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Gewichtung der Untersuchungsergebnisse

Im Dokument Bildschirmarbeit in Leitwarten (Seite 126-130)

An der Untersuchung nahmen 15 Unternehmen aus verschiedenen Branchen der Produktion und Dienstleistung teil, wobei auf eine möglichst breite Abdeckung ver-schiedener Branchen geachtet wurde. Es wurden 24 Leitwarten mit insgesamt 144 Arbeitsplätzen für Leitwartenoperateure in die Untersuchung einbezogen. Da die Un-tersuchung auf zeit- und ressourcenaufwendige Intensivstudien angelegt war, konn-ten hierbei jedoch nicht alle 144 Arbeitsplätze untersucht werden. Ausgehend von der Prämisse, dass sich die Arbeitsplätze innerhalb einer Leitwarte ähneln und somit auch vergleichbare Gestaltungsdefizite aufweisen dürften, wurden pro Leitwarte nur ein oder zwei Arbeitsplätze (insgesamt 27 Arbeitsplätze) untersucht.

Die Hochrechnung in diesem Kapitel dient der Gewichtung der Ergebnisse derge-stalt, dass sie nicht mehr den Gestaltungszustand der 27 tatsächlich untersuchten Leitwartenarbeitsplätze anzeigen, sondern den Gestaltungszustand der Gesamtheit aller in diesen Leitwarten vorhandenen 144 Arbeitsplätze widerspiegeln sollen. Hier-zu wurden die Einzelergebnisse des einen bzw. der zwei untersuchten Arbeitsplätze einer Leitwarte auf die Anzahl insgesamt vorhandener Arbeitsplätze der entspre-chenden Leitwarte (je nach Leitwarte zwischen 1 und 38 Arbeitsplätze) hochgerech-net.

Bei der Interpretation der Hochrechnungsergebnisse sollte berücksichtigt werden, dass diese Vorgehensweise eine starke Vereinfachung darstellt. Es ist davon auszu-gehen, dass die oben genannte Prämisse der Ähnlichkeit und Vergleichbarkeit von in einer Leitwarte befindlichen Arbeitsplätzen in einigen Fällen nur teilweise zutrifft. So können sich die von den einzelnen Operateuren einer Leitwarte zu erledigenden Aufgaben durchaus stark unterscheiden; genauso wie es möglich ist, dass an den verschiedenen Arbeitsplätzen einer Leitwarte unterschiedliche Softwaresysteme verwendet werden. Als Beispiel seien hier Medienbetriebe genannt: In einer Regie-zentrale arbeiten Operateure mit sehr unterschiedlichen Zuständigkeiten wie Be-leuchtung, Bildtechnik oder Bildmischung. Auch durch die unterschiedliche Anord-nung der Arbeitsplätze im Wartenraum bzw. zu Kollegen könnten an den einzelnen Leitwartenarbeitsplätzen unterschiedliche Bedingungen (z. B. Beleuchtung, Klima, Sprachverständigung mit Kollegen) vorgelegen haben. Trotz dieser bewusst in Kauf genommenen Vereinfachung in manchen Fällen, ermöglicht die Hochrechnung einen neuen Blickwinkel auf die Ergebnisse. Obwohl sich an den Merkmalsbeurteilungen selbst durch die Gewichtung der Ergebnisse nichts ändert, wird in der Hochrechnung die Anzahl der Leitwartenoperateure, welche unter den besagten Gestaltungsbedin-gungen einer Leitwarte arbeiten, berücksichtigt. Die Ergebnisse der hier präsentier-ten Hochrechnung können also als Annäherung betrachtet werden, da eine Vollerhe-bung aller Arbeitsplätze in allen Leitwarten aus den bereits genannten Gründen nicht möglich war.

In den Leitwarten „R“, „T“ und „W“ wurden jeweils zwei Arbeitsplätze untersucht, weshalb sich bei der Hochrechnung im Vergleich zu den anderen Leitwarten eine gesonderte Situation ergab. Die Operateure der Leitwarte „R“ („R04“ und „R06“) wa-ren in zwei Teams aufgeteilt. Zum ersten Team gehörten fünf und zum zweiten 21 Arbeitsplätze. Aus jedem Team ist ein Arbeitsplatz untersucht worden. Die Untersu-chungsergebnisse wurden in der Hochrechnung entsprechend gewichtet, d. h. die Ergebnisse des Arbeitsplatzes „R04“ wurden mit „5“ und die Ergebnisse des Arbeits-platzes „R06“ mit „21“ multipliziert. In der Leitwarte „T“ befanden sich lediglich die beiden untersuchten Arbeitsplätze „T01“ und „T02“, weshalb hier zur Hochrechnung keine weitere Gewichtung der Ergebnisse vorgenommen werden musste. In der Leitwarte „W“ („W06“ und „W18“) befanden sich insgesamt 38 Arbeitsplätze. Dort ließ sich die Aufteilung der Arbeitsplätze nicht so leicht vornehmen wie in der Leitwarte

„R“. Da sich die Beurteilungsergebnisse der beiden Leitwarten – insgesamt gesehen – nur gering unterschieden, wurden die Ergebnisse der beiden Leitwarten bei der Hochrechnung jeweils mit „19“ gewichtet.

