2.2 Screening der Zoo- und Wildtierseren
2.2.4 Wildschweine
Bei den Wildschweinen fanden sich ver
einzelte erhöhte Titer. Insbesondere die Altersgruppe der juvenilen Schweine, speziell Tier 3, sowie bei Toxin B Tier 5 und bei Toxin C Tier 5 und 6, fiel durch höhere Werte auf.
Abbildung VI.14: Toxin B (Toxin A, C, D, E s. Anhang Kap. XII 1.4.2 )
3 Diskussion | 165
3 Diskussion
Die ursprüngliche Intention zur Entwicklung des ELISA war es, eine mittels der Ver
wendung von Protein A beziehungsweise Protein G tierartübergreifende, kostengüns
tige und schnelle Untersuchungsmethode zu schaffen. In diesem letzten Teil zum ELISA wurde der Test bei möglichst vielen weiteren Tierarten eingesetzt.
Untersuchungen auf Antikörper gegen Botulinum-Toxine im Zoo- und Wildtierbe
reich sind verschiedentlich beschrieben (OHISHI et al., 1979; RUPPANNER et al., 1982;
STEINMAN et al., 2007). Protein A bzw. G-basierte ELISA wurden bei Wildtieren erfolg
reich zum Nachweis von Antikörpern gegen verschiedene Pathogene eingesetzt wie z. B. B. burgdorferi sensu lato, T. gondii, Equines Herpesvirus (EHV-1 und EHV-2), C. burnetii oder Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME) (PAILLARD et al., 2015; RENDON-FRANCO et al., 2014; ABDELGAWAD et al., 2015; GONZALEZ-BARRIO et al., 2015).
STÖBEL, SCHÖNBERG und STAAK (2002) bestimmten die Affinität von 160 Tierarten aus 25 Familien bzw. 7 Ordnungen gegenüber den beiden Proteinen. Insgesamt rea
gierten alle geprüften Säugetierarten mit mindestens einem der Proteine. Ohne Re
aktion blieben dagegen die getesteten Reptilienspezies. Insgesamt bestand eine hö
here Affinität von Carnivoren mit Protein A, die Huftiere reagierten bevorzugt mit Protein G während Primaten und Schweine mit beiden Proteinen interagierten.
Für die Übertragbarkeit des ELISA auf Schweine war damit eine Anpassung nötig.
Protein G stellte sich in dieser Untersuchung als besser geeignet heraus.
Da für die hierfür nötigen Versuche Seren von Hausschweinen genutzt wurden und hier umfangreiches Material an Seren mit unterschiedlichem theoretisch bekannten Antikörper-Status zur Verfügung stand, konnten für diese Tierart weitergehende Aus
sagen getroffen werden als für die anderen Tierarten, für die der Test ebenfalls nicht validiert wurde.
Insgesamt fiel auf, dass die individuelle Schwankungsbreite höher lag als bei den anderen untersuchten Tierarten. Eine Abgrenzung zwischen vermutlich positiven und wahrscheinlich negativen Seren wurde hierdurch schwieriger. Es wurde beobachtet, dass die Bindungsaffinität von Protein A bzw. G nicht nur zwischen den Spezies son
dern auch bei einzelnen Individuen derselben Spezies schwankt (KELLY et al., 1993).
AL-ADHAMI und GAJADHAR (2014) konnten jedoch eine sehr hohe Übereinstimmung in den Testergebnissen beim Vergleich eines indirekten Protein A / G-ELISA mit ver
schiedenen anderen Methoden bei Schweinen, Katzen und Mäusen feststellen (Co
hens Kappa 0,917–1,0). Die höhere Variabilität scheint daher nicht durch erhöhte in
dividuell verschiedene Bindungsaffinitäten verursacht worden zu sein.
Bei der Untersuchung der Proben von Impfbetrieben lagen die erreichten Maximal
werte nicht sehr viel höher als bei dem höchsten der Kontrollbetriebe. Zusammen mit
166 | VI Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)
der erhöhten Standardabweichung bei Schweinen wurde damit die Abgrenzung zwi
schen betroffenen und Kontrollbetrieben weiter erschwert. Dennoch war ein klassi
scher Impftiteranstieg nachweisbar.
Bei der Gegenüberstellung sämtlicher Negativkontrollen stellte sich heraus, dass die bisher beschriebenen Schwierigkeiten zum Teil in der Auswahl der Kontrollseren begründet lagen. Derselbe auffällige Kontrollbetrieb wie bei der Impftiteruntersu
chung fiel auch hier durch erhöhte OD-Werte auf trotz unauffälliger Vorgeschichte.
