung des N-Acetyl-Laktosamins durch eine α2,6-Sialyl-Transferase könnte zwar die Übertragung eines terminalen GalNAcs verhindern, lässt sich jedoch durch die vorhandene MAL-Bindung, die α2,6-sialyliertes Substrat nicht erkennt, ausschließen.

Letztlich ist auch die Möglichkeit der substratspezifischen Aktivität der GalNAc-Transferase in Betracht zu ziehen. Ausgehend von der stadiumsspezifischen Expression verschiedener PAG-Formen wäre es durchaus denkbar, dass die ß1,4-GalNAc-Transferase nicht nur PAGs im Allgemeinen erkennt, sondern auch PAG-Formen unterscheidet. Spezifische PAG-PAG-Formen der Frühträchtigkeit und der Geburtsphase würden somit aufgrund ihrer Struktur nicht mehr als Substrat akzeptiert, auch wenn sie α2,3-sialyliertes N-Acetyl-Laktosamin tragen. Auch präpartale pH-Wert-Verschiebungen könnten Einfluss auf die Konformation der PAGs oder auf die Aktivität der GalNAc-Transferase nehmen.

Während der frühen Trächtigkeit ist durch Immunoreaktivität mit Anti-boPAG-Serum eine PAG-Form von 67 kDa mit Nebenbanden bei 60 und 82 kDa aus dem Trophoblasten nachzuweisen. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um das boPAG1. Durch PNGase F lassen sich N-glykosidisch gebundene Zucker von dieser PAG-Form abspalten, die bei einer Reduktion des Molekulargewichts um 21 kDa einen Mindestanteil von etwa 30 % der Gesamtmasse des Glykoproteins ausmachen. In zweidimensionaler Auftrennung konnten drei Isoformen des PAGs bei pH 4,7; 4,8 und 4,9, sowie drei Isoformen eines 75 kDa PAG-reaktiven Proteins bei pH 4,8; 5,1 und 5,2 nachgewiesen werden.

Die aus Homogenaten der geburtsreifen Plazenta im Western Blot nachgewiesenen PAG-immunoreaktiven Proteine könnten aufgrund ihrer Molekularmasse von 66 kDa aus einer oder mehreren der Formen PAG-12, PAG-15, PAG-19 und PAG-20

Diskussion 108

bestehen. Eine enzymatische Entfernung der N-glykosidisch gebundenen Zucker reduziert ihr Molekulargewicht um ca. 30 kDa, was einem Anteil von ca. 40 % N-Glykanen an der Gesamtmasse des Proteins entspricht.

Im Western Blot zeigten die Lektine DBA, PHA und MAL ein unterschiedliches Bindungsverhalten. Demnach besitzen die PAGs der geburtsreifen Plazenta kein durch DBA nachweisbares terminales GalNAc auf ihrem Glykanteil. Die Bindung von PHA und MAL weisen auf das Vorkommen von α2,3-sialyliertem N-Acetyl-Laktosamin auf diesen PAG-Formen hin.

Durch die höhermolekulare Form der Sialidase aus Clostridium perfringens lassen sich im Western Blot der Geburtsplazenta mit dem Lektin ECA deutliche Bindungsunterschiede darstellen. Durch die Bindung des ECA nach Abspaltung der Sialsäure werden proteingebundene Glykane mit einem Galaktosyl(ß1,4)-N-Acetyl-Glukosaminrest nachgewiesen, die offenbar im nativen Zustand endständig sialyliert sind. Die MAL-Bindung bestätigt die α2,3-sialylierte native Form des Glykans.

Die biochemischen Ergebnisse zur Glykanstruktur der Geburtsplazenta werden durch die lektinhistochemischen Ergebnisse bestätigt und um die Darstellung der Glykanstruktur von PAG-Formen der frühen und mittleren Trächtigkeit erweitert.

Das Bindungsverhalten der für die Zucker GalNAc- (DBA), LacNAc- (PHA) und α2,3-NeuAc-LacNAc (MAL) spezifischen Lektine an BNC in histologischen Schnitten weist auf die als Sda-Epitop bekannte Struktur hin, die ab dem 32. Tag der Trächtigkeit durch Bindung des Antikörpers CT1 nachgewiesen werden kann.

Doppelfluoreszenzmikroskopie mit boPAG-Antiserum bestätigt durch die deutliche Kolokalisation der PAG- mit den Lektin- bzw. CT1-Signalen, dass das nachgewiesene Epitop und seine Vorstufe ohne terminales GalNAc Teil der PAG-Glykane ist. Das Sda-Epitop ist bis zu Tag 5 a.p. in den BNC nachweisbar. Eine rapide einsetzende Reduktion um das terminale GalNAc führt bis zur Geburt zu der bereits in der Frühträchtigkeit bestehenden Vorform des Epitops auf allen PAGs in den BNC. Das Sda-Epitop ist also Teil der Glykane einiger oder aller in den BNC exprimierter PAG-Formen zwischen dem 32. und dem 275. Tag der Trächtigkeit.

