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In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss von hellem Licht mit einer

Beleuchtungsstärke von 5000 lx im Vergleich mit einer Kontrollbedingung (Rotlicht) auf die emotionale Verarbeitung im Sinne von emotionaler Ansteckung beziehungsweise auf die Copingstrategien Rumination und Risikoverhalten sowie auf die Konzentrationsleistung bei Frauen mit einer subsyndromalen SAD untersucht.

4.1. Rumination

Es zeigte sich weder nach einer emotionalen Belastung (emotionales

Ansteckungsparadigma) noch nach einer experimentellen Stressbelastung (Frustrationstest, Konzentrationsleistungstest) ein signifikanter Unterschied in der Variable State Rumination zwischen den zwei Lichtbedingungen. Auch unter Einbezug der Kovariaten Trait

Rumination (RSQ-skalen: symptombezogene Rumination, selbstbezogene Rumination, Sich-Sorgen) und dem Depressionsniveau konnte kein Haupteffekt für den Faktor Lichtbedingung gezeigt werden. Die State-Rumination war bei der heiteren Tonaufnahme signifikant größer als bei der traurigen Tonaufnahme wenn die Trait-Rumination (RSQ-skala: selbstbezogene Rumination) als Kovariate miteinbezogen wurde.

Evans und KollegInnen (2013) konnten im Gegensatz zu den Ergebnissen der zugrunde liegenden Studie nach 6-wöchiger Lichttherapie bei Personen mit SAD ein vermindertes Ausmaß an Rumination nach der Therapie feststellen. Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen der Forschungsarbeit von Evans und der vorliegenden Studie, was einen Erklärungsansatz dazu bieten könnte, dass die Ergebnisse bezüglich Rumination nicht

repliziert werden konnten. Zum einen hatten die ProbandInnen bei Evans und KollegInnen (2013) eine klinisch diagnostizierte SAD, während in der zugrunde liegenden Studie Personen mit sub-syndromaler SAD einbezogen wurden. Weitere Unterschiede liegen im methodischen Aufbau der beiden Untersuchungen, wie dem Untersuchungszeitraum und der Intensität des Lichts. Evans und KollegInnen behandelten die TeilnehmerInnen sechs

Wochen lang, 2 mal täglich für 45 Minuten mit 10.000 lx starkem Licht. Zudem wurde der Zeitpunkt (morgens und abends) individuell auf die Personen abgestimmt, sodass durch maximale Phasenverschiebung der bestmögliche Effekt erzielt werden konnte. In der vorliegenden Untersuchung war der Zeitpunkt der Lichtexposition nicht individuell

abgestimmt, die Beleuchtungsstärke mit 5000 lx deutlich geringer und die Exposition fand nur einmalig statt. Somit könnte man schlussfolgern, dass eine längere und intensivere Behandlung mit Licht notwendig ist um eine Veränderung der Rumination feststellen zu können. Es ist zudem anzumerken, dass bei Evans und KollegInnen (2013) Rumination als Trait und nicht als State Variable erhoben wurde.

Da Rumination und Depression im Zusammenhang miteinander stehen (Aldao et al., 2010;

Nolen-Hoeksema & Aldao, 2011), könnte die antidepressive Wirkung von Licht an eine Veränderung der Rumination gebunden sein und sich die depressive Symptomatik erst durch eine Veränderung im Ruminationsverhalten verbessern, wobei Rumination einen moderierenden oder mediierenden Effekt hätte. Die Verbesserung der depressiven

Symptome braucht meistens eine mehrwöchige Behandlung mit LT (Schobersberger et al., 2007), was dafür spricht, dass die Lichtexposition in der vorliegenden Studie zu kurz gewesen sein könnte um einen Effekt auf die Rumination zu bewirken. Neurobiologische Untersuchungen konnten zeigen, dass bei Rumination keine ausreichende Inhibition des DLPC auf die Amygdala und andere Teile des limbischen Systems zustande kommt (Cooney

et al., 2010; Kosteret al., 2011), auf welche ein Einfluss möglicherweise nur durch mehrmalige Lichttherapie erreicht werden kann.

