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Der “Güvenç Abdal”-Orden ist einer der grundlegenden historischen Elemente des alevitischen Glaubens in Anatolien. Der Wirkungsbereich des dem “Hacı Bektaş Veli”-Derwischorden unterstehenden “Güvenç Abdal”-Ordens in Nordanatolien basiert auf den dem Schwarzen Meer zugewandten Ansiedlungen im Küstenstreifen und in den höheren Lagen der Schwarzmeerregion. Aus diesem Grund wird Güvenç Abdal auch der Titel “Halife des Schwarzmeergebietes” gegeben. Im 13. Jahrhundert organisierte sich der “Güvenç Abdal”-Orden im Harşit-Tal in Kürtün (Gümüşhane), von wo aus er seinen Wirkungsbereich auf unterschiedliche Gebiete – an erster Stelle auf die Schwarzmeerregion - ausbreitete. Das historische Zentrum des “Güvenç Abdal”-Ordens ist das Dorf Taşlıca in Kürtün, welches laut mündlicher Überlieferung von Güvenç Abdal gegründet wurde. Die Gründung des Dorfs Taşlıca fällt genau in die Zeit, in der auch der “Güvenç Abdal”-Orden gegründet wurde.

Güvenç Abdal, Gründer des gleichnamigen Ordens, soll laut mündlicher Überlieferung im 13. Jahrhundert in dieses Gebiet zugewandert sein, hat danach den nach ihm benannten S. Dokument, das im “Başbakanlık Osmanlı Arşivi” (Osmanisches Archiv des Ministerpräsidiums) mit Grund-Code C. ZB, Ordner Nr. 31 und Aktennummer 1508 registriert ist.

S. Dokument, das im “Başbakanlık Osmanlı Arşivi” (Osmanisches Archiv des Ministerpräsidiums) mit Grund-Code C. ADL, Ordner Nr. 10 und Aktennummer 667 registriert ist.

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geistlichen “Dede”-Orden gegründet und so das Fundament für die Verankerung der Philosophie von Hacı Bektaş Veli in diesem Gebiet gelegt. Der “Güvenç Abdal”-Orden ist die wichtigste historische Einrichtung des alevitischen Glaubens in der Schwarzmeerregion.

Bezüglich seines Wirkungsbereichs und seiner Mitgliederzahl ist der “Güvenç Abdal”-Orden einer der größten geistlichen “Dede”-Orden überhaupt. Mit seinem Zentrum im Dorf Taşlıca (Kürtün) hat der “Güvenç Abdal”-Orden eine Gemeinschaft von Ordensmitgliedern, die sich in die Gebiete östliches, mittleres und westliches Schwarzmeer, sowie nach Inner- und Ostanatolien und in das Marmara-Gebiet erstreckt. Der “Güvenç Abdal”-Orden gehört dem

“Hacı Bektaş Veli”-Derwischorden an. Zwischen den “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens besteht eine religiöse Beziehung zur Çelebi-Familie (Ulusoy-Familie) in Hacıbektaş. Im Kontext der Strukturierung von “El ele el Hakk’a” (“Eins-Sein”) untersteht der “Güvenç Abdal”-Orden – wie auch in den verschiedenen Gebieten Anatoliens – keinem anderen Orden.

Die Grundlage für die Zugehörigkeit des “Güvenç Abdal”-Ordens zum “Hacı Bektaş Veli”-Derwischorden liegt in der historischen und religiösen Verbindung zwischen Hacı Bektaş Veli und Güvenç Abdal. Güvenç Abdal war einer der Derwische von Hacı Bektasi Veli, der ihn auch ausgebildet hatte. Laut den Angaben in der “Velâyetname” unterstand Güvenç Abdal Hacı Bektaş Veli.238 Gemäß den Mitgliedern des “Güvenç Abdal”-Ordens wurde Güvenç Abdal von Hacı Bektaş Veli nach Harşit entsandt, so wie in alle Gebiete Anatoliens jeweils ein “Halif” von Hacı Bektaş Veli entsandt wurde. Güvenç Abdal zeichnete sich wiederum dadurch aus, dass er der bedeutendste Mystiker der Schwarzmeerregion wurde. In historischen Dokumenten wird das Zentrum des “Güvenç Abdal”-Ordens bzw. der religiöse Ort im Dorf Taşlıca auch als “Dergah”, “Dergah-ı şerif”, “Tekke”, “Zaviye” oder “Hangah”

