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Entwicklungen in Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Europa

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

B.1 Entwicklungen in Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Europa

In diesem Kapitel sind verschiedene Maßnahmen, Kampagnen, Aktivitäten und Veränderungen aus un-terschiedlichen Themenbereichen dargestellt. Der Fo-kus des ersten Abschnittes liegt dabei auf europäi-schen Entwicklungen: Neben einer kurzen Beschrei-bung der europäischen Gemeinschaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2007 - 2012 wird kurz auf die Aktivitäten Deutschlands im Rahmen der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und auf ein Instrument der Europäischen Kommission eingegangen, das eine bessere Vernetzung der Forschung über die innereu-ropäischen Landesgrenzen hinweg zum Ziel hatte (NEW OSH ERA). Im zweiten Abschnitt werden die Aktivitäten der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) näher beschrieben. Im Anschluss werden die verschiedenen Förderschwerpunkte des Modellpro-gramms des BMAS zur Bekämpfung arbeitsbedingter Erkrankungen im Berichtszeitraum vorgestellt (Ab-schnitt B.3). Aktuelle Entwicklungen rund um die Gefährdungsbeurteilung findet man in Abschnitt B.4.

Hier geht es neben Pflichten des Arbeitgebers und Technischer Regelsetzung auch um das Internetportal Gefährdungsbeurteilung. Der fünfte Abschnitt befasst sich mit der Produktsicherheit und verschiedenen Auswertungsverfahren. Im darauf folgenden sechsten Abschnitt des Kapitels stehen Gefahrstoffe im Fokus:

Dabei geht es neben Neuen Kennzeichnungspflichten und REACH auch um Nanotechnologie. Zum Ab-schluss (Abschnitt B.7) werden aktuelle Entwicklung auf dem Feld des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments vorgestellt.

B.1 Entwicklungen in Sicherheit und Ge-sundheit bei der Arbeit in Europa B.1.1 Europäische Gemeinschaftsstrategie

für Gesundheit und Sicherheit am Ar-beitsplatz 2007-2012

Die vorhergegangene Gemeinschaftsstrategie für Ge-sundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2002 - 2006 sollte der Arbeitsschutzpolitik neue Impulse verlei-hen. Grundlage war ein umfassendes Konzept des Wohlbefindens am Arbeitsplatz – „Well Being at Work“ – unter Berücksichtigung der Entwicklung der Arbeitswelt und des Auftretens neuer Risiken, insbe-sondere psychosozialer Risiken. Der Bericht der Eva-luierung zeigt, dass diese Strategie den Präventions-maßnahmen auf nationaler Ebene neuen Schwung gegeben hat. Es wurden kohärente und überzeugende Argumente für Partnerschaften zur Erreichung der gemeinsamen Ziele geschaffen. Die in die Prävention involvierten Parteien wurden aufgerufen und

ermun-tert, neue strategische Überlegungen über die Art und Weise der Verwirklichung dieser Ziele anzustellen.

Durch die Gemeinschaftsstrategie wurde die öffentli-che Meinung weiter für die Bedeutung von Gesund-heit und SicherGesund-heit in der Arbeitswelt sensibilisiert.

Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz wurden als integrierende Bestandteile des Qualitätsmanagements und als entscheidende Faktoren der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der Wettbewerbsfähigkeit be-stätigt. Die Mitgliedsstaaten haben anerkannt, dass Wirtschaftswachstum und Beschäftigung wesentlich gefördert werden können, wenn Arbeitsplatzqualität/

Arbeitsschutz und Arbeitsproduktivität gewährleistet sind. Ein wirksamer Arbeitsschutz führt zu erhebli-chen Verringerungen von menschlichem Leid durch Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Die entspre-chenden Ausgaben der sozialen Sicherungssysteme und des Staatshaushaltes können wesentlich zurückge-fahren werden.

Der Bericht über die Evaluierung der Gemeinschafts-strategie für Gesundheit und Sicherheit am Arbeits-platz 2002 - 2006 stellt fest, dass die Strategie den Präventionsmaßnahmen auf nationaler Ebene eine neue Dynamik verliehen hat. Die Strategie hat über-zeugende Argumente geliefert, um die Akteure auf nationaler Ebene zu Partnerschaften, gemeinsamen Zielen und strategischen Überlegungen zu bewegen.

