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2. Alltagskultur in D eutschland

2.3 Freizeitaktivitäten

F

reizeit ist zu einem eigenständigen Lebensbereich geworden, der über Regene­

ration und Muße hinaus Raum für die persönliche Entfaltung läßt. Unter Freizeit wird hier die Zeit während eines Tages verstanden, die zur freien Verfügung steht, und die man - in den jeweiligen Grenzen - beliebig gestalten kann. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die extensive und intensive Verausgabung während der Ar­

beitszeit die Freizeitgestaltung in nicht unerheblichem M aße beeinflußt (vgl. M aase 1984; Gluchowski 1988). Die Grenzen zwischen Haus- und Erwerbsarbeit sind darüber hinaus fließend, bspw. wenn man mit Kindern spielt, Reparaturen durch­

führt oder sich weiterbildet, weil es der Karriere dient. Freizeit dient dazu, kulturelle, zwischenmenschliche, gesellschaftliche und familiäre Interessen zu verwirklichen.

Erwartungsgemäß finden häusliche, familiäre und entspannende Verhaltenswei­

sen in ganz Deutschland höheren Anklang als außerhäusliche, kostspielige oder Eigeninitiative erfordernde Tätigkeiten (vgl. Abbildung 3). Den führenden Platz

nehmen Beschäftigungen mit der Familie ein, die soziale und partnerschaftliche Bedürfnisse befriedigen. Auch geselliges Zusammensein mit Freunden oder Ver­

wandten spielt eine wichtige Rolle - hinter den eher passiven oder erholungsdienenden Beschäftigungen M usik hören undfernsehen. Geistig-kulturelle Betätigungen, die individuelle Kompetenz, Finanzkraft und M uße sowie eine entsprechende Infra­

struktur benötigen, bilden das Schlußlicht. In anderen Umfragen werden diese Ergebnisse bestätigt. Die beliebtesten Beschäftigungen waren 1993 M usik hören, Fernsehen, Zeitung lesen, Essen gehen und feiern. Kultur und Sport liegen weit abgeschlagen auf Platz 17 bzw. Platz 12 der Rangliste (Globus-Kartendienst 48. Jg., 25.10.1993). „Entspannung, freies Spiel, Muße, Hobbies, künstlerische und kultu­

relle Aktivitäten, geselliger Verkehr, Erfüllung sozialer und politischer Funktionen jenseits des Produktionsprozesses werden zu Aneignungsmöglichkeiten des lohnab­

hängigen Individuums, die sich alle um die Familie als Mittelpunkt des Lebens zentrieren“ (Herkommer u.a. 1984: 174 f). Insgesamt haben die außerhäuslichen Aktivitäten nur geringe Bedeutung.

Die Zeitverwendung während eines normalen Arbeitstages in der ehemaligen DDR und der früheren Bundesrepublik unterschied sich erheblich. In der DDR wurde länger gearbeitet und auf Besorgungen und Hausarbeit entfielen größere Zeitanteile. In W estdeutschland war im Vergleich zur DDR ein größerer Aufwand für Kinderbetreuung erforderlich, und W eiterbildung nahm einen größeren Raum ein. In Ostdeutschland lag der zeitliche Umfang für Reparaturen, Gartenarbeit und Freizeitbeschäftigungen oder Hobbies höher als im Westen. (Priller 1992: 167).

Aufgrund der im m er noch längeren Arbeitszeit, der geringeren finanziellen M ög­

lichkeiten und der Schließung kultureller Infrastruktureinrichtungen in Ostdeutsch­

land3 ist davon auszugehen, daß bei den Freizeitaktivitäten häusliche Beschäftigun­

gen häufiger als im W esten ausgeübt werden. Kostspielige Aktivitäten wie der Besuch von Restaurants, Konzerten oder Theatervorstellungen werden nur von einem vergleichsweise geringen Bevölkerungsanteil wahrgenommen.

