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Ansatzpunkte für umweltfreundliches Verhalten

6 Stand der Umweltbewusstseinsforschung

8.2 Ansatzpunkte für umweltfreundliches Verhalten

Aufgrund der festgestellten Diskrepanzen zwischen Umweltbewusstsein und Umwelt-verhalten werden Ansatzpunkte für umweltfreundliches Verhalten untersucht, um fol-gende Forschungsfrage zu beantworten: Welche Ansatzpunkte und Methoden eigenen sich für die Motivation zu umweltfreundlichen Verhalten?

8.2.1 Bereitschaft zu Verhaltensänderungen

Dabei stellt sich vorerst die Frage, ob die Interviewpartner*innen handlungsbereit sind.

Handlungsbereitschaft im Sinne von Verhaltensänderungen besteht in einigen Fällen, wie der Bereitschaft, bei einem attraktiveren ÖPNV-Angebot die öffentlichen Verkehrs-mittel zu nutzen (Interview Nr. 1, Pos. 41-42).

Andererseits werden u.a. Einschränkungen gemacht: „Natürlich, ja eine vegane Ernäh-rung ist sicherlich besser, aber dazu bin ich halt nicht bereit, das zu tun, im Moment. Also ich weiß, dass es besser wäre, aber ich habe nicht das Ziel, das in nächster Zeit zu erreichen.“ (Interview Nr. 3, Pos. 44). Es scheint teilweise die Bereitschaft zum Handeln zu fehlen:

„Weil ich der Meinung bin, dass es meine freie Entscheidung ist – sag ich jetzt mal – wie ich mich verhalte und da gebe ich getrost einen Keks darauf, was, wenn andere Leute versuchen quasi mir vorzuschreiben, was ich machen soll oder irgendwie Ideen geben oder Anregungen geben möchten.“ (Interview Nr. 4, Pos. 30).

Potenzial zu Veränderung

Allerdings scheint es zumindest bei einigen Interviewpartner*innen Potenzial zu Verän-derung zu geben: Eine Person beschreibt, dass sie Dinge erheblich verbessern könne, wie sich gesünder zu ernähren (Interview Nr. 4, Pos. 4). Trotzdem scheint dies aufgrund von privatem Stress aktuell nicht möglich (Interview Nr. 4, Pos. 38). Eine Person verweist auf die Schwierigkeit des Themas (Interview Nr. 3, Pos. 40), doch ist der Meinung, dass wir jetzt etwas ändern müssen (Interview Nr. 3, Pos. 37-38).

Aufgrund des Fokus auf die Lebensbereiche Mobilität und Ernährung werden im Folgen-den spezifische Äußerungen zur Handlungsbereitschaft wiedergegeben.

Mobilität

In Bezug auf Mobilität gesteht sich Interviewpartnerin Nr. 1 ein, dass sie z.B. das Auto-fahren reduzieren könne (Interview Nr. 1, Pos. 40). Gesprächspartnerin Nr. 6 (Pos. 18;

36) wünscht sich sogar einen Verzicht auf das Auto. Auch Interviewpartner Nr. 4 spricht das Thema im Zusammenhang mit der Einsparung von Geld an (Interview Nr. 4, Pos.

40). Einen Verzicht auf den Pkw gehe er unfreiwillig ein, indem er mit seiner Mitbewoh-nerin sein Auto teile (Interview Nr. 4, Pos. 46). Zwar ist Interviewpartner Nr. 5 bereit, auf

sein Auto zu verzichten (Interview Nr. 5, Pos. 93-94), doch verweist er darauf, ohne Pkw nur schlecht auszukommen (Interview Nr. 5, Pos, 11-12). Außerdem wurde angespro-chen, dass weiterhin der Wunsch bestehe, zu fliegen (Interview Nr. 3, Pos. 18; Interview Nr. 4, Pos. 32). Manche Interviewpartner*innen wollen häufiger den ÖPNV sowie das Fahrrad nutzen. Beispielsweise überlegt sich eine Befragte, mit dem Zug, statt dem Pkw zur Arbeit zu fahren, was sie allerdings aus Zeitgründen wieder verwarf (Interview. Nr.

6, Pos. 60). Eine Person beschreibt die Situation wie folgt:

„Ich sollte mich mehr bewegen; einfach für mich selber tun und mein Auto stehen lassen, weil Sprit kostet auch nur Geld und das ist auch wieder so ein Ding: Hätte ich da vielleicht mehr Geld, könnte ich das vielleicht in meine Ernährung stecken, beispielsweise.“ (Inter-view Nr. 4, Pos. 40).

Ernährung

Im Bereich Ernährung wurde abgefragt, inwiefern die Befragten bereit sind, ihren Fleischkonsum und den Konsum anderer tierischer Produkte einzuschränken. Die Frage nach der Bereitschaft den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren, bejahten die Befragten in der Regel (Interview Nr. 1, Pos. 46; Interview Nr. 3, Pos. 47-48; Interview Nr. 4, Pos.

48; Interview Nr. 5, Pos. 99-100). Allerdings werden teilweise Einschränkungen ge-macht: Eine Person ist bereit, an zwei bis drei Tagen in der Woche Fleisch zu konsumie-ren, sofern Alternativen vorhanden sind (Interview Nr. 4, Pos. 48; 50). Eine weitere Per-son sieht nicht den Sinn, den Konsum zu reduzieren (Interview Nr. 5, Pos. 100). Eine Gesprächspartnerin hingegen erzählt, dass sie schon ein Jahr lang auf Fleisch verzichtet habe und eine vegetarische Ernährung für sie weiterhin in Frage komme (Interview Nr.

