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5 Diskussion

5.9 Methodenkritik

5.9.1 Ernährung der früh abgesetzten Ferkel

Die milchfreie Ersatztränke wurde von den früh abgesetzten Ferkeln nach einer Umgewöhnungszeit von ein bis zwei Tagen gut akzeptiert. Die in den ersten Tagen nach dem Absetzen geringeren Gewichtszunahmen bei den milchfrei ernährten Ferkeln wurden durch anschließende höhere Gewichtszunahmen kompensiert, so daß die Endgewichte der Ferkel der beiden Gruppen nicht signifikant voneinander

verschieden waren. Die Ersatztränke glich in ihren Hauptbestandteilen der Sauenmilch, enthielt jedoch mehr Kohlenhydrate und mehr Vitamin D3. Ein möglicher Einfluß dieser Komponenten auf den intestinalen Calciumtransport bei gesäugten und milchfrei ernährten Ferkeln wird im Folgenden diskutiert.

Effekt der Kohlenhydrate

Die milchfreie Ersatztränke enthielt im Vergleich zu Sauenmilch ca. 7% mehr Kohlenhydrate. Diese bestanden in der Ersatztränke hauptsächlich aus Saccharose, bei Sauenmilch aus Lactose. Die Saccharase-Aktivität im Dünndarm von Saugferkeln ist in den ersten Lebenswochen noch nicht sehr ausgeprägt, und wird erst durch die Aufnahme von Saccharose stimuliert (CORRING 1980, LUND und SMITH 1987, KELLY et al. 1991). Von daher wäre es möglich, daß die früh abgesetzten Ferkel in den ersten Tagen nach der Futterumstellung die zugeführte Saccharose nicht vollständig verwerten könnten und eine im Vergleich zu den Saugferkeln erhöhte mikrobielle Milchsäurebildung im proximalen Dünndarm aufwiesen. Kommt es im Zuge eines solchen Zuckerabbaus zu einer pH-Wert-Absenkung, steigt die freie Calciumkonzentration im Chymus. Da nur freies Calcium im Darm absorbiert werden kann, könnte eine milchfreie Ernährung indirekt die intestinale Calciumabsorption fördern.

Untersuchungen an Absetzferkeln mit Darmfisteln bestätigen, daß der Lactatgehalt im Ilealchymus bei abgesetzten und mit einer stärkereichen Diät gefütterten Tieren größer ist als bei gleichalten gesäugten Ferkeln (MATHEW et al. 1996). In diesen Untersuchungen war der erhöhte Lactatgehalt jedoch nicht mit einem niedrigeren pH-Wert im Ilealchymus verbunden. Aus anderen Untersuchungen mit älteren Schweinen ist jedoch bekannt, daß erhöhte Milchsäurekonzentrationen im Duodenalchymus in Folge forcierter Futteraufnahme einen pH-Abfall im Duodenalchymus hervorrufen können (KAMPHUES 1987).

Zum Zeitpunkt des Schlachtens zeigten die über 8 bis 14 Tage milchfrei ernährten Ferkel eine im Vergleich zu Saugferkeln deutliche Erhöhung der Saccharase-Aktivität. Dies läßt darauf schließen, daß zumindest ein Teil der Saccharose verwertet wurde. Der pH-Wert des Chymus konnte nicht bestimmt werden, da er aus Rücksicht auf andere Untersuchungen mit verdünnter Essigsäure (10 mmol/l) aus dem Darm gespült wurde (siehe Kap. 5.9.2). Aber selbst wenn bei den milchfrei ernährten Ferkeln ein fütterungsbedingter niedrigerer pH-Wert im Duodenalchymus vorgelegen haben sollte, könnte dies die Unterschiede der intestinalen Calciumabsorption zwischen den milchfrei ernährten und den gesäugten Ferkel nicht erklären. Eine pH-Wert-abhängiger Anstieg der freien Calciumkonzentration im Chymus müßte den passiven Calciumtransport bei milchfrei ernährten Ferkel erhöhen. Die Calciumabsorption war aber bei den milchfrei ernährten Ferkel im Vergleich zu den gesäugten viel geringer.

In den in vitro-Versuchen dürfte der pH-Wert des Chymus keine Rolle mehr gespielt haben, da der pH-Wert an der isolierten Schleimhaut von der Inkubationslösung bestimmt wurde. Darüber hinaus war auch unter diesen Bedingungen die Calciumabsorption bei den früh abgesetzten Ferkeln deutlich geringer als bei den gesäugten.