Es ist zu erwähnen, dass in der vorliegenden Untersuchung Rumination als State-Variable gemessen wurde. Rumination als Trait-Variable ist zeitlich stabiler und wird mittels anderen Verfahren (z. B. RSQ) gemessen (Nolen-Hoeksema, 1991; Nolen-Hoeksema et al., 2008).

Key, Campbell, Bacon und Gerin (2008) verglichen den Effekt von State- und Trait-Rumination miteinander auf kardiovaskuläres Recovery, ausgelöst durch einen negativen emotionalen Stressor. Personen mit geringer Ausprägung an Trait-Rumination, jedoch hoher State-Rumination zeigten eine weniger schnelle kardiovaskuläre Erholung als Personen mit geringer Ausprägung an Trait- und State-Rumination. Dies traf jedoch nicht auf Personen mit hoher Ausprägung an Trait-Rumination zu, dort konnte kein Unterschied festgestellt werden bezüglich State-Rumination. In der vorliegenden Studie, wo ebenfalls kein

Unterschied bezüglich State-Rumination gefunden werden konnte, lässt sich das Ergebnis möglicherweise durch einen Zusammenhang von State- und Trait-Rumination erklären. Es könnte sein, dass bei Personen mit hohen Trait-Ruminationstendenzen, eine einmalige Lichtexposition nicht ausreichend ist um die unmittelbare State-Rumination zu beeinflussen.

Dies könnte ebenfalls erklären, warum die einmalige Lichtexposition in der zugrunde liegenden Studie nicht ausgereicht hat um eine sichtbare Veränderung der Rumination hervorzurufen.

Abschließend soll noch erwähnt werden, dass State-Rumination mittels subjektiven Ratings erhoben wurde, welche kein implizites Verhalten messen können und dies einen weiteren Erklärungsansatz für das Ergebnis darstellen kann.

Es ist zusammenfassend festzustellen, dass eine einmalige Lichtexposition, den Untersuchungsergebnissen zufolge, nicht ausreichend ist um eine Veränderung der Copingstrategie State-Rumination zu erzielen.

4.2. Risikoverhalten

Bei der Messung des Risikoverhaltens zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Lichtbedingungen, sodass die Probandinnen bei der 5000 lx Lichtbedingung ein signifikant höheres Risikoverhalten zeigten, als bei der Kontrollbedingung.

Eine erhöhte Risikobereitschaft bei hellem Licht könnte zwei Ursachen haben. Zum einem könnte der Effekt durch die aktivierende Wirkung von hellem Licht auf den Organismus zu erklären sein, sodass durch einen erhöhten Antrieb und eine Aktivierungssteigerung mehr Risikoverhalten resultiert. Verschiedene Studien fanden eine Verbesserung der

Wachsamkeit, Aufmerksamkeit und Vigilanz durch Lichteinfluss (Cajochen, 2007;

Gaggioni, Maquet, Schmidt, Dijk, & Vandewalle, 2014). Unter Lichteinfluss findet ein höherer Serotoninumsatz statt (Lambert et al., 2002). Das serotonerge System koordiniert gleichzeitig die Produktion, Speicherung, Bereitstellung, Verteilung und Nutzung von Energie (Andrews, Bharwani, Lee, Fox & Thomson, 2015) und könnte somit zur erhöhten Aktivitätsbereitschaft beitragen. Auch die Unterdrückung der Melatoninproduktion und das Ansteigen des Cortisol-Spiegels durch Licht (Czeisler et al., 1999) könnten zu mehr

Aktivität in der Risiko-Aufgabe geführt haben. Zudem ist aus Studien mit bildgebenden Verfahren (fMRI, PET-Studien) bekannt, dass helles Licht am Tag die Aktivität

aufmerksamkeits- und wachheitsbezogener subkortikaler Gehirnstrukturen (z.B. des Hypothalamus, Hirnstamms und Thalamus) (Barrett et al., 2007) und die Aktivität des

limbischen Systems (z.B. Amygdala, Hippocampus) unmittelbar beeinflussen kann (Vandewalle et al., 2009b) und somit das Risiko bei hellem Licht von den Probandinnen anders eingeschätzt wurde und durch eine weniger bedrohliche Bewertung der

Konsequenzen, mehr Risikobereitschaft gezeigt wurde.

