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Dr. Otto Krümme!

Im Dokument Geographie Meeres (Seite 120-125)

INSTITUTS FÜR MEERESKUNDE

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GEOGRAPHISCHEN INSTITUTS

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Heft 6 August 1904

Die Deutsehen Meere

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Rahmen der internationalen Meeresforschung

Öffentlicher Vortrag, gehalten im Institut für Meereskunde

"m 5· und 6. Marz 1903

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Dr. Otto Krümme!

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Abb. 10: Terra mnrique als Motto: Anfänge der ICES in der Nord- und Ostsee als internationale Gemeinschaftsaufgabe von Geographie und Meereskunde

schaftliehe Ausrüstung des Forschungsdampfers und die Organisation der Terminfahrten oblag. An diesen nahmen häufig auch interessierte Gäste wie 0. BASCIDN und W. MEINARDUS aus Berlin oder R. LÜTGENS und W. BRENNECKE aus Harnburg teil, der sich in Kiel für seine Forschungs-reise mit der "Planet" vorbereitet hatte. Die jährlich anfallenden 1 000 bis 1 500 Meerwasserproben wurden ab 1903 von zwei Chemikern als ständi-gen Assistenten des hydrographischen Laboratoriums (Drs. RUPPIN u.

KEMNITZ) analysiert, wo auch die Wasser- und Grundproben der Deut-schen Südpolar-Expedition 1901/03 untersucht wurden.

Neben den von W. HERWIG unter dem Titel "Die Beteiligung Deutschlands an der Internationalen Meeresforschung11 herausgegebenen Tätigkeitsbe-richten der "Deutschen wissenschaftlichen Kommission" und ihrer Abtei-lungen (Bd. 1-7, 1905-08) wurden die wissenschaftlichen Ergebnisse ein-mal im Bureau des Zentralausschusses für die Internationale Meeresfor-schung in Kopenhagen, in dem auch Fridtjof NANSEN mitwirkte, gesam-melt und in verschiedenen Publikationsserien veröffentlicht. Zum anderen erschienen die deutschen Forschungsergebnisse in den "Mitteilungen aus dem Laboratorium für Internationale Meeresforschung in Kiel" getrennt für die hydrographische und biologische Abteilung. Und schließlich dienten außerhalb der offiziellen Berichterstattung die "Wissenschaftlichen Mee-resuntersuchungen, N. F. Abt. Kiel" als Forum für größere Beiträge mit reinem Forschungscharakter, so u. a. auch für eine Reihe von meeres-kundlichen Dissertationen aus dem Kieler Geographischen Institut (vgl.

Zusammenstellung bei KORTUM/PAFFEN 1979; 116f.). Die Zusammen-arbeit mit dem Berliner Meereskunde-Institut förderte KRÜMMELauch durch Beteiligung an den Wintervorträgen, indem er dort über "Die deut-schen Meere im Rahmen der internationalen Meeresforschung" berichtete (1904a).

Wenn in Kiel die Ozeanographie im Lehrbetrieb auch keine herausragende Rolle spielte - KRÜMMEL las turnusmäßig im Rahmen der Allgemeinen Geographie Ozeanographie zusammen mit Geophysik und Meteorologie -, im Forschungsbetrieb rangierte sie zweüellos ganz vorne. Anfang 1903 wurde das Kieler Geographische Institut erstmals personell verstärkt durch die Habilitation und anschließende Dozententätigkeit von Max ECKERT (1868-1938), über deren Vorgeschichte leider nichts bekannt ist: Vielleicht waren es steigende Studentenzahlen oder die arbeitsmäßige Belastung KRÜMMELs durch seine organisatorischen Verpflichtungen im Rahmen der internationalen Meeresforschung, die eine Stellenvermehrung notwen-dig machten, oder auch das anregende Beispiel des Berliner Meereskunde-Instituts mit seiner volkswirtschaftlich-historischen Abteilung, das in dieser Richtung eine Erweiterung des Kieler Institutsbetriebes veranlaßte, zumal es um die Jahrhundertwende auch ministerielle Bestrebungen für eine meereskundlieh-institutionelle Aufwertung Kiels gegeben hatte. Jeden-falls brachte ECKERT, der nach dem Studium der Geographie, Geschichte und Nationalökonomie in Leipzig mit Promotion bei F. RATZEL (Das Kar-renproblem, 1895) nach Assistenz-und Schuldienst in Leipzig nach Kiel kam, hier neue Impulse und eine Bereicherung der Thematik in den nach 20 Jahren KRÜMMELachen Lehrtätigkeit etwas gleichförmig gewordenen