Die niedrigere Calciumabsorption bei den milchfrei ernährten Ferkeln im Vergleich zu den gesäugten Ferkeln ist daher mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf Milieuänderungen im Darmchymus zurückzuführen.

Effekt von Vitamin D3

Der Vitamin-D3-Gehalt war in Sauenmilch etwa 20-fach niedriger als in der milchfreien Ersatztränke. Auch dieser Umstand könnte die intestinale Calciumabsorption beeinflussen. Bei den hier verwendeten Versuchsferkeln ist Vitamin D3 in physiologischen Konzentrationen nicht wirksam, da sie es auf Grund einer fehlenden renalen 1-α-Hydroxylase nicht in Calcitriol umwandeln können. Die

Sauenmilch enthält bei dieser Zuchtlinie kein Calcitriol (LACHENMEIER-CURRLE, 1985). Es ist auch nicht davon auszugehen, daß es in der Ersatztränke enthalten ist.

Calcitriol wird nur im lebenden Organismus aus Calcidiol gebildet. Doch ungeachtet dieser Einschränkungen hätte sich der höhere Vitamin-D3-Gehalt in der Ersatztränke bei milchfrei ernährten Ferkeln nur fördernd auf die intestinale Calciumabsorption auswirken können. Die milchfrei ernährten Ferkel zeigten aber sowohl in vivo als auch in vitro eine geringere intestinale Calciumabsorption als die gesäugten. Ein Einfluß von Vitamin D3 auf den hier erstmals beschriebenen Effekt von Milchfütterung auf den intestinalen Calciumtransport bei calcitrioldefizienten Ferkeln ist daher zu verneinen.

5.9.2 Chymusgewinnung

In den vorliegenden Untersuchungen wurde der Dünndarmchymus durch vorsichtiges Ausspülen des Darmlumens mit verdünnter Essigsäure gewonnen.

Dieses Vorgehen erwies sich als notwendig, da durch kräftiges Ausmassieren des Darmes gewonnener Chymus große Mengen PTHrP enthielt. Dies war bei gesäugten und bei milchfrei ernährten Ferkeln gleichermaßen der Fall. Da dieses PTHrP bei den milchfrei ernährten Ferkeln nicht aus der Nahrung stammten konnte, mußte es aus der Schleimhaut stammen.

Es war also notwendig, für die hier angestellte Untersuchung eine Kontamination des Chymus mit Schleimhaut-assoziiertem PTHrP zu verhindern. Gleichzeitig führte dieser eher zufällig erhobene Befund zu der Frage, welche Bedeutung das endogen produzierte PTHrP in der Schleimhaut für den intestinalen Calciumtransport haben könnte.

Schleimhaut-assoziiertes PTHrP

Untersuchungen an Schafen haben gezeigt, daß die Tötung und darüber hinaus die Tötungsmethode einen Einfluß auf die Epithelintegrität im Magen-Darm-Trakt hat (FELL 1961). Schafe, die durch Bolzenschuß betäubt und dann nach Eröffnung der großen Halsgefäße entblutet wurden, zeigten deutliche Epithelabschilferungen in der Dünndarmmucosa. Im Magen-Darm-Trakt von Kontrolltieren dagegen, bei denen die Darmproben unter Pentobarbital-Narkose entnommen wurden, waren diese Veränderungen in wesentlich geringerem Maße festzustellen. Der Autor interpretierte die Zellabschilferung als Folge einer Hypoxie des Gewebes. Andere Untersuchungen an Schafen haben gezeigt, daß solche Epithelschäden erheblich sein können, da ein großer Teil des Stickstoffgehaltes des Darminhalts bei Schafen, die durch Bolzenschuß und anschließendem Entbluten getötet wurden, von abgeschilferten Darmepithelzellen stammte (BADAWY et al. 1957).

Um zu prüfen, ob der hohe PTHrP-Gehalt im Darmchymus der milchfrei ernährten Ferkel durch die Tötungsmethode beeinflußt wurde, wurden von 6 abgesetzten Ferkeln im Alter von 4 bis 5 Wochen Chymusproben aus dem Dünndarm entnommen und Gefrierschnittpräparate der Jejunalmucosa hergestellt. Drei dieser Ferkel wurden wie bisher durch Bolzenschuß betäubt und entblutet. Bei drei weiteren Tieren wurden die Proben unter Barbiturat-Narkose entnommen. Die narkotisierten Tiere wurden anschließend durch eine intrakardiale Injektion von T61® getötet.

