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2 Auswertung der wissenschaftlichen Bewertungen der GAP-Instrumente in der Förderperiode 2014 bis 2020 GAP-Instrumente in der Förderperiode 2014 bis 2020

2.3 Ergebnisse der Auswertung

2.3.1 Überblick über die GAP in der Förderperiode 2014 bis 2020

2.3.2.7 EIP-Agri

In der Förderperiode 2014 bis 2020 wird im Rahmen des ELER gem. Art. 53-56 der Verordnung (EU) 1305/2013 erstmals die Maßnahme M16: EIP-Agri finanziert, um Innovationen durch die Unterstützung sogenannter operationeller Gruppen (OG) zu fördern. Mit der Europäischen Inno-vationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri), einem neu konzipierten Instrument der Förderperiode 2014 bis 2020, wird die Zusammenarbeit von Innovationsakteuren aus Landwirtschaft, Forschung, Beratung und Zivilgesellschaft gefördert.

Im Gegensatz zu LEADER bezieht sich die Unterstützung dieser Innovationspartnerschaften auf

43 LEADER I von 1991 bis 1993 markiert den Beginn des neuen Ansatzes in der ländlichen Entwicklungspolitik; LEADER II von 1994 bis 1999 führte den Ansatz fort und legte den Fokus mehr auf den experimentellen und innovationsorientierten Charakter der Pro-gramme; LEADER+ von 2000 bis 2006 und LEADER in der Förderperiode 2007 bis 2013 sowie in der aktuellen Förderperiode setz-ten diese Schwerpunktsetzung fort.

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konkrete Innovationsprojekte, die maßgeschneidert auf die Bedürfnisse des landwirtschaftli-chen Sektors ausgerichtet sind (Fotheringham, 2016, S. 68). Die Zusammenarbeit der OG wird gefördert, um zur Erreichung der übergeordneten GAP-Ziele einer rentablen Lebensmittelerzeu-gung und einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen beizutragen (Dwyer et al., 2016, S. 26; Fotheringham, 2016, S. 9). In der Förderperiode 2014 bis 2020 wurden Maß-nahmen im Rahmen von EIP-Agri in EPLR in 26 EU-Staaten programmiert, in Deutschland in al-len EPLR mit Ausnahme des Saarlandes (Dwyer et al., 2016, S. 75; Fotheringham, 2016, S. 27).

Insgesamt wurden im ersten Schritt der Auswertung 9 Quellen identifiziert, die EIP-Agri adres-sieren. Für die Bewertung und Vergabe der Scores wurden nach einer weiteren Sichtung schließlich 6 Quellen herangezogen, in denen direkte Aussagen zu den Kriterien und EIP-Agri gefunden und kodiert wurden. Abbildung 7 fasst diese Bewertungen zu Gesamtscores zusam-men. Hierbei sind in der Klammer hinter den einzelnen Kriterien die Anzahl der kodierten Quel-len vermerkt. Die verbundene Linie mit der jeweiligen Beschriftung ist der Mittelwert der Be-wertungen. Die Einzelbewertungen sind als Punkte auf den jeweiligen Achsen angezeigt. Im Ver-gleich zu den anderen Instrumenten, ist die Datengrundlage zur Bewertung von EIP-Agri weni-ger robust, was u.a. an der Neuartigkeit des Instruments liegt.

Abbildung 7: Übersicht der Bewertungen von EIP-Agri

Quelle: eigene Darstellung, HU Berlin.

4,0

2,0

3,0

4,5

3,0

3,5 4,0

3,0 5,0

4,5

Effektivität (3)

Effizienz (2)

Leistungsmessung (1)

Instrumentation (2)

Regelungs- und Vollzugsfähigkeit (2) Institutionelle

Anschlussfähigkeit (2) Akzeptanz (1)

Robustheit (1) Adaptabilität (2)

Transformabilität (2)

Insgesamt wurden in 6 Quellen zur Bewertung von EIP-Agri herangezogen. In der Klammer hinter den Kriterien ist die Anzahl der Studien angegeben, in der Aussagen zu den jeweiligen Kriterien kodiert wurden.

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Hinsichtlich der Effektivitätsbewertung von EIP-Agri kommen Fotheringham et al. (2016: 85, 140) in ihrer Evaluationsstudie zur Implementierung des neuen Instruments für die Kommis-sion zu dem Ergebnis, dass es aufgrund des kurzen Implementierungszeitraumes und des pilot-haften Charakters der Innovationsprojekte zu früh für eine fundierte Aussage sei

(Fotheringham, 2016, SS. 85, 140). Die Bewertung an dieser Stelle bezieht sich auf erwartete Wirkungen. Trotz der fehlenden empirischen Daten können von EIP-Agri potenziell „erhebliche positive Umweltwirkungen“ (Röder et al., 2018, S. 122) erwartet werden, die aus der Entwick-lung von ressourcen- und umweltschonenden Produkten, Verfahren oder Landbewirtschaf-tungstechniken sowie dem erworbenen und vermittelten Umweltwissen resultieren. EIP-Agri wird bspw. ein erhebliches Potenzial bei der Entwicklung praktischer Lösungsansätze zu den geforderten Umweltauflagen der 1. Säule zugesprochen. Als Beispiel lässt sich hier die Förde-rung einer OG zu Zwischenfrüchten im Rahmen des rheinland-pfälzischen EPLR anführen (Fotheringham, 2016, SS. 15, 71). Darüber hinaus können mit Hilfe von EIP-Agri bestimmte Wis-senslücken in Bezug auf konkrete nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte wie z.B. die Agroforst-wirtschaft effektiv gefüllt werden (Santiago-Freijanes et al., 2018).