bezeichnet.239

Gemäß dem alevitischen und bektaşischen Glauben ist der Derwischorden der “Hacı Bektaş Veli”-Derwischorden. Dieser ist der Hauptsitz und die eigentliche Einrichtung, der die Ordensmitglieder angehören. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, dass jedes Ordenszentrum, das zu diesem Derwischorden gehört, auch als solcher bezeichnet wird. In gewisser Weise zeigt dieser Wortgebrauch auch den Einfluss und die Macht der

Taşlıca-“Zaviye”. S. hierzu Anlage 28.

238 S. Abdülbâki Gölpınarlı, “Vilâyet-Nâme”, S. 76, Istanbul 1995.

239 Im “Vakıflar Genel Müdürlüğü Arşivi” (Archiv der Hauptverwaltung für Stiftungen) und im “Başbakanlık Osmanlı Arşivi” (Osmanisches Archiv des Ministerpräsidiums) sind Dutzende Dokumente und Urkunden zum religiösen Zentrum in Taşlıca vorhanden.

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Laut den Angaben, die wir historischen Quellen entnehmen konnten, wurde im 18.

Jahrhundert im Dorf Taşlıca eine Moschee gebaut. Man sieht, dass nach deren Vollendung die

“Tekke”, die das Zentrum des “Güvenç Abdal”-Ordens ist, in den Dokumenten zusammen mit dieser Moschee erwähnt wird. Die gemeinsame Erwähnung von “Tekke” und Moschee zeigt einerseits die Haltung der Zentralmacht gegenüber der “Tekke” in Taşlıca und andererseits auch den religiösen und philosophischen Wandel, den die “Zaviye” im Laufe der Jahrhunderte erlebt hat. S. hierzu Anlage 29.

Es ist bekannt, dass die Einheiten, die das Zentrum der geistlichen alevitischen

“Dede”-Orden in Anatolien bilden, als “Tekke” bezeichnet werden. In der von uns im Dorf Taşlıca durchgeführten Feldstudie wurde festgestellt, dass der Orden im Dorf Taşlıca von seinen Einwohnern schon immer als “Tekke” und Orden bezeichnet wurde. Aus den historischen Einträgen und Aufzeichnungen zum Dorf Taşlıca geht eine ähnliche Situation hervor. S. hierzu Anlagen 30 und 31.

Der “Güvenç Abdal”-Orden im Dorf Taşlıca, das in Aşağı Kürtün (Unter-Kürtün) liegt, wird in einigen Dokumenten zusammen als “”Zaviye” und als “Tekke” erwähnt. S.

hierzu Anlage 32.

Aus den historischen Dokumenten geht hervor, dass die Taşlıca-“Zaviye” auch als

“Hangâh” bezeichnet wurde. Der Taşlıca-“Hangâh” wurde zusammen mit der Moschee erwähnt, was zeigt, dass beide Gebäude miteinander verschmolzen waren. S. hierzu auch Anlage 33.

Die Dokumente belegen, dass die Taşlıca-“Tekke” ab dem 18. Jahrhundert ihre Beziehungen zum Hauptsitz im Vergleich zum 16. und 17. Jahrhundert intensiviert haben.

