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versorgte Segmente/OP

ONEWAY ANOVA

6.6. Ergebnisse der alten Frakturen

Zur genaueren Beurteilung des Verhaltens der traumatischen Frakturen, die älter als 6 Woche zum Zeitpunkt der operativen Versorgung waren, wurden die drei Subgrup-pen 1 (Frakturen zwischen der 7. und 12. Woche), 2 (Frakturen zwischen der 13. und 26. Woche) sowie 3 (jenseits der 27. Woche) dezidiert bezüglich ihres VAS-, ODI-Verlaufes sowie bzgl. des ODI-Verlaufes der mittleren Wirbelkörperhöhe, des Kyphose-winkels und des Auftretens von Komplikationen untersucht.

In der Literatur werden Einflüsse des Frakturalters auf das Ausmaß der Wiederauf-richtbarkeit, das Schmerzverhalten sowie die körperliche Leistungsfähigkeit be-schrieben [13, 63, 64] die durch die eigenen Ergebnisse nur bedingt nachvollzogen werden können. Im eigenen Patientengut zeigen sich weder bzgl. des Schmerzver-haltens noch der körperlichen Leistungsfähigkeit signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Frakturentitäten. Lediglich bzgl. des Ausmaßes der Wirbelkörperwie-deraufrichtung rsp. der Reduktion des Kyphosewinkels konnten Unterschiede zwi-schen den einzelnen Ätiologien der frizwi-schen und älteren, traumatizwi-schen und neoplas-tischen Frakturen dargestellt werden. Der Verlauf der jeweiligen Parameter Schmerz, Leistungsfähigkeit, Wirbelkörperhöhe und Kyphosewinkel zeigt jedoch über alle Frakturätiologien auf unterschiedlichem Niveau signifikante und insbesondere zwi-schen den einzelnen Kohorten der alten Frakturen in der Varianzanalyse gleiche Verläufe.

Die eigenen Untersuchungen zeigen bezüglich der Kohorten der Frakturen älter als 6 Wochen (Kohorte 1 bis 3) bei insgesamt signifikanten Verläufen der einzelne unter-suchten Parameter (siehe oben) zwischen den Gruppen, also das Frakturalter

zwischen 7 bis >26 Wochen zum Zeitpunkt der Operation betreffend, keine signifikanten (p >0,05) Unterschiede.

Die Einteilung der Kohorten wurde trotz Untersuchungen von Berlemann [13], Garfin [64], Crandall [37], Voggenreiter [180] und Schofer [156], die die Grenzen der „guten“

Wiederaufrichtbarkeit frakturierter Wirbelkörper zwischen 4 bis maximal 12 Wochen nach Entstehung sehen, bewußt in dem o.g. Ausmaß gewählt, um einen möglichst realistischen Vergleich zu dem Kollektiv der konservativ behandelten Wirbelkörper-frakturen und eine Differenzierung der im eignen Patientengut vorliegenden späten Indikationsstellungen zur operativen Intervention, zu erreichen.

Dies bedeutet für die eigenen Ergebnisse, dass die Frakturen zwischen der 7. und jenseits der 27. Woche nach Frakturentstehung gleich gut bezüglich der Schmerzre-duktion, der Besserung der körperlichen Beeinträchtigung, der mittleren Wirbelkör-perhöhe und des Kyphosewinkels von einer Kyphoplastie profitieren, insofern auch die mittelfristigen Ergebnisse der Wirbelkörperfrakturen aller Altersstufen, bis hin zu den Frakturen, bei denen, allein entsprechend des Zeitintervalls zwischen Frak-turentstehung und operativer Versorgung, eine knöcherne Konsolidierung zu erwar-ten wäre, die gleichen guerwar-ten Verläufe zeigen.