Gleichermaßen beliebt in Ost wie W est sind fam iliäre Beschäftigungen (die teilweise auch Pflichten darstellen), M usik hören, Ausflüge machen und - seltener - Beschäftigungen mit dem Computer. In allen übrigen erfragten Punkten der Freizeit­

gestaltung unterscheiden sich W est- und Ostdeutsche.

Fernsehen, Videos schauen ist in Ostdeutschland die am häufigsten genannte Freizeitaktivität, in Ostdeutschland sehen 59% und im Westen 48% oft fern (bzw.

Videos). Die Hypothese, daß häusliche Beschäftigungen im Ostdeutschland häufi­

ger ausgeübt werden, kann bestätigt werden. Auch Gartenarbeit ist beliebter, wobei der Anteil von W ohnungen mit Garten im W esten 59% und im Ostdeutschland 46%

Abbildung 3: Freizeitakiivitäten in Ost- und Westdeutschland

Übe Freizeitaktivität... aus

Mil Familie beschäftigen Musik hören

Fernsehen, Video

Freunde, Verwandte treffen

Spazierengehen, wadem

Mit Kindern beschäftigen

Bücher lesen

Essen gehen

Basteln, handarbeiten

Im Garten arbeiten

Nichts tun, faulenzen

Sport treiben

Sportveranstaltungen besuchen

In die Kneipe gehen

Theater, Konzerte besuchen

Weiterbilden, Kurse besuchen

Mit Computer beschäftigen

Künstlerische Aktivitäten

oft manchmal

T I i

Fett: Signifikante Unterschiede 20

nach dem Kolmogorov- Smirnov- Test für zwei unabhängige Stichproben

40 60 80 100%

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1993

• Zusatzfragebogen Lebensstile

(Befragte bis zu 61 Jahren)

beträgt. Gleichzeitig ist Gartenarbeit als Freizeitbeschäftigung im Ostdeutschland häufiger anzutreffen. Die in Ostdeutschland beträchtliche Zahl von W ochenend­

grundstücken, die nicht zur Wohnung gehören, die beliebten „Datschen“, sind hierfür ausschlaggebend. Es bestätigt sich auch, daß Befragte aus den neuen Ländern in geringerem M aße auswärts essen gehen und seltener Kneipen, Theater oder Sportveranstaltungen besuchen4. Geringere finanzielle oder kulturelle Ressourcen bzw. fehlende Infrastruktureinrichtungen erklären diese Differenzen ebenso wie sparsamer Geldumgang. Eine repräsentative Studie aus dem Jahr 1991 in Branden­

burg belegt, daß nach der W iedervereinigung die Teilnahme am Kulturleben drastisch zurückging. Das kulturelle Angebot hat sich von 1991 bis 1992 zwar leicht verbessert - bis auf den Breitenkulturbereich -, in 13 % der kleineren Gemeinden (bis zu 5000 Einwohnern) hat jedoch überhaupt keine Veranstaltung stattgefunden (Stiftung Lesen, Deutscher Kulturrat 1993: 37). Auch für Sport treiben, geselliges Beisammensein oder Nichtstun verwendeten die neuen Bundesbürger einen geringe­

ren Freizeitanteil als vor der Vereinigung (Priller 1992: 176).

Einige Images der früheren DDR sind nicht länger aufrechtzuerhalten: Ost­

deutschland ist kein „Leseland“ und nur eingeschränkt „Nischengesellschaft“. Da in der ehemaligen DDR über Literatur gesellschaftliche Verhältnisse beschrieben, gedeutet und kritisiert wurden (vgl. Grunenberg 1989), und durch das Lesen der Kontakt zur W elt und zu anderen Kulturen hergestellt wurde, galt die DDR- Bevölkerung als besonders lesefreudig, doch Westdeutsche lesen gegenwärtig mehr. Auch m it Freunden, Verwandten im privaten Kreis zusammen sein ist im W esten häufiger angegeben worden, obgleich die DDR oft als „Nischengesell­

schaft“ beschrieben wurde, mit Selbstentfaltungsmöglichkeiten im Privatbereich - jenseits staatlicher und ideologischer Eingriffe. Diese Bezeichnung trifft gegenwär­