Die Gemeinschaftsstrategie 2002 - 2006 hat weiter die öffentliche Meinung für die Bedeutung von Gesund-heit und SicherGesund-heit am Arbeitsplatz sensibilisiert.

Obwohl während der Laufzeit der Gemeinschaftsstra-tegie 2002 - 2006 ein erheblicher Rückgang der Zahl der Arbeitsunfälle festgestellt wurde, schätzen die Arbeitnehmer/innen die Situation am Arbeitsplatz kritisch ein: Über ein Drittel der Arbeitnehmer/innen in der EU bezeichneten ihre Arbeit als ein Gesund-heitsrisiko und rund drei von zehn erklärten, dass sie unter erheblichen gesundheitlichen Problemen leiden, die durch ihre derzeitige oder durch eine frühere Be-schäftigung verursacht oder verschärft wurden. Eine homogene Verringerung der Berufsrisiken hatte nicht stattgefunden. Bestimmte Problemstellungen im Be-reich Gesundheit und Sicherheit nehmen weiter an Bedeutung zu:

– demografische Entwicklung und stetige Alterung der Erwerbsbevölkerung; die Menschen müssen bis ins Alter gesund und leistungsfähig bleiben, – neue Beschäftigungsformen,

– neue Risikofaktoren; neben den klassischen wie Lärm, Gefahrstoffen und schweren Lasten solche wie neue Belastungen des Muskel- und Skelettsys-tems, der Psyche und der Augen,

– mehr Frauen in Beschäftigung, stärkere Berück-sichtigung von frauenspezifischen Gesundheits- und Sicherheitsaspekten,

– Zunahme bestimmter Berufskrankheiten, – stärkere Migration.

In dieser Situation hatte die europäische Kommission am 22. Februar 2007 die neue Gemeinschaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2007 2012 vorgestellt. Die Ratsentschließung wurde wäh-rend der deutschen Präsidentschaft am 30. Mai 2007 angenommen. Vorrangiges Ziel ist weiterhin eine kontinuierliche, nachhaltige und homogene Verringe-rung der Arbeitsunfälle und arbeitsbedingten Erkran-kungen. So soll das Gesamtziel für diesen Zeitraum darin bestehen, die Arbeitsunfälle in der EU-27 um 25 % zu senken. Die Verbesserung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz wird einen wichtigen Beitrag sowohl zur Wettbewerbsfähigkeit von Unter-nehmen als auch zur Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer/innen unter den Bedingungen der Glo-balisierung und des demografischen Wandels leisten.

Alle Akteure sind aufgerufen, ihre Anstrengungen weiterhin zu verstärken. Die Kommission hat hierzu konkrete Herausforderungen benannt, denen sich die EU und die einzelnen Mitgliedsstaaten stellen müs-sen:

– ordnungsgemäßer Vollzug der EU-Gesetzgebung, – Rechtsrahmen an die Veränderungen der Arbeits-welt anpassen und ohne Verringerung des beste-henden Schutzniveaus vereinfachen,

– Koordinierung der Arbeitsschutzpolitik mit ande-ren Politikfeldern (z. B. öffentliche Gesundheit und Beschäftigungspolitik, nationale Strategien fördern, Zusammenarbeit mit Sozialpartnern inten-sivieren),

– KMU bei der Umsetzung der geltenden Rechtsvor-schriften unterstützen,

– Verhaltensänderungen von Arbeitnehmern und gesundheitsförderliche Ansätze bei Arbeitgebern anregen und stärken,

– Intensivierung von Präventionsmaßnahmen, Eva-luierung von neuen Risiken, Fortschrittskontrollen verbessern und die internationale Zusammenarbeit weiter stärken.

Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) wird auf nationaler Ebene dazu beitragen, die genannten Herausforderungen zu meistern. Die Hand-lungsfelder und Ziele der GDA sind im Kapitel A konkret ausgeführt.

B.1.2 Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeits-platz (EU-OSHA)

Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit ist einer der wichtigsten sozialpolitischen Tätigkeitsbe-reiche der Europäischen Union. Der Umgang mit einer Vielfalt von Arbeitsschutzthemen und die Not-wendigkeit einer verstärkten Sensibilisierung auf Arbeitsplatzebene übersteigen die Ressourcen und das Expertenwissen in den einzelnen Mitgliedsstaaten.

