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Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Babaköy ist eine der als “Kürtünlü”, d.h. “aus Kürtün”, bezeichneten Gemeinschaften. Von ihren Wurzeln her alevitisch, hat sie sich im Laufe der Zeit assimiliert und ist zum Sunnitentum übergetreten.

100. Dorf Kızılelma (Almus, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Kızılelma ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhänger, die dem “Güvenç Abdal”-, dem “Zeynel Abidin”- bzw. dem “Kul Himmet”-Orden angehören. Das Dorf Kızılma besteht aus sechs Vierteln; diese heißen:

a. Viertel Hacıali b. Viertel Kayalı

c. Viertel Kızılelma-“Merkez” (Zentrum) d. Viertel Mürsel

e. Viertel Tekkelioğlu f. Viertel Üsükler

101. Dorf Sağırlar (Dorf Sağır) (Almus, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Sağırlar ist alevitisch; die Einwohner sind Laienanhänger, die dem “Güvenç Abdal”-Orden angehören.

102. Dorf Yeşilçam (Kırlıgeriş) (Başçiftlik, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Yeşilçam ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. In diesem Dorf sind außerdem Familien ansässig, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens stammen. Hier sind auch Familien, Laienanhänger ansässig, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des

“Zeynel Abidin”-Ordens stammen. In diesem Dorf leben auch Familien, die Laienanhänger des “Pir Sultan Abdal”-Ordens sind.

183 103. Dorf Ahmetalan (Tokat-Zentrum, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft dieses Dorfs ist alevitisch. In diesem Dorf leben auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeit. Hier ist eine Sippe ansässig, deren Mitglieder Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind.

104. Ortschaft Yağmurlu (Ohtap) (Tokat-Zentrum, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft der Ortschaft Yağmurlu ist alevitisch. In dieser Ortschaft sind Aleviten anderer Ordenszugehörigkeit ansässig. Hier lebt eine Sippe, deren Mitglieder Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind.

105. Dorf Ayvalı (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Ayvalı hat ursprünglich alevitische Wurzeln;

die Einwohner sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. Da in diesem Dorf die

“Cem”-Zeremonie schon seit Langem nicht mehr regelmäßig durchgeführt wurde, kommt es zur Assimilierung. Dieses Dorf besteht aus drei Vierteln; diese heißen:

a. Ayvalı, Viertel “Merkez” (Zentrum) b. Viertel Asigözü

c. Viertel Sünnetçiler

106. Dorf Boğazbaşı (Dönekse) (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Boğazbaşı ist alevitisch. In diesem Dorf gibt es Familien, die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind. Hier sind auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeit ansässig.

107. Dorf Çayköy (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Çayköy ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. Hier sind auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeit ansässig. Das Dorf besteht aus zwei Vierteln, das sind:

a. Çayköy, Viertel “Merkez” (Zentrum) b. Viertel Mecirif

184 108. Dorf Geyikgölü (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Geyikgölü ist alevitisch. In diesem Dorf gibt es Familien, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens stammen. Hier sind auch Familien ansässig, die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind.

109. Dorf Güzelyayla (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Güzelyayla ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhänger des “Güvenç Abdal”- und des “Zeynel Abidin”-Ordens. Hier sind außerdem Familien ansässig, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des “Baba Mansur”-Ordens stammen.

110. Dorf Haydarbey (Niksar, Tokat)

Die Einwohnerschaft des Dorfs Haydarbey besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. In diesem Dorf leben Familien, die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind. Hier sind auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeiten ansässig.

111. Dorf Korulu (Leis) (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Korulu ist alevitisch. In diesem Dorf leben Familien, die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind. Hier sind auch Familien ansässig, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens stammen. Hier leben auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeit.

112. Dorf Mutluca (Kazalapa) (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Mutluca ist alevitisch. In diesem Dorf gibt es Familien, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens stammen. Hier leben auch Laienanhänger des “Güvenç Abdal”- und des “Zeynel Abidin”-Ordens.

