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4. Die südniedersächsischen Dörfer im 17. Jahrhundert

4.1. Zu den konkreten Kriegsschäden der Ämter und Dörfer

4.1.1. Die Kriegsschäden der Ämter Münden und Friedland

Bereits aus dem Jahre 1623 liegen für die Dörfer Grone, Holtensen und Rosdorf Schadensaufstellungen vor, in denen Schäden, die durch Truppendurchzüge und Proviantnahme entstanden waren, verzeichnet wurden. Die drei Dörfer hatten Unkosten in Höhe von insgesamt 15.707 Talern.194

Gemäß einer Akte der Kanzlei zu Wolfenbüttel aus dem Jahre 1629 verursachten die Truppen des Feldherrn Tilly im Amt Münden insgesamt einen Schaden von 251.108 Talern.195 Zwischen Dezember 1636 und Januar 1637 verursachte der Durchzug der Schweden und kaiserlichen Truppen einen Schaden von immerhin 6.741 Talern.196 Der Durchmarsch des Obersten von Königsmarck, der sich von September bis Oktober 1639 im Mündener Gebiet aufhielt, kostete insgesamt 1.220 Taler.197 Erneut schweren Schaden erlitten die Dörfer des Amtes Münden ein Jahr später, als die Einquartierungen der schwedischen Truppen im gesamten Amt Unkosten in Höhe von 94.052 Talern verursachten.198 Der gesamte Kriegsschaden, der aus den Quellen konkret hervorging, lag also für das Amt Münden bei 368.829 Talern.

Deutlich stärker als das Amt Münden hatte das Amt Friedland unter den tillyschen Truppen zu leiden. Im Jahre 1629 verursachten die Truppen einen Schaden von 272.455 Talern.199 Dies waren über 20.000 Taler mehr als im deutlich größeren Amt Münden, welches im Jahre 1629 mit Ober- und Untergericht insgesamt 37 Dörfer umfasste. Das Amt Friedland kam auf vergleichsweise geringe 17 Dörfer. Auch die Einwohnerzahl des Amtes Münden war fast dreimal so groß wie die des Amtes Friedland.200 Dies verdeutlicht das Ausmaß der Unkosten und Schäden, die die Einwohner der friedländischen Dörfer zu erleiden hatten.

193 Wiedergegeben wird im Folgenden nur die Anzahl der Taler. Groschen finden sich in den Tabellen zu den Kriegsschäden wieder. Pfennigangaben wurden in den Originalquellen nur sehr selten gemacht und wurden daher aufgrund der besseren Lesbarkeit nicht in die Tabellen aufgenommen.

194 Stadtarchiv Göttingen AA 5778 5c.

195 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1237.

196 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1268.

197 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1282.

198 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1288 Bd. I.

199 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1237.

200 Laut Kopfsteuerbeschreibung 1689: Amt Münden 7492 Einwohner; Amt Friedland 2580 Einwohner.

85 Im Jahre 1638 verursachte die Armee das Grafen Gallas innerhalb eines knappen Monats (1.

Juni – 25. Juni 1638) einen Schaden von 4.528 Talern im Amt Friedland.201 Wie das Amt Münden war auch das Amt Friedland vom Durchmarsch des Obersten von Königsmarck betroffen. Vom 25. November bis 7. Dezember 1639 verursachte der Durchzug eher geringe Kosten in Höhe von 349 Talern. In der den Durchzug betreffenden Akte der fürstlichen Kanzlei zu Hildesheim wurden lediglich vier Dörfer des Amtes ausgewiesen, die Schaden erlitten hatten. Dies waren die Dörfer Reckershausen, Niedergandern, Klein Schneen und Diemarden.202

Stärkere Auswirkungen auf die Dorfschaften des Amtes Friedland hatten die Einquartierungen der schwedischen Truppen im Jahre 1640. Vom 6. November bis zum 8.