tig eher zu, wenn sie sich auf den Familienzusammenhang, als wenn sie sich auf Freunde und Bekanntschaften bezieht. Auffällig sind auch die Unterschiede beim Basteln als eine Aktivität, die als „DDR-typisch“ galt, weil sie durch die Versor­

gungsengpässe notwendig war. Die W estdeutschen sind beim Heimwerken häufiger engagiert. Bessere M öglichkeiten oder der in den 1980er Jahren ausgebildete Trend zum Do-it-yourself können den Hintergrund für das Antwortmuster bilden. Einfach nichts tun, faulenzen ist in der westdeutschen Bevölkerung ebenfalls weiter verbrei­

tet5. Vielleicht halten die Befragten aus den neuen Ländern die Angabe, in der Freizeit einfach nichts zu tun, auch häufiger für sozial unerwünscht. Darüber hinaus verfügen W estdeutsche über einen größeren Freizeitumfang. Die Frage nach der subjektiven Einschätzung des Freizeitumfangs gibt einen Einblick über das indivi­

duell verfügbare Freizeitausmaß.

In Ost wie W est gibt jeder zehnte Befragte bis zu 61 Jahren an, über sehr viel Freizeit zu verfügen. In Ostdeutschland gibt lediglich jeder Dritte an, viel Freizeit zu haben (32%), während es im Westen fast die Hälfte ist (46%). Der Anteil Befragter mit wenig Freizeit liegt in Ostdeutschland entsprechend höher (46% im Vergleich zu 36%). In den neuen Ländern verfügt jeder zehnte über sehr wenig und in den alten Ländern 7% über sehr wenig Freizeit. Die durchschnittlich längere Arbeitszeit macht sich in den Differenzen bemerkbar. In beiden Landesteilen klagen vor allem qualifizierte Vollzeitbeschäftigte und Selbständige über Freizeitmangel. Im großen und ganzen scheint die M ehrheit mit dem Freizeitumfang zufrieden zu sein.

Geschlechtsspezifische Unterschiede im Freizeitverhalten bestehen in beiden Landesteilen im Hinblick auf außerhäusliche Beschäftigungen, vor allem Sport treiben (vgl. Tab.4). M änner sind in diesen Bereichen im Vergleich zu Frauen deutlich aktiver. Frauen verbringen ihre Freizeit häufiger mit Kindern und der Familie. Im Westen beschäftigen sich 69% der Frauen im Vergleich zu 61% der M änner und in Ostdeutschland 77% im Vergleich zu 62% der M änner regelmäßig m it der Familie. Bei der Beschäftigung m it Kindern verhalten sich die Anteile entsprechend: 54% zu 38% (West) und 60% zu 47% (Ost). Nach wie vor sind traditionelle, geschlechtsspezifische Zuordnungen verschiedener Lebensbereiche erkennbar, nach denen M änner häufiger am geselligen öffentlichen Leben teilneh­

men, vor allem im Osten. Nach den vorliegenden Ergebnissen dürften Frauen in Ostdeutschland in Gaststätten6 oder bei Theateraufführungen1 seltener als M änner anzutreffen sein. Angesichts des ökonomischen Umbruchs, des Lebensziels, spar­

sam zu sein, und der insgesamt bescheideneren Lebensführung ist es möglich, daß sich Frauen eher als M änner aus dem kostspieligeren öffentlichen Leben zurückzie­

hen. Nach Geißler (1992: 238) haben Frauen aus den alten Ländern im Zuge der

„Emanzipation von unten“ - im Vergleich zur „Emanzipation von oben“ in der ehemaligen DDR - an einem größeren Teil des öffentlichen Raums teil. Diese Interpretation wird dadurch gestützt, daß bei den häuslichen Freizeitaktivitäten, Computerbeschäftigimgen und bei Weiterbildungstätigkeiten, die großteils auf das Arbeitsleben ausgerichtet sind, Frauen aus Ostdeutschland in ihrem Aktivitätsgrad nicht hinter M änner oder Frauen aus den alten Ländern zurückfallen. Auffällig ist darüber hinaus, daß Frauen aus dem Westen häufiger als M änner und ostdeutsche Befragte im kulturellen Bereich aktiv sind. Vor allem Bücher lesen scheint zu einer Domäne der (West-) Frauen zu werden. Untersuchungen des Buchhandels werden mit diesen Ergebnissen bestätigt (vgl. Spiegel Nr. 31, 1993: 135).