Da sich diese erhöhten Werte nicht auf einzelne Tiere beschränkten, sondern sich, wie auch noch bei einem anderen Kontrollbetrieb, durch den ganzen Bestand zogen, muss eine nicht im Test begründete Ursache angenommen werden. Die OD-Werte dieser Kontrollbetriebe B und C lagen in einem Bereich wie der Impfbetrieb C vor Be
ginn der Impfungen. Bei diesem handelte es sich jedoch um einen Betrieb mit klini
schen Auffälligkeiten, der unter Verdacht des Kontaktes mit C. botulinum stand. Ver
schiedene Untersuchungen weisen auf eine regionsabhängig relativ hohe Prävalenz von C. botulinum in gesunden Schweinebeständen hin (DAHLENBORG et al., 2001;
YAMAKAWA et al., 1992). Es wird vermutet, dass es subklinisch durch Resistenz oder durch wiederholte geringe Mengen Toxin zu einer Serokonversion kommen kann (OHISHI et al., 1979; GREGORY et al., 1996).
Nimmt man an, dass die Kontrollbetriebe B und C für Negativkontrollen ungeeignet waren, wird die Abgrenzung von Impf- bzw. Feldseren zu Negativseren entscheidend erleichtert und auch bei den vorher beschriebenen Versuchen mit Schweineseren verbessern sich die errechneten Werte wie Schwellenwert und Cut-off-Wert und die Ergebnisse entsprechen mehr den theoretischen Erwartungen. Dennoch bleibt die größere individuelle Schwankungsbreite bei Schweinen als Fakt bestehen, so dass zu empfehlen ist, für eine höhere Interpretationssicherheit möglichst viele Proben ei
nes Bestandes zu untersuchen und Diagnosen aufgrund dieses Tests nur bestands
weise zu stellen.
Zwei andere Impfbetriebe übertrafen beim Vergleich der Negativkontrollen den Impfbetrieb C bei den erreichten Impftitern. Über die exakte Vorgehensweise beim Impfen lagen keine Informationen vor. Daher bleibt es spekulativ, ob dieses in der mangelnden Immunkompetenz des Betriebes oder in günstigeren Impfintervallen bei den Vergleichsbetrieben begründet war. Dass höhere Impftiter durchaus möglich sind und der im Impfversuch auffällige Kontrollbetrieb evtl. nicht für Negativkontrollen geeignet ist, lässt darauf schließen, dass bei umfangreicheren Untersuchungen von Impftitern bessere Ergebnisse zu erwarten wären, als sich bei diesem Impfversuch gezeigt haben.
Zu der Verwendung von SPF-Seren bleibt festzustellen, dass sich der SPF-Betrieb durch ausnehmend niedrige OD-Werte auszeichnete. Dennoch ist es fraglich, inwie
fern solche Seren als aussagekräftige Negativseren gelten können, da die grundsätz
3 Diskussion | 167 liche Haltungssituation bei diesen Tieren anders ist und bereits ohne Kontakt mit re
levanten Krankheitserregern durch die abgeschirmte Lebensweise ein niedrigeres Hintergrundrauschen zu erwarten ist.
Bei der Betrachtung von verschiedenen klinisch betroffenen Betrieben erreichten einzelne Tiere und manchmal alle Proben eines untersuchten Bestandes sehr hohe und weit über dem Cut-off-Wert liegende OD-Werte. Damit wurde hier die grundsätz
liche Anwendbarkeit des ELISA auch bei Schweinen bestätigt. Da aber immer wieder in einem positiven Bestand Einzeltiere normale OD-Werte aufwiesen, sollten auch aus diesem Grund möglichst viele Proben untersucht werden, um zu verlässlichen Ergebnissen zu gelangen.