Die Kohorten der alten Frakturen (89 / 244 Fälle) hatten bezüglich der Verteilung der einzelnen Komplikationen bestehend aus Paravasat und Anschlußfraktur einen Anteil von 12 Fällen (13,48% / 5,35%) sowie von 3 Fällen (3,37% / 1,33%). Bei zwei Fällen (2,24% / 0,89%) zeigten sich Extravasate vor dem Auftreten von Anschlußfrakturen, die nur in einem Fall (1,12% / 0,44%) den direkt benachbarten Bandscheibenraum zum anschließend frakturierten Wirbelkörper betrafen. Verglichen mit der Literatur liegt der Anteil der Extravasate im mittleren Bereich der angegeben Werte (siehe Tab. 54) sowie bezüglich der Anschlußfrakturen mit (3,37% / 1,33%) deutlich unter dem Anteil, der bei konservativ behandelten Frakturen auch unter antiresorptiver Medikation zu erwarten wäre [114, 174].

Als Erklärung dieser Ergebnisse kann angenommen werden, dass wie durch Franz et al. [54], Berlemann et al. [13], Crandal et al. [37] und Garfin et al. [64] beschrieben, in den Wirbelkörpern jenseits der 6 Wochengrenze reparative Vorgänge mit fortschrei-tender Kallus- und Knochenneubildung vorliegen, die sowohl das Ausmaß der Wie-deraufrichtung als auch der Kyphosekorrektur im Sinne einer deutlich verringerten Reponierbarkeit beeinflussen. Dieses jedoch, und da stimmen die eigenen Ergeb-nisse in vollem Umfang mit der Literatur überein, bei vergleichbar guten ErgebErgeb-nissen der Schmerzreduktion und bezüglich der Steigerung der körperlichen Leistungsfähig-keit.

6.7. Fazit

Zusammenfassend kann unter Bezug auf die unter Kapitel 2 (Fragestellung und Stu-diendesign) dieser Arbeit aufgestellten Arbeitshypothesen festgestellt werden, dass

1. durch die Kyphoplastie eine signifikante (p <0,001) Besserung des Schmerzverlaufes sowie eine ebenfalls signifikante Besserung der körperlichen Leistungsfähigkeit für alle in dieser Studie untersuchten Patienten erreicht wird.

Dieses ist unabhängig von der zugrundeliegenden Ätiologie, dem Patientenalter und dem Alter der Fraktur zum Zeitpunkt der operativen Intervention.

2. durch die Kyphoplastie bei allen untersuchten Patienten eine signifikante (p <0,001) Änderung der Wirbelkörperhöhe und des Kyphosewinkels erreicht

werden konnte. Diese jedoch abhängig von der zugrundeliegenden Frakturätiologie und von Alter der Fraktur unterschiedlich ausgeprägt verlief bzw.

von unterschiedlichen Ausgangsniveaus startete und somit klar festgestellt werden kann, dass entsprechend der Literatur frische traumatische Frakturen bzgl. des Höhengewinns und des Korrekturausmaßes mehr von einer Kyphoplastie profitieren als neoplastische und ältere Frakturen, bei denen vorrangig der palliative und stabilisierende Effekt mit konsekutiver Schmerzreduktion im Vordergrund steht.

3. es bzgl. der Behandlungsergebnisse aller Patienten und aller Frakturätiologien dieser Studie, dem Verlauf nach, keine signifikanten Unterschiede (p >0,05) gibt und somit alle Patienten von der Durchführung einer ballonassoziierten Ze-mentaugmentation profitieren. Ebenso gibt es zwischen den einzelnen Gruppen der Wirbelkörper, die zum Zeitpunkt der operativen Intervention älter als 6 Wochen waren keine signifikanten Unterschiede.

4. alle verlaufsbeobachteten Veränderungen des Schmerzes, der körperlichen Leis-tungsfähigkeit, der Wirbelkörperaufrichtung und der Änderung des Kyphosewin-kels über das gesamte Nachuntersuchungsintervall von 24 Monaten signifikant gegenüber den präoperativen Ausgangswerten sind. Auch bei den sich in den 6 Monats- bis 24 Monats-Nachuntersuchungen darstellenden tendenziellen Ver-schlechterungen aller untersuchten Parameter zeigten sich die Werte dennoch

auf einem, gegenüber dem präoperativen Zustand, signifikanten Niveau (p <0,001) stabilisiert.