Dezember entstanden Unkosten in Höhe von 19.773 Talern.203 Somit belief sich der aus den Quellen hervorgehende Gesamtschaden des Amtes Friedland auf 297.106 Taler. Im Vergleich zum Amt Münden war es also eine deutlich höhere Belastung, unter der die Einwohner des Amts Friedland zu leiden hatten.

Trotz dieser für beide Ämter beachtlichen Belastungen ist davon auszugehen, dass der tatsächliche Schaden höher gelegen haben muss, da heutzutage vermutlich nur noch für einen geringen Teil der Truppendurchzüge, Belagerungen und Einquartierungen so konkrete Schadensverzeichnisse vorliegen.

201 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1276.

202 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1282.

203 NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1291/2.

86 4.1.2. Die Kriegsschäden der einzelnen Dörfer des Amtes Münden

Tabelle 1 Aufstellung der Kriegskosten des Amtes Münden im Dreißigjährigen Krieg204

Dorfname 1623 1629 1636/1637 1639 1640 Summe Dorf

204 Für das Jahr 1623: Stadtarchiv Göttingen AA 5778 5c; für das Jahr 1629: NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1237; für die Jahre 1636/37: NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1268; für das Jahr 1639: NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1282; für das Jahr 1640:

NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1288 Bd. I.

87 Bereits für das Jahr 1623 finden sich Angaben über Schäden, die in den Dörfern des Amtes Münden angerichtet wurden. Allerdings handelte es sich um Schadensaufstellungen, die offenbar nicht für das gesamte Amt angefertigt wurden, sondern nur für einzelne Dörfer, nämlich die Göttingen sehr nahe gelegenen Dörfer Grone, Rosdorf und Holtensen. Für jedes dieser Dörfer fanden sich im Stadtarchiv Göttingen Schadensaufstellungen aus dem Jahre 1623. Die Höhe der Unkosten belief sich in Rosdorf auf 7.547 Taler, in Grone auf 5.906 Taler und in Holtensen auf 2.254 Taler. Als Verursacher dieser Schäden wurden unter anderem das niedersächsische Kriegsvolk, die Soldaten des Herzog Christians, die des Oberst Kniphusen sowie Tillys Kriegsvolk genannt.

Im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv Hannover fanden sich Schadensverzeichnisse, die Auskunft über die Schäden in den Dörfern des gesamten Amtes geben. Als besonders gravierend erwies sich für das Amt Münden der Kriegsschaden, den die Truppen Tillys Ende der 1620er Jahre in den Dörfern verursachten. Den weitaus größten Posten in der Schadensaufstellung machten mit knapp 50.000 Talern die sonstigen Kosten aus. In diesem Fall waren dies die Schäden an Mobilien und Immobilien, die im Zuge der Eroberung der Stadt Münden entstanden waren.205 Mit 18.427 Talern war das Dorf Grone das am stärksten betroffene Dorf im Untergericht. Ebenfalls hoher Schaden wurde in den Dörfern Landwehrhagen (15.587 Taler), Lutterberg (15.192 Taler) und Obernjesa (12.739 Taler) angerichtet. Einen Schaden von knapp 10.000 Talern hatten die Dörfer Holtensen und Uschlag erlitten. Beim größten Teil der Dörfer des Amtes lag der erlittene Schaden zwischen 5.000 und 8.000 Talern. Dies waren die Dörfer Oberscheden (7.778 Taler), Bonaforth (7.771 Taler), Mengershausen (6.999 Taler), Rosdorf (6.893 Taler), Oberode (6.571 Taler), Benterode (6.377 Taler), Hemeln (6.130 Taler), Varmissen (5.994 Taler), Settmarshausen (5.340 Taler), Groß Ellershausen (5.200 Taler) und Bördel (5.154 Taler). Bei sieben weiteren Dörfern wies das Schadensverzeichnis einen Schaden zwischen 3.000 und 5.000 Talern aus.

Dies waren Volkerode (4.909 Taler), Wahnhausen (4.881 Taler), Ossenfeld (4.228 Taler), Bühren (4.190 Taler), Speele (3.940 Taler), Gimte (3.501 Taler) und Dahlheim (3.165 Taler).

