• Keine Ergebnisse gefunden

Entwicklungen im Ausbildungssystem

2. Sozioökonomische Analyse

2.4 Verbesserung des Humankapitals

2.4.3 Entwicklungen im Ausbildungssystem

Die Arbeitsmarktforschung zeigt, dass das Fehlen einer qualifizierten Ausbildung eine zen-trale Ursache für Arbeitslosigkeit ist. Ein ungünstiger regionaler Ausbildungsmarkt beeinflusst die zukünftige Arbeitslosenquote einer Region negativ. Die Entwicklung auf dem regionalen Ausbildungsmarkt ist andererseits i.d.R. eng an die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ge-koppelt. Der negative Trend auf dem Arbeitsmarkt in den letzten Jahren hinterlässt somit auch auf dem Ausbildungsmarkt seine Spuren. In Sachsen-Anhalt ist die Ausbildungsplatz-dichte, d.h. die Zahl der Ausbildungsplätze je 100 Ausbildungsnachfragen, von 99,6 im Jahr 1995 auf 97,2 im Jahr 2003 gefallen. Allerdings liegt die Quote damit immer noch über dem Bundesdurchschnitt (96,6 im Jahr 2003). Auch die Zahl der Berufsschüler ohne Ausbil-dungsvertrag liegt in Sachsen-Anhalt mit 9,3 % der gesamten Berufsschüler unter dem Wert für Deutschland (11,9 %).

In Bezug auf die Verteilung der Ausbildungsplätze bestehen, wie Abbildung 2.5 verdeutlicht, regionale Unterschiede. Die Ausbildungsplatzdichte ist in den nördlichen Landkreisen un-günstiger als im Süden des Landes. Insgesamt ist die Ausbildungsplatzdichte in Sachsen-Anhalt jedoch sehr hoch, so dass regionale Divergenzen weniger ins Gewicht fallen.

Abbildung 2.5

Ausbildungsplatzdichte in Sachsen-Anhalt im Jahr 2003

< 96,40

< 99,10

<= 100,80

Quelle: Daten des BBR (2005), Berechnungen der Staatskanzlei.

Im Vergleich mit den anderen ostdeutschen Flächenländern konnten in Sachsen-Anhalt be-reits seit mehreren Jahren die höchsten Werte bei der Ausbildungsbeteiligung von

Unterneh-men erreicht werden. Im Durchschnitt stellt über die Hälfte der ausbildungsberechtigten Be-triebe Ausbildungsplätze zur Verfügung. Insgesamt gab es Mitte 2004 in Sachsen-Anhalt rd.

53.000 Auszubildende. Dies entspricht einer Auszubildendenquote von rund 6 %. Die große Mehrheit der Auszubildenden lernt in Betrieben und Einrichtungen des Dienstleistungssek-tors. Auf das Verarbeitende Gewerbe entfallen 15 % aller Auszubildenden in Sachsen-Anhalt, auf das Baugewerbe mittlerweile nur noch 9 %. Die Übernahmequote von Auszubil-denden nach abgeschlossener Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis desselben Betriebes schwankt nach den Ergebnissen des Betriebspanels stark von Jahr zu Jahr. Auf Grund der vergleichsweise vielen außerbetrieblichen Ausbildungsverhältnisse, bei denen ohnehin keine Übernahme erfolgen kann, ist die Übernahmequote in Ostdeutschland und in Sachsen-Anhalt 2005 mit 37 % bzw. 36 % deutlich geringer als in Westdeutschland mit 55 %. Das macht verstärkte Anstrengungen an der so genannten „zweiten Schwelle“ erforderlich.

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse zum 30. September 2005 betrug 18.286 (vgl. Tabelle 2.14), wobei der Anteil der betrieblichen Ausbildung in Sachsen-Anhalt mit 68,2 % deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt (91,8 %) lag. Außerbetriebliche Aus-bildung hat in Sachsen-Anhalt damit einen sehr viel höheren Stellenwert als in Deutschland insgesamt.

Auch ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze im Vergleich zu den noch nicht vermit-telten Bewerbern um ein mehrfaches niedriger als im Bundesvergleich. Auf eine noch nicht besetzte Stelle kommen in Sachsen-Anhalt gut 7 Bewerber, während es in Deutschland ins-gesamt 3 Bewerber sind. Auch hierin zeigt sich die Bedeutung der außerbetrieblichen Aus-bildung dafür, jungen Erwachsenen einen guten Start in das Berufsleben zu ermöglichen.

