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Anordnung von mehreren Bildschirmgeräten .1 Gestaltungsempfehlung

Im Dokument Bildschirmarbeit in Leitwarten (Seite 159-165)

4.11 Weitergehende Analysen .1 Allgemeine Vorbemerkungen

5.3.2 Anordnung von mehreren Bildschirmgeräten .1 Gestaltungsempfehlung

Die Bildschirmgeräte sollten ergonomisch optimal angeordnet sein.

5.3.2.2 Anlass für die Gestaltungsempfehlung

Im Gegensatz zum klassischen Büro- oder Verwaltungsarbeitsplatz mit ein oder zwei Bildschirm-Einheiten finden sich an einem Arbeitsplatz einer Leitwarte in der Regel mehrere Bildschirmgeräte oder Bildschirm-Rechner-Einheiten zur Steuerung der Prozessführung. Jedem Einzelgerät oder jeder Gruppe von Bildschirmgeräten sind häufig auch Eingabe- und Positionierungsmittel (z. B. Tastatur, Maus, Rollball) zuge-ordnet. Neben üblichen Anforderungen (wie z. B. erforderliche Ablage- oder Aufstell-fläche) sind beim Einsatz von mehreren Bildschirmgeräten und Eingabe- und Positi-onierungsmitteln in Leitwarten für deren Anordnung einige Besonderheiten zu beach-ten (DIN EN ISO 11064-4:2004).

5.3.2.3 Allgemeine und spezifische Gestaltungsempfehlungen

Bei der Positionierung von Bildschirmgeräten sind zunächst Empfehlungen für den Sehabstand und die Höhe der Bildschirmgeräte relativ zur Augenposition zu berück-sichtigen (vgl. Kap. 5.3.1; DIN EN ISO 11064-4:2004; BGI 650:2012). Werden meh-rere Bildschirmgeräte am Arbeitsplatz eingesetzt, sollten sie parabolisch angeordnet sein, um annähernd gleiche Sehabstände zu (häufig) betrachteten Anzei-gen/Bildschirmen zu gewährleisten (vgl. DIN EN ISO 11064-4:2004). Annähernd gleiche Sehabstände bei drei Bildschirmgeräten können dadurch erreicht, dass diese um ca. 30° zueinander gedreht werden (vgl. Abb. 5.7). Die Winkelabweichungen von der Sehachse nach rechts oder links sind abhängig von der Breite der Bildschirmge-räte (vgl. DIN EN ISO 11064-4:2004). Relevant ist dabei, dass eine Sehachse bzw.

Blicklinie bei gedrehtem Kopf oder gedrehter Körperposition im rechten Winkel auf die Bildschirmoberfläche trifft (vgl. Abb. 5.7). Durch diese Anordnung wird eine Ver-änderung der Akkommodation des Auges an jeweils unterschiedliche Entfernungen verschiedener Bildschirmgeräte verhindert. Damit ergibt sich auch eine einheitliche Entfernung für die Auslegung der Zeichenhöhe (vgl. Kap. 5.3.1).

Ob vier Bildschirmgeräte besser nebeneinander oder in einer 2x2-Anordnung über-einander angeordnet werden sollten, ist abhängig von den Arbeitsaufgaben, die am Arbeitsplatz bearbeitet werden sollen (DIN EN ISO 11064-4:2004). Sind für die Auf-gaben große Bildschirmdiagonalen angemessen, dann empfiehlt sich eher eine 2x2-Anordnung als diese vier Bildschirmgeräte in gerader (oder auch parabolischer) An-ordnung in einer Reihe nebeneinander aufzustellen. Bei Hochformaten, und damit einer zum Querformat relativ geringeren Breite der nebeneinander stehenden Bild-schirmgeräte, mag eine einreihige Anordnung ggf. günstiger sein.

[Bild: © JST und GAWO e.V.]

Abb. 5.7 Annähernd gleiche Sehabstände bei drei Bildschirmgeräten (einreihig)

[Bild: © JST und GAWO e.V.]

Abb. 5.8 Annähernd gleiche Sehabstände bei zweireihiger Anordnung von Bildschirmgeräten (Seitenansicht)

Generell gilt es, auch bei zweireihig übereinander angeordneten Bildschirmgeräten die obere Bildschirmreihe möglichst tief und unterhalb einer horizontalen Sehachse anzuordnen (vgl. Empfehlungen zur Höhe der Bildschirmgeräte in Kap. 5.3.1, s. a.

BGI 650:2012; DIN EN ISO 11064-4:2004). Annähernd gleiche Sehabstände sowie eine aus der Waagerechten abgesenkte Blicklinie können auch bei einer zweireihi-gen Aufstellung erreicht werden, wenn eine Anordnung der Bildschirmgeräte ähnlich der Abbildung 5.8 gewählt wird.

