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6 Stand der Umweltbewusstseinsforschung

7.3 Auswertung der Interviews

7.3.2 Codierung

Der Text des Gesprächs wurde im nächsten Schritt von der Forschenden selbst in Co-diertext übersetzt und aufgebrochen, indem er zum einen verallgemeinert und verkürzt wird (Mattissek et al., 2013, S. 201). Zum anderen wurden nach (Flick, 2011, S. 392) Kategorien für die jeweiligen Aussagen der Interviewpartner*innen entwickelt und ver-geben. Die Codierung bereitet demnach den Interviewtext unter dem Blickwinkel der for-schungsspezifischen Fragestellungen auf (Mattissek et al., 2013, S. 201; Pfaffenbach, 2011, S. 168). Als Ziel ist die Beschreibung und Erklärung von Daten sowie deren Zu-sammenfassung und Ordnung zu nennen (Rädiker & Kuckartz, 2019, S. 67).

Rädiker und Kuckartz (2019, S. 68) verstehen unter dem Verb codieren, dass entweder ein bestimmter Textabschnitt einem Code untergeordnet wird oder ein Code einem aus-gewählten Bereich zugewiesen wird. Mithilfe der erstellten Codes setzt man sich eine Art Brille auf, durch die man die transkribierten Texte betrachtet und untersucht (Rädiker

& Kuckartz, 2019, S. 68–69).

Codes

Häufig werden Codes auch Kategorien oder Konzepte genannt, was teilweise zu Ver-wirrung führen kann, wenn diese Begriffe für mehrere Aspekte verwendet werden (Rä-diker & Kuckartz, 2019, S. 67). Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit mit der Termino-logie der Codes gearbeitet, da diese in MAXQDA verwendet wird.

Codes zeichnen sich in der Regel durch einen Aufbau aus einem einzelnen Wort oder einer Aneinanderreihung weniger Wörter aus (Rädiker & Kuckartz, 2019, S. 67). Über-dies sollte bei Bildung eines Codesystems laut Rädiker und Kuckartz (2019, S. 99) be-achtet werden, dass die gebildeten Codes klar voneinander zu trennen sind und verläss-lich zugeordnet werden können. Dies wurde im Rahmen dieser Studie berücksichtigt und dementsprechend das Codesystem (Code Frame) (vgl. Anhang E) inkl. Code-Definitio-nen erstellt, welches die Gesamtheit aller Codes bezeichnet (Kuckartz, 2018, S. 38).

Renner und Jacob (2020, S. 104) folgend ist das Kriterium der Disjunktheit von hoher Relevanz. Es gilt, dass ein Textabschnitt nur zu einem Code eingeordnet werden darf.

Die erwähnte Code-Definierung ist dabei sehr wichtig, da Ankerbeispiele die Zuordnung erleichtern und ggf. Regeln für eine Abgrenzung formuliert werden können. Zwar wurde das Kriterium der Disjunktheit von der Forscherin beachtet, doch sah die Forscherin an einigen Stellen Vorteile darin, Textstellen doppelt zu codieren. Zum Beispiel wurde in einem Interview die Einstellung zu dem ÖPNV erfragt, wobei das Gegenüber die Frage beantwortete und zusätzlich persönliche Gründe dafür nannte (Interview Nr. 2, Pos. 58-60). Diese Textstelle wurde demnach sowohl in den Subcode der Gründe für das Ver-halten als auch zum Code Einstellungen zu ÖPNV zugeordnet. Ein weiteres Beispiel sind Fehlvorstellungen, die teilweise gleichzeitig zu einem anderen Code passen (z.B.

Interview Nr. 4, Pos. 76).

Hierarchisches Codesystem

In der Forschungsarbeit wird ein hierarchisches Codesystem verwendet, da dieses über-sichtlich und ordnungsgebend ist und für eine folgende Inhaltsanalyse typisch. Ein sol-ches System besteht aus mehreren über- und untergeordneten Ebenen (Kuckartz, 2018, S. 38–39). Beispielsweise wurde der Obercode Umweltverhalten in mehrere Ebenen un-terteilt: Verkehrsmittelwahl, Ernährungsverhalten und Weitere Lebensbereiche sowie Lebensstil, welche teilweise wiederum verschiedene Unterebenen besitzen. Rädiker und Kuckartz (2019, S. 95) verweist darauf, dass in der gängigen Forschungspraxis höchs-tens vier Ebenen verwendet werden. Bei der Erstellung des Codesystems wurde beach-tet, dass dieses maximal 20 Obercodes und nicht mehr als zehn Subcode je Obercode enthalten sollte (Rädiker & Kuckartz, 2019, S. 109). Es sind zwar nur drei Obercodes – Umweltbewusstsein, Möglichkeiten für verhaltensändernde Techniken oder Methoden und Attraktive Innenstadt – im erstellen Codesystem vorhanden, doch gliedern sich diese

erneut in verschiedene Subcodes und zwei weiteren Ebenen. Der Code Gründe für das Verhalten – Im Bereich Mobilität enthält beispielsweise die Maximalzahl von zehn Codes.

