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5.1 Etablierung einer Methode zur Isolation von Dünndarmepithelzellen

Die in dieser Arbeit etablierte Methode zur Isolation von Dünndarmepithelzellen zeigt nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit der Methode, von der sie ursprünglich abgeleitet wurde. Hierin war vorgesehen, dass der Darm nach Entnahme und Equilibrationsphase in warmer Pufferlösung auf eine Glasspirale gestülpt wird, wobei die Innenseite des Darms nach außen gekehrt wird. Im Anschluss sollten die Epithelzellen durch Vibration unter Verwendung eines sogenannten Vibro-Mixers abdissoziiert werden.Schon das Aufziehen des Darms auf die Glasspirale unter Umkehren der Innenseite nach außen erwies sich aber als handwerklich schwierig durchzuführen. Unter Umständen wäre lediglich mehr Übung notwendig gewesen, um die Methode erfolgreich einzusetzen. Diese Möglichkeit erschien aber zu unsicher und so wurde stattdessen eine Alternative entwickelt.

Die Dünndarmepithelzellen wurden isoliert, indem der Darm nach Entnahme und kurzer Equilibrierung in warmer Pufferlösung mehrfach auf eine Glasspirale aufgeschoben wurde. Auf diese Weise wurden die Zellen aus dem Darmlumen „ausgestreift“, indem die Darmzotten an ihrem Übergang zur Kryptregion abgerissen wurden. Eine solche Methode basiert auf dem Ansatz, Zellen mechanisch aus ihrem umgebenden Gewebe herauszulösen. Die erste Methode zur Isolation intestinaler Zellen mit diesem Ansatz wurde Anfang der vierziger Jahre entwickelt. Hierbei wurde die intestinale Mukosa mit Hilfe eines scharfen Instruments wie z.B. einem Skalpell, einer Rasierklinge oder Glas von der tieferliegenden Mukosa abgekratzt (Dickens et al., 1941). Bei diesem Verfahren wird allerdings eine große Menge an Mukus freigesetzt. Durch dessen zähe, schleimige Konsistenz ist es unmöglich, das gewonnene mukosale Zellgemisch durch einfache Zentrifugation in die unterschiedlichen Zelltypen zu differenzieren. Im Unterschied hierzu wird bei dem in dieser Arbeit beschriebenen Verfahren kaum Mukus frei. Die dichten, schwereren Epithelzellverbände sedimentieren durch kurze Zentrifugationsschritte, während die einzelnen, übrigen Zellen in den Überstand abgetrennt werden. Hier ist es von deutlichem Vorteil, dass die Enterozyten in Verbänden vorliegen. Einzelne Zellen müssten aufgrund nur leichter Gewichtsunterschiede zeitaufwendiger über eine Dichtegradientenzentrifugation differenziert werden. Da Epithelzellen selbst unter physiologischen Bedingungen nur 30-100 Stunden leben

(Kaiserlian et al., 1989), sollte bei ihrer Isolation jede Zeitersparnis genutzt werden, um sie intakt zu erhalten. Durch die in dieser Arbeit beschriebene differentielle Zentrifugation sind diejenigen Zellen nicht abzutrennen, welche in den Epithelzellverbänden eingeschlossen sind, wie die in den basolateralen Einstülpungen der Zellmembran der Enterozyten befindlichen T-Lymphozyten. Dies ist auch der Grund, weshalb in der Epithelzellpräparation später noch T-Lymphozyten nachweisbar sind. Da es sic h hierbei aber nicht um APCs handelt, nehmen diese kontaminierenden Zellen keinen Einfluss auf die Ergebnisse dieser Arbeit. Untersuchungen von Dünndarmepithelzellen im Hinblick auf ihre Funktionen als APC können durch nicht antigenpräsentierende Zellen kaum störend beeinflusst werden. Wäre die Epithelzellpräpaparation allerdings mit professionellen APCs wie dendritischen Zellen, Makrophagen oder B-Lymphozyten verunreinigt, hätte ein biochemischer Nachweis der Proteine MHC II oder invariante Kette keinerlei Aussagen über die Expression dieser Proteine in Dünndarmepithelzellen zugelassen. Man hätte nicht ausschließen können, dass die nachgewiesenen Proteine aus den Kontaminationszellen stammten. Die Epithelzellen konnten mit der hier vorgestellten Methode aber in sehr hoher Reinheit isoliert werden, professionelle APCs waren nicht bzw. in zu vernachlässigend geringem Umfang nachzuweisen.