Deshalb wurde 1996 die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz mit Sitz in Bilbao/ Spanien gegründet (http://osha.europa.

eu/de), um europaweit Informationen über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu sammeln, zu analysieren und zu verbreiten. Sicherheit und Ge-sundheitsschutz bei der Arbeit und damit auch die Produktivität der Arbeitsplätze in Europa sollen ver-bessert sowie auch eine wirksame Präventionskultur gefördert werden.

Im Berichtszeitraum durchgeführte Maßnahmen zum erreichen dieser Zielstellungen sind u. a. die Publika-tion guter praktischer Lösungen über das Internet und Printmedien, europaweite Kampagnen sowie vor al-lem die Antizipation von neuen Risiken in einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt.

Insbesondere zu dem letzten Ziel wurde die Agentur bereits 2005 im Rahmen der Europäischen Gemein-schaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2002 - 2006 mit der Bildung einer euro-päischen Beobachtungsstelle für Risiken (European Risk Observatory – ERO) beauftragt. Durch ein früh-zeitiges Erkennen von neuen und neu aufkommenden Risiken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit soll Europa besser vorbereitet sein, diese zu vermeiden oder wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung einzuleiten. Die Arbeit der Beobach-tungsstelle ist bestimmt durch die jährlichen Arbeits-programme der Agentur, die in komplexen Abstim-mungsverfahren durch Beratergruppen, die Focal Points der einzelnen Mitgliedsstaaten oder den Ver-waltungsrat mitgestaltet werden können. Die Beteili-gung der Sozialpartner ist in allen Gremien gegeben.

Deutschland wird im Wesentlichen durch das Bun-desministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), die Unfallversicherungsträger sowie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) vertreten.

Die aktuelle Gemeinschaftsstrategie 2007 - 2012 be-tont erneut die Bedeutung der Antizipation von Risi-ken und forderte die Beobachtungsstelle der Agentur auf, eine Reihe neuer Initiativen in die Wege zu leiten.

Die Ergebnisse der Beobachtungsstelle werden auf der eigens eingerichteten Website präsentiert: http://

osha.europa.eu/de/riskobservatory.

Die Europäische Beobachtungsstelle für Risiken un-ternahm ihre ersten Schritte 2006 - 2008. Unterstützt wurde sie von dem damaligen Topic Center Risk Ob-servatory (TC RO), einem Konsortium mehrerer Ar-beitsschutzorganisationen aus verschiedenen Mit-gliedstaaten, das zunächst eine geeignete Vorgehens-weise entwickelte und dann gezielt Informationen gesammelt, aufbereitet und bewertet hat. Mit Hilfe von vier Expertenprognosen wurde eine Reihe von Themen bzw. neuen Risiken ermittelt, die wiederum anhand von Literaturstudien, Forschungsberichten, Überblicksstudien über Politik und Praxis und quanti-tative Datenerhebung vertieft wurden. Insgesamt konnten 12 Berichte veröffentlicht werden: http://

osha.europa.eu/en/ publications/reports/@@publications-by-subject?subject=risk_observatory&subject_label=Risk%20 observatory.

TC OSH Beiträge im Rahmen von ERO

Seit 2009 werden diese Aufgaben vom Topic Center TC OSH (Occupational Safety and Health) übernom-men, das aus der Zusammenführung des TC RO und des TC WE (Work Environment) entstand. Das Kon-sortium besteht nun aus 20 Arbeitsschutzorganisatio-nen in 17 Mitgliedstaaten, von deArbeitsschutzorganisatio-nen das finnische Institut FIOH (Finish Institute of Occupational Health) die koordinierende Rolle übernommen hat und als Vertreter des Konsortiums gegenüber der Agentur Bilbao fungiert. Deutschland ist über die BAuA, das Berufsgenossenschaftliche Institut für Arbeitsschutz (IFA) und die Kooperationsstelle Ham-burg (KOOP) vertreten. Weitere Partner sind u. a. die Arbeitsschutzinstitute aus Polen (CIOP), Spanien (INSHT), Belgien (PREVENT), Niederlande (TNO), England (HSL) und aus Frankreich (INRS).