Lehrplan des Kieler Instituts, vor allem durch seine Vorlesungen und Übungen zur Wirtschafts- und Verkehrsgeographie. Dabei mögen RATZELs Interessen für den globalen Meeresraum, wie sie etwa in seiner politisch-geographischen Studie über 11Das Meer als Quelle der Völkergröße11 (1900) zum Ausdruck kamen, ECKERT ebenso wie die Kieler Atmosphäre ange-regt haben, diesen maritimen Grundgedanken auch in seine wirtschafts-und verkehrsgeographischen Lehrveranstaltungen wirtschafts-und Publikationen ein-fließen zu lassen, so in seinen 11Grundriß der Handelsgeographie" ( Leip-zig 1905), seinen Aufsatz über 11Die wirtschaftsgeographische und handels-politische Bedeutung des Weltmeeres11 ( 1912) und schließlich - schon lange fern von Kiel und der Kartographie zugewandt - zusammenfassend noch einmal in einem Buch über "Meer und \Veltwirtschaft" (1928). Durch ECKERTs Berufung 1907 nach Aachen auf eine neue wirtschaftsgeographi-sche Professur schwand vorerst die Möglichkeit, ähnlich Berlin auch Kiel zur Keimzelle eines durch kulturgeographische Perspektiven verbreiter-ten meeresgeographischen Zentrums werden zu lassen.

1907 habilitierte sich zwar in Kiel mit Georg WEGEMANN (1879-1961) ein Schüler KRÜMMELs, der - 1899 mit einer an KRÜMMELs frühe Ar-beiten anknüpfende Dissertation über 11Die Oberflächenströmungen des nordatlantischen Oceans nördlich 50° n. Br, •.. 11 (1900) promoviert -sich jedoch ganz in KRÜMMELs Fußstapfen bewegte und ab 1908 sich neben dem Schuldienst als Dozent (1921 ao. Prof.) bis Anfang der 40er Jahre am geo-graphischen Lehrbetrieb beteiligte. WEGEMANN, der ein fleißiger Zuar-beiter für KRÜMMEL und für 11dessen Handbuch der Ozeanographie11 war, hat einen Überblick über 11Neuere Methoden der Gezeitenforschung" (1908) gegeben und letztmalig 192 0 eine späte ozeanegraphische Nachlese über den 11Täglichen Gang der Temperatur der Meere und seine monatliche Veränderlichkeit mit besonderer Berücksichtigung der Beobachtungen ...

der Gazelle-Expedition von 187 4-7 6" ( 1920) veröffentlichte. Er entsprach in seiner mathematisch-exakten Denk- und auf numerische Ergebnisse zielenden Arbeitsweise ganz seinem Vorbild Otto KRÜMMEL, ohne jedoch an dessen wissenschaftliches Format heranreichen zu können.

Die Krönung von KRÜMMELs wissenschaftlichem Lebenswerk erfolgte am Ende seiner Kieler Zeit durch die alleinige Herausgabe des nach 2 0 Jahren rapider meereskundlieber Fortschritte völlig neubearbeiteten ''Handbuches der Ozeanographie" in den Jahren 1907 und 1911 (vergleiche oben). Dazwischen lag 1910 seine Übersiedlung nach 1\larburg auf den durch den Tod seines Kieler Vorgängers Th. FISCHER frei gewordenen Lehr-stuhl. W. MATTHÄUS, Mitarbeiter im Institut für Meereskunde Warne-münde der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Ost), das 1960 einem Forschungskutter den Namen 110tto KR ÜMlVIEL'1 gegeben hat, hat den Ozeanegraphen KRÜMMEL mit folgenden Worten gewürdigt: 11 \Väh-rend heute die Ozeanographie längst der Obhut der Geographie entwachsen ist, gebührt KRÜMMEL das Verdienst, die Ozeanographie als systema-tische Teilwissenschaft der Geographie gegründet zu haben11, gleichzei-tig aber auch 11die Meereskunde in ihrer Entwicklung zur selbständigen

Wissenschaft einen großen Schritt vorangebracht11 zu haben - eine Ent-wicklung, die Otto KRÜMMEL jedoch nicht mehr erlebte. Ein Jahr nach Erscheinen des zweiten Bandes seines Handbuches starb er nur 58 jährig im Herbst 1912 (ECKERT 1913).

Ein zweiter Schüler KRÜMMELs mit akademischen Ambitionen war Hans SPETIIMANN (1885-1957), der sich nach Promotion (1909) bei KRÜMMEL mit einer vulkanalogischen Arbeit über Island der Meereskunde zuwandte und als Assistent des Hydrographischen Laboratoriums an Terminfahrten teilnahm, woraus mehrere Arbeiten über die Tiefenverhältnisse (191la) und Bodenzusammensetzung der westlichen Ostsee (191lb) resultierten.

1910 ging SPETH11ANN ans Geographische Institut der Ostsee-Küsten-universität Greifswald, wo er mit Gustav BRAUN (1881-1940) zusammen-traf, Dieser hatte nach seiner Königsherger Promotion über ostpreußische Seen (1903) und begonnenen küstenmorphologischen Studien 1907 anläßlich seiner Greifswalder Habilitation einen ausgezeichneten Überblick über den Stand und die Methoden der internationalen Meeresforschung im Bereich der nordeuropäischen Meere sowie über die bis 1907 erzielten Ergebnisse in regionaler Differenzierung gegeben. Mit Recht mahnte er als Geograph an, über der einseitigen hydrographischen und biologischen Beschäftigung mit dem 1\IJ:eerwasser und mit Strömungstheorien das maritime "Gefäß11 nicht zu vergessen, was BRAUN dann in seinem 110stseegebiet" (1912) nachgeholt hat. BRAUN ging 1910, SPETIIMANN 1911 nach Berlin. Greifs-wald aber entwickelte in der Zeit bis 1920 kaum meereskundliehe Ambitio-nen, noch weniger Rostock, wo erst 1908 eine ao. Professur mit Willi ULE, dessen Hauptinteressengebiet die Fluß- und Seenkunde war. Erst 1911 wurde hier ein Geographisches Institut eingerichtet.

Leonhard SCIIULTZE-JENA (1872 -1955), der 1911 die Nachfolge 0. KRÜM-MELs in dessen sämtlichen Funktionen antrat, brachte nun alle Voraus-setzungen für eine Erweiterung der KRÜMMELschen Meeresgeographie in tiergeographischer und meeresökologischer Hinsicht mit. Er hatte sich nach Promotion bei E. IIAECKEL in Jena (1891) dort 1899 für das Fach Zoologie habilitiert, war dann aber auf seiner Forschungsreise 1903/05 durch das westliche und zentrale Südafrika mehr und mehr zum Geographen geworden, so daß ihm 1908 in Jena eine außerordentliche Professur für Geographie übertragen wurde. Was ihn für den Kieler Lehrstuhl besonders qualüiziert machte, war - neben seinen kolonial-geographischen Kennt-nissen und Arbeiten über SW -Afrika und Neu-Guinea im Hinblick auf das dem Geographischen Institut angeschlossene Völkerkunde-Museum - vor allem seine große zoologisch-meeresökologische Arbeit übernDie Fische-rei an der Westküste Afrikasn (1907). Abertrotz anfänglicher Bemühungen um eine intensivere tiergeographische Bestandsaufnahme der deutschen Meere reichten zwei Jahre in Kiel, in denen fünf ozeanegraphische Disser-tationen, z. T. noch als Erbe KRÜMMELs abgeschlossen wurden (vgl.