Zum anderem könnte der festgestellte Risikobereitschafts-steigernde Effekt von Licht durch eine Auswirkung auf die affektive Heuristik zurück zu führen sein, die von Loewenstein et al. (2001) und Slovic et al. (2007) beschrieben wurde. Die Theorie postuliert, dass durch erhöhtes Wohlbefinden, es zu geringerer Einschätzung des Risikos einer Situation und größer wahrgenommenem Vorteil/Gewinn kommt. Aufgrund einer möglichen

stimmungsaufhellenden Wirkung des Lichts (Partonen & Lönnqvist, 2000), welcher Teil des Therapieerfolges bei Lichttherapie ist und im engen Zusammenhang mit dem

Neurotransmitter Serotonin steht (Goel & Etwaroo, 2006; Lambert et al., 2002; Neumeister, 2004; Spindelegger et al., 2012) ist ein lichtbedingter Einfluss auf die Affektheuristik denkbar. Die Studienlage bezüglich Stimmung und Risikoverhalten ist jedoch heterogen, sodass das das Ergebnis der vorliegenden Studie nicht mit den Forschungsergebnissen von Jiaying und Zhao (2006) konform sind, welche geringeres Risikoverhalten bei positiver Emotionalität und ein gesteigertes Risikoverhalten bei negativer Emotionalität beobachteten.

Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass ein Risiko per se schwer als solches definiert werden kann, sondern die Nützlichkeit des Gewinns und die Wahrscheinlichkeit und Höhe des Verlustes eine Rolle bei der Risikowahrnehmung spielen und diese Faktoren

stimmungsabhängig unterschiedlich wichtig wahrgenommen werden (Nygren, Isen, Taylor

& Dulin, 1996). Diese Faktoren erklären möglicherweise warum die Ergebnisse innerhalb verschiedener Studien variieren.

In der zugrunde liegenden Studie lag eine milde saisonale Depression bei den Probandinnen vor, wovon verminderter Antrieb, Müdigkeit und Anhedonie Teil der Symptomatik sind

(Magnusson & Partonen, 2005; Rosenthal 1984, zitiert nach Bassa et al., 2013, S. 144).

Durch die aktivierende, wachsamkeitssteigernde und antidepressive Wirkung des hellen Lichts (Gaggioni et al., 2014) könnten diese Symptome beeinflusst worden sein. Der erhöhte Antrieb durch die antidepressive Wirkung könnte die erhöhte Aktivität in der Risikoaufgabe unter Einfluss von hellem Licht erklären.

In der Studie von Evans (2013) und KollegInnen zeigte sich keine Beeinflussung des Konstruktes Distraktion (gemessen mit dem RSQ) durch Licht, was im Gegensatz zu dem Ergebnis der vorliegenden Arbeit steht. Distraktion ist zwar dem Konstrukt Risikoverhalten ähnlich, jedoch ist Risikoverhalten eher als maladaptive Form von Distraktion anzusehen und wurde als State und nicht als Trait Variable gemessen. In der Studie von Evans konnte keine Veränderung von Lichttherapie auf die Distraktion festgestellt werden im Sinne einer Trait-Veränderung. Somit ist es ein interessanter und neuer Hinweis der zugrunde liegenden Studie, dass sich Licht auf das unmittelbare Risikoverhalten auswirken kann im Sinne von gesteigerter Risikobereitschaft.

4.3. Emotionale Ansteckung

Bezüglich der emotionalen Ansteckung mit einer heiteren und einer traurigen emotionalen Tonaufnahme des ECOS-Paradigmas konnte kein signifikanter Unterschied zwischen der 5000 lx Lichtbedingung und der Kontrollbedingung festgestellt werden. Jedoch zeigte sich unter Konstanthaltung der Ausprägung Trait-Distraktion bei der Experimentalbedingung mit 5000 lx eine geringere Ansteckung mit Traurigkeit als bei der Kontrollbedingung.