Gemäß den Informationen, die die Archivdokumente enthalten, standen die Taşlıca-“Tekke”

bereits vor der Zeit, in der im 16. Jahrhundert die politischen und militärischen Auseinandersetzungen zwischen Osmanen und Safawiden begannen, in Kontakt zur Zentralmacht. Die Taşlıca-“Zaviye” ist ein religiöses Zentrum, dem Urkunden ausgestellt und Sonderrechte zugestanden wurden, und das über Einkommen aus der Stiftung verfügte. Die osmanischen Herrscher hatten institutionelle Beziehungen zu den in dieser “Zaviye” tätigen Leitern (“Zaviyedar”) und deren Familien. Der dieser “Zaviye” vorstehende “Dede” wurde mit dem Titel “Scheich” bezeichnet.240 Ab dem 18. Jahrhundert nahm die Beziehung

240 S. Urbar-Codex, der im “Tapu-Kadastro Genel Müdürlüğü Arşivi” (Archiv der Hauptdirektion für Grundbuch und Kataster) unter Nummer TD 43 registriert ist; hier. Blatt 131, Reihe 245.

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zwischen der Taşlıca-“Tekke” und den osmanischen Herrschern wieder die Stufe ein, die diese in der Zeit vor den Safawiden hatte. Ab dem 18. Jahrhundert wurde wiederum die Bezeichnung der osmanischen Herrscher für den einer “Tekke” vorstehenden “Dede” aus dem 16. Jahrhundert – “Zaviyedar” – als “Tekkeşin”, d.h. der “Leiter einer Zaviye bzw. Tekke”, eingeführt. Die Bestellung des “Tekkeşin” in der Taşlıca-“Tekke” entwickelte sich mit dem Wissen und unter der Kontrolle der Zentralmacht. Im Profil der geistlichen alevitischen

“Dede”-Orden kommt die Funktion des “Dede” von dem jeweiligen Geschlecht. Jeder

“Ocakzade”, der aus dem Geschlecht eines “Dede” stammt, kann, wenn er die dafür erforderlichen ethischen, religiösen, repräsentativen und wissensmäßigen Kenntnisse hat, die Funktion des “Dede” für die dem Orden zugehörigen Laienanhänger ausüben. Am Beispiel der Taşlıca-”Tekke” sieht man, dass das Zentrum des Ordens von einem “Tekkeşin” geleitet wurde. Dieser “Tekkeşin” leitete das religiöse System innerhalb des Ordens als übergeordnete Institution, der auch die “Dedes” aus anderen Orden angehörten. S. hierzu Anlage 34.

Der Name von Scheich İlyas, “Tekkeşin” der “Tekke” im 18. Jahrhundert, wird auch im “şecere”, d.h. der Stammbaum, erwähnt, den die Familie des im Dorf Taşlıca ansässigen und dem “Güvenç Abdal”-Orden vorstehenden “Dede” aufbewahrt. In diesem “şecere” wird der Vater von “Scheich llyas” als “Scheich Ali” erwähnt. Die Einträge und Aufzeichnungen im Archiv der Stiftung geben Anlass dazu, zu denken, dass Scheich Ali, der die Funktion des

“Tekkeşin” von seinem Vater übernahm, den Namen seines Großvaters angenommen hat. In der Namenstradition der Strukturierung der alevitischen Orden wiederholt sich ähnliches sehr häufig.

Aus den Quellen geht hervor, dass sowohl die Institution als auch deren Bediensteten durch die vom Hauptsitz über die “Tekkeşin” der Taşlıca-“Tekke” vergebenen Urkunden legalisiert wurden. In den Einträgen und Aufzeichnungen der Zentralmacht wurde die die

“Tekke” betreffende Überwachung zu einer Arbeit mit bürokratischem Inhalt. S. hierzu Anlage 35.

Der “Tekkeşin” der Taşlıca-“Zaviye” wurde mit dem Titel “Postniş”, d.h. “Vorsteher”, angeredet und als Leiter der “Zaviye” anerkannt. Im alevitischen und bektaşischen Glauben wird die Funktion des “Postniş” für Çelebi Efendi und Dedebaba verwendet, die den Zweigen

“Çelebi” bzw. “Babagan” des “Hacı Bektaş Veli”-Derwischordens vorstehen. Die Anrede des

“Tekkeşin” eines dem “Hacı Bektaş Veli”-Derwischordens unterstehenden Ordens mit dem Titel “Postniş” muss insbesondere untersucht werden. S. hierzu Anlage 36.

