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3.5 Weitere naturschutzfachliche Bedeutung des Gebiets

3.5.2 Fauna

Zur Fauna im FFH-Gebiet sind kaum Daten zu Untersuchungen aus jüngerer Zeit verfügbar.

Gutachten sowie Pflege- und Entwicklungspläne der Naturschutzgebiete stammen meist aus den 1990er Jahren. Aktuelle Daten finden sich lediglich im Artenschutzprogramm Baden-Württemberg. Dazu kommen Beibeobachtungen aus der Erfassung der FFH-LRT.

Vögel

Neben den im vorliegenden MaP bearbeiteten Vogelarten sind weitere 22 Vogelarten im Standarddatenbogen des Vogelschutzgebiets 7820-441 „Südwestalb und Oberes Donautal“

genannt, die im Regelfall auch innerhalb des hier bearbeiteten Teilgebiets vorkommen dürf-ten. Relevant ist das hier bearbeitete Gebiet insbesondere für einige waldtypische Arten (z. B. Schwarz-, Grau- und Mittelspecht, Hohltaube, Raufußkauz), aber auch für Felsbrüter (Wanderfalke, Uhu), Arten der Kulturlandschaft (z. B. Neuntöter, Rotmilan, Wachtel) und Ar-ten der Feuchtgebiete (z. B. Wasserralle) und Fließgewässer (Eisvogel, Gänsesäger). Über-regional bedeutsam sind die Brutvorkommen des Raubwürgers und die Nachweise des Steinschmätzers. Bedeutend ist darüber hinaus der Nachweis der Krickente (Anas crecca – vom Aussterben bedroht gemäß Roter Liste Baden-Württemberg) im NSG „Dürbheimer Moos“ am Egelsee. Für ausgewählte im Standarddatenbogen genannte Vogelarten stellt sich die Situation wie folgt dar:

• Baumfalke (Falco subbuteo): Die Art ist seit langem regelmäßiger Brutvogel im NSG „Dürbheimer Moos“. Ansonsten wird die Art auch im Bereich der NSG

„Hohenkarpfen“ und „Kraftstein“ sowie um Spaichingen regelmäßig auf dem Zug beobachtet. Aufgrund der weiten Verbreitung der Art ist davon auszuge-hen, dass der Baumfalke auch in anderen Teilen des FFH-Gebiets brütet bzw.

als Durchzügler auftritt.

• Eisvogel (Alcedo atthis): Der Eisvogel ist Brutvogel am Wulfbach und an der Donau zwischen Tuttlingen und Beuron. Beobachtungen zwischen Gosheim und Egesheim deuten darauf hin, dass die Art auch hier brütet. Insgesamt dürfte die Art an allen größeren Fließgewässern als Brutvogel bzw. als Jah-resvogel auftreten. Die größte Dichte ist an der Donau zu erwarten.

• Gänsesäger (Mergus merganser): Nachweise sind bisher nur von der Donau zwischen Beuron und Tuttlingen bekannt. Hier tritt die Art regelmäßig als Win-tergast auf.

• Grauspecht (Picus canus): Der Grauspecht wurde vereinzelt (z. B. um Spaichingen, Irndorf, Mühlheim bis Fridingen) als Brutvogel nachgewiesen.

Weitere Brutvorkommen sind auch an anderen Stellen, z. B. im Bereich des

Großen Heubergs zwischen Gosheim und Egesheim und an den Donauhän-gen östlich von FridinDonauhän-gen, denkbar.

• Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis): Die Art wird nur selten im Gebiet be-obachtet, vermutlich vor allem auf dem Durchzug.

• Hohltaube (Columba oenas): Die Hohltaube ist in den naturnahen Laubwäl-dern (insbesondere BuchenwälLaubwäl-dern) im Gebiet weit verbreitet, der Bestand wird auf 20-40 Brutpaare geschätzt. Gute Bestände sind z. B. zwischen Spaichingen, Denkingen, Gosheim, Egesheim und Kolbingen bekannt.

• Kornweihe (Circus cyaneus): Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast auf der Südwestalb zwischen Böttingen, Bubsheim und dem NSG „Kraftstein“.

• Krickente (Anas crecca): Die Art trat im Dürbheimer Moor zwischen 2005 und 2010 mit 1-2 Paaren als Brutvogel auf. Vermutlich kommt sie hier und an den größeren Gewässern im Donautal auch im Winter bzw. während des Durch-zugs vor.

