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Der Einfluss der Radiochemotherapie auf die Lebensqualität

4. Ergebnisse

4.3. Ergebnisse der EORTC-Fragebögen QLQ-C30 und QLQ-CR29

4.3.2. Die Lebensqualität der Patienten mit unterschiedlicher Therapie

4.3.2.2. Der Einfluss der Radiochemotherapie auf die Lebensqualität

Von den 74 Patienten, die den Fragebogen QLQ-C30 vollständig ausfüllten, hatten 32 Patienten eine neoadjuvante Therapie und 15 Patienten eine adjuvante Therapie erhalten. 27 Patienten erhielten eine Operation ohne Adjuvanz.

Vergleicht man die Mittelwerte des globalen Gesundheitszustands und der

Funktionalitätsskalen des QLQ-C30 von Patienten mit adjuvanter und neoadjuvanter Therapie, so zeigt sich, dass in allen Bereichen neoadjuvant behandelte Patienten die bessere Funktionalität haben. Auch Patienten die keine Adjuvanz erhielten hatten in allen Bereichen höhere Funktionalitätswerte als Patienten mit adjuvanter Therapie.

Beim Vergleich von Patienten mit neoadjuvanter Therapie und alleiniger Operation hatten neoadjuvant behandelte Patienten die höchste kognitive und emotionale Funktionalität, während die Patienten ohne Adjuvanz in allen anderen Bereichen die höchsten Werte angaben. Die bildliche Darstellung dieser Vergleiche findet sich in Abb.

17.

Abbildung 17: Netzdiagramm zu dem globalen Gesundheitszustand und den Funktionalitätsskalen des QLQ-C30 in Abhängigkeit von der Therapie (QoL= Globaler Gesundheitszustand,

PF=körperliche Funktionalität, RF=Rollenfunktionalität, EF=Emotionale Funktionalität, CF=

Kognitive Funktionalität, SF= soziale Funktionalität), genaue Werte siehe Anhang Tab. 4 0

20 40 60 80 100

PF

RF

EF

CF SF

QoL

Insgesamt keine Adjuvanz Adjuvant Neoadjuvant

Um zu beurteilen, ob in Abhängigkeit von der Therapie signifikant unterschiedliche Mittelwerte von den Patienten angegeben werden, werden die Werte zunächst mithilfe des Kruskal-Wallis-Tests für mehrere unabhängige Stichproben überprüft. Dabei ergibt sich im Bereich des globalen Gesundheitszustands ein sehr signifikanter Unterschied (p=0,008), im Bereich der körperlichen Funktionalität ebenfalls ein sehr signifikanter Unterschied (p=0,005) und im Bereich der Rollenfunktion ein signifikanter Unterschied (p=0,011). Bei der kognitiven Funktionalität kann man bei einem p-Wert von 0,078, ebenso wie bei der sozialen Funktionalität mit einem p-Wert von 0,06, von einem

statistischen Trend sprechen. In diesen Bereichen werden nun je zwei Therapiegruppen mit dem Mann-Whitney-U-Test als unabhängige Stichproben verglichen.

Dabei lassen sich signifikante Unterschiede bestätigen. Hinsichtlich des globalen Gesundheitszustands geben neoadjuvant behandelte einen sehr signifikant höheren Wert an als adjuvant behandelte Patienten (p=0,007). Patienten ohne adjuvante Therapie haben ebenfalls einen sehr signifikant höheren Wert als Patienten mit

adjuvanter Therapie (p=0,003), der Unterschied zu neoadjuvant behandelten Patienten ist jedoch nicht signifikant.

