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der Königlich-sächsische altertumsverein

Im Dokument Johann Gottlob von Quandt (Seite 65-68)

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ken vor ihrer Zerstörung einsetzen.5 er forderte, dass Künstler und architekten Zeichnungen und abbildungen erschaffen sollten, »um so zuerst über den gegenwärtigen Zustand, ver-stümmelung, hinfälligkeit derselben eine anschauliche ansicht zu erhalten.«6 im ganzen land wollte er leute gewinnen, die bei der inventarisierung helfen und informationen an den verein in dresden senden würden. Gegebenenfalls sollten vor ort und auf Kosten des vereins archäologische Grabungen vorgenom-men, urkunden auf hinweise auf Kunstwerke erforscht und das umfeld dokumentiert werden. böttiger verlangte also die umfassende dokumentation vorhandener und neu aufgefun-dener Kulturgüter. die gewonnenen erkenntnisse sollten in Jahresberichten in text und bild publiziert werden. Über seine idee informierte der initiator auch Quandt. dieser antwortete in einem brief vom 12. april 1824, er unterstütze ihn und hoffe, ein solcher verein würde den sinn für die vaterländische Kunst befördern.7

in einem antrag an den König wurde im sommer 1824 die Gründung eines solchen altertumsvereins unter königlicher trägerschaft angeregt. Zu den unterzeichnern gehörten nebst böttiger auch Johann Gottlob von Quandt und eine reihe sächsischer Politiker – darunter der enge vertraute des Königs, mächtige Kabinettsminister und direktor der Kunstsamm-lungen detlev Graf von einsiedel.8 bereits im november 1824 wurde ein fonds von 400 talern gutgeheißen.9 im Januar 1825 wurde eine gedruckte bekanntmachung der vereinsgründung veröffentlicht, die ebenfalls die statuten und ein verzeichnis erhaltenswerter altertümer enthielt. Quandt gehörte selbstre-dend weiterhin zu den signierenden. in der einleitung hieß es:

»von mehreren alter thumsforschern und vaterlandsfreunden in sachsen, ist der Wunsch ausgesprochen worden; die zer-streuten denkmale der vorzeit, welche für Kunst und Wissen-schaft, und besonders für die Geschichte des vaterlandes, von Wichtigkeit sind, der verborgenheit zu entziehen, gegen das

verderben zu schützen und durch beschreibung und abbildung zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. dieses unternehmen hat bald freunde gefunden, die sich verbunden haben, um durch ge-meinschaftliches Zusammenwirken das zu erreichen, was den bestrebungen einzelner nicht gelingen möchte. so hat sich der verein zu erforschung und erhaltung vaterländischer alterthü-mer im Königreiche sachsen gebildet.«10 im brühlschen Palais, später in einem Palais im Zwinger, fanden die Zusammenkünfte statt, die Prinzen und späteren Könige friedrich august und Jo-hann übernahmen direktorium und vizedirektorium.11 bis zur Wahl eines vorstands wurde Quandt mit den sekretariatsarbei-ten beauftragt. er war zudem als vorsitzender vorgesehen, was er aber ablehnte. das sekretariat übernahm schliesslich der bi-bliothekar friedrich adolf ebert.12

im Juni 1825 fand eine erste versammlung statt, in der sechs spezialisierte sektionen bestimmt wurden. die erste sektion für archäologie übernahm böttiger, die zweite beschäftigte sich mit urkunden und inschriften, die dritte, deren leitung Quandt übernahm, mit Malerei und Plastik. die weiteren sektionen wa-ren für architektur, numismatik und handschriften zuständig.13 die vereinsmitglieder zahlten für ihre teilnahme einen freien betrag, mindestens aber einen taler. Quandt war besonders großzügig. Während die meisten Mitglieder zwei bis drei, ma-ximal fünf taler einlegten, zahlte er mit zehn talern doppelt so viel. damit blieb der potente bürger und Kunstförderer wohl vor allem aus anstand unter den Zahlungen der beiden direk-toren aus der königlichen familie, die mit zwanzig talern sub-skribierten. Quandts generöse einlage ist wohl unterstützung der sache und selbstdarstellung zugleich. dies lässt sich auch in seinen aktien des sächsischen Kunstvereins beobachten, wo er ebenfalls bis zu doppelt so viele zeichnete wie normale Mit-glieder.14

in den Jahren nach der Gründung scheint der altertumsver-ein und saltertumsver-eine sektionen entgegen der hehren Ziele kaum aktiv

5 Zitiert nach Punkt 10, in: Carl August Böttiger, »Verein für Erforschung des bildlichen Alterthums im Königreiche Sachsen«, 15.4.1824, in:

HStADD, 12508 Sächsischer Altertumsverein, Nr. 3 (neu: 755) Statuten 1824-26 »Acta des Königlich Sächsischen Alterthums=Vereins«, [s. p.].

6 Zitiert nach Punkt 12, in: ebd., [s. p.].

7 »Denn so betriebsam und kunstfleissig sie [die Mitbürger – AR] auch sind, so fehlt es ihnen doch an Kunstsinn, der jedoch durch einen solchen Verein geweckt werden könnte.« Zit. nach Ermisch 1900, S. 6.