• Mittelspecht (Dendrocopos medius): Der Mittelspecht konnte bisher noch nicht im Gebiet nachgewiesen werden. Angesichts der aktuellen Ausbreitungsten-denz der Art ist aber nicht ausgeschlossen, dass in den nächsten Jahren ein Nachweis gelingt.

• Neuntöter (Lanius collurio): Die Art ist im Gebiet weit verbreitet und nicht sel-ten (Bestand mind. 20-40 Brutpaare). Sie tritt dabei sowohl auf Magerrasen als auch in heckendurchsetzten Extensivgrünlandbeständen auf.

• Raubwürger (Lanius excubitor): Ursprünglich war das Gebiet eines der wich-tigsten Brutgebiete in Baden-Württemberg. Nach einem starken Bestands-rückgang wurde die letzte Brut in den Jahren 2004/05 festgestellt (Kirchberg bei Bubsheim). Nach wie vor hat das Gebiet jedoch eine große Bedeutung als Winterquartier.

• Raufußkauz (Aegolius funereus): charakteristischer Bewohner ausgedehnter Wälder, im Gebiet jedoch nur in relativ geringer Dichte als Brutvogel auftre-tend. Nachweise liegen vom Klippeneck bei Denkingen über Böttingen bis Dürbheim vor, weitere Vorkommen sind wahrscheinlich.

• Rotmilan (Milvus milvus): Der Rotmilan ist im Gebiet weit verbreitet. Der Brut-bestand in der Region um das FFH-Gebiet beträgt 10-20 Brutpaare, wobei die Reviergrenzen häufig über die Grenzen des FFH-Gebiets hinausgehen. Kon-krete Brutnachweise liegen z. B. aus den Wäldern um Königsheim vor. Der Rotmilan brütet in erster Linie in den Wäldern und nutzt die angrenzenden Of-fenlandflächen zur Nahrungssuche.

• Schwarzkehlchen (Saxicola torquarta): Bisher wurde die Art vor allem auf dem Durchzug festgestellt. Mindestens seit 2013 besteht Brutverdacht südwestlich Bubsheim.

• Schwarzmilan (Milvus migrans): Der Schwarzmilan ist ebenfalls im Gebiet weit verbreitet, aber deutlich seltener als der Rotmilan (Bestand 2-6 Brutpaare).

Dabei ist eine gewisse Konzentration in den gewässerreichen Teilen des Ge-biets festzustellen.

• Schwarzspecht (Dryocopus martius): Verbreiteter regelmäßiger Brutvogel im gesamten FFH-Gebiet (z. B. um Gosheim, Egesheim, Kolbingen, Reichen-bach, Denkingen und Spaichingen. Die Art brütete vor allem in Alt-Buchenbeständen, nutzt zur Nahrungssuche aber verstärkt nadelholzreiche Bestände.

• Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe): Die Art tritt regelmäßig als Durchzügler im Gebiet zwischen Böttingen, Rußberg bis Bubsheim, Frittlingen sowie dem NSG „Kraftstein“ auf. Grundsätzlich ist auch denkbar, dass der Steinschmät-zer vereinzelt (z. B. zwischen Kirchberg und Böttingen sowie im Bereich des NSG „Kraftstein“) brütet.

• Uhu (Bubo bubo): Ein Brutplatz existiert am Bernhardstein westlich von Mahls-tetten. Mindestens zwei weitere Brutplätze (Gosheim: Kehlen, Deilingen:

124 Hochberg) liegen knapp außerhalb des FFH-Gebiets. Revieranzeigende Männchen im Donautal östlich von Fridingen weisen darauf hin, dass sich hier weitere Brutplätze befinden.

• Wachtel (Coturnix coturnix): verbreiteter Brutvogel mit stark schwankenden Beständen vor allem auf der Albhochfläche (z. B. NSG „Dürbheimer Moos“, zwischen Renquishausen und Kolbingen sowie um Bubsheim, Irndorf, Böttin-gen, FrittlinBöttin-gen, Mahlstetten und Denkingen).

• Wanderfalke (Falco peregrinus): Regelmäßiger Brutvogel an den Felsen des Donautals und der Nebentäler.

