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5. DIE BAUSTUFE III

5.5. ERGEBNISSE DER BAUSTUFE III

Vier große Baukomplexe lassen sich innerhalb der Baustufe III unterscheiden:

1. ein einräumiger Bau an der Stelle des späteren Zentraltempels 100. Der Bau besaß eine Größe von 3,4 x 6,15 m (Innenmaße) und eine Orientierung von 200°20'. Der Eingang befand sich wahrscheinlich auf der Nord- oder Südseite, 2. ein auf den Zentraltempel hinführender Gang von 2,67 m Breite und einer

Orientierung von 110°20'. Ähnlich wie in Bauetappe VIb (Hintze 1971, 240) endete der Gang in Höhe der Mauer 528/529 und ist bis in das Areal der Westkapelle geführt worden,

3. Höfe und Mauern westlich des Zentraltempels. Aufgrund der Maueranschlüsse und Orientierungen lassen sich nur die Mauern 528/529, 417+418/529, 416/417, 416/418, 417/602, 417/601 und 527/601 diesem Baukomplex zuschreiben und zu einem einzigen großen Hof rekonstruieren, der die Räume 417, 418, 528, 527 und vielleicht noch die Räume 518 und 519 umfaßte. Er ist im Norden wahrscheinlich noch von den Gangmauern der Baustufe I begrenzt worden, 4. eine etwa 290 m lange Umfassungsmauer, die den Zentraltempel im Norden,

Osten und Süden weiträumig begrenzte. In dem östlichen Teilstück dieser Mauer befand sich ein prunkvolles reliefbekröntes Eingangstor. Durch das von der Umfassungsmauer umschlossene Areal verlief eine nord-süd-orientierte Mauer, die einen auf Höhe des Zentraltempels gelegenen Garten begrenzte.

Hingegen gehört der „Vorgängerbau“ der späteren Westkapelle nicht dieser Baustufe, sondern der Baustufe IV an (s. S. 68-69; 104ff.).

Im Gegensatz zur Baustufe II, deren zeitliches Verhältnis zur Baustufe I nicht klar ist (s. S. 51), gibt es über das zeitliche Verhältnis der Baustufe III zu den Baustufen I und II keinen Zweifel. Sowohl aus dem Schnitt 2271 (s. S. 90) als auch aus der Orientierung der Gänge zum Zentraltempel ist klar ersichtlich, daß die Mauern der Baustufe III später als diejenigen der Baustufen I und II errichtet worden sein müssen.

Steht somit auch die relative Abfolge der Baustufen fest, so lassen sich über ihren zeitlichen Abstand (ausgedrückt in Jahren) nur Vermutungen aufstellen, zumal es für diese Baustufe keine C-14-Datierung gibt, die einen Anhaltspunkt hätte liefern können.

Von den Bauten der Baustufe III sind der Zentraltempel und der Gang vollständig abgerissen worden, während die Hofmauern und die Umfassungsmauer bis

auf wenige Teile stehen geblieben sind. Der Abrißzeitpunkt der beseitigten Bauten bzw. Mauerzüge ist aus der folgenden Tabelle ersichtlich:

Baukomplex bzw. Mauerstück Abrisszeitpunkt

Zentraltempel Bauetappe VIa beim Bau eines neuen Tempels Gang zum Zentraltempel Bauetappe VIb beim Bau des Ganges 515 527/601 nördliches Stück Baustufe IV beim Neubau der Mauer 527/601

nördlich der Knickstelle

114A Bauetappe VIb beim Bau des Ganges 409

117A Baustufe IV

Tabelle 25: Abrißzeitpunkte von Bauten der Baustufe III

In den stehenden Mauern der Baustufe III haben sich die folgenden Durchgänge feststellen lassen:

Mauer Schnitt Breite gewährleistet Zugang zu

528/529 52910 120 cm Zentraltempelkomplex

416/417 4175 unklar Hof 417

416/417 4167 124 cm Hof 417

417/602 6021 unklar Hof 417

416/529 41611 109 cm Zentraltempelkomplex

115/415 4156 103 cm Zentraltempelkomplex

115/116 1163 104 cm dem durch die Mauer 115/116 begrenzten Areal (?)

