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Effekte der Trophoblast-Produkte auf die Formation gefäßähnlicher

5.2 Die plazentare Angiogenese des Rindes in vitro

5.2.2 Effekte der Trophoblast-Produkte auf die Formation gefäßähnlicher

Die Formation gefäßähnlicher Strukturen beschreibt die organisierte Invasion mehrerer Endothelzellen in eine dreidimensionale Matrix und die sich anschließende Anordnung hin zu einem Primitivgefäß. Sie umfasst somit mehrere Phasen des Angiogenese-Prozesses.

5.2.2.1 Venous Ring Assay

Im ersten Versuchsabschnitt des Venous Ring Assays, bei dem die Nabelvene im physiologischen Zustand in die dreidimensionale Matrix des Kollagengels eingebettet wurde, konnte für die Stimulation mit FGF2 die Tendenz, eine vergrößerte Fläche der ausgewachsenen Zellen zu erzeugen, festgestellt werden, wohingegen für die weiteren eingesetzten TGC-Produkte keine signifikant vergrößerte oder verkleinerte Fläche der ausgewachsenen Zellen verzeichnet wurde. Im zweiten Versuchsabschnitt, bei dem die Einbettung der Nabelvene in umgestülpter Form in die Matrix erfolgte, führte die Behandlung des Venenringes mit Endothelzellvollmedium, welches als Positivkontrolle fungierte, zu einer signifikant vergrößerten Fläche der ausgewachsenen Zellen. Für die eingesetzten TGC-Produkte wurde kein signifikanter Einfluss auf die Fläche des jeweils ausgewachsenen Gewebes verzeichnet.

Die Konzeption des Venous Ring Assays erfolgte in Anlehnung an den Aortic Ring Assay bei der Ratte, der ursprünglich von NICOSIA u. OTTINETTI (1990) durchgeführt wurde. Zahlreiche Studien belegen pro- oder anti-angiogene Eigenschaften verschiedener Substanzen oder konditionierter Medien unter Verwendung der Methode des Aortic Ring Assays bei Ratte oder Maus. Die angiogene Wirksamkeit von VEGF, Platelet-Derived Growth Factor (PDGF) und IGF1 wurde von NICOSIA et al. (1994) aufgezeigt. ZHU et al. (2003) untersuchten

die angiogenen Effekte von FGF2 und VEGF an Mäusen verschiedener Genetik und unterschiedlichen Alters mittels Aortic Ring Assay. BOCCI et al. (1999) verwendeten den Aortic Ring Assay der Ratte, um Suramin als anti-angiogenes Agens zu testen. Auf Basis dieser zahlreichen Studien ist festzuhalten, dass die Methode des Aortic Ring Assay geeignet ist, pro- und anti-angiogene Eigenschaften von Substanzen zu erfassen. In weiteren Arbeiten wurde die Konzeption des Ring Assay übernommen und bei anderen Spezies und Gefäßen angewendet. Schwerpunkte dieser Arbeiten lagen jedoch vorrangig auf der Angiogenese-Hemmung. STIFFEY-WILUSZ et al. (2001) verglichen zuerst die Eignung kaniner, porziner und boviner Aorten oder Karotiden adulten und fetalen Ursprungs für den geplanten Versuch. Schließlich fanden Gewebestücke der porzinen Arteria carotis Verwendung, um die Effekte anti-angiogen wirksamer Substanzen zu untersuchen. Auch erfolgten Studien an Gefäßen humanen Ursprungs. KRUGER et al. (2000) betteten Ringe der Vena saphena ein, um die Wirkung von Endostatin als anti-angiogene Substanz zu untersuchen. JUNG et al.

(2001) nahmen in ihrer Studie Stanzbiopsien aus Gefäßen der Plazenta, an denen die Wirkung von Heparin und Hydrokortison getestet wurde.