Mit weniger als 3.000 Talern belastet waren Niederscheden (2.756 Taler), Nienhagen (2.656 Taler), Escherode (2..622 Taler), Nieste und Spiekershausen (jeweils 2.141 Taler), Volksmarshausen (1.980 Taler), Varlosen (1.948 Taler), Sichelnstein (1.867 Taler) und

205 Vgl. NHStAH Cal. Br. 16 Nr. 1237.

88 Mielenhausen (1.705 Taler). Die am wenigsten belasteten Dörfer waren Wiershausen (1.522 Taler) und Ellershausen (1.488).

Deutlich weniger Schaden wurde durch den Durchzug der schwedischen und kaiserlichen Truppen zwischen Dezember 1636 und Januar 1637 verursacht. Der Schaden belief sich auf weniger als 7.000 Taler, jedoch bleibt zu berücksichtigen, dass er innerhalb eines Monats entstand und fast ausschließlich für die Dörfer des Untergerichtes verzeichnet war. Somit bedeuteten auch diese Kosten eine erhebliche Belastung für die Bewohner der Dörfer des Mündener Untergerichtes.

Als einziges Dorf des Obergerichtes wurde im Schadensverzeichnis von 1636/1637 für Bonaforth ein Schaden von 133 Talern verzeichnet. Dass die übrigen Dörfer keinen Schaden erlitten hatten, erscheint eher unwahrscheinlich, jedoch wurde für kein weiteres Dorf des Obergerichtes eine Angabe gemacht.

Mit Ausnahme der Dörfer Fürstenhagen, Blume und Holtensen wurden für alle Dörfer des Untergerichtes Schäden aufgestellt. Am stärksten betroffen war Wiershausen mit 1.186 Talern, also fast einem Sechstel des Gesamtschadens. Ebenfalls deutlich stärker betroffen als die meisten anderen Dörfer waren Oberscheden (702 Taler), Oberode (679 Taler) und Rosdorf (667 Taler). Es folgten die Dörfer Volkerode (456 Taler), Bühren (324 Taler), Mengershausen (319 Taler), Niederscheden (263 Taler) und Volksmarshausen (261 Taler).

Sechs weitere Dörfer kostete der Durchzug der Schweden zwischen 100 und 200 Taler:

Obernjesa (190 Taler), Varmissen (178 Taler), Mielenhausen (158 Taler), Varlosen (152 Taler), Settmarshausen (126 Taler) und Bördel (112 Taler). Ebenfalls sechs Dörfer waren mit weniger als 100 Talern belastet. Dies waren Ossenfeld (94 Taler), Ellershausen (59 Taler), Groß Ellershausen (46 Taler), Gimte (37 Taler), Hemeln (35 Taler) und schließlich Grone mit 16 Talern. Hinzu kamen die sonstigen Kosten, die für das gesamte Amt mit 537 Talern zu Buche schlugen.

Für das Jahr 1639 lag in den Quellen keine konkrete Auflistung der Schäden vor, den die Dörfer des Amtes Münden erlitten hatten. Der Durchzug des Obersten von Königsmarck von September bis Oktober verursachte im gesamten Amt, wie bereits erwähnt, einen Schaden von 1.220 Talern.

Deutlich höher waren die Kosten, die im Jahre 1640 erneut durch die Schweden verursacht wurden. Laut Schadensverzeichnis waren hier sowohl Ober- als auch Untergericht betroffen.

Insbesondere vier Dörfer, alle dem Obergericht zugehörig, wurden von den schwedischen

89 Truppen heimgesucht. So hatte Uschlag einen Schaden von 12.404 Talern erlitten, dicht gefolgt von Landwehrhagen mit 12.097 Talern. An dritter Stelle befand sich Benterode (7.102 Taler) und an vierter Lutterberg (6.509 Taler). In diesen vier Dörfern wurden von den ca. 94.000 Talern, die für das gesamte Amt verzeichnet waren, alleine mehr als 38.000 Taler Schaden angerichtet. Dies entspricht etwas mehr als 40% des Gesamtschadens.

