• Keine Ergebnisse gefunden

Das erste Kapitel dieser Arbeit erläutert die Problemstellung, die Zielsetzung und die Forschungsfragen, die zu dieser Masterarbeit über Personalbindungspro-grammen im Jahresabschluss führen und den ersten Teil dieser darstellen. Die Vorgehensweise und der Aufbau der Masterthesis werden ebenfalls in diesem Kapitel beschrieben.

1.1 Problemstellung

„Ende der Arbeit“ (Bonin et al. 2015, S. 4), „Fortschritt macht arbeitslos“ (Zucht 1978, S. 1), „Sie sind entlassen“ (Müller-Wohlfahrt 2016, S. 1) – mit diesen Worten werden Zukunftsprognosen über die Auswirkung neuer Technologien auf den Arbeitsmarkt eingeleitet. Besonders oft wird in diesem Zusammenhang eine Studie von Frey und Osborne (vgl. 2017) erwähnt. Über 700 Berufe werden in dieser Studie nach ihrer Automatisierbarkeit analysiert und kategorisiert. Im Ergebnis wird der Schluss gezogen, dass in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren etwa die Hälfte aller Berufe zu über 70 % automatisierbar sind. Auch das Buch Aufstieg der Roboter von Ford (vgl. 2016) zeigt eine aktuelle Problemstellung für die Zukunft des Arbeitsmarktes und damit für die Gesellschaft auf. In diesem Werk wird geschlussfolgert, dass durch den wachsenden Anteil an maschinell durchführbaren Tätigkeiten und durch künstliche Intelligenz immer mehr Arbeitsplätze gestrichen werden. Hohe Arbeitslosigkeit wird dadurch verursacht, was zu einer sozialen und wirtschaftlichen Störung des gesellschaftlichen Systems führt.

Darauf aufbauend kann der Schluss gezogen werden, dass selbst wenn die Hälfte der Berufe zu 70 % automatisierbar ist, insgesamt 35 % aller Tätigkeiten betroffen sind und somit 65 % aller Aufgaben nicht automatisierbar sind. Die ökonomische Frage, ob diese 35 % an Tätigkeiten wirtschaftlicher von Menschen oder Maschinen durchgeführt werden, wird im Rahmen dieser zuvor genannten Studie von Frey und Osborne nicht geprüft. Wirtschaftlich sinnvoll automatisierbar sind vor allem standardisierbare Routinetätigkeiten. Aus dieser

Annahme kann der Umkehrschluss gezogen werden, dass nicht standardisierbare, heterogene Tätigkeiten und das damit verbundene Personal in absehbarer Zeit nicht von Unternehmen durch die Auswirkung des technologischen Fortschritts gestrichen werden können und keine Massenarbeitslosigkeit bevorsteht. (vgl. Südekum 2018, S. 4-11)

Das betrieblich weiterhin notwendige Personal ist Teil der von der Statistik Austria (vgl. https://www.statistik.at 2018) herausgegebenen und bis inkl. des Jahres 2016 konstant gestiegenen Fluktuationsstatistik. Die im November 2018 veröffentlichten Werte aus dem Jahr 2017 sind erstmalig seit dem Jahr 2010 spürbar gesunken. Abgesehen von der Fluktuationsentwicklung ist der aktuelle Arbeitsmarkt geprägt von einem Mangel an Fachkräften, der unter anderem durch die demografische Alterung der Gesellschaft und das dadurch sinkende Arbeitskräftepotenzial verstärkt wird (vgl. Tichy 2018, S. 4).

Laut einer EY-Studie (vgl. https://www.ey.com 2018) ist der Fachkräftemangel bereits derzeit das größte Risiko für die österreichischen mittelständigen Unternehmen und die Hälfte verliert bereits Umsätze aufgrund dessen.

