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Extraktion aus anderen Proben

Im Dokument Botulismus bei Großkatzen (Seite 151-0)

1.3 Diskussion

2.1.3 Extraktion aus anderen Proben

Für andere Probensubstrate wurde so weit wie möglich einem der validierten Proto­

kolle für Boden-, Kot- und Fleischproben gefolgt.

Wasserproben

Es wurden je nach Probenmenge 10–20 ml zentrifugiert (2 000 g, 10 min) und bei ge­

ringer Menge Sediment dieses in 2 ml Wasser dest. aufgenommen, in ein 2 ml-Röhr­

chen überführt und nochmals zentrifugiert (11 000 g / min, 10 min). Das Pellet wurde in Lysispuffer gelöst und mit dem NucleoSpin® Tissue Kit-Protokoll fortgefahren unter Verzicht auf ein Waschen der Probe (Schritt 3). Bei großen Mengen Sediment wur­

den 100 mg abgewogen und mit dem Zusetzen des Lysispuffer fortgefahren.

Schmutz

Bei eher flüssiger Konsistenz wurden 40 mg abgewogen und direkt mit Schritt 2 des Protokolls fortgefahren. Größere Mengen, z. B. Schmutz und Fleischstückchen aus dem Futterlager, wurden wie Fleischproben behandelt.

138 | V Fallbeispiel Serengetipark

Blut und Vogelkot

Es wurden 40 mg abgewogen und die Aufarbeitung mit Schritt 2 des Protokolls fortge­

setzt.

2.2 Ergebnisse

Nur fünf Proben waren bei der Untersuchung auffällig und darüber hinaus nur schwach positiv bis zweifelhaft schwach positiv.

Tabelle V.2: Positive Proben

Datum Tierart Typ Herkunft Ergebnis

23.04.06 Tiger Sammelkot­

probe Tiger­

gruppe

Stall schwaches Signal knapp unter dem Threshold für Typ A

23.04.06 Leopard Sammelkot­

probe Leopar­

dengruppe

Gehege schwaches Signal knapp unter dem Threshold für Typ A, gleiches Ergebnis bei Wiederholung

23.04.06 Streichelzoo Kot Gehege schwach positiv für Typ D

23.04.06 Fleisch Futterwagen schwach positiv für Typ D

23.07.06 Löwe Wasser Tümpel im Löwengehege zweifelhaft schwach positiv für Typ D (nur eine schwache Bande)

Für die A-positiven Proben verlief ein Anzuchtversuch in RCM aus dem Probenmate­

rial negativ.

2.3 Diskussion

Gemeinhin wird davon gesprochen, dass C. botulinum ubiquitär im Boden verbreitet ist. Obwohl weltweit verbreitet, kommt es jedoch ortsbezogen mit unterschiedlichen Prävalenzen vor. Zahlreiche Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Vorkommen von C. botulinum in seinem natürlichen und primären Habitat in Boden, Meer- und Frischwassersedimenten (GESSLER u. BÖHNEL, 2006). Die meisten Studien beschäfti­

gen sich mit der Epidemiologie von Botulismus bei Vögeln und stellen entweder hohe bis sehr hohe Prävalenzen bis zu 83 % oder weit niedrigere von etwa 6 % (1,7–18 %) in Feuchtgebieten fest (VIDAL et al., 2013). Untersuchungen über das Vorkommen in Bodenproben ohne Bezug zu aquatischen Habitaten fokussieren häufig auf die geo­

graphische Verteilung der Typen. Über mögliche Einflussfaktoren wird weniger detail­

2 Molekulargenetische Untersuchungen (qPCR) | 139 liert berichtet. Es lassen sich jedoch einige allgemeine Aussagen treffen: Die Präva­

lenzen scheinen an Land geringer zu sein als in Gewässernähe, hohe Prävalenzen im Inland sind häufig mit benachbartem massivem Wasservogelsterben assoziiert und es finden sich einige Hinweise für einen Einfluss von Boden-pH-Wert und dem Gehalt an organischer Substanz auf die vorherrschenden Typen (DODDS, 1993).