KORTUM/PAFFEN 1979) nicht aus, bleibende Spure~ zu hinterlassen,

Mit Ludwig MECKING (1879-1952) wurde 1912 zum dritten und letzten Mal auf den Kieler Lehrstuhl ein Geograph berufen, der in seinem Den-ken und wissenschaftlichen Werk wie auf seinen Reisen aufs engste mit dem maritimen Raum verbunden war. MECK.INGs meeresgeographische Interessengebiete waren gegenüber den KRÜMMELachen deutlich anders gelagert und ganz wesentlich durch seine Berliner "Lehrzeit" vorgeprägt worden. Die Probleme der Physik und Chemie des Meerwassers beschäf-tigten ihn kaum, wohl dagegen Fragen der Meeresströmungen vor allem im Zusammenhang mit dem Meereis, mit dem er sich nach seiner ein-schlägigen Dissertation (1906) in mehreren Veröffentlichungen befaßte (u. a. 1909). Der zweite Komplex war, ebenfalls als Erbe seiner Berliner Zeit, die Polarforschung, zu der er neben kleineren Beiträgen vor allem eine 70seitige Abhandlung über den Stand der Geographie der Antarktis beisteuerte (Geogr. Z. 1908 /09). Der dritte, mit den beiden vorgenann-ten eng verknüpfte Problemkreis betraf MECKINGs gleichfalls in Berlin begonnene maritim-klimatologische Arbeiten (vgl. MECKING/MEINARUS 1911 u. 1911/15), von denen hier nur noch die beiden Arbeiten über die klimatische Bedeutung des Golfstromes erwähnt seien (1911 u. 1918).

Während des Ersten Weltkrieges, als für mehr als vier Jahre wissenschaft-liche Aktivitäten auf den Meeren kaum noch möglich waren, schrieb MECKING seinen zweiten Bericht über die Fortschritte der Ozeanogra-phie in den Jahren 1910-14 für das Geographische Jahrbuch (38, 1915/18).

nachdem er diese Aufgabe von 0. KRÜMMEL bereits für die Jahre 1903 bis 1909 (Bd. 24, 1910) übernommen hatte. Im historischen Rückblick erscheint es bezeichnend, daß MECKING dann nach dem Krieg diese Be-richterstattertätigkeil an B. SCHULZ in Harnburg weitergab. Denn ob-wohl MECKING im Kieler Geographischen Institut, wie vordem KRÜMMEL, turnusmäßig alle 2 Jahre im Rahmen der zweisemestrig aufgeteilten All-gemeinen Physischen Geographie auch die Ozeanographie las, kündigte sich in zwei Kieler Lehrveranstaltungen über "Küsten und Häfen" sowie

"Geographie der Seehäfen" doch auch bereits seine Wandlung zum Kultur-geographen an, die er mit dem Weggang von Kiel im Herbst 1920 mit der Nachfolge von W. MEINARDUS in MOnster vollzog. Damit endete für das Kieler Geographische Institut, "dem Otto KR ÜMMEL den Charakter einer meereskundliehen Forschungsstätte gegeben hatte" (1\.tEINARDUS in Pet.

Mitt. 1939; 138), die rund 40jährige "maritime Phase" seiner heute über hundertjährigen Lebensgeschichte.

Der maritime Schwerpunkt lag bereits in Berlin. Im Zuge des bereits angebrochenen Zeitlaters des politischen und wirtschaftlichen Imperia-lismus und einer dadurch herausgeforderten, wenn auch zunächst wi-derstrebend betriebenen Kolonial- und Seemachtpolitik des Deutschen Reiches bestand in den 1890er Jahren gemäß dem vom Kaiser ausgegebe-nen Motto "Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser" ein beachtliches nationales Bedürfnis nach Bewußtseinsweckung in der Bevölkerung des deutschen Binnenlandes für die große Bedeutung des Weltmeeres und der Kunde und Kenntnis desselben. Dies lag im nationalen Interesse, um mit der rapiden weltwirtschaftliehen Entwicklung Schritt halten zu können.

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