Schweine gelten als resistent gegenüber C. botulinum. Selten wird klassischer Bo
tulismus bei Schweinen beschrieben (SMITH u.SUGIYAMA, 1988, S. 138 f.; MAGWEDERE
et al., 2012; LIU et al., 2015). In letzter Zeit häufen sich allerdings Hinweise, dass die
ses Bakterium für eine Vielzahl von Problemen, v. a. im Zeitraum des Puerperiums, verantwortlich sein könnte. Bei den hier untersuchten Betrieben handelte es sich um Bestände mit teilweise existenzbedrohenden Problematiken, bei denen die zugrunde liegende Ursache nicht festgestellt werden konnte und die oft von den behandelnden Tierärzten austherapiert waren. Bei vielen Betrieben kam C. botulinum nachgewiese
nermaßen vor. Die Untersuchung der Bestände mittels des neuen ELISA lieferte dazu passende erhöhte OD-Werte. Ein Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden, da sich die klinischen Probleme in den Ergebnissen gleich mehrerer Unter
suchungsmethoden widerspiegeln. Für ein multifaktorielles Geschehen, bei dem kli
nische Probleme erst bei besonderen Umständen auftreten spricht, dass fast alle po
sitiven Proben von Muttersauen stammen, die während oder in den ersten Tagen nach der besonders belastenden Situation einer Geburt erkrankten. Ob C. botulinum letztlich verantwortlich für die benannten Problematiken zu machen ist, kann nur durch weitergehende Untersuchungen geklärt werden. Der neu entwickelte ELISA kann hier eine geeignete Methode sein, um ein kostengünstiges Screening vieler Be
triebe durchzuführen und bei den auffälligen Betrieben weitergehende Forschungen folgen zu lassen. Bei Problembetrieben kann er die Diagnostik mittels Mäuse-Bio
sassay ergänzen.
Wegen der geringen Kenntnisse über die Rolle von C. botulinum bei Schweinen und da der ELISA für Schweine nicht validiert wurde, es Hinweise auf erhöhte indivi
duelle Schwankungen gibt und die Ursache für die beiden auffälligen Kontrollbetriebe hier nicht festgestellt werden kann, sollte der ELISA jedoch nicht als einziges Diagno
stikum verwendet werden. Sofern jedoch eine ausreichend große Anzahl an Proben untersucht wird, um das zufällige Auswählen von unauffälligen Tieren zu vermeiden, sollte es dennoch auch zu diesem Zeitpunkt bereits möglich sein, eine erste Ein
schätzung eines Betriebes vorzunehmen.
168 | VI Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)
Unter den weiteren domestizierten Tierarten kann man für die Ziegen und Rinder da
von ausgehen, dass der ELISA anwendbar ist, da Seren mit bekanntem Titer von diesen Tierarten vielfach bei der Testentwicklung und bei der Validierung zum Ein
satz kamen und die Ergebnisse schlüssig waren.
Von anderen Spezies standen vorwiegend nur Seren zur Verfügung, die zufällig bei verschiedenen Gelegenheiten gesammelt wurden, zu einem Großteil ohne wei
tergehende Informationen.
Für die Primaten waren keine Referenzseren verfügbar. Eine Überprüfung hinsicht
lich des besser geeigneten Proteins war damit nicht möglich. Es wurde für das Screening Protein A eingesetzt. Hierbei setzten sich einzelne Seren deutlich gegen
über dem normalen Schwankungsbereich der Masse ab. Dieses Ergebnis wiederhol
te sich teilweise für mehrere Toxine und es konnte außerdem ein deutlicher Bezug zu bestimmten Zeiträumen hergestellt werden. Daher könnte man in Betracht ziehen, dass es sich bei den Ausreißern nicht um zufällige Befunde handelt. Wegen fehlen
der Informationen über den Gesundheitszustand oder die Situation im Bestand ist eine darüber hinausgehende Interpretation allerdings nicht möglich.
Bei den Herbivoren, bei denen ein Zusammenhang mit positivem Bakterien- bzw.
Toxinnachweis hergestellt werden konnte, folgten die ELISA-Ergebnisse weitgehend den in der Routinediagnostik erhaltenen Laborergebnissen. Die Seren von einige Schafen mit dem Verdacht, unter Kontakt mit C. botulinum zu stehen, erbrachten fast durchgehend hohe OD-Werte. Auch bei den Bisonproben aus dem Serengetipark waren hohe Werte zu erwarten. Im Test wurden dementsprechende hohe Extinktio
nen außer für Typ D festgestellt.
Hohe OD-Werte von den auf Treibjagden gewonnen Rotwildproben ließen sich je
weils auf bestimmte Tiere zurückführen. Ein individueller Hintergrund kann damit nicht ausgeschlossen werden, insbesondere da zumindest bei der geringen Anzahl von Proben tendenziell ein Zusammenhang mit dem Alter hergestellt werden kann.
Sollten die Tiere im Revier gegenüber C. botulinum exponiert sein, steigt mit dem Al
ter auch die Wahrscheinlichkeit des Ausbildens eines Titers (PAILLARD et al., 2015).
