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»Der edlere Teil unserer Nation«

Herder so herrlich besungene Hebräertum gefördert und gegen das talmudische Judentum in Stellung gebracht werden.

»Der edlere Teil unserer Nation«

Angesichts der Bewunderung für Herders Philosophie kann es nicht erstau-nen, dass das Zentralorgan der jüdischen Aufklärer, ha-me’assef, immer wieder anthropologisch und völkerkundlich gefärbte Texte veröffentlichte, die einem Weltbild entsprangen, das die Welt in verschiedene ethnische Kollektive mit un-terschiedlichen Charakteristika unterteilt sah, welche miteinander in Konflikt und Austausch stünden. Allerdings ist dies nicht allein dem Einfluss Herders zuzuschreiben, sondern muss allgemeiner auf einen Zeitgeist zurückgeführt werden, der, wie wir in Kapitel 6 gesehen haben, eine Unmenge an völker- und sogar schon rassetheoretischen Schriften hervorspülte. Darunter sind etwa Kants Vorlesungen zur Anthropologie zu rechnen, über die Marcus Herz, der enge Freund Mendelssohns, in Berlin Vorlesungen hielt94 und die Isaak Euchel, einer der Hauptakteure der jüdischen »Kulturrevolution«95 und erste Heraus-geber des me’assef, bei dem großen Königsberger Philosophen gehört und flei-ßig exzerpiert hat.96 In einem Vergleich von Euchels Nachschrift der Kantschen Anthropologievorlesungen mit der mehr als fünfzehn Jahre später auf Grund-lage der Vorlesungen erschienenen Druckfassung – die freilich kaum identisch mit dem gesprochenen Wort gewesen sein wird – zeigt sich, wie aufmerksam der eben erst nach Königsberg gezogene junge maskil des Professors Ausführungen über die Eigentümlichkeiten verschiedener Völkerschaften und »Racen« zu-gehört hat.97 Über die Asiaten etwa heißt es in Euchels Mitschrift:

In Asien ist keine Nation die Geschmack hatt, außer der Persischen. Die Perser sind die Franzosen in Assia. Wo aber das Tartarische Blut hingekommen, da hatt es die Nation grob und ohne Geschmack gemacht.98

94 Vgl. Kennecke, Andreas: Isaac Abraham Euchel. Architekt der Haskalah. Göttingen 2007, 282.

95 Feiner, Shmuel: Isaak Euchel und die jüdische Kulturrevolution im 18. Jahrhundert. In:

Aptroot, Marion u. a. (Hg.): Isaac Euchel. Der Kulturrevolutionär der jüdischen Aufklärung.

Hannover 2010, 13–27, hier 13.

96 Vgl. Kennecke: Architekt der Haskalah 273–285.

97 Vgl. etwa Kant, Immanuel: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht [1798]. In: Ders.:

Werke in zwölf Bänden. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel. Bd. 12: Schriften zur An-thropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik 2. Frankfurt a. M. 1977, 658–672.

98 Euchel, Isaak: Anthropologie des Herrn Prof. Kant in Königsberg [1783]. Staatsbiblio-thek Riga. RA 182, Nr. 4, 262. (Dank an Prof. Werner Stark von der Universität Marburg für die Zurverfügungstellung des Transkripts und Andreas Kennecke für den Hinweis.)

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Auch über die Juden wusste der Kant aus Euchels Skizzen etwas zu erzählen:

Sie seien geborene Betrüger, denn wenn man einem Juden Geld leihe, »so ist zu vermuhten daß er solches niemahls wiedergeben werde.«99 Außerdem sonder-ten sie sich immer ab und würden deshalb stets sehr rasch betrunken, wenn sie die ihnen fremde, bürgerliche Sitte des Alkoholtrinkens annähmen.100 Ob da-für auch die Beimischung »tartarischen Blutes« verantwortlich war oder nur die vermeintlichen kulturellen Eigenarten, ließ Euchels Kant offen. Aufschlussreich dagegen ist, dass er allen Rassen und Nationen besondere Charakteristika zu-schrieb, nur einer einzigen nicht:

Unter den Preußen kan wohl kein National Caracter angetroffen werden, weil die Na-tion sehr gemengt ist. Indeßen will man ihr doch die Falschheit und Zurückhaltung beymeßen. Das letztere kann wohl als eine Folge davon angesehen werden, daß die Familien gantz verschieden, und sich einander fremde sind.101

Diese Aussage steht in einem erstaunlichen Missverhältnis zu den Erörterun-gen des deutschen Nationalcharakters in der Druckfassung der Anthropologie-vorlesung: »Sein Charakter ist mit Verstand verbundenes Phlegma«102. Auch die Idee, die Preußen hätten keinen solchen Charakter, weil sie ein Mischvolk seien, ergibt vor dem Hintergrund, dass Kant an zahlreichen anderen Stellen über die »Blutsvermischung« verschiedener Völker spricht, wenig Sinn. Angesichts der Tatsache, dass dergleichen Ausführungen über die Preußen in der Druck-fassung nicht vorkommen, lässt sich mutmaßen, dass Euchel diese Stelle selbst eingefügt oder ergänzt haben könnte. Die Berliner Juden könnten somit in den preußischen Mischkörper als eine »Familie« unter anderen eingefügt werden;

das preußische Mischvolk wiederum stelle den Kern der deutschen Nation, wo-mit die Juden nur ein ethnischer Bestandteil unter anderen wären: ein deut-scher Stamm.

Ob Euchel hier seinen Gedanken freien Lauf gelassen hat oder ob Kant nicht vielmehr diese oder ähnliche Thesen in den Vorlesungen wirklich geäußert hat, bleibt letztlich Spekulation. Aus anderen Texten wissen wir jedoch, dass Euchel die Juden sehr wohl als eigenständige Nation verstanden hat und dieses Gefühl durch seine Schriften befördern wollte. In der Einleitung zu seiner Übersetzung hebräischer Gebete beklagte Euchel, »Zwist, Partheigeist und Nachahmung fremder Nationen« hätten das »Band des jüdischen Volkes« allmählich auf-gelöst, wobei sich auch der »Nationalgeist« nach und nach verloren habe.103 Doch die Rabbinen hätten dem Niedergang jüdischen Volkstums nicht

99 Ebd. 191.

100 Vgl. ebd. 85.

101 Ebd. 342.

102 Kant: Anthropologie 667.

103 Euchel, Isaak: Gebete der Juden. Aus dem Ebräischen übersetzt. 2. Aufl. Berlin 1799, XIV.

»Der edlere Teil unserer Nation« 143 los zugesehen, sondern spezielle Gebete entwickelt, die »das Band der Nation, wenn auch nur an schwachen Fäden, so viel in ihrem Vermögen war, zusam-men« hielten.104 Euchels Motiv für die Übersetzung der Gebete war es mithin, dieses Band nach dem Vergessen des Hebräischen wieder zu stärken.

Ein Beispiel für die produktive Aneignung und Verbreitung völkerkund-licher Ideen unter den maskilim stellt auch ein anderes Dokument dar, welches mittlerweile gesichert Isaak Euchel als Autor zugeschrieben werden kann.105 Es handelt sich um eine Sammlung von Briefen, die Euchel unter dem Pseudonym

»M. P.« nach dem Vorbild von Montesquieus Lettres persanes zu einem Brief-roman arrangiert und 1790 in der Zeitschrift ha-me’assef veröffentlicht hat.106 Es ist unübersehbar, dass der kurze, über vier Ausgaben verteilte Text eine pä-dagogische Wirkung beabsichtigte. »M. P.« behauptet in seinem Anschreiben an die Redaktion, über hebräische Abschriften einer Korrespondenz zu verfügen, welche zwei Juden aus Aleppo im Sommer 1769 auf Arabisch miteinander ge-führt hätten und die dann von einem »spanischen Weisen« übersetzt und nach Mallorca gebracht worden seien – von wo aus sie dann über Umwege in seinen Besitz gelangt seien. Er bietet sie der Redaktion zum Druck an, weil man viel aus ihnen lernen könne. Die Grundkonstellation der auftauchenden Figuren – allen voran der Hauptfigur Meshulam – weist frappante Ähnlichkeiten mit Euchels eigener Biographie auf: Meshulams Vater wird als durchaus weltoffener und der breiten Bildung zugetaner Vernunftmensch beschrieben, der seinen Sohn zwar traditionell jüdisch, aber doch zugleich aufgeklärt erzieht, während der Groß-vater als harscher Talmudist porträtiert wird, der ihm einschärft:

Liebe die Söhne der Tora und hasse das Volk des Landes, denn es sei Dir kein so ver-schmähtes Geschöpf in der Welt wie das Volk des Landes. Und was süß ist, das sind die Dinge unserer Weisen, ihr Andenken sei gesegnet, denn es ist gesagt: Es ist er-laubt, das Volk des Landes zu zerreißen wie einen Fisch.107

Meshulam begibt sich auf Wanderschaft in die große weite Welt, erfüllt von der Neugier und gleichzeitig eingeschüchtert durch die Warnungen seines Großvaters.

Auch Euchel, dessen Vater der weltlichen Bildung wohl relativ offen gegen-überstand, war im Jahre 1769 nach Berlin gegangen, um sich Wissen anzueignen,

104 Ebd. XV.

105 Vgl. Kennecke: Architekt der Haskala 398.

106 Anonymus (Euchel, Isaak): iggarot meshulam ben uriah haeshtemo’i (Briefe des Meschulam ben Uriah Haeschtemoi). In: ha-me’assef 6 (1789/90) 38–50, 80–85, 171–176, 245–

249. Hier und im Folgenden zitiert nach der Übersetzung von Andreas Kennecke: Euchel, Isaak: Briefe des Meschulam ben Uriah Haeschtemoi. In: Ders.: Nutzen der Aufklärung 87–118.

107 Ebd. 97.

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das über das religiöse hinausging.108 Ohne finanzielles Polster und eigenes Ein-kommen war er zunächst gezwungen, bei seinem Onkel Massus Rintel un-terzukommen, welcher Leiter einer orthodoxen Talmudschule in Berlin war.

Erschüttert über die Methoden der Lehranstalt und die Begrenztheit des ver-mittelten Wissens entfernte sich Euchel zunehmend von der Tradition und schloss sich den maskilim an.109 Doch er fühlte sich immer noch nicht unabhän-gig genug und so zog er weiter, erst nach Westfalen, dann nach Hannover und schließlich 1778 nach Königsberg, wo er sich als Hauslehrer verdingte und die Gelegenheit wahrnahm, bei Immanuel Kant zu studieren.110

Seine Romanfigur Meshulam entflieht ebenfalls der Enge der Tradition, doch verlässt sie sogar den Kontinent – und reist von Asien nach Europa, von Ost nach West. Meshulam erreicht zunächst Izmir, von wo er ein Schiff nach Spanien nimmt. Obwohl sein Großvater ihm verboten hat, sein Äußeres zu än-dern, das ihn eindeutig als Juden zu erkennen gibt, ist er auf Anraten seines Va-ters überzeugt davon, dass es nicht gegen das Gesetz der Thora verstößt, sich in europäische Kleidung zu werfen, um nicht sofort als Jude aufzufallen. Un-erkannt gelangt er deshalb an Bord und lernt dort den spanischen Händler Don Badajatzy kennen, der sich ihm im Vertrauen als Kryptojude zu erkennen gibt:

Von den Hebräern bin ich, die in Spanien leben. Das Haus meiner Väter war frü-her groß, bekannt unter den Bewohnern Madrids, und sie sind gezwungen wor-den, den Glauben der Christen anzunehmen. Zwar bewahren wir bis zum heutigen Tage im Verborgenen noch die Gebote Moses und Teile der Gesetze Gottes, das Ge-setz, das unseren Vätern auferlegt wurde. […] Aber all das geht nicht über unsere Lippen, denn wenn man dieses in den Straßen bemerkte, so würde über uns das To-desurteil gesprochen, wir würden den Flammen übergeben, und unser Vermögen konfisziert.111

Euchel betonte an dieser Stelle die Zwangssituation, in der die Marranen leb-ten, und rühmte an ihnen, dass sie trotzdem den »Geboten Moses« treu blieben.