Zusammenfassung 109 6 Zusammenfassung

Evelyne Jeanrond

Charakterisierung von Schwangerschaftsassoziierten Glykoproteinen der frühen und peripartalen Phase der Trächtigkeit des Rindes

Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung von PAG-Formen des Rindes in verschie-denen Phasen der Trächtigkeit mit besonderer Betrachtung des periimplantativen und peripartalen Zeitraumes. Schwerpunkt der Untersuchungen sollte der Vergleich der unterschiedlichen Glykosylierung der Proteine sein. An Plazentamaterial früher, mittlerer und peripartaler Trächtigkeitsstadien wurden biochemische und histochemische Untersuchungen zur Charakterisierung der PAGs und ihrer Glykane durchgeführt. Dabei kamen chromatographische und elektrophoretische Trennungsmethoden, Western Blot-Technik mit Anti-boPAG Serum, sowie mit Lektinen zum Nachweis spezifischer Zuckerstrukturen zur Anwendung. Die histochemischen Untersuchungen erfolgten an Paraffin- und Epon-eingebetteten Schnitten von Plazentamaterial der unterschiedlichen Trächtigkeitsphasen, an denen mit verschiedenen Lektinen spezifische Zuckerstrukturen in den zytoplasmatischen Granula binukleärer Zellen des Trophoblasten nachgewiesen wurden. Desweiteren wurden immunhistochemische Färbungen mit den Antikörpern CT1 gegen das Sda -Epitop und Anti-boPAG-Serum vorgenommen, um zum einen die komplexe Zuckerstruktur im Glykan, zum anderen die Kolokalisation mit den PAG-reaktiven Proteinen nachzuweisen. In Trophoblastgewebe von vier Kühen zwischen Tag 35 und Tag 50 der Trächtigkeit wurde im Western Blot mit Anti-boPAG-Antiserum in allen Proben eine PAG-positive Bande bei ca. 67 kDa in SDS-PAGE nachgewiesen.

Das Material der Geburtsplazenta zeigte nach chromatographischer Auftrennung und Western Blotting einen relativ geringen Anteil an PAG-immunnoreaktiven Proteinen in drei von 60 Eluatfraktionen. Die darstellbaren Banden lagen wie für die frühen Stadien hauptsächlich bei 66 kDa mit Nebenbanden im Bereich niedrigerer molekularer Masse. Durch enzymatische Abspaltung N-glykosidisch gebundener Zucker mit Peptid-Glykosidase F ließ sich das Molekulargewicht der PAG-reaktiven Proteine sowohl der frühen als auch der geburtsnahen Plazenta erheblich verringern, so dass auf einen hohen Anteil an N-Glykanen in PAGs geschlossen werden kann.

Die zweidimensionale Auftrennung der frühen Trophoblastproteine nach isoelektrischem Punkt und Molekulargewicht zeigte unterschiedliche Isoformen PAG-reaktiver Proteine für Tag 43 und Tag 50 der Trächtigkeit. Zu Tag 43 konnten drei

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Isoformen eines 70 kDa Proteins zwischen pH 4,5 und 5,3 nachgewiesen werden. Zu Tag 50 wurden drei Isoformen eines 66 kDa-Proteins zwischen pH 4,7 und 4,9, sowie drei Isoformen eines 74 kDa-Proteins zwischen pH 4,8 und 5,2 gefunden.

Ein Lektin-Western Blot an PAG-angereichertem Plazentamaterial der Geburt mit den Lektinen Dolichos biflorus Agglutinin (DBA), Phaseolus vulgaris Agglutinin (PHA) und Maackia amurensis Leukoagglutinin (MAL) zeigte keinerlei DBA-Bindung, diffuse PHA-Bindung im Molekularbereich von 67-85 kDa und MAL-Bindung im Bereich von ca. 72 kDa. An Glykoproteinen der geburtsreifen Plazenta ließ sich demnach kein terminales GalNAc (DBA), wohl aber N-Acetyl-Laktosamin (PHA) mit α2,3-gebundener Neuraminsäure (MAL) als Strukturelemente nachweisen.

Im Lektin-Western Blot mit MAL und Erithrina cristagalli Agglutinin (ECA) konnte vor enzymatischer Abspaltung der Neuraminsäure durch die ausschließliche Bindung von MAL α2,3-sialyliertes Galaktosyl-(ß1,4)-GlcNAc nachgewiesen werden. An den desialylisierten Proben konnte hingegen nur das ECA an das darunterliegende Galaktosyl- (ß1,4)-GlcNAc binden. Die Glykane der PAG-reaktiven Proteine aus der geburtsreifen Plazenta sind demnach zum einen N-glykosidisch gebunden und tragen α2,3-sialyliertes Galaktosyl-(ß1-4)-GlcNAc als Teil ihrer Struktur.

