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Ergebnisse der Feldarbeit

7 „Member Check“ – Rückmeldung an das und aus dem Feld

8 Quantitatives Forschungsdesign und Ergebnisse

8.2 Ergebnisse der Feldarbeit

8.2.1 Ausschöpfung und Ausfallgründe

Von den eingekauften 10.000 Betriebsadressdaten wurden insgesamt 5.865 kontak-tiert. Im Schnitt wurden pro Tag ca. vier Interviews realisiert. Dies stellte eine Steige-rung gegenüber dem Pretest dar, in dem nur ca. 1,5 Interviews pro Tag realisiert worden waren. Diese Steigerung war insofern erwartbar, als der Pretest insgesamt mehr Items umfasst hatte und auch noch die Möglichkeit bestand, diese zu kommen-tieren. In der regulären Befragung fiel die Kommentarfunktion weg und die Zahl der Items hatte sich reduziert. Dennoch konnte die Zahl der pro Tag realisierten Inter-views nicht so deutlich gesteigert werden wie erhofft. Das Forschungsteam hatte mit zehn bis elf Interviews pro Tag gerechnet. Hätten sich diese Erwartungen erfüllt, wären bei einer Dauer von 96 Tagen zwischen 960 und über 1.000 Interviews reali-siert worden. Das Adressmaterial wäre in diesem Fall komplett ausgeschöpft worden, wobei für die beteiligten sechs studentischen Hilfskräfte eine „Trefferquote pro Per-son“ von zwei Interviews pro Tag hätte erzielt werden müssen. Dass diese vorsichti-ge Erfolgserwartung nicht einvorsichti-getroffen ist, verweist darauf, dass der Erfahrungsvor-sprung eines professionellen Befragungsinstituts bei der Durchführung von

CATI-Interviews offenbar eine noch entscheidendere Rolle spielt, als vom For-schungsteam angenommen.

Unter den gegebenen Bedingungen (vier statt zehn Interviews pro Tag) hätte die Feldphase auf fast ein Jahr ausgeweitet werden müssen, oder es hätte mehr Inter-viewpersonal eingestellt werden müssen, um alle Betriebe der Stichprobe zu kontak-tieren und eine Zahl von ungefähr 1.000 Interviews zu erreichen. Ersteres wäre aus forschungspraktischer Sicht nicht sinnvoll gewesen, da nicht hätte angenommen werden können, dass das erste Interview unter ausreichend ähnlichen Umständen geführt worden wäre, wie das letzte. Die zuletzt genannte Verbesserungsmöglichkeit war im finanziellen Rahmen des Projekts nicht vorgesehen. Zudem hat sich der Anteil der Telefonnummern, die nicht mehr vergeben oder zumindest nicht mehr an einen Betrieb vergeben waren, im Vergleich zum Pretest nahezu verdoppelt. Ähnli-ches trifft auch für die Telefonnummern zu, die während der Feldphase nie erreicht wurden. Daneben gab es elf Personen, die zwar bereit waren teilzunehmen, deren Betrieb aber nicht zur Zielgruppe gehörte, da sie keine Beschäftigten hatten. All die-se Faktoren verweidie-sen leider auf eine nicht ausreichende Qualität der vom Adressanbieter gelieferten Daten.

Tab. 8.5 Rücklauf reguläre Befragung

Anzahl Anteil in %

Angekaufte Adressdaten 10000

Bruttoansatz (Betriebe mit Kontaktversuch) 5865 100,0 %

Daten falsch 613 10,5 %

Gehört nicht zur Zielgruppe (Keine Beschäftigten) 11 0,2 %

Summe neutraler Ausfälle 624 10,6 %

Bereinigtes Brutto 5241 100,0 %

Betrieb nicht erreicht 1605 30,6 %

besetzt 50 1,0 %

Anrufbeantworter 138 2,6 %

Summe nicht neutraler Ausfälle (unkonwn eligibility) 1793 34,2 %

Verbleibende Adressen (eligible) 3448 100,0 %

ZP nicht erreichbar (in der Feldphase) 1020 29,6 %

Verweigerung 1211 35,1 %

Termin vereinbart 131 3,8 %

Infomaterialien verschickt 708 20,5 %

Summe nicht neutraler Ausfälle 3070 89,0 %

Summe der realisierten Interviews (Kooperationsrate) 378 11,0 %

Anteil der Teilnehmenden an allen Adressen 6,4 %

Ausschöpfungsrate 7,2 %

Betrachtet man den Rücklauf nach Halb-Quadranten, wird deutlich, dass gerade größere Betriebe eine eher höhere Teilnahmebereitschaft zeigten. Diese Tendenz ist schon aus anderen Betriebsbefragungen zum Thema Arbeits- und Gesundheits-schutz bekannt (Sleik et al., 2015).

