2. Literaturübersicht
3.2 Methodik
3.2.2 Echokardiografische Untersuchung
3.2.2.3 Echokardiografie in Ruhe
Die echokardiografische Untersuchung fand in einer dunklen und ruhigen Box immer durch denselben Untersucher statt.
3.2.2.3.1 B-Mode-Untersuchung
Die Kardiometrie erfolgte aus den von STADLER et al. (1988) standardisierten Anschallpositionen (Abb. 3-3a und 3-3b). Die Dimensionen aller vier Herzhöhlen wurden in der langen Herzachse im Vierkammerblick (RKDLA) beurteilt und gemessen. Neben den standardisierten Messpositionen
nach STADLER und ROBINE (1996) erfolgten zusätzlich Messungen an der Herzspitze (MARNETTE 2004). An drei enddiastolischen und endsystolischen Einzelbildern wurden folgende Messungen durchgeführt (Abb. 3-3a):
Myokarddicke des Interventrikularseptums (IVS) auf Höhe der Herzspitze (HS)
Myokarddicke des Interventrikularseptums (IVS) auf Höhe des Papillarmuskels (PPM)
Myokarddicke des Interventrikularseptums (IVS) unterhalb der Mitralklappe (uMV)
Durchmesser des linken Ventrikels (LV) auf Höhe der Herzspitze (HS)
Durchmesser des linken Ventrikels (LV) auf Höhe des Papillarmuskels (PPM)
Durchmesser des linken Ventrikels (LV) auf Höhe der Mitralklappe (uMV)
Myokarddicke der linksventrikulären Hinterwand (LVPW) auf Höhe der Herzspitze (HS)
Myokarddicke der linksventrikulären Hinterwand (LVPW) auf Höhe des Papillarmuskels (PPM)
Myokarddicke der linksventrikulären Hinterwand (LVPW) unterhalb der Mitralklappe (uMV)
Längsachse des linken Ventrikels (LV) von der Herzspitze bis zu Klappenebene
Fläche und Volumen nach Simpson durch Umfahren des linksventrikulären Endokards Das linksventrikuläre Volumen wurde sowohl enddiastolisch als auch endsystolisch mit Hilfe der Scheibchensummationsmethode nach Simpson für monoplane Anlotung bestimmt:
Vol =
¦
20 31 4
*
*h D [ml]
Der Ventrikel wird dabei in 20, zur Längsachse senkrecht stehende Scheiben geteilt. Die Dicke und der Durchmesser dieser Scheiben werden automatisch mit Hilfe eines, im Ultraschallgerät integrierten Messprogramms berechnet und summiert.
Das echokardiografische Bild des Herzens wurde in der langen und in der kurzen Herzachse (RKDKA) dargestellt und vermessen. Die Anlotung erfolgte dabei direkt unterhalb der Mitralklappe am Papillarmuskel, an der Hinterwand und am Interventrikularseptum (MARNETTE 2004).
Vol = linksventrikuläres Volumen h = Scheibchendicke
D = Scheibchendurchmesser
Zur Beurteilung der linksventrikulären Funktion erfolgten somit insgesamt 20 Messungen im B-Mode. Bei Patienten mit regulärem Sinusrhythmus wurden drei, bei Arrhythmien dagegen fünf kardiale Zyklen ausgewertet.
Zur Beurteilung der Herzdimensionen wurden Messungen auch an den übrigen drei Herzhöhlen (RA, RV, LA), der Aortenwurzel und der Pulmonalarterie durchgeführt (Abb. 3-3a und 3-3b, STADLER u. ROBINE 1996; MARNETTE 2004).
Norm (mm) ED
1 80 ± 4
Nr.
Norm (mm)
ED ED ES ED ES
1 15 ± 2 - - -
-2 67 ± 8 - - -
-3 - 24 ± 3 43 ± 6 27 ± 4 47 ± 6 4 34 ± 6 32 ± 3 45 ± 4 35 ± 4 49 ± 4 5 - 24 ± 2 29 ± 4 25 ± 3 31 ± 3 6 - 74 ± 8 33 ± 7 60 ± 9 25 ± 7 7 93 ± 11 102 ± 7 49 ± 8 87 ± 9 38 ± 9 8 128 ± 7 122 ± 10 84 ± 9 112 ± 10 80 ± 9
9 100 ± 9 - - -
-10 -105 ± 12 - - -
-11 - 26 ± 4 44 ± 6 24 ± 7 47 ± 7 12 32 ± 6 27 ± 3 46 ± 8 26 ± 5 48 ± 8 13 - 22 ± 2 33 ± 4 21 ± 3 32 ± 6 14 - 161 ± 7 128 ± 10 155 ± 8 118 ± 17
Ruhe n.M.(mm)
Nr. Belastung n.M.(mm)
ED ES
1 29 ± 5 42 ± 5 2 25 ± 4 33 ± 5 3 37 ± 6 53 ± 5 Norm (mm) Nr.
