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2.1. Soziologische Betrachtung der Gewalt

2.1.2. Gewalt in der Schule

Unter Schülern entstehen gewaltbeinhaltende Verhältnisse besonders aus den Erfahrungen in der Familie oder in Freundschaftsgruppen und stellen sich als aggressive Haltungen in der Schule raus. Kinder und Jugendliche beobachten Gewalttaten entweder unter Eltern oder sind selbst Opfer von Gewaltanwendungen in der Familie und üben somit Gewaltdelikte gegenüber schwächeren Schulkameraden aus. Die Kinder, die im Elternhaus vernachlässigt werden, zeigen öfters Gewaltbereitschaft in Kindergärten und in Schulen. Besonders die problematische Situation in Kindergärten bringt hervor, daß das Thema “Gewalt” das Problem des Jahrhunderts ist.

93 Vgl. hierzu: Thomas Gordon, Çocukta Dış Disiplin mi? İç Disiplin mi? Übersetzer: Emel Aksay (İstanbul: Sistem, 1999), S.68.

94 Vgl. hierzu: İbrahim Dönmezer, Ailede İletişim ve Etkileşim (İstanbul: Sistem), 1999, S.29.

Die Beobachtungen der Erzieher(innen) zeigen, daß Kinder schon im Kindergarten auffälliges und aggressives Verhalten darlegen. Kinder, die ihre Bedürfnisse noch nicht artikulieren können, üben gegenüber Altersgenossen körperliche wie z.B.

kneifend, schlagend, beissend, beleidigend usw. gewaltbeinhaltende Reaktionen aus.95 Die gefährlich klingenden Veränderungen der Haltungen der Kinder zeigen, daß unbedingt Maßnahmen getroffen werden müssen. Aggressives und gewalttätiges Verhalten bei Kindern treten besonders dann auf, wenn manche von ihnen gegenüber dem Anderen Aufmerksamkeit erwecken möchten.

Diese Haltung der Kinder gegenüber ihren Schulkameraden wird auch im Roman

“Lord of the Flies” (Gott der Fliegen) thematisiert. Der Roman versucht den Leser darauf hinzuweisen, daß die Natur der Menschen die Gewalt hervorruft.96 Dieser Roman bezieht sich auf zweiundzwanzig Kinder im unterschiedlichen Alter, die auf einer Insel versuchen zu überleben, wobei manche Kinder, die zwischen neun bis zwölf Jahren sind und Anerkennung gegenüber den Anderen bestreben –so auch manche Privilegien–, Gewalt ausüben. Diese führt in manchen Fällen bis zu Totanschlägen.

Unter der Sicht der oben angeführten Sätze nehmen die sogenannten ‘erzieherischen Methoden’, die in der Familie vollzogen werden, einen wichtigen Platz im Leben der Kinder und Jugendlichen ein. Es ist zu erwähnen, daß die Eltern, wenn die Erziehungsinstanze im Elternhaus versagen, immer wieder den Lehrern eine große Arbeit zuwidmen. Dabei sollte nicht übersehen werden, daß Schulen keine therapeutische Institute sind, für die die Eltern sie meistens halten.

Das Thema ‘Gewalt in der Schule’ ist seit dem Ende der achtiziger Jahre ein Stammthema der Lehrerfortbildung und ihrer pädagogischen Tage in den Schulen. Die Hauptsorge der Lehrerinnen und Lehrer ist dabei, ob denn nun die Gewalt

‘von auβen’ in die Schule hineingetragen werde oder ob sie vielleicht gar in der Schule selbst entstünde. Letzteres wird in den Diskussionen der Praktiker gern und schnell als zu spekulativ weggewischt, wohl weil es das Rollenverständnis und die Grenzen der sozialen Interventionsmöglichkeiten der Schule grundsätzlich berührt. Also sucht man die Anfechtung in den Gefahren, die auβerhalb der Schule lauern, und

95 Vgl. hierzu: Haluk Yavuzer, Çocuk ve Suç (İstanbul: Remzi, 1998), S.120–122.

96 Vgl. hierzu: William Golding, Sineklerin Tanrısı. Übersetzer: Mina Urgan (İstanbul: Adam, 1998), S.25–67.

debattiert erleichtert darüber, wie man sich dagegen wehren könnte. Denn sonst –würden die Ursachen der Gewalt in die Schule verlegt– wäre man ja mithaftender Teil des Gewaltgeschehens.97

Die Lehrer können auch nicht auf alle Schüler auf einmal aufpassen. Lehrer können schon von der großen Menge der Klasse her die auf Probleme der einzelnen Schülern nicht eingehen, um für den Abbau der Gewalt in der Schule, so auch im sozialen Leben, beizutragen.98 Daher muß eine Zusammenarbeit zwischen den Familien und den Lehrern sowie den Zuständigen gewährleistet werden. Folglich nehmen bei der Erziehung der Kinder sowohl die Eltern als auch die Lehrer einen wichtigen Platz ein.

Schulische Bedingungen, wie geringer Leistungsstand, hoher Leistungsdruck, schlechtes Verhältnis zwischen den Schülern in der Klasse, schlechte Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler, Gruppenbildung innerhalb oder außerhalb der Klasse und Ausschließung von Klassenkameraden sind aufzählbare Faktoren, die die Schüler zur Gewalt hinführen.99 Diese Konflikte, die die Schüler erleben, entwickeln sich folglich zu aggressiven Benehmen. Auch in Entwicklungsphasen wie Pubertät zeigen Kinder zwischen zwölf bis achtzehn Jahren häufig aggressives Verhalten. Besonders Jungen zeigen im Vergleich zu den Mädchen öfters gewaltbeinhaltende Haltungen den Mitschülern gegenüber.

Anstieg von Jugendgewalt und Jugendkriminilatität erzeugt Schlagzeilen, öffentliche Aufmerksamkeit und aufgeregte Debatten. Sinkende Gewalt und Kriminalität sind in der Alltagspublizistik dagegen uninteressant und bleiben entsprechend unbeachtet. So verwundert es nicht, daβ in Jahren, in denen beispielsweise die polizeiliche Kriminalstatistik sinkende Zahlen berichtet, keine Debatte stattfindet, daβ aber in darauffolgenden Jahren die übliche öffentliche Aufregung in den Medien erzeugt wird, selbst wenn die Zahlen nur die vorherige Höhe erreichen. So entsteht über lange hinweg der öffentliche Eindruck eines kontinuierlichen Anstiegs. Es gehört zum Alltagswissen, daβ Jugendgewalt und –kriminalität kontinuierlich anstiegen, daβ

97 Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.), Das Gewalt–Dilemma (Band 905, Frankfurt / Main: Suhrkamp, 1994), S.227.

98 Vgl. hierzu: Yavuzer H., ebd, S.43–45.

99 Vgl. hierzu: Yavuzer H., ebd, S.33–35.

dies nur das offensichtlichste Zeichen dafür ist, daβ die Jugend immer schlechter wird.100

Berichte aus den Nachrichten weisen darauf hin, daß Waffenbesitz der Kinder und der Jugendlichen bisher kein wirkliches Problem war, aber zur Zeit kommen viele Schüler mit gefährlichen Waffen zur Schule. Aus Umfragen kommt heraus, daß Schüler zur Verteidigung Waffen mit sich tragen.101 Der Grund der Gewalttaten, die die Kinder und die Jugendlichen ausüben, wird meistens den Massenmedien zugeschrieben.