EIP-Agri wird in den ausgewerteten Quellen als eher weniger effizient bewertet. Auch diese Be-wertung basiert auf einer bislang noch nicht ausreichend vorhandenen Datenbasis. Fotherin-gham et al. (2016) führen die administrativen Herausforderungen an, die mit einem vergleichs-weise aufwendigen Vergabeverfahren sowie der neuen Implementierung des Instrumentes ver-bunden sind (vgl. auch Dwyer et al., 2016, S. 29; Fotheringham, 2016, SS. 88-93).

Mit Blick auf das System der Leistungsmessung wird EIP-Agri in den ausgewerteten Studien ge-mischt bewertet. Auch an dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass wir lediglich bei Fotherin-gham et al. (2016) erste Aussagen zu diesem Kriterium gefunden haben. Positiv wird dort ange-merkt, dass grundsätzlich ein System der Leistungsmessung existiert (Fotheringham, 2016, S.

26). Allerdings ließen sich aufgrund des frühen Umsetzungsstatus bislang noch keine Aussagen zur Eignung des Systems treffen (ebd.).

Die Instrumentation von EIP-Agri wird in den ausgewerteten Studien als geeignet eingeschätzt.

Der Bottom-Up-Ansatz, die Möglichkeit der flexiblen Ausgestaltung der geförderten Projekte so-wie die Fokussierung auf Innovationen im landwirtschaftlichen Sektor werden hierbei beson-ders positiv hervorgehoben. Die offene Ausgestaltung der OG eignet sich demnach, um maßge-schneiderte Projekte zu fördern, die an den spezifischen praktischen Bedürfnissen des landwirt-schaftlichen Sektors ausgerichtet sind (Fotheringham, 2016, SS. 9,11,70).

Die Regelungs- und Vollzugsfähigkeit von EIP-Agri wird in den ausgewerteten Quellen gemischt bewertet. Anhand von Befragungsergebnissen wird deutlich, dass trotz des neugeschaffenen EIP-Netzwerkes, das seitens der Kommission mit Personal und Informationen die operationellen Gruppen unterstützen und die Optionen für die umsetzenden Verwaltungsbehörden erhöhen soll, der administrative Aufwand für die umsetzenden Stellen in den Mitgliedstaaten zunimmt und eine Herausforderung für den Vollzug des Instrumentes darstellt. Allerdings lassen sich auch schon Reaktionen auf diese neuen Anforderungen feststellen. In Deutschland sind für die Sicherstellung der Regelungs- und Vollzugsfähigkeit in einigen Bundesländern (z.B. Hessen oder Thüringen) spezielle Agenturen außerhalb der Verwaltung eingerichtet worden, andere Bundes-länder (z.B. Baden-Württemberg oder Sachsen) haben das Verwaltungspersonal aufgestockt (Dwyer et al., 2016, S. 75; Fotheringham, 2016, SS. 70, 119).

Diese genannten Aspekte begründen die Bewertung in der Literatur hinsichtlich der institutio-nellen Anschlussfähigkeit von EIP-Agri als gemischt bis eher hoch. In den meisten Fällen, so zeigt eine EU-weite Auswertung, arbeiten die Mitgliedstaaten mit den bestehenden Strukturen und

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passen sie an die neue Anforderung an (Dwyer et al., 2016, SS. 61, siehe auch: Ebd., Tabelle 63 im Anhang).

Die Akzeptanz von EIP-Agri in der Landwirtschaft wird in den ausgewerteten Quellen als eher hoch bewertet (Score: 4,0). In der Evaluationsstudie zur Implementierung von EIP-Agri auf der Grundlage von Befragungsergebnissen wird festgestellt, dass das neue Instrument auf ein hohes Interesse bei Innovationsakteuren stößt (Fotheringham, 2016, S. 25). Insbesondere der „bottom-up and farmer-led approach“ führt dazu, dass EIP-Agri von den Stakeholdern sehr geschätzt werde (Fotheringham, 2016, S. x). Auf dieser Grundlage kommen die Evaluatoren zu der Ein-schätzung, dass die erwarteten Förderhöhen für die in den OG umgesetzten Projekte attraktiv gewählt sind, so dass trotz der administrativen Hürden eine hohe Akzeptanz zu erwarten ist (Ebd. 87).

Die Ergebnisse der im SURE-Farm-Projekt durchgeführten Untersuchungen der Instrumente in Bezug auf ihre Resilienzorientierung verweisen auf den adaptabilitäts- und transformabilitäts-fördernden Charakter von EIP-Agri (Peter H. Feindt et al., 2019b S. 16). Die explizite Ausrichtung auf die Förderung von Innovationen im Rahmen der OG sowie der damit verbundene langfristige Zeithorizont der Projektförderungen sind zuträglich für die Transformabilität der Agrarsysteme.

Der breite Einbezug von verschiedenen Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen kann sowohl soziales Lernen als auch Tiefenlernen fördern und weist somit auf eine Stärkung der Adaptabili-tät sowie TransformabiliAdaptabili-tät (Daskiewicz & Balmann, 2018, S. 16). Indem die EIP-Agri auf Lösun-gen für praktische Probleme ausgerichtet sind, sind sie auch geeignet, die Robustheit der Agrar-systeme zu stärken.