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Fazit – Stärken und Schwächen

2. Sozioökonomische Analyse

2.7 Fazit – Stärken und Schwächen

Die Analyse der sozio-ökonomischen Entwicklung im Land Sachsen-Anhalt führt zur Identifi-kation der folgenden Stärken und Schwächen:

Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung, demografische Veränderungen (Abschnitte 2.1, 2.2 und 2.6)

 Als kleine offene Volkswirtschaft konnte sich Sachsen-Anhalt seit Beginn der laufenden EU-Förderperiode im Jahr 2000 nicht grundlegend von der allgemeinen Wachstums- und Beschäftigungsschwäche in Deutschland absetzen Gleichwohl zeigen das Wachstum des BIP je Einwohner und der Arbeitsproduktivität, sowie der Rückgang der Lohnstück-kosten, dass sich Sachsen-Anhalt gemessen am Bundesdurchschnitt vergleichsweise positiv entwickelt hat und der Konvergenzprozess – wenn auch auf niedrigem Niveau – weiter vorangekommen ist.

 In Bezug auf die zentralen wirtschaftlichen Indikatoren bestehen immer noch erhebliche Entwicklungsrückstände. Das BIP je Einwohner erreicht ca. 70 % des Bundes- und 75 % des EU-Durchschnitts. Die Arbeitsproduktivität beläuft sich auf knapp 83 % des Bundes-durchschnitts. Die Produktionslücke bzw. die zu ihrer Schließung erforderlichen öffent-lichen und privaten Transfers betragen 29 % des BIP. Ohne diese Transfers läge das BIP je Einwohner nur bei ca. 62 % des EU-Durchschnitts.

 Sachsen-Anhalt weist mit 60,5 % eine der geringsten Erwerbstätigenquoten in Deutsch-land auf, allein zwischen 2000 und 2005 ist die aggregierte Beschäftigung um 6,1 % zu-rückgegangen. Auch die Frauenerwerbstätigenquote liegt im Jahr 2005 mit 57,3 % unter dem gesamtdeutschen Wert (59,5 %). Bezogen auf die Beschäftigungsziele von Lissa-bon fehlen in Sachsen-Anhalt ca. 200.000 Arbeitsplätze.

 Eine zentrale Einflussgröße des Wachstums- und Beschäftigungspotentials Sachsen-Anhalts ist die ungünstige Bevölkerungsentwicklung (siehe Abschnitt 2.1): Das Land musste sowohl in den neunziger Jahren als auch im Zeitraum 2000-2005 überdurch-schnittliche Bevölkerungsverluste hinnehmen. Allein zwischen 2000 und 2005 ist die Be-völkerung um ca. 6 % zurückgegangen.

 Bis 2020 wird die Bevölkerungszahl voraussichtlich nochmals um ca. 20 % abnehmen.

Mit dieser ungünstigen Bevölkerungsentwicklung ist eine deutliche Veränderung der Al-tersstruktur der Bevölkerung verbunden – u.a. mit negativen Konsequenzen für das Ni-veau und die Struktur des zukünftigen Arbeitsangebotes. Es wird erwartet, dass der An-teil der über 60-Jährigen in der Bevölkerung bis 2020 auf ca. 36 % steigt.

 Die demografische Entwicklung hat ferner Auswirkungen auf die Siedlungsstruktur, das Niveau und die Struktur der Infrastrukturausstattung und der öffentlichen Dienste sowie für die Entwicklung der öffentlichen Haushalte. Sie ist damit eine zentrale Rahmenbedin-gung für den künftigen Einsatz der EU-Fonds, die im Rahmen der Planungen durchgän-gig zu berücksichtigen ist.

 Das Einnahmenniveau des Landes wird bedingt durch die demografische Entwicklung und die Rückführung von Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen zwischen 2005 und 2015 voraussichtlich um 1,6 Mrd. € oder nominal 16 % sinken. Dies stellt die Landespolitik vor enorme Herausforderungen und erfordert deutliche Schwerpunktset-zungen bei der Ausgabenpolitik.

Abbildung 2.10

Stärken und Schwächen der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung in Sachsen-Anhalt gegenüber dem Bundesdurchschnitt, in %

-30% -25% -20% -15% -10% -5% 0%

Erwerbstätigenquote Frauen Erwerbstätigenquote

insgesamt Lohnstückkosten Arbeitsproduktivität BIP je Einwohner

Särken

Schwächen

Anmerkung: Niveauwerte als prozentuale Abweichung vom Bundesdurchschnitt.

Quelle: Daten siehe Text.

Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und Beschäftigten (Abschnitt 2.3)

 Im Bereich des Humankapitals der Beschäftigten weist Sachsen-Anhalt derzeit noch eine vergleichsweise günstige Position auf, insbesondere bei den weiblichen Beschäftigten.