Dieses Ergebnis ist konform mit den Forschungsergebnissen, die eine antidepressive und stimmungs-verbessernde Wirkung von hellem Licht sowohl bei affektiven Erkrankungen

(Avery et al., 2001; Dallaspezia et al., 2012; Golden et al., 2005; Knapen et al., 2014; Reeves et al., 2012) als auch bei gesunden Populationen zeigen konnten (Kaida et al., 2007; Lambert et al., 2002; Leichtfried et al., 2015; Leppämäki et al., 2002; Partonen & Lönnqvist, 2000).

Der Effekt von Licht auf die emotionale Ansteckung mit Traurigkeit in der vorliegenden Studie, könnte durch eine neurobiologische Veränderung emotionsrelevanter

Gehirnstrukturen zu erklären sein. Die Verbindung zwischen Amygdala und DLPFC, welche der Regulation von Emotionen dient (Beauregard et al., 2001; Davidson et al., 2002), könnte durch einen lichtabhängigen Einfluss auf diese Strukturen (Vandewalle et al., 2009) in ihrer Aktivität verändert worden sein. Es ist möglich, dass durch eine Aktivierung der

Gehirnstrukturen durch helles Licht eine bessere Hemmung negativer Gefühle stattfindet.

Nummenmaa et al. (2008) gehen von einer wichtigen Rolle des Thalamus für die emotionale Empathie aus, welche Grundlage der emotionalen Ansteckung ist (Chartrand & Bargh, 1999). Der Thalamus könnte den Einfluss des Lichts auf die Ansteckung mit Traurigkeit ebenso beeinflusst haben, da dieser als Teil des limbischen Systems, durch Licht moduliert werden kann (Vandewalle et al., 2006).

Des Weiteren konnte ein moderierender Effekt von Trait-Distraktion auf die emotionale Ansteckung mit Traurigkeit gezeigt werden. Es zeigte sich für die Experimentalbedingung ein schützender Effekt der Ausprägung an Trait-Distraktion auf die emotionale Ansteckung mit Traurigkeit. Der Effekt von Distraktion auf negative Emotionen ist vor allem im

Einklang mit Nolen-Hoeksema's (1991) response-styles-theory, welche Distraktion als schützenden Faktor beschreibt in Hinblick darauf, depressive Symptome zu entwickeln. Wer sich gut ablenken kann von negativen Emotionen und nicht viel über sie nachgrübelt, dem fällt es leichter von negativen Emotionen Abstand zu bekommen. Somit steht der Einfluss der Fähigkeit sich Ablenken zu können, also Trait-Distraktion, im Zusammenhang mit

weniger negativer Emotionalität. Dieser Befund bestätigt die wichtige Verbindung zwischen Copingstrategien und deren Auswirkung auf die Stimmung. Andere Forschungsergebnisse sind konform mit der Annahme, dass die Fähigkeit sich von negativen Stimuli ablenken zu können einen Einfluss auf negative Emotionalität hat. Huffziger & Kuehner (2009) konnten eine verbesserte Stimmung bei Personen finden, die sich generell gut ablenken konnten, ebenso bei Personen die eine Distraktions-Induktion erhielten. Eine bessere Stimmung durch Ablenkung konnten Joormann et al. (2007) ebenfalls nachweisen.