Berücksichtigt man nur den Branchen bezogenen Quadranten und nicht die Betriebsgröße, zeigt sich Quadrant II als der auskunftsfreudigste (12,9 %),

gefolgt von Quadrant III (12,5 %). Dahinter reihen sich die beiden anderen Quadranten (10,4 %, 9,0 %) ein (vgl. auch Anhang 12). Die Unterschiede zwischen den Quadranten können möglicherweise durch unterschiedliche Einstellungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz erklärt werden. Es ist anzunehmen, dass die Teil-nahmebereitschaft steigt, je positiver man zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ein-gestellt ist oder je nachdem, wie sehr man ihn für nützlich hält. Da eine hohe Sicht-barkeit der Gefahren für Leib und Leben Arbeitsschutz nützlicher erscheinen lässt, verwundert es nicht, dass die beiden Quadranten, die durch hohe Sichtbarkeit der Gefährdungen gekennzeichnet sind, die höchste Teilnahmebereitschaft aufweisen.

Die Ablehnungsgründe, die von den Betrieben angegeben wurden, finden sich in der folgenden Tabelle (Tab. 8.6). Die Interviewerinnen und Interviewer hatten die Anwei-sung, offen nach den Gründen für die Verweigerung zu fragen und die Antwort selbst einer der Unterkategorien, ggf. auch einer Oberkategorie, zuzuweisen. Am häufigsten wurden Gründe aus der Oberkategorie „Allgemein“ angegeben, darunter besonders häufig „Keine Zeit“. Vor allem Kleinbetriebe mit maximal 49 Beschäftigten wählten diese Kategorie. Deutlich weniger Betriebe haben Gründe aus der zweithäu-figsten Ober-Kategorie „Negative Einstellung gegenüber Umfragen“ angegeben. Hier konzentrieren sich die meisten Antworten auf die Ober- statt auf eine Unterkategorie.

Diese spiegeln eine grundlegend ablehnende Haltung gegenüber (Telefon-)Befragungen wider. Die dritthäufigste Kategorie ist „Ablehnung des Themas Arbeits-schutz“ und hier insbesondere die Unterkategorie „Kein Interesse am Thema Ar-beitsschutz“. Diese Verweigerungen hängen konkret mit dem Thema der Umfrage zusammen, nehmen aber nicht den bedeutendsten Platz ein. Am wenigsten häufig wurde der Hinweis, man sei nicht zu Auskunft verpflichtet, als Grund für die Verwei-gerung angegeben. Sprachprobleme und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes kamen ebenfalls selten vor.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Interviewerinnen und Interviewer oftmals den Eindruck hatten, dass selbst wenn andere Gründe angegeben wurden, die Angst vor einem anschließenden Besuch durch die Aufsicht oder die Wahrnehmung der Befragung als getarnte Kontrolle, die Betriebe veranlasste, die Teilnahme zu verwei-gern. Als Indizien dafür betrachteten die Interviewerinnen und Interviewer Äußerun-gen wie: „Arbeitsschutz? Wir machen hier doch schon alles, ich weiß gar nicht was Sie noch von uns wollen!“, „Wir sind schon gut betreut durch die BG. Wir brauchen nichts weiter…“ oder „Wollen Sie uns jetzt überprüfen? Wir sorgen hier bei uns doch für Arbeitsschutz!“ Diese Art von Verweigerungen wurde von den Interviewerinnen und Interviewern teilweise als „Allgemein“, teilweise als „Datenschutzbedenken“ ko-diert. Diese beiden Kategorien sind also möglicherweise auch Ausdruck der Furcht vor staatlichen Kontrollen.

Tab. 8.6 Gründe für Verweigerungen

Anzahl Anteil

Allgemein 259 21,5 %

Grundsätzliche Verweigerung ohne Angabe von Gründen 258 21,4 %

Keine Zeit 392 32,6 %

Abwimmeln / Teilnahmeverbot durch z. B. oberste

Ge-schäftsführung 140 11,6 %

Σ 1049 87,1 %