Bei den Tieren beider Gruppen wurde zunächst der Magen vorgelagert und der Dünndarm in einer Länge von ca. einem Meter, am Pylorus beginnend, von seinem Gekröse befreit. Anschließend wurde das isolierte Dünndarmstück an seinem Gekröseansatz aufgeschnitten, und der Darminhalt mit verdünnter Essigsäure (10 mmol/l) in ein Becherglas gespült. Die weitere Aufbereitung des Chymus erfolgte wie im Kapitel „Material und Methoden“ beschrieben.

Bei keinem der Tiere war im Chymus PTHrP mit dem Assay gegen PTHrP(38-94) und dem gegen PTHrP(1-34) nachweisbar. Im histologischen Bild besaß jedoch die

Dünndarmmucosa, die von narkotisierten Ferkeln stammte, einen höheren Grad an struktureller Integrität als die der konventionell getöteten Tiere. Bei beiden Gruppen fanden sich Bereiche, in denen sich das Epithel im oberen Bereich der Zotten von seiner Unterlage abgelöst hatte. Es war nicht festzustellen, ob diese Schäden auf die Tötungsmethode oder auf die Präparation im Zusammenhang mit der Anfertigung der Gefrierschnitte zurückzuführen waren. Hervorzuheben ist aber, daß der überwiegende Anteil der Zotten bei beiden Gruppen im unteren Bereich intakt war.

Durch diese Untersuchungen wurde also gezeigt, daß Anteile des Schleimhautepithels von getöteten Tieren in den Dünndarmchymus gelangen können, und daß diese aus dem oberen Bereich der Zotten stammen. Da in dem Chymus kein PTHrP nachweisbar war, sind entweder nur wenige Zellen in den Chymus gelangt, oder die Zellen an der Zottenspitze enthalten kein PTHrP. Das PTHrP, das in dem kräftig ausmassierten Chymus gefunden wurde, stammte vermutlich aus weiter distal lokalisierten Zellen der Zotten, aus Krypten oder sogar aus der Lamina propria.

Untersuchungen von LI et al. (1995) bestätigen diese Vermutung. Sie stellten fest, daß PTHrP hauptsächlich in Epithelzellen des unteren Bereiches der Zotten und in der Lamina muscularis mucosae vorkommt. Aus diesem Verteilungsmuster schlossen die Autoren, daß PTHrP bei der Zelldifferenzierung eine Rolle spiele. Aus der von LI et al. verwendeten Nachweismethoden kann man schließen, daß in Schleimhautzellen hauptsächlich N-terminale PTHrP-Fragmente vorkommen. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, daß N-terminale PTHrP-Fragmente in vielen Geweben bei der Zelldifferenzierung eine Rolle spielen (SCHERMER et al. 1991, MOSELEY et al. 1991, BURTON et al. 1992).

Bedeutung des Schleimhaut-assoziierten PTHrP für die intestinale Calciumabsorption

Diese Beobachtung macht es in Verbindung mit den Befunden, über die in dieser Arbeit berichtet wird, unwahrscheinlich, daß in der Schleimhaut produziertes PTHrP

für den intestinalen Calciumtransport von Bedeutung ist. Die PTHrP-produzierenden Epithelzellen sind vor allem im unteren Bereich der Zotten lokalisiert, die ausgereiften absortiven Enterozyten, die auch für den aktiven Calciumtransport verantwortlich sind, befinden sich sind dagegen im oberen Drittel der Zotten (STAUN 1987, MEDDINGS et al. 1990). Ferner deuten die Untersuchungen von LI et al.

(1995) darauf hin, daß die Schleimhautzellen vor allem N-terminale PTHrP-Fragmente enthalten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen aber, daß es eher PTHrP-Fragmente aus der Molekülmitte sind, die einen Einfluß auf die intestinale Calciumabsorption ausüben.

Da die histologischen Präparate keinen Einfluß der Tötungsmethode auf die Epithelintegrität erkennen ließen, und bei keiner der beiden Methoden im ausgespülten Chymus PTHrP nachweisbar war, wurde für die weiteren Untersuchungen die Tötungsmethode durch Betäubung und Entbluten beibehalten.