Bei der heiteren Tonaufnahme konnte kein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der emotionalen Ansteckung zwischen den Lichtbedingungen festgestellt werden. Dies könnte dadurch erklärbar sein, dass der Effekt von Licht auf die Stimmung vor allem bei negativen Emotionen wirksam ist. Dem widersprechen jedoch Studien mit nicht-klinischen Populationen, die ergänzend zu den klinischen Studien (Golden et al., 2005) einen

stimmungssteigernden Effekt von Licht nachweisen konnten (Partonen & Lönnqvist, 2000;

Smolders & de Kort, 2014). Es ist jedoch anzumerken, dass sich diese nicht mit der Induktion von Emotionen beschäftigen, sondern damit, die Grundstimmung allein durch Lichteinfluss zu verbessern. Wenn hingegen die Stimmung schon positiv ist, wie in diesem Fall durch eine heitere Emotionsinduktion, scheint helles Licht keinen weiteren Effekt mehr auf die Stimmung und empfundene Freude mehr zu haben. Es ist somit möglich, dass Licht die Stimmung nur signifikant verbessert, wenn die Grundstimmung „normal“ oder gedrückt ist.

Zusammenfassend legen die Ergebnisse nahe, dass helles Licht helfen kann, sich weniger von negativen emotionalen Stimuli anstecken zu lassen. Ein wichtiger Einflussfaktor auf die emotionale Ansteckung mit Traurigkeit scheint die Fähigkeit Sich-Ablenken (Distraktion) zu

sein. Bezüglich heiterer emotionaler Ansteckung konnte kein Effekt des Lichts gefunden werden. Die Ergebnisse bestätigen einen Einfluss von Licht auf die Emotion Traurigkeit und unterstreichen gleichzeitig die Bedeutung der Art des Umgangs mit Emotionen auf die eigene Gefühlswelt.

4.4. Konzentrationsleistung

Es konnte kein signifikanter Effekt der Lichtbedingungen bezüglich der

Konzentrationsleistung festgestellt werden. Jedoch zeigte sich eine signifikante

Verbesserung der Konzentrationsleistung vom ersten Untersuchungstermin zum zweiten was auf einen Lerneffekt hindeutet.

Bisherige Studien-Ergebnisse bezüglich Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung sind sehr heterogen, was sich vor allem auf große methodische Unterschiede zwischen den Studien zurückführen lässt.

Studien zu Nachtschichtarbeitern und Schlafentzugsstudien fanden einen positiven Effekt von hellem Licht auf die Konzentrationsleistung, das Arbeitsgedächtnis und die Wachheit (Gabel et al., 2013; Kretschmer et al., 2012; Kretschmer et al., 2013; Phipps-Nelson et al., 2003; Ruger et al., 2005). Die Ausgangslage des endogenen Rhythmus ist sehr

unterschiedlich bei den Versuchspersonengruppen im Vergleich zu der in der vorliegenden Studie. Der Einfluss von Licht auf den endogenen zirkadianen Rhythmus ist jedoch ein wesentlicher Einflussfaktor. In der vorliegenden Studie wurde nicht in die zirkadiane

Rhythmik eingegriffen, was einen Erklärungsansatz zu dem widersprüchlichen Ergebnis der vorliegenden Studie bieten könnte. Die Studien, welche ebenso den

Konzentrationsleistungstest einsetzen (Kretschmer et al., 2012; Kretschmer et al., 2012),

haben im Vergleich mit der zugrunde liegenden Studie sehr unterschiedliche Stichproben. So werden teilweise in Studien ältere Personen (Kretschmer et al., 2013) oder Nacht-Schicht-ArbeiterInnen (Kretschmer et al., 2012) untersucht. Dies könnte eine weitere Erklärung für abweichende Ergebnisse sein, da Stichproben, die sich im Alter und dem Tages-Rhythmus unterscheiden, unterschiedlich auf Lichteinfluss reagieren können.

In diesem Zusammenhang ist es ebenso erwähnenswert, dass die Lichtexposition oft zu verschiedenen Tageszeitpunkten durchgeführt wird. Ein positiver Effekt von Licht auf die Wachheit und Aufmerksamkeit konnte bei morgendlicher Darbietung gefunden werden (Leichtfried et al., 2015; Smolders et al., 2012; Van De Werken et al., 2010). Andere Studien stellen einen positiven Effekt auf die Wachheit und die kognitive Performance bei einer Licht-Darbietung am Nachmittag (Münch et al., 2012), am Abend (Smolders et al., 2014) und in der Nacht (Chellappa et al., 2011; Kretschmer et al., 2012; Kretschmer et al., 2013;

Lockley et al., 2006; Perrin et al., 2004) fest. In den meisten Studien zeigte sich vor allem zum Abend oder in der Nacht ein konzentrationssteigernder oder

aufmerksamkeitssteigernder Effekt (Chellappa et al., 2011; Kretschmer et al., 2012;

Kretschmer et al., 2013; Lockley et al., 2006; Perrin et al., 2004; Smolders et al., 2014).