Vor dem thematischen Hintergrund der vorliegenden Arbeit läge es nahe, in Anlehnung an die Studie von JUNG et al. (2001), Gefäße der bovinen Plazenta in eine drei-dimensionale Matrix einzubetten. Jedoch stellte sich die Präparation der plazentaren Gefäße als sehr schwierig bis unmöglich dar, da das anheftende Gewebe kaum abzutrennen war. Die Präparation der Nabelvene gestaltete sich hingegen deutlich praktikabler, so dass dieses Gefäß zur Durchführung der Versuche herangezogen wurde. Ziel des zweiten Versuchsabschnittes (Verwendung umgestülpter Venenringe) war es, eine Interferenz zwischen Endothelzellen des Venenringes und Bindegewebszellen, die dem anhaftenden Gewebe entstammten, zu reduzieren.

Alle gefäßähnlichen Strukturen innerhalb der Fläche der ausgewachsenen Zellen waren aus mehreren Endothelzellen zusammengesetzt, die durch das BS1-Lektin und den Hoechst-Kernfarbstoff identifiziert wurden. Zahlreiche der einzeln in die Matrix migrierten Zellen ließen sich jedoch nicht als Endothelzellen identifizieren.

Diese Zellen können aus dem noch anhaftenden Gewebe (Fibrozyten) oder aus dem Venenring selbst (glatte Muskelzellen) entstammen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es in beiden Versuchsansätzen nicht möglich war, eine zuverlässige Bildung gefäßähnlicher Strukturen zu erzielen. Zum Teil wurden divergierende Ergebnisse bei der Verwendung des gleichen TGC-Produkts erzielt, da Fibrozyten und glatte Muskelzellen durch ihr starkes Wachstum die differenzierten endothelialen Strukturen überlagerten. Diese Verdrängung endothelialer Strukturen durch Fibrozyten oder glatte Muskelzellen wird bei der kritischen Betrachtung der Methode des Ring Assays angeführt (GOODWIN 2007).

Durch das Vorhandensein mehrerer Zelltypen ähneln die Verhältnisse des Ring Assay denen in vivo grundsätzlich aber sehr, da in vivo ebenfalls nicht ausschließlich Endothelzellen am Prozess der Angiogenese beteiligt sind (AUERBACH et al. 2003).

Die mangelnde Reproduzierbarkeit der Bildung gefäßähnlicher Strukturen im vorliegenden Versuch, die zu variablen Versuchsergebnissen führte, wird von vielen Autoren als genereller methodischer Nachteil des Ring Assays angeführt (AUERBACH et al. 2000; KRUGER et al. 2001; AUERBACH et al. 2003). Die im vorliegenden Versuch verwendeten Nabelvenen wurden aus tragenden Uteri, die am Schlachthof gesammelt wurden, entnommen. Daraus resultieren viele Faktoren, die die Reproduzierbarkeit der Bildung gefäßähnlicher Strukturen nach Stimulation mit einem TGC-Produkt begrenzen können. Für jeden Versuchsansatz wurde beispielsweise die Nabelvene eines anderen Tieres verwendet, zudem sind der Gesundheitszustand und etwaige medikamentöse Vorbehandlungen des beprobten Tieres unbekannt.

Für die Auswertung des vorliegenden Versuches wurde die ausgewachsene Fläche in Pixelcounts bestimmt. Auch von weiteren Autoren erfolgte eine derartige Auswertung des Ring Assay (BOCCI et al. 1999; KRUGER et al. 2000). Es ist als wahrscheinlich anzusehen, dass in der Fläche des ausgewachsenen Gewebes neben den gefäßähnlichen Strukturen auch Zellen nicht endothelialen Ursprungs erfasst wurden. Darin liegt eine mögliche Erklärung für die Tatsache, dass ausschließlich die Behandlung mit Endothelzellvollmedium zu einer signifikant

vergrößerten Fläche des ausgewachsenen Gewebes führte. Die im Endothelzellvollmedium enthaltenen Inhaltstoffe, zu denen neben aus dem FKS stammende Substanzen (KIM et al. 1972; CHALLIS et al. 1974; HOFFMANN et al.