8 Entwurf zu einem Brief mit Antrag an den König vom 16.7.1824, in:

HStADD, 12508 Sächsischer Altertumsverein, Nr. 3 (neu: 755) Statuten 1824–26. Zu den weiteren Unterzeichnern siehe Klemm 1835, S. III–IV.

9 Entwurf zu einem Gesetz für einen Vereinsfonds von 400 Talern vom 3.11.1824, in: HStADD, 12508 Sächsischer Altertumsverein, Nr. 3 (neu:

755) Statuten 1824–26.

10 Bekanntmachung des Königl. Sächsischen Vereins zu Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer, Dresden: Carl Gottlob Gärtner, 1825, S. 3, datiert am 19.1.1825. Die Statuten ebd., S. 7–12, das

Verzeichnis der Altertümer ebd., S. 13–14. HStADD, 12508 Sächsischer Altertumsverein, Nr. 3 (neu: 755) Statuten 1824–26. Abgedruckt in:

Magirius 1989, S. 193–194; Klemm 1835, S. V–VII.

11 Bekanntmachung, S. 4; zur Rolle der Prinzen siehe John 2001, S. 471.

12 Bekanntmachung, S. 5: »Die Correspondenz des Vereins wird, bis zur Wahl eines Sekretairs, der mitunterzeichnete von Quandt, unter Mit-wirkung des Hofrath Böttiger, besorgen.« S. a. Schmidt-Funke 2006, S. 63; Magirius 1989, S. 53; Ermisch 1900, S. 6–8; Klemm 1835, S. VIII.

13 Magirius 1989, S. 53. S. a. Briel 2002, S. 15–16; Marburg 2001, S. 57–61;

Schmitz/Strobel 2001, S. XVII; Maaz 1986, S. 8–9; Briel 1984, S. 15–16.

14 Subskriptionsliste für die Periode von 1826/27, in: HStADD, 12508 Säch-sischer Altertumsverein, Nr. 43, Acta des Königl. Sächsischen Alter-thums vereins. Verfassungsacten Fasc. III. Mitglieder=Verzeichnisse Subscriptions=Listen Diplom=Absendungen etc. Scheine von 1824 bis 1826. Mitgliederbeiträge geregelt in den Statuten §9; s. a. Ermisch 1900, S. 9; Klemm 1835, S. VI. Zum Kunstverein siehe nachfolgendes Kapitel.

V E R E I N S G R Ü N D U N G , S C H E I N T O D U N D R E A K T I V I E R U N G 67 gewesen zu sein, was möglicherweise daran lag, dass es sich um

einen von der regierung eingesetzten verein handelte. Zwar wurden Materialien aus den bezirken sachsens eingesandt, doch wurden sie kaum bearbeitet. es wurden keine Jahresbe-richte publiziert und keine versammlungen abgehalten. Zudem schränkten wohl zwischenmenschliche Probleme die tätigkeit ein. sie drehten sich um die arbeit des vereinssekretärs fried-rich adolf ebert, der offenbar seine akten und Korresponden-zen unter verschluss hielt.15 ende 1828 beschloss der vorstand, private versammlungen, die auch nicht-Mitgliedern geöffnet werden sollten, zu organisieren, »um nun die theilnahme an dem verein zu steigern […].«16 diese Zusammenkünfte sollten auf vier themengruppen aufgeteilt werden, die sich mit Ge-schichte, Plastik, Münzkunde und Malerei beschäftigten. die leitung der ersten Gruppe übernahm ebert, diejenige für die Malerei Quandt. als einzige sektion trat die historische, wenn auch nur bis 1830, zusammen. die anderen wurden nie aktiv oder zumindest nicht aktenkundig.17 ebenfalls 1828 stellte der altertumsverein beim König den antrag, für die erhaltung der Kulturgüter im sächsischen staat ein Gesetz auszuarbeiten.

Prinz Johann als direktor des vereins legte höchstpersönlich einen gut begründeten entwurf vor. dieser scheiterte schließ-lich an den eigentumsrechten, die nicht beschnitten werden sollten.18

1830 rief direktor Johann erneut zur Gründung von unter-sektionen auf. es sollten nur noch zwei sein: eine historische und eine artistische.19 die leitung der zweiten sektion für die bildenden Künste übernahm Quandt zusammen mit ferdinand hartmann, das sekretariat der archäologe heinrich hase. in einem brief äußerte sich Quandt dazu. darin zeigt sich seine enttäuschung über die bisherige vereinstätigkeit: »[…] der fast vergessene Königl: sächs: alter thumsverein, [soll] wieder in anregung u wo möglich in thätigkeit gesetzt werden […]. ich gebe zwar zu, daß es leichter seÿ ein neues junges leben her-vorzurufen, als einen verstorbenen wieder zu erwecken, al-lein vielleicht war der Königl: sächs: alter thumsverein nur ein