Wie bereits erwähnt wurde, lassen die lichtmikroskopischen Aufnahmen des Darmgewebes nach Isolation der Epithelzellen annehmen, dass mit der hier beschriebenen Methode nur reife Enterozyten von dem oberen Bereich des Villus gewonnen werden. Die Kryptzellen scheinen überwiegend im Darm zu verbleiben. Dies ist von Vorteil, da ein hoher Anteil noch undifferenzierter Zellen ohne oder mit nur sehr geringer Expression von MHC II in der Epithelzellpräparation die Dichte der reifen Zielzellen vermindern würde. Bei den meisten in der Literatur beschriebenen Methoden zur Isolation intestinaler Zellen ist es nicht möglich, von vornherein nur reife Enterozyten zu gewinnen. Lediglich mit Methoden, in welchen die Epithelzellen durch Vibration von dem darunterliegenden Gewebe abdissoziieren, gelingt es ebenfalls, von vornherein nur die Zellen im oberen Bereich des Villus zu isolieren. Hier kann darüberhinaus durch Variation der Amplitude der Vibrationsbewegung und der Zeitdauer der Vibration ein genauer Bereich des Villus, aus dem die Zellen isoliert werden sollen, eingegrenzt werden. Je länger und je stärker ein Vibrationsschritt ist, desto mehr Zellen werden aus unteren Bereichen eines Villus in Richtung Krypte abgelöst. Kryptzellen selber wären nur zu isolieren, wenn ein zusätzlicher mechanischer Einfluss ausgeübt würde (Webster et al., 1969; Harrison et al., 1969). Alternativ zur Vibration reicht für eine solche Zielsetzung eine einfache Rotationsbewegung aus, wobei auch hier durch die Einstellung unterschiedlicher Geschwindigkeitsstufen Zellen aus unterschiedlichen Bereichen einer Zotte isoliert werden können (Sjostrand et al., 1968). Da die Zielsetzung dieser Arbeit lediglich darin bestand, keine Kryptzellen zu isolieren, war es aber nicht notwendig, die eingesetzte Methode in dieser Hinsicht weiter zu optimieren.

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Um die gewonnenen Epithelzellen zum Zweck des Vergleichs mit anderen Zellen zählen zu können, wurde zunächst angestrebt, sie aus ihren Verbänden zu lösen und am Ende des Isolationsprozesses vereinzelt vorliegen zu haben. Gleichzeitig sollten sie intakt und lebensfähig erhalten werden, da das Fernziel des gesamten Projektes beinhaltet, die Zellen für kurze Zeit zu kultivieren. Eine mechanische Vereinzelung führte aber bei einer hohen Anzahl an Zellen zum Einreißen der Plasmamembran. Wenn man sich vorstellt, dass fest aneinander haftende Zellen durch Scherkräfte auseinandergerissen werden, so verwundert dies auch nicht.

Der Einsatz von Calcium-Chelatbildnern führte allerdings zu dem gleichen Effekt. Diese Tatsache lässt sich nicht genau erklären, da sich zwar durch das Auseinanderfallen der Cadherine die Zell-Zell-Verbindungen lösen sollten, eine Ursache für ein dabei eintretendes Aufbrechen der Zelle ist hierdurch aber nicht gegeben. Eventuell verlieren die Zellen durch die Störung der Ionenverhältnisse und die Komplexierung von Mg2+ ihre Stabilität und sind so mechanischen Einflüssen gegenüber grundsätzlich empfindlicher.

Die gleiche Schädigung der Zellmembran war bei dem Einsatz des proteolytischen Enzyms Trypsin zu beobachten. Auch hier könnte die Ursache in einem Verlust der Stabilität der Zellen und dementsprechend erhöhter Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Einflüssen liegen. Da diese Methode außerdem die Gefahr birgt, die Proteine an der Zelloberfläche zu verändern, sollte sie von vornherein nicht als Methode der Wahl angesehen werden.

Da sich kein Verfahren fand, die Epithelzellen aus ihrem Verband zu lösen, ohne sie zu stark zu schädigen, wurde schließlich auf die Vereinzelung verzichtet. Die am Ende des Isolationsprozesses vorhandenen kleinen Zellverbände wurden direkt für Experimente eingesetzt.