Geographisch liegen alle vier Dörfer nah beieinander im südlichsten Teil des heutigen Niedersachsens, südlich von Hannoversch Münden bzw. nordöstlich von Kassel. Die südlichste Region des Amtes Münden war also laut Schadensverzeichnis des Jahres 1640 von den Drangsalen der schwedischen Truppen besonders stark betroffen. Zudem wurde in den Dörfern Hemeln (5.996 Taler) und Oberscheden (3.682 Taler) ein vergleichsweise hoher Schaden verursacht. Kriegskosten zwischen 2.000 und 3.000 Talern wurden in neun Dörfern verursacht: Escherode (2.971 Taler), Bühren (2.867 Taler), Holtensen (2.795 Taler), Varlosen (2.572 Taler), Oberode (2.520 Taler), Mielenhausen (2.495 Taler), Nienhagen (2.404 Taler), Speele (2.048 Taler) und Wiershausen (2.041 Taler). Elf Dörfer des Amtes hatten einen Schaden von 1.000 bis 2.000 Taler erlitten. Dies waren Ossenfeld (1.946 Taler), Niederscheden (1.839 Taler), Nieste (1.812 Taler), Spiekershausen (1.739 Taler), Dahlheim (1.717 Taler), Wahnhausen (1.694 Taler), Fürstenhagen (1.619 Taler), Ellershausen (1.418 Taler), Obernjesa (1.228 Taler), sowie Settmarshausen und Mengershausen mit jeweils 1.180 Talern. Da die Dörfer Rosdorf, Grone und Blume in der Schadensaufstellung nicht verzeichnet waren, blieben noch sieben Dörfer, die mit weniger als 1.000 Talern geschädigt wurden: Bonaforth (962 Taler), Gimte (941 Taler), Bördel (888 Taler), Sichelnstein (700 Taler), Volkerode (636 Taler), Volkmarshausen (504 Taler) und Groß Ellershausen (418 Taler).

Sonstige Kosten waren im Schadensverzeichnis von 1640 nicht aufgeführt.

Was den Gesamtschaden betraf, den die Dörfer laut der Schadensverzeichnisse erlitten hatten, so waren auch die Dörfer des südlichsten Teils des heutigen Niedersachsens am stärksten betroffen. Landwehrhagen erlitt insgesamt 27.684 Taler Schaden, gefolgt von Uschlag mit 21.855 Talern und Lutterberg mit 21.701 Talern. Hinzu kam mit einigem Abstand Benterode mit 13.479 Talern Kriegsschaden. Im Untergericht war Grone mit 24.350 Talern besonders stark von Truppendurchzügen und Plünderungen betroffen. Dieser Schaden wurde maßgeblich durch die tillyschen Truppen Ende der 1620er Jahre verursacht. Weiterhin stark betroffen waren die Dörfer Rosdorf (15.107 Taler) und Holtensen (14.815 Taler). Im Untergericht folgten die Dörfer Obernjesa (14.158 Taler), Oberscheden (12.163 Taler) und

90 Hemeln (12.161 Taler). Einen Schaden zwischen 5.000 und 10.000 Talern erlitten die Dörfer Oberode (9.770 Taler), Bonaforth (8.866 Taler), Mengershausen (8.498 Taler), Bühren (7.382 Taler), Varmissen (7.291 Taler), Settmarshausen (6.646 Taler), Wahnhausen (6.575 Taler), Ossenfeld (6.268 Taler), Bördel (6.154 Taler), Volkerode (6.001 Taler), Speele (5.988 Taler), Groß Ellershausen (5.665 Taler), Escherode (5.593 Taler) und Nienhagen (5.060 Taler).

Unter 5.000 Taler Kriegsschaden wurden verursacht in Dahlheim (4.882 Taler), Niederscheden (4.858 Taler), Wiershausen (4.749 Taler), Varlosen (4.673 Taler), Gimte (4.480 Taler), Mielenhausen (4.358 Taler), Nieste (3.953 Taler), Spiekershausen (3.880 Taler), Ellershausen (2.966 Taler), Volkmarshausen (2.746 Taler), Sichelnstein (2.567 Taler) und Fürstenhagen (1.619 Taler). Es bleibt für Fürstenhagen jedoch zu berücksichtigen, dass das Dorf nur in einer Schadensaufstellung verzeichnet war. In keinem der Schadensverzeichnisse aufgeführt war ein Schaden für Blume, einen Vorort der Stadt Münden. Hinzu kamen für das gesamte Amt der geringe Gesamtschaden aus der Schadensaufstellung des Jahres 1639, sowie die sonstigen Kosten von insgesamt 48.633 Talern, die zum allergrößten Teil im Zuge der Eroberung der Stadt Münden entstanden waren.

Um festzustellen, wie hoch der erlittene Schaden für die einzelnen Haushalte in den Dörfern gewesen sein muss, erscheint es sinnvoll, den Gesamtschaden der einzelnen Dörfer in Relation zu den im Dorf vorhandenen Haushalten zu betrachten. Hierzu wurde aus Einzelwerten die Anzahl der Haushalte errechnet, die im Durchschnitt während des Krieges in den Dörfern vorhanden waren. Dieser Wert wurde dann durch den Gesamtschaden des jeweiligen Dorfes dividiert. So ergaben sich im Amt Münden folgende relative Belastungen der durchschnittlichen Haushalte.

91 Tabelle 2 Durchschnittliche Kriegsbelastung pro HH (Amt Münden)

Dorfname Gesamtschaden

Landwehrhagen 27.684 57 485,7

Benterode 13.479 31 434,8

Uschlag 21.855 52 420,3

Speele 5.988 14,5 413

Nienhagen 5.060 15,6 324,4

Spiekershausen 3.880 14,6 265,8

Escherode 5.593 22,3 250,8

Settmarshausen 6.646 11,3 588,1

Obernjesa 14.158 28,3 500,1

Volkmarshausen 2.746 18 152,6

Wiershausen 4.749 32 148,4

Die durchschnittlich 33 Haushalte des Dorfes Lutterberg im Obergericht Münden hatten also einen Schaden von jeweils 657,6 Talern zu tragen und waren somit die am stärksten

92 belasteten Haushalte. Darauf folgten die Haushalte Bonaforths mit einem Schaden von je 572 Talern. Zählten die Dörfer Dahlheim und Wahnhausen bei der Gesamtbelastung eher zu den unterdurchschnittlich belasteten Dörfern, so ergab sich bei den relativen Zahlen ein anderes Bild. Die durchschnittlich 9,6 Haushalte Dahlheims waren mit jeweils 508,5 Talern belastet und die 13,5 Haushalte Wahnhausens mit 487. An nächster Stelle kommt das Dorf Landwehrhagen, welches ja noch bei der Betrachtung der Gesamtschäden an erster Stelle lag. Allerdings gab es im Dorf während des Krieges durchschnittlich 52 Haushalte, so dass die durchschnittliche Belastung pro Haushalt bei 485,7 Talern lag. Der große Gesamtschaden erwies sich also aufgrund der hohen Zahl an Haushalten bei der Betrachtung der relativen Zahlen als geringer. Gleiches galt auch für die Dörfer Benterode und Uschlag. Der hohe Gesamtschaden lag auf die durchschnittlichen Haushalte gerechnet eher auf mittlerem Niveau. So erlitten die durchschnittlich 31 Haushalte Benterodes im Krieg einen Schaden von jeweils 434,8 Talern, die 52 Haushalte Uschlags lagen bei 420,3 Talern. Diese Werte lagen bereits unter dem Durchschnittswert des Obergerichtes, denn die im Obergericht während des Krieges durchschnittlich vorhandenen 289,9 Haushalte hatten einen Schaden von jeweils 442 Talern zu tragen. Betrachtete man die übrigen Dörfer des Obergerichtes, so ergaben sich folgende Ergebnisse: In Speele lag der Schaden pro Haushalt bei 413 Talern, in Nienhagen bei 324,4 Talern und in Spiekershausen bei 265,8. Am niedrigsten belastet waren die Haushalte der Dörfer Escherode (250,8 Taler) und Sichelnstein (227,2). Aufgrund der fehlenden Haushaltszahlen war für das Dorf Nieste keine Aussage möglich.