• Wasserralle (Rallus aquaticus): zumindest 2005-2010, vermutlich noch imme jährlicher Brutvogel im NSG Dürbheimer Moor mit 1-2 Brutpaaren.

• Wespenbussard (Pernis apivorus): Die Art wird nur relativ selten im Gebiet beobachtet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Wespenbussard als Brutvogel und Durchzügler weiter verbreitet (wenn auch nicht häufig) ist.

• Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis): Brutvogel in den Staubereichen der Wehre an der Donau (mind. 2 Brutpaare) und im Dürbheimer Moos (2 Brut-paare).

Fledermäuse

Die Kalkfelsen mit ihren Höhlen und Spalten im FFH-Gebiet sind wichtige Winter- und Zwi-schenquartiere für zahlreiche Fledermausarten. In großer Dichte kommen – neben dem Mausohr – z. B. Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) und Braunes Langohr (Plecotus auritus) vor. Nicht selten sind außerdem Fransenfledermaus (Myotis nattereri), Wasserfle-dermaus (Myotis daubentoni), Kleine BartfleWasserfle-dermaus (Myotis mystacinus) und Abendsegler (Nyctalus noctula). Im Rahmen der Untersuchungen zum MaP wurde außerdem die Zwei-farb-Fledermaus (Vespertilio murinus) nachgewiesen.

Amphibien und Libellen

Trotz des geringen Anteils bzw. der geringen Anzahl an Stillgewässern ist auch die Amphi-bien- und Libellenfauna bemerkenswert. So konnten allein im NSG „Dürbheimer Moos“ fünf verschiedene Amphibienarten und 21 verschiedene Libellenarten festgestellt werden (K RE-TZSCHMAR 1999). Dazu zählen sechs Arten der Roten Liste, darunter auch die Gemeine Win-terlibelle (Sympecma fusca, stark gefährdet). Im NSG „Ortenberg“ konnte die laut Roter Liste Baden-Württemberg stark gefährdete Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) beo-bachtet werden (KABEL 1996). Im NSG „Buchhalde – Oberes Donautal“ finden sich Nachwei-se 11 verschiedener Libellenarten, darunter die vom Aussterben bedroht Kleine BinNachwei-senjung- Binsenjung-fer (Lestes virens) und die stark gefährdete Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio; K RETZ-SCHMAR &BOGENSCHÜTZ 1994). An Amphibienarten kommen hier unter anderem die Kreuz-kröte (Bufo calamita, stark gefährdet) und der Feuersalamander (Salamandra salamandra, gefährdet) vor (KRETZSCHMAR &BOGENSCHÜTZ 1994).

Reptilien

Im FFH-Gebiet sind insgesamt sechs verschiedene Reptilienarten nachgewiesen. Die wohl häufigste Art ist die Zauneidechse (Lacerta agilis), eine im Anhang IV der FFH-Richtlinie ge-nannte Art. Diese konnte immer wieder bei den Kartierungen der LRT beobachtet werden, etwa an Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8210), auf Kalk-Magerrasen (LRT 6210) oder Wacholderheiden (LRT 5130). In der Literatur finden sich Nachweise der Zauneidechse im NSG „Galgenberg“ (KLINK 1992), NSG „Buchhalde-Oberes Donautal“ (KRETZSCHMAR &

BOGENSCHÜTZ 1994) und in der Steinriegellandschaft südlich von Kolbingen (SCHÖN 1994).

Daneben existieren wenige Nachweise der stark gefährdeten Kreuzotter (Vipera berus) im NSG „Buchhalde-Oberes Donautal“ (KRETZSCHMAR & BOGENSCHÜTZ 1994). Die Art kommt laut LRT-Kartierung auch in den Orchideen-Buchenwäldern (LRT 9150) und Schlucht- und Hangmischwäldern (9180*) vor. Aus dem Jahr 1994 existiert zudem ein Nachweis der ge-mäß Roter Liste Baden-Württemberg gefährdeten Schlingnatter (Coronella austriaca) im NSG „Buchhalde – Oberes Donautal“ (KRETZSCHMAR &BOGENSCHÜTZ 1994) – die Art dürfte

jedoch im Gebiet weiter verbreitet sein. Daneben kommen im FFH-Gebiet die Ringelnatter (Natrix natrix) und die Waldeidechse (Lacerta = Zootoca vivipara) vor (LRT-Kartierungen, KRETZSCHMAR 1999, KRETZSCHMAR &BOGENSCHÜTZ 1994).