In der vorliegenden Untersuchung konnte aus den 130 untersuchten Bodenproben kein BoNT-Gen nachgewiesen werden, obwohl in Kotproben und evtl. auch in einer Gewässerprobe Typ A beziehungsweise D detektiert werden konnten. Sporen sind resistent gegen Temperatureinflüsse und Trockenheit und können jahrelang, potenti­

ell bis zu Jahrzehnten, in Boden oder Sedimenten persistieren (ROCKE et al., 1999;

ESPELUND u. KLAVENESS, 2014). Für eine primäre oder sekundäre Kontamination der Gehege trotz der negativen Bodenproben spricht die Besetzung der Gehege mit er­

krankten Tieren, dem Nachweis von Bakterien der Typen ABE / CD im Darm eines verstorbenen Löwen und von CD in Damwildkot, sowie die zweifelhaft positive Ge­

wässerprobe.

Die Proben wurden aus der obersten Bodenschicht bis etwa 10 cm Tiefe genom­

men. GESSLER und BÖHNEL (2006) stellten fest, dass bei einem künstlich gespikten Areal die Felder, die Kompost mit hoher Sporenkonzentration (105 / g) erhalten hatten, auch nach drei Jahren noch nachweisbar kontaminiert waren. In den Feldern mit niedriger Sporenkonzentration (103 / g) waren dagegen nach 757 Tagen alle Proben negativ. Außerdem wurde festgestellt, dass trotz einer relativ hohen Menge zuge­

setzter Sporen die ersten ermittelten Sporenkonzentrationen verhältnismäßig niedrig ausfielen. Weiterhin schwankten die Werte im Laufe der Untersuchung stark von ne­

gativen Befunden über mäßige Gehalte bis zu 2 x 104 Sporen / g selbst innerhalb des­

selben Testfeldes.

Im Unterschied zu diesem Feldversuch kann man im Serengetipark nicht von einer homogenen Verteilung evtl. vorhandener Bakterien ausgehen. Das Areal war sehr groß und trotz der möglichst großen Zahl an Bodenproben, bevorzugt an den vorran­

gigen Aufenthaltsplätzen und Futterstellen der Tiere genommen, besteht eine große Chance, dass einzelne Spots mit einem hohen Gehalt an Bakterien einer Beprobung entgangen sein könnten. Auch unter besten Bedingungen wie in dem kontrollierten Feldversuch können die vorhandenen Mengen, wie oben angeführt, leicht unter die Nachweisgrenze fallen, insbesondere da seit dem Botulismusausbruch ein Jahr ver­

gangen war. Durch die täglichen Reinigungsmaßnahmen des Personals bezüglich der Futterreste und teilweise auch des Kots, könnte ein Bakterieneintrag oder eine Akkumulation auf diesem Wege in Grenzen gehalten worden sein.

Die Bodenproben unterschieden sich erheblich: Bereiche mit reinem Sand variier­

ten mit Böden mit unterschiedlichen Anteilen an (Roh-) Humus je nach vorhandenem

140 | V Fallbeispiel Serengetipark

Baumbestand. Beim Bodentyp handelt es sich um Podsol16. Er ist gekennzeichnet durch ein geringes Bodenleben und durch eine aufgrund der geringen saprobionti­

schen Aktivitäten hohe Rohhumusauflage. Die Grobkörnigkeit geht mit einem gerin­

gen Wasserhaltevermögen einher und der saure pH-Wert führt zur Auswaschung von Humusverbindungen in den Unterboden (HeSSISCHES LANDESAMT FÜR

NATURSCHUTZ, UMWELT UND GEOLOGIE, 2007). Aufgrund dieser Eigenschaften könnten Sporen evtl. in tiefere Bodenschichten ausgewaschen worden sein. GESSLER und BÖHNEL fanden in dem vorher landwirtschaftlich genutzten Boden über die gesamte Studienzeit auch im Oberboden Sporen. Über die Faktoren, die die Verteilung von C. botulinum beeinflussen oder schließlich zum Ausbruch führen besteht noch viel Unklarheit. Studien liefern teilweise widersprüchliche Ergebnisse. In Betracht gezo­

gen werden u. a. Temperatur, Wasseraktivität, Wassertrübung, pH-Wert, Gehalt an organischem Material, Sauerstoffgehalt im Wasser, Redox-Potential, Biomasse an Invertebraten oder Vorkommen von als symptomlose Träger in Betracht kommende Vögel und andere Wirbeltiere (ROCKE, 1993; SANDLER et al., 1993; ROCKE et al., 1999).