Das Topic Center beschäftigt sich auf der Basis einer Vielzahl von Informationsquellen, wie Daten amtli-cher Verzeichnisse, Forschungsliteratur, Prognosen von Experten oder Erhebungsdaten mit der Erstellung eines Überblicks über Sicherheit und Gesundheits-schutz bei der Arbeit in Europa (OSH in Figures), der Beschreibung von Trends und der Abschätzung von Änderungen in der Arbeitswelt mit Folgen für Sicher-heit und GesundSicher-heit bei der Arbeit. In 2009 wurde beispielsweise ein zweijähriges Projekt zum Thema

„Frauen am Arbeitsplatz“ und deren Hauptrisiken gestartet. Als Teil des Projekts wurde mit einer um-fassenden Literaturübersicht begonnen, die sich mit den Auswirkungen des steigenden Frauenanteils in der europäischen Erwerbsbevölkerung auf die Sicher-heit und den GesundSicher-heitsschutz bei der Arbeit inklu-sive der Situation von Migrantinnen befasst. Weitere Themen bezogen sich auf die Mensch-Maschine-Schnittstelle als aufkommendes Risiko, auf

Arbeits-platzgrenzwerte für krebserregende, erbgutschädigen-de und reproduktionstoxische Stoffe sowie auf Me-thoden zur Abschätzung des berufsbedingten Krank-heitsaufkommens.

Neben den Arbeiten, die vom Topic Center ausgeführt werden, hat die Beobachtungsstelle weitere Projekte initiiert und durchgeführt, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.

ESENER als Datenbasis für die Arbeit von ERO So wurde Anfang 2009 eine europaweite Unterneh-mensbefragung über neue und aufkommende Risiken (European Survey of Enterprises on New and Emer-ging Risks (ESENER), http://osha.europa.eu/de/

publications/reports/de_esener1-summary.pdf/view) durchge-führt. Die verantwortlichen Akteure (Manager sowie Arbeitnehmervertreter für Sicherheit und Gesund-heitsschutz) gaben Auskunft, wie mit Gesundheits- und Sicherheitsrisiken an ihrer Arbeitsstätte umge-gangen wird, wobei der Schwerpunkt auf psychosozi-alen Risiken, z. B. Stress, Gewalt und Mob-bing/ Belästigung lag. Die Erhebung zielt darauf ab, an Arbeitsstätten innerhalb der EU effektivere Maß-nahmen in den Bereichen Sicherheit und Gesundheits-schutz umzusetzen sowie Gesundheit und Wohlbefin-den von Arbeitnehmern zu fördern. Sie gibt politi-schen Entscheidungsträgern Informationen zum län-derübergreifenden Vergleich an die Hand, die Grund-lage für die Gestaltung und Einführung neuer Be-stimmungen sind. Die Erhebung umfasst etwa 36.000 Befragungen in 31 Ländern (EU 27 plus Kroatien, Norwegen, Schweiz und Türkei) und wird auf europä-ischer Ebene von Regierungen und Sozialpartnern unterstützt. Die ESENER-Umfrage ist die erste euro-paweite Befragung zu diesem Thema, die auf Unter-nehmensebene durchgeführt wurde. Für die Agentur stellt dieses Projekt mit einem Volumen von 2,3 Mio.

€ eine der bislang wichtigsten Initiativen dar. Der ESENER-Datensatz ist für weitere Auswertungen über das Datenarchiv UKDA (UK Data Archive, www.data-archive.ac.uk) frei verfügbar.

Das Prognose-Projekt der Beobachtungsstelle ERO

Antizipation von Risiken ist eine kontinuierliche Auf-gabe. Auf der Grundlage der 2008 durchgeführten Arbeiten zur Überprüfung vorhandener Modelle und zur Entwicklung geeigneter Methoden hat die Beo-bachtungsstelle 2009 mit der Erstellung einer weiteren mittelfristigen Prognose (Zehnjahreshorizont) begon-nen, um neue Risiken für die Sicherheit und den Ge-sundheitsschutz bei der Arbeit zu ermitteln, die auf-grund des demografischen, wissenschaftlichen, tech-nologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen

Wandels auftreten können. Das Projekt soll sich nicht nur mit bereits sichtbaren Risiken befassen, sondern auch mit den daraus resultierenden Langzeitfolgen.

