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Einstellungen von Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung

6.4 Zwischenjahr/Brückenangebote

7.3.3 Einstellungen von Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung

In einem nächsten Schritt wurde untersucht, wie Lehrabgänger/-innen in einer Zwi-schenlösung (N=66) ihre Ausbildung erlebten, wie sie ihre aktuelle Situation wahrneh-men und wie sie in ihre Zukunft blickten. Dazu wurden sie mit zwei Gruppen vergli-chen:

1) Mit Maturandinnen und Maturanden in einer Zwischenlösung (N=38). Diese haben eine andere Ausbildung absolviert, aber anschliessend als Anschlusslösung ebenfalls ei-ne Zwischenlösung gewählt.

2) Mit erwerbstätigen Lehrabgänger/-innen (N=215). Diese haben ebenfalls eine Lehre absolviert, aber danach erfolgreich den Übergang in eine Erwerbstätigkeit vollzogen.

Es wurden Varianzanalysen oder T-Tests gerechnet (vgl. Tabelle 7.4).

Als erstes wurden die drei Gruppen bezüglich ihrer Zufriedenheit mit ihrer jeweils aktu-ellen beruflichen Situation über drei Zeitpunkte mit einer Varianzanalyse mit Messwie-derholung verglichen. Die Interaktion wurde signifikant (vgl. Abbildung 7.3) und mit simple effect Analysen (vgl. Field, 2009) näher untersucht. Die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation war bei den beiden Lernendengruppen während der beruflichen Ausbildung vergleichbar. Nach dem Übergang stieg die Zufriedenheit bei den Erwerbs-tätigen signifikant an, während sie sich bei den Lernenden in einer Zwischenlösung nicht veränderte. Bei den Maturandinnen und Maturanden war die Zufriedenheit hinge-gen zu Beginn höher, verschlechterte sich gehinge-gen Ende der Ausbildung und nahm danach wieder zu. Möglicherweise wurden die Mittelschüler/-innen gegen Ende ihrer Ausbil-dung schulmüde und damit unzufriedener und legten mit dem Zwischenjahr eine Erho-lungspause von ihrer Ausbildung ein.

Tabelle 7.4: Einstellungen zu Ausbildung und beruflicher Zukunft von Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung

2006 2007 2008 Zeit Faktor Interaktion

ZL nach Lehre 3.04 2.98 2.83 ZL nach Matura 3.30 2.72 3.22 Zufriedenheit mit

Ausbildung / Ar-beit

Erwerbstätigkeit 2.98 3.01 3.14

F(2, 4951)=

Erwerbstätigkeit 3.30 3.30 3.32

F(2, 3131)=

Erwerbstätigkeit 3.47

t(277)=

Erwerbstätigkeit 3.01

F(2, 216)=

Erwerbstätigkeit 3.40 3.45

F(1, 204)=

Erwerbstätigkeit 2.14

F(2, 210)=

Erwerbstätigkeit 3.16 3.27

F(1, 274)=

3.82† F(2, 274)=

1.12 F(2, 274)=

1.48

Anmerkungen: †=p<.10;*=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001; 1=Huynh-Feldt Korrektur (vgl. Field, 2009)

Die Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung waren hingegen während der Lehre ähnlich zufrieden wie Lernende mit einer anderen Anschlusslösung. Sie wählten die Zwischenlösung nicht aus einer aktuellen Unzufriedenheit mit der Ausbildung heraus.

Die Zwischenlösung hatte nach dem Übergang aber weder einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit wie bei den Maturandinnen und Maturanden, noch einen negativen Einfluss.

Abbildung 7.3: Entwicklung der Zufriedenheit mit der aktuellen beruflichen bzw. schulischen Situation von Lehrabgänger/-innen sowie Maturandinnen und Maturanden in einer Zwischenlö-sung und erwerbstätigen Lehrabgänger/-innen

In einem nächsten Schritt wurde untersucht, ob sich die drei Gruppen in ihrem Erleben der Ausbildung unterschieden. Dazu wurden drei Indikatoren verwendet: 1) Passungs-wahrnehmung zwischen Interessen bzw. Fähigkeiten und der Ausbildung der Jugendli-chen, 2) berufliche Sozialisation, 3) Identifikation mit dem Beruf bzw. der Ausbildung, 4) Wert/subjektive Wichtigkeit des Lebensbereichs "Arbeit und Ausbildung".