Die meisten Ergebnisse beziehen sich auf Feuchtgebiete. Im Allgemeinen erhöhen höhere Temperaturen, ein niedriges Redox-Potential und ein hoher pH-Wert die Wahrscheinlichkeit für Ausbrüche (ROCKE et al., 1999; WIJESINGHE et al., 2015). Bei der Untersuchung von Inland-Bodenproben wurde ein neutraler bis alkalischer pH-Wert von 7,5 bis 7,9 (Typ B evtl. auch ab 6,25) mit dem Vorkommen von Typ A und B, ein alkalischer pH-Wert mit Typ D und ein saurer pH-Wert mit Typ C in Zusammen­

hang gebracht (DODDS, 1993). Zu den Grundvoraussetzungen des Wachstums von C. botulinum gehört ein pH-Wert über 4,8 (ROCKE, 1993). Die Podsolierung eines Bo­

dens beginnt aber erst bei pH-Werten unter fünf. Der pH-Wert der Bodenproben wur­

de nicht gemessen. Podsolböden gelten aber als sehr sauer. Damit ist eine Vermeh­

rung des Erregers in den Gehegen nicht wahrscheinlich. Ruhende Sporen mögen laut DODDS aber auch in Habitaten mit grundsätzlich ungeeigneten Bedingungen überleben oder akkumulieren (1993). Schließlich ist beschrieben, dass die Begleitflo­

ra das Vorkommen von C. botulinum beeinflussen kann. Aerobe Bodenbakterien und verwandte Clostridien können C. botulinum am Wachstum hindern und werden von manchen Autoren für falsch negative Untersuchungsergebnisse verantwortlich ge­

macht (SANDLER et al., 1998). SONNABEND et al. (1987) gehen soweit, dass sie eine negative Bodenprobe nicht als negativ beurteilen, bevor nicht eine Inhibierung aus­

geschlossen wurde. GESSLER und BÖHNEL (2006) konnten einen derartigen Einfluss bei der Untersuchung von Bodenproben nicht bestätigen. Die mikrobielle Begleitflora wurde hier nicht untersucht. Es kann nur vermutet werden, dass sie aufgrund der

16 Quelle: Niedersächsisches Bodeninformationssystem – http://nibis.lbeg.de/cardomap3/ (letzt. Zugr. 2017)

2 Molekulargenetische Untersuchungen (qPCR) | 141 eher anzunehmenden geringen Aktivität keinen entscheidenden Einfluss auf das Ge­

schehen hatte.

Bei der aktuellen Methode wurde kein Anreicherungsschritt durchgeführt. Die Pro­

bentypen wurden aber auf inhibierende Effekte für die qPCR untersucht. Es fanden sich keine Hinweise darauf, dass bestimmte Probensubstrate eine Amplifikation der qPCR verhindert haben. Spätestens bei der 1:10-Verdünnung des Templates waren alle Kontrollen amplifizierbar.

Von den untersuchten 233 Proben waren nur fünf auffällig. Die Signalstärke war dabei so gering, dass auf eine Quantifizierung verzichtet wurde. Dennoch waren sie gegenüber sämtlichen anderen Proben und Negativkontrollen eindeutig abgrenzbar.

Aufgrund der geringen Anzahl ließen sich nicht die gewünschten Rückschlüsse ziehen, wie z. B. dass einzelne Gehege besonders betroffen waren oder der Eintrag in den Tierpark auf einem bestimmten Weg erfolgt ist. Es ließ sich aber feststellen, dass eher von einem weiter gestreuten Vorkommen im Tierpark ausgegangen wer­

den muss anstelle einer Eingrenzung auf nur ein oder zwei Gehege oder Tierarten.