Da die Zellen unter diesen Bedingungen nicht ausgezählt werden konnten, wurden für quantitative Vergleiche mit Zellen eines anderen Zelltyps nach Durchführung der Lyse die jeweiligen Proteinkonzentration gemessen und aufeinander abgestimmt.

Eine elektronenmikroskopische Untersuchung der schlussendlich gewonnenen Epithelzellen zeigte bei einzelnen Zellen einen Defekt der Plasmamembran sowie beginnende Vakuolenbildung.

Andere Gruppen berichteten aber, dass trotz dieser Veränderungen noch ein Großteil der physiologischen Funktionen der Zellen erhalten bleibt. So ist ein normaler Elektrolyt- und Zuckertransport (Borle, 1974; Gall et al., 1974; Walters und Weiser, 1987), ein unveränderter regulatorischer Effekt von Hormonen (Lacour et al., 1981) und normale mitochondriale Aktivität (Iemhoff et al., 1970, Harrison und Webster, 1969) auch bei Nachweis der beschriebenen Läsionen möglich. Zudem konnte gezeigt werden, dass solche Epithelzellen in der Lage sind, cAMP als Antwort auf VIP (vasointestinales Peptid) und Forskolin zu synthetisieren sowie Antigene funktionell zu präsentieren (Kaiserlian et al., 1989). In der Tat wiesen die in dieser Arbeit elektronenmikroskopisch begutachteten isolierten Zellen eine sehr viel besser erhaltene Ultrastruktur auf als die 1989 von der Gruppe um Kaiserlian isolierten Dünndarmepithelzellen,

welche zum Vergleich herangezogen wurden (Kaiserlian et al., 1989). So ist davon auszugehen, dass sich die in dieser Arbeit isolierten Zellen in einem Zustand befinden, in dem sie kultiviert und zu funktionellen Untersuchungen herangezogen werden können.

Unter anderem mag der gute morphologische Zustand der gewonnenen Epithelzellen auch darin begründet sein, dass versucht wurde, die Vitalität des aus der Maus entnommenen Darmabschnitts über eine möglichst lange Zeit zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde der zur Equlibration eingesetzten Pufferlösung Sauerstoff aus der Außenluft zugeführt. Bei Temperaturen, welche der Körpertemperatur eines Säugetieres entsprechen, können die physiologischen Stoffwechselvorgänge in dem isolierten Gewebe eine Zeit lang weiterlaufen, ohne dass die einzelnen Zellen geschädigt werden. Für die Aufrechterhaltung dieser Stoffwechselvorgänge ist es notwendig, dass ständig ATP aus ADP nachproduziert werden kann. Dies erfolgt zu einem Großteil über den Weg der oxidativen Phosphorylierung, wofür also dauernd ausreichend Sauerstoff zur Verfügung stehen muss. Die spontanen Kontraktionen der glatten Muskulatur des Darms, die zu beobachten waren, entsprechen den physiologischen peristaltischen Bewegungen und sind als Zeichen funktionierender fortlaufender Stoffwechselgänge zu werten.

5.2 Expression von MHC Klasse II in Dünndarmepithelzellen der Maus

Es konnte gezeigt werden, dass eine konstitutive Expression des bekanntermaßen in Dünndarmepithelzellen exprimierten Moleküls MHC II mengenmäßig mit der Expression von MHC II in professionellen APCs vergleichbar ist. Dies war nicht unbedingt zu erwarten, da Enterozyten des Dickdarms unter physiologischen Bedingungen nur eine geringe Expression von MHC II zeigen, welche erst unter entzündlichen Bedingungen wie durch Stimulation durch γ-Interferon gesteigert wird (Mayer et al., 1991). γ-Interferon ist ein Cytokin, welches unter physiologischen Bedingungen von T-Zellen produziert wird und bei APCs die Expression von MHC Klasse I und II hochreguliert.