1976) auch verschiedene Wachstumsfaktoren gehören (siehe Kapitel 3.1.2), wirken offensichtlich nicht nur auf BUVEC, sondern auch auf Fibroblasten stimulierend, so dass auch diese Zellen zu einem vermehrten Auswachsen angeregt werden. Zudem kann möglicherweise das Auswachsen von Fibrozyten und glatten Muskelzellen auch geringgradige Effekte TGC-spezifischer Faktoren maskiert haben. Lediglich ließ sich für FGF2 im ersten Versuchsabschnitt die Tendenz erkennen, eine vergrößerte Fläche des ausgewachsenen Gewebes zu erzeugen. Unter Verwendung des Aortic Ring Assays bestätigten VILLASCHI u.

NICOSIA (1993) die angiogene Wirksamkeit von FGF2 ebenfalls.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Venous Ring Assay in der angewandten Form nur eingeschränkt verwendbar ist, um Hinweise für die Regulation der plazentaren Angiogenese beim Rind zu erhalten. Dieser Assay lieferte Ergebnisse mit mäßiger Aussagekraft, so dass die Durchführung weiterer in vitro Angiogenese-Assays notwendig war.

5.2.2.2 Sphäroid-basierter Sprouting Assay

In der vorliegenden Arbeit wurden Kokultursphäroide aus BUVEC und plazentaren Fibroblasten hergestellt. Ziel war es auch in diesem in vitro Angiogenese-Assay, ausgehend von den sphäroidalen Endothelzellen, die Bildung gefäßähnlicher Strukturen nach Stimulation mit TGC-Produkten zu erreichen.

Es ist grundsätzlich möglich, unter Verwendung eines Zelltyps Sphäroide herzustellen. Dies ist für eine Reihe von Zellen unterschiedlicher Spezies beschrieben. KORFF u. AUGUSTIN (1998) zeigten dies an HUVEC und BAEC. Im Gegensatz dazu war es im Rahmen von Vorversuchen der vorliegenden Arbeit nicht möglich, allein aus BUVEC Sphäroide zu bilden. Die genauen Gründe für das genannte Verhalten der BUVEC konnten nicht ermittelt werden. Jedoch ist zu vermuten, dass es in engem Zusammenhang mit den hohen Kulturansprüchen dieser Zellen steht.

Neben der Bildung von Sphäroiden aus einem Zelltyp besteht auch die Möglichkeit, Kokultursphäroide zu bilden, die aus zwei oder mehr Zelltypen bestehen. Die Bildung von Kokultursphäroiden aus HUVEC und Perizyten (WIRZ et al. 2008), HUVEC und glatten Muskelzellen (KORFF et al. 2001) sowie HUVEC und Fibroblasten (WENGER et al. 2005) sind beschrieben. BAAL et al. (2008) entwickelten ein Sphäroid-Modell aus humanen Zytotrophoblastzellen, plazentaren Fibroblasten und humanen Endothelzellvorläufer-Zellen, um die plazentare Angiogenese des Menschen in vitro zu untersuchen. In der vorliegenden Arbeit wurden erfolgreich Kokultursphäroide aus BUVEC und plazentaren Fibroblasten gebildet. Die erfolgreiche Sphäroidbildung wird auf Wechselwirkungen zwischen den BUVEC und den plazentaren Fibroblasten zurückgeführt. Wechselwirkungen zwischen Endothelzellen und weiteren Zelltypen sind in unterschiedlichen Studien beschrieben. In einer Studie war es möglich, durch die Kokultur von HUVEC mit glatten Muskelzellen innerhalb von Sphäroiden, die HUVEC bei der Inkubation mit niedrigen Serumgehalten vor der Apoptose zu schützen (KORFF et al. 2001).

SIEMINSKI et al. (2002) beschreiben, dass durch die Kokultur von BAEC mit Fibroblasten eine Bildung gefäßähnlicher Strukturen in einem zwei-dimensionalen in vitro Angiogenese-Assay erzielt werden konnte. Die alleinige Kultur der BAEC auf der EZM führte zu vielen Apoptosevorgängen. Auch WENGER et al. (2005) erzielten im Rahmen ihrer Studie ähnliche Ergebnisse. Sie verglichen, unter anderem, die Apoptoseraten reiner HUVEC- oder Fibroblastensphäroide mit den Raten von Kokultursphäroiden aus beiden Zelltypen. Innerhalb des Kokultursphäroids war die Apoptoserate der Endothelzellen, im Vergleich zu den HUVEC-Sphäroiden, deutlich niedriger. Die genannten Studienergebnisse stehen in Einklang mit der Tatsache, dass in der vorliegenden Studie die Kokultur von BUVEC mit plazentaren Fibroblasten die Bildung von Sphäroiden ermöglichte.