Werden die Ergebnisse über alle 274 Beurteilungsmerkmale der Checkliste aus der Beurteilung der Leitwartenarbeitsplätze hochgerechnet auf die dort tatsächlich vorhandenen Arbeitsplätze, dann ergibt sich ein Erfüllungsgrad der Merkmale von 60,8 % (n = 144, vgl. Abb. 4.35, rechts). Vergleicht man nun dieses Ergebnis mit der Auswertung ohne Hochrechnung auf die repräsentierten Arbeitsplätze, so sind die Unterschiede sehr gering. Hier lag der Erfüllungsgrad über alle Merkmale und alle

untersuchten Arbeitsplätze bei durchschnittlich 60,3 % (n = 27, vgl. Abb. 4.35, links).

Die Unterschiede bezogen auf die anderen Merkmalsausprägungen bleiben ebenso vergleichbar; „teilweise erfüllt“: 6,0 % (Hochrechnung) vs. 5,9 % (Rohdaten) und

„nicht erfüllt“: 33,2 % (Hochrechnung) vs. 33,8 % (Rohdaten). Insgesamt zeigen sich also keine bedeutsamen Unterschiede zwischen Rohdatenauswertung und Hoch-rechnung auf die Zahl der vorhandenen Arbeitsplätze. Trotz der teilweise sehr unter-schiedlichen Besetzung der einzelnen Leitwarten beschränken sich die Unterschiede zwischen Rohdatenauswertung und Hochrechnungsergebnissen auf den Nachkom-mastellenbereich.

Abb. 4.35 Erfüllungsgrad über alle Merkmale und alle Arbeitsplätze

(links: Rohdatenauswertung, n = 27; rechts: Hochrechnung auf die in den Unternehmen insgesamt vorhandene Anzahl von Arbeitsplätzen, n = 144)

Werden jedoch die Ergebnisse nach Merkmalsbereichen getrennt betrachtet (vgl.

Abb. 4.36), so zeigen sich allerdings Unterschiede zwischen Rohdatenauswertung und Hochrechnung.

Die größten Unterschiede lassen sich in den Merkmalsbereichen „Wartenraum“ und

„Sonstige Arbeitsbedingungen“ ausmachen (vgl. Abb. 4.36). Im Bereich „Warten-raum" fällt durch die Hochrechnung der Anteil der Merkmalsausprägung „erfüllt“ um 9,3 % und der Anteil für die Ausprägung „nicht erfüllt“ steigt um 7,5 %. Nicht ganz so hohe Differenzen finden sich für den Bereich „Sonstige Arbeitsbedingungen“, wo durch die Hochrechnung der Anteil erfüllter Merkmale um 8,5 % fällt und für nicht erfüllte Merkmale um 5,8 % steigt. Eine wesentliche Ursache hierfür ist die starke Gewichtung der Ergebnisse der Branche „Telekommunikation“ und der hier im Bran-chenvergleich geringere Anteil erfüllter Merkmale in den Merkmalsbereichen (vgl.

Kapitel 4.3 und 4.9). Durch die starke Gewichtung der Ergebnisse der Branche „Te-lekommunikation“ (Verhältnis 4:64), bedingt durch die hohe Anzahl an Arbeitsplätzen in einer Leitwarte, tritt dieser unterdurchschnittliche Erfüllungsgrad noch deutlicher hervor.

Abb. 4.36 Differenzprofil mit Abweichungen der prozentualen Häufigkeiten der Antwortkategorien je Fragebereich der Hochrechnung von den Untersuchungsergebnissen

Eine Erhöhung des Erfüllungsgrades ist vor allem im Merkmalsbereich „Arbeitsmittel“

auszumachen (vgl. Abb. 4.36). Der Anteil der Beurteilungskategorie „erfüllt“ erfährt einen Zuwachs von 6,5 %, während der Anteil der Beurteilungskategorie „nicht er-füllt“ um 5,7 % fällt. Wahrscheinlich sind diese Änderungen auch hier durch die höhe-re Gewichtung der Ergebnisse der Branche „Telekommunikation“ bedingt. Im Ver-gleich mit den anderen Branchen hatte die Branche „Telekommunikation“ im Bereich

„Arbeitsmittel“ den höchsten Erfüllungsgrad (vgl. Kap. 4.5).

In den Merkmalsbereichen „Umgebungsbedingungen“ und „Arbeitsorganisation“ so-wie im merkmalsbezogen umfassendsten Merkmalsbereich „Mensch-Maschine-Kommunikation“ unterscheidet sich die Hochrechnung dagegen nur geringfügig von den Ergebnissen für die tatsächlich untersuchten Leitwartenarbeitsplätze.

Die insgesamt relativ geringen Unterschiede zwischen Roh- und hochgerechneten Daten deuten demnach darauf hin, dass eine veränderte Gewichtung, welche die Anzahl von Arbeitsplätzen in den Leitwarten berücksichtigt, nicht zu komplett ande-ren Ergebnissen führt.

4.11 Weitergehende Analysen

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