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3. Historische Einordnung: Der Dreißigjährige Krieg im Untersuchungsgebiet

3.4. Der Dreißigjährige Krieg in den Ämtern und Gerichten

3.4.2. Adeliges Gericht Adelebsen

Als der Krieg in das niedersächsische Gebiet übergriff, hatte dies auch verherrende Folgen für den an der „Schwulmese-Heerstraße“155 gelegenen Flecken Adelebsen und die übrigen Dörfer des adeligen Gerichtes.

Im Jahre 1626 zerstörten die kaiserlichen Truppen unter dem Befehl Tillys Teile der Burg Adelebsen und steckten weiterhin die Dörfer Erbsen und Fehrlingsen in Brand. Weitgehend

153 Zitiert nach Lustig, Wolfgang: 1000 Jahre Gelliehausen, Material 18.

154 Vgl. Steinmetz, Erwin: Das tausendjährige Mackenrode, Gemeinde Landolfshausen/Ortsteil Mackenrode, 1973, S. 20.

155 Anhelm, Erich: Der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen im Flecken Adelebsen und in den Dörfern des Patrimonialgerichts Adelebsen, in: Northeimer Heimatblätter, Heft 3, Northeim, 1959, S. 44.

70 verschont geblieben war offenbar Lödingsen.156 Den plündernden Truppen zum Opfer fiel auch der Erbser Pastor Deppe, der von den Soldaten erschossen wurde. Das Pfarrhaus wurde in Brand gesteckt und die Glocken des Kirchturms wurden von den Plünderern entfernt und zerschlagen. Das wertvolle Metall nahmen die Plünderer mit sich.157

Eine Aufstellung des Gerichtsherrn von Adelebsen an den Herzog aus dem Jahr 1630 gab Aufschluss über die im Gericht verbliebenen Bewohner der Dörfer Adelebsen, Güntersen, Eberhausen, Ferlingsen, Wibbecke, Erbsen, Barterode und Lödingsen, den vorhandenen Viehbestand und den Umfang des im Jahre 1629 ausgebrachten Ackerlandes. Es fällt auf, dass es im Gericht Adelebsen keinerlei Voll- oder Halbmeier gab. Es war also zur damaligen Zeit niemand in der Lage, einen Voll- oder Halbmeierhof rentabel zu bewirtschaften und die von diesen Höfen geforderten Abgaben und Dienste zu leisten, da eklatanter Mangel an Saatgut und Zugvieh bestand. Lediglich die Klassen der Kötner (117 Haushalte) und Häuslinge (20 Haushalte) waren in der Aufstellung vertreten.

Betrachtet man jedes der Dörfer des Gerichtes für sich allein, so wird das Ausmaß der Verwüstungen deutlich. Der Flecken Adelebsen war laut Aufstellung abgebrandt. Hier lebten lediglich elf Kötner und elf Häuslinge, denen sieben Pferde, 13 Kühe und elf Schweine zur Verfügung standen. Die Größe der bebauten Ackerflächen lag bei gerade einmal 40½ Morgen. Nach Alphei lagen insgesamt ca. drei Viertel aller Höfe des Flecken Adelebsens wüst.158 Die Flammen hatten offenbar derart stark im Flecken gewütet, dass es in der Aufstellung hieß: „Zu wißen das dis Fleck Adelliebsen von den Krieges Leuten angestecket undt so zehr ein geäschert daß Salve venia: (d. h. mit Erlaubnis) nicht ein Schwein Köben davon stehen geblieben.“159

Das Dorf Güntersen umfasste 16 Kötner- und vier Häuslingshaushalte. Sie hatten neun Pferde und 15 Kühe in ihrem Besitz, Schweine hingegen fehlten und man bestellte insgesamt 44½ Morgen Ackerland. Im heutigen Eberhausen waren noch elf Kötner und ein Häusling ansässig. Hier besaß man sechs Pferde, acht Kühe und ebensoviele Schweine. Saat war ledliglich für 18 Morgen Ackerland vorhanden.

156 Vgl. Alphei, Cord: Geschichte Adelebsens und Lödingsens, Göttingen, 1990, S. 73.

157 Vgl. Knüppel, Friedrich: Lödingsen 990–1990. Aus der Geschichte eines 1000jährigen Dorfes, Göttingen, 1990, S. 41.

158 Vgl. Alphei, Cord: Geschichte Adelebsens und Lödingsens, S. 72.

159 Zitiert nach Anhelm, Erich: Der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen im Flecken Adelebsen und in den Dörfern des Patrimonialgerichts Adelebsen, S. 44.

71 In Ferlingsen lebte niemand mehr. Ohne eine Aufstellung wurde vermerkt: „Ferdingßen ist gewesen ein Dorf bey viere Häußern wi selbst aber an Itzo nichtes zu finden, ward von den Krieges Leutten ebener maßen in die Asche gelegt worden.“160

Ähnlich sah es in Erbsen aus. Es lebten dort zwar immerhin noch fünf Kötner im Dorf, denen zwei Pferde und drei Kühe zur Verfügung standen und die neun Morgen Land bewirtschafteten, jedoch fand sich auch hier ein ähnlicher Zusatz wie zu Ferlingsen: „Dis dorf Arpsen ist rein In die grunt Abgebrandt.“161

In Wibbecke gab es zur damaligen Zeit noch 15 Kötnerstellen. Außerdem lebte ein Häusling im Dorf. Es gab einen Viehbestand von jeweils dreizehn Pferden und Kühen. Das Saatgut reichte für eine Fläche von 56 Morgen Ackerland.

Die größte Menge an Kötnerstellen wies Barterode auf. Hier lebten immerhin noch 37 Kötner. Hinzu kamen drei Häuslinge. Es standen jedoch lediglich 15 Pferde, 18 Kühe und sechs Schweine zur Verfügung. In der geringen Anzahl des Zugviehs lag vermutlich auch die geringe Fläche des bestellten Ackerlandes mitbegründet, denn die 37 Kötnerstellen bewirtschafteten lediglich 98 Morgen Land.

Das Dorf Lödingsen hatte im Jahre 1630 noch 22 besetzte Kötnerstellen. Häuslinge lebten nicht im Dorf. Im Vergleich zu den anderen Dörfern des adeligen Gerichtes war der Viehbestand relativ hoch. Es standen 16 Pferde und 22 Kühe zur Verfügung. Ebenfalls vergleichsweise hoch waren die 86½ Morgen Ackerland, die die 22 Kötner bestellten.

Für keines der Dörfer des adeligen Gerichtes Adelebsens wies die Aufstellung des Jahres 1930 Schafe aus. Es fand sich jedoch in der Aufstellung folgender Hinweis: „Die Schafe betrefent sein dieselben, so viell daher alhier vorhanden nicht Eigen, sondern aus Anderen Lande von frembden gelewert worden.“162 Die vorhandenen Schafe gehörten also nicht den Dorfbewohnern, sondern waren von auswärts. Alphei vermutet zudem, dass die durch den Truppendurchzug verursachten Schäden so gravierend waren, dass sich niemand im Stande sah, die denen von Adelebsen gehörende Schäferei oder auch eine halbe Schäferei zu übernehmen.163

Die folgenden Jahre 1630 bis 1646 verbrachten die Bewohner des adeligen Gerichtes Adelebsen, abgesehen von einer Plünderung im Jahre 1641, ohne Truppendurchzüge und

160 Zitiert nach ibid., S. 45

161 Zitiert nach ibid., S. 45.

162 Zitiert nach ibid., S. 45.

163 Vgl. Alphei, Cord: Geschichte Adelebsens und Lödingsens, S. 72.

72 Einquartierungen. Dennoch belasteten die Steuern und Abgaben zu Militärzwecken die Bevölkerung sehr stark und so klagten die Bewohner des Gerichtes in einem Gesuch an den Herzog im Jahre 1637 ihr Leid:

„Gesuch der des Gerichts Adeliebsen angehörigen Undthanen vom 24.3.1637: Obwohl wir armen Leute nicht allein von anfang dieses Kriegswesens unserer Heußer und wohnungen zum größten theil durch den leidigen brandt beraubet, und darunter fürnehmblich der Flegken Adeliebsen, Dörffer Arbsen und Ferdingßen gantz und gahr, also daß kein Zaunstecken stehend plieben, in die Asche gelegt worden, sondernauch folgendts seithero so gantz ohnzahligen beschwerungen, Plünderungen und andere Kriegsbedrängnißes fort und fort unterworffen gewesen. Insonderheit aber in ietzo newlicher Zeit, uns gleichsamb die Haut über die ohren gezogen und gahrauß mit uns gespielet worden…“164

Im weiteren Verlauf des Gesuches folgten Schilderungen, wie schwedische und kaiserliche Truppen das Gebiet ausgeplündert hatten. Man nahm den Einwohnern des Gerichtes das Vieh und die Pferde, die vorhandenen Geräte wurden zerschlagen oder verbrannt und das Korn wurde ausgedroschen oder verfüttert. Hinzu kamen Gelderpressungen durch die in Adelebsen und später bei Northeim lagernden schwedischen Truppen. Außerdem hatte man zahlreiche Proviantgüter zu liefern (Brot, Hühner, Gänse, Enten und Rinder). Weiterhin sollte man die auferlegte Kontribution von 1.400 Talern an den Herzog entrichten. Hinzu kamen 110 Malter Proviantkorn, welches die herzoglichen Beamten verlangten. Des Weiteren mussten täglich zwölf Männer des Gerichtes zum Festungsbau nach Göttingen und dort ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Diese Abgaben waren für die Bewohner des Gerichtes nicht zu leisten, und so baten sie in ihrem Gesuch an den Herzog, die Forderungen nach Geld und Korn zu erlassen, da man sonst unter dieser Last gänzlich versinke oder eben die Gegend verlassen müsse. Wie der Herzog letztlich entscheiden hat, ist nicht bekannt. Dennoch war es eher unwahrscheinlich, dass er den Bitten der Einwohner des adeligen Gerichtes Adelebsen nachgegeben hat.165

Letztmalig vom Krieg betroffen waren die Einwohner des Gerichtes Adelebsen in den Jahren 1646/1647. Im Winter 1646 bezogen schwedische Truppen in der Umgebung Quartier und plünderten die Dörfer Barterode, Güntersen und Eberhausen. Es ist davon auszugehen, dass auch die übrigen Dörfer des Gerichtes Opfer von Plünderungen wurden, jedoch existieren

164 Zitiert nach Anhelm, Erich: Der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen im Flecken Adelebsen und in den Dörfern des Patrimonialgerichts Adelebsen, S. 42.

165 Vgl. ibid., S. 43.

73 lediglich für die drei genannten Dörfer Schadensverzeichnisse. So war der angerichtete Schaden in Güntersen mit einem Gegenwert von etwa 550 Reichstalern am größten. Allein die beiden wohlhabenden Bauern Hans Withun und Hans Lüdeken, denen beiden das Anwesen geplündert und angezündet wurde, erlitten einen Schaden von ca. 300 Reichstalern. In Barterode belief er sich auf ca. 300 Reichstaler und in Eberhausen, dem kleinsten der drei Dörfer, auf immerhin ca. 175 Reichstaler. Zum Vergleich: Für ein Malter Weizen wurden in den Schadenverzeichnissen zweieinhalb Reichstaler veranschlagt, das Fleisch von zwei Schweinen mit fünf Talern.166

Aus den Schadensverzeichnissen gingen weiterhin die Namen der Geschädigten hervor.

Diesen Namen folgte jeweils eine Aufschlüsselung des erlittenen Schadens nach.167 Waren die Schäden zum Teil auch sehr beträchtlich so verließen die Hofbetreiber des Gerichtes Adelebsen ihre Dörfer doch nicht dauerhaft, wie sie es noch in dem Schreiben an den Herzog in Betracht gezogen hatten. Dies geht aus einem Vergleich der Schadensverzeichnisse mit der Kopfsteuerbeschreibung von 1689 dieser Dörfer hervor. Fast alle Haushalte, deren erlittener Schaden im Jahre 1647 aufgelistet wurde, fanden sich auch in der Kopfsteuerbeschreibung von 1689. Die Vornamen der Wirte der Haushalte waren zwar 1689 nicht mehr dieselben wie noch im Jahre 1647, die Familiennamen stimmten allerdings überein. Die Höfe wurden also vermutlich an die Söhne weitergegeben.

Nur sehr langsam erholte sich die Bevölkerung des adeligen Gerichtes Adelebsen von den durch den Krieg erlittenen Verlusten. So blieb auch nach dem 1642 ausgehandelten Sonderfrieden für das welfische Territorium blieben die Auswirkungen des Krieges spürbar.

Die schwedischen Truppen verweilten noch bis zum Jahre 1650 im Gericht und stellten ihre Versorgung oftmals auch unter Anwendung von Gewalt sicher. Für das adelige Gericht Adelebsen wird insgesamt von einem Bevölkerungsverlust von etwa 50% ausgegangen und es zählt somit zu den mittelschwer betroffenen Gebieten des Dreißigjährigen Krieges.168

166 Vgl. Alphei, Cord: Geschichte Adelebsens und Lödingsens, S. 73f.

167 Vgl. hierzu zum Dorf Eberhausen Anhelm, Erich: Der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen im Flecken Adelebsen und in den Dörfern des Patrimonialgerichts Adelebsen, S. 45.

168 Vgl. Alphei, Cord: Geschichte Adelebsens und Lödingsens, S. 75. ; Knüppel, Friedrich: Lödingsen 990–1990.

Aus der Geschichte eines 1000jährigen Dorfes, S. 43.

74 3.4.3. Die Klöster Hilwartshausen, Bursfelde und Mariengarten

Auch die drei im Untersuchungsgebiet gelegenen Klöster erlitten durch den Dreißigjährigen Krieg Schäden.

Besonders schlimm gestaltete sich die Situation für das Kloster Hilwartshausen.169 Bereits der Klosterverwalter Johann Reichhardts, der bis 1624 hier in der Pacht gesessen hatte, hatte die beträchtliche Summe von 2.125 Reichstalern an Schulden gegenüber dem Kloster angehäuft. Und auch der Dreißigjährige Krieg traf das Kloster im Zuge der Eroberung der Stadt Münden. Wie aus einer Schrift der Domina, des Verwalters und des Konvents des Klosters an den Herzog vom 2. November 1626 hervorging, wurden mehrere Stiftsdiener hingerichtet. Auch Zehnt- und Zinsleute wurden auf den Höfen totgeschlagen. Jegliches Vieh, Vorräte, Inventar, Kirchenornate und Kelche wurden geraubt. Des Weiteren wurden die Orgel, Glocken und das Uhrwerk sowie alle Dinge, die man zur Abhaltung eines Gottesdienstes benötigte, zerschlagen oder entwendet. Auch die Registraturen mitsamt den Kirchenbüchern wurden vernichtet.

Der landwirtschaftliche Bereich des Klosters war ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Auf den Feldern war die Sommerfrucht fast gänzlich vernichtet und die Folge war eine nur sehr geringe Ernte. Weiterhin fehlte es an Unterhalt, denn auch die Meiergüter des Klosters waren ausgeraubt worden, so dass auch hier die Bestellung der Äcker nicht mehr möglich war.

Hinzu kamen weitere, vornehmlich finanzielle Lasten. So hatte das Kloster wöchentlich 20 Reichstaler an den Obristen von Blangkardt zu entrichten. Zwei Soldaten, der Salva Guardia verordnet, mussten mit drei Reichstalern pro Woche sowie der nötigen Verpflegung unterstützt werden. Einer Bitte an den Herzog um die Befreiung von der Kontribution kam dieser nicht nach und so bat man beim Fürsten um Erlaubnis, 1.000 Reichstaler zur Wiederherstellung der Wirtschaft auf noch unbelastete Güter aufnehmen zu dürfen.

Zwei Jahre später wurde diese Bitte vom neuen Amtmann des Klosters Phillip Sigismund Balkenberch wiederholt. Man hatte immer noch seine Salva Guardia zu unterhalten und zu entlohnen. Die wirtschaftliche Lage des Klosters hatte sich so zugespitzt, dass es der Verwalter aus Sorge um Beschlagnahmung durch Gläubiger nicht mehr wagte, Vieh zum Verkauf wegführen zu lassen. Lediglich ein Meierhof und ein Zehnt zu Barliehausen waren

169 Die folgenden Ausführungen beruhen in vollem Umfang auf der Darstellung Adolf Brenneckes und Albert Brauchs. Vgl. im Folgenden Brenneke, Adolf und Brauch, Albert: Geschichte des hannoverschen Klosterfonds.

Die calenbergischen Klöster unter Wolfenbüttler Herrschaft 1584–1634, Teil 2, Göttingen, 1956, S. 299ff.

75 noch freie Güter des ehemals so wohlhabenden Klosters. Zeitweise war es dem Kloster nicht mehr möglich, eine Domina zu unterhalten. Dies änderte sich kurzzeitig im Dezember 1628, jedoch konnte die neue Domina nicht lange im Kloster bleiben, denn die eingenommenen Lehngelder konnte sie nicht für ihren Unterhalt verwenden, sondern musste davon eingeschlagene oder entwendete Fenster, Türen und Schlösser ersetzten. Auch das Verhalten des Amtmanns zu Mariengarten war wenig kollegial. Er hatte den fürstlichen Befehl erhalten, das Nachbarkloster beim Wiederaufbau zu unterstützen, kam jedoch diesem Befehl nicht nach. Auch die Forderungen an Kontribution blieben bestehen und wurden in gewisser Weise sogar gesteigert, da das Kloster diese auch für die ledig stehenden Meierhöfe zu entrichten hatte. Nachdem das Kloster erneut von kaiserlichen Truppen erobert wurde, übernahmen es im Jahre 1629 Barfüßermönche und drei Nonnen.170 Nach deren Vertreibung endete das monastische Leben im Kloster. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verfielen die Gebäude und wurden abgetragen. Der Grundbesitz diente fortan, so wie auch die Einkünfte der ehemaligen Klöster Mariengarten und Weende, zum Unterhalt der Universität Helmstedt. Später wurde er in die Grundausstattung der hannoverschen Klosterkammer aufgenommen.171

Auch die Darstellung zur Dorfgeschichte des nahegelegenen Volksmarshausens berichtet von der Zerstörung des Klosters. Große Teile des Klosters seien im Zuge des Dreißigjährigen Krieges zerstört worden und dienten fortan nur noch als Steinbruch.172

Bereits im Juni des Jahres 1623, als Tilly Friedland eingenommen hatte, war auch das Kloster Mariengarten direkt vom Krieg betroffen.173 Als die beiden Kriegsparteien im Amt Friedland aufeinanderstießen, wurden dem Koster neben anderen Gütern auch alle Schafe und 40 Pferde genommen. Nach kurzer Konsolidierungsphase folgten schon bald die Truppen Wallensteins. Diesmal wurde das Kloster so schwer getroffen, dass nicht einmal mehr das gerettete Vieh durch den folgenden Winter gebracht werden konnte. Die Klosterpersonen und das Wirtschaftsgesinde hausten unter Leibes- und Lebensgefahr und auch vom Inventar des Klosters war nicht viel geblieben. Vom Juli des Jahres 1923 bis zum 29. August des Jahres

170 Vgl. Urkundenbuch der Stifts Hilwartshausen (Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 4. Abteilung), bearbeitet von Manfred von Boetticher, Hannover, 2001, S. 13. ; Brenneke, Adolf und Brauch, Albert:

Geschichte des hannoverschen Klosterfonds. Die calenbergischen Klöster unter Wolfenbüttler Herrschaft 1584–

1634, Teil 2, S. 321.

171 Vgl. Urkundenbuch der Stifts Hilwartshausen, S. 13.

172 Vgl. Tielbörger, Heinrich: Volkmarshausen. Beiträge zu seiner Geschichte, Hannoversch Münden, 1980, S. 48.

173 Vgl. im Folgenden Brenneke, Adolf und Brauch, Albert: Geschichte des hannoverschen Klosterfonds. Die calenbergischen Klöster unter Wolfenbüttler Herrschaft 1584–1634, Teil 2, S. 301f.

76 1927 verzeichnete das Kloster inklusive Salva Guardia und Kontributionen 23.000 Taler an Kriegsschäden.

Auch das Kloster Bursfelde wurde vom großen Krieg heimgesucht. Die ohnehin schon prekäre wirtschaftliche Lage, verschlechterte sich durch den Dreißigjährigen Krieg zunehmend.174 Die Wirtschaftsführung des Klosters war chaotisch, man war überschuldet und die Klosterwirtschaft stand bereits kurz vor dem Bankrott.175 Im Kloster lebten lediglich noch ein Mönch sowie einige Bedienstete, verwaltet wurde es durch den Abt. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges war etwa die Hälfte der Klosterländereien verpachtet und die andere Hälfte bewirtschaftete man selbst. Das Kloster glich also eher einem landwirtschaftlichen als einem geistlichen Betrieb. Im Jahre 1628 wurde auch die Seelsorge für das Dorf Bursfelde dem fürstenhagener Pfarrer Ringling übertragen, da sich das Kloster keinen Geistlichen leisten konnte.

Bereits in der Frühphase des Krieges kam es zur Plünderung und Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlagen des Klosters durch das kaiserlich-katholische Heer.176 Am 14.

und 15. Juli 1623 fielen die tillyschen Truppen in das Kloster ein und raubten einen Teil des Viehs, sämtliche Vorräte, Wäsche, Kleidung, Hausrat, Geschirr, Töpfe und Pfannen. Was die Soldaten nicht mitnahmen, zerstörten sie. Der Abt des Klosters bezifferte in einem Brief an den Herzog den Schaden auf 625 Reichstaler und zwölf Groschen, ein Betrag, der um ein Vielfaches höher lag als der Jahresertrag des gesamten Klosters. Auch das unweit des Klosters gelegene Klostergut, welches zur damaligen Zeit an Johannes Palm verpachtet war, wurde von Tillys Truppen heimgesucht. Auch ihn hatte man aller seiner wirtschaftlichen Grundlagen beraubt. Seine Felder wurden zerstört und auch sein Hausrat wurde geraubt, so dass er sich im Jahre 1625 an seinen Landesherren mit der Bitte um Erlass der Pachtgebühr für das vergangene Jahr wandte.177

Auch in den Folgejahren besserte sich die Lage kaum. So standen der Klosterwirtschaft im Jahre 1636 nur drei Pferde zur Verfügung, mit der die letzten 80 Morgen Land kaum

174 Die folgenden Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf der Darstellung Albert Brauchs. Vgl. Brauch, Albert: Geschichte des Hannoverschen Klosterfonds. Die calenbergischen Klöster 1634–1714., überarbeitet von Annelies Ritter, Teil 3, Hildesheim, 1976, S. 132ff. ; Vgl. Kunze Klaus: Fürstenhagen im Bramwald – Quellen und Darstellungen zur Ortsgeschichte, mit einem Beitrag von Prof. Dr. Hans-Georg Stephan, Uslar, 1997, S. 113.

175 Vgl. auch im Folgenden Kunze, Klaus: Fürstenhagen im Bramwald, S. 113f.

176 Vgl. auch im Folgenden ibid., S. 114.

177 Vgl. ibid., S. 114.

77 bewirtschaftet werden konnten.178 Auf dem Papier hingegen standen 238 Morgen Land des Klostermeiers Jost Volckhausen mit Lokationsvertrag. Er könnte der Pächter gewesen sein und gab von jedem Morgen die dritte Gabe. Vor dem Krieg bestanden die Länderei aus gesamten 358 Morgen und einer Fläche von 117 Morgen an Wiesen. Aus einer Übersicht des Abtes Deneke um 1640 geht hervor, wie die Lage gewesen sein musste. 27 Morgen waren durch „Gottes Gnade“ im Winterfeld wieder besamt und die Klosterkammer verpflichtete sich, 85 Morgen mit Roggen zu besähen. Sehr schwer fiel es, wüst liegende Ländereien und Ackerflächen wieder zu bestellen, da es dem Kloster an jeglichen Diensten für den Ackerbau mangelte. Lediglich für den Schnitt des Korns dienten die Einwohner des Dorfes Fürstenhagen jeder vier Tage.

Auch die bereits vor dem Krieg angehäuften Kapitalschulden erwiesen sich während des Krieges als Problem. Man war nicht mehr in der Lage deren Verzinsung zu leisten. Die Gläubiger der reinen Kapitalschuld, zumeist die Erben des Mündener Bürgermeister Joachim Mecken besaßen 3.540 Taler. Hinzu kamen die doppelt lastenden Schulden, die das Kloster gegen Unterpfand hatte aufnehmen müssen. Sie waren mit 5.725 Talern deutlich höher, da dem Kloster die verpfändeten Stücke entzogen wurden.

Weiterhin war das Kloster von Plünderungen und Durchmärschen der Armee betroffen.179 Neben einigen anderen Klöstern, wie zum Beispiel auch das Kloster Weende, wurde auch das Kloster Bursfelde von der Regierung am 6. Januar 1641 zu einer Schadensmeldung aufgefordert – demnach hatte auch Bursfelde großen Schaden erlitten. Der Klosterverwalter bat das Kloster und alle angehörigen Meier, mit der Kontribution und allen weiteren Auflagen zu verschonen. Vom Krieg besonders betroffen waren die Klostermeier des Dorfes Fürstenhagen. Ihnen wurden Pferde, Vieh, Korn und Frucht genommen. Weiterhin wurden Zimmer ausgeräumt, Schuhe mitgenommen und das Zinskorn gestohlen. Aus den Klosterstallungen entwendeten die Soldaten elf milchende und tragende Kühe sowie 40 alte und 30 junge Schweine. Allein Pachtmann und Verwalter des Klosters hatten einen Schaden von 1.000 Talern erlitten. Der Schaden des Klosters belief sich auf 3.413 Taler.

Eine Schätzung des Kosterverwalters Andreas von der Myl aus dem Jahre 1656 gab

Eine Schätzung des Kosterverwalters Andreas von der Myl aus dem Jahre 1656 gab