Obwohl die Apoptoseraten der BUVEC nicht bestimmt wurden, entstand der Eindruck einer vermehrten Apoptose dieser Zellen bei der Bildung reiner BUVEC-Sphäroide im Rahmen der Vorversuche (nicht gezeigt).

Die Wege, über die anti-apoptotische Signale in diesem Zusammenhang vermittelt werden, sind bislang nicht vollständig geklärt. Vor dem Hintergrund dieser Frage

sind die im Folgenden aufgeführten Studien interessant. GRIFFITH et al. (2005) und SIEMINSKI et al. (2002) erzielten eine gesteigerte Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen, wenn die Endothelzellen mit Fibroblasten in Kokultur gebracht wurden.

In diesen Studien wurde kein Sphäroidmodell verwendet, so dass die Endothelzellen keine direkten Zellkontakte zu den Fibroblasten erlangten. In der Arbeit von WENGER et al. (2005) bildeten Kokultursphäroide (aus HUVEC und Fibroblasten) nach Stimulation mit VEGF-A und FGF2 gefäßähnliche Strukturen aus. Allerdings waren diese von Kokultursphäroiden kürzer als die von reinen HUVEC Sphäroiden ausgehenden. Werden Endothelzellen mit glatten Muskelzellen oder Zellen, die ähnliche Eigenschaften aufweisen, in Form eines Kokultursphäroids zusammen gebracht, vermitteln diese Signale, die Endothelzellen in einen Ruhezustand übergehen lassen und sie für pro-angiogene Stimulanzien refraktär werden (KORFF et al. 2001; WIRZ et al. 2008). Auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse ist es als wahrscheinlich anzusehen, dass über Zell-Zell-Kontakte abgegebene Substanzen des zweiten Zelltyps vorrangig das Überleben der Endothelzellen fördern. Im Gegensatz dazu bewirken parakrin abgegebene Substanzen des zweiten Zelltyps die Bildung gefäßähnlicher Strukturen.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden Kokultursphäroide in die drei-dimensionale Matrix des Kollagengels eingebettet und mit potentiell pro-angiogenen TGC-Produkten stimuliert. Keines der eingesetzten TGC-Produkte konnte die Bildung gefäßähnlicher Strukturen veranlassen. Da bei einem Teil der Kokultursphäroide die BUVEC durch einen Zell Tracer markiert worden waren, war zu erkennen, dass nur ein kleiner Anteil der migrierten Zellen tatsächlich BUVEC waren. Vorrangig migrierten die plazentaren Fibroblasten in das Kollagengel. Auch wies das Muster der ausgewachsenen Zellen des Fibroblastensphäroids keinen optischen Unterschied zu den Kokultursphäroiden auf. Es ist festzustellen, dass während des Sphäroid-basierten Sprouting Assays vorrangig plazentare Fibroblasten in das Kollagengel migrierten und die BUVEC durch das sehr starke und invasive Wachstum der plazentaren Fibroblasten verdrängt wurden. Folglich

war es nicht möglich, eine von den BUVEC ausgehende Bildung gefäßähnlicher Strukturen zu quantifizieren.

