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Bedingungen für Veränderungen in der Fach- und Methodenkompetenz

4.5 Bedingungen für Erfolg in der Berufsbildung

4.5.1 Bedingungen für Veränderungen in der Fach- und Methodenkompetenz

Lehr-jahr einen starken Zuwachs. Im Folgenden soll untersucht werden, welche (1) persönli-chen, (2) familiären, (3) schulischen und (4) betrieblichen Bedingungen die Kompe-tenzentwicklung beeinflussen. Die Ergebnisse werden jeweils getrennt für die selbstein-geschätzte Fach- und Methodenkompetenz dargestellt.

4.5.1.1 Persönliche Bedingungen

Die untersuchten persönlichen Bedingungen umfassten (a) Selbstwert, (b) Passungs-wahrnehmung zwischen Beruf, Interessen und Fähigkeiten sowie soziale Kompetenzen im Umgang mit Gleichaltrigen wie (c) Durchsetzungsvermögen und (d) Konfliktfähig-keit.

Fachkompetenz

Hoher Selbstwert, hohe Passungswahrnehmung, hohes Durchsetzungsvermögen und hohe Konfliktfähigkeit wirken sich unabhängig vom Lehrjahr positiv auf die Fachkom-petenz aus. In Tabelle 4.11 sind die F-Werte des Haupteffekts Gruppenzugehörigkeit (HF Gruppe), des Haupteffekts der zeitlichen Veränderung (HF Zeit) und des Interakti-onseffekts zwischen Gruppenzugehörigkeit und zeitlicher Veränderung (Interaktion) aufgeführt. Die Gruppeneffekte geben an, ob die Masse unabhängig vom Lehrjahr einen Einfluss auf die wahrgenommene Kompetenz haben. Der Zeiteffekt weist die Verände-rung vom ersten zum zweiten Lehrjahr aus. Die Interaktionseffekte zeigen, ob die Ver-änderung der Kompetenzen vom zweiten zum dritten Lehrjahr für Jugendliche mit ho-hen resp. niedrigen Werten in den persönlicho-hen Merkmalen unterschiedlich ist. Es wur-de jeweils auch die Varianzaufklärung (η2) als Mass für die Stärke des Effekts angeben, wobei in Anbetracht der relativ grossen Stichprobe auch kleine Werte aussagekräftig sind.

Tabelle 4.11: Einfluss persönlicher Bedingungen auf die wahrgenommene Fachkompetenz M Fachkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2 3.08 3.28 3.37 3.47 HF Gruppe 24.6 < .001 1, 490 .05

HF Zeit 153.5 < .001 1, 490 .24 a) Selbstwert

Interaktion 6.7 < .01 1, 490 .01 3.11 3.26 3.32 3.52 HF Gruppe 35.9 < .001 1, 483 .07

HF Zeit 149.5 < .001 1, 483 .24 b)

Passungs-wahrnehmung

Interaktion 1.8 ns 1, 483 .00 3.11 3.24 3.36 3.48 HF Gruppe 18.5 < .001 1, 490 .04

HF Zeit 150.3 < .001 1, 490 .24 c)

Durchsetz-ungsvermögen

Interaktion 0.0 ns 1, 490 .00 3.12 3.24 3.36 3.48 HF Gruppe 14.9 < .001 1, 490 .03

HF Zeit 150.4 < .001 1, 490 .24 d)

Konflikt-fähigkeit

Interaktion 0.0 ns 1, 490 .00

Methodenkompetenz

Die Analysen mit der Methodenkompetenz ergaben, dass sich die Jugendlichen mit ho-hem Selbstwert, hoher Passungswahrnehmung, hoho-hem Durchsetzungsvermögen und hoher Konfliktfähigkeit von jenen mit niedrigen Merkmalausprägungen unterschieden (vgl. Tabelle 4.12). Die Methodenkompetenz nimmt vom zweiten ins dritte Jahr bei al-len Gruppen zu, die Unterschiede zwischen den Gruppen blieben über die Zeit erhalten.

Tabelle 4.12: Einfluss persönlicher Bedingungen auf die Methodenkompetenz M Methodenkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2

4.5.1.2 Familiäre Bedingungen

Für die Analyse der familiären Bedingungen berücksichtigen wir folgende Skalen: (a) Qualität der Beziehung zu den Eltern, (b) Unterstützung zur Autonomie, (c) familiäre Stimulierung, d.h. Förderung der Kompetenzentwicklung durch die Eltern, (d) soziale Leistungserwartungen, (e) Bildungsaspirationen der Eltern, (f) Motivierung durch Ver-gleich mit Gleichaltrigen und (g) Motivierung durch Ermutigung.

Fachkompetenz

Es bestehen in fünf der sieben Bedingungen Gruppenunterschiede in der Selbsteinschät-zung der Fachkompetenz (keine Gruppenunterschiede bei sozialer Leistungserwartung und Bildungsaspiration der Eltern). Die Fachkompetenz nimmt in allen Bedingungen zu, die Unterschiede bleiben allerdings bestehen (keine signifikanten Interaktionseffek-te). Die soziale Leistungserwartung bildet die Ausnahme, hier gibt es eine Annäherung der beiden Mittelwerte.

Methodenkompetenz

Bei der Methodenkompetenz zeigte sich ein ähnliches Bild wie bei der Fachkompetenz.

Die Zunahme der Werte über die Zeit war bei allen Variablen in beiden Gruppen rele-vant. Die Niveauunterschiede bleiben erhalten (vgl. Tabelle 4.14).

Tabelle 4.13: Einfluss familiärer Bedingungen auf die Fachkompetenz M Fachkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2

Interaktion 0.0 ns 1, 486 .00

4.5.1.3 Schulische Bedingungen

Die schulischen Bedingungen wurden zwei Kategorien zugeordnet: a) Testleistungen in Deutsch und b) Mathematik, c) Intelligenz sowie d) Noten in Deutsch und e) Noten in Mathematik, f) Klassenzufriedenheit, g) Berufsfachschulzufriedenheit, h) Zufriedenheit mit der Deutschlehrperson, i) Klassenführung der Deutschlehrperson, j) Disziplinstö-rungen sowie k) intrinsische schulische Motivation.

Fachkompetenz

Ausser der intrinsischen schulischen Motivation zeigen die schulischen Bedingungen keine Gruppenunterschiede in der Fachkompetenz. Die Zunahme der Fachkompetenz vom zweiten ins dritte Lehrjahr wird in allen Bedingungen signifikant (vgl. Tabelle 4.15).

Tabelle 4.14: Einfluss familiärer Bedingungen auf die Methodenkompetenz

M Methodenkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2

Ermu-Ob wohl sich die Gruppen bei der Deutschnote nicht unterscheidet, wird doch die Inter-aktion zwischen der Gruppe und dem Lehrjahr statistisch bedeutsam, denn diejenigen mit tieferen Mathematiknoten schätzten ihre Fachkompetenz 2007 gleich hoch ein, wie diejenigen mit hohen Mathematiknoten, sie konnten sich also deutlich stärker steigern.

Anders bei der Berufschulzufriedenheit: hier zeigte sich, dass die Zufriedeneren sich deutlich stärker steigern konnten.

Methodenkompetenz

Bemerkenswert erscheinen bei der Methodenkompetenz zwei Befunde: 1) die signifi-kante Interaktion bei der Intelligenz: intelligentere Jugendliche konnten ihre Methoden-kompetenz stärker steigern als weniger intelligente. 2) Diejenigen Lernende, welche ei-ne tiefe Klassenzufriedenheit haben, zeigten eiei-ne höhere Methodenkompetenz (vgl. Ta-belle 4.16).

4.5.1.4 Betriebliche Bedingungen

Zu den betrieblichen Bedingungen zählen folgende Indikatoren: (a) Intrinsische Ar-beitszufriedenheit, (b) extrinsische ArAr-beitszufriedenheit, (c) berufliche Identifikation, (d) Zufriedenheit mit der Berufsbildnerin bzw. dem Berufsbildner, (e) Häufigkeit des Kontaktes mit der Berufsbildnerin bzw. dem Berufsbildner, (f) Kontakthäufigkeit mit Vorgesetzten, (g) Kontakthäufigkeit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, (h) Kon-takthäufigkeit mit anderen Lernenden und schliesslich (i) die Grösse des Betriebes.

Fachkompetenz

Die Analysen ergaben, dass die Fachkompetenz durch die intrinsische und extrinsische Arbeitszufriedenheit, die berufliche Identifikation sowie die Kontakthäufigkeit mit Vor-gesetzten, Mitarbeitenden und anderen Lernenden positiv beeinflusst wurde (vgl. Tabel-le 4.17). In alTabel-len Bedingungen ausser der Betriebgrösse gibt es Gruppen- und Zeiteffek-te.

Methodenkompetenz

Bei den Befunden zu betrieblichen Bedingungen und Methodenkompetenz erweist sich wiederum die intrinsische Arbeitszufriedenheit als einflussreich. Sowohl die Hauptef-fekte der Gruppe und Zeit als auch die Interaktion werden signifikant. Die Kontakthäu-figkeit zu Berufsbildenden, Vorgesetzten, Mitarbeitenden oder anderen Lernenden hat wenig Einfluss auf die Methodenkompetenz (Tabelle 4.18).

Zusammenfassung Fach- und Methodenkompetenz

Von den vier Bereichen zeigen sich insbesondere der betriebliche und der persönliche Bereich als stark einflussreich auf den Zuwachs der Fach- und Methodenkompetenz.

Aber auch die beiden anderen Bereiche, der familiäre und berufschulische, wirken sich auf die Selbsteinschätzung der Fach- und Methodenkompetenz aus.

Die Befunde zu den betrieblichen Bedingungen zeigen, dass sowohl der beruflichen Zu-friedenheit und Motivation als auch die Kontakthäufigkeit im Lehrbetrieb eine wichtige Funktion in der Entwicklung fachlicher und methodischer Kompetenzen zukommt. Wer seine Tätigkeit gerne ausübt, sich mit dem Berufsbild identifizieren kann, mit dem Vor-gesetzten zufrieden ist und viele Kontakte im Betrieb erfährt, schätzt sich kompetenter ein. Auch erklären viele dieser Bedingungen den eingeschätzten Kompetenzzuwachs vom zweiten ins dritte Lehrjahr. Insbesondere bestätigten die positiven Effekte häufiger Kontakte mit Vorgesetzten und Gleichaltrigen die Bedeutung sozialer Interaktion für die Entwicklung von Kompetenzen (vgl. Rogoff, 1998).

Tabelle 4.15: Einfluss schulischer Bedingungen auf die Fachkompetenz

M Fachkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2

Tabelle 4.16: Einfluss schulischer Bedingungen auf die Methodenkompetenz

M Methodenkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2 Tabelle 4.17: Einfluss betrieblicher Bedingungen auf die Fachkompetenz

M Fachkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2

zufriedenheit Interaktion 1.0 ns 1, 486 .00

Tabelle 4.18: Einfluss betrieblicher Bedingungen auf die Methodenkompetenz

M Methodenkompetenz

Gruppenbedingung 2006 Gruppenbedingung 2007

tief hoch tief hoch F p df η2 Zum einen stellen Vorgesetzte und Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter kompetente Mo-delle dar, deren Fertigkeiten von Lernenden imitiert werden können (vgl. Bandura, 1999), zum anderen schaffen gleichaltrige Interaktionspartner Gelegenheiten, Probleme kooperativ und gemeinsam zu lösen und dadurch Kompetenzen zu erwerben (Rogoff,

Übereinstimmend mit den Ergebnissen zum Schulerfolg (Kapitel 3) zeigen diese Be-funde, dass Fach- und Methodenkompetenz stark von familiären Bedingungen abhän-gen. Der Einfluss der Familie äusserte sich sowohl unabhängig als auch in Wechselwir-kung mit dem Lehrjahr. Einen besonders starken Einfluss auf die Fach- und Methoden-kompetenz sowie deren Entwicklung vom zweiten zum dritten Lehrjahr hatte die Quali-tät der Elternbeziehung. Die berufliche Entwicklung scheint somit eng mit dem elterli-chen Erziehungsstil und dem familiären Klima zusammenzuhängen.

Die Jugendlichen mit günstigeren persönlichen Ressourcen (Selbstwert, Passung etc.) zeigen deutlich höhere Werte in der Fach- und Methodenkompetenz und halten diesen Vorsprung gegenüber den Jugendlichen mit weniger günstigen persönlichen Ressour-cen.

Für die schulischen Bedingungen werden tiefere Werte ausgewiesen, was insgesamt auf weniger starke Zusammenhänge zwischen den schulischen Bedingungen und der Fach- bzw. Methodenkompetenz schliessen lässt.

4.5.2 Bedingungen für Veränderungen in der Ausbildungs- und