Tabelle 4: Ausgewählte Freizeitaktivitäten in West- und Ostdeutschland

Aktiv Bücher Künstle­ Im Faulen­ Kurse

Sport lesen rische Garten zen besu­

treiben T ätig­ arbeiten Nichts chen,

keiten tun weiterbild.

West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost übe o ft aus

Fett: Signifikant nach dem Kolmogorov-Smirnov-Test für zwei unabhängige Stichproben Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1993* (Befragte bis zu 61 Jahren)

Anhand eines in Ostdeutschland geführten Interviews demonstriert Neckel den Unterschied zwischen west- und ostdeutschen Frauen. Frauen aus dem W esten „...

unterscheiden sich von ihren östlichen Schwestern dadurch, daß sie sich viel mehr um sich selbst kümmern: ,Kosmetik, Sonnenbank, Frauenbewegung4 “ (Neckel 1993: 194). Neckel sieht in dieser Aufzählung den distinguierenden Charakter alltäglicher Aktivitäten und interpretiert weiterführend, daß sie „ ... eine Mischung

aus Bewunderung und Verachtung (enthält), wie sie schon immer typisch für die W ahrnehmung des Lebensstils höherer Kreise aus dem Blickwinkel der unteren Klassen war. Im Zuge der deutschen Einheit wird diese W ahrnehmung jetzt auf eine ganze Bevölkerung gleichsam als eigene Klasse übertragen“ (ebenda).

Altersspezifische Verhaltensweisen ergeben sich in der hier untersuchten Bevölkerungsgruppe weniger aus dem biologischen als aus dem „sozialen Alter“, d.h. der Stellung im Lebenslauf. Im Jugend- und im Rentenalter sind die zeitlichen Spielräume höher als bei der Beanspruchung durch Berufstätigkeit oder beim Vorhandensein kleinerer Kinder im Haushalt. In der ehemaligen DDR wurde früher geheiratet und auch das Durchschnittsalter, in dem Kinder geboren wurden, lag niedriger als im Westen, d.h., daß die Lebensphasen schneller durchlaufen wurden.

Interessen und Aktivitäten insbesondere der jüngeren Befragten dürften sich unter­

scheiden.

Jüngere Alleinlebende und auch jüngere Befragte in Paarhaushalten sind im Vergleich zu Älteren und Familienhaushalten in der Freizeit bekanntermaßen besonders aktiv. Sie sind häufiger in Restaurants, Kneipen und Sportstätten anzu­

treffen, auch viele innerhäusliche Aktivitäten werden am häufigsten von diesen Befragten ausgeübt {Musik hören, Freunde treffen, Computerspiele bzw. -arbeiten, künstlerische Tätigkeiten oder Weiterbildung), Die besonders Aktiven erreichen entsprechend ihrem größeren Freizeitbudget auch beim Nichtstun, Faulenzen die höchsten Werte. Die mittlere Altersgruppe und Familienhaushalte sind in erster Linie in Familie, Haus und Garten aktiv.