1) Die Passungswahrnehmung war bei allen drei Gruppen während der Ausbildungszeit vergleichbar (vgl. Abbildung 7.4). Nach dem Übergang verschlechterte sich die Pas-sungswahrnehmung bei der Gruppe der Maturandinnen und Maturanden signifikant. Im Vergleich zu den Erwerbstätigen hatten die beiden Zwischenlösungsgruppen nach dem Übergang eine signifikant tiefere Passungswahrnehmung. Die Zwischenlösung wird als wenig zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen passend beurteilt.

2) Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung hatten signifikant mehr Schwierigkei-ten in der beruflichen Sozialisation als die Lehrabgänger/-innen in einer Erwerbstätig-keit. Das heisst, sie hatten mehr Schwierigkeiten in der Bewältigungen von Herausfor-derungen im Betrieb, wie z.B. den Umgang mit Mitarbeitenden im Betrieb.

3) Lehrabgänger/-innen in Zwischenlösungen identifizierten sich im letzten Lehrjahr signifikant weniger mit ihrem Beruf als Lehrabgänger/-innen in einer Erwerbstätigkeit.

Im Vergleich zu den Maturandinnen und Maturanden bestand kein signifikanter Unter-schied.

1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0

2. Lehrjahr 3. Lehrjahr nach Übergang Zufreidenheit mit der aktuellen beruflichen resp. schulischen Situation

ZL nach Lehre ZL nach Matura Erw erbstätigkeit

Abbildung 7.4: Entwicklung der Passung von Lehrabgänger/-innen sowie Maturandinnen und Maturanden in einer Zwischenlösung und erwerbstätigen Lehrabgänger/-innen.

4) Junge Erwachsene schrieben dem Lebensbereich "Arbeit und Ausbildung" nach dem Übergang eine signifikant höhere Bedeutung zu. Während der hohe Wert bei den Er-werbstätigen stabil blieb, nahm er tendenziell bei den beiden Gruppen in einer Zwi-schenlösung zu (vgl. Abbildung 7.5).

Abbildung 7.5: Entwicklung der Wichtigkeit des Lebensbereiches "Arbeit und Ausbildung" von Lehrabgänger/-innen sowie Maturandinnen und Maturanden in einer Zwischenlösung und er-werbstätigen Lehrabgänger/-innen.

Insgesamt zeichnet sich ab, dass Lehrabgänger/-innen in Zwischenlösungen während

ih-1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0

2. Lehrjahr 3. Lehrjahr nach Übergang

Passungswahrnehmung

ZL nach Lehre ZL nach Matura Erwerbstätigkeit

1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0

3. Lehrjahr nach Übergang

Wichtigkeit des Lebensbereichs "Arbeit und Ausbildung"

ZL nach Lehre ZL nach Matura Erwerbstätigkeit

in einer Erwerbstätigkeit. Ihre Berufssozialisation scheint weniger günstig verlaufen zu sein und sie identifizieren sich weniger mit ihrem Beruf. Mit dem Übergang in eine Zwischenlösung nimmt die Wichtigkeit von Arbeit und Ausbildung für sie eher zu. Eine Zwischenlösung führt also nicht dazu, dass sie sich zurückziehen und vermehrt anderen Lebensbereichen wie Freizeit oder Familie zuwenden. Zwischenlösungen werden aber als vorübergehende suboptimale Lösungen gesehen, welche als weniger passend wahr-genommen werden als ihre Ausbildung.

Schliesslich wurden die wahrgenommenen Zukunftsaussichten der drei Gruppen vergli-chen. Die Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung antizipierten nicht mehr beruf-liche Schwierigkeiten als Maturandinnen und Maturanden in einer Zwischenlösung oder als Erwerbstätige (vgl. Tabelle 7.4). Die Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung unterscheiden sich im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen auch nicht in ihrer po-sitiven Lebenseinstellung. Trotz der beruflichen Schwierigkeiten während der Lehre blicken Lehrabgänger/-innen in einer Zwischenlösung insgesamt positiv in ihre Zu-kunft.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass Zwischenlösungen nach der Lehre nicht unprob-lematisch sind. Sie werden häufig aufgrund von Stellensuchschwierigkeiten gewählt und vor allem von jungen Erwachsenen mit einer Ausbildung, welche von Schwierig-keiten in der Berufssozialisation begleitet wurde. Die Wahl einer Zwischenlösung kann dennoch als ein zielgerichtetes Handeln der jungen Erwachsenen im Angesicht dieser Schwierigkeiten gesehen werden. So nimmt der Wert von Arbeit und Ausbildung nach dem Übertritt in eine Zwischenlösung für die Lehrabgänger/-innen eher zu und sie bli-cken optimistisch in ihre berufliche Zukunft.