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Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt und

2. Sozioökonomische Analyse

2.5 Arbeitslosigkeit und Soziale Ausgrenzung

2.5.2 Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt und

der Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt an der Gesamtbevölkerung in einer Re-gion. Hier wies Sachsen-Anhalt 2004 mit 39 Empfängern laufender Hilfe zum Lebensunter-halt je 1.000 Einwohner einen deutlich höheren Anteil als Deutschland insgesamt auf (35,5 %). Zwischen 1995 und 2004 ist dieser Anteil in Sachsen-Anhalt um 73,7 % gestiegen, während er im bundesweiten Durchschnitt nur um 14,7 % angewachsen ist. Der wesentliche Grund hierfür ist das anhaltende, weit überdurchschnittliche Ungleichgewicht am Arbeits-markt.

Über das SGB II wird seit Beginn des Jahres 2005 bei allen Antragstellern geprüft, ob und inwieweit Einkommen und Vermögen der sogenannten „Bedarfsgemeinschaften“ (Familie, Lebensgemeinschaft etc.) für ein soziokulturelles Existenzminimum ausreichen. Alle, die nach dieser Prüfung Anspruch auf die Grundsicherung für Arbeitssuchende haben, können dieses Existenzminimum nicht aus eigener Kraft bestreiten, weil sie weder über ein dafür ausreichendes Vermögen verfügen noch ein auskömmliches Arbeitseinkommen erzielen oder gegen Arbeitslosigkeit nicht, nicht mehr oder nicht ausreichend aus dem Sozialversi-cherungssystem gesichert sind. Der Anteil der Arbeitslosengeld II-Empfänger an der Bevöl-kerung ist damit ein weiterer, sehr aussagekräftiger Indikator für die Einkommensarmut und den Bedarf an Transfereinkommen.6 Auch in Bezug auf diesen Indikator zeigt sich eine über-durchschnittliche Problemlage in Anhalt: Im November 2006 bezogen in Sachsen-Anhalt 366.568 Personen Leistungen nach dem SGB II, d.h. Arbeitslosengeld II oder Sozial-geld. In Relation zur Wohnbevölkerung ergibt sich eine SGB II-Quote von 14,8 %, die um drei Viertel über dem Bundesdurchschnitt (8,4 %) liegt.

In der Bevölkerungsgruppe im arbeitsfähigen Alter (15-65-Jährige) übersteigt die SGB-II-Quote den Bundesdurchschnitt – analog zur Arbeitslosenquote – sogar um fast das Doppelte

6 Durch Änderungen in der statistischen Basis sind die Werte vor und nach 2005 nicht mehr vergleichbar.

(vgl. Tabelle 2.17). Frauen machen im Jahr 2006 in Sachsen-Anhalt wie auch im Bundes-durchschnitt etwa die Hälfte der SGB-II-Empfänger aus. Die SGB-II-Quote der Frauen liegt wie die SGB-II-Quote insgesamt in Sachsen-Anhalt um etwa drei Viertel über dem Bundes-durchschnitt.

Ein besonderes Problem stellt die Hilfebedürftigkeit von Jugendlichen und insbesondere von Kindern dar. Die SGB-II-Quote der Jugendlichen unter 25 Jahren liegt mit 23,9 % (davon 40,8 % Frauen) deutlich über der durchschnittlichen SGB-II-Quote. Noch gravierender ist die Situation der darunter fallenden Kinder unter 15 Jahren: Der Anteil der Kinder in Bedarfsge-meinschaften an den Kindern insgesamt liegt in Sachsen-Anhalt mit 32,5 % doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt und übersteigt die durchschnittliche SGB-II-Quote sogar um das 2,2-fache. Fast jedes dritte Kind lebt in Sachsen-Anhalt somit in einer Bedarfsgemeinschaft.