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Ein weiterer, in der Taşlıca-“Zaviye” für die “Zaviyedar” verwendeter Titel dagegen ist der des “Halifen”. Dieser Ausdruck wird in der “Velâyetname” des Hacı Bektaş Veli auch für die von diesem ausgebildeten Derwische verwendet.241 Das Wort “Halife” wurde in der Schwarzmeerregion auch von den Mitgliedern des “Güvenç Abdal”-Ordens verwendet.

Gemäß der religiösen Überzeugung ist Güvenç Abdal der “Halife des Schwarzmeergebietes”.

Es wurde festgestellt, dass die Mitglieder des “Güvenç Abdal”-Ordens, die in den Provinzen Trabzon, Düzce und Kocaeli ansässig sind, die “Dedes” dieses Ordens als Halifen anerkannt haben.242 S. hierzu Anlagen 37 und 38.

Es ist bekannt, dass viele religiöse Zentren wie “Tekken”, “Zaviyen” und Derwischorden, die in Anatolien und auf dem Balkan aktiv waren, Stiftungen hatten, und dass diese “Zaviyen” mit dieser Methode die Bedürfnisse und Ausgaben der Familie des

“Zaviyedar” bestritten. Die Verwaltung der “Zaviye”-eigenen Stiftungen und der Schutz deren Rechte haben im Laufe der Zeit immer wieder zu einigen Schwierigkeiten, internen Auseinandersetzungen und rechtlichen Problemen zwischen der “Tekke” und der Zentralmacht sowie zu bürokratischen Schwierigkeiten geführt. S. hierzu Anlage 39.

Die Taşlıca-“Zaviye” ist ein religiöses Zentrum, das einerseits von Steuerzahlungen befreit war, und andererseits einen Teil der Einkünfte der umliegenden Dörfer einnahm; diese Stellung bewahrte sie bis ins 19. Jahrhundert. In einem Urbar-Codex aus diesem Gebiet, dessen Datierung nicht bekannt ist, ist angegeben, dass die Taşlıca-“Zaviye” Steuern wie

“öşr” und “rüsum”, d.h. der Zehnte und Zoll, nicht gezahlt hatte. Um diese Stellung zu wahren, hat die “Zaviye” über die Jahrhunderte Rechtsstreite geführt. S. hierzu Anlage 40.

Es ist bekannt, dass durch die religiöse Identität der Taşlıca-“Zaviye” und der ordenszugehörigen “Dede”-Familie, die diese leitete, im 16. Jahrhundert die damaligen Herrscher dieser bestimmte Rechte zuerkannten. Die als “Zaviyedar”, “Tekkeşin” bzw.

“Postniş” bezeichneten “Zaviye”-Mitarbeiter erhielten das Nutzungsrecht an bestimmten Flächen wie Sommer- und Grasweiden, die eine der Grundlagen für die Viehzucht, die die wirtschaftliche Dynamik dieses Gebietes ausmachte; gleichzeitig leiteten diese die “Zaviye”.

S. hierzu Anlage 41.

241 S. Abdülbâki Gölpınarlı, “Vilâyet-Nâme”, Istanbul 1995.

242 Bis in die jüngste Zeit haben “Dedes”, die Mitglieder des “Güvenç Abdal”-Ordens und in Taşlıca (Kürtün) sowie im Viertel Bahçeli (Dereli, Giresun) ansässig sind, für die in Eskiköy (Akçaabat, Trabzon) und Umgebung, für die im Dorf Yunusefendi (Gölyaka, Düzce) und Umgebung sowie für die im Dorf Ballar (Kandıra, Kocaeli) ansässigen Mitglieder des “Güvenç Abdal”-Ordens die Funktion von “Halifen” ausgeübt.