Auch die Autoren einer Studie, welche von der Fachhochschule der Wirtschafts-kammer Wien durchgeführt wurde, sind zum Schluss gekommen, dass ein erhebliches bis hin zu einem existenzbedrohenden Risiko für österreichische Unternehmen besteht, bei Verlust oder Fehlen von bestimmten MitarbeiterInnen – den sogenannten Schlüsselkräften. Diese Personen tragen laut Definition wesentlich zum Geschäftserfolg bei und können somit insbesondere beim Austritt enorme Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen haben. In österreichischen Unternehmen wird zwar versucht Schlüsselkräfte zu binden, jedoch fehlt eine sowohl fundierte als auch gezielte Planung und Kontrolle der Programme. Nur knapp ein Viertel, der durch die Autoren dieser Studie der Fachhochschule Wien befragten Personalisten gab an gezielte Maßnahmen zu treffen um Schlüsselkräfte an das Unternehmen zu binden und davon versuchen weniger als ein Viertel den Nutzen daraus zumessen. (vgl. Covarrubias Venegas et al.

2015, S. 18-21)

Diese gezielten Maßnahmen können Auswirkungen auf die Unternehmens-ergebnisse - den Jahresabschluss - haben. Unter anderem aufgrund dieser Ergebnisse wird das Management der Unternehmen gemessen und daraus abgeleitet erhält die Unternehmensführung häufig eine variable Entlohnung (vgl.

Pollheimer/Sailer 2018, S. 399). Unter anderem aus diesem Grunde ist anzunehmen, dass diese Auswirkung eine wesentliche Rolle in der Planung, Einführung und Abschaffung von Personalbindungsprogrammen durch das Management hat.

1.2 Zielsetzung

Die Überprüfung, ob durch den am Beginn dieser Arbeit angeführten technologischen Fortschritts eine Massenarbeitslosigkeit droht oder durch die erläuterte Entwicklung am Arbeitsmarkt das Arbeitskräftevolumen nicht ausreichend vorhanden sein wird, ist nicht Teil dieser Masterarbeit. Von dieser derzeitigen Problemstellung kann aufgrund der genannten Quellen und den verbundenen Informationen der Schluss gezogen werden, dass die Unternehmen in Zukunft in keinem Fall auf einen bestimmten Teil ihres Personals (unter anderem Schlüsselkräfte) verzichten können und eine langfristige Bindung insbesondere in Anbetracht dieser Problemstellung wirtschaftlich sinnvoll erscheint. Im Rahmen dieser Masterarbeit liegt der Fokus in den Auswirkungen auf den Jahresabschluss von ausgewählten Personalbindungsprogrammen zur langfristigen Bindung von Schlüsselkräften in Kapitalgesellschaften und inwieweit diese bei der Planung, Einführung und Abschaffung von Bedeutung sind. Der Human Ressources Bereich und rechtliche Aspekte (unter anderem der Gleichbehandlungsgrundsatz und der Insiderhandel) stehen nicht im Fokus dieser Masterarbeit. Die Möglichkeiten, die im Zuge des Jahresabschlusses uninteressant sind, unter anderem die Gestaltung des Arbeitsklimas, der -zeit, des -platzes und des Verantwortungsbereiches, werden im Zuge der Arbeit nur am Rande erwähnt.

1.3 Forschungsfragen

Aus der Problemstellung und der Zielsetzung dieser Arbeit ergeben sich folgende Haupt- und Subforschungsfragen:

Wie werden Programme zur langfristigen Bindung von Schlüsselkräften im Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften dargestellt und welche Auswirkung hat dies auf die Planung, Einführung und Abschaffung dieser Programme?

Die auf Basis einer Literaturrecherche zu beantwortenden Subforschungsfragen lauten:

• Welche Personalbindungsprogramme gibt es insbesondere für Schlüsselkräfte und wie wirken sie?

• Wie sind diese Programme im Jahresabschluss von Kapital-gesellschaften abzubilden?

Die auf Basis empirischer Daten zu beantwortenden Subforschungsfragen sind:

• Welche Personalbindungsprogramme insbesondere für Schlüsselkräfte werden oder wurden in der Praxis in Kapitalgesellschaften angewendet oder sind in Planung und was ist ihre Auswirkung?