Gleiches galt für die Dörfer Mengershausen, Volkerode und Blume im Untergericht.

Weiterhin war für das Untergericht festzustellen, dass die Haushalte in den Dörfern im Durchschnitt deutlich geringere Lasten zu tragen hatten als im Obergericht. Die durchschnittliche Belastung lag bei 303 Talern. Somit hatte ein durchschnittlicher Haushalt des Untergerichtes 139 Taler weniger Kriegsschaden zu tragen als ein Haushalt im Obergericht.

Am stärksten beeinträchtigt waren die Haushalte Holtensens mit durchschnittlich 779,7 Talern. Es folgten die Haushalte der Dörfer Varmissen (729,1 Taler), Bördel (641 Taler) und Settmarshausen (588,1 Taler), die bei der Betrachtung der erlittenen Gesamtschäden noch deutlich unterdurchschnittlich beschwert waren. Allerdings lagen die durchschnittlichen Haushaltszahlen im Krieg bei diesen Dörfer lediglich bei etwa zehn Haushalten pro Dorf (Varmissen: 10; Bördel: 9,6; Settmarshausen: 11,3), was die Belastung pro Haushalt so hoch

93 werden ließ. Anders in Obernjesa und Grone, beide Dörfer mit hohen, Grone mit dem höchsten Gesamtkriegsschaden im Untergericht. Aufgrund der hohen Anzahlen an Haushalten (Obernjesa: 28,3 HH; Grone: 52,5 HH) gab es einige Dörfer, deren Haushalte im Durchschnitt mehr belastet waren. In Obernjesa lag der Kriegsschaden pro Haushalt bei 500,1 Talern und in Grone bei 463,8 Talern.

Es folgten weiterhin die Dörfer Ossenfeld (447,7 Taler pro HH), Oberode (371,5 Taler pro HH) und Groß Ellershausen (347,5 Taler pro HH). Insbesondere in den Dörfer Ossenfeld und Groß Ellershausen lag die Kriegsbelastung also höher als es bei der Betrachtung der absoluten Schadensaufstellung zunächst den Anschein hatte.

Anders in Oberscheden: Mit einem Gesamtschaden von über 12.000 Talern war es das am viertstärksten belastete Dorf im Untergericht. Auf die Haushalte gerechnet ergab sich allerdings lediglich ein Schaden von 311,9 Talern pro Haushalt. Somit lag die Belastung der Haushalte nur noch knapp über dem Durchschnitt des Untergerichtes von 303 Talern pro Haushalt. Die jeweils 17 Haushalte der Dörfer Niederscheden und Mielenhausen hingegen waren mit 285,8 Talern bzw. 256,4 Talern unterdurchschnittlich belastet.

Besonders interessant erweisen sich die relativen Kriegsbelastungen bei den Dörfern Rosdorf und Hemeln. Beides waren Dörfer mit einem hohen Gesamtschaden. Der durchschnittliche Schaden pro Haushalt hingegen war deutlich unterdurchschnittlich, ausgelöst durch die hohe Zahl an Haushalten während des Dreißigjährigen Krieges. So hatten die 62,5 Haushalte Rosdorfs jeweils einen Kriegsschaden von 241,7 Talern erlitten. In Hemeln war die Belastung noch geringer und betrug 238,5 Taler für jeden der 51 Haushalte.

Weiterhin folgten die Dörfer Gimte (228,5 Taler pro HH), Bühren (180 Taler pro HH),

Volkmarshausen (152,6 Taler pro HH), Wiershausen (148,4 Taler pro HH), Ellershausen (144 Taler pro HH) und Varlosen (119,8 Taler pro HH). Insbesondere in Bühren war die durchschnittliche Zahl der Haushalte im Krieg relativ hoch, so dass der Gesamtschaden von 7.382 Talern sich auf viele Haushalte verteilen konnte und so die Belastung pro Haushalt eher gering war. Das Dorf, welches sowohl beim absoluten Kriegsschaden als auch beim relativen Kriegsschaden pro Haushalt am wenigsten betroffen war, war das Dorf Fürstenhagen. Die durchschnittlich 25 Haushalte erlitten jeweils nur einen Schaden von 64,8 Talern.

Zusammenfassend lassen sich zu den Schadensverzeichnissen folgende Auffälligkeiten festhalten. Besonders von den Truppendurchzügen, Einquartierungen und Plünderungen

94 betroffen gewesen zu sein schienen die Dörfer des Obergerichtes, dem 13 Dörfer angehörten. In ihnen wurde ein Gesamtschaden von etwa 132.000 Talern verursacht. Im Untergericht hingegen, welches mit 24 Dörfern elf Dörfer mehr umfasste, lag die Höhe des Gesamtschadens bei ca. 187.000 Talern. Somit lag die durchschnittliche Schadenshöhe pro Dorf im Obergericht bei 10.160 Talern und im Untergericht mehr als 2.370 Taler niedriger bei 7.787 Talern. Dies stützen auch die relativen Zahlen. Pro Haushalte wurde im Obergericht im Durchschnitt ein Schaden von 442 Talern verursacht, während im Untergericht jeder Haushalt mit durchschnittlich 303 Talern belastet war.

Weiterhin ist festzustellen, dass die Kosten, die die einzelnen Dörfer zu tragen hatten, stark differierten. Der verzeichnete Gesamtschaden im Amt von 368.829 Talern würde bei gleicher Verteilung durchschnittlich einen Schaden von 9.968 Talern pro Dorf bedeuten. Aus Tabelle 1 geht deutlich hervor, dass viele Dörfer deutlich geringer, einige wenige hingegen weitaus stärker belastet waren. So hatten zehn Dörfer im Amt deutlich mehr als die knapp 10.000 Taler zu tragen, die restlichen 27 Dörfer des Amtes zum Teil deutlich weniger. Allein Landwehrhagen hatte Unkosten, die fast dreimal so hoch wie der Durchschnitt waren.

Ellershausen hingegen lag mit einem Gesamtschaden von 2.966 Talern deutlich unter dem Durchschnitt.

Diese Feststellung mag zutreffen, wenn man den absoluten Schaden betrachtet. Blickt man jedoch auf die Schadenshöhe in Relation zu den in den Dörfern ansässigen Haushalten, so fanden sich auch einige Haushalte, die zwar absolut eher gering belastet waren, die pro Haushalt Belastung jedoch deutlich über dem Durchschnitt lag. Für das Obergericht sind hier die Dörfer Bonaforth, Dahlheim und Wahnhausen zu nennen, im Untergericht waren es Varmissen, Bördel und Settmarshausen. Ebenso gab es Dörfer, wie z. B. Rosdorf oder Hemeln, die beim absoluten Schaden deutlich über dem Durchschnitt lagen, dieser Gesamtschaden aber aufgrund der zahlreich im Dorf vorhandenen Haushalte auf die Haushalte gerechnet eher gering ausfiel.