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Man sieht, dass die in der Taşlıca-“Zaviye” von der Leitung als “Scheichs”

bezeichnete Familie des ordenszugehörigen ”Dede” das Nutzungsrecht über sehr große Weide- und Sommerweideflächen im Gebiet um Kürtün innehatte, und dass sich die Beziehungen der ordenszugehörigen “Dedes” zu den Einwohnern in bestimmten Zeiten sehr verschlechtert hatten, um diese Stellung zu wahren. S. hierzu Anlage 42.

Insbesondere stand der der “Zaviye” vorstehende “Zaviyedar” in ständigem Kontakt zu den Herrschern jener Zeit, um die Rechte der “Zaviye” zu schützen. S. hierzu Anlage 43.

Die Zentralmacht hatte diese Art Einheiten vor allen Dingen als einzelne religiöse Zentren anerkannt. Diese religiösen Zentren entwickelten eine gesellschaftliche Eigendynamik, die wichtige Aspekte des gesellschaftlichen Lebens veränderte beziehungsweise vervollständigte. Die “Tekken” waren seit ihrer Gründung die Orte, an denen Reisende aufgenommen und bewirtet, und wo Bedürftige gespeist wurden.

Aus dieser Sicht nehmen die “Tekken” in Anatoliens Sozialgeschichte einen wichtigen Stellenwert ein. Auch die Taşlıca-“Tekke” war schon immer ähnlich tätig und hat ihre Bedeutung für die Geschichte dieses Gebietes parallel zu ihrer religiösen Stellung durch solche sozialen Aktivitäten vervollkommnet. S. hierzu Anlage 44.

In einer historischen Urkunde243, die von der Familie des ordenszugehörigen “Dede”

im Dorf Taşlıca aufbewahrt wird, steht, dass die Einkünfte aus bestimmten Ansiedlungen aus der Umgebung von Kürtün von Fatih, dem Eroberer (“Fatih Sultan Mehmet”) der

“Tekke” gestiftet wurden. Dieser Eintrag in der o.g. Urkunde zeigt auf, dass die

Taşlıca-“Zaviye” in der Zeit von Fatih aktiv war, und dass sie ihre soziale Mission des 19.

Jahrhunderts bereits im 15. Jahrhundert ausgeführt hatte.

Aus den noch vorhandenen Dokumenten lässt sich entnehmen, dass die

Taşlıca-“Zaviye” ab dem 18. Jahrhundert auch als “Şeyh İlyas-Tekke”, “Şeyh İlyas-Zaviye” bzw.

“İlyas- Tekke” sowie durch die Stiftung auch “Stiftung der Şeyh İlyas-Tekke”, “Şeyh İlyas”-Stiftung bzw. İlyas”-Stiftung der “İlyas Bey Tekke” bezeichnet wurde. S. hierzu Anlage 45.

Scheich İlyas war ein “Dede”, der aus dem Geschlecht von Güvenç Abdal stammte;

im 18. Jahrhundert war er einer der bedeutenden charismatischen Vertreter des Ordens. Auch in der von den ordenszugehörigen “Dedes” in Taşlıca aufbewahrten Urkunde wird Scheich İlyas als einer der “Dedes” erwähnt. Die Tatsache, dass die Taşlıca-“Zaviye” ab dem 18.

243 Diese Urkunde befindet sich bei dem ‘’Dede’’ Hüseyin Güvendi.

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Jahrhundert den Namen “Şeyh İlyas Zaviyesi, Tekkesi ve Vakfı”, d.h. Zaviye, Tekke und Stiftung zusammen erhält, stellt Scheich İlyas auf eine wichtige Position innerhalb der Ordensgeschichte. Scheich İlyas, der sowohl der “Tekke” als auch der Stiftung seinen Namen gab, ist einer der bedeutendsten “Dedes”, der die Ordensgeschichte in den letzten 250 Jahren entscheidend geprägt hat. Scheich İlyas, dessen Name in den noch vorhandenen Dokumenten häufig erwähnt wird, ist eine religiöser Führer, der den Orden im 18. Jahrhundert neu organisiert und strukturiert hat.244 Diese Auslegung wird ab dem 19. Jahrhundert durch die Erwähnung der “Tekke” mit seinem Namen gestützt.