Adjuvant behandelte Patienten haben auch im Bereich der körperlichen (p=0,014), Rollen- (p=0,014) und kognitiven Funktionalität (p=0,037) signifikant niedrigere und im Bereich der sozialen Funktionalität marginal signifikant niedrigere (p=0,085) Werte als neoadjuvant behandelte Patienten. Verglichen mit Patienten, die nur operiert wurden, hatten adjuvant behandelte Patienten sogar eine höchstsignifikant niedrigere

körperliche Funktionalität (p=0,001), eine sehr signifikant niedrigere Rollenfunktionalität (p=0,004) und signifikant schlechtere Werte bei kognitiver (p=0,05) sowie sozialer (p=0,026) Funktionalität. Zwischen Patienten mit neoadjuvanter und ohne adjuvante Therapie bestand kein statistisch relevanter Unterschied.

Bei acht der neun Symptomskalen des QLQ-C30 gaben Patienten mit adjuvanter Therapie eine höhere Beeinträchtigung durch die jeweiligen Symptome an als

neoadjuvant behandelte Patienten. Nur im Bereich Übelkeit/Erbrechen war der Wert der neoadjuvant behandelten Patienten höher, als derjenige der Patienten mit adjuvanter Therapie. Patienten, die nur eine Operation erhielten, hatten in sieben der neun Symptomskalen niedrigere Werte als Patienten mit zusätzlicher adjuvanter oder neoadjuvanter Radiochemotherapie. Lediglich im Bereich der Schlaflosigkeit und der Diarrhoe, hatten neoadjuvant behandelte Patienten die niedrigsten Symptome. Die

Mittelwerte der Symptomskalen für alle Therapiegruppen sind in Tab. 28 zusammengefasst.

FA NV PA DY SL AP CO DI FI

Adj 37,50 5,21 33,33 31,25 39,58 18,75 26,67 33,33 24,44 Neoadj. 29,86 6,77 22,34 20,83 14,58 8,33 19,79 23,96 23,96 Keine Adj. 28,81 1,85 17,90 14,81 29,63 7,41 18,52 32,10 16,67 Tabelle 28: Mittelwerte von Patientengruppen mit unterschiedlicher Therapie in den

Symptomskalen des QLQ-C30 (adj.= adjuvante Therapie, neoadj.= neoadjuvante Therapie, FA=

Müdigkeit, NV= Übelkeit/Erbrechen, PA=Schmerzen, DY= Dyspnoe, SL= Schlaflosigkeit, AP=

Appetitlosigkeit, CO= Obstipation, DI= Durchfall, FI= Finanzielle Probleme)

Zunächst erfolgt die Beurteilung auf Signifikanz mit dem Kruskal-Wallis-Test für mehrere unabhängige Stichproben, wobei nur im Symptombereich Schlaflosigkeit ein statistisch signifikanter Unterschied (p=0,039) zu verzeichnen ist. In den

Symptombereichen Dyspnoe (p=0,076) und Appetitlosigkeit (p=0,083) zeigt sich ein statistischer Trend, während alle weiteren Bereiche statistisch nicht relevant sind.

Anschließend werden die Werte der Symptombereiche Schlaflosigkeit, Dyspnoe und Appetitmangel von je zwei Therapiegruppen mithilfe des Mann-Whitney-U-Tests für zwei unabhängige Stichproben näher verglichen. Es zeigt sich, dass Patienten, die eine adjuvante Therapie erhielten, signifikant häufiger an Schlaflosigkeit litten als Patienten, die mit einer neoadjuvanten Therapie (p=0,015) behandelt wurden. Verglichen mit Patienten, bei denen eine alleinige Operation durchgeführt wurde, gaben adjuvant behandelte Patienten signifikant höhere Werte in den Symptombereichen Dyspnoe (p=0,036) und Appetitlosigkeit (p=0,05) an.

Als statistischern Trend ist die vermehrte Appetitlosigkeit von adjuvant behandelten Patienten verglichen mit neoadjuvant therapierten Patienten (p=0,065) zu werten, ebenso wie die stärkere Symptomatik im Bereich Schlaflosigkeit, die Patienten ohne Adjuvanz gegenüber Patienten mit neoadjuvanter Therapie vorwiesen (p=0,081).