Eine Erkrankung der Tiere ist nicht anzunehmen, da die Tiere bei der Jagd und bei der Fleischbeschau unauffällig waren und dem menschlichen Verzehr zugeführt wur
den. Bei diesen Proben müssen Interferenzen durch Verunreinigungen durch die Probennahme aus der Bauchhöhle mit Bedacht werden (WILSON, 1997; SCHRADER
et al., 2012).
Beim Vergleich der Seren von Löwen, Tigern und Leoparden aus dem Serengeti
park mit den Kontrollseren aus Leipzig gilt es, die genauen Zeitpunkte für Impfungen und Blutprobenentnahmen zu beachten. Die Impfprobanden waren zum Zeitpunkt der ersten Blutentnahme bereits für C und D geimpft. Die anderen Tiger des Seren
getiparks, mit Ausnahme der Zirkustiger, waren vor den Blutentnahmen schon voll
3 Diskussion | 169 ständig geimpft. Trotz der damit stark reduzierten Zahl auswertbarer „echter“ Nullti
ter, ließen sich für die Typen A und B beide Bestände zum Teil deutlich voneinander abgrenzen, bei Typ E war dieses nicht möglich. Im Verlauf der Impfungen stiegen die OD-Werte weit über den Schwankungsbereich der Feldseren. Ein altes Tigerweib
chen, bei der der Toxinnachweis für ABE/CD positiv war, wies einen etwas geringe
ren Titer für alle Toxintypen auf, als ein zum selben Zeitpunkt unter gleichen Bedin
gungen beprobtes Tier. Bei einem alten Zirkustiger ließ sich nach einmaliger Impfung nach sechs Wochen noch keine Serokonversion nachweisen. Schließlich fielen zwei Zirkustiger durch erhöhte Werte für die ganze ABE-Gruppe auf. Auch ohne genaue Kenntnis der tatsächlichen Lebenssituation erscheint ein Kontakt mit C. botulinum zu
mindest möglich.
Für die Leoparden und Hundeartigen ergaben sich für Toxin A und B sehr deutlich den Erwartungen entsprechende Ergebnisse. Bei den anderen Toxinen C, D und E erreichten die Impftiter einerseits nicht so hohe Werte, auf der anderen Seite fielen mehrere Feldseren heraus. Für die Rothunde, die anfangs Teil des Impfversuchs wa
ren, konnten zum Teil deutliche Titeranstiege bereits nach einer Impfung festgestellt werden.
Bei einer Probe von einem für die Typen A, B, C und E positiven Hund, dessen Se
rum zur Untersuchung auf Tetanustoxin eingesandt worden war, ist ein Kontakt mit C. botulinum wahrscheinlich, eine Kreuzreaktion mit C. tetani kann nicht vollständig ausgeschlossen werden (SHARMA et al., 2006). Bei einem anderen Hund wurde Botu
lismus nachgewiesen. Im Akutfall ist kein Titer zu erwarten und wurde hier auch nicht festgestellt (BRUCHIM et al., 2006).
Bei den anderen positiven Carnivoren-Seren, darunter zwei von fünf Wölfen aus dem Wildpark Schwarze Berge für Typ C und zwei Löwen aus Leipzig für Typ A bzw.
B, sowie für einige auffällige OD-Werte bei Toxin E bleibt der Grund spekulativ. Es handelt sich hierbei aber nicht um tierartabhängige Unterschiede, da jeweils andere Tiere der betreffenden Tierart unauffällig waren. Die Wölfe zeichneten sich durch ein hohes Alter aus.
Bei den Wildschweinen fielen einzelne Tiere durch erhöhte OD-Werte auf. Auf
grund der Lebensweise ist zwar eine Exposition von Wildschweinen mit C. botulinum nicht unwahrscheinlich, aber durch die geringe Anzahl untersuchter Wildschweine und die bei Hausschweinen beobachteten großen individuellen Schwankungen ist Vorsicht bei der Interpretation angebracht.
Die Art und Weise, wie sich unter natürlichen Bedingungen Antikörper entwickeln, ist nicht genau geklärt. Bei freilebenden Aasfressern wurden vielfach Antikörpertiter festgestellt. OHISHI et al. (1979) testeten 32 Vögel von zwei Spezies und 202 Säuge
tiere von 13 Spezies und fanden Antikörper gegen die Toxine A bis F bei Truthahn
geiern (Cathartes aura), Amerikanerkrähen (Corvus brachyrhynchos) und Kojoten
170 | VI Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)
(Canis latrans) sowie gegen B und C auch bei Wanderratten (Rattus norvegicus).