5. es, basierend auf der Analyse der Literatur, klare Unterschiede aller untersuchten Variablen in der konservativen und operativen Behandlung von Wirbelkörperfrak-turen gibt. Diese betreffen sowohl den Schmerzverlauf, der sich durch die Ze-mentaugmentation zeitnah nach der Operation deutlich bessert und zumindest mittelfristig, begründet optimistisch aber auch langfristig reproduzierbar konstant gute Ergebnisse aufweist, als auch entsprechend der Untersuchungen von Voormolen et al. [181] den Analgetikaverbrauch, der sich gegenüber den

Patien-ten mit konservativ behandelPatien-ten Wirbelkörperfrakturen, bei denen der Verbrauch an Analgetika mit zunehmendem Zeitintervall nach erlittener Fraktur ansteigt, re-duzieren läßt. Kein signifikanter Unterschied besteht in der Behandlung der alten Wirbelkörperfrakturen jenseits der 6. Woche nach Frakturexposition. In Analogie hierzu besteht ebenfalls ein signifikanter Unterschied zwischen den Ergebnisse der „alten“ Wirbelkörperfrakturen jenseits der 6 Wochen Grenze und den konser-vativ behandelten Wirbelkörperfrakturen. Unstrittig ist der Unterschied der Wirbel-körperhöhe sowie des Kyphosewinkels zwischen den kyphoplastierten und den konservativ therapierten Wirbelkörpern, der ohne ein intervenierendes Vorgehen nicht realisierbar ist. Interessant ist vielmehr, dass sich im eigenen Patientengut eine postoperativ deutlich geringere Rate an Anschlußfrakturen zeigte, als laut Literatur und gemäß des natürlichen Verlaufes von Wirbelkörperfrakturen sowie der sich hieraus für die benachbarten Segmente ergebenden Rate an Anschluß-frakturen, welche mit rund 20% angegeben wird, anzunehmen wäre. Dieses be-trifft alle in der vorliegenden Studie untersuchten Frakturätiologie, insbesondere die Frakturen, die zum Zeitpunkt der Kyphoplastie älter als 6 Wochen waren. Die Gründe hierfür sind multifaktoriell. Es finden vorrangig kleine Kyphoplastieballons mit einer Länge von 15mm sowie einem Füllvolumen von 4 ml Verwendung, wel-che weit ventral und mittig im frakturierten Wirbelkörper positioniert werden und somit eine möglichst ausreichende Knochenstrecke bis zur Frakturzone aufwei-sen. Die Ballondimension bietet den Vorteil, während der Expansionsphase zwar eine ausreichende Reposition mit guter Wiederherstellung des Alignements zu er-reichen, die Randständige Spongiosa aber nicht in dem Maße zu verdrängen, dass es übermäßiger Füllvolumina bedarf, um den geschaffenen Hohlraum zu befüllen und somit zu einer unphysiologischen Aussteifung des therapierten Wir-belkörpers zu führen. Die Expansion der Ballons ebenso wie das nachfolgende Auffüllen der durch die Ballons geschaffenen Cavität erfolgen unter kontinuierli-cher Röntgenkontrolle in zwei Ebenen um frühzeitig sowohl expansionsbedingte Diastasen der Frakturzonen als auch die Positionierung des hoch viskösen Pala-cos darstellen und ggf. die Applikation entsprechend modifizieren zu können. Die in der Augmentationsphase applizierten Füllvolumina liegen im Mittel zwischen 75-80% des zur Expansion eingebrachten Volumens, so dass wir routinemäßig eine „sparsame Zementierung“ vornehmen. Abweichend der von Gangi [62]

publizierten „Guidelines“ sowie des interdisziplinären Konsensuspapieres führen wir bei einem zwischen zwei frakturierten und augmentierten Wirbelkörpern gele-genen bislang unveränderten Wirbelkörper ebenfalls in gleicher operativer Sit-zung eine sparsame Palacosaugmentation zur Vermeidung eines „Nußknacker -effektes“ sowie zur Prophylaxe eines sek. Korrekturverlustes durch. Des Weiteren werden Kyphoplastien in unserer Klinik ausschließlich von Fachärzten mit ent-sprechender operativer Erfahrung durchgeführt. Die Nachbehandlung ist standar-disiert und umfasst sowohl eine temporäre Korsettversorgung als auch die Ein-leitung einer antiresorptiven Therapie entsprechend den Leitlinien der DVO [109].