Nachfolgend wird auf Gründe hierfür eingegangen. Die plazentaren Fibroblasten weisen im Allgemeinen andere Kultureigenschaften als die BUVEC auf. Sie zeigen nicht nur höhere Wachstumsraten, sondern tolerieren auch niedrige Serumgehalte des Mediums deutlich besser. Dadurch war es diesem Zelltyp unter den herrschenden Versuchsbedingungen möglich, die in das Gel ausgewachsenen BUVEC zu verdrängen. Eine weitere Erklärung wird durch die angefertigten elektronenmikroskopischen Aufnahmen der Kokultursphäroid-Oberflächen geliefert. Diese Aufnahmen lassen erkennen, dass sich die BUVEC auf der Sphäroidoberfläche befinden. Allerdings ist auch zu sehen, dass die Sphäroidoberfläche nicht vollständig durch BUVEC bedeckt ist, so dass davon auszugehen ist, dass die BUVEC keine geschlossene Zellschicht ausgebildet haben. Im Allgemeinen haben Endothelzellen die biologische Eigenschaft, sich in Form eines geschlossenen Endothels oberhalb einer Basalmembran (GHITESCU u. ROBERT 2002), die im vorliegenden Fall des Kokultursphäroids zwischen Endothel und Fibroblasten liegt, anzuordnen. Wurden HUVEC mit glatten Muskelzellen oder Osteoblasten innerhalb eines Kokultursphäroids zusammen gebracht, befanden sich die HUVEC im äußeren Sphäroidbereich (KORFF et al.

2001; WENGER et al. 2004). Da im vorliegenden Fall, entgegen der Erwartung, keine geschlossene Endothelzellschicht auf der Sphäroidoberfläche gebildet wurde, war es für die plazentaren Fibroblasten leicht möglich, an den sich auf der Sphäroidoberfläche befindlichen BUVEC vorbei zu treten und in das Kollagengel zu migrieren. Durch die unterschiedlichen Apoptose- und Proliferationsraten der in der vorliegenden Arbeit eingesetzten Zellen kann es dazu gekommen sein, dass die BUVEC die Sphäroidoberfläche nicht vollständig bedeckten. Auch ist es möglich, dass die BUVEC in einer zu geringen Zahl eigesetzt wurden. In den Arbeiten von KORFF et al. (2001) und WENGER et al. (2004) wurden HUVEC und der jeweils zweite Zelltyp in gleichen Anteilen zur Sphäroidbildung eingesetzt.

WENGER et al. (2005), die Sphäroide aus HUVEC und Fibroblasten bildeten, lokalisierten die Endothelzellen im Sphäroidinneren. Diese Lokalisation der

Endothelzellen steht im Gegensatz zu der Lokalisation im vorliegenden Versuch und der Lokalisation der Endothelzellen in weiteren publizierten Studien.

Grundsätzlich ist dabei aber zu beachten, dass Speziesunterschiede für eine begrenzte Vergleichbarkeit zwischen HUVEC und BUVEC, sowie dem jeweils zweiten eingesetzten Zelltyp verantwortlich sein könnten.

Es ist zusammenfassend festzustellen, dass der Sphäroid-basierte Sprouting Assay unter den angeführten Bedingungen nicht geeignet ist, die plazentare Angiogenese des Rindes in vitro zu untersuchen.

5.2.2.3 Microcarrier-basierter Sprouting Assay

Bei der Behandlung der auf den Microcarriern befindlichen BUVEC mit Endothelzellvollmedium (Positivkontrolle) und FGF2 entwickelten sich gefäßähnliche Strukturen, die im Falle von FGF2 signifikant länger waren, als die der Positivkontrolle. Die weiteren eingesetzten TGC-Produkte führten nicht zur Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen.

Mittels Immunfluoreszenz konnte gezeigt werden, dass im vorliegenden Versuch ab einer Länge von 50µm eine gefäßähnliche Struktur aus mindestens drei Endothelzellen zusammengesetzt ist, so dass dieser Wert als Grenzwert für die Auswertung diente. Auch weitere Autoren definierten Auswertungskriterien für die jeweils durchgeführten Microcarrier-basierten Sprouting Assays. NEHLS u.