STEINMAN et al. (2007) fanden Antikörper gegen die Toxine C und D bei Goldschaka
len (Canis aureus syriacus), nicht jedoch, allerdings bei einer kleineren Probenzahl, bei Wölfen (Canis lupus) und Füchsen (Vulpes vulpes). Bei 2 % von 123 Proben von Schwarzbären (Ursus americanus) konnten ebenfalls Antikörper gefunden werden (RUPPANNER et al., 1982). Es wurde vermutet, dass die Antikörperentwicklung durch die orale Aufnahme von Toxin oder Toxinbildung im Magen-Darm-Trakt unter dem Schutz einer angeborenen Resistenz stattgefunden hat.
Eine Antikörperbildung bei anderen Tierarten müsste allerdings unter anderen Bedin
gungen erfolgen. Verschiedene Autoren vertreten die Ansicht, dass für die meisten Spezies gilt, dass die einen immunosatorischen Reiz auslösende Toxinmenge über der letalen Dosis liegt (OHISHI et al., 1979). In Frage kämen hier laut der Autoren eine Exposition in einer frühen Lebensphase mit einer vorübergehenden hohen Re
sistenz oder infolge einer symptomarmen oder -losen Kontamination des Ma
gen-Darmtraktes. Der Organismus kann im Darmtrakt von gesunden Fischen, Vögel und Säugetieren vorkommen (SPICKLER, 2010). Nach wiederholten Gaben subletaler Gaben von Toxin Typ C konnten bei Wildenten keine neutralisierenden Antikörper ge
funden werden (HAAGSMA, 1987).
Auf der anderen Seite beobachteten eine Anzahl von Autoren eine Antikörperbil
dung bei empfänglichen Spezies und kamen zu anderen Schlüssen. So entwickelten als für Typ E empfänglich geltende Ringschnabelmöwen (Larus delawarensis) nach geringen Gaben Toxin Antikörper (KAUFMANN u. CRECEKIUS, 1967, zit. nach NEIMANIS
u. SPECK, 2012). Nach einem Botulismusausbruch bei Enten waren Antikörper zwei Wochen nach Ausbruchsbeginn detektierbar, allerdings nicht mehr nach fünf Wo
chen (TAKEDA et al., 2006).
Bei Rindern in Australien kommt es in endemischen Gebieten zur Ausbildung eines Antikörper-Titers auch bei klinisch gesunden Tieren. Es wird diskutiert, ob subletale oder subklinische Dosen zur Entwicklung einer Immunantwort führen können. Die häufige Exposition gegenüber kleinen Mengen Toxin oder inaktiviertem Toxin könn
ten für die schützende Serokonversion verantwortlich sein. Aus dem häufigeren Auf
finden von positiven Reagenten unter den subklinisch betroffenen Tieren als bei den klinisch erkrankten Tieren wurde gefolgert, dass bei letzteren die Toxinbelastung zu hoch bzw. die Zeitspanne zu kurz sei, um Antikörper entwickeln zu können. Es wurde beobachtet, dass die Toxizität in einem Kadaver bei evtl. erhaltener Antigenität in Ab
hängigkeit von den Umweltbedingungen mit der Zeit nachlässt, insbesondere korre
spondierend mit dem Ausmaß des Austrocknens des Kadavers (JUBB et al., 1993 GREGORY et al., 1996; MAIN u. GREGORY, 1996). Wird die toxische Schwelle eines In
dividuums überschritten, käme es in Abhängigkeit einer evtl. vorhandenen erworbe
nen Immunität zur Erkrankung oder zu keinen oder nur unspezifischen Symptomen.
3 Diskussion | 171 Der Nachweis von Antikörpern wäre bezogen auf die Ausgangssituation dementspre
chend unterschiedlich zu bewerten. In einem Fall kann ein Antikörper-Titer einen akuten Ausbruch widerspiegeln und zur Diagnostik beitragen, in einem anderen Fall verweist er auf eine frühere Exposition. Problematisch ist, dass der Expositionsstatus häufig unbekannt ist (GREGORY et al., 1996).
Im Falle der hier untersuchten Proben finden sich Beispiele sowohl für Serokonver
sion nach Impfung wie auch nach natürlicher Exposition, mit oder ohne beobachtete Klinik. Im perakuten Erkrankungsfall wurden erwartungsgemäß keine Antikörper nachgewiesen.
