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Bereits 1963 wurde durch die Gründung des „International Council for Standardizati-on in Haematology“ (ICSH), welche mit der deutschen Gesellschaft für Hämatologie in Verbindung stand, dem Wunsch nach einheitlichen Messtechniken und Arbeitsab-läufen in den Laboren Rechnung getragen. Das Ziel dieser Kommission war die Er-arbeitung von verlässlichen und reproduzierbaren Ergebnissen in der Laboranalyse, mit dem Hauptaugenmerk auf der Hämatologie (MCFADDEN et al. 2008). Seitdem wurden, neben Stellungnahmen, Richtlinien und Empfehlungen ausgesprochen. Eine der Ersten war „Empfehlung und Anforderungen an die Hämoglobinuntersuchung in humanen Blut“ (ICSH 1965).

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand die „International Society for Laboratory Hematology“ (ISLH), die in Zusammenarbeit mit der ICSH eine Arbeits-gruppe zur Etablierung von Referenzmethoden zur Zellzählung mittels Durchflußzy-tometrie und Zellanalyse unreifer Retikulozyten einrichtete (ICSH 1994; DAVIES et al. 1997). Die dabei entstandenen Empfehlungen wurden durch ständige Überarbei-tungen den weiterentwickelten Methoden angepasst.

In der aktuellen Version der „ICSH guidelines for the evaluation of blood cell analy-sers including those used for differential leucocyte and reticulocyte counting” (ICSH 2014) werden unter anderem folgende Empfehlungen ausgesprochen.

Eine internationale und nationale, vom Hersteller unabhängige Evalua-tion, die am besten von einem akkreditierten hämatologischen Labor vorgenommen wird, welches die Ergebnisse mit denen des Herstellers vergleicht und in einem peer-reviewed Journal veröffentlicht.

Laborinterne Evaluation der erhobene Ergebnisse.

Laborinterne Festlegung der Referenzmethoden, des geeigneten Fachpersonals, einschließlich Morphologen, und der zu verwendenden statistischen Auswertung. Aus– und Weiterbildung der Nutzer des Ana-lysegerätes durch den Hersteller, um einen sicheren Umgang und ein vollständiges Verständnis der Funktionsweise des Gerätes zu gewähr-leisten.

Verwendung von frischem Vollblut mit dem Antikoagulanz K2- oder K3 EDTA (Ethylendiamintetraacetat). Die Blutprobe sollte innerhalb von 4 bis 8 Stunden nach der Entnahme verarbeitet werden. Makroskopisch sichtbar koagulierte Proben sollten verworfen werden, wohingegen sol-che mit Erythrozyten- oder Thrombozytenagglutination einbezogen werden können, da sie eine Aussage über die Messgenauigkeit des Gerätes liefern.

Je Probe sollten mindestens zwei Blutausstriche nach dem jeweiligen Laborstandardprotokoll angefertigt werden.

Dokumentation und Aufbewahrung der Proben– und Kontrollergebnis-se.

Gewährleistung, dass das Analysegerät in elektronischer, mechani-scher, chemischer und mikrobiologischer Hinsicht den nationalen Si-cherheitsbestimmungen entspricht.

Die Präzision sollte mittels einer 10-fachen Messung einer Einzelprobe (within-run) und mittels der Messung einer Probe über 20–30 Tage (between batch) dargestellt werden. In der statistischen Auswertung sollten die Standardabweichung und der Variationskoeffizient angege-ben werden.

Die mögliche Verschleppung von Verunreinigungen soll durch das Car-ry-over ermittelt werden. Hierbei werden nacheinander, jeweils mittels dreifacher Bestimmung, eine Probe mit hohen Konzentrationen und ei-ne Probe mit niedrigen Konzentratioei-nen gemessen. Diese Bestimmung sollte für Erythrozyten, Hämoglobin, Thrombozyten, Retikulozyten und Vorläuferzellen vorgenommen werden.

Die Bestimmung der Linearität, d.h. die Überprüfung, ob die Messer-gebnisse proportional zu der Zellkonzentration sind. Dies erfolgt durch die Messung einer Verdünnungsreihe mit bekannter Zellkonzentration, welche im Idealfall den gesamten analytischen Bereich umfasst. Die Li-nearität wird für Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten durchge-führt.

Für die Ermittlung der Probenstabilität sollen nach der Blutentnahme Messungen in einem definierten Zeitrahmen und definierten Zeitab-ständen vorgenommen werden. Die Proben werden bei Raumtempera-tur und bei 4 °C gelagert.

Jedes Labor sollte für sich spezifische Referenzwerte erheben, die alle Komponenten des vollständigen Blutbildes umfassen. Dafür werden idealer Weise 120 Proben verwendet, die sich zu gleichen Teilen aus Proben von Männern und Frauen zusammensetzen, die augenschein-lich gesund sind. Die Bestimmung sollte innerhalb von 4 h nach Blut-entnahme erfolgen. Durch Angabe des Mittelwertes, der Standardab-weichung und des 95 % Konfidenzbereiches kann die Verteilung der Ergebnisse deutlich gemacht werden. Bei einer Normalverteilung der Daten werden die RI durch den Mittelwert plus/minus 2x die Stan-dardabweichung bestimmt. Sollte keine Normalverteilung vorliegen soll-te stattdessen der Mann-Whitney-U-Test angewendet werden. Es ist ratsam für Kleinkinder und Babys eigene Referenzwerte zu etablieren.

Um eine Aussage über die Richtigkeit einer Messung treffen zu kön-nen, bedarf es entsprechender Referenzmethoden zu dem erhobenen Wert. Diese Option besteht nur für die Bestimmung von folgenden Pa-rametern:

1. Hämoglobin 2. Hämatokrit

3. Zählung roter Blutkörperchen 4. Zählung weißer Blutkörperchen 5. Zählung der Thrombozyten 6. Zählung der Retikulozyten

Zur Bestimmung der Vergleichbarkeit des Analysegerätes mit den bis-herigen Standarduntersuchungen, sollten 250–300 Proben gemessen werden, wobei zwei Drittel bis die Hälfte der Proben von gesunden Probanden sein sollten. Die graphische Darstellung sollte durch eine Regressions- und Korrelationsanalyse, sowie eines Bland-Altman plot erfolgen. Weitere aussagekräftige Parameter sind Slope, Intercept und Bias. Gepaarte Proben sollten auch hier mittels t-Test bei Normalvertei-lung und mittels Mann-Whitney-U-Test, wenn keine NormalverteiNormalvertei-lung vorliegt, dargestellt werden. Ein p-Wert < 0,05 wird als statistisch signi-fikant angesehen.

Um die so etablierte Qualität auch kontinuierlich zu gewährleisten, bedarf es deren Sicherung durch Vereinheitlichung der Arbeitsabläufe innerhalb des Labors, den so-genannten Standard Operating Procedures (SOP). Zusätzlich kann das Labor, sollte es den allgemeinen Bedingungen an die Kompetenz von Prüf- und Kalibrierlaborato-rien (DEUTSCHE NORM 2005) und dem damit verbundenen Qualitätsstandard ent-sprechen (DEUTSCHE NORM 2008), eine Akkreditierung durch die deutsche Akkre-ditierungsstellle GMBH (DAkkS) anstreben und sich somit seine Leistung verifizieren lassen.