Nun liegt die Frage nahe, ob die in dieser Arbeit untersuchten Dünndarmzellen zuvor solchen entzündlichen Bedingungen ausgesetzt gewesen sein könnten. Eine Infektion des Darmtraktes der verwendeten Tiere kann so gut wie ausgeschlossen werden, da die Mäuse unter SPF (spezifisch pathogen-freien) Bedingungen aufgezogen wurden und einer ständigen Gesundheitskontrolle unterlagen. Es wurde allerdings im menschlichen Darm von spontaner Sekretion von γ-Interferon

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und Interleukin 4 durch sowohl intraepitheliale als auch mukosale Lymphozyten berichtet (Carol et al., 1998). Unter diesen Umständen wären die Zellen ständig einer inflammatorischen Stimulation ausgesetzt, ohne dass ein entzündlicher Prozess abläuft. Um auszuschließen, dass hierin die Ursache für die hohe Expression an MHC II zu finden ist, sollten nähere Untersuchungen angeschlossen werden. Geht man davon aus, dass im physiologischen Zustand des lebenden Tieres keine inflammatorische Stimulation der Dünndarnepithelzellen stattfindet, lässt sich nach den Ergebnissen dieser Arbeit sagen, dass sich die Enterozyten im Hinblick auf die Expression von MHC Klasse II wie professionelle APCs verhalten. Die Enterozyten des Dickdarms wären nicht professionellen APCs zuzuordnen.

Die Untersuchung der Dünndarmepithelzellen auf diejenigen Kompartimente, in denen sich MHC II anreichert, erfolgte in dieser Arbeit über die Technik der Immunfluoreszenzmikroskopie. Die MHC II Moleküle waren an der basolateralen Membran lokalisiert sowie außerdem in Assoziation mit intrazellulären apikalen Organellen. Dieses Ergebnis bestätigte zunächst bereits immunelektronenmikroskopisch erstellte Daten (Gonnella und Wilmore, 1993). Versuche, die Lokalisation von MHC II in Enterozyten mit Hilfe der Immunfluoreszenzmikroskopie darzustellen, hatten bisher zu der Aussage geführt, es gäbe nur wenige Antikörper, welche ein kräftiges Signal in der Immunfluoreszenz ermöglichten. Die Aussage, die größte Zahl der Antikörper reagiere nicht oder nur schwach mit den MHC II Molekülen der Dünndarmepithelzellen, hatte zu der Annahme geführt, MHC Klasse II Moleküle auf Enterozyten des Dünndarms besäßen Abweichungen bezüglich ihrer Konformation (Vidal et al., 1993). Diese Theorie nahm Bezug auf eine Arbeit von Peterson und Miller von 1992, in welcher von einem solchen Phänomen in Thymuszellen bei fehlender invarianter Kette berichtet wurde. In der hier vorgelegten Arbeit konnte eine derartige Aussage nicht bestätigt werden. Fünf unterschiedliche getestete Antikörper ergaben alle ein starkes Signal in der Immunfluoreszenz. Zudem führte auch die Detektion des MHC II im Western-Blot zu keinerlei Schwierigkeiten. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Konformation des von Dünndarmepithelzellen exprimierten MHC Klasse II durchaus der anderer APCs entspricht.

Die Kompartimente, in welchen sich das MHC II anreichert, konnten anhand des Markers Lamp 1 zum größten Teil als lysosomale Kompartimente charakterisiert werden. Bei den wenigen nicht lysosomalen Kompertimenten handelt es sich vermutlich um Endosomen. In anderen Zellen konnte bisher ebenfalls gezeigt werden, dass sich MHC II in lysosomalen Kompartimenten anreichert. In der Literatur ist es sehr umstritten, in welchem Kompartiment der Zelle MHC II mit seinem Peptid beladen wird. Es könnte sich auf der Ebene des frühen Endosoms oder des späten Endosoms bis hin zum Lysosom befinden (Übersicht bei Geuze, 1998). Von Interesse wäre es in der Zukunft, herauszufinden, ob die für MHC II positiven Organellen in der Doppel-Immunfluoreszenz auch positiv für den Beladungskofaktor HLA-DM sind. Reichern sich beide

Moleküle in demselben Kompartiment an, so gibt dies Hinweise, dass es sich hierbei um das Beladungskompartiment handelt. Diese Daten könnten zeitgleich immunhistochemisch erstellt werden, welches eine morphologische Charakterisierung des Beladungskompartimentes in Dünndarmepithelzellen ermöglichen würde.

5.3 Invariante Kette in Dünndarmepithelzellen der Maus

Im Rahmen dieser Arbeit konnte mittels Western-Blot sowie unter Verwendung von Immunfluoreszenztechniken nachgewiesen werden, dass frisch isolierte Dünndarmepithelzellen das Protein invariante Kette konstitutiv exprimieren. Dies war ein überraschendes Ergebnis, da die invariante Kette zuvor in Enterozyten des Dünndarms lediglich auf mRNA-Ebene nachgewiesen worden war (Vidal et al., 1993; Ouellette et al.,1991). Die Überprüfung der Expression dieses MHC II Beladungskofaktors auf Proteinniveau mit Hilfe der Durchflusszytometrie hatte bislang keine Hinweise darauf gegeben, dass die invariante Kette als Protein exprimiert wird (Vidal et al., 1993).