Insgesamt sind bei den hier untersuchten Tierarten die Zusammenhänge zwischen Intoxikation oder Impfung überwiegend deutlich zu ersehen. In den Fällen, wo eine Exposition gegenüber C. botulinum nachgewiesen werden konnte oder diese als sehr wahrscheinlich gelten kann, wie im Serengetipark, ließen sich erhöhte Titer feststel
len. Weiterhin waren in einigen Fällen Seren auffällig ohne genaue Informationen über die Begleitumstände. Es handelte sich oft um vom Einzeltier abhängige Reak
tionen, bei denen zum Teil ein klinischer Zusammenhang vermutet werden kann.
Aufgrund der oben beschriebenen unterschiedlichen Interpretationen muss für viele Seren die abschließende Einordnung aufgrund der wenigen bis völlig fehlenden In
formationen zu den genauen Umständen offen bleiben. Es bestehen keine Anhalts
punkte, dass der Test für die betrachteten Tierarten, mit Ausnahme der Schweine, unterschiedlich arbeitet.
Zusammen genommen erscheint eine Übertragbarkeit auf sehr viele Tierarten gut möglich. Durch die Besonderheiten, die die Anwendung des Tests bei Schweinen ge
zeigt hat (erhöhte individuelle Schwankungsbreite, unklare Ursache für hohe OD-Werte bei sogenannten Kontrollbetrieben) und da einzelne Tiere bei anderen Tierar
ten herausragende Titer aufwiesen, ohne dass genauere Informationen oder weitere Untersuchungsergebnisse zur weiteren Abklärung vorlagen, ist jedoch eine gewisse Umsicht bei der Interpretation angebracht.
Als Screening-Methode oder zur Diagnostik in Verbindung mit weiteren Untersu
chungsmethoden ist der Test aber durchweg zu empfehlen. Außerdem besteht der Vorzug, dass keine Tierversuche nötig sind. Trotz der Vorbehalte sollte der ELISA daher erste Untersuchungsmethode sein und generell eine wichtige Rolle bei der C. botulinum-Diagnostik spielen. BRUCHIM et al. (2006) empfiehlt den Nachweis von Antikörper-Titern in den Fällen, wo der Toxinnachweis aus Serum, Kot oder Magen
inhalt nicht zur abschließenden Diagnose führt. Gepaarte Serumproben im Abstand von drei Wochen haben sich bei Hunden für den Nachweis eines Antikörperanstiegs als geeignet heraus gestellt und wurden auch für Rinder empfohlen (BRUCHIM et al., 2006; MAIN u. GREGORY, 1996).
172 | VI Untersuchungen an weiteren Proben und Tierarten (mittels ELISA)
Da der ELISA einfach und kostengünstig ist, kann er darüber hinaus die Methode der Wahl darstellen als Ansatzpunkt für weitere Forschungen zur Aufklärung der Situati
on von C. botulinum bei Zoo- und Wildtierarten, wie es für andere Erreger im Zoo- und Wildtierbereich üblich ist (GARDNER et al., 1996). Es ließe sich damit schnell ein Überblick verschaffen, bevor man mit einzelnen Tieren und in Kombination mit weite ren Methoden für abgesicherte Ergebnisse ins Detail geht.
173
VII Zusammenführende Diskussion
Die Zielsetzung dieser Arbeit war es neue Verfahren zu entwickeln, um von verschie
denen Blickwinkeln aus und unter Vermeidung des Tierversuchs die Diagnosestel
lung und ätiologische Aufarbeitung bei einem Botulismusausbruch zu unterstützen oder grundsätzlich die Situation in einer Zoo- oder Wildtierpopulation erfassen zu hel
fen. Die Kombination verschiedener Ansätze führt zu einem vollständigeren Bild der Situation in einem bestimmten Habitat (ZECHMEISTER et al., 2005). Sowohl der neu entwickelte ELISA als auch die qPCR haben sich unter Berücksichtigung der jeder Methode gesetzten Grenzen für diese Zwecke als praxistauglich erwiesen.
fen. Die Kombination verschiedener Ansätze führt zu einem vollständigeren Bild der Situation in einem bestimmten Habitat (ZECHMEISTER et al., 2005). Sowohl der neu entwickelte ELISA als auch die qPCR haben sich unter Berücksichtigung der jeder Methode gesetzten Grenzen für diese Zwecke als praxistauglich erwiesen.