Wegen der Schlafmangel-kompensierenden Fähigkeit von hellem Licht (Phipps-Nelson et al., 2003) ist bei Vorliegen von Schlafmangel bzw. maximalem Schlafdruck der Effekt von hellem Licht auf die kognitive Performance besonders wirksam. Am Morgen ist der

Schlafdruck am geringsten, da man üblicherweise gerade geschlafen hat. Somit ist

möglicherweise zu erklären, warum das helle Licht keine signifikante Auswirkung auf die Konzentrationsleistung zeigte. In der zugrunde liegenden Studie war die Lichtexposition nicht auf den individuellen Chronotyp abgestimmt und die Lichtexposition erfolgte am Morgen bzw. am Vormittag. Bezüglich dieses Erklärungsansatzes ist die Studie von (Leichtfried et al., 2015) zu erwähnen. Dort wurde ebenso helles Licht am Morgen

dargeboten und es gab im Vergleich mit der Kontrollbedingung sogar eine Verschlechterung der kognitiven Performance, was mit der morgendlichen Darbietung zusammenhängen könnte. Dagegen spricht jedoch die Studie von Smolders und KollegInnen (2012), die am Morgen sogar den größten Effekt auf die kognitive Performance messen konnten im Vergleich zu nachmittags. Sie konnten ebenso zeigen, dass auch ohne maximalen Schlafdruck oder Schlafrestriktion der Einfluss von hellem Licht ein erhöhtes Arousal bewirkt. Dennoch hat die endogene zirkadiane Phase und der homöostatische Schlafdruck als Faktor auf die aktivierende Wirkung von Licht einen Einfluss und kann ein möglicher Erklärungsansatz sein.

Studien mit blau-welligem Licht, welches im speziellen aufmerksamkeits- und

wachheitsbezogene Gehirnareale aktiviert (Cajochen, 2007), konnten eine Steigerung der Wachheit nachweisen und eine verbesserte kognitive Funktionen feststellen (Lehrl et al., 2007; Lockley et al.; Rahman et al., 2014; Revell et al., 2006). Licht mit blauer

Farbanreicherung (gemessen in Kelvin) (Chellappa et al., 2011; Gornicka, 2006; Viola et al., 2008) wurde ebenso wie Sonnenaufgangssimulationen (Gabel et al., 2013; Van De Werken, et al., 2010) bezüglich Wachheit und Aufmerksamkeit untersucht und können positive Effekte diesbezüglich erzielen. Somit liegt oft ein unterschiedlicher Fokus auf der Art des Lichts, dessen Einfluss untersucht wird. Diese methodischen Unterschiede im Vergleich zur vorliegenden Studie, wo Licht mit einem vollen Farbspektrum eingesetzt wurde, sind ein weiterer Einflussfaktor auf die Konzentrationsleistung und tragen zur Erklärung bei.

Auch Designs mit mehrfacher Wiederholung der Lichtexposition wie zum Beispiel bei Münch et al. (2012) konnte einen Zusammenhang zwischen hellem Licht und besserer kognitiver Performance zeigen, jedoch war dieser Effekt erst nach der 2. Sitzung erkennbar.

Möglicherweise wäre in der vorliegenden Studie eine wiederholte Lichtexposition nötig gewesen um einen Effekt auf die Konzentrationsleistung feststellen zu können.