Zudem sollen mögliche Zukunftsszenarien entworfen werden, die einen Zeithorizont von zehn Jahren abde-cken und politische Entscheidungsträger dabei unter-stützen sollen, Maßnahmen zur Verringerung neuer Risiken am Arbeitsplatz zu treffen. Die Haupttrieb-kräfte für Veränderungen und die wichtigsten techno-logischen Innovationen sollen in einem ersten Schritt herausgearbeitet werden. Das Projekt wird sich zu-nächst auf neue und aufkommende Risiken im Zu-sammenhang mit „grünen“ Arbeitsplätzen konzentrie-ren. Diese Auswahl wurde bewusst getroffen, da in der Entwicklung neuer sauberer Technologien zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zukünftig ein großes Potenzial gesehen wird.

Förderung und Koordinierung der europäischen Forschung als Aufgabe von ERO

Eine weitere Aufgabe der Beobachtungsstelle ist die Förderung der Koordinierung der Forschung im Be-reich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in der EU. Zahlreiche nationale Organisationen führen Forschungen in diesem Bereich durch oder finanzie-ren diese, stimmen sich jedoch nicht untereinander ab.

Dies hat zur Folge, dass die knappen Ressourcen nicht optimal genutzt werden. Bereits 2005 erschien ein Bericht der EU-OSHA zu den Forschungsprioritäten von 25 Mitgliedstaaten (http://osha.europa.eu/en/publi cations/reports/6805648/view). In den folgenden Jahren wurde eine Reihe von Seminaren organisiert, um die Zusammenarbeit auf der Ebene von Forschungspro-grammen zu verbessern, sei es als Input für die zweite Gemeinschaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit 2007 - 2012 oder bei der Erarbeitung eines Vorschlags zur Bildung eines Konsortiums von wichtigen Forschungseinrichtungen, das die For-schungskooperation im Bereich neu aufkommender Risiken fördern sollte. Hieraus ist das europäische Projekt NEW OSH ERA hervorgegangen (http://osha.

europa.eu/sub/newoshera/en/about/background). Die Akti-vitäten zur Forschungskoordinierung werden kontinu-ierlich weitergeführt. Zudem bemüht sich die Beo-bachtungsstelle, bei den Interessengruppen der EU-OSHA Debatten und Überlegungen anzuregen und für Experten und politische Entscheidungsträger auf ver-schiedenen Ebenen eine Diskussionsplattform zu bieten. Der Dialog erfolgt über spezielle Internetsei-ten, über gedruckte und elektronische Publikationen und – vor allem – über Workshops, die dazu dienen, Informationen auszutauschen und Anregungen für Diskussionen zu geben. Die Beobachtungsstelle wird auch künftig die nationalen Forschungsinstitute für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit dazu

ermutigen, dass sie gemeinsame Prioritäten setzen, Ergebnisse austauschen und die Anforderungen an die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Arbeit in ihre Forschungsprogramme aufnehmen, wie von der neuen Gemeinschaftsstrategie gefordert.

Europäische Kampagnen „Gesunde Arbeitsplätze.

Ein Gewinn für alle.“

Europäische Kampagnen (vormals Europäische Wo-chen) zu den verschiedensten Themen von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit werden von der Agentur, den Mitgliedsstaaten, den EFTA-Staaten, Beitritts- und Kandidatenländern seit dem Jahr 2000 jährlich durchgeführt http://osha.europa.eu/en/cam paigns. Unterstützt werden diese Kampagnen jeweils von der Europäischen Kommission, dem Europäi-schen Parlament, den Präsidentschaftsstaaten und von den Europäischen Sozialpartnern. Themen der Kam-pagnen im Berichtszeitraum waren Arbeitsschutz für junge Arbeitnehmer (2006) http://osha.europa.eu/en/

campaigns/ew2006, Muskel- und Skeletterkrankungen (2007) http://osha.europa.eu/en/campaigns/ew2007, so-wie Gefährdungsbeurteilung (2008 - 2009) http://osha.

europa.eu/en/campaigns/hw2008. Insbesondere wird in den Kampagnen zu den entsprechenden Themen sen-sibilisiert für einfache, strukturierte Ansätze für das Management von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden jeweils besonders in den Fokus ge-nommen. Die Kampagnen richten sich an Arbeitgeber (öffentl. und priv.), Arbeitnehmer, Führungskräfte und Supervisoren, Gewerkschaften und Sicherheitsbeauf-tragte, Arbeitgeber- und Berufsverbände, Sicherheits- und Gesundheitseinrichtungen, Fachleute und Praxis-vertreter aus dem Bereich Sicherheit und Gesund-heitsschutz bei der Arbeit, Ausbildungsstätten und das Bildungswesen, regionale/ lokale Präventionsdienste und an Versicherungsträger.

