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Dimensionen von Umweltbewusstsein

2 Umweltbewusstsein und Umweltverhalten

2.2 Dimensionen von Umweltbewusstsein

Es ist jedoch sinnvoll, Umweltbewusstsein in einzelne Teilbereiche aufzuteilen (Schahn

& Giesinger, 1993, S. 12). Im Falle eines solchen mehrdimensionalen Konstrukts werden verschiedene Dimensionen als Summe zusammengefasst (Bundesministerium für Um-welt & BMU, 2019, S. 67), welche den übergeordneten Begriff des UmUm-weltbewusstseins beschreiben. Durch die theoretische Diskussion und empirische Untersuchungen konnte der Begriff des Umweltbewusstseins in mehrere Teilaspekte eingeteilt werden (Preisen-dörfer, 1999, S. 43). Dabei werden unter anderem Einstellungen und die Wahrnehmung

von Chancen und Risiken einbezogen. Sofern dies möglich ist, werden zusätzlich Hand-lungsabsichten, Gestaltung- und Handlungskompetenzen und Verhaltensmuster inte-griert (Scholl et al., 2016, S. 54). Klassischerweise wird Umweltbewusstsein in der em-pirischen Sozialforschung – sofern mit präzisen und operationalisierten Kategorien ge-arbeitet wird – in die folgenden drei Hauptdimensionen zerlegt: Umweltwissen, Umwelt-einstellungen und Umweltverhalten (Grunenberg & Kuckartz, 2003, S. 27; Haan &

Kuckartz, 1996, S. 37; Scholl et al., 2016, S. 38). Im Folgenden sollen diese Dimensio-nen getrennt voneinander betrachtet werden und im Zuge dessen definiert werden. Um keine Verwirrung zu riskieren, wird in dieser Arbeit an der Unterscheidung der einzelnen Dimensionen des Umweltbewusstseins sowie des allgemeinen Umweltbewusstseins festgehalten.

2.2.1 Umweltwissen

Kuckartz (1995, S. 72) bezeichnet Umweltwissen (kognition) als Spezialwissen über die Ökologie. Er führt dies genauer aus, indem er Umweltwissen als Kenntnis- und Informa-tionsstand eines Individuums über die Natur und Umwelt, Flora und Fauna sowie über Zusammenhänge und Probleme in der Ökologie definiert. Haan und Kuckartz (1996, S. 37) fügen zusätzlich dazu die Aspekte der Traditionen, Methoden und Denkmuster im ökologischen Bereich und sowie dessen Entwicklungen und Trends hinzu. Das Umwelt-wissen lässt sich weiter in Teilaspekte unterteilen: FaktenUmwelt-wissen, Wissen über Kausal-zusammenhänge und Wissen über persönliche und allgemeine Handlungsmöglichkeiten (Schubert, 2000, S. 28). Allerdings ist in der wissenschaftlichen Literatur keine einheitli-che Unterteilung zu finden.

2.2.2 Umwelteinstellungen

Unter Umwelteinstellungen (attitudes) werden außer Einstellungen gegenüber dem Um-weltschutz im engeren Sinne auch Ängste, Empörung, Zorn, normative Orientierungen und Werthaltungen subsumiert (Grunenberg & Kuckartz, 2003, S. 27). Haan und Kuckartz (1996, S. 37) schließen darüber hinaus Handlungsbereitschaften mit ein. Ein-stellungen allgemein werden aus sozialpsychologischer Sicht als Bewertungen von Er-eignissen, Handlungen und Objekten verstanden (Schahn & Matthies, 2008, S. 665).