305-O 3055 178 cm Zentraltempelkomplex oder/und

Tempel 300

120/121 1214 ca. 1 m Gartenanlage

Tabelle 26: Durchgänge in den Mauern der Baustufe III

Durch die Durchgänge konnten alle in der Baustufe III angelegten Räume betreten werden, wobei auffallend ist, daß alle Räume durch mehrere Eingänge zugänglich waren. Ungewöhnlich ist die Breite des Durchganges in der Mauer 305-O. Sie läßt auf eine besondere Funktion des Tores schließen, die durch seine Reliefbekrönung noch untermauert wird. Mehrere Funktionen bieten sich an:

1. dieses Tor war der Haupteingang zur Großen Anlage gewesen. Dies steht aber im offensichtlichen Widerspruch zur Konzeption des Ganges westlich des Zentraltempels (Baukomplex III/2), dessen bauliche Anlage ihn als prädestiniert für diese Funktion erscheinen läßt,

2. das Tor eröffnete den Zugang zu einem weiteren Heiligtum, dem Tempel 300.

Leider ist unklar, ob der Tempel 300 der Baustufe III zuzurechnen ist oder

nicht. Die detaillierte Untersuchung der Bauten dieser Baustufe hat keinen klaren Beweis weder dafür noch dagegen erbringen können. Auch die Nachgrabungen erbrachten kein eindeutiges Ergebnis (Wenig - Wolf 2000, 30-36),

3. das reliefbekrönte Tor war ein kultisches Tor gewesen, das neben einem Tor im Westen der Großen Anlage (auf das der in der Baustufe III errichtete Gang zuführte) den Zugang (bei besonderen Festlichkeiten oder für besondere Gruppen von Personen?) zur Großen Anlage gewährte.7

Schlüssig beweisbar ist keine der drei Behauptungen.

Obwohl in den Schnitten, die der Untersuchung der stehenden Mauern und Architekturreste galten, große Mengen an Funden zutage traten, erlauben es die Fundumstände nicht, einzelne von ihnen sicher dieser Baustufe zuzuweisen.

Sekundärbilder und Sekundärinschriften sind, wie auch schon in den vorangegangenen Baustufen, auf den stehenden Mauern und Fundamentlagen der Baustufe III nicht eingeritzt worden.

Hingegen sind die auf den Mauern der Baustufe III gefundenen Steinmetzzeichen in Anzahl und Typ reichhaltiger als in der Baustufe II (s. S. 53).

Insgesamt 77 Steinmetzzeichen in 17 verschiedenen Typen sind dokumentarisch registriert worden, wobei 13 Steimetzzeichen je ein Mal und nur vier mehrfach vorkommen. Sie verteilen sich wie folgt auf die Mauern der Baustufe III (die in Klammern gesetzte Zahl gibt die Anzahl des jeweiligen Steinmetzzeichens auf der betreffenden Mauer bzw. Mauerlage an):

1. Mauer 115/415 (35); 528/529 (1); 122a/227 (2), 513H (1)

2. Mauer 115/415 (18)

3. Mauer 115/415 (3); 513H (2)

7 Diesen Hinweis verdanke ich Herrn Prof. Steffen Wenig.

4. Mauer 528/529 (1); 513H (1)

5. Mauer 122a/227 (1)

6. Mauer 115/415 (1)

7. Mauer 115/415 (1)

8. Mauer 115/415 (1)

9. Mauer 115/415 (1)

10. Mauer 115/415 (1)

11. Mauer 115/415 (1)

12. Mauer 513H (1)

13. Mauer 115/415 (1)

14. .Mauer 513H (1)

15. Mauer 513H (1)

16. Mauer 513H (1)

17. Mauer 115/415 (1)

Von den 17 verschiedenen Typen von Steinmetzzeichen kehren die Typen 1-8, 12, 14 und 16 auch auf Mauern späterer Baustufen wieder. Hingegen sind die Typen 9-11, 13, 15 und 17 nur auf Mauern der Baustufe III belegt.