Tabelle 2.14

Der Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt im Jahr 2005

Sachsen-Anhalt Deutschland

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 18.286 550.180

davon:

Betriebliche Ausbildungsverhältnisse, in % 68,2 91,8

Außerbetriebliche Ausbildungsverhältnisse, in % 31,8 8,2

Unbesetzte Ausbildungsplätze 101 12.636

Noch nicht vermittelte Bewerber 738 40.900

Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge 4.294 133.500

Vertragslösungsquotea) ( %) 22,5 19,9

a) Vertragslösungsquote = Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge insgesamt (d.h. alle Ausbildungsjahre) im jewei-ligen Jahr / Durchschnittliche Zahl der in den letzten drei Jahren neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge Quelle: BMBF, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Sachsen-Anhalt.

Die Zahl der Ausbildungsplätze hat zwischen 2000 und 2006 um 3.700 (17,3 %) abgenom-men. Gleichzeit nimmt der Anteil der betrieblichen Ausbildungsplätze zu Lasten der außerbe-trieblichen Ausbildungsplätze zu.

Die Zahl der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge geht seit dem Jahr 2000 (6.285) tenden-ziell zurück, ist aber 2006 wieder leicht gegenüber dem Vorjahr auf 4.522 Fälle angestiegen (vgl. Tabelle 2.15). Die Vertragslösungsquote hat sich von 27,1 % (2000) auf 24,2 % in 2006 reduziert. Sie liegt damit jedoch immer noch deutlich über dem gesamtdeutschen Ver-gleichswert von ca. 20 %. Die überwiegende Zahl der Ausbildungsabbrüche erfolgt in den ersten beiden Ausbildungsjahren. Die Ausbildungsabbrüche sind mit gesamtgesellschaftli-chen und individuellen Folgekosten verbunden. Sie lassen sich häufig auf nicht erfüllte Er-wartungen hinsichtlich der gewählten Ausbildungsberufe zurückführen. Maßnahmen zur Re-duktion der Abbrecherzahlen müssen daher unter anderem intensive Betriebspraktika im Vorfeld der Berufswahlentscheidungen und eine umfassende Ausbildungsberatung beinhal-ten.

Tabelle 2.15

Entwicklung der vorzeitigen Lösungen von Ausbildungsverhältnissen und der Altnachfrage

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Vorzeitig gelöste

Ausbildungs-verhältnisse

6.285 6.359 6.006 5.070 4.846 4.294 4.522 Vertragslösungsquotea) (%) 27,1 28,6 28,8 25,3 24,8 22,5 24,2 Altbewerber/innen in % der

Bewer-ber/innen insgesamt im Sept. des jew.

Jahres

- - 39,0 41,1 42,1 42,0 47,8

Nicht vermittelte Altbewerber/innen in % der Altbewerber/innen im Sept. des jew.

Jahres

- - 72,9 71,4 63,5 58,4 68,7

a) Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge insgesamt (alle Ausbildungsjahre) im jeweiligen Jahr bezogen auf die durchschnittli-che Zahl der in den letzten drei Jahren neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in %.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bundesagentur für Arbeit.

Der Anteil an sogenannten Altbewerbern, also Bewerberinnen und Bewerbern, die bereits in vorangegangenen Jahren die allgemeinbildende Schule verlassen haben, ist von 42,0 % in 2005 (davon 44 % Bewerberinnen) auf 47,8 % im Jahr 2006 (davon 41,6 % Bewerberinnen) stark angestiegen. Der Zuwachs geht unter anderem auch auf aktivierende Maßnahmen der Leistungsträger nach SGB II (ARGEN, OPTIKOMS) und des Landes zurück, die das Ziel haben, Altbewerber/innen durch Angebote zur modularen Teilqualifizierung doch noch an eine berufliche Erstausbildung heranzuführen. Entsprechend des insgesamt höheren Anteils von Altbewerbern erhöhte sich auch deren Anteil an den im Herbst des jeweiligen Jahres noch unvermittelten Bewerberinnen und Bewerbern. In der Gruppe der noch unvermittelten Altbewerber nahm der Anteil der Bewerberinnen von 40,8 % auf 36,1 % ab.

Für die kommenden Jahre ist davon auszugehen, dass auf Grund der abnehmenden Schü-lerzahlen einschließlich der SchüSchü-lerzahlen mit und ohne Hauptschulabschluss bzw. Real-schulabschluss auch die Zahl der Altbewerber abnehmen wird.

2.5 Arbeitslosigkeit und Soziale Ausgrenzung