Um bei einer Anordnung von mehreren Bildschirmgeräten in einer Reihe Randberei-che der BildschirmoberfläRandberei-che einsehen zu können, sind Kopfbewegungen erforder-lich. Durch die Aufgabenbearbeitung sind ständige Bewegungen mit hoher Frequenz möglichst zu vermeiden. Welche Anzeigen auf welchem Bildschirm dargestellt wer-den, sollte in Abhängigkeit von der Betrachtungshäufigkeit und der Betrachtungs-dauer sowie in Relation zu den Arbeitsaufgaben bestimmt werden.

Ist eine Anordnung der Bildschirmgeräte übereinander unter Einhaltung der aus der horizontalen Sehachse abgesenkten Höhe (vgl. Abb. 5.8) nicht möglich, so ist zu empfehlen, dass auf den Anzeigen der oberen Bildschirmgeräte nur Informationen dargestellt werden, die gelegentlich bis selten und nur kurz betrachtet werden müs-sen. Alle Informationen, auf die häufiger und länger zugegriffen werden sollen, sind auf Bildschirmgeräten der unteren Reihe darzustellen, die unterhalb der abgesenkten Sehachse liegen.

Je mehr Bildschirmgeräte sich am Arbeitsplatz eines Leitwartenoperateurs befinden, desto größer wird die Herausforderung, annähernd gleiche Sehabstände zu errei-chen. Als Lösungen bieten sich in solchen Fällen parabolisch geformte Arbeitsflä-chen an, die beispielhaft in den Abbildungen 5.9 a,b und 5.10 dargestellt sind. Eine gerade Anordnung muss hingegen zu Problemen der Lesbarkeit und der Zeichener-kennung führen.

[Bild: © JST und GAWO e.V.]

Abb. 5.9a Parabolische Anordnung von zehn Bildschirmgeräten (zweireihig)

[Bild: © JST und GAWO e.V.]

Abb. 5.9b Parabolische Anordnung von zehn Bildschirmgeräten (zweireihig)

Bei der Anordnung mehrerer Bildschirmgeräte ist darüber hinaus zu beachten, dass die Bildschirmgeräte möglichst dicht nebeneinander stehen. Nur dadurch können Lücken zwischen den Bildschirmgeräten verringert werden. Die durch die Anordnung unvermeidbaren Lücken sollten gefüllt bzw. abgedeckt werden (Hénique et al., 2009). Dadurch werden Belastungen der Augen durch unnötige Leuchtdichteunter-schiede (Kontraste) vermieden. Die Leuchtdichte und Farbgebung der Flächen hinter den Bildschirmgeräten sollte sich nicht allzu sehr von der Leuchtdichte und Farbge-bung der Oberfläche der Anzeigen, der Bildschirmgehäuse und der Arbeitsflächen unterscheiden. Dieser Grundsatz der Gestaltung wird dann verletzt, wenn schwarze oder dunkle Bildschirmrahmen verwendet werden und wenn zwischen den Bild-schirmgeräten Fenster oder Lampen sichtbar sind oder durchscheinen und die Lü-cken dann hohe Leuchtdichten aufweisen können, die zu dunklen oder auch hellen Bildschirmrahmen zu hohe Kontraste entstehen lassen können.

Wenn der Leitwartenoperateur einige Anzeigen lediglich gelegentlich ansehen muss und es ihm darüber hinaus ohne größeren Aufwand möglich ist, eine andere Sitzpo-sition einzunehmen, kann auch eine einreihige Anordnung mehrerer Bildschirmgerä-te akzeptabel sein. Auch hier sollBildschirmgerä-te die Anordnung der Anzeigen wieder unBildschirmgerä-ter Be-rücksichtigung der Aufgaben, der Benutzungshäufigkeit und -dauer erfolgen, d. h.

unwichtigere oder selten benötigte Anzeigen sollten auf den äußeren Bildschirmgerä-ten dargestellt werden (s. a. DIN EN ISO 11064-4:2004).

[Bild: © JST und GAWO e.V.]

Abb. 5.10 Parabolische Anordnung von sechzehn Bildschirmgeräten (zweireihig) 5.3.2.4 Wechselwirkungen mit anderen Gestaltungsmerkmalen

Bei der Befestigung der Bildschirmgeräte ist zu beachten, dass die Bildschirmgeräte weiterhin höhenverstellbar sowie leicht dreh- und neigbar bleiben sollten, um sie an die interindividuellen Unterschiede in den Körpermaßen der Operateure anpassen zu können (Kroemer, 1997; Schmidtke & Tietschert, 2001). Günstig erweisen sich pro-grammierbare und motorisch verstellbare Einstellungen. Manche solcher technisch unterstützten Einrichtungen bieten sogar die Möglichkeit, dass Einstellungen von un-terschiedlichen Leitwartenoperateuren gespeichert und abgerufen werden können.