Die schwach positive, frische Futterprobe vom Futterwagen kurz vor Verteilung im Gehege ist ein Hinweis darauf, dass hier eine mögliche Eintrittspforte oder noch vor­

handene Kontamination vom vorhergehenden Ausbruch bestand.

In vielen Fällen, wo Botulismus in Zoos aufgetreten ist, konnte das Geschehen auf einen Botulismusausbruch bei Wassergeflügel in der Nachbarschaft zurückgeführt werden (SMITH et al., 1985). Der Serengetipark Hodenhagen befindet sich in unmittel­

barer Nähe der Aller und der Flora-Fauna-Habitate Aller-Leine-Tal beziehungsweise Leine-Niederung mit ausgewiesenen Vogelschutzgebieten und verschiedenen Bioto­

pen von Moor- und Auwäldern bis zu eutrophen und dystrophen Gewässern. Auch wenn keine der drei Vogelkotproben positiv war und keine Kenntnis über einen Botu­

lismusausbruch in der Gegend besteht, ist ein Zusammenhang von dem Geschehen im Tierpark mit dem benachbarten Vogelbestand aufgrund der zahlreichen in der Li­

teratur beschriebenen Botulismusausbrüche bei Wasservögeln nicht unwahrschein­

lich.

Drei Kotproben waren bei der Untersuchung auffällig. Es ist bekannt, dass C. botu­

linum symptomlos bei Vögeln und anderen Wirbeltieren im Darm persistieren kann (ANZA et al., 2016; MYLLYKOSKI et al., 2006; OHISHI et al., 1979). Es kann hier nicht un­

terschieden werden, ob durch den vergangenen Botulismusausbruch eine Besiede­

lung des Darms stattgefunden hat und immer noch anhält oder ob es sich um ein neues Geschehen handelt. Da Kotproben nur zu diesem Zeitpunkt auffällig waren und auch eine Futterprobe positiv befundet wurde, kann letzteres vermutet werden.

Auch eine Wasserprobe war im Sommer ansatzweise schwach positiv. Ein Einfluss der jahreszeitlich bedingten höheren Temperaturen ist wahrscheinlich. Untersuchun­

gen verweisen sowohl auf jahreszeitlich unterschiedliche wie auch auf ganzjährig

142 | V Fallbeispiel Serengetipark

gleichbleibende Prävalenzen (SANDLER et al., 1993; GESSLER u. BÖHNEL, 2006;

WIJESINGHE et al., 2015). Sicherlich nimmt aber die Temperatur Einfluss auf das mi­

krobielle Leben und es ist denkbar, dass es aufgrund zusätzlicher günstiger Umwelt­

bedingungen zu einer vereinzelten Vermehrung des Erregers kam und ein Ausbruch nur durch die erfolgte Impfung verhindert wurde. Bei der Untersuchung der Impftiter konnte nach einem Sinken der Extinktionen teilweise ein Anstieg ohne neue Booste­

rung beobachtet werden. Die Blutprobe erfolgte hierzu einen Monat nach den positiv befundeten Kotproben. Botulismusausbrüche sind oft mit den Sommermonaten asso­

ziiert, was gemeinhin mit den höheren Temperaturen in Verbindung gebracht wird.

Ein typischer Verlauf eines Botulismusausbruches besteht in der Veralgung und Sau­

erstoffverarmung in flachen Gewässern in den Sommermonaten. Am Boden der Ge­

wässer können sich in Gegenwart sedimentierten organischen Materials anaerobe Verhältnisse bilden, die ein Auskeimen und eine Vermehrung von C. botulinum er­

möglichen. Gründelnde Wasservogelarten nehmen das Toxin auf, versterben und dienen ihrerseits als Intoxikationsquelle. Insbesondere die von vielen Tieren als Fut­

terquelle beliebten Fliegenmaden, aber auch adulte Fliegen und Frischwasserschne­

cken können Toxin beinhalten oder sogar anreichern und damit als eine Art Katalysa­

tor fungieren. Das Versterben von und die erneute Intoxikation anderer Vögel oder Wirbeltiere führt zu einem sich selbst unterhaltenden Geschehen mit teilweise enor­

men Verlusten in der Wildvogelpopulation. Weiterhin können unter Umständen Wild­

vögel als Reservoir dienen (ANZA et al., 2016).