Durch die lektinhistochemischen Untersuchungen mit den Lektinen DBA, MAL und PHA, sowie mit den Antikörpern CT1 und Anti-boPAG konnte gezeigt werden, dass über eine lange Zeitspanne der Trächtigkeit, nämlich zwischen Tag 32 und Tag 275, das Sda-Epitop als Bestandteil der PAG-Glykane ausgebildet wird. In diesem Zeitraum war in allen Schnitten eine deutliche Kolokalisation des an das Sda -Glykotop bindenden Antikörpers CT1, sowie der Lektine, DBA und PHA mit Anti-boPAG-Serum zu beobachten.

Die Alterationen in der Glykosylierung vor und nach dieser Phase konnten durch verändertes Bindungsverhalten des CT1-Antikörpers und der Lektine DBA und MAL dargestellt werden. Bis Tag 32 waren kein terminales GalNAc, und keine entsprechend vollständige Sda-Epitop-Struktur mit DBA bzw. CT1 nachzuweisen. Die Bindung von MAL an die BNC-Granula in Kolokalisation mit dem Anti-boPAG zu diesem Zeitpunkt bestätigte jedoch α2,3-sialyliertes Galaktosyl-(ß1-4) N-Acetyl-glukosamin als Teil des Sda-Epitops ohne terminales GalNAc. Das gleiche Bindungsverhalten der genannten Antikörper und Lektine kurz vor der Geburt deutet auch hier auf die Reduktion des terminalen GalNAcs in der Glykanstruktur der peripartal exprimierten PAGs hin.

Zusammenfassung 111 Summary

Evelyne Jeanrond

Characterization of bovine pregnancy – associated glycoproteins (PAGs) of the early and peripartal pregnancy

The present study aims at characterizing bovine PAG-forms of the early and peripartal pregnancy, while focussing particularly on the comparison of their glycosylation.

Placentas collected in abbatoirs and during cesarian sections were submitted to biochemical and histochemical analyses, so as to reveal molecular mass, isoforms and structural features of the PAGs and their glycans through ion-exchange-chromatography, electrophoresis and Western blotting with lectins and antiserum against boPAGs.

For histochemical analyses in light and double-immunofluorescent techniques, lectins and antibodies against boPAG and the Sda-epitope (CT1-antibody) were used to reveal specific sugars and to evidence colocalization to PAG-positive structures in the BNC of the trophoblast. The trophoblastic material of early pregnancy from day 35 to day 50 of gestation showed a major band at about 67 kDa and several secondary bands in Western blot with anti-boPAG. Material of term-placenta showed a quite small amount of PAG-positive proteins in only three of 60 chromatographically separated fractions and revealed a major band at 66 kDa in Western blot. Molecular weight of PAGs of the early placenta as well as of term placenta was considerably reduced by enzymatic cleavage of N-glycosidic linked sugars, so that high amounts of N-glycans can be presumed in both PAG forms.

2D-electrophoresis and anti-boPAG Western blot was performed with trophoblastic proteins from day 43 and day 50 placenta. While day 43 material showed three isoforms of a 70 kDa protein at pH 4,3 to 5,3 and a single spot of a 66 kDa protein, day 50 material showed three isoforms of both 74 kDa and 66 kDa PAG-positive proteins all in a range from pH 4,7 to 5,2. Lectin-Western blot of term-placenta material showed no DBA-binding in contrast to a broader range of PHA-binding at 67-85 kDa and a more restricted MAL-binding at 72 kDa. These results indicate that near-term expressed glycoproteins carry no terminal GalNAc (DBA) on their glycans,

Zusammenfassung 112

but seem to contain N-acetyl-lactosamin (PHA) with a2,3-linked sialic acid (MAL). In accordance to this, enzymatically desialiated proteins of identical samples showed no more MAL-binding. ECA was binding exclusively to the desialiated protein, revealing the underlying Galß1,4-GlcNAc.

Lectin- and immunhistochemistry with the lectins DBA, MAL and PHA and antibodies against boPAG and the Sda-epitope (CT1) demonstrated that bovine PAGs expressed in the BNC carry the Sda-epitope as part of their glycans over a long period of pregnancy. From day 30 to day 275, strong PAG-colocalized binding of the CT1-antibody as well as of the lectin DBA in BNC granules could be observed. Up to day 23, neither CT1 nor DBA did bind to these structures whereas MAL bound in colocalization with the PAG-antibody to the BNC. Similar to this, CT1- and DBA-binding decreased rapidly from day 275 on, while MAL started DBA-binding again, increasing with approach to term. The strong PHA-binding did not change during the whole time of pregnancy, showing that the alterations within the glycans do not affect the N-acetyl-lactosamin part of the Sda-epitope. As shown by the DBA and MAL binding patterns, the major change before day 30 and prior to delivery consists in the loss of terminal GalNAc.

Literaturverzeichnis 113 7 Literaturverzeichnis

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Die Schwangerschaftsdiagnose aus dem Harn durch Nachweis des

Die Schwangerschaftsdiagnose aus dem Harn durch Nachweis des