Die Werte der Funktionalitätsskalen aus dem krankheitsspezifischen Fragebogen QLQ-CR29 können ebenfalls für die verschiedenen Therapiegruppen verglichen werden. Es zeigt sich auch hier, dass Patienten, die nur operiert wurden, ihre Funktionalität in drei der fünf Funktionalitätsskalen mit dem höchsten Wert der drei Therapiegruppen

bewerteten. Hingegen hatten neoadjuvant behandelte Patienten durchschnittlich am wenigsten Besorgnis wegen ihres Gesundheitszustands und das mittlere sexuelle Interesse war bei adjuvant behandelten Frauen am höchsten, siehe Abb. 18.

Abbildung 18: Netzdiagramm zu den Funktionalitätsskalen des QLQ-CR29 in Abhängigkeit von der Therapie (BI=Körperbild, ANX=Besorgnis, WEI=Gewicht, SEXM=Sexuelles Interesse der Männer, SEXW=Sexuelles Interesse der Frauen), genaue Werte siehe Anhang Tab. 8

Überprüft man nun mit dem Kruskal-Wallis-Test für mehrere unabhängige Stichproben die Mittelwerte der drei verschiedenen Therapiegruppen auf signifikante Unterschiede, so stellt man fest, dass nur im Bereich des Körperbildes ein signifikanter Unterschied besteht (p=0,047). Mit Hilfe des Mann-Whitney-U-Tests für zwei unabhängige

Stichproben zeigt sich, dass im Bereich des Körperbildes der Funktionalitätswert der Patienten, die keine Adjuvanz erhielten, statistisch signifikant höher ist als derjenige der Patienten mit adjuvanter Therapie (p=0,020).

Bei den Symptomskalen des QLQ-CR29 fällt bei Betrachtung der Mittelwerte im Zusammenhang mit der erhaltenen Therapie auf, dass bei 16 der 18 Symptomskalen, Patienten mit adjuvanter Therapie die höchsten Werte der drei Therapiegruppen angaben. Neoadjuvant behandelte Patienten und Patienten, die ohne Adjuvanz therapiert wurden, hatten in ungefähr gleich vielen Bereichen je die niedrigste

Symptomatik der drei Gruppen. Nur in den Bereichen Dysurie und Haarausfall wiesen

0 20 40 60 80

BI

ANX

WEI SEXM

SEXF

Insgesamt keine Adjuvanz Adjuvant Neoadjuvant

neoadjuvant behandelte Patienten die höchste Symptomatik auf. Patienten ohne Radiochemotherapie hatten nur bei den Problemen mit der Stomapflege einen gleich hohen Wert wie adjuvant behandelte Patienten (vgl. Tab. 29).

UF BMS SF UI DY AP BP BF DM

Adj. 46,88 4,17 45,56 14,58 0 25,00 18,75 37,50 29,17 Neoadj. 38,89 3,54 35,86 12,50 2,02 17,17 12,12 30,30 15,15 Keine Adj. 46,15 3,85 37,50 10,26 1,28 16,67 17,95 29,49 11,54

HL TA FL SI SS EMB STO IMP DYS

Adj. 8,33 10,42 64,44 35,56 31,11 37,78 16,67 80,00 33,33 Neoadj. 9,09 10,10 46,46 32,32 21,51 32,29 2,56 64,00 5,56 Keine Adj. 1,28 5,13 51,39 27,78 19,44 29,17 16,67 66,67 14,29 Tabelle 29: Mittelwerte von Patientengruppen mit unterschiedlicher Therapie in den

Symptomskalen des QLQ-CR29 (adj.=adjuvante Therapie, neoadj.= neoadjuvante Therapie, UF=Harnfrequenz, UI=Harninkontinenz, BMS=Blut und Schleim im Stuhl, SF=Stuhlfrequenz, SI=Stuhlinkontinenz, DY=Dysurie, BF=Blähungen, FL=Flatulenzen, SS=Wunde Haut um Stoma oder im Analbereich, AP=Bauchschmerzen, BP=Schmerzen im Anal-/Gesäßbereich,

DM=Trockener Mund, HL=Haarausfall, TA=Probleme mit dem Geschmackssinn,

EMB=Beschämung, STO=Probleme mit der Stomapflege, IMP=Impotenz, DYS=Dyspareunie)

Überprüft man mit dem Kruskal-Wallis-Test für mehrere unabhängige Stichproben die Mittelwerte der 18 Symptomskalen auf statistisch signifikante Unterschiede, so zeigt sich, dass in keiner Symptomskala ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Therapiegruppen besteht. Ein statistischer Trend ist jedoch in den Bereichen Haarausfall (p=0,10) und Probleme mit der Stomapflege (p=0,098) zu erkennen, weshalb in diesen Symptombereichen die Mittelwerte von je zwei Therapiegruppen weiter mit dem Mann-Whitney-U-Test für zwei unabhängige Stichproben verglichen werden.

Dabei kann man feststellen, dass neoadjuvant behandelte Patienten signifikant mehr Probleme bei der Stomapflege haben als adjuvant behandelte Patienten (p=0,041).

Verglichen mit Patienten, die nur operiert wurden, leiden neoadjuvant behandelte

Patienten zudem signifikant häufiger an Haarausfall (p=0,031). In den anderen Bereichen kann kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

4.3.2.2.1.Die Lebensqualität bei unterschiedlicher Therapie, abhängig von Geschlecht, Stoma und Alter

Bislang wurde die Lebensqualität aller Patienten mit unterschiedlicher Therapie miteinander verglichen. Nun werden die drei Patientengruppen mit unterschiedlicher Therapie je nach Einfluss von Geschlecht, Alter und Stoma mit dem Mann-Whitney-U-Test auf signifikante Unterschiede untersucht.

Bei Patienten, die nur operiert wurden, haben Männer und Frauen keine signifikant unterschiedlichen Werte angegeben. Patienten ohne Radiochemotherapie und ohne Stoma gaben weniger Probleme bezüglich des Geschmackssinn an als Patienten, die nur operiert wurden und langfristig ein Stoma hatten, woraus sich ein statistischer Trend ergibt (p=0,077). Teilt man die Patienten, die nur eine Operation als Therapie erhielten nach ihrem Alter mit dem Trennwert von 70 Jahren in zwei Gruppen, zeigt sich, dass Patienten, die jünger als 70 Jahre alt waren, signifikant mehr an Diarrhoe litten als die älteren Patienten (p=0,022). Zudem ergaben sich die statistischen Trends, dass die jüngeren Patienten mehr an erhöhter Stuhlfrequenz (p=0,065), Stuhlinkontinenz (p=0,087) und unter Beschämung (p=0,087) litten, während die soziale Funktion im Vergleich zu den älteren Patienten besser war (p=0,066) (vgl. Tab. 30).

Keine Adjuvanz

Männer Frauen

Kein signifikanter Unterschied

Stoma Kein Stoma

TA 66,67 ±0 (N=1) 2,67 ±9,23 (N=25)

<70 Jahre ≥70 Jahre

DI 43,86 ±41,65 (N=19) 4,17 ±11,79 (N=8)

SozF 48,25 ±35,53 (N=19) 20,83 ±21,36 (N=8)

StF 46,08 ±35,12 (N=17) 16,67 ±19,25 (N=7)

SI 37,25 ±38,88 4,76 ±12,60

EMB 39,22 ±41,22 4,76 ±12,60

Tabelle 30: Statistisch relevante Mittelwerte von Patienten ohne Adjuvanz aufgeteilt nach

Geschlecht, Stoma und Alter (N=Anzahl, TA= Probleme mit Geschmackssinn, DI=Durchfall, SozF=

Soziale Funktionalität, StF= Stuhlfrequenz, SI= Stuhlinkontinenz, EMB= Beschämung)

Betrachtet man die Gruppe der Patienten mit adjuvanter Therapie, ergeben sich hier statistisch relevante Unterschiede zwischen Männern und Frauen. So leiden Frauen signifikant stärker unter Mundtrockenheit als Männer (p=0,027), während Männer

signifikant höhere Werte bei Stuhlinkontinenz angaben (p=0,04). Als statistischen Trend kann man den vermehrten Haarausfall bei Frauen gegenüber männlichen Patienten, die mit durchschnittlich 0 Punkten überhaupt nicht darunter litten, ansehen (p=0,069).

Zwischen den Werten von Patienten mit adjuvanter Therapie und langfristiger

Stomaanlage und Patienten mit adjuvanter Therapie aber ohne Stoma, ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Nur der statistische Trend, dass Patienten mit Stoma weniger unter Durchfall litten als Patienten ohne Stoma, ist zu verzeichnen (p=0,088). Ebenso konnte beim Vergleich der Werte von Patienten mit adjuvanter Therapie aber mit unterschiedlichem Alter nur der statistische Trend erkannt werden, dass Patienten, die jünger als 70 Jahre alt waren, ausgeprägtere Dyspnoe hatten als das ältere Vergleichskollektiv (p=0,078) (siehe Tab. 31).

Adjuvante Therapie

Männer Frauen

DM 12,12 ±22,47 (N=11) 66,67 ±40,82 (N=5)

SI 50,00 ±39,28 (N=10) 6,67 ±14,91 (N=5)

HL 0 (N=11) 26,67 ±27,89 (N=5)

Stoma Kein Stoma

DI 16,67 ±27,89 (N=6) 44,44 ±28,87 (N=9)

<70Jahre ≥70 Jahre

DY 58,33 ±31,91 (N=4) 22,22 ±25,95 (N=12)

Tabelle 31: Statistisch relevante Mittelwerte von Patienten mit adjuvanter Therapie aufgeteilt nach Geschlecht, Stoma und Alter (N=Anzahl, DM= Trockener Mund, SI=Stuhlinkontinenz, HL=

Haarausfall, DI=Durchfall, DY=Dyspnoe)

Schließlich wird auch in der Gruppe der neoadjuvant behandelten Patienten der Einfluss von Geschlecht, Stoma und Alter untersucht. Vergleicht man neoadjuvant behandelte Männer und Frauen, so kann man feststellen, dass Frauen ein signifikant niedrigeres sexuelles Interesse (p=0,02) und signifikant mehr Blähungen (p=0,02) hatten als Männer. Auch empfanden Frauen im Durchschnitt mehr Schmerzen als Männer, was als statistischer Trend anzusehen ist (p=0,075). Patienten mit und ohne Stoma unterschieden sich ebenfalls in mehreren Bereichen. So hatten Patienten ohne Stoma eine signifikant höhere körperliche Funktionalität (p=0,020), jedoch signifikant mehr Verstopfung (p=0,024), Flatulenzen (p=0,04) und Stuhlinkontinenz (p=0,018) als Patienten mit Stoma. Statistische Trends sind die vermehrte Müdigkeit (p=0,059) und erhöhte Harnfrequenz (0,074) von Patienten mit Stoma im Gegensatz zu Patienten ohne Stoma. Das Alter hat bei neoadjuvant behandelten Patienten einen Einfluss auf die Lebensqualität im sexuellen Bereich. So haben Männer, die jünger als 70 Jahre alt waren, ein signifikant höheres sexuelles Interesse (p=0,046) und signifikant weniger Probleme mit Impotenz (p=0,022) als die älteren Männer. Unabhängig vom Geschlecht haben Patienten unter 70 Jahren ein sehr signifikant höheres sexuelles Interesse als die älteren Patienten (p=0,002) (vgl. Tab. 32).

Neoadjuvante Therapie

Männer Frauen

SEX 52,00 ±37,37 (N=25) 16,67 ±35,63 (N=8)

BF 24,00 ±29,69 (N=25) 50,00 ±17,82 (N=8)

Stoma Kein Stoma

PF 66,15 ±30,36 (N=13) 90,18 ±10,03 (N=19)

CO 2,56 ±9,25 (N=13) 31,58 ±35,96 (N=19)

FL 30,77 ±28,74 (N=13) 56,67 ±36,03 (N=20)

SI 12,82 ±21,68 (N=13) 45,00 ±37,89 (N=20)

FA 41,03 ±28,47 (N=13) 22,22 ±19,25 (N=19)

UF 50,00 ±27,22 (N=13) 31,67 ±22,88 (N=20)

<70 Jahre ≥70 Jahre

SEX 62,50 ±34,16 (N=16) 25,49 ±36,38 (N=17)

SEXM 66,67 ± 30,43 (N=13) 36,11 ±38,82 (N=12)

IMP 46,15 ±39,76 (N=13) 83,33 ±30,15 (N=12)

Tabelle 32: Statistisch relevante Mittelwerte von Patienten mit neoadjuvanter Therapie aufgeteilt nach Geschlecht, Stoma und Alter (N=Anzahl, SEX= sexuelles Interesse, BF= Blähungen, PF=

körperliche Funktionalität, CO=Verstopfung, FL=Flatulenzen, SI= Stuhlinkontinenz, FA=Müdigkeit, UF= Harnfrequenz, SEXM=sexuelles Interesse von Männern, IMP= Impotenz)

4.3.2.2.2. Der Einfluss der Therapie auf die Lebensqualität bei Männern und Frauen

Betrachtet man die Werte für alle Bereiche der Fragebögen QLQ-C30 und QLQ-CR29 zur Einschätzung der Lebensqualität, die jeweils Männer und Frauen mit neoadjuvanter, adjuvanter oder ohne Radiochemotherapie angegeben haben, lassen sich einige

signifikante Unterschiede feststellen. Wenn sich solche Unterschiede ergeben, werden die entsprechenden Werte in Tab. 33 und 34 aufgeführt.

So leiden Frauen, die eine adjuvante Radiochemotherapie erhielten, signifikant stärker unter Mundtrockenheit als neoadjuvant behandelte Patientinnen (p=0,03). Männer, die eine adjuvante Therapie erhalten haben, bewerteten ihren globalen

Gesundheitszustand (p=0,007), ihre körperliche Funktionalität (p=0,008) und ihre Rollenfunktionalität (p=0,005) sehr signifikant schlechter als männliche Patienten mit einer neoadjuvanten Therapie. Die soziale Funktionalität der adjuvant behandelten

männlichen Patienten war zudem marginal signifikant (p=0,058) schlechter, als die der neoadjuvant behandelten Männer.

Verglichen mit Patienten, die nur operiert wurden, gab es bei Männern mit

neoadjuvanter Therapie keine signifikanten Unterschiede. Bei Frauen hingegen hatten neoadjuvant behandelte Patientinnen signifikant mehr Schmerzen als Patientinnen ohne Radiochemotherapie (p=0,044).

Vergleicht man die adjuvant behandelten Patienten mit Patienten, die keine

Radiochemotherapie erhalten haben, ergeben sich einige signifikante Unterschiede. So haben Frauen mit adjuvanter Radiochemotherapie auch gegenüber Patientinnen, die nur operiert wurden, eine signifikant stärkere Symptomatik im Bereich Mundtrockenheit (p=0,013), während adjuvant behandelte Männer gegenüber den Patienten ohne

Radiochemotherapie ebenfalls sehr signifikant stärkere Funktionalitätseinbußen im Bereich globaler Gesundheitszustand (p=0,007) und Rollenfunktionalität (p=0,004) angaben. Im Bereich der körperlichen Funktionalität sind diese Funktionseinbußen hier sogar höchstsignifikant (p=0,001). Als statistischer Trend ist die vermehrte Dyspnoe von Patienten mit adjuvanter Therapie gegenüber Patienten ohne Radiochemotherapie zu werten (p=0,064).

4.3.2.2.3. Der Einfluss der Therapie auf die Lebensqualität bei jüngeren und älteren Patienten

Auch hier werden mit einem Trennwert von 70 Jahren zwei Altersgruppen gebildet.

Wenn sich die Werte in einer Altersgruppe abhängig von der Therapie signifikant unterscheiden, sind diese in Tab. 33 und 34 erfasst. Es zeigt sich, dass beim Vergleich der Lebensqualität von adjuvant und neoadjuvant behandelten Patienten, das Alter eine Rolle spielt. So leiden in der Gruppe der Patienten, die jünger als 70 Jahre alt waren, adjuvant behandelte Patienten signifikant häufiger unter Dyspnoe (p=0,02) und haben eine signifikant schlechtere Funktionalität (p=0,02) als neoadjuvant behandelte

Patienten. Zudem lässt sich der statistische Trend feststellen, dass der globale

Gesundheitszustand (p=0,062) und die körperliche Funktionalität (p=0,08) von adjuvant behandelten Patienten dieser Altersgruppe niedriger sind als die von neoadjuvant behandelten Patienten.

In der Gruppe der Patienten, die 70 Jahre oder älter sind, leiden adjuvant behandelte Patienten signifikant stärker an Schlaflosigkeit als neoadjuvant behandelte (p=0,012).

Zudem ist eine verminderte Rollenfunktionalität der Patienten mit adjuvanter

Radiochemotherapie im Vergleich zu Patienten mit neoadjuvanter Radiochemotherapie als statistischer Trend zu werten (p=0,092).

Für keine der beiden Altersgruppen besteht in irgendeiner Skala der beiden

Fragebögen ein signifikanter Unterschied zwischen neoadjuvant behandelten Patienten und Patienten, die nur operiert wurden.

Vergleicht man in beiden Altersgruppen die Lebensqualität von adjuvant behandelten Patienten mit derjenigen von Patienten die nur operiert wurden, lässt sich jedoch wieder in einigen Bereichen die schlechtere Lebensqualität von Patienten mit adjuvanter

Therapie feststellen. So haben in der Gruppe der Patienten, die jünger als 70 Jahre alt waren, adjuvant behandelte Patienten eine signifikant niedrigere soziale (p=0,016) und körperliche (p=0,035) Funktionalität und signifikant mehr Dyspnoe (p=0,035) als

Patienten, die nur operiert wurden. Zudem kann die geringere Rollenfunktionalität der adjuvant behandelten Patienten, verglichen mit Patienten ohne Adjuvanz, als

statistischer Trend gewertet werden (p=0,097). In der Vergleichsgruppe der Patienten, die 70 Jahre oder älter waren, zeigen sich noch deutlichere Unterschiede. So haben Patienten dieser Altersgruppe mit adjuvanter Therapie einen sehr signifikant niedrigeren globalen Gesundheitszustand als Patienten ohne Radiochemotherapie (p=0,007).

Zudem ist die Rollenfunktionalität der adjuvant behandelten Patienten signifikant schlechter (p=0,039) und die Durchfallsymptomatik signifikant höher (p=0,02) als bei Patienten, die nur operiert wurden. Als statistische Trends können die verminderte körperliche Funktionalität (p=0,098), die vermehrten Schlafprobleme (p=0,069) und die höhere Appetitlosigkeit (p=0,069) der Patienten mit adjuvanter Therapie gegenüber den Patienten ohne Radiochemotherapie verstanden werden.

4.3.2.2.4. Der Einfluss der Therapie auf die Lebensqualität bei Patienten mit und ohne langfristiges Stoma

In jeder der drei Therapiegruppen gibt es Patienten, die mit und ohne Stoma leben. Um zu überprüfen, inwieweit ein Stoma neben der Therapie Einfluss auf die Lebensqualität hat, werden bei Patienten mit und ohne Stoma je die Werte von Patienten aus den drei