Alleinige Ausnahme hiervon stellen die neoplastischen Wirbelkörperfrakturen als eigene Entität dar, die in ihrer Nachbehandlung von einer zeitnah nach erfolgter

Kyphoplastie eingeleiteten oder fortgesetzten onkologischen Therapie geprägt sind.

6. der Operationszeitpunkt und somit das Alter der Fraktur insgesamt keinen Einfluß auf den tendenziellen Verlauf der untersuchten Parameter hat, und sämtliche Verläufe signifikante Verbesserungen sowohl der Einzelwerte gegenüber dem präoperativen Ausgangswert als auch der Verlauf an sich signifikant (p < 0,001) sind. Der Versorgungszeitpunkt rsp. das Frakturalter jedoch das Ausmaß der postoperativen Veränderungen determiniert. Ein direkter Zusammenhang zwi-schen dem Frakturalter und den dokumentierten Komplikationen Paravasatrate respektive Rate an Anschlußfrakturen konnte am untersuchten Patientengut nicht detektiert werden.

7. im untersuchten Patientenkollektiv der vorliegenden Studie mit einer Rate an An-schlußfrakturen von 7,6% deutlich weniger Folgefrakturen aufgetreten sind als in der Literatur (19,2 bis 36,8%) für das erste postoperative Jahr nach erfolgter Ky-phoplastie beschrieben werden. Auch im Vergleich zum natürlichen Verlauf von Wirbelkörperfrakturen sowie der benachbarten Segmente unter antiresorptiver, konservativer Medikation mit einer in der Literatur angegebenen Rate an An-schlußfrakturen von rund 20% fallen die eigenen Ergebnisse deutlich geringer aus. Unter Fokussierung auf die Kohorte der Frakturen jenseits der 6 Wochen Grenze zeigt sich zudem mit (3,37% / 1,33%) eine noch geringe Rate an Folge-frakturen. Dieses ist sowohl mit den gerade in dieser Kohorte vorliegenden Kon-solidisationsvorgängen sowohl des initial betroffenen als auch der, dem fraktu-rierten Wirbelkörper benachbarten Segmente zu erklären. Insofern befinden sich die älteren, mittelalten und alten Frakturen in einem balancierten Gleichgewicht, welches zwar ein geringeres Repositionsausmaß jedoch ebenfalls ein deutlich ge-ringeres Potential an Anschlußfrakturen und/oder Paravasaten beinhaltet. Es re-sultiert somit bei diesem Patientenkollektiv eine Summierung der augmentations-bedingten positiven Effekte wie Schmerzreduktion und Besserung der körperli-chen Leistungsfähigkeit, bei reduzierter Komplikationsrate bedingt durch Para-vasate und segmentaler Anschlußproblematik.

Als Erklärung des Abweichens der eigenen Untersuchungsergebnisse insbesondere der Rate der Anschlußfrakturen ist anzuführen, daß nahezu alle Patienten des unter-suchten Kollektives im Anschluß an die durchgeführte Kyphoplastie sowohl eine, so-fern noch nicht präoperative eingeleitet, antiresorptive Medikation als auch eine rekli-nierende Wirbelsäulenorthese mit flankierender rückenschulender Krankengymnastik erhielten, welche nach Maßgabe der Beschwerden, neben einer Sitzrestriktion und einem engen klinischen Kontrollregime für mindestens 12 Wochen postoperativ ge-tragen rsp. durchgeführt wurde.

Diese, die Wirbelsäulenbelastung partiell in der direkten postoperativen Phase min-dernde sowie haltungs- und stellungskorrigierende Vorgehensweise, ist ebenso wie die bei den älteren Frakturen vorliegenden beginnend reparativen Vorgänge im

Wir-belkörper mit den sich hieraus in den Nachbarsegmenten ergebenden adaptiven Umbauten, als eine mögliche Erklärung für die zum Teil von den in der Literatur an-gegebenen Werte abweichenden eigenen Ergebnisse anzuführen.

