• Keine Ergebnisse gefunden

Durchführung der Kostenstellenrechnung

4 TEILGEBIETE DER KOSTEN- UND LEISTUNGSRE-

4.1 Aufbau der Kosten- und Leistungsrechnung im Krankenhaus

4.1.2 Kostenstellenrechnung

4.1.2.3 Durchführung der Kostenstellenrechnung

Die letzte Stufe der Kostenstellenrechnung ist die Verteilung aller primären Kosten, die im Rahmen der Kostenstellenskontierung den betreffenden Kostenstellen als Kostenstelleneinzelkosten direkt zugeordnet wurden, auf die leistungs-empfangenden Kostenstellen. Damit müssen auch alle Kosten der Vorkostenstellen auf die leistungsempfangenden Endkostenstellen übergeleitet werden. Die Verteilung der Kosten kann grundsätzlich auf zweierlei Art und Weise durchgeführt werden auf Grundlage tatsächlich beanspruchter Leistungen (innerbetriebliche Leistungsverrechnung) und auf Grundlage von Verteilungsschlüsseln (Umlagenrechnung).

- Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung: Ein Betrieb erstellt nicht nur die marktorientierten Leistungen, sonder auch Leistungen, die er selbst konsumiert (innerbetriebliche Leistungen) wie z. B. Reparatur-leistungen, selbsterstellte Anlagen bzw. Modelle, eigene Transportleistungen oder Erzeugung von Strom. Die Kosten der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung sollen entsprechend ihrer Inanspruchnahme auf andere Kostenstellen verteilt werden. Die Verrechnung innerbetrieblicher Leistungen ist für die Zwecke der Kostenkontrolle, Ermittlung der Selbstkosten und dem Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen Eigen- und Fremderstellung erfor-derlich.251

Im Krankenhaus werden Leistungen nicht nur direkt für Patienten, sondern auch Leistungen, die indirekt für ihn erstellt (innerbetriebliche Leistungen) erbracht wie selbsterstellte Dienstleistungen (z. B. Laborleistungen, Röntgen-bilder, Reparaturleistungen, Wäschereinigung, Speisen), selbsterstellte Güter, die im Krankenhaus wieder verbraucht werden (z. B. selbsterstellte Medi-kamente, Strom), und selbsterstellte Güter, die über einen Zeitraum Nutzungen abgeben können (z. B. selbsterstellte Anlagen). Die exakte Erfassung der Kosten eines Krankenhauses ist nur dann möglich, wenn eine Leistungsverrechnung von den Instituten, also den nicht- Kliniken stattfinden.

Beispielsweise müssen zur Kostenermittlung einer Unfallchirurgie die Kosten der Blutzentrale und die Anästhesie in Ansatz betrachtet werden.252

In innerbetrieblichen Leistungen unterscheidet sind folgende Grundtypen der Leistungsverflechtung zu betrachten:

a. Einseitige, einstufige Leistungsabgaben an eine Kostenstelle, wobei alle Kosten einer Vorkostenstelle an eine Endkostenstelle abgegeben werden, z.

B. die Vorkostenstelle Herz-OP-Bereich bringt nur für die Endkostenstelle Herzchirurgie.

b. Einseitige, einstufige Leistungsabgaben an mehrere Kostenstelle: die Kosten einer Vorkostenstelle werden an mehrere Endkostenstellen abgegeben, z.

B. die Vorkostenstelle Labor erbringt Leistungen für alle bettenführenden Abteilungen.

c. Einseitige, mehrstufige Leistungsabgaben: die Leistungen einer Vor-kostenstelle werden in einer anderen VorVor-kostenstelle verrechnet, die ihre Leistungen wiederum an Endkostenstellen abgibt, z. B. das Labor bringt Untersuchungen für den OP-Bereich, der seine Leistungen an die End-kostenstelle Chirurgie weiterberechnet.

d. Wechselseitige Leistungsabgaben: Hier beliefern sich mindestens zwei Kostenstellen gegenseitig, z. B. Pflegefachbereiche, in denen für Patienten eines anderen Pflegebereichs Konsiliarleistungen erbracht werden. Diese Leistungsverflechtung tritt im Krankenhaus nur sehr selten auf, so dass sie bei der Auswahl der Verrechnungsverfahren meistens unberücksichtigt bleibt. Abb. 18 stellt die Typen innerbetrieblicher Leistungsverflechtungen dar:

251 Vgl. Haberstock, L., (1998), S. 124-125.

252 Vgl. Schwarz, R. (1993): Modernes Management in öffentlichen Krankenhäusern, wie kann die

Typ I

Einseitige, einstufige

Leistungsabgaben an eine Kostenstelle

Typ II Einseitige, einstufige

Leistungsabgaben

an mehrere Kostenstellen

Typ III

Einseitige, mehrstufige Leistungsabgaben

Typ IV Wechselseitige Leistungsabgaben

Abb. 18: Typen innerbetrieblicher Leistungsverflechtungen.253

Nach den Leistungsverflechtungen, die im Krankenhaus auftreten, muss von den unterschiedlichen Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung bzw. der Kostenumlage, die in Abb. 19 dargestellten sind, ein geeignetes Ver-fahren ausgewählt werden.

253 Quelle: Hentze, J., Kehres, E. (1995), S.94.

Abb. 19: Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung.254

Das Einzelkostenverfahren (Kostenartenverfahren) findet nur Anwendung, wenn die innerbetrieblichen Leistungen in Haupt- bzw. Endkostenstellen erbracht werden.255

Das Kostenstellenumlageverfahren wird bei der mehrstufigen, einseitigen Leistungsverflechtung angewendet, wenn Kostenstellen spezielle innerbe-triebliche Leistungen erbringen. Es wird vom Kostenartenverfahren abge-wichen, da sowohl die Einzelkosten als auch die anteiligen Gemeinkosten der innerbetrieblichen Leistungen auf eigens hierfür eingerichteten Hilfskosten-stellen erfasst werden.256

Beim Blockumlageverfahren werden die primären Kosten sämtlicher Vor-kostenstellen zu sekundären Kosten der EndVor-kostenstellen verrechnet.

254 Quelle: Schweitzer, M., Küpper, H. U. (1995), S. 140.

255 Vgl. Schoenfeld, H., Möller, H.(1995), S.148.

Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung

Einzelkosten-verfahren

Kostenstellen- umlage-verfahren

Kostenstellen-ausgleich- verfahren

Kostenträger- verfahren

Block-umlage

Treppen-umlage

Iteratives-verfahren

Gleichungs-verfahren

Gutschrift-Lastschrift- Verfahren

Das Treppenumlageverfahren verteilt die Kosten der Kostenstellen auf die jeweils nachgelagerten Vor- und Endkostenstellen. Hierbei muss die Reihenfolge der Vorkostenstellen und damit die Reihenfolge der Kosten-verteilung so gewählt werden, dass die zuerst abgerechneten Kostenstellen möglichst keine Leistungen von nachgelagerten Kostenstellen erhalten. Das Verfahren wird so lange fortgeführt, bis alle Vorkostenstellen ihre Kosten verteilt haben.257

Bei den wechselseitigen Leistungsverfahren müssen die Kosten aller innerbe-trieblichen Leistungen simultan gleichzeitig durch mathematisches Verfahren (Gleichungsverfahren) verrechnet werden.

Bei den Kostenträgerverfahren werden die innerbetrieblichen Leistungen wie Leistungen für Dritte als selbständige Kostenträger kalkuliert. Dabei werden die Einzelkosten und die Gemeinkosten der innerbetrieblichen Leistungen mit Hilfe von Kalkulationsverfahren bestimmt.

- Das System des Betriebsrechnungsbogens: Der Betriebsrechnungsbogen (BAB) ist traditionell ein organisatorisches Hilfsmittel zur Verrechnung der Kostenträgerkosten auf die Kostenstellen sowie Kostenträger und als Arbeits-anweisung zur Realisierung der Aufgaben der Kostenstellenrechnung zu ver-stehen. Der BAB erfasst grundsätzlich nur die Ggemeinkosten. Die Einzelkosten werden den Kostenträgern direkt und verursachungsgemäß zugerechnet. Aus Übersichtlichkeits- und Vollständigkeitsgründen können Einzelkosten dennoch im BAB für Zwecke des Informierens aufgenommen werden258

Der Betriebsabrechnungsbogen verbindet die Kostenarten- und Kostenträger-rechnung miteinander. Die Kostenträgergemeinkosten werden aus der Kostenartenrechnung in den BAB übernommen und dann auf diejenigen Kostenstellen verteilt, in denen sie angefallen sind. Danach läßt sich die Summe der primären Kostenträgergemeinkosten für jede Kostenstelle fest-stellen.

257 Vgl. Freidank, C. (1994). S. 140-141.

258 Vgl. Kloock, J., Sieben, G., Schildbach, T.(1999), S.113-115.

Summiert man diese Kosten über alle Kostenstellen, so muss sich wieder die Summe der aus der Kostenartenrechnung übernommenen Beträge ergeben, denn in der Kostenstellenrechnung wird diese Summe lediglich auf Kostenstellen verteilt.259

Im Aufbau des Betriebsabrechnungsboges des Krankenhauses werden alle kostenstellenbezogen erfassten Kostenarten in der vertikalen Auflistung aufgeführt.

in der horizontalen Gliederung werden die Kostenstellen aufgeführt. Sie sollen in Endkostenstellen (Normalpflege und abweichende Pflege) und Vorkostenstellen (die gemeinsamen Kostenstellen sowie die Institutionen der Versorgungs- und Medizinischeinrichtungen) gegliedert werden. Darüber hinaus müssen Für die Kostenabrechnung und Kosten- sowie Wirtschaftlichkeitskontrolle auch die Einzelkosten des Krankenhauses im BAB ausgewiesen werden.260

4.1.3 Kostenträgerrechnung

Nachdem die angefallenen Kosten in der Kostenartenrechnung erfaßt und in der Kostenstellenrechnung auf die Endkostenstellen weiterverrechnet worden sind, werden sie innerhalb der Kostenträgerrechnung auf die Kostenträger verteilt. Somit bildet die Kostenträgerrechnung die letzte Stufe der Kostenrechnung261