Dies ist zurückzuführen auf den Umgang der Forschenden mit der Datensortierung, da eine gewisse Struktur erhalten bleiben sollte und die Gründe für das Verhalten in Berei-che wie z.B. Freizeit oder materielle und immaterielle Kosten aufteilt wurde.

Arten von Codes

In der Forschungsliteratur werden laut Rädiker und Kuckartz (2019, S. 67) mehrere Ar-ten von Codes (in diesem Fall wurde ursprünglich das Wort Kategorien verwendet) von-einander unterschieden (vgl. Tabelle 2).

Tabelle 2. Arten von Codes in der vorliegenden Studie (Rädiker & Kuckartz, 2019, S. 67).

Codes können nach der Art aufgeteilt werden in: Faktencodes, evaluative, natürliche sowie ana-lytische und thematische Codes. Weiterhin sind Emoticons und Symbole anzuführen, die in dieser Arbeit jedoch nicht angewendet worden sind.

Arten der Codes Charakteristika Code-Beispiele aus den Interviewtranskripten Faktencodes Diese sind leicht zu identifizierende

Fakten.

Umwelt in Gefahr?

Evaluative Codes Diese Codes bilden oftmals eine Or-dinalskala und sind demnach

Analytische Codes Solche Codes sind abstrakter als natürliche Codes und erfolgen aus

Diese sorgen für eine Struktur des Textes nach Themen sortiert und

Kuckartz (2018, S. 34) schlägt weiterhin die Verwendung des Begriffs der theoretischen Codes vor, sofern ein analytischer Code direkt aus einer Theorie entwickelt wurde.

Techniken – offenes und thematisches Codieren

Beim Codieren werden zwei Vorgehensweisen voneinander unterschieden: Das offene und das thematische Codieren (Mattissek et al., 2013, S. 201). Diese beiden Techniken

sind mit den Begriffen Induktion und Deduktion in Verbindung zu bringen. Aus einer in-duktiven Forschungsperspektive werden Codes direkt aus dem Datenmaterial heraus gebildet; wohingegen die deduktive Codebildung auf Basis einer Theorie oder eines Konzeptes vor der eigentlichen Datenanalyse von Statten geht (Kuckartz, 2010, S. 200;

Rädiker & Kuckartz, 2019, S. 68). Die Codes können laut Kuckartz (2010, S. 201) nichts-destoweniger aus anderen Untersuchungen oder aus dem Interviewleitfaden stammen.

Rädiker und Kuckartz (2019, S. 97) hingegen favorisieren die Begriffe datengesteuert (data-driven) für induktiv und konzeptgesteuert (concept-driven) für die deduktive Code-bildung. Diesem Vorschlag wird in der nachfolgenden Ausführung der beiden Techniken nachgegangen. Bei der datengesteuerten Bildung ist werden zwar keine Codes vorab definiert, doch werden die Textabschnitte mit neuerstellten, nahe an den Daten liegen-den Codes, versorgt (Rädiker & Kuckartz, 2019, S. 69). Beim offenen Codiervorgang können einzelnen Textabschnitten Verallgemeinerungen zugewiesen werden (Pfaffen-bach, 2011, S. 168). Beispielsweise wurde wie von Kuckartz (2018, S. 95) vorgeschla-gen zu Beginn das offene Codieren angewendet und dementsprechend eine Liste von In-vivo-Codes erstellt, um unvoreingenommen zu sein. In einem zweiten Schritt wurde jedoch konzeptgesteuert vorgegangen: Die Grundlage hierfür war der Leitfaden (vgl. An-hang A) sowie das Konzept Umweltbewusstsein (vgl. Kapitel 2). Beim konzeptgesteuer-ten Codieren ist die Entwicklung der Codes stärker eingegrenzt, da diese auf Basis der Fragestellung(en) entwickelt werden (Pfaffenbach, 2011, S. 168). Mattissek et al. (2013, S. 202) empfehlen diese Form der Codierung vor allem für Leitfadeninterviews, da bei solchen die Themen der Interviews vorgegeben sind. Damit wird im Gegensatz zu offe-neren Ansätzen verstärkt eine Vergleichbarkeit geschaffen. Anschließend wurde geprüft, welche Codes sich nicht zuordnen lassen und im Zuge dessen weitere Codes datenge-steuert gebildet.