Die entscheidende Botschaft für seine Leserschaft, die durch den weiteren Ver-lauf der Geschichte untermauert wird, lautete: Die Marranen haben sich vom Talmud entfernt und beschränken sich auf das Wesentliche, die Gebote Mosis – und trotzdem sind sie gute Juden. Sie haben sich den Sitten und Gebräuchen der Christen angepasst, aber sie bleiben doch dem Judentum durch ihre Befolgung elementarer Gebote treu verbunden: Aus Furcht bezeugen sie nach außen hin den christlichen Glauben. »In ihren Herzen aber gehören sie nicht zu diesem

108 Vgl. Kennecke: Isaak Abraham Euchel 27.

109 Vgl. ebd. 32 f.

110 Vgl. ebd. 41.

111 Euchel: Briefe 91.

»Der edlere Teil unserer Nation« 145 Volk.«112 Meshulam lernt noch weitere Marranen kennen, die ihn freundlich in sein Haus aufnehmen, und beginnt sie als ehrenwerte Menschen zu schätzen.

Durch die Eröffnung eines marranischen Gegenhorizonts erscheint der Kon-servativismus des Großvaters umso dunkler. Die Marranen waren für Euchel und seinen Protagonisten keine »Verräter«, die sich öffentlich zum Christentum bekannten, sondern mutige Bewahrer des Glaubens, denen Respekt und Ach-tung gebührte.113 In ihnen komme – befreit vom talmudistischen Ballast – der reine und aufgeklärte Geist des Judentums zum Ausdruck. Dies belegt auch ein nicht näher gekennzeichnetes Buch über die Geschichte der Juden – womöglich das sefer shevet jehudah von Shlomo Ibn Verga –, das Meshulam bei Badajazy findet und dessen Inhalt er seinem Briefpartner kurz referiert. Es liest sich wie eine Verfolgungsgeschichte, aber im selben Maße ist es auch eine Anklage ge-genüber den Juden, die aus Geld- und Machthunger den Neid der anderen Völ-ker auf sich gezogen hätten und somit selbst eine Mitschuld an ihrer Verfolgung trügen. Wenn sich die Juden auf die Moral des mosaischen Gesetzes besännen, dann würde auch der äußere Druck verschwinden:

Aber wie ich sagte, nicht aus Neid der Religion, nicht aus Liebe zu seiner Lehre taten diese Völker ein solches an Israel, sondern aus Neid vor ihrer Größe und wegen ihrer Überheblichkeit. […] Wenn die Israeliten weise und einsichtig gewesen wären, ihre Seele zu schützen, und sich ihren Feinden gegenüber nicht gebrüstet hätten, […] wäre ihnen all das Schreckliche nicht widerfahren.114

Der ursprüngliche Geist des Judentums hingegen, so schloss Euchel implizit an Mendelssohns Jerusalem-Schrift an, sei vernünftig und moralisch und daher durchaus kompatibel mit den sittlichsten unter den übrigen Völkern.115 Aber Euchel, geschult an den anthropologischen Lehren seiner Zeit, verteilte unter-schiedliche Noten für das sittliche Betragen dieser Völker. Über die Afrikaner wusste er, dass sie »schonungslose Wilde« und »Barbaren« seien.116 »Die Men-schen Spaniens« seien nicht viel besser, sondern »stolz und überheblich und zu faul, sich mit Gewerbe und Arbeit zu beschäftigen, so sehr, daß sie es vorziehen, von den Ärmsten ein Krümel Brot zu erbitten, bevor sie sich selbst mit Arbeit plagen würden, um ihren Hunger durch ihrer Hände Arbeit zu stillen.«117 Und die Araber »wollen zum Himmel emporsteigen, auf dem geflügelten Engel rei-ten, sie wollen das Schwert ziehen und ihre Feinde ermorden, ihre Pfeife wollen

112 Ebd. 95.

113 Vgl. Schapkow, Carsten: Vorbild und Gegenbild. Das iberische Judentum in der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur, 1779–1939. Köln u. a. 2011, 115.