113. Dorf Pelitli (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Pelitli ist alevitisch. In diesem Dorf leben Familien, die Mitglieder der Sippe der “Dedes” des “Güvenç Abdal”- bzw. des “Zeynel Abidin”-Ordens sind. In Pelitli sind auch Laienanhängerfamilien ansässig, die dem “Güvenç Abdal”- bzw. dem “Zeynel Abidin”-Orden angehören. Ein Viertel in Pelitli heißt Çakırlar.

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Auch die Einwohner dieses Viertels waren ursprünglich Aleviten und Laienanhänger des

“Güvenç Abdal”-Ordens. Im Laufe der Zeit haben diese sich assimiliert und sind zum Sunnitentum übergetreten.

114. Dorf Terzioğlu (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Terzioğlu ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. Hier leben auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeit. Das Dorf besteht aus zwei Viertel; diese heißen:

a. Terzioğlu, Viertel ”Merkez” (Zentrum) b. Viertel Ilıcak

115. Dorf Yeşilkaya (Eynesür) (Niksar, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Yeşilkaya sind Gemeinschaften, die aus Kürtün stammen. Die Einwohner hatten alevitische Wurzeln. Im Laufe der Zeit haben sie sich assimiliert und sind zum Sunnitentum übergetreten.

116. Ortschaft Yolkonak (Niksar, Tokat)

Die Einwohnerschaft der Ortschaft Yolkonak besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Im Laufe der Zeit sind die in dieser Ortschaft lebenden Aleviten aus den umliegenden Dörfern abgewandert und haben sich in dieser Ortschaft niedergelassen.

In der Ortschaft Yolkonak gibt es neben Laienanhängerfamilien, die dem “Güvenç Abdal”-Orden angehören, auch Aleviten anderer Abdal”-Ordenszugehörigkeit.

117. Dorf Belpınar (Zile, Tokat)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Belpınar ist alevitisch. In diesem Dorf leben Familien, die aus dem Geschlecht der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens stammen sowie Familien, deren Mitglieder Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens sind. Hier sind auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeiten ansässig.

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Die Landkarte von Trabzon 118. Ortschaft Adacık (Akçaabat, Trabzon)

Die Einwohnerschaft der Ortschaft Adacık besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die alevitische Gemeinschaft ist im Viertel Güney ansässig; ihre Mitglieder sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens.

119. Ortschaft Akçakale (Akçaabat, Trabzon)

Im Allgemeinen besteht die Einwohnerschaft der Ortschaft Akçakale aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die Aleviten leben hier im Viertel Gökçekaya (Garziya). Die Einwohnerschaft dieses Viertels besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Alle Aleviten sind Laienanhänger des ”Güvenç Abdal”-Ordens.

187 120. Dorf Eskiköy (Akçaabat, Trabzon)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Eskiköy ist alevitisch; die Einwohner sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. In diesem Dorf lebt eine Familie sunnitischen Glaubens.

121. Dorf Karpınar (Lalang) (Akçaabat, Trabzon)

Die Einwohnerschaft des Dorfs Karpınar besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die Mitglieder der alevitischen Gemeinschaft sind Laienanhänger des

“Güvenç Abdal”-Ordens.

122. Ortschaft Mersin (Akçaabat, Trabzon)

Die Einwohnerschaft der Ortschaft Mersin besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die Aleviten leben hier in den nachstehenden Vierteln:

a. Mersin, Viertel “Merkez” (Zentrum)

Im Weiler des Viertels Geçit im Viertel “Merkez” (Zentrum) von Mersin leben Aleviten. Alle Einwohner dieses Viertels sind Aleviten, die Laienanhänger des

“Güvenç Abdal”-Ordens sind. Früher hieß der Weiler des Viertels Geçit Zuvana.

b. Viertel Taşlıca

Die Einwohnerschaft des Viertels Taşlıca besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die hier lebenden Aleviten sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. Früher hieß dieses Viertel Vartara.

c. Viertel Üzümlü

Die Einwohnerschaft des Viertels Üzümlü besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die hier lebenden Aleviten sind Laienanhänger des

“Güvenç Abdal”-Ordens. Früher hieß dieses Viertel Koftez.

123. Dorf Sarıca (Akçaabat, Trabzon)

Die Einwohnerschaft des Dorfs Sarıca besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die hier lebenden Aleviten sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens.