Die Entscheidung über die erforderliche Anzahl an Bildschirmgeräten je Arbeitsplatz ist nur auf der Basis einer detaillierten Aufgabenanalyse zu treffen. Dabei ist von ent-scheidender Bedeutung, welche Informationen zu welchem Zeitpunkt parallel verfüg-bar sein müssen und aufgabenbedingt nicht sequentiell abrufverfüg-bar sein dürfen. Dar-über hinaus ist entscheidend, welche und wie viele Informationen auf einem Bild-schirm gut erkennbar dargestellt werden. Es ist nach DIN EN ISO 11064-4:2004 al-lerdings davon auszugehen, dass durch einen Operateur nicht mehr als vier Anzei-geeinheiten zufriedenstellend überwacht und bedient werden können. Unsere Erfah-rungen in der Praxis haben jedoch gezeigt, dass diese Leitlinie häufig nicht eingehal-ten wird. Auch beruht die Entscheidung über die Anzahl der Bildschirmgeräte in der Praxis in der Regel nicht auf einer Aufgabenanalyse, sondern auf (im günstigen Fall erfahrungsbedingten) Schätzungen, was alles angezeigt werden sollte oder könnte.

Hier ergibt sich deutlicher Optimierungsbedarf (s. a. unten).

5.3.2.5 Handlungsempfehlungen

Die Planung der Anordnung von Bildschirmgeräten sollte systematisch angelegt wer-den (Stanton et al., 2010). Das heißt sie sollte auf der Grundlage einer umfassenwer-den Aufgabenanalyse erfolgen. Dabei sind u. a. folgende Aspekte zu klären:

 Welche Informationen müssen parallel verfügbar sein? Welche Informationen können sequentiell abgerufen (und auf einem Bildschirmgerät angezeigt) werden?

 Wie viele Bildschirme sind notwendig?

 Welche Anzeigen müssen häufig/ständig beobachtet werden?

 Welche Anzeigen müssen längere Zeit beobachtet werden?

 Welche Anzeigen müssen nur gelegentlich und kurzzeitig beobachtet wer-den?

5.3.2.6 Umsetzbarkeit im Gestaltungsprozess

Die Festlegung, wie viele Bildschirmgeräte und wie diese aus ergonomischer Sicht optimal anzuordnen sind, bedarf einer detaillierten Aufgabenanalyse. Der Aufwand bzw. die Kosten der Umsetzung sind dann davon abhängig, welche Gegebenheiten bereits realisiert sind. Zu bedenken ist, dass bestimmte Formen der Anordnung ggf.

nur mit Veränderungen der Arbeitsmittel (z. B. Arbeitstische, Halterungen für Bild-schirmgeräte) realisierbar sind.

5.3.2.7 Weiterführende Literatur

BGI 650: Bildschirm- und Büroarbeitsplätze. Leitfaden für die Gestaltung. Hamburg:

Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) 2012 [http://www.vbg.de/apl/zh/z418/titel.htm]

DIN EN ISO 11064-4: Ergonomische Gestaltung von Leitzentralen – Teil 4: Ausle-gung und Maße von Arbeitsplätzen. Berlin: Beuth 2004-10

Hénique, E.; Lindegaard, S.; Hunt, B.: Design of large and complex display systems. In: Ivergård, T.; Hunt, B. (Eds.): Handbook of control room design and ergonomics: A perspective for the future. Boca Raton: CRC Press 2009, 83-132 Kroemer, K.H.E.: Design of the computer workstation. In Helander, M.; Landauer, T.K.; Prabhu, P.V. (Eds.): Handbook of human-computer interaction. Amsterdam:

Elsevier 1997, 1395-1414

Schmidtke, H.; Tietschert, G.: Gestaltung von Bildschirmarbeitsplatz-Konsolen (BAP-Konsolen). In: Schmidtke, H. (Hrsg.): Handbuch der Ergonomie mit ergono-mischen Konstruktionsrichtlinien und Methoden. Koblenz: Bundesamt für Wehr-technik und Beschaffung 2001, C-4.2.5

Stanton, N.A.; Salmon, P.; Jenkins, D.; Walker, G.: Human factors in the design and evaluation of central control room operations. Boca Raton: CRC Press 2010

5.4 Arbeitsmittel

5.4.1 Arbeitsstuhl und Arbeitsfläche

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