Für das Auftreten großer PTHrP-Mengen im Chymus war offenbar weniger die Tötungsart als die Methode der Chymusgewinnung von Bedeutung.

5.10 Abschließende Diskussion

Die hier vorgelegten Untersuchungen haben gezeigt, daß

1) bei Ferkeln mit erblichem Calcitriolmangel eine Milchaufnahme in der Säugeperiode die intestinale Calciumabsorption fördert und zu einer besseren Mineralisation der Knochen führt.

2) Milchfütterung langfristig und kurzfristig einen aktiven intestinalen Calciumtransport stimuliert,

3) PTHrP-Fragmente aus der Molekülmitte in recht hoher Konzentration im Chymus des proximalen Dünndarms gesäugter Ferkel enthalten sind,

4) PTHrP-Fragmente aus der Molekülmitte bis zu einem Alter von 2 Wochen aus dem Darm absorbiert werden,

5) die Halbwertzeit von PTHrP-Fragmenten aus der Molekülmitte im Plasma länger ist als die der N-terminalen Fragmente,

6) eine intramuskuläre Verabreichung von PTHrP-Fragmenten aus der Molekülmitte den Calciumtransport stimuliert,

7) der aktive intestinale Calciumtransport calcitrioldefizienter Ferkel mit der Plasmakonzentration von PTHrP-Fragmenten aus der Molekülmitte korreliert, 8) sich das frühe Absetzen nicht negativ auf morphologische und funktionelle

Merkmale der Schleimhaut auswirkt, und

9) Eine mehrstündige Hungerperiode allgemeine absorptive Eigenschaften der Schleimhaut nicht negativ beeinflußt.

Diese Befunde liefern starke Hinweise dafür, daß PTHrP-Fragmente aus der Molekülmitte von calcitrioldefizienten Saugferkeln absorbiert werden dann von der serosalen Seite der Schleimhaut den intestinalen Calciumtransport stimulieren.

Ferkel mit physiologischem Calcitriolspiegel absorbieren zwar in gleichen Maßen PTHrP aus dem Darm wie calcitrioldefiziente Ferkel, jedoch scheint ein dadurch induzierter Calciumtransport nur von untergeordneter Bedeutung zu sein.

Teleologisch kann der hier entdeckte Mechanismus als eine Sicherung verstanden werden, um den wachsenden und dringend auf Calcium angewiesenen Organismus auch in Zeiten eines (relativen) Vitamin-D-Mangels ausreichend mit Calcium zu versorgen.

Es erscheint naheliegend, daß ein PTHrP-induzierter Calciumtransport auch bei zu früh geborenen Säuglingen („Frühchen“) von Bedeutung sein könnte. Frühchen und Neugeborene mit unphysiologisch geringem Geburtsgewicht (very low birth weight

(VLB) infants) leiden oft an einer schweren Hypocalcämie (SEGAL 1968, TSANG and OH 1970, SALLE et al. 1990). Besonders bei extrem früh (vor der 32 Gestationswoche) geborenen Babys ist diese Hypocalcaemie auch durch hohe Calcitriolgaben nicht therapierbar (VENKATARAMAN et al. 1986). Eine Therapie dieser Hypocalcämie müßte daher calcitriolunabhängig die intestinale Calciumabsorption fördern. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen die Möglichkeit auf, daß eine Substitution mit PTHrP-Fragmenten aus der Molekülmitte ein solcher Therapieansatz sein könnte.

6 Zusammenfassung

Es wurde untersucht, ob das in Milch in relativ hoher Konzentration enthaltene PTHrP bei neugeborenen Ferkeln einen Vitamin-D-unabhängigen intestinalen Calciumtransport induziert. Bekannt ist, daß PTHrP den Calciumtransport durch die Placenta und vom Blut in die Milch fördert. Die Frage wurde in Teilaspekte gegliedert und an Hand von zehn verschiedenen Versuchsansätzen geprüft.

1) Zunächst wurde in einem Vorversuch wurde mit Radiocalcium in vivo untersucht, ob Milchfütterung im Gegensatz zu milchfreier Ernährung den intestinalen Calciumtransport bei calcitrioldefizienten Ferkeln stimuliert.