Heuschrecken

Insbesondere aufgrund der guten Ausprägung und Ausdehnung der Mager- und Trockenbio-tope ist auch die Heuschreckenfauna des FFH-Gebiets artenreich. Im NSG „Irndorfer Hardt“

fanden sich laut DETZEL (1998) 15 verschiedene Heuschreckenarten, darunter gefährdete Arten wie: Große Höckerschrecke (Arcyptera fusca), Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus), Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) und Warzenbeißer (Dectitus verruvi-vorus). Hier kommt auch der in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Schwarzfle-ckige Heidegrashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) vor, der sich im FFH-Gebiet auch noch bei Fridingen (Fridingen – Rauschbühl) findet. Für das NSG „Kraftstein“ sind acht ver-schiedene Arten dokumentiert, darunter z. B. Warzenbeißer und Heidegrashüpfer (Stenobo-thrus lineatus; KRETZSCHMAR & BOGENSCHÜTZ 1994). Im NSG „Buchhalde – Oberes Do-nautal“ findet sich neben zwölf weiteren Arten die seltene Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus) in einer großen Population (KRETZSCHMAR &BOGENSCHÜTZ 1994). Acht verschiedene, zum Teil gefährdete Heuschreckenarten finden sich im NSG „Simonstal“

(KRETZSCHMAR &HERTH 1998).

Unter den Heuschrecken besonders bemerkenswert ist der laut Roter Liste Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius), der in der Steinriegellandschaft nördlich des NSG „Stiegelesfels“ bei Fridingen vorkommt. Nachweise aus dem Jahr 1992 existieren auch im NSG „Alter Berg“ (SCHÖN 1992a). Für die Große Hö-ckerschrecke ist das Gebiet Teil des Vorkommensschwerpunktes in Baden-Württemberg.

Von den (bis auf kleine Randflächen außerhalb des FFH-Gebiets gelegenen) Streu- und Nasswiesen im NSG „Dürbheimer Moos“ sind darüber hinaus die gefährdeten Arten Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus montanus) und Sumpfschrecke (Mecostethus grossus) bekannt (KRETZSCHMAR 1999). Ob diese Artvorkommen in das FFH-Gebiet hineinstrahlen, ist nicht bekannt.

Schmetterlinge:

Die Schmetterlingsfauna ist ebenfalls durch zahlreiche gefährdete Arten gekennzeichnet.

So konnten allein im NSG „Buchhalde – Oberes Donautal“ mehr als 80 verschiedene Schmetterlingsarten nachgewiesen werden, darunter der vom Aussterben bedrohte Schwar-ze Apollo (Parnassius mnemosyne) und die stark gefährdeten Arten Segelfalter (Iphiclides podalirius) und Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea = Phengaris rebeli; KRETZSCHMAR

& BOGENSCHÜTZ 1994). Gemäß Artenschutzprogramm Baden-Württemberg kommt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling auch im NSG „Galgenberg“ vor. Aus dem Artenschutzpro-gramm existieren außerdem Nachweise des Blauschwarzen Eisvogels (Limenitis reducta) im NSG „Stiegelesfels“ und im NSG „Buchhalde – Oberes Donautal“.

Der Schwarze Apollo findet sich auch im NSG „Stiegelesfels-Oberes Donautal“, im Lippach-tal und bei Mahlstetten. Obwohl nicht in Anhang II der FFH-Richtlinie genannt (sondern in Anhang IV), wird die Art im vorliegenden Managementplan mit einer eigenen Maßnahme bedacht.

Käfer

Auf eine artenreiche Käferfauna der Trockenhänge im NSG „Hüttenberg“ mit mehr als 60 Käferarten weist KLINK (1993) hin.

Wildbienen

Im NSG „Kraftstein“ finden sich zahlreiche Nachweise gefährdeter Wildbienenarten, z. B.

Stein-Mörtelbiene (Osmia ravouxi) und Große Harzbiene (Trachusa byssina) (KRETZSCHMAR

&BOGENSCHÜTZ 1994). Dies gilt ebenfalls für die Steinriegellandschaft südlich von Kolbingen

126 (SCHÖN1994). Auch das NSG „Klippeneck“ weist eine artenreiche Wildbienenfauna mit meh-reren gefährdeten Arten auf (TREIBER 2003).