Die jüngeren Alleinlebenden aus beiden Landesteilen unterscheiden sich in vielen Bereichen nicht voneinander (Sport treiben, lesen, Gartenarbeit oder Faulen­

zen). Ost-W est-Unterschiede in dieser Gruppe zeigen sich bei künstlerischen A kti­

vitäten. W ährend 14% der jüngeren Alleinlebenden im Westen regelmäßig künstle­

risch aktiv ist, sind dies in Ostdeutschland lediglich 2%. Bei der Weiterbildung ist diese Gruppe aus den neuen Ländern aktiver. Offensichtlich verbringen die ostdeut­

schen jüngeren Alleinlebenden Freizeit häufiger mit W eiterbildung und die im Westen m it künstlerischen Aktivitäten. In Ostdeutschland sind die bis zu 40jährigen in Partnerhaushalten Lebenden wie schon bei den vorhergehenden Punkten im Vergleich zu den Alleinlebenden sehr passiv. W enn Kinder im Haushalt leben, gehen regelmäßige Freizeitaktivitäten außerhalb der Familie zurück. Bemerkens­

wert ist in Ostdeutschland in dieser Gruppe der vergleichsweise hohe Anteil derer, die sich regelmäßig privat weiterbilden und damit die höhere Arbeitsorientierung belegen. Anders als im Westen beschäftigen sich Befragte zwischen 40 und 61 Jahren aus Ostdeutschland zu einem sehr hohen Anteil regelmäßig im Garten.

Faulenzen kom m t vor allem in Ostdeutschland in dieser Altersgruppe nur selten in Betracht, obwohl sich die zeitliche Beanspruchung durch Hausarbeit im Vergleich zu Haushalten mit Kindern verringert haben dürfte. Anders als die Vergleichsgrup­

pen aus dem W esten, nimmt die mittlere Generation in den neuen Ländern seltener am kulturellen Leben teil und treibt weniger Sport. Insgesamt zeigt sich, daß sich die mittleren Altersgruppen im Osten stark aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und daß in jüngeren Bevölkerungsgruppen aus Ost und W est häufiger Gemeinsam­

keiten auftreten als bei älteren.

Deutliche bildungsspezifische Unterschiede im Freizeitverhalten unterstrei­

chen die zunehmende Bedeutung „kulturellen Kapitals“ (Bourdieu 1983) für soziale A nnäherungund Distanzierung. Künstlerische Aktivitäten, Sport treiben, Weiterbil­

dung oder Lesen werden in beiden Landesteilen zumeist von Befragten mit Abitur betrieben. Passivere Beschäftigungen wie Fernsehen, aber auch Spazierengehen und Gartenarbeit sind bei Hauptschulabgängem (bzw. 8. oder 9. Klasse POS) beliebt. M it dem Bildungsabschluß vergleichbare Tendenzen zeigen sich bei der beruflichen Stellung. Der Einfluß der Qualifikation auf die Lebensweise ist in Ostdeutschland ebenso wie in W estdeutschland zu spüren. Im W esten nehmen die Befragten m it Abitur häufiger an kulturellen Aktivitäten teil und Faulenzen auch häufiger als die ostdeutsche Vergleichsgruppe, beim Sport treiben oder bei der Weiterbildung bestehen keine Unterschiede.

Zusammenfassung

Die Freizeitgestaltung in der ehemaligen DDR konzentriert sich noch stärker als im W esten auf die Familie und den häuslichen Umkreis. Dies gilt vor allem für Frauen und die m ittlere Altersgruppe aus der ehemaligen DDR. Sie gehen kaum aus, weder zum Sport noch ins Theater oder in die Kneipe. Damit deuten sich am ehesten Lebensstilunterschiede bei Frauen und der mittleren und höheren Altersgruppe an.

Bei Jüngeren und besser Gebildeten aus beiden Landesteilen treten häufiger Ge­

m einsamkeiten im Freizeitverhalten auf.

Durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung sind Frauen in beiden Landesteilen stärker als M änner für den Haushalts- und Familienbereich zuständig. Die Interessen und Aktionsräume von Frauen und M änner unterscheiden sich deshalb zum Teil noch ganz erheblich. Die stärkere Einbindung der Frau in das Erwerbsleben und die hohe Bedeutung von Arbeit in der ehemaligen DDR sind jedoch Gründe dafür, daß sich geschlechtsspezifische Verhaltensmuster in Ostdeutschland in anderer Art und W eise als im W esten ausgeprägt haben (vgl. Geißler 1992: 259).