Die Kyphoplastie stellt somit nach wie vor ein sicheres, minimalinvasives operatives Verfahren zum Behandlung von traumatisch, osteoporotischen ebenso wie von oste-olytisch, metastatischen Wirbelkörperfrakturen dar. Die guten klinischen Ergebnisse bezüglich des Schmerzverlaufes und des Verlaufes der körperlichen Leistungsfähig-keit sind unter der Prämisse einer sparsamen Zementierungtechnik und des Vermei-dens eines „Ausbetonierens“ des Wirbelkörpers, bekannt und stimmen mit der Lite-ratur überein. Ebenso konnte bei allen untersuchten Wirbelkörperfrakturen eine zu-mindest geringe Wiederaufrichtung der frakturbedingten Höhenminderung mit einer konsekutiven Minderung des Kyphosewinkels und einer geringen Korrektur des pa-thologisch veränderten Wirbelsäulenalignements entsprechend den in der Literatur ersichtlichen Ergebnisse erreicht werden. Die Rate der Zementfehlpositionierungen sowie die Rate der Anschlußfrakturen zeigten sich über alle Patienten und alle Frak-turätiologien entsprechend der unter Pkt. 5 beschriebenen operativen Technik gerin-ger als in der Literatur beschrieben. Die erreichten klinischen und radiologischen Er-gebnisse sind mittelfristig valide, reproduzierbar und signifikant.

Als Konsequenz dieser Arbeit haben wir in unserer Klinik das eigene Vorgehen in den folgenden Punkten modifiziert:

1. Die Indikation zur Ballon-Kyphoplastie wurde auch auf Patienten mit Wirbelkörperfrakturen, deren Alter 12 bis 26 Wochen beträgt, ausgeweitet. Auch bei Wirbelkörperfrakturen jenseits der 26. Woche mit entsprechenden klinischen Beschwerden sehen wir die Indikation zur Kyphoplastie.

2. Im Falle eines zwischen zwei kyphoplastierten Wirbelkörpern gelegenen nicht frakturierten Wirbelkörpers führen wir zur Prophylaxe eines sekundären „Nußkna -ckerphänomens“ ebenfalls eine sparsame Zementaugmentation durch.

3. Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen mit fraglicher und/oder manifester Beteili-gung der Hinterkante werden, bei fehlen neurologischer Komplikationen und vor-liegender Stabilität der B-Säule, ebenfalls und in Bereitschaft einer simultanen dorsalen Dekompression und Stabilisierung, kyphoplastiert.

4. Bei entsprechender Frakturausdehnung und beim Fehlen klinischer, intraoperati-ver Komplikationen werden in unserer Klinik während einer operatiintraoperati-ver Sitzung mehr als drei und bis zu maximal sechs Wirbelkörper kyphoplastiert

5. Intraoperativ favorisieren wir kleine Ballons mit einer Länge von 15mm sowie ei-nem max. Füllungsvolumen von 4ml, welche weit ventral sowie mit einer entspre-chenden knöchernen Distanz zur Frakturzone eingebracht werden. Die Zementie-rung erfolgt sparsam d.h. mit max. 75-80% des zur Reposition benötigten Expan-sionsvolumens unter Applikation eines hochviskösen Zementes mit steter Röntgenkontrolle in 2 Ebenen so, dass der Palacos vorrangig in der ventralen

Hälfte des Wirbelkörpers sowie flächig unterhalb der Frakturzone zur Aushärtung gelangt.

6. Die Nachbehandlung beinhaltet regelhaft eine 24 stündige Bettruhe, eine ortheti-sche Versorgung mittels eines modularen Korsettsystems als reklinierende lum-bal- rsp. thorako-lumbal Orthese sowie die Einleitung einer antiresorptiven Medi-kation mit Vit D und ggf. Kalzium Substitution für mindestens 12 Wochen post operativ. Die Mobilisation der Patienten erfolgt frühfunktionell am 1. post-OP Tag unter den Prämissen der Rückenschulung.