Viele Befunde beschreiben eine Steigerung der Wachheit (Cajochen et al., 2000; Gornicka, 2006; Leichtfried et al., 2015; Perrin et al., 2004; Ruger et al., 2005; Smolders, et al., 2012), der Aufmerksamkeit (Gornicka, 2006; Kretschmer et al., 2012; Kretschmer et al., 2013;

Phipps-Nelson et al., 2003; Smolders et al., 2012) und der kognitiven Funktionen

(Kretschmer et al., 2012; Kretschmer et al., 2013; Münch et al., 2012; Van De Werken et al., 2010) durch helles Licht. Zudem legen verschieden Studien mit bildgebenden Verfahren von Vandewalle und KollegInnen (2006, 2007a, 2007b, 2009) nahe, dass Licht einen

modulierenden Einfluss auf aufmerksamkeits- und kognitionsrelevante Gehirnfunktionen hat. Es ist jedoch erwähnenswert, dass in einigen Studien nicht über alle konzentrations-bezogenen Konstrukte hinweg der erwartete Zusammenhang mit hellem oder blau-welligem Licht gefunden werden konnten. Es sind Studien vorhanden bei welchen kein Effekt von hellem Licht auf die anhaltende Aufmerksamkeit gefunden werden konnte (Kretschmer et al.

2012) oder auch kein Effekt von blauwelligem Licht auf die kognitive Leistung feststellt werden konnte (Vandewalle et al., 2007b). Auch unter Verwendung der Paced visual serial addition task (PVST), welcher zur Testung höherer kognitiver Funktionen und exekutiver Funktionen ausgelegt ist, konnte keine Überlegenheit hellen Lichts nachgewiesen werden (Chellappa et al., 2011). Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch Smolders und de Kort (2014), wobei bei den anspruchsvolleren kognitiven Aufgaben sogar eine Überlegenheit der dunkleren Lichtbedingung gezeigt werden konnte. Van De Werken und KollegInnen (2010) fanden ebenfalls keinen Effekt auf die kognitive Performance, jedoch setzten sie eine Sonnenaufgangssimulation ein. Zusammengenommen stützen diese Studien das Ergebnis in der zugrunde liegenden Untersuchung, da Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen und höhere kognitive Leistungen, Bestandteile und Voraussetzung von Konzentrationsleistung sind, welche in der vorliegenden Studie gemessen wurde.

Die Art der Messung der Konstrukte und die Sensibilität der eingesetzten Tests unterscheiden sich ebenfalls über verschiedene Studien hinweg. So wird oft der PVT eingesetzt zur Erhebung der kognitiven Performance bzw. Daueraufmerksamkeit. Dieser ist jedoch sehr sensibel für Auswirkungen von Schlafmangel oder -restriktion (Cajochen, 2007), welchem die ProbandInnen oft kontrolliert ausgesetzt werden. Schlafrestriktion ist durch Licht gut kompensierbar (Phipps-Nelson et al., 2003), somit ist schneller eine Veränderung mit Messung des PVT sichtbar. Die Konstrukte Aufmerksamkeit und Konzentrationsleistung sind zwar verwandt, jedoch müssen sie unterschieden werden (Kretschmer et al., 2012). Vor allem anhaltende Aufmerksamkeit wird meistens durch Reaktionszeiten gemessen,

Konzentrationsleistung jedoch typischerweise mit gelösten Rechenaufgaben (Kretschmer et al., 2012). In nur wenigen Studien wurde der KLT eingesetzt zur Messung der

Konzentrationsleistung, was eine Vergleichbarkeit schwierig macht. Zum bisherigen mir bekannten Wissensstand setzten lediglich Kretschmer und KollegInnen (2012, 2013) den KLT zur Messung der Auswirkung von Licht auf die Konzentrationsleistung ein, was ein weiterer methodischer Unterschied zu anderen Studien ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt zur Erklärung des Ergebnisses in der zugrunde liegenden Studie ist der Lerneffekt. Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen der Leistung im

Ein weiterer wichtiger Punkt zur Erklärung des Ergebnisses in der zugrunde liegenden Studie ist der Lerneffekt. Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen der Leistung im