Aus einigen aus dem 19. Jahrhundert stammenden Dokumenten geht hervor, dass die Taşlıca-“Zaviye”, die “Şeyh İlyas-Tekke”, die “Çağırgan Zaviye”, die “Çağırgan Baba-Tekke” und die Stiftung “Çağırgan Baba”-Stiftung, “Stiftung der Çağırgan Baba Baba-Tekke” oder auch “Stiftung der Çağırgan Baba-Zaviye” genannt wurde. In den Urkunden wird angegeben, dass “Çağırgan Baba” von “Eizze-i kirâm” stammte und dass dieser in Taşlıca beerdigt ist. S.

hierzu Anlagen 46 und 47.

In den historischen Urkunden der in Taşlıca lebenden Familie des ordenszugehörigen

“Dede” steht, dass Çağırgan Baba aus dem Geschlecht von Güvenç Abdal stammt.

Laut den im Dorf Taşlıca zusammengetragenen mündlichen Überlieferungen stammt Çağırgan Baba aus dem Geschlecht von Güvenç Abdal. Eine Legende über Çağırgan Baba wird sich noch heutzutage im Dorf Taşlıca erzählt.

Gemäß der religiösen Überzeugung zieht “Çağırgan Baba” auf die Weide “Suluca Obası”, von wo aus er seinen Sohn Mehmet Ali, der in Kars lebt, anspricht. Er ruft diesen zu sich. In genau diesem Moment aber ruht sich der Sohn, Mehmet Ali, gerade aus. Dadurch, dass sein Vater ihn anspricht, wird er wieder wach. Laut mündlicher Erzählung sterben auf dem Weg von Kars nach Taşlıca zwei Pferde. Im Dorf angekommen, verstirbt “Çağırgan Baba”. Es wird angegeben, dass die “Çağırgan Baba-Zaviye” in früherer Zeit zum Kreis Yavebolu (dem heutigen Görele) gehörte und später dem Bezirk Kürtün im Sandschak Gümüşhane angeschlossen wurde.

244 Noch heute wird der Name İlyas von der im Dorf Taşlıca ansässigen “Dede”-Familie, die dem “Güvenç Abdal”-Orden angehört, häufig verwendet. Der letzte ordenszugehörige “Dede” aus Taşlıca, der 1992 starb, war İlyas Güvendi. Unter den Ordensmitgliedern ist er als “Küçük Ellez Efendi” bekannt.

Eine der ordenszugehörigen “Dede”-Familien, die im Viertel Sütlüce (Dereli, Giresun) ansässig ist, heißt innerhalb des Ordens İlyasşıhoğulları. Der Nachname dieser Familie ist Koç.

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Wie schon in den Urkunden der “Şeyh İlyas-Zaviye und Tekke”, werden auch hier die Auseinandersetzungen erwähnt, die auch die “Çağırgan Baba-Zaviye” zum Schutz ihrer Sonderrechte mit der Bevölkerung dieser Gegend führte. S. hierzu Anlage 48.

Die in Urkunden als “Çağırganlı”, d.h. “aus Çağırgan stammend” bezeichnete Gemeinschaft hatte sich in diesem Gebiet seit dem 13. Jahrhundert angesiedelt. Mittelpunkt dieses Gebietes war das Kelkit-Tal bei Çoruh in der östlichen Schwarzmeerregion.

“Çağırganlı”, die sich auch in verschiedenen Gebieten Anatoliens niedergelassen hatten. Sie sind eine Gemeinschaft, die Derwische ausbildete, die ebenfalls mit diesem Namen erwähnt werden. An der Entstehung der sufistischen Tradition in der östlichen Schwarzmeerregion waren insbesondere die “Çağırganlı”-Derwische beteiligt. Es gibt “Çağırgan-Zaviyen”, die mit dem Titel “Çağırganlı” erwähnt werden und die in der östlichen Schwarzmeerregion schon immer die Funktion religiöser Zentren innhatten.245 Die Gebiete Gümüşhane, Giresun und Alucra sind geographische Gegenden, in denen es “Tekken” und “Türbe”, d.h. Grabmale, gibt, die mit dem Namen “Çağırgan” erwähnt werden.