• Inwieweit wurde die Auswirkung dieser Programme auf den Jahresabschluss im Rahmen der Planung, Einführung oder Abschaffung berücksichtigt?

Diese Forschungsfragen können aus den derzeitig existierenden Forschungsergebnissen zu dieser Thematik nicht beantwortet werden, da in diesen der Fokus auf den Jahresabschluss und auf die Schlüsselkräfte nicht vorhanden ist.

1.4 Methodische Vorgehensweise

Da in der Personalbindung die konkrete Fokussierung auf Schlüsselkräfte mithilfe spezieller Programme der Masse österreichischer Unternehmen bisher im Detail nicht ausreichend bekannt erscheint, zeigt sich eine qualitative Erhebung mit ExpertInnengruppen für die Beantwortung der Forschungsfragen zum derzeitigen Zeitpunkt als zielführender als eine quantitative Untersuchung.

Fokussiert wird im Rahmen dieser Masterarbeit die Gruppe der strategischen EntscheidungsträgerInnen für Personalbindungsprogrammen und die Gruppe, der auf diesen Bereich spezialisierten Beratungsunternehmen. Durch die Erhebungsmethodik leitfadengestützter ExpertInneninterviews können diese Gruppen gezielt befragt werden. Die Fragen werden offen formuliert, sodass die ExpertInnen sie frei und unabhängig von vorgegebenen Alternativen beantworten können. Der Interviewleitfaden soll zwar eine gewisse Struktur aufgrund der erarbeiteten theoretischen Ansätze aufweisen und die Leitfadenfragen zu den wesentlichen Fragestellungen beinhalten, jedoch keinen Einfluss auf die Beantwortung durch die ExpertInnen ausüben. Damit die InterviewpartnerInnen objektiv antworten und die Validität gewährleistet ist, werden sie keinen Einblick in den Interviewleitfaden haben. Aufgrund der offenen Fragestellung besteht außerdem die Möglichkeit, dass neue, bisher unbehandelte Ansätze hervortreten (vgl. Mayring 2015, S. 61–72).

Zur Auswertung der ExpertInneninterviews soll die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring angewendet werden. Damit die gewonnenen Erkenntnisse der digital aufgezeichneten, transkribierten und zusammengefassten Interviews ausgewertet werden können, wird das Ablaufmodell nach Mayring (vgl. 2016, S. 62) herangezogen. Dabei werden die wesentlichen Inhalte hervorgehoben und durch die Interpretation aller Informationen die empirischen Subforschungsfragen beantwortet. Im Detail wird die Vorgehensweise im achten Kapitel dieser Arbeit vorgestellt.

1.5 Aufbau der Arbeit

Um die definierten Forschungsfragen zu beantworten, werden im ersten Teil dieser Arbeit grundlegend die wesentlichen Begriffsabgrenzungen und -definitionen zu dieser Thematik formuliert. Im zweiten Teil werden nach einem einleitenden allgemeinen Kapitel zum Thema Personalbindungs-programme die Programme vorgestellt und ihre Wirkungsweise bzw.

Funktionsweise und die Auswirkung auf den Jahresabschluss erklärt. Die Gliederung erfolgt in Erfolgs- sowie Kapitalbeteiligungen und einem abschließenden Kapitel über weitere Möglichkeiten für Personalbindungs-programme, die für ausgewählte Schlüsselkräfte sind. Im dritten Bereich, dem empirischen Teil dieser Arbeit, wird mithilfe von zwei ExpertInnengruppen eruiert, welche Personalbindungsprogramme für Schlüsselkräfte aktuell im Einsatz sind, waren oder in Planung sind. Inwieweit die Auswirkungen auf den Jahresabschluss eine Rolle für die Planung, Einführung sowie Abschaffung spielen wird in diesem Bereich erarbeitet. Im letzten Teil, der Conclusio, werden die Ergebnisse dieser Arbeit abschließend zusammengefasst.