DRENCKHAHN (1995), die in ihrer Studie Endothelzellen aus der Arteria pulmonalis des Kalbes verwendeten, orientierten sich für die Länge, ab der eine gefäßähnliche Struktur in die Auswertung einbezogen wurde, am durchschnittlichen Durchmesser der verwendeten Microcarrier (150µm). Zudem musste auch in dieser Studie eine gefäßähnliche Struktur aus mindestens drei Endothelzellen zusammengesetzt sein. In einer weiteren Arbeit, in der BAEC verwendet wurden, erfolgte die Einbeziehung aller gefäßähnlichen Strukturen ab einer Länge von 50µm (DIETRICH u. LELKES 2006). Im Gegensatz dazu wurden in der Untersuchung von SUN et al. (2004) keine Auswertungskriterien der gefäßähnlichen Strukturen definiert. Dennoch ist die Festlegung von Auswertungskriterien wichtig, um die gefäßähnliche Strukturen von einzelnen,

elongierten Endothelzellen abzugrenzen. Die Festlegung sollte aber zellspezifisch erfolgen und den Gegebenheiten des jeweiligen Versuchs angepasst sein.

Im vorliegenden Microcarrier-basierten Sprouting Assay zeigte sich FGF2 als pro-angiogen wirksam und führte, im Gegensatz zu allen weiteren eingesetzten TGC-Produkten, zur Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen. Die beobachtete Wirkung von FGF2 im Rahmen des Microcarrier-basierten Sprouting Assays steht im Einklang mit der Tatsache, dass FGF2 allgemein als pro-angiogen wirksamer Faktor gilt (PRESTA et al. 2005). In der Studie von NEHLS u. DRENCKHAHN (1995), die diese Wirkung ebenfalls im Rahmen des Microcarrier-basierten Sprouting Assays feststellten, wurden, wie in der vorliegenden Arbeit, Endothelzellen bovinen Ursprungs verwendet (BAEC). Aber der Microcarrier-basierte Sprouting Assay wurde bereits auch mit Endothelzellen aus der Nabelvene (HUVEC) durchgeführt und der pro-angiogene Effekt des FGF2 ebenfalls bestätigt (NAKATSU et al. 2003). Allerdings gelang es diesen Autoren nicht, eine Bildung gefäßähnlicher Strukturen bei der alleinigen Kultur dieser Zellen zu erreichen. Es war eine Kokultur mit Fibroblasten, die oberhalb der dreidimensionalen Matrix lokalisiert waren, notwendig. Diese Tatsache zeigt, dass HUVEC, ähnlich zu BUVEC, eine größere Menge an Wachstumsfaktoren benötigen, um zelluläre Vorgänge ausführen zu können. Diese wurden parakrin durch die Fibroblasten abgegeben. In der vorliegenden Arbeit wurde die pro-angiogene Wirkung des FGF2 auf BUVEC bereits durch den proliferationssteigernden Effekt im Rahmen des MTT-Assays festgestellt und in der Folge durch den Microcarrier-basierten Sprouting Assay auch im Hinblick auf die Bildung gefäßähnlicher Strukturen bestätigt. Zudem wurde durch den Venous Ring Sprouting Assay für FGF2 die Tendenz festgestellt, eine vergrößerte Fläche des auswachsenden Gewebes zu erzeugen. Somit führt FGF2 als TGC-Produkt nicht nur zu einer gesteigerten Proliferation der BUVEC, sondern auch zur Formation gefäßähnlicher Strukturen.

Ein sehr unerwartetes Ergebnis dieses Versuchs ist die Tatsache, dass VEGF BUVEC nicht zur Formation gefäßähnlicher Strukturen anregen konnte. Dieses steht im Kontrast zu zahlreichen Studien, die eine durch VEGF induzierte

Formation gefäßähnlicher Strukturen beschreiben. In der Studie von KOBLIZEK et al. (1998), die methodisch ebenfalls den Microcarrier-basierten Sprouting Assay verwendete, diente VEGF als Positivkontrolle für die Formation gefäßähnlicher Strukturen und zeigte auch in unterschiedlichen Konzentrationen eine Wirksamkeit.