188 124. Dorf Çallı (Çarşıbaşı, Trabzon)

Die Einwohnerschaft des Dorfs Çallı besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die hier lebenden Aleviten sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens.

125. Dorf Samsun (Çarşıbaşı, Trabzon)

Die Einwohnerschaft des Dorfs Samsun besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die hier lebenden Aleviten sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens.

126. Dorf Serpil (Çarşıbaşı, Trabzon)

Die Einwohnerschaft des Dorfs Serpil besteht aus Gemeinschaften alevitischen und sunnitischen Glaubens. Die Mitglieder der hier lebenden alevitischen Gemeinschaft sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens.

127. Dorf Taşlıtepe (Marzali) (Çarşıbaşı, Trabzon)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Taşlıtepe ist alevitisch; die Einwohner sind Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens.

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Die Landkarte von Yozgat 128. Dorf Güllük (Yozgat, Yozgat-Zentrum)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Güllük ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. Hier leben auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeiten.

129. Dorf Tayıp (Yozgat, Yozgat, Zentrum)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Tayıp ist alevitisch. In diesem Dorf leben Laienanhängerfamilien des “Güvenç Abdal”-Ordens. Hier sind auch Aleviten anderer Ordenszugehörigkeiten ansässig.

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Die Landkarte von Zonguldak 130. Ortschaft Gümeli (Alaplı, Zonguldak)

Die gesamte Einwohnerschaft der Ortschaft Gümeli ist alevitisch. In dieser Ortschaft leben Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens und Familien, die aus dem Geschlecht der

“Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens stammen. Diese Ortschaft besteht aus vier Vierteln;

diese heißen:

a. Viertel Erenköy - Weiler Akçakoyun - Weiler Çamlıçukur - Weiler Derekol - Weiler Karagöl

191 - Weiler Kocadüz

- Weiler Kozdere - Weiler Mektepyanı - Weiler Molla Mustafa b. Viertel Fındıkağılı

- Weiler Dombaycı - Weiler Fındıkağılı - Weiler Ömerçapu - Weiler Uçukdüzü c. Viertel Kale

- Weiler Amelesayfanı - Weiler Darağu - Weiler Dörtyol - Weiler Kale - Weiler Kocadüz - Weiler Saydere

d. Viertel “Merkez”, Zentrum - Weiler Ardıçlı

- Weiler Atyaylası - Weiler Camiyanı - Weiler Cömbüloğ - Weiler Doğandere - Weiler Ezenciler - Weiler Kerpiç - Weiler Köseler - Weiler Pekmezci - Weiler Seç - Weiler Tütek

131. Dorf Akköy (Ereğli, Zonguldak)

Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfs Akköy ist alevitisch. Während die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens in diesem Dorf die Mehrheit der

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Einwohnerschaft bilden, sind hier auch einige Laienanhänger des “Zeynel Abidin”-Ordens ansässig. Die einzelnen Viertel des Dorfs heißen:

a. Viertel “Merkez” (Zentrum) - Weiler Göltarla

- Weiler Karaburun - Weiler Tren b. Viertel İbrahimci

Die Mehrheit der Einwohner des Viertels İbrahimci bilden die Laienanhänger des

“Güvenç Abdal”-Ordens. In diesem Viertel leben auch einige Laienanhänger des

“Zeynel Abidin”-Ordens.

132. Dorf Karakavuz (Ereğli, Zonguldak)

Die gesamte Einwohnerschaft dieses Dorfs ist alevitisch. Die überwiegende Mehrheit der Einwohner bilden die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens. Hier leben auch einige Laienanhänger des “Zeynel Abidin”-Ordens. Die einzelnen Viertel dieses Dorfs heißen:

a. Viertel Karabalçık b. Viertel Kavaklık c. Viertel Kirazağılı

d. Viertel “Merkez” (Zentrum)

Im Viertel “Merkez” (Zentrum) leben einige Laienanhänger des “Zeynel Abidin”-Ordens.