Nationale Aktivitäten zu den Kampagnen werden in Deutschland vor allem in der Zusammenarbeit von BMAS, Ländern, Unfallversicherungsträgern und Sozialpartnern durchgeführt; www.osha.de/topics/

archiv_ew_ec.

So gab es z. B. Schulungen, Workshops, Konferen-zen, Ausstellungen, Medienaktivitäten und andere Veranstaltungen/ Maßnahmen. Es muss jedoch festge-stellt werden, dass im nationalen Maßstab das Interes-se der verschiedensten Partner der Arbeitsschutz-Community an einer aktiven Teilnahme und Koopera-tion an den Europäischen Kampagnen nachweisbar geringer wird. Das gleiche gilt auch für die Teilnahme an den jeweils die Kampagnen begleitenden Europäi-schen (Arbeitsschutz-)Wettbewerben zu den gleichen Themen; www.osha.de/topics/archiv_gpa. In

Zusam-menarbeit der zuständigen nationalen Stellen und der anderen nationalen Arbeitsschutzakteure werden diese Entwicklungen analysiert und Strategien entwickelt, die Europäischen Kampagnen und auch die dazugehö-rigen Europäischen Wettbewerbe in Deutschland wieder mehr in den Fokus des nationalen Arbeits-schutzgeschehens zu rücken.

B.1.3 NEW OSH ERA

Die Europäische Kommission hat das Instrument des

„European Research Area Network“ (ERA-NET) geschaffen, um die Zusammenarbeit bei der For-schungsprogrammplanung in der EU zu fördern. Mitt-lerweile gibt es über 90 „ERA-NETs” in Europa zu verschiedenen Themen mit dem Ziel einer grenzüber-greifenden wissenschaftlichen Nutzung von Ressour-cen sowie der Steigerung der Beschäftigung und der Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Seit 2002 wurden mehr als 75 gemeinsame Ausschreibungen mit einem Volumen von über 500 Millionen € veröffentlicht.

„NEW OSH ERA“ („New and Emerging Risks in Occupational Safety and Health (OSH) – Anticipating and Dealing with Change in the Workplace through Coordination of OSH Risk Research“) startete im April 2006 als ein ERA-NET im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.

Insgesamt 18 Institute und Ministerien aus 10 ver-schiedenen Ländern haben es sich unter der Leitung des finnischen Instituts FIOH (Finish Institute of Oc-cupational Health) zum Ziel gesetzt, die jeweiligen Arbeitsschutz-Forschungsprogramme in den teilneh-menden Mitgliedstaaten zu identifizieren, die im Ar-beits- und Gesundheitsschutz tätigen Forschungsorga-nisationen besser zu koordinieren und eine gegensei-tige Öffnung und damit einen wechselseigegensei-tigen Zugang zu Forschungsprogrammen und -ergebnissen zu errei-chen. Der Aufbau eines Europäischen Netzwerkes (als Plattform für eine gemeinsame Forschungsplanung) sollte langfristig in gemeinsame Ausschreibungen von Forschungsprojekten münden.

Alle ERA-NETs sind darauf angelegt, im jeweiligen Projektzeitraum auch noch andere Partner bzw. Part-nerstaaten aufzunehmen. In den vier Jahren Projekt-laufzeit ist die Zahl der NEW OSH ERA Partner von 18 auf 23 angestiegen. Das Gesamtbudget von NEW OSH ERA lag bei 2,6 Millionen €.

Die deutsche Seite war mit vier Partnern stark im Projekt vertreten. Neben dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) haben die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und der Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR) teilgenommen.

Wie in allen ERA-NETs erfolgte die gegenseitige Annäherung der Partner, bis hin zur gemeinsamen Ausschreibung, in vier Arbeitsphasen:

In der PHASE I wurden Informationen zur Beurtei-lung des aktuellen Standes der europäischen For-schungsaktivitäten bezüglich neu aufkommender Ri-siken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz

In der PHASE I wurden Informationen zur Beurtei-lung des aktuellen Standes der europäischen For-schungsaktivitäten bezüglich neu aufkommender Ri-siken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz