• Keine Ergebnisse gefunden

„Reiche schädigen Klima sehr viel stärker als Arme” (Kanter & Deutsche Presse-Agen-tur, 2020).

So lautet der Titel einer Pressemittelung des Spiegels am 21.09.2020. Die Aussage be-zieht sich auf eine am selben Tag veröffentlichte Studie von Oxfam, einer globalen Not-hilfe- und Entwicklungsorganisation (Oxfam Deutschland, 2015).

Trotz des kurzzeitigen starken Rückgangs der Kohlendioxidemissionen im Zuge der COVID-19-Pandemie wächst die Klimakrise, ausgelöst durch weiterhin ansteigende Emissionen in die Atmosphäre (Gore, 2020, S. 1). Aktuelle Extremwetterereignisse wie die Waldbrände in Australien oder der tropische Wirbelsturm Amphan in Indien und Bangladesch erinnern daran, wie gefährlich eine weitere Temperaturerhöhung schon um weniger als 1,5 °C ist (Gore, 2020, S. 2). Der Klimawandel und die damit einhergehende globale Erwärmung werden hauptsächlich durch den Menschen ausgelöst (Intergovern-mental Panel on Climate Change [IPCC], 2018, S. 48).

Eine Untersuchung von Oxfam und dem Stockholm Environment Institute (SEI), einem internationalen Forschungsinstitut für Umweltfragen, zeigt die ungleiche globale Vertei-lung der CO2-Emissionen. Der Bericht bezieht sich auf den Zeitraum von 1990 und 2015, in welchem die jährlichen globalen Emissionen um 60 % gewachsen sind. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen 1990 und 2015 die reichsten 10 % der Mensch-heit – dies entspricht etwa 630 Millionen Menschen – für 52 % der gesamten Kohlendi-oxidemissionen verantwortlich waren (Gore, 2020, S. 2). Die ärmere Hälfte der Weltbe-völkerung (3,1 Milliarden Menschen) hingegen waren für nur 7 % der Gesamtemissionen verantwortlich. Die Bevölkerungsgruppen, die jedoch am meisten mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben, sind die, die am wenigsten für diesen verantwortlich sind: Die ärmere Weltbevölkerung, sowie zukünftige Generationen (Gore, 2020, S. 2).

Klein (2019, S. 298) stellt fest, dass 10 bis 20 % der reichsten Bevölkerung auf der Erde ihre Lebensweise in dem aktuellen Ausmaß nicht beibehalten können. Weiterhin zeigt Klein auf, dass diese in Zukunft ihren Lebensstil verändern müssen – unter anderem in den Bereichen Fleischkonsum, Flugreisen sowie dem Energieverbrauch. Es stellt sich jedoch die Frage, welche konkreten Maßnahmen zum Schutz des Klimas beitragen kön-nen. In der Diskussion über den Klimaschutz und der damit zusammenhängenden Min-derung der Kohlendioxidemissionen werden häufig VerhaltensänMin-derungen wie die Nut-zung des öffentlichen Personennahverkehrs statt des Autos, der Verzicht auf das Flug-zeug als Verkehrsmittel oder die Umstellung der persönlichen Ernährungsweise genannt (Wynes and Nicholas 2017). Ebenso plädiert die Bundesregierung dafür, dass der

Klimawandel trotz COVID-19-Pandemie nicht vergessen werden darf (Bundesministe-rium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit [BMU], 2020, S. 5). Dieser Appell wird durch das Verfassen der vorliegenden Arbeit aufgegriffen.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Umweltverhalten in den Bereichen Mobilität und Ernährung genauer zu untersuchen sowie das Umweltbewusstsein zu analysieren.

Da jedes Individuum im Alltag tagtäglich vor Entscheidungen steht und Personen sich nicht in allen Situationen gemäß ihres Umweltwissens verhalten, ist eine Diskrepanz zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten vorhanden (DeSombre, 2018, S. 2).

Im Zuge des Klimawandels und der Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C-Ziels im Ver-gleich zum vorindustriellen Niveau scheint es von besonders hoher Relevanz die vor-herrschende Diskrepanz zu untersuchen. Da die alltäglichen Bereiche Mobilität und Er-nährung aufgrund des potenziell hohen Treibhausgasausstoßes von hoher Bedeutung sind (Wynes & Nicholas, 2017, S. 1), werden diese beiden Lebensbereiche genauer un-tersucht. Dies soll anhand von einer explorativen Analyse mittels problemzentrierter In-terviews erfolgen. Ziel ist die Erörterung, wie umweltbewusst die Interviewpartner*innen in ihrem Alltag in Bezug auf Ernährung und Mobilität sind und inwiefern sie sich umwelt-bewusst verhalten. Der Fokus im Ernährungsbereich liegt auf dem Fleischkonsum; im Mobilitätssektor wird die Verkehrsmittelwahl im Sinne des Klimaeinflusses durch Treib-hausgasemissionen als relevant erachtet. Dabei soll herausgefunden werden, ob bei den Interviewpartner*innen eine Diskrepanz zwischen Umweltbewusstsein und Umwelt-verhalten besteht worauf mögliche Abweichungen zurückzuführen sind.

Die Arbeit beginnt mit der Vorstellung des Begriffs Umweltbewusstsein und dessen Un-terteilung in drei Dimensionen, wozu auch das Umweltverhalten zählt. Das dritte Kapitel dient zunächst einem Überblick hinsichtlich des anthropogenen Klimawandels. Hierbei wird insbesondere auf die Wirkung der wichtigsten Treibhausgase sowie deren Folgen bezüglich des Temperaturerwärmung und dem damit zusammenhängenden Klima-schutz eingegangen. Das vierte Kapitel ist aufgrund des hohen Umwelteinflusses den beiden Verhaltensbereichen Mobilität und Ernährung gewidmet. Im darauffolgenden Ka-pitel werden drei ausgewählte theoretische Erklärungsansätze für das Umweltverhalten vorgestellt, die einem verbesserten Verständnis der Thematik dienen sollen. Die Er-kenntnisse anderer Forschungsarbeiten bezüglich Umweltbewusstseins und Umweltver-halten und deren Verhältnis zueinander werden im Anschluss aufgeführt. Im siebten Ka-pitel der Arbeit wird die verwendete Forschungsmethode der problemzentrierten Inter-views inklusive der Methode der Mental Maps skizziert und begründet. Die Ergebnisse der Untersuchung im Zuge der Beantwortung der Forschungsfragen werden im achten Kapitel dargestellt. Im Anschluss daran folgt die Diskussion mit einer kurzen

Zusammenfassung der Ergebnisse aus der durchgeführten Studie sowie einer ausführ-lichen Diskussion mit Einbezug von wissenschaftlicher Literatur. Es werden Ansatz-punkte für die Förderung von umweltbewusstem Verhalten herausgearbeitet sowie eine Machbarkeitsanalyse auf Basis der Interviews durchgeführt. Eine Ausführung bezüglich der Limitationen dieser Arbeit sowie eine Aufstellung an Implikationen für künftige For-schung runden dieses Kapitel ab. Im abschließenden zehnten Kapitel werden wesentli-che Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst und ein Ausblick geboten.