In den Dörfern Boyluca (Zun), Fevziçakmak (Zıhar) und Gürbulak (Feygas) in der Gegend von Alucra (Giresun) sowie in der Ortschaft Tekke (Provinzhauptstadt Gümüşhane in der gleichnamigen Provinz) gibt es “Türbe”, die mit dem Namen “Çağırgan” erwähnt sind.246 Im Dorf Kabaktepe im Landkreis Köse (Gümüşhane) gibt es ein Haus (“Ocak”, d.h. “Ofen”), das Çağırgan Baba zugeschrieben wird, sowie den “Karataş”, d.h. der schwarze Stein, dem Heiligkeit nachgesagt wird.247 In den von uns in den existierenden Ansiedlungen durchgeführten Feldstudien wurde festgestellt, dass die “Türbe” im Dorf Boyluca den Namen

“Seyyid Mahmud Çağırganî Veli”, die “Türbe” im Dorf Fevziçakmak den Namen “İsmail Hakkı Çağırgan Baba“ (“Mevlana Şeyh Çağırgan Baba”), die “Türbe” im Dorf Gürbulak den Namen “Şeyh Çağırgan Yakub Gülamî” und die “Türbe” in der Ortschaft Tekke (Gümüşhane) den Namen “Çağırgan Baba” tragen. Im Dorf Kabaktepe in Köse (Gümüşhane) dagegen ist “Çağırgan Baba” unter dem gleichen Namen bekannt.

245 S. Mehmet Fatsa, “Doğu Karadeniz Bölgesi’nde Vakıf Yoluyla İskân Metoduna Bir Örnek: Alucra’da Çağırgan Zâviyeleri” (Die “Çağırgan-Zaviyen” in Alucra ein Beispiel für die über Stiftungen angewendete Bebauungsmethode im östlichen Schwarzmeergebiet), “Vakıflar Dergisi” (Stiftungs-Zeitschrift), Ausgabe 36, S.

88, Ankara 2011.

246 Die früheren Namen der o. a. Dörfer wurden in Feldstudien, die in den vorhandenen Ansiedlungen durchgeführt wurden, zusammengetragen.

247 Es wird geglaubt, dass die Familie, die im Dorf Kabaktepe lebt, als “Şeyhler” bezeichnet wird und deren Nachname Seçer ist, aus dem Geschlecht von “Çağırgan Baba” stammt. In diesem Dorf gibt es ein Grabmal, das den Namen Seyyid Süleyman trägt. Laut den Dorfbewohnern handelt es sich um das Grab von “Seyyid Süleyman”, dem Sohn von “Çağırgan Baba”.

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In den historischen Dokumenten bilden die Dörfer Zun,248 Zıhar und Feygas das Zentrum der Tätigkeiten der als “Çağırganlı”, d.h. “aus Çağırgan stammend”, erwähnten Derwische.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Dorf Taşlıca aufgrund der dort ansässigen Familie des dem “Güvenç Abdal”-Orden zugehörenden “Dede” und der “Tekke” als eine Ansiedlung anerkannt, in der “Seyyid” lebten. Laut der Führung in Istanbul wohnte im zum Bezirk Kürtün gehörenden Dorf Taşlıca eine Familie, die Mitglied der “Tahire”-Sippe aus Hasimiye (“Sülâle-i tâhire-i Hâşimîye”) war. S. hierzu Anlagen 49 und 50.

Aus Urkunden ist bekannt, dass sich die Familie des in Taşlıca ansässigen, ordenszugehörigen “Dede” selbst als aus “E’izze-i kirâmdan” und als aus dem Geschlecht des

Aus Urkunden ist bekannt, dass sich die Familie des in Taşlıca ansässigen, ordenszugehörigen “Dede” selbst als aus “E’izze-i kirâmdan” und als aus dem Geschlecht des