Dies deutet darauf hin, dass Familien mit Kindern ein deutlich höheres Einkommensar-mutsrisiko tragen.7 Neben der Verbesserung der Arbeitsmarktlage – die der wesentlichen Grund für die beschriebenen Niveauunterschiede gegenüber dem Bundesdurchschnitt ist – dürften Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf daher einen wichti-gen Ansatzpunkt zur Reduktion von Kinderarmut darstellen. Investitionen in die vorschuli-schen und schulivorschuli-schen Bildungsangebote und in diesem Zusammenhang spezifische Maß-nahmen zur präventiven Begegnung sozialer Ausgrenzung (z.B. Schulsozialarbeit) dürften gleichzeitig der zentrale Hebel sein, um die Chancengleichheit von Kindern aus Bedarfsge-meinschaften in Bezug auf die zukünftige Integration in die Gesellschaft und den Arbeits-markt zu verbessern.

Tabelle 2.17

Indikatoren zur Einkommensarmut

Sachsen-Anhalt Deutschland

Veränderung der Zahl der Sozialhilfeempfänger/innen (1995-2004 in %) + 73,7 + 14,7

SGB II-Empfänger/innen je 100 Einwohner 2006 14,8 8,4

Anteil der SGB II-Empfänger/innen im Alter von 15-65 Jahren an der

Bevölkerung derselben Altergruppe in % 2006 18,3 9,8

Weibliche SGB II-Empfänger je 100 Frauen 2006 14,2 8,3

Anteil weiblicher SGB II-Empfänger an den SGB II-Empfängern

insge-samt 2006 in % 49,1 49,9

Anteil der Jugendlichen SGB II-Empfänger/innen an den Jugendlichen

(Personen unter 25 Jahre) insgesamt in % 2006 23,9 13,3

Anteil von Kindern in Bedarfsgemeinschaften an den Kindern (Personen

unter 15 Jahren) insgesamt in % 2006 32,5 16,2

Ausländische SGB II-Empfänger/innen je 100 Ausländer/innen 2006 27,4 17,4 Anteil ausländischer SGB II-Empfänger/innen an den Empfängern

ins-gesamt 2006 3,5 18,2

Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Stat. Bundesamt, Stat. Landesamt Sachsen-Anhalt.

Besonders hoch ist die SGB II-Empfängerquote auch bei den ausländischen Hilfeemfänger (27,4 %, davon 40,6 % Frauen), wobei allerdings der Anteil der ausländischen SGB

7 Anzumerken ist ferner, dass sich unter den SGB-II-Empfängern/innen in 2006 28.445 Alleinerziehende befin-den.

Empfänger an der Gesamtzahl der Hilfeempfänger mit 3,5 % sehr gering ist. Dennoch ver-deutlicht dies die sozial äußerst schwierige Situation dieser Gesellschaftsgruppe.

In Bezug auf die räumliche Verteilung der Sozialhilfeempfänger in Sachsen-Anhalt verdeut-lich die Abbildung 2.8, dass u.a. in den kreisfreien Städten des Landes die Hilfeempfänger-quoten sowohl insgesamt (links) als auch bei Jugendlichen (rechts) überproportional hoch sind. Die niedrigsten Quoten weisen tendenziell die ländlichen Kreise im Nordwesten auf.

Abbildung 2.8

Sozialhilfeempfänger/innen (insgesamt, links) in 2003, davon Jugendliche (rechts)

< 35,00

< 50,00

< 65,00

< 85,00

< 115,00

< 165,00

Quelle: Daten des BBR (2005), Berechnungen der Staatskanzlei.

Zur Messung der Einkommensarmut in einer Region kann ferner auch auf statistische Kon-zepte zurückgegriffen werden, bei denen zur Messung des Armutsrisikos auf den Einkom-mensrückstand zum mittleren Einkommen der Bevölkerung Bezug genommen wird. Entspre-chend dem aktuellen Reichtums- und Armutsbericht des Landes Sachsen-Anhalt aus dem Jahre 2002 sind demnach gegen Ende der 90er Jahre 18 % der rd. 1,2 Mio. Haushalte als einkommensarm zu bezeichnen, weil ihnen weniger als 60 % des Medians des gesamtdeut-schen Äquivalenzeinkommens zur Verfügung steht. Absolut entspricht dies einer Haushalts-zahl von etwa 219.000. In Vergleich dazu fallen innerhalb der neuen Bundesländer insge-samt 17 %, im früheren Bundesgebiet 12 % aller Haushalte unter den entsprechenden Schwellenwert.