e. Viertel Tepeköy

6.Die “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens

Die Funktion des “Dede” im “Güvenç Abdal”-Orden geht auf das “Dede”-Geschlecht zurück. Dies ist – wie bei den anderen geistlichen alevitischen “Dede”-Orden auch – absolute Bedingung für die Aufgabe eines “Dede”. Bis in die jüngste Zeit wurde von den Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens für die ordenszugehörigen “Dedes” die Bezeichnung “Dedekân (Dedegan)”, d.h. “der oberste ‘Dede’”, verwendet. Die Verwendung dieses Wortes drückt aus, dass der so Bezeichnete aus dem Ordensgeschlecht stammt. Die

“Ocakzades” gehen als Geschlecht auf die 12 Imame (“On İki İmamlar”) und auf “Ehl-i

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beyt”, d.h. die Familie des Propheten, zurück. Der Ausdruck “Dedekân” bedeutet in diesem Zusammenhang auch die Abstammung von “Evlad-ı Resul” (“Sohn des Propheten”). Die Abstammung der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens wird als aus dem Geschlecht von Güvenç Abdal anerkannt. Da Güvenç Abdal “Seyyid” war, werden auch die ordenszugehörigen “Dedes” als Mitglieder von “Ehl-i beyt” angesehen. Gemäß der Mitglieder des “Güvenç Abdal”-Ordens ist die Funktion des “Dede” die Stufe von “Evlad-ı Ali”, d.h. die Nachfolger von Ali, aus “Nesl-i Muhammed”, d.h. das Geschlecht von Mohammed. Für die Ordensmitglieder ist dies ein Adel. Eines der beiden Vermächtnisse des Heiligen Mohammed ist “Ehl-i beyt”. Gemäß den Laienanhänger bildet dieses Vermächtnis die spirituelle Quelle der Aufgabe eines “Dede”. Im alevitischen Glauben ist das Fell der Platz des Heiligen Mohammed und des Imams Ali. Das Fell ist heilig. Das Fell gehört Mohammed bzw. Ali; es ist der Anfang des Weges. Die Ehrerweisung dem Fell gegenüber bedeutet Glaube und Unterwerfung. Es ist die Konkretisierung des Glaubens. Aus diesem Grund ist die Vertreterin des Fells das Geschlecht “Ehl-i beyt”. Jemand, der nicht aus diesem Geschlecht stammt, darf sich nicht auf das Fell setzen. Das Fell ist das Erbe, das den “Dedes” vermacht wurde. Gemäß der religiösen Überzeugung sind “Dede”, der “Großvater”, und “Talip”, der Laienanhänger bzw. die Laienanhängerin, die beiden grundlegenden Werte, um den Weg zu beschreiten und zu leben. Im Kern des von den anatolischen Aleviten verwendeten Sprichworts “Dedesiz talip, talipsiz dede olmaz”, d.h. “Kein Laienanhänger und keine Laienanhängerin ohne

‘Dede’, kein ‘Dede’ ohne Laienanhänger oder Laienanhängerin”, steckt den absoluten Maßstab für den Rang “Dede” und den Rang Laienanhänger bzw. Laienanhängerin im alevitischen Glauben.

Bei den Mitgliedern des “Güvenç Abdal”-Ordens wird die Funktion des “Dede” vom Vater an den Sohn weitergegeben. Für die “Ocakzades” gilt, dass jeder “Ocakzade”, der das grundlegende, ethische Prinzip des Weges, “Eline, beline, diline sahip”, d.h. “Sei Herr Deiner Hände, Deiner Lenden und Deiner Zunge”, einhält, die Funktion eines “Dede” ausüben kann.

Um jedoch diese Funktion ausüben zu können, gilt es unter den Ordensmitgliedern als wichtig, dass man, wenn man nicht aus dem Ordensgeschlecht stammt, über ausreichendes Wissen verfügt, um den jeweiligen Orden vertreten zu können und dass man auch die Fähigkeit dazu besitzt. Im Alevitentum werden die Funktionen “Dede” und “Talip” innerhalb des Geschlechts weitergegeben. Man erhält sie mit der Geburt. In Abhängigkeit davon, aus welchem Ordensgeschlecht die Vorfahren stammten oder in welchem Orden sie Laienanhänger bzw. Laienanhängerin waren, wird auch jedes männliche Baby Mitglied dieses

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Ordens – entweder als “Ocakzade” oder als Laienanhänger. Eine alevitische Frau kann ihre Ordenszugehörigkeit mit der Eheschließung ändern. Solange sie ledig ist, gehört sie dem Orden des Geschlechts ihres Vaters an, nach der Heirat dann dem Orden ihres Ehemanns. Im Alevitentum wird die Ordenszugehörigkeit vom Geschlecht des Mannes bestimmt. Die Ordenszugehörigkeit ist keine Identität, die man später erwerben oder ändern könnte. Sie ist absolut. Und sie setzt sich von Generation zu Generation fort und beinhaltet Kontinuität.