114 Euchel: Briefe 105.

115 Vgl. dazu auch die sich auf Moses und Jesaja stützenden Ausführungen: Ebd. 110.

116 Vgl. ebd. 104.

117 Ebd. 111. Vgl. dazu die entsprechende Charakterisierung der Spanier durch Kant: An-thropologie 665.

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sie trunken vom Blut machen«118. Nur den Italienern gebührte in seinen Augen ein positives Urteil:

Anders sind die Menschen Italiens, jene sind bescheiden, sie stehen dem Menschen näher, jedermann gemäß seiner Würde. Sie sind arbeitsam in jedem Gewerbe und Geschäft, lieben die Wissenschaft und beschäftigen sich mit der Lehre der Dichtung und der Musik, der Malerei und der Architektur, und sie spenden der Weisheit und deren Menschen höchste Achtung und Anerkennung. Und wenn auch ihr Glaube der Glaube des Volkes von Spanien ist, so sind die Prinzipien doch trotzdem nicht durch diesen verdorben, und sie hassen nicht die Gegner ihres Glaubens und vertreiben ein anderes Volk nicht von der Teilhabe an ihrem Erdteil, und sie werden nicht gewalt-tätig gegenüber dem Fremden, der fremd unter ihnen ist.119

Die Italiener sind für Euchels Protagonisten das Vorbild eines aufgeklärten, to-leranten und den Künsten zugeneigten Menschenschlages. Sie seien so kulti-viert, dass sie auch gegen ein fremdes Volk wie die Juden, die unter ihnen lebten und das Land mit ihnen teilten, Toleranz übten. Nicht einmal der »Glaube des Volkes von Spanien«, den die Italiener angenommen hätten, könne diese Na-tionaleigentümlichkeit zerstören. Angesichts der Tatsache, dass die Briefe auf Hebräisch verfasst wurden, kann Euchel mit ihrer Veröffentlichung – ungeach-tet der Hebräischkenntnisse mancher christlicher Theologen – keinen Mahnruf an die Nichtjuden beabsichtigt haben, tolerant zu sein. Die Figur des Italieners sollte auch für die Juden nachahmenswert sein, und zugleich ist die Geschichte als Hinweis darauf zu verstehen, dass es auch in Preußen »Italiener« gebe, die, wie es im letzten Beitrag Euchels für den me’assef heißen wird, »mit dem ed-leren Teile unserer Nation gemeinschaftlich zur Verbesserung unseres Zustan-des«120 wirkten.

Doch Euchel musste zunehmend feststellen, wie vergeblich seine Bemühun-gen um eine ReBemühun-generation der Juden in seinem vor allem sprachpolitischen Sinne waren. Die einen zeigten sich scheinbar immun gegen jede Aufklärung und hielten wie eh und je an ihren Vorurteilen fest, die anderen entfernten sich so weit vom Judentum, dass Euchel es als Verrat empfinden musste. 1797 brachte er seine Enttäuschung in einem auch in der Zeitschrift veröffentlichten Brief zum Ausdruck:

Als wir vor vierzehn Jahren, die Nützlichkeit einsahen, über manche Ideen, Sitten, Gebräuche und Gegenstände der Literatur unserer Nation, den Weg der Publizität einzuschlagen, und zu diesem Ende eine periodische Schrift einzig und allein für Je-hudim projektierten; fanden wir zu unserem Endzweck die hebräische Sprache allein

118 Euchel: Briefe 115.

119 Ebd. 111 f.

120 Euchel: Ist nach dem jüdischen Gesetze 120.