2) Anschließend wurde ex vivo untersucht, ob es sich bei dem stimulierenden Effekt von Milchfütterung auf den Calciumtransport um einen Kurzzeit- (Minuten bis Stunden) oder Langzeiteffekt (Tage bis Wochen) handelt.

3) Es wurde weiter geprüft, ob bei Saugferkeln PTHrP oder PTHrP-Fragmente im Chymus aus Magen, Duodenum und Ileum vorkommen. Der Gehalt an nativem PTHrP, und verschiedenen Fragmenten wurde mit drei verschiedenen Radioimmunoassays gemessen.

4) Die Absorption von PTHrP bzw. PTHrP-Fragmenten aus oral aufgenommener Milch wurde durch Messung des PTHrP- Gehaltes im Plasma vor und nach dem Saugen geprüft.

5) Zur Charakterisierung des PTHrP-Umsatzes bei Saugferkeln wurde dessen metabolische Clearance und seine Halbwertzeit im Plasma bestimmt.

6) Ein möglicher Kurzzeiteffekt von PTHrP auf den aktiven intestinalen Calciumtransport wurde in vitro nach Zugabe des Hormons zu isolierten Schleimhäuten in Ussingkammern, und

7) ex vivo nach intramuskulärer Applikation von PTHrP untersucht.

8) Ein möglicher Effekt von Prolaktin auf den intestinalen Calciumtransport wurde ex vivo nach parenteraler Prolactinapplikation untersucht.

9) Es wurde geprüft, ob Frühabsetzen oder mehrstündiger Futterentzug die Darmschleimhaut schädigen. Dazu wurden morphologische Merkmale der Darmoberfläche wie Zottenlänge und Kryptentiefe, und funktionelle Merkmale wie elektrogene Transportprozesse bei Saugferkeln und früh abgesetzten Ferkeln bzw. Ferkeln nach Futterentzug verglichen.

10) Der kurzzeitige stimulierende Effekt von Milchfütterung auf den aktiven Calciumtransport wurde bei Ferkeln mit Calcitriolmangel und Ferkeln mit physiologischem Calcitriolstatus verglichen.

Bei den einzelnen Versuchsansätzen wurden die folgenden Ergebnisse erzielt:

1) Zwei und fünf Wochen Saugferkel absorbierten in vivo etwa doppelt soviel Calcium wie gleichalte, milchfrei ernährte Tiere.

2) Der durch Milchfütterung induzierte aktive Calciumtransport ist auch in vitro in isolierten Jejunalschleimhäuten nachweisbar. Der Effekt der Milchfütterung tritt bereits eine Stunde nach dem Saugen ein (Kurzzeiteffekt). In einem Alter von 2 bis 3 Wochen nimmt er allmählich ab.

3) Das native PTHrP der Milch wird im Magen-Darm-Trakt der Ferkel rasch abgebaut. Im Duodenalchymus war kein intaktes PTHrP mehr nachweisbar.

Bezogen auf den Gehalt in Milch waren von den N-terminalen

PTHrP-Fragmenten und denen aus der Molekülmitte im Duodenalchymus noch 15-20%

vorhanden.

4) PTHrP-Fragmente aus der Molekülmitte werden von Ferkeln bis zu einem Alter von 21 Tagen aus dem Darm absorbiert.

5) Die Halbwertzeit von PTHrP-Fragmenten aus der Molekülmitte im Blutplasma beträgt bei 6 bis 8 Wochen alten Ferkeln 13,2 Minuten. Die Metabolische Clearance liegt bei 1 ml/(min·kg).

6) Eine Zugabe von PTHrP zur mucosalen oder serosalen Seite isolierter Dünndarmschleimhäuten beeinflußte die Calciumabsorption nicht.

7) Eine Stunde nach intramuskulärer Injektion von PTHrP-Fragmenten aus der Molekülmitte hatte sich der in vitro nachweisbare aktive Calciumtransport von 28,2 ± 2,9 auf. 9,5 ± 1,3 nmol/(cm²·h) verdreifacht (N=7, 0 ± SEM). Dabei korrelierte der aktive Calciumtransport signifikant mit dem Plasma-PTHrP-Gehalt (r²= 0.49, p<0.01).

8) Parenteral verabreichtes Prolaktin hatte keinen Einfluß auf den intestinalen Calciumtransport

9) Frühabsetzen oder mehrstündiger Futterentzug hatten keinen schädigenden Einfluß auf den Funktionszustand des Darmes.