Allerdings wurden in der dortigen Studie mikrovaskuläre Endothelzellen der Maus, die aus der Nebennierenrinde isoliert worden waren, verwendet, die möglicherweise andere Regulationsmechanismen aufweisen und daher nur begrenzt mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit vergleichbar sind. In einer weiteren Studie wurden die Effekte von EG-VEGF (Endocrine Gland Derived VEGF), einer gewebsspezifischen Form des VEGF, dessen Vorkommen in humanen Synzytiotrophoblast nachgewiesen werden konnte, auf die plazentare Angiogenese in vitro getestet (BROUILLET et al. 2010). Die Autoren verglichen unter anderem die Wirkung von EG-VEGF und VEGF zwischen mikrovaskulären Endothelzellen der Plazenta und HUVEC als Endothelzellen makrovaskulären Ursprungs. Es zeigte sich eine verringerte Formation gefäßähnlicher Strukturen bei der Stimulation der HUVEC mit EG-VEGF. VEGF, welches als Positivkontrolle eingesetzt wurde, führte bei beiden Zelltypen zu einer Formation dieser Strukturen.

Diese Studie gibt zum einen Hinweise auf ein spezifisches Wirkungsfeld des EG-VEGF, zeigt zum anderen aber auch, dass Endothelzellen mikro- und makrovaskulären Ursprungs ein unterschiedliches Verhalten in Bezug auf die Formation gefäßähnlicher Strukturen zeigen können. Es ist durchaus möglich, dass VEGF zwar keine Wirkung an BUVEC entfaltet, jedoch eine Formation gefäßähnlicher Strukturen an bovinen Endothelzellen mikrovaskulären Ursprungs hervorrufen könnte. Zusätzlich zu der erwähnten Eigenschaft von VEGF, die Bildung gefäßähnlicher Strukturen in vitro hervorzurufen, wurde auch ein gefäßpermeabilitätssteigernder Effekt des VEGF beschrieben (ROBERTS u.

PALADE 1995). In einer Studie an transgenen Mäusen wurde gezeigt, dass bei alleiniger Wirkung von VEGF Blutgefäße gebildet wurden, die eine erhöhte Permeabilität aufwiesen. Exprimierten die Mäuse neben VEGF auch Ang1, wurden Gefäße gesteigerter Stabilität gebildet (THURSTON et al. 1999). In der Studie von KOBLIZEK et al. (1998) wurden ähnliche Wechselwirkungen zwischen VEGF und

Ang1 in vitro bestätigt. Wurden VEGF und Ang1, auch in Konzentrationen unterhalb des Wirkungsoptimums, zur Stimulation der Endothelzellen eingesetzt, führte die Kombination dieser beiden Wachstumsfaktoren zu einer gesteigerten Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen. In Bezug auf die Ergebnisse des vorliegenden Versuchs kann gefolgert werden, dass zur Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen durch die BUVEC in vitro neben VEGF auch Ang1 als Stimulanz zur Formation gefäßähnlicher Strukturen benötigt werden könnte. Ein weiterer Aspekt, der zum Ausbleiben positiver Effekte bei der Stimulation der BUVEC mit VEGF beigetragen haben kann, ist die eingesetzte Konzentration des VEGF. In vielen Studien wurde die konzentrationsabhängige Bildung gefäßähnlicher Strukturen nach Stimulation mit VEGF gezeigt. In diesem Zusammenhang ist unter anderem

Ang1 in vitro bestätigt. Wurden VEGF und Ang1, auch in Konzentrationen unterhalb des Wirkungsoptimums, zur Stimulation der Endothelzellen eingesetzt, führte die Kombination dieser beiden Wachstumsfaktoren zu einer gesteigerten Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen. In Bezug auf die Ergebnisse des vorliegenden Versuchs kann gefolgert werden, dass zur Ausbildung gefäßähnlicher Strukturen durch die BUVEC in vitro neben VEGF auch Ang1 als Stimulanz zur Formation gefäßähnlicher Strukturen benötigt werden könnte. Ein weiterer Aspekt, der zum Ausbleiben positiver Effekte bei der Stimulation der BUVEC mit VEGF beigetragen haben kann, ist die eingesetzte Konzentration des VEGF. In vielen Studien wurde die konzentrationsabhängige Bildung gefäßähnlicher Strukturen nach Stimulation mit VEGF gezeigt. In diesem Zusammenhang ist unter anderem