So liegt der Anteil der SV-Beschäftigten ohne Berufsausbildung in Sachsen-Anhalt mit knapp 10 % deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (15,4 %), der Anteil der SV-Beschäftigten mit einer höheren Ausbildung (Fachschule, Fachhochschule oder Hoch-schule) liegt in Sachsen-Anhalt in etwa auf dem gesamtdeutschen Niveau. Die negative Bevölkerungsdynamik zeigt jedoch in Verbindung mit zum Teil vergleichsweise ungünsti-gen Ausbildungsindikatoren vor allem bei den Junungünsti-gen, dass ein erheblicher Handlungs-bedarf besteht, um die Position auch in Zukunft zu sichern.

 Die überdurchschnittliche Teilnahme an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung des demografischen Wandels und die Anpassung der Arbeitnehmer an sich wandelnde betriebliche Anforderungen.

 Alle Indikatoren für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Wirtschaft zeigen er-hebliche Defizite beim FuE-Potenzial im Unternehmenssektor des Landes. Vergleichs-weise gut aufgestellt ist die öffentliche Forschung und Entwicklung im Bereich der Hoch-schulen und der außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wenngleich auch hier An-strengungen erforderlich sind, um die Qualität der Ausbildung und den Technologietrans-fer zu verbessern.

 Das Gründungsgeschehen in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren erfreulich entwickelt. Auch die Selbständigenquote hat sich dem gesamtdeutschen Niveau angenä-hert. Sie liegt jedoch immer noch um fast ein Fünftel unter dem Bundesdurchschnitt. Da-bei beträgt die Quote der selbständigen Frauen ähnlich wie im Bundesdurchschnitt ca.

30 %.

 Die Sachkapitalausstattung hat sich auf Grund überdurchschnittlicher Investitionen we-sentlich verbessert. Die Kapitalintensität erreicht nunmehr 88 % des Bundesdurch-schnitts. Auf Grund des großen Arbeitsplatzdefizits wird die Kapitalstocklücke – die ein wichtiger Grund für die unterdurchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen ist – durch die Ka-pitalintensität jedoch unterschätzt. Gemessen an der Bevölkerungszahl erreicht der Kapi-talstock erst knapp 75 % des bundesdeutschen Niveaus.

Abbildung 2.11

Stärken und Schwächen im Bereich der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Beschäftigten in Sachsen-Anhalt gegenüber dem Bundesdurchschnitt, in %

-100% -80% -60% -40% -20% 0% 20% 40%

Durchschnittliche Investitionsquote 2000 - 2003 Selbständigenquote Frauen

Selbständigenquote insgesamt

Unternehmensgründungen Hoch- und Spitzentechnik FuE-Personal in der Wirtschaft

FuE-Aufw endungen der Wirtschaft Patente je Einw ohner

Anteil der SV-Beschäftigten Frauen mit Hochschulausbildung Anteil der SV-Beschäftigten mit Hochschulausbildung Anteil der SV-Beschäftigten Frauen mit Ausbildung Anteil der SV-Beschäftigten mit Ausbildung

Teilnehmer an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen Stärken

Schwächen

Quelle: Daten siehe Text.

Verbesserung des Humankapitals (Abschnitt 2.4)

 Im Bereich der Kerninfrastruktur des Landes ist nach wie vor von einer Kapitalstocklücke auszugehen, die insbesondere die Bereiche Schulen, Hochschulen und Wissenschaft betrifft. So besteht insbesondere bei der Schulinfrastruktur ein erheblicher Investitions-bedarf zur Schaffung einer modernen, zukunftsfähigen Bildungsinfrastruktur, vornehmlich durch Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, aber auch im Bereich der IT-Ausstattung.

 In Bezug auf die Startvoraussetzungen für die weitere berufliche Ausbildung und späte-ren Lebens- und Karrierechancen ist der hohe Anteil der Schulentlassenen ohne Haupt-schulabschluss in Sachsen-Anhalt als problematisch einzuschätzen. Ihr Anteil lag im Schuljahr 2004/05 mit 12,0 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt (8,2 %). Als beson-ders dramatisch ist hieran der hohe Anteil der Jungen ohne Hauptschulabschluss (65,4 %) einzuschätzen. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (10,2 %) lag die männli-che Schulabbremännli-cherquote bei 15,1 %. Sachsen-Anhalt hat damit die höchste männlimännli-che

Schulabbrecherquote im gesamten Bundesgebiet. Die Herausforderungen im Bildungs-sektor zeigen sich auch an einem hohen Anteil junger Menschen, die nur einen Ab-schluss der Sekundarstufe I haben und einem geringen Anteil junger Menschen, die mindestens einen Abschluss der Sekundarstufe II besitzen.