Im Alevitentum hat das “Geschlecht” keine mechanische Bedeutung. Gemäß der religiösen Überzeugung ist das Geschlecht der Aleviten das Geschlecht “Güruh-ı naci”, d.h.

“die Gemeinschaft der Erretteten”. “Güruh-ı naci” ist aus dem Geschlecht des Propheten Şit und dessen Ehefrau, “Naciye Ana”, entstanden. Im Alevitentum bedeutet “Güruh-ı naci” die

“Vorausgesagte Gemeinschaft” (“Müjdelenmiş topluluk”). Gemäß den Aleviten beinhaltet die Zugehörigkeit zu diesem Geschlecht sowohl Adel als auch Verantwortung. “Ehl-i beyt” ist die ursprüngliche und ideale Vertreterin von ”Güruh-ı naci”. “Ehl-i beyt” ist das Göttliche, das Erhabene. Diese Familie steht für Vollkommenheit. Für die Aleviten sind der Weg und das Geschlecht, zu dem sie gehören, ein Vermächtnis, das ihnen gemacht wurde. Es ist wichtig, dieses Vermächtnis vor den weltlichen Dingen zu schützen und es von diesen fern zu halten.

In vielen Ideologien und Theorien der Menschheitsgeschichte finden sich Ausdrücke wie “rassistisch”, “chauvinistisch” und “nationalistisch”; sowohl bei der Selbst- als auch der Fremdzuschreibung beinhaltet im Alevitentum die “Heiligkeit des Geschlechts” keine solche Denkweise. Im Alevitentum ist das “Geschlecht” aufgrund seiner inhaltlichen Bedeutung ein Wert, den es zu schützen gilt. Gleichzeitig gibt es im Alevitentum –wie im Christentum auch- den Hauptgrundsatz der Lehre von der Menschenliebe, die ein universeller Grundsatz ist. Für die alevitische “Seele”, also den alevitischen Gläubigen, die “Yetmiş iki millete bir nazarla bakan”, d.h. “derjenige, der alle Nationalitäten gleich betrachtet” und “Yetmiş iki dili konuşan”, d.h. “derjenige, der alle Sprachen spricht”,277 ist der Mensch das Allerheiligste. Im Alevitentum beinhaltet die Heiligkeit des “Geschlechts’’ keinen materiellen, sondern einen inneren Wert. In dieser Bedeutung soll das “Geschlecht’’ das Positive, das Richtige und das Schöne am Menschen ausdrücken.

Im “Güvenç Abdal”-Orden sind die Laienanhänger für die “Dedes” die “Kinder des Weges” (“Yol evladı”) und nach ihrem Glauben ist das Geschlecht wichtiger als das “Kind”.

Der “Dede” ist für den Laienanhänger der “Ältere auf dem Weg” (“Yol büyüğü”). Der

277 Dieser Ausspruch kommt in einem von “Hasan Dede” aus Kırıkkale verfassten religiösen Gedicht vor.

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“Dede” ist für seinen Laienanhänger bzw. seine Laienanhänger verantwortlich. Aus diesem Grund kann es im “Güvenç Abdal”-Orden keine Heirat zwischen einem “Dede” und einer ordenszugehörigen Laienanhängerin geben. Diese religiöse Überzeugung ist im “Güvenç Abdal”-Orden im Laufe der Jahrhunderte zu einer grundlegenden religiösen Überzeugung geworden, die bis in die heutige Zeit gewahrt wird. Die ordenszugehörigen “Dedes” haben Frauen aus “Ocakzade”-Familien geheiratet und diese Tradition auch über die Jahrhunderte bewahrt. Die Laienanhänger des “Güvenç Abdal”-Ordens, die in aller Regel mit dem Titel

“Ocakzade-Dede”278 angeredet werden, erkennen ihre Frauen als “Ana”, d.h. “die Mutter” an.