Parallel zu den in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Untersuchungen wurde aber inzwischen die Expression von invarianter Kette auf Proteinniveau von einer anderen Arbeitsgruppe mit der Methodik der Durchflusszytometrie nachgewiesen und publiziert (Byrnes et al., 2002). Es bleibt die Frage offen, warum dies zuvor nicht gelungen war.

Im Vergleich zu professionellen APCs liegt die Expressionshöhe der invarianten Kette in Dünndarmepithelzellen nur bei einem Zehntel. Die Auswirkungen sind schwer abzuschätzen, da nicht untersucht wurde, welchen Einfluss dies auf die Antigenpräsentation der Dünndarmepithelzellen hat. Professionellen APCs produzieren einen Überschuss an invarianter Kette (Robert Lindner, persönliche Mitteilung). Eventuell reichen daher auch geringere Mengen an invarianter Kette aus. Detailliertere Untersuchungen sollten angeschlossen werden. Weiterhin sollte überprüft werden, ob sich die Expressionshöhe in Dünndarmepithelzellen durch Gabe von γ-Interferon steigern lässt und sich somit die Expression bei entzündlichen Bedingungen von der bei nicht entzündlichen Bedingungen unterscheidet.

Neben den aus anderen APCs bekannten Formen der invarianten Kette, p31 und p41, wurden in Dünndarmepithelzellen Varianten dieser beiden detektiert, welche ein verringertes Molekulargewicht um jeweils drei kDa aufwiesen. Hierfür kämen zwei Ursachen in Betracht: die invariante Kette wird in Dünndarmepithelzellen primär ohne die entsprechenden Glykoside synthetitsiert oder aber die Zuckerketten werden sekundär bei Lyse der Zellen durch ein entsprechendes Enzym abgespalten. Die Entstehung der beschriebenen abweichenden Formen

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der invarianten Kette konnte als post-Lyse Artefakt bestimmt werden. Zunächst wurde daran gedacht, dass es sich hierbei um Formen handeln könnte, denen N-Glykoside oder O-Glykoside fehlen. In dieser Arbeit wurde eine fehlende N-Glykosylierung als Ursache für den beobachteten Molekulargewichtsunterschied ausgeschlossen. Analysen mit O-Glykosylierungsinhibitoren bei B-Zellen ergaben kleinere Molekulargewichtsdifferenzen als die hier festgestellten (Robert Lindner, persönliche Mitteilung). So bliebe als dritte Möglichkeit,

dass die detektierten varianten Formen bei Lyse der Zellen durch proteolytische Abspaltung eines Peptidfragments der invarianten Kette entstehen. Da das Epitop des zur Detektion der invarianten Kette eingesetzten Antikörpers am N-Terminus des Moleküls liegt, kommt für einen proteolytischen Abbau der invarianten Kette lediglich der C-Terminus in Frage. Er besitzt keine definierte Struktur und ist so für eine proteolytische Abspaltung leicht zugänglich. Auch die Größe dieses Abschnitts (24 Aminosäuren) spricht für dir beobachtete Molekulargewichtsverschiebung. Die Ursache einer solchen proteolytischen Spaltung ist in einer zu niedrigen Konzentration an Proteaseinhibitoren im Lysepuffer zu vermuten und sollte dementsprechend leicht zu beheben sein. Nachfolgende Arbeiten zeigten, dass eine höhere Konzentration an Iodacetamid (5mM) die partielle Degradation der invarianten Kette in Lysaten von Dünndarmepithelzellen unterbindet (Saskia Reese, Robert Lindner, persönliche Mitteilung).