 Die Studienberechtigtenquote ist in Sachsen-Anhalt mit 35,0 % geringer als in Deutsch-land (42,5 %). Mit 20,9 Studierenden je 1000 Einwohner liegt Sachsen-Anhalt im bun-desweiten Vergleich im letzten Drittel.

 Sowohl bei der Ausbildungsplatzdichte als auch bei der Zahl der Berufsschüler ohne Ausbildungsvertrag liegt Sachsen-Anhalt besser als der gesamtdeutsche Durchschnitt, wozu die Förderung wesentlich beigetragen hat. Ein geringer Anteil an betrieblicher Aus-bildung (68,6 %) musste dabei durch ein entsprechend höheres Gewicht der außer-betrieblichen Ausbildung kompensiert werden. Im Vergleich mit den anderen ostdeut-schen Flächenländern konnten bereits seit mehreren Jahren die höchsten Werte bei der Ausbildungsbeteiligung von Unternehmen sowie die höchsten Übernahmequoten erzielt werden.

Abbildung 2.12

Stärken und Schwächen im Bildungssystem Sachsen-Anhalts gegenüber dem Bundesdurchschnitt, in %

-40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Berufsschüler ohne Ausbildungsvertrag Ausbildungsplatzdichte

Bestandene Prüfungen je 1000 Einw ohner Studentinnen je Einw ohner

Studierende je Einw ohner, insgesamt Studienberechtigtenquote, Frauen Studienberechtigtenquote, insgesamt Schulabgänger ohne Abschluss, insgesamt Schulabgänger ohne Abschluss, Jungen Infrastruktur Hochschulen, FuE Schulinfrastruktur

Stärken Schwächen

Quelle: Daten siehe Text.

Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung (Abschnitt 2.5)

 Auch wenn sich die Arbeitsmarktlage in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren im Ver-gleich der deutschen Länder leicht verbessert hat, ist das Niveau der Arbeitslosigkeit nach wie vor etwa doppelt so hoch wie im Bundes- und EU-Durchschnitt.

 Die hohe Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Problemgruppen unter den Arbeitslosen verbunden. Dies betrifft sowohl die Jugendar-beitslosigkeit als auch die beiden Gruppen ältere Arbeitslose und Ausländer sowie den Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen.

 Bei der räumlichen Verteilung der Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt sind Unterschiede mit einem gewissen Süd-Nord-Gefälle festzustellen. Im Vergleich zu den Niveauunter-schieden zwischen den Arbeitsmarktungleichgewichten in Sachsen-Anhalt, Deutschland und der EU-25 sind die regionalen Unterschiede jedoch von untergeordneter Bedeutung.

 Bezogen auf die Zahl der Sozialhilfeempfänger - als Indikator für die soziale Ausgren-zung - weist Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 37,7 Sozialhilfeempfängern je 1000 Einwohner einen deutlich höheren Anteil als der gesamtdeutsche Durchschnitt auf (34,1).

Allein zwischen 1995 und 2003 ist der Anteil in Sachsen-Anhalt um 67,8 % gestiegen, während er im bundesweiten Durchschnitt nur um 10,6 % angewachsen ist. Der Anteil der ALG II-Empfänger an der Bevölkerung liegt in Sachsen-Anhalt bei 17,3 % und somit ebenfalls über dem ostdeutschen (15,8 %) und dem westdeutschen (7,6 %) Durchschnitt (Juli 2006).

 Die Analyse der räumlichen Verteilung der Sozialhilfeempfänger in Sachsen-Anhalt ver-deutlicht, dass insbesondere in den kreisfreien Städten des Landes die Empfängerquoten sowohl insgesamt als auch bei Jugendlichen überproportional hoch sind. Die niedrigsten Quoten weisen tendenziell die Landkreise im Nordwesten des Landes auf.

Abbildung 2.13

Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, in %

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140%

Anteil der Kinder (unter 15 Jahren), die in Bedarfsgemeinschaften leben

Jugendliche SGB-II-Emfänger je 100 Jugendliche SGB-II-Empfängerinnen je 100 Frauen

SGB-II-Empfänger je 100 Einw ohner Arbeitslose Berufsrückkehrer/-innen

Anteil Langzeitarbeitslose an Erw erbspersonen Arbeitslosenquote bei Älteren (> 55 Jahren) Arbeitslosenquote bei Jüngeren ( < 25 Jahren) Arbeitslosenquote bei Frauen

Arbeitslosenquote insgesamt Särken

Schwächen

Anmerkung: Niveauwerte als prozentuale Abweichung vom Bundesdurchschnitt (=100%).

Quelle: Daten siehe Text.