RKDLA RKDLA:
(4-Kammerblick)
RKDLA-AO RKDLA-AO:
RKDKA RKDKA:
ED ES ED ES
1 30 ± 3 44 ± 6 31 ± 5 45 ± 6 2 23 ± 3 37 ± 4 26 ± 4 40 ± 5 3 34 ± 3 46 ± 4 37 ± 4 47 ± 5
Ruhe n. M. Bel. n. M.
Nr.
Norm (mm) ED 1 69 ± 9 2 74 ± 9 3 52 ± 8 Nr.
RKRLA RKRLA:
LKDLA LKDLA:
Ruhe (mm) ED
1 bis 135
Nr.
Abb. 3-3b: Messlokalisationen im B-Mode mit Standardwerten (zweite Seite)
Legende zu Abb. 3-3a u. b:
RV = rechter Ventrikel RKDLA = lange Herzachse von rechts kaudal
RA = rechtes Atrium RKDLA-AO = lange Herzachse von rechts kaudal mit Aorta LV = linker Ventrikel RKDKA = kurze Herzachse von rechts kaudal
LA = linkes Atrium RKRLA = lange Herzachse von rechts kranial AO = Aorta LKDLA = lange Herzachse von links kaudal PA = Pulmonalarterie ED = enddiastolisch
ES = endsystolisch Norm = Normwerte nach STADLER und ROBINE
Nr. = Nummer
Ruhe n. M./Bel. n. M. = Ruhe- bzw. Longenbelastungswerte nach MARNETTE
3.2.2.3.2 M-Mode-Untersuchung
Der Messstrahl wird bei Untersuchung in der langen Herzachse von rechts kaudal (Vierkammerblick) analog zum B-Mode auf Höhe der Herzspitze, auf Papillarmuskelhöhe und unterhalb der Mitralklappe positioniert und nach STADLER et al. (1993) ausgewertet. Dabei wurden die Wanddicken, der endsystolische (ESD) und enddiastolische Durchmesser (EDD), die Verkürzungsfraktion (FS), die Bewegungsamplitude des Interventrikularseptums (BA-IVS) und der linksventrikulären Hinterwand (BA-LVPW) gemessen. Die Ejektionszeit (ET) entsprach dem Abstand der Q-Zacke zur maximalen Kontraktion des Myokards (Abb. 3-4).
Abb. 3-4: Messungen im M-Mode
Im oberen Bilddrittel ist das B-Mode-Bild mit Operator abgebildet und dient zur Orientierung im M-Mode (Bildmitte). Am unteren Bildrand befindet sich das getriggerte
Legende zu Abb. 3-4:
EDD = enddiastolischer Durchmesser LVPW = linksventrikuläre Hinterwand ESD = endsystolischer Durchmesser LV = linker Ventrikel
RV = rechter Ventrikel ET = Ejektionszeit
IVS = Interventrikularseptum BA-IVS = Bewegungsamplitude des IVS BA-LVPW = Bewegungsamplitude der LVPW
3.2.2.3.3 Doppler-Untersuchung
Der Mechanismus des Klappenschlusses wurde mit Hilfe des farbkodierten und des kontinuierlichen („Continuous Wave“, CW) Dopplers folgendermaßen überprüft:
3.2.2.3.3.1 Farbkodierte Doppler-Echokardiografie
Nach optimaler Darstellung der Klappen im bewegten Bild (B-Mode) wurde der Farbdoppler hinzugeschaltet. Bei Nachweis einer Vena contracta wurde diese nach Videoanalyse aus fünf Herzzyklen ermittelt und der Schweregrad der Klappeninsuffizienz bestimmt (GEHLEN et al.
1998a). Bei multiplen Ostien der Regurgitation wurde zunächst die Fläche jedes Ostiums nach folgender Formel berechnet:
2
2
A D¸
¹
¨ ·
© § S
Die Summe der Öffnungsflächen der Ostien zeigt das Ausmaß des Klappenvitiums an (VIETH 2001, Tab. 3-3).
A = Fläche des Regurgitationsostiums ʌ = 3,1415
D = Durchmesser des Regurgitationsostiums
Tab. 3-3: Graduierung der Vena contracta (V.c.)
Die Fläche der V.c. dient der Schweregradeinteilung einer MVI (Tab. 3-4; VIETH 2001).
Lokalisation Grad Durchmesser V.c. Fläche der V.c.