ESPELUND und KLAVENESS (2014) führen an, dass in dystrophen Gewässern ganz­

jährig am Gewässergrund anaerobe Verhältnisse herrschen. Organische Partikel, tote Fische, Krustentiere u. a. könnten in den sogenannten Braunwasserseen akku­

mulieren. Trotz des verzögernden Einflusses eines niedrigen pH-Wertes und gege­

benenfalls niedriger Temperaturen sollten solche Gewässer als Reservoire für Anae­

robier in Betracht gezogen werden. Zu Botulismusausbrüchen kommt es dann bei einer Umwälzung der Gewässerschichten, z. B. direkt nach dem Aufbrechen des Ei­

ses am Winterende. Ist kein Eis vorhanden, können die Gewässerschichten durch Abkühlung im ganzen Winterhalbjahr zirkulieren. Die Todesfälle im Serengetipark be­

gannen Ende Januar. Weiterhin sind dystrophe Gewässer Bestandteil des örtlichen Feuchtgebietes. Aufgrund des Zeitpunktes und der örtlichen Nähe zu diesem beson­

deren Biotop erscheint ein kausaler Zusammenhang nicht unwahrscheinlich.

Ein anderer Eintragsweg wäre über das Futter. Es handelte sich dabei meist um Rinderköpfe vom Schlachthof. BÖHNEL et al. (2008) konnten sowohl freies Toxin als auch lebende toxinproduzierende Bakterien in den Tonsillen von Rindern, Schafen und Ziegen nachweisen. Diverse Proben vom Futterwagen selbst, aber auch von auf diesem transportierte und Maden enthaltende Futterreste waren negativ. Die frische

2 Molekulargenetische Untersuchungen (qPCR) | 143 Fleischprobe war damit evtl. gar nicht erst im Serengetipark, z. B. auf dem Futterwa­

gen, kontaminiert worden.

Nicht zuletzt kann natürlich das Gelände schon vorher mit Sporen verseucht gewe­

sen sein oder es kam zu einem Eintrag über Wildtiere, vom Wind verbreitete Staub­

partikel oder den regen Besucherverkehr. Jederzeit besteht die Möglichkeit, dass C. botulinum, vorausgesetzt der Erreger ist grundsätzlich vorhanden, ganz klassisch über das Futter aufgenommen wird und zur Intoxikation führt (ESPELUND u.

KLAVENESS, 2014). Trotz der betrachteten Einflussfaktoren sind die Bedingungen, die letztlich einen Botulismusausbruch einleiten, oft nicht bekannt und in endemischen Gebieten bleiben Ausbrüche trotz gleichbleibender Prävalenz unvorhersehbar und sporadisch (ROCKE et al., 1999).

Im Serengetipark wurde täglich das Futter in den Gehegen verteilt und wieder ein­

gesammelt. Auch ohne sommerliche Temperaturen, die zu einer schnellen Verderb­

nis des Futterfleisches führen können, vielleicht schon innerhalb eines Tages, kön­

nen Futterreste aufgrund der Weitläufigkeit des Geländes und des Bewuchses übersehen worden sein und damit ein ideales Substrat gebildet haben.

Bei Betrachtung der nachgewiesenen Typen konnte festgestellt werden, dass die Er­

gebnisse der ursprünglich zur Aufklärung des Krankheitsgeschehens eingesandten Proben mit den hier ermittelten Ergebnissen zusammen passten. Kot- und Sektions­

material von Tigern war bei mehreren Proben für ABE und CD positiv beim Nachweis auf Toxin und auf Bakterien und einmal konnte auch in den Tonsillen freies Toxin CD nachgewiesen werden. In den Untersuchungen dieser Arbeit gab es Hinweise auf eine Beteiligung von Typ A. Der Kot von Damwild vor Beginn dieser Arbeit war positiv für Bakterien vom Typ CD und eine entsprechende Probe im Rahmen dieser Arbeit schwach positiv für Typ D. Der Nachweis von mehreren Typen nebeneinander in ei­

ner Probe ist relativ häufig (DODDS, 1993).