7. Durch eruieren der häuslichen Versorgung wird zur allgemeinen Frakturprophy-laxe unter Einbeziehung der sozialen Dienste gewährleistet, dass die Patienten innerhalb der ersten 12 Wochen post operativ eine barrierefreie/-arme häusliche Versorgung erfahren.

Im Vergleich der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit mit den Leitlinien des Dachver-bandes der Deutschen Gesellschaft für Osteologie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose beim Erwachsenen [109] decken sich die Empfehlungen in den Punkten 10.3 (medikamentöse Therapie) bzgl. der Einleitung einer antiresorp-tiven Medikation mit gleichzeitiger Vit D und ggf. Kalzium Substitution sowie in den Punkten 10.5. (Therapie von Schmerzen und funktionellen Einschränkungen) insbe-sondere in der Empfehlung einer raschen Therapieeinleitung bei gesicherter Wirbel-körperfraktur mit dem Vorgehen unserer Klinik. Übereinstimmung besteht bzgl. der Verwendung von Biphosphonaten zur Therapie und Prophylaxe von osteoporoti-schen Wirbelkörperfrakturen. Ebenso wird eine frühfunktionelle physiotherapeutische Nachbehandlung nach erreichter Schmerzreduktion favorisiert.

In der unter Punkt 10.5.3. angegebenen Stellungnahme zur Kyphoplastie und Verte-broplastie der Leitlinien besteht allerdings Dissens zur unseren Ergebnissen. Im Ge-gensatz zu den seitens des Dachverbandes für Osteologie formulierten unklaren Er-folgen einer Kyphoplastie konnte in unseren Untersuchungen klar belegt werden, dass die Kyphoplastie als schmerzlinderndes und korrigierendes Verfahren sowohl bei metastatisch als auch bei traumatisch-osteoporotischen Frakturen uneinge-schränkt (entsprechend der Indikationen des interdisziplinären Konsensuspapieres [87]) und unabhängig vom Zeitpunkt der operativen Versorgung, also auch bei Frak-turen jenseits der Dreimonatsgrenze in gleichem Maße zumindest als palliatives Verfahren geeignet ist.

7. Zusammenfassung

Die Wirbelsäule stellt einen der Hauptmanifestationsorte von osteoporotischen Insuf-fizienzfrakturen als auch ossärer Metastasen unterschiedlichster Primärtumoren dar.

Die hieraus resultierenden Wirbelkörperfrakturen bewirken, neben einer erheblichen akuten und chronischen Schmerzsymptomatik, ebenfalls Veränderungen des Wirbel-säulenalignments und der Biomechanik, welche die Entstehung einer Vielzahl von Komorbiditäten nach sich ziehen. Durch diese Veränderungen erhöht sich das Risiko für die Entstehung weiterer Wirbelköperfrakturen mit einer resultierenden steilen Ab-wärtspirale der Schmerzentwicklung, körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der Wir-belsäulenstatik, welche für die Patienten durch alleinige konservative Therapieverfah-ren mehrheitlich nicht dauerhaft tolerabel ist.

Durch die Ballonkyphoplastie besteht im Rahmen eines minimal invasiven operativen Vorgehens die Möglichkeit auch bei älteren Patienten mit z.T. erheblichen Komorbi-ditäten, kurzfristig und schonend eine zumindest teilweise Wiederaufrichtung fraktu-rierter Wirbelkörper und eine hierdurch bedingte Wiederherstellung des Wirbelsäu-lealignments zu erreichen. Ein deutlicher Vorteil der Kyphoplastie ist zudem die kurz-fristig erreichbare Besserung der Schmerzsymptomatik einhergehend mit einer Stei-gerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, die durch die konservativen Therapiefor-men nicht oder nicht in dem gleichen Ausmaß zu erreichen wäre.