1, Pos. 46). Von anderen Personen wird betont, dass ein Fleischverzicht für sie nicht in Frage kommen würde (Interview Nr. 3, Pos. 22; Interview Nr. 4, Pos. 50; Interview Nr. 5, Pos. 113-114).

Eine vegane Ernährung kommt für die wenigsten in Frage (Interview Nr. 3, Pos. 49-50;

Interview Nr. 4, Pos. 28), u.a. aufgrund des Käses (Interview Nr. 1, Pos. 48; Interview Nr. 2, Pos. 66; 68). Zum Beispiel äußert sich Interviewpartner Nr. 4 mit folgenden Wor-ten: „Oh Gott, ich werde niemals Vegetarier werden, das weiß ich. Oder Veganer – das einfach, geht nicht“ (Interview Nr. 4, Pos. 50).

Schwierigkeiten bei Verhaltensänderungen

Im Laufe der Gespräche kamen zudem einige Schwierigkeiten im Zuge der Verhaltens-änderungen zur Sprache. Beispielsweise scheint es als Handwerker mit Werkzeug schwieriger ohne Auto zu einem Kunden zu gelangen (Interview Nr. 5, Pos. 53-54). Au-ßerdem spricht eine Befragte mit Kind an, dass es eine Herausforderung sei, die Arbeits-zeiten und das Abholen des Kindes aus dem Kindergarten zu vereinbaren (Interview Nr.

6, Pos. 20). Die Globalität des Klimas und eine erforderliche internationale Zusammen-arbeit stellen eine weitere Herausforderung dar (Interview Nr. 5, Pos. 160).

8.2.2 Verhaltensänderungen – Wunsch und Möglichkeiten

Doch besteht auch der Wunsch nach Veränderung? Zwei Person meinen, sie seien zu-frieden in ihrer aktuellen Situation (Interview Nr. 5, Pos. 79-80) und es solle sich nichts ändern (Interview Nr. 2, Pos. 54; 56; Interview Nr. 4, Pos. 38). Interviewpartnerin Nr. 6 äußert im Gegensatz dazu klare Wünsche nach Veränderung: Gerne hätte sie kein Auto (Interview Nr. 6, Pos. 18) und würde ihre Ernährung, v.a. zum Wohlergehen ihrer Tochter optimieren (Interview Nr. 6, Pos. 32).

In den Gesprächen kommen mehrere Bereiche zur Sprache. Infrastrukturell soll ein Ver-besserter Ausbau der Bahnnetze und Busfahrpläne angestrebt werden (Interview Nr. 1, Pos. 40). Politisch fordert eine Person drastische Schritte der Umsetzung (Interview Nr.

6, Pos. 60). Interviewpartner Nr. 3 schlägt die Anpassung von Preisen, z.B. die Verteu-erung des Fliegens mit dem Flugzeug, vor (Interview Nr. 3, Pos. 34). Preislich wird sich zudem eine Vergünstigung im Bereich ÖPNV gewünscht (Interview Nr. 1, Pos. 40). Es wird weiterhin der Einbau der Themen Ernährung und der Vor- und Nachteile der ver-schiedenen Ernährungsarten in die Bildung vorgeschlagen (Interview Nr. 1, Pos. 92; 96;

97-98). Darüber hinaus wird sich eine Erweiterung an Informationen gewünscht, bei-spielsweise in Form von Produktlabels, damit die ökologischen Auswirkungen für Kon-sumierende sichtbar und einfacher zugänglich sind (Interview Nr. 3, Pos. 34). Inter-viewpartner Nr. 3 formuliert seinen Wunsch wie folgt.

„Ja, wenn es da zum Beispiel eine Bezeichnung gäbe, für dieses Produkt wurden so und so viel Kilogramm CO2-Äquivalent ausgestoßen. Also eine Bezeichnung dieser Art, die würde das natürlich sehr, sehr greifbar machen.“ (Interview Nr. 3, Pos. 36).

Eine Person fügt den Wunsch nach vermehrtem Austausch hinzu, z.B. durch eine Er-nährungsberaterin (Interview Nr. 6, Pos. 34). Ihr Wunsch an sich selbst ist eine bessere Ernährung, sodass der Körper gute Nährstoffe bekommt (Interview Nr. 6, Pos. 38).

Förderung von umweltbewusstem Verhalten

Die Frage bleibt, wie umweltbewusstes Verhalten gefördert werden kann. Dafür geben die Interviewinhalte einige Anstöße. Im Bereich Mobilität wird darauf verwiesen, dass der ÖPNV eine Alternative zum Pkw darstellt (Interview Nr. 5, Pos. 101-102), insbesondere beim Besitz einer Dauerkarte (Interview Nr. 4, Pos. 44). Außerdem könne die Taktzeiten des ÖPNV erhöht werden (Interview Nr. 6, Pos. 20).

Für Gesprächspartner Nr. 4 bleibt die Frage nach Alternativen des Fleischkonsums (In-terview Nr. 4, Pos. 48). Eine weitere Person erkennt die Chance der Überzeugungsarbeit

als Möglichkeit für die Reduzierung des eigenen Fleischkonsums an (Interview Nr. 5, Pos. 101-102).

Externe Faktoren

Ferner kommen externe Faktoren zur Sprache, die das Verhalten determinieren: Zum Beispiel der Arbeitsort (Interview Nr. 6, Pos. 32). Von einer Person wird die Begrenztheit des eigenen Handelns angesprochen, da z.B. Mietende nur gewisse Möglichkeiten ha-ben (Interview Nr. 3, Pos. 32). Eine Krankheit (Interview Nr. 2, Pos. 54) oder ein bedenk-licher Gesundheitszustand (Interview Nr. 5, Pos. 72) stellen weitere externe Faktoren dar.

8.3 Auswertung der Mental Maps: Vorstellungen und Wünsche