Auch wenn die tatsächliche Ätiologie des Krankheitsausbruchs nicht zuletzt wegen des zeitlichen Abstandes von etwas mehr als einem Jahr schlussendlich nicht geklärt werden kann, lassen sich Empfehlungen aus diesen Ergebnissen ableiten. Die zuerst metaphylaktisch erfolgte umfassende Impfung des Tierbestandes auch nicht betroffe­

ner Tiergruppen war retrospektiv gerechtfertigt und vermutlich die wichtigste Maß­

nahme. Eine sorgfältige Hygiene im Fütterungsmanagement stellt darüber hinaus in jedem Fall eine sinnvolle Prophylaxe-Maßnahme dar.

Aufgrund der Tatsache, dass sich nicht ausschließen lässt, dass sich im Tierpark ein oder mehrere Reservoire des Erregers halten und da sich C. botulinum-Sporen durch eine äußerst hohe Umweltresistenz auszeichnen (SETLOW, 2014), ist auch in

144 | V Fallbeispiel Serengetipark

mittel- bis langfristiger Zukunft eine entsprechende medizinische Betreuung und Überwachung des Tierbestandes anzuraten.

145

VI  Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)

1 Material und Methoden 1.1 Herkunft der Seren

Im Rahmen der Bestandsbetreuung werden in vielen Tierparks und Zoos regelmäßig Blutproben genommen. Aus fünf verschiedenen Einrichtungen wurden Seren der ver­

schiedensten Tierarten zur Verfügung gestellt.

Einige Schwarz- und Rotwildproben wurde im Rahmen von Treibjagden gewon­

nen. Die Probenentnahme erfolgte im Anschluss an die Jagd während des Auswai­

dens direkt aus dem Blutsee in der Bauchhöhle. Es handelte sich dabei also nicht um reines Blut, die Proben wurden aber im Weiteren wie diese aufgearbeitet.

Die Anpassung des ELISA für die Tiergruppe Schwein wurde mit Hilfe von Haus­

schweinseren aus Impfbeständen durchgeführt. Außerdem standen aus der Routine­

untersuchung Seren zu Verfügung, bei denen der Toxin- oder Bakteriennachweis im Kot positiv war.

Als Negativkontrollen wurden die bereits im Impfversuch (Kap. V 1.1.8) verwende­

ten Seren zur Berechnung von Referenzwerten herangezogen. Für die Schweine wurde darüber hinaus ein Pool aus Seren von SPF-Schweinen (Göttingen minipigs® (ELLEGAARD GÖTTINGEN MINIPIGS A/S, Dalmose, Dänemark)) und aus verschie­

denen Betrieben in Deutschland, die von Amtsveterinären wegen ihres guten Be­

triebszustandes ausgewählt wurden, gebildet. Die Untersuchungen wurden in Dop­

pelbestimmung durchgeführt.

1.2 Blutentnahme und -aufbereitung

Die Seren wurden überwiegend von anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt und gekühlt ins Labor transportiert. Die übrigen Proben wurden entsprechend der bisherigen Vorgehensweise entnommen und alle Proben wie üblich aufgearbeitet (s. Kap. III 1.3 und V 1.1.7).

1.3 Anpassung des ELISA an Schweine

1.3.1 Protein A oder G

Immunglobuline von Schweinen sind prinzipiell sowohl mit Protein A als auch G kom­

patibel. Daher wurden diese beiden Proteine vergleichsweise mit Proben aus einem

146 | VI Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)

verdächtigen Betrieb, Impfproben und Kontrollseren getestet. Der Test wurde mit den Toxintypen C und D durchgeführt.