Neben der Wissensdimension lässt sich auch die Einstellungsdimension in drei Kompo-nenten aufgliedern: Die kognitive, affektive und konative Komponente (Schahn & Gie-singer, 1993, S. 12). Bodenstein et al. (1997, S. 34) bezeichnet letztere alternativ als intentionale Komponente. Die kognitive Komponente beschreibt Wissen und die darauf aufbauenden rationalen Bewertungen und die Meinungsbildung (Schahn & Giesinger, 1993, S. 12). Bodenstein et al. (1997, S. 34) schränkt die Wissenskomponente auf das

objektbezogene Wissen ein. So können Umweltreize in Kategorien eingeteilt werden, Typen gebildet werden sowie mit Hilfe von Kognitionen reduziert und vereinfacht wer-den. Kuckartz (1995, S. 71) versteht unter dem Begriff des Affekts umweltbezogene Emotionen. Bewertungen und Äußerungen der individuellen Emotionen werden damit unter der affektiven Komponente zusammengefasst (Schahn & Giesinger, 1993, S. 12).

Grunenberg und Kuckartz (2003, S. 27) bezeichnet die emotionale Anteilnahme an Pro-zessen der Umweltzerstörung als Betroffenheit (affect). Mit letzterer, der konativen Kom-ponente, sind Verhaltensabsichten gemeint (Schahn & Giesinger, 1993, S. 12). Boden-stein et al. (1997, 34f.) fokussieren hingegen die Verhaltensbereitschaft im Rahmen der vorgeschlagenen intentionalen Komponente. Durch diese Komponente werden Präfe-renzen gegenüber bestimmten Verhaltensmustern und Reaktionen ausgedrückt. Diese Verhaltensintention ist jedoch von dem eigentlichen Handeln in konkreten Situationen zu unterscheiden.

2.2.3 Umweltverhalten

Umweltverhalten (actual commitment) (Grunenberg & Kuckartz, 2003, S. 27) meint das tatsächliche, beobachtete Verhalten eines Individuums in umweltrelevanten Alltagssitu-ationen (Haan & Kuckartz, 1996, S. 37). Kuckartz (1995, S. 71) sowie Grunenberg und Kuckartz (2003, S. 37) verweisend darauf, dass es sich dabei in der Regel um das selbstberichtete Verhalten handelt. Dieses Argument wird auch von dem Bundesminis-terium für Umwelt und BMU (2019, S. 68) bekräftigt: Das Umweltverhalten stellt Aussa-gen zu persönlichen Verhaltensweisen in diversen Lebensbereichen mit Umweltrelevanz – wie auch die Bereiche Ernährung, Einkauf und Mobilität (vgl. Kapitel 4) – dar. Dies gilt insofern als problematisch, dass erhebliche Diskrepanzen zwischen dem beobachteten und dem selbstberichteten Verhalten bestehen (Grunenberg & Kuckartz, 2003, S. 27).

3 Der anthropogene Klimawandel

Es gibt viele Gründe, über den Klimawandel besorgt zu sein. Die Treibhausgasemissio-nen in der Atmosphäre haben sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau nahezu ver-doppelt (DeSombre, 2018, S. 1). In der vorindustriellen Zeit (vor 1750) (IPCC, 2018b, S. 28), kamen nur lokal vereinzelte Umweltprobleme in geringem Ausmaß vor. Heute sind die Folgen nicht nur regional, sondern global, vielfältig und von gravierenden Aus-maßen (Huber, 2001, S. 160).

Neben anthropogenen Einwirkungen beeinflussen natürliche Faktoren außerhalb des Klimasystems das globale Klima. Die natürlichen Antriebe reichen von Vulkanausbrü-chen über Änderungen der Sonnenaktivität bis zu Schwankungen der Erdbahnparame-ter. Diese Faktoren können für große Klimaveränderungen verantwortlich sein. Trotzdem wird in dieser Arbeit nur der anthropogene Klimawandel, d.h. der durch den Menschen verursachte Klimawandel, fokussiert. Der Grund hierfür ist, dass menschliche Faktoren heute die dominantesten Klimaeinflüsse darstellen (Brönnimann, 2018, S. 267; Bush, 2020, S. 62; IPCC, 2013b, S. 46; Newell et al., 2014, S. 444). Eine der bedeutendsten Aussagen des fünften Sachstandsberichts des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Kli-maänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) ist, dass der Ein-fluss des Menschen als Hauptursache der beobachteten Erderwärmung besteht. Die Wissenschaft kann dies mit 95-prozentiger Sicherheit bestätigen (H. Schmidt et al., 2017, S. 13). Diverse Belege sind von Wissenschaftlern der ganzen Welt gefunden wor-den, welche unabhängig voneinander, auf Basis verschiedener Klimaindikatoren die Er-derwärmung bestätigen (IPCC, 2013b, S. 8).

Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass anthropogene Veränderungen deutlich schneller vonstattengehen als natürliche Veränderungen (Huber, 2001, S. 160; Mathez & Smer-don, 2018, S. 8). Das Klimasystem reagiert schon auf kleine Änderungen sensibel (Rahmstorf & Schellnhuber, 2018, S. 28). Beim Erreichen einer bestimmten kritischen, nur selten bekannten Schwelle, verstärkt sich der Klimawandel von selbst und es können sprunghafte Veränderungen ausgelöst werden, die teilweise irreversibel sind (IPCC, 2016, S. 14). Dieses Prinzip wird als Kippschalter-Prozesse (Tipping Point Processes) bezeichnet (Niebert, 2016, S. 256; C. Schönwiese, 2019, S. 108). Das IPCC (2018b, S. 8) geht davon aus, dass die Erderwärmung zwischen 2030 und 2052 1,5 °C erreicht, sofern sich die Geschwindigkeit nicht verringert. Gleichwohl ist es bereits ab einer glo-balen Erwärmung von 1,5 °C eine Überschreitung der Kipppunkte des Klimasystems möglich (BMU, 2020, S. 8–9). Außerdem ist Klimasystem durch viele selbstverstärkende Rückkopplungsprozesse geprägt, die zu extremen und plötzlichen Klimaänderungen führen können (Ranke, 2019, S. 70). „Eine Wechselwirkung, bei der eine Störung einer

klimatischen Größe Änderungen in einer zweiten verursacht und die Änderungen der zweiten Größe letztlich zu einer zusätzlichen Änderung der ersten führen” (IPCC, 2016, S. 15), nennt man Rückkopplung.

Der seit den 1970ern vorherrschende ununterbrochene Erwärmungstrend stellt das Kernproblem der stetigen Änderung des Klimas dar (Brönnimann, 2018, S. 267; Ranke, 2019, S. 70), denn dies bringt schwerwiegende Folgen mit sich (Kerber, 2018, S. 10;

Rahmstorf & Schellnhuber, 2018, S. 38). Deshalb wird der Begriff Klimawandel oftmals auch als Erderwärmung bezeichnet (Bhattacharya, 2018, S. 1). Laut des IPCC (2018b, S. 28) beschreibt der Begriff der globalen Erwärmung die geschätzte Zunahme der durchschnittlichen globalen Oberflächentemperatur im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die globale Erwärmung ist messbar: Seit Beginn der Industrialisierung ist ein An-stieg der globalen Durchschnittstemperatur von etwa 1,0 °C gegenüber der vorindustri-ellen Zeit vorzuweisen (BMU, 2020, S. 6; Niebert, 2016, S. 255). Die wahrscheinliche Bandbreite beträgt 0,8 °C bis 1,2 °C (IPCC, 2018a, S. 8).

Der wichtigste Antriebsfaktor der beobachteten Temperaturerhöhung sind, wie im voran-gegangenen Abschnitt beschrieben, menschliche Einflüsse, wobei neben Landoberflä-chenveränderungen und dem Ausstoß von Aerosolen insbesondere Treibhausgasemis-sionen eine Veränderung des Klimas auslösen (Brönnimann, 2018, S. 291; BMU, 2020, S. 6; Bush, 2020, S. 62). Durch menschliche Aktivitäten sind die Konzentrationen der Treibhausgase in der Atmosphäre auf Werte angestiegen, die seit mindestens den ver-gangenen 800 000 Jahren nicht aufgetreten sind (IPCC, 2013a, S. 15). Deshalb wird im folgenden Abschnitt das Thema der Treibhausgase behandelt.