Blickt man auf die geographische Lage der am stärksten belasteten Dörfer, so wird deutlich, dass es offenbar innerhalb des ohnehin schon begrenzten Gebietes des Amtes Münden offenbar zwei Bereiche gab, wo die Dörfer im Verhältnis zu den übrigen Ortschaften stärker durch den Krieg belastet waren. Dies war das Untergericht betreffend die Region südwestlich der Stadt Göttingen. Insbesondere die zwischen Göttingen und der Kleinstadt Dransfeld gelegenen Dörfer wiesen hohe Kriegsschäden auf, was sich vor allem bei den

95 Schäden pro Haushalt zeigt. Diese stärkere Belastung der Dörfer erklärt sich vermutlich durch die Zugrichtung der Truppen, die aus südlicher Richtung nach der Eroberung Mündens schon bald auch nach Göttingen weiterzogen. Zwischen Münden und Göttingen gab es zwei unterschiedliche Linienführungen. Zum einen die südliche Strecke von Münden über Jühnde und Rosdorf nach Göttingen (Mündener Heerstraße) und zum anderen die nördliche Route von Münden über Dransfeld nach Göttingen (Dransfelder Heerstraße), nördlich an den Dörfern Varmissen und Settmarshausen vorüber.206 Mit Blick auf die Kriegsschäden der Dörfer im Untergericht ist also zu vermuten, dass die Truppen die Dransfelder Heerstraße gewählt hatten, um nach Göttingen zu ziehen.

Ähnliches war im Obergericht zu beobachten. Hier schien besonders das Gebiet etwa 10 bis 15 Kilometer südwestlich von Münden in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Die Dörfer Lutterberg, Dahlheim und Landwehrhagen waren, was den Schaden pro Haushalt betraf, in diesem Gebiet stark belastet. Hinzu kamen die Dörfer Uschlag und Benterode, deren Belastung pro Haushalt zwar leicht unter dem Durchschnitt des Obergerichtes lag, die Dörfer jedoch absolut gesehen einen hohen Schaden erlitten hatten. Es fällt also auf, dass besonders die Dörfer, die nahe am Handelsweg zwischen Kassel und Münden lagen, während des Dreißigjährigen Krieges offenbar besonders von plündernden Soldaten, Belagerungen und Truppendurchzügen heimgesucht wurden, also laut vorliegender Schadensaufstellungen das am stärksten belastete Gebiet des Amtes Münden darstellt.

Ähnliches deutete auch Lotze an. Nach der Eroberung der Stadt Münden durch Tilly, bei der in der Stadt ein Gesamtschaden von mehr als 313.000 Talern entstanden sein soll, „wurde die Gegend zwischen Münden und Cassel auch eine Einöde, auf welcher man nur Brandstellen und marodierende Reuter erblickte.“207

206 Vgl. Denecke, Dietrich: Göttingen im Netz der mittelalterlichen Verkehrswege, in: Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, Bd. 1, Göttingen, 1987, S. 365ff.

207 Lotze, Wilhelm: Geschichte der Stadt Münden, S. 76.

96 4.1.3. Die Kriegsschäden der einzelnen Dörfer des Amtes Friedland

Auch für das Amt Friedland war eine Aufstellung der Schäden der einzelnen Dörfer im Amt möglich:

Tabelle 3 Aufstellung der Kriegskosten des Amtes Friedland im Dreißigjährigen Krieg208

Dorfname 1629 1638 1639 1640 Summe Dorf

Taler Gr. Taler Gr. Taler Gr. Taler Gr. Taler Gr.

Groß Schneen 49.540 33 595 10,5 - - 2.373 22,5 52.509 30 Niedernjesa 28.037 2 273 10 - - 1.652 18 29.962 30 Friedland 28.601 7 69 18 - - 1.225 13,5 29.896 2,5 Reiffenhausen 28.252 18 94 27 - - 676 12 29.023 21 Klein Schneen 21.436 18 348 21,5 25 - 2.298 10 24.108 13,5

Groß Schneen 49.540 33 595 10,5 - - 2.373 22,5 52.509 30 Niedernjesa 28.037 2 273 10 - - 1.652 18 29.962 30 Friedland 28.601 7 69 18 - - 1.225 13,5 29.896 2,5 Reiffenhausen 28.252 18 94 27 - - 676 12 29.023 21 Klein Schneen 21.436 18 348 21,5 25 - 2.298 10 24.108 13,5