1.3.2 Impfversuch

In verschiedenen Betrieben wurden zeitgleich zu dieser Arbeit Schweine geimpft. Da­

durch konnten für diese Arbeit Blutproben mit verschiedenem Impfstatus gewonnen werden.

1.3.3 Kontrollen im Vergleich

Sämtliche aus Kontrollbetrieben zur Verfügung gestellte Seren wurden untersucht und einander sowie zur besseren Interpretation verschiedenen Impfproben gegen­

übergestellt.

1.3.4 Screening der Hausschweinproben

Proben aus verschiedenen verdächtigen Betrieben oder Betrieben, bei denen bereits C. botulinum nachgewiesen worden war, wurden mit Hilfe des ELISA untersucht.

1.4 Screening der Zoo- und Wildtierarten

Bei den behandelten Wildtierarten stand ebenfalls keine alternative Methode zum Nachweis von Antikörpern gegen C. botulinum zur Verfügung. Damit eine Interpretati­

on der OD-Werte erleichtert würde, wurden diese zu Gruppen zusammengefasst und nach Möglichkeit den Probandenseren gegenüber gestellt.

1.5 Auswertung

Der Cut-off-Wert und der Schwellenwert wurde entsprechend Kap. III 1.7 berechnet.

Für eine semiquantitative Einteilung der Seren in schwach (+), mittelgradig (+ +) und stark (+ + +) positiv wurde das am stärksten positive Serum ausgewählt und der arith­

metische Mittelwert zuzüglich der dreifachen Standardabweichung der Negativkon­

trolle subtrahiert. Jeweils das erste, zweite und dritte Drittel dieser Spanne entsprach der oben genannten Einteilung.

2 Ergebnisse | 147

2 Ergebnisse

Im Folgenden sind die Ergebnisse auszugsweise graphisch dargestellt. Die weiteren Diagramme befinden sich im Anhang (s. Kap. XII 1.4).

2.1 Anpassung des ELISA an Schweine

2.1.1 Protein A oder G

Abbildung VI.1: Anpassung an Schweine: Toxin C (Toxin D s. Anhang Kap. XII 1.4.1 )

148 | VI Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)

Sowohl bei den Proben aus einem verdächtigen Bestand als auch in beiden Impfbe­

trieben war die Abgrenzbarkeit von Proben mit zu erwartendem Titer gegenüber den Proben aus verschiedenen Kontrollbetrieben und die Aussagekraft statistischer Wer­

te wie des Cut-off-Werts deutlich besser, wenn Protein G verwendet wurde.

Vermutlich positive Proben erreichten höhere OD-Werte und insbesondere bei To­

xin C fielen die Kontrollseren durch niedrigere Messwerte und geringere Schwan­

kungsbreite auf. In den folgenden Versuchen wurde daher Protein G eingesetzt.

2.1.2 Impfversuch

Die Abgrenzbarkeit von geimpften gegenüber Kontrolltieren war nicht so deutlich wie bei den bisherigen Untersuchungen. Es fanden sich erhebliche Schwankungen zwi­

schen einzelnen Tieren trotz gleichem Impfstatus. Außerdem lagen die Maximalwerte der Impfproben nicht sehr viel höher als die des Kontrollbetriebes C. Bei diesem Kon­

trollbetrieb waren die OD-Werte im Vergleich zu den anderen Negativkontrollen aus­

nehmend hoch. Wird dieser Betrieb nicht berücksichtigt, lässt sich zwischen geimpf­

ten und Kontrolltieren sehr viel sicherer unterscheiden.

Für eine bessere Übersicht sind in Abb. VI.3 unter Verzicht auf Schwellenwert und Cut-off-Wert die Mittelwerte dargestellt. Trotz der individuellen Schwankungen und obwohl die hohen Werte des Kontrollbetriebes C in die Berechnung des entsprechen­

den Mittelwertes eingeflossen sind, wird hier deutlich, dass trotzdem ein klassischer

den Mittelwertes eingeflossen sind, wird hier deutlich, dass trotzdem ein klassischer

Im Dokument Botulismus bei Großkatzen (Seite 151-0)