V1 0,4 0,1257 cm²
V2 0,6 0,2827 cm²
V3 0,9 0,6362 cm²
V4 > 0,9 > 0,6362 cm²
V1 0,4 0,1257 cm²
V2 0,6 0,2827 cm²
V3 0,9 0,6362 cm²
V4 > 0,9 > 0,6362 cm²
V1 0,25 0,0491 cm²
V2 0,5 0,1963 cm²
V3 0,7 0,3848 cm²
V4 > 0,7 > 0,3848 cm²
V1 0,3 0,0707 cm²
V2 0,5 0,1963 cm²
V3 0,7 0,3848 cm²
V4 > 0,7 > 0,3848 cm²
TV MV
AV
PV
Legende zu Tab. 3-3 bis 3-5:
MV = Mitralklappe TV = Trikuspidalklappe
AV = Aortenklappe PV = Pulmonalklappe
V.c. = Vena contracta MVI = Mitralklappeninsuffizienz VTI = Velocity Time Integral qcm = Quadratzentimeter
Pkt. = Punkte
3.2.2.3.3.2 Konventionelle Doppler-Echokardiografie
Zur Bestimmung der regurgitierten Blutmenge und des Schweregrades einer Klappeninsuffizienz wurde dem Farbdoppler der kontinuierliche Doppler hinzugeschaltet. Das Flussintegral („Velocity
Tab. 3-4: Bewertungsbogen zur Graduierung der MVI nach VIETH (2001)
Die Summe der Punktzahlen aus V.c. und VTI ermöglicht die Graduierung einer MVI (Tab. 3-5)
qcm Punktzahl qcm Punktzahl
< 0,1 0 < 40 0
< 0,2 1 < 80 1
< 0,3 2 < 120 2
< 0,4 3 < 160 3
< 0,5 4 < 200 4
< 0,6 5 < 240 5
< 0,7 6 < 280 6
für je 0,1 einen weiteren Pkt. < 320 7
Summe der Punktzahlen zur Graduierung der MVI:
Fläche der Vena
contracta VTI
Gesamtpunktzahl VTI:
Gesamtpunktzahl V.c.:
Tab. 3-5: Graduierung der MVI mit der Summe der Punktzahlen aus Tab. 3-4 physiologisch 1 Pkt.
Grad I geringgradig 5 Pkt.
Grad II mittelgradig 10 Pkt.
Grad III hochgradig 15 Pkt Grad IV höchstgradig > 15 Pkt.
3.2.2.3.4 Wandbewegungsanalyse
Bei der Wandbewegungsanalyse in der Längsachse von rechts kaudal (RKDLA) wurde das linksventrikuläre Myokard in sechs Segmente unterteilt (Abb. 3-5). Die Bewegung eines jeden Wandsegmentes wurde mit Zahlenwerten von 1 (für Normokinesie) bis 4 (für Dyskinesie) bewertet
(Tab. 3-6). Die Summe der Zahlenwerte aller Segmente wurde durch sechs dividiert und ergab den Wandbewegungsscore (WMSI).
Abb. 3-5: Wandbewegungsanalyse des linken Ventrikels
Die Abbildung zeigt den linken Ventrikel in der Endsystole. Die äußere weiße Linie repräsentiert das enddiastolische, die innere weiße Linie das endsystolische Endokard. In diesem Beispiel ist das zweite Segment (s2) akinetisch und wird daher mit drei Punkten bewertet. Die restlichen fünf Segmente sind normo- oder hyperkinetisch und erhalten demnach einen Punkt.
Tab. 3-6: Bewertungsschema der Wandbewegungsanalyse
Kinetik Wandbewegung innerhalb eines Segments Zahlenwert Normokinesie normale systolische Wanddickenzunahme und
Wandeinwärtsbewegung 1
Hypokinesie verminderte systolische Wanddickenzunahme und
Wandeinwärtsbewegung 2
Akinesie fehlende oder aufgehobene systolische Wanddickenzunahme
und Wandeinwärtsbewegung 3
Dyskinesie paradoxe Wandeinwärtsbewegung 4
3.2.2.3.5 Parameter der regionalen und globalen linksventrikulären Funktion
Aus den echokardiografischen Ruhe- und Belastungswerten wurden weitere regionale (Verkürzungsfraktion, prozentuale Wandverdickung, mittlere zirkumferentielle Faserverkürzung) und globale (totales Schlagvolumen, Ejektionsfraktion) Parameter zur Beurteilung der linksventrikulären systolischen Funktion folgendermaßen berechnet:
3.2.2.3.5.1 Regionale linksventrikuläre Funktion
Die Verkürzungsfraktion (Fractional shortening, FS) wird im M-Mode aus dem enddiastolischen und dem endsystolischen Durchmesser berechnet (s. Abb. 3-4, S. 58).
LVEDD 100 LVESD LVEDD
FS ( )*
[%]
Die linksventrikuläre prozentuale Wandverdickung (PWT) wird im M-Mode aus der endsystolischen (WTES) und der enddiastolischen Wanddicke (WTED) ermittelt.
WTED 100 WTED PWT (WTES )*
[%]
FS = Verkürzungsfraktion LVEDD = linksventrikulärer
enddiastolischer Durchmesser LVESD = linksventrikulärer
enddiastolischer Durchmesser
PWT = prozentuale Wandverdickung WTES = endsystolische Wanddicke
WTED = enddiastolische Wanddicke
Die mittlere zirkumferentielle Faserverkürzung einer Muskelfaser am Endokard wird im M-Mode aus dem äquatorialen Durchmesser des Ventrikels berechnet.
3.2.2.3.5.2 Globale linksventrikuläre Funktion
Das totale Schlagvolumen pro Herzschlag ergibt sich aus der Differenz vom enddiastolischen und endsystolischen Volumen.
SV = EDV – ESV [ml]
Die EF wird aus dem Quotienten des Schlagvolumens (SV) und des enddiastolischen Volumens (EDV) bestimmt.
EDV 100
EF SV * [%]