Im “Güvenç Abdal”-Orden besteht die weitverbreitete Praxis, dass die “Dedes” innerhalb des Ordens heiraten. Ähnliches lässt sich auch von den Laienanhänger sagen. In jüngster Zeit haben auch die Mitglieder des “Güvenç Abdal”-Ordens – wie alle Aleviten – aufgrund der Landflucht Angehörige anderer geistlicher “Dede”-Orden kennengelernt, was sich auch in den Eheschließungen widerspiegelt.

Die Funktion des “Dede” im “Güvenç Abdal”-Orden hat auf seiner traditionellen Linie im Laufe der gesamten Ordensgeschichte seine grundlegende Mission fortgeführt. Die

“Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens waren und sind für die Gemeinschaft ihrer ordenszugehörigen Laienanhänger, die über ein sehr großes geographisches Gebiet verteilt sind, die religiösen Anführer, wodurch sie es geschafft haben, diesen die Verbundenheit zum alevitischen Weg und zur Philosophie von Hacı Bektaş Veli zu vermitteln. Da in anderen, dem alevitischen Glauben zugehörigen Gemeinschaften in verschiedenen Gebieten Anatoliens der Dialog zwischen “Dedes” und Laienanhänger nicht gepflegt wurde, und die dem Alevitentum eigenen religiösen Praktiken nicht fortgesetzt wurden, kam es hier zu einer religiösen Wandlung durch Assimilierung.279

Trotz der schweren Bedingungen, die sich durch die gesamte Ordensgeschichte in einem so großen geographischen Gebiet, das sich von Ordu nach Erzurum und Kars, von Dereli (Giresun) nach Niksar (Tokat), von Kürtün (Gümüşhane) nach Gölyaka (Düzce) und Akçaabat (Trabzon) erstreckt, ziehen, sind die Dienste der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens, die ihren Laienanhänger den Weg und den Glauben von Hacı Bektaş Veli und Güvenç Abdal vermittelten, von historischer Bedeutung. Die “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens haben trotz der in der damaligen Zeit bestehenden Transport- und

278 In unterschiedlichen Gebieten Anatoliens wird für die “Dedes” auch die Bezeichnung “Seyyid” verwendet.

279 Zu den Regionen in Anatolien, die früher eine dichte alevitisch- und Bektaşisch-gläubige Bevölkerung hatten, gehören insbesondere Akkuş (Ordu), Alaçam (Samsun) und Bekilli (Denizli). Im Laufe der Zeit erfuhren die Menschen in diesen Gebieten eine starke Assimilierung.

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Sicherheitsprobleme, sowie trotz der Politik der Unterdrückung durch die jeweiligen Herrscher tausende Wegkilometer zurückgelegt. Diese ‘’Dedes’’ haben mit ihrem viele Jahrhunderte währenden Dienst, den sie geleistet haben, nur um die ihnen von ihrem Vorfahr, Güvenç Abdal, übertragene Aufgabe, Orden zu gründen und zu leiten, zu erfüllen und um den Glauben der Mystiker fortzuführen, eindeutig ihre eigene Geschichte geschrieben. In jeder Ansiedlung, in der “Dedes” des “Güvenç Abdal”-Ordens in ihrer Funktion als “Dedes” tätig waren – und hier an erster Stelle diejenigen aus der Schwarzmeerregion – wurden so universelle Werte wie Menschenliebe, Toleranz, Zuneigung, Teilen und Gleichheit vorgelebt.

Zwei Erzählungen, die sich auf “Alişan Dede” aus der im Weiler Avren im Viertel Akören (Gürgentepe, Ordu) ansässigen Hıdırşıhoğulları-Sippe beziehen, dokumentieren eindeutig die

Zwei Erzählungen, die sich auf “Alişan Dede” aus der im Weiler Avren im Viertel Akören (Gürgentepe, Ordu) ansässigen Hıdırşıhoğulları-Sippe beziehen, dokumentieren eindeutig die