Mittels der Technik der Immunfluoreszenzfärbung konnte die invariante Kette in Dünndarmepithelzellen in zahlreichen perinukleären Vesikeln lokalisiert werden sowie in apikalen Organellen, welche zum größten Teil nicht denjenigen entsprechen, in denen sich MHC Klasse II anreichert. Dieser Befund lässt sich durch das heutige Wissen über die Funktionen der invarianten Kette erklären. Wie bereits in der Literaturübersicht dargestellt, finden die Hauptaufgaben der invarianten Kette, die korrekte Faltung der MHC Klasse II Moleküle zu unterstützen sowie die Bindung von Peptiden an die peptidbindende Grube von MHC II zu verhindern, im ER statt. Des weiteren wird der MHC II invariante Kette Komplex aufgrund zweier spezieller Peptidsequenzen im cytosolischen Schwanz der invarianten Kette zu den Kompartimenten transportiert, in welchen Antigenprozessierung erfolgt (Pieters et al., 1993). Hierbei handelt es sich um Organellen des endozytotischen Weges von frühen Endosomen bis zu Lysosomen. Bei den angefärbten perinukleären Vesikeln könnte es sich um ER, Golgi-Apparat, TGN oder späte Endosomen/Recycling-Endosomen handeln, während die apikalen Vesikel vermutlich frühen Endosomen entsprechen. In diesen frühen Endosomen beginnt die proteolytische Spaltung der invarianten Kette, bis nur noch das CLIP-Fragment in der peptidbindenden Grube des MHC II zurückgeblieben ist. Das CLIP-Fragment ist mit dem mir zur Verfügung stehenden Antikörper nicht mehr zu detektieren und erklärt, warum die invariante Kette nur zu einem sehr geringen Anteil mit den MHC II Komplexen innerhalb der Zelle kolokalisiert. Das nachgewiesene MHC II reichert sich

auf Ebene des späten Endosoms/Lysosoms an, Organellen, in denen die invariante Kette bereits abgebaut ist.

MHC II Moleküle sind lediglich in lysosomalen Kompartimenten nachweisbar und nicht, wie zu erwarten, als Komplex mit der invarianten Kette auch vom ER über Golgi-Apparat und im TGN. Die Ursache hierfür dürfte in der Präferenz de rmeisten gegen MHC II gerichteten Antikörper für invariante Kette freie, peptidbeladene MHC II Komplexe. Das jeweilige Epitop ist konformationsabhängig und wird an den freien Ketten sowie im Komplex mit der invarianten Kette nur schlecht erkannt (Pieters et al., 1991; Robert Lindner, persönliche Mitteilung).

5.4 H2-M in Dünndarmepithelzellen der Maus

Durch Untersuchungen mittels Western-Blot wurden Hinweise erhalten, dass ein zweiter wichtiger Kofaktor für die Beladung von MHC II mit Peptiden, H2-M, in Dünndarmepithelzellen exprimiert wird. Wie in der Literaturübersicht erwähnt, besteht seine Funktion darin, MHC II Moleküle zu stabilisieren, die Dissoziation des CLIP-Fragments der invarianten Kette und nur locker bindender Peptide zu fördern und die Beladung mit fest bindenden Peptiden zu unterstützen. In Enterozyten des Dickdarms wird dieser Kofaktor wie auch die invariante Kette nur nach inflammatorischer Stimulation exprimiert. Nachdem aber bereits der Nachweis der invarianten Kette in Dünndarmepithelzellen gelungen war, ist die Detektion einer konstitutiven Expression von H2-M nicht überraschend. Die Ergebnisse einer anderen Arbeitsgruppe haben mittlerweile auch in menschlichen Enterozyten des Dünndarms eine konstitutive Expression des Proteins HLA-DM gezeigt (Byrnes et al., 2002). Der Nachweis der Expression von HLA-DM auf Proteinniveau lässt vermuten, dass MHC Klasse II in Enterozyten des Dünndarms entsprechend dem Mechanismus in anderen APCs mit Peptid beladen werden kann und eine normale Antigenpräsentation an der Zelloberfläche stattfindet. In einer anderen Arbeitsgruppe wurde darüberhinaus gezeigt, dass das Spaltprodukt der invarianten Kette, CLIP, an der Zelloberfläche von Dünndarmepithelzellen nicht nachzuweisen ist (Byrnes et al., 2002). Dies ist als weiterer Hinweis anzusehen, dass H2-M in Dünndarmepithelzellen funktionell exprimiert wird.

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5.5 Schlussbetrachtung

Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass Enterozyten des Dünndarms als APCs fungieren können. Mit einer konstitutiven Expression an MHC Klasse II, welche dem

Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass Enterozyten des Dünndarms als APCs fungieren können. Mit einer konstitutiven Expression an MHC Klasse II, welche dem