10) Bei Ferkeln mit physiologischem Calcitriolstatus wurde der intestinale Calciumtransport nicht durch Milchfütterung beeinflußt.

Die Ergebnisse zeigen, daß der aktive intestinale Calciumtransport bei Ferkeln mit Calcitriolmangel durch PTHrP stimuliert wird. In Milch enthaltene PTHrP-Fragmente aus der Molekülmitte werden vom Darm absorbiert und induzieren vermutlich in

Form eines Kurzzeiteffektes einen aktiven, Vitamin-D-unabhängigen Calciumtransport. Dieser Mechanismus scheint bei Ferkeln mit physiologischem Calcitriolstatus nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

7 Summary

Cornelia Klein:

PTHrP and milk stimulate a vitamin D-independent active intestinal calcium transport in suckled piglets

The aim of the study was to investigate the effect of PTHrP on intestinal calcitriol-independent calcium transport in suckled piglets. The concentration of PTHrP in milk is remarkably high and it is known, that PTHrP stimulates calcium transport across several epithelial barriers, e.g. the placenta and from blood into milk. The study includes ten different experimental approaches. It is concludet from the outcome, that certain midmolecular fragment from PTHrP induce an active transport in the small intestine of suckled piglets, which is independent from vitamin D. The following experiments were carried out:

1) The effect of milk-feeding on intestinal calcium transport was studied in vivo by measuring radiocalcium in plasma after oral administration of 45Ca to suckled calcitriol deficient piglets and age matched littermates, fed on a milk free basis.

2) The effect of milk-feeding was investigated ex vivo employing 45Ca2+ flux rate measurements in Ussing chambers. In these experiments a possible short term (minutes to hours after milk uptake ) or long term (day to weeks after milk uptake) effect of milk feeding was studied.

3) It was investigated, whether PTHrP or some of its fragments was present in sufficient quantities in chyme of in the gastro-intestinal tract to exert an absorptive effect of calcium The concentrations of native PTHrP, N-terminal and mid-molecular PTHrP fragments were measured in sow’s milk and chyme of stomach,

duodenum and ileum from suckled and weaned piglets by use of three different radioimmunoassays

4) Absorption of PTHrP from sow’s milk was investigated by measuring the plasma PTHrP concentrations before and after suckling.

5) For the characterisation of the PTHrP-turnover, the metabolic clearance rate and half-life of PTHrP in plasma was investigated in 6 to 8 week old suckled piglets.

6) A direct effect of PTHrP-fragments on intestinal calcium transport was investigated in vitro by addition of PTHrP-fragments to isolated mucosae mounted in Ussing chambers, and

7) ex vivo after intramuscular application of PTHrP.

8) A possible effect of prolactin on intestinal calcium transport was also studied ex vivo after parenteral application of prolactin

9) It was tested, whether the process of weaning or milk withdrawal negatively affected the functionality of the intestinal mucosa. For this purpose, morphological features, such as villous length, and functional properties, such as electrogene transport capacities of the mucosa were compared between suckled and weaned piglets.

10) Finally, the short term stimulatory effect of suckling on intestinal calcium transport was compared in piglets with deficient and physiological calcitriol status.

With the different experimental approaches the following results were obtained:

1) In vivo calcium absorption of suckled piglets was about twice as high as of weaned piglets from the same age.

2) An active calcium transport induced by milk feeding could be demonstrated in jejunal mucosae mounted in Ussing chambers. The onset of the effect was within one hour after suckling and disappeared with increasing age of the piglets.

3) Native PTHrP from milk was digested rapidly in the gastro-intestinal tract. No intact PTHrP could be found in duodenal ingesta. However, compared with milk 15 –20%

of N-terminal and mid-molecular PTHrP-fragments were still present in duodenal chyme.

4) Up to an age of 21 days the piglets were able to absorb mid-molecular PTHrP-fragments from milk.

5) The half-life of mid-molecular PTHrP-fragments in plasma of 6 to 8 week old suckled piglets was 13,2 minutes, the metabolic clearance rate was 1ml(min·kg).

5) The half-life of mid-molecular PTHrP-fragments in plasma of 6 to 8 week old suckled piglets was 13,2 minutes, the metabolic clearance rate was 1ml(min·kg).