Das Prinzip der Kyphoplastie besteht darin, durch einen mono- oder bipedikulären Zugang zum Wirbelkörper in diesem mittels eines expandierbaren Ballons eine Ka-vität sowie im Randbereich des expansiven Geschehens eine Spongiosaverdichtung herbei zu führen, den Wirbelkörper in seiner Höhe aufzurichten sowie nach Evakuie-rung des Ballons das Repositionsergebnis durch Befüllen des im Wirbelkörper ge-schaffenen Hohlraumes mittels hochviskösem Knochenzement zu halten sowie die Stabilität des Wirbelkörpers zu erhöhen.

Die vorliegende Arbeit soll klären, ob die Kyphoplastie als schmerzreduzierendes und korrigierendes Verfahren sowohl bei metastatischen als auch osteoporotisch-trauma-tischen Wirbelkörperfrakturen uneingeschränkt und unabhängig vom Zeitpunkt der operativen Versorgung geeignet ist. Weiterhin soll geklärt werden, ob ein schmerzre-duzierender und korrigierender Effekt der Kyphoplastie auch bei älteren (6-12 Wo-chen), mittelalten (13-26 Wochen) bis alten (>27 Wochen) Wirbelkörperfrakturen erreicht wird und das Verfahren zur Behandlung von Wirbelkörperfrakturen jenseits der Dreimonatsgrenze in gleichem Umfang geeignet ist. Zusätzlich soll evaluiert wer-den, in wie weit eine mittelfristige Verbesserung sowohl klinisch als auch radiologisch durch eine Kyphoplastie gewährleistet wird.

Eingeschlossen in die vorliegende monozentrische, nicht randomisierte, prospektive Beobachtungsstudie wurden 224 Patienten mit 362 Wirbelkörperfrakturen, die im Zeitraum von April 2006 bis Mai 2010 im Klinikum Lippe mittels Kyphoplastie behandelt wurden. Das Patientenkollektiv teilt sich auf in 199 Patienten mit 312

traumatischen/osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen und 25 Patienten mit 50 pathologisch, metastatischen Wirbelkörperfrakturen.

Im Rahmen eines standardisierten Nachuntersuchungsprotokolls wurden die Patien-ten klinisch und radiologisch sowohl prä- und direkt post-operativ als auch nach 3, 6, 12 und 24 Monaten post-operativ evaluiert.

Hierbei zeigte sich postoperativ eine deutliche Reduktion des VAS von präoperativ 81,63 auf postoperativ 25,04. Die VAS Werte stiegen ab der 3 Monatskontrolle leicht bis zur abschließenden 24 Monatskontrolle auf 37,13 an, zeigten aber über den ge-samten Verlauf signifikant (p <0,001) gegenüber dem Ausgangswert gebesserte Re-sultate.

Ähnlich signifikant und deutlich zeigte sich der ODI von präoperativ 75,84 auf posto-perativ 35,61 gebessert. Der tiefste ODI Wert, also die beste körperliche Leistungs-fähigkeit wurde zur 6 Monatskontrolle mit 33,65 erreicht, um bis zur 24 Monatskon-trolle erneut auf 38,22 anzusteigen.

Beide Parameter konnten somit durch die Kyphoplastie signifikant und mittelfristig nachhaltig gebessert werden.

Die radiologischen Parameter Wirbelkörperhöhe und Kyphosewinkel zeigten sich ebenfalls postoperativ signifikant gebessert, erreichten aber nicht die deutlichen Ni-veauunterschiede wie die klinischen Parameter. Die mittlere Wirbelkörperhöhe konnte von präoperativ 24,46mm auf postoperativ 25,42mm gesteigert werden, zeigte allerdings ab der 3 Monatskontrolle einen schleichenden Höhenverlust, bis zur 24 Monatskontrolle, auf 25,16mm.

Der Kyphosewinkel konnte demzufolge ebenfalls reduziert und das Wirbelsäulea-lignment verbessert werden. Der präoperative Kyphosewinkel von 10,67° zeigte sich postoperativ auf 6,02° reduziert. Der ab der 3 Monatskontrolle einsetzende

Der Kyphosewinkel konnte demzufolge ebenfalls reduziert und das Wirbelsäulea-lignment verbessert werden. Der präoperative Kyphosewinkel von 10,67° zeigte sich postoperativ auf 6,02° reduziert. Der ab der 3 Monatskontrolle einsetzende