scheintoder (sic!) u so wäre doch wenigstens ein versuch mit ihm zu machen. […] se. Königl: hoheit der Prinz Johann, wel-cher die oberste leitung des königl: alter thumsverein gegen-wärtig allein übernommen hat, geruhten versammlungen von artistischen alter thumsfreunden anzuordnen u einen comite einzusetzen, welcher sich mit Kunstalterthümern beschäfftigen sollte. diese zweÿte abtheilung des alter thumsvereins u was hier einschlägt, wurde mir, Prof: hartmann u hofrath hase an-vertraut.«20

trotz Quandts enttäuschung über die arbeit des alter-tumsvereins muss gefragt werden, warum er selber, wie die erhaltenen akten des vereins andeuten, anfangs wenig aktiv war, obschon er sich sonst gerne für Kunstprojekte begeistern ließ und diese auch tatkräftig unterstützte. ein Grund mochte sein, dass er seit 1828 von seiner arbeit als vorstand des neu gegründeten sächsischen Kunstvereins absorbiert war. da der altertumsverein eher träge zu sein schien, ließ er sich wohl von jenem Projekt stärker vereinnahmen. Zudem konnte er sich dort für die entwicklung der neuesten Kunst einsetzen. auch schien der kränkliche sekretär des altertumsvereins, friedrich adolf ebert, kürzer zu treten. er hatte anscheinend für viele unstimmigkeiten gesorgt. Quandt schrieb über ihn, er habe

»in stiller thätigkeit sich mit urkundlich geschicht lichen for-schungen beschäftigt«  – nicht mit den Kunstwerken selbst.21 ebert schien die vorstandsmitglieder tatsächlich nur wenig über seine arbeit informiert und den austausch mit alter-tumsfreunden in sachsen weitgehend unter verschluss ge-halten zu haben. Gustav Klemm – sein nachfolger ab 1834, im vorstand der ersten, historischen sektion aber schon länger tä-tig – schrieb, eberts geistige Kraft sei durch Krankheit gelähmt gewesen. der ausschuss habe ihn daher beauftragt, die schrif-ten des vereins herauszurücken, was dieser aber nie tat.22 hie-raus kann abgeleitet werden, dass es um die diskussionskultur nach der vereinsgründung nicht gut gestanden hatte, worauf die verschiedenen versuche wechselnder diskussionsgruppen hinweisen mögen.

15 Magirius 2001, S. 479; Magirius 1989, S. 53–54; Ermisch 1900, S. 10–14.

Zu den eingesandten Materialien der ersten Jahre siehe Klemm 1835, S. VIII–XIV. S. a. Quandt 1831 (1), S. 3.

16 Klemm 1835, S. XIV; Ermisch 1900, S. 12–13. Zur Gründung der Privat-versammlungen der historischen Sektion siehe die Dokumente vom 1.11. und 8.12.1828 sowie die Sitzungsprotokolle ab März 1829 im Kon-volut »Historische Zusammenkünfte auf der königlichen Bibliothek«, in: HStADD, 12508 Sächsischer Altertumsverein, Nr. 9 (neu: 763), His-torische Zusammenkünfte in der Königlichen Bibliothek: Protokolle, Vorträge, Notizen 1828–1832.

17 Ermisch 1900, S. 13; Klemm 1835, S. XV–XVI.

18 Prinz Johanns Antrag paraphrasiert in: Ermisch 1900, S. 14–15; Magirius 1989, S. 53–54; Magirius 2001, S. 479–480. S. a. John 2001, S. 472.

19 Quandt 1831 (1), S. 3; Klemm 1835, S. XIV–XV.

20 Brief von Quandt an Unbekannt vom 26.10.1831, in: Berlin, SMB,

Zent-ralarchiv, Autographensammlung, Mappe 1133, Quandt, Johann Gott-lob von, fol. 9r–10r.

21 Quandt 1831 (1, S. 3. Ähnlich im Brief an Unbekannt vom 26.10.1831:

»Wirklich haben sich unter der Leitung des Hofrath Ebert einige Freunde literarischer Alterthümer in stiller Thätigkeit mit Untersu-chungen u Abhandlungen beschäfftigt u es sind von ihnen gewiß schätzbare Aufschlüße ihrer vaterländischen Geschichte zu hoffen.«

Berlin, SMB, Zentralarchiv, Autographensammlung, Mappe 1133, Quandt, Johann Gottlob von, fol. 9v. Zu den zwischenmenschlichen Problemen s. a. Magirius 1989, S. 53–54; Ermisch 1900, S. 10–14.

22 Klemm 1835, S. XVII: »Eberts geistige Kraft [war] durch die langsam sich ausbildende Krankheit, der er gar bald ganz erliegen sollte, so ge-lähmt, daß er wohl an eine ihm vom Ausschuß aufgetragene Heraus-gabe der Schriften des Vereins öfter dachte, allein sie nicht ausführen konnte.«

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Mit gutem Beispiel voran: Quandts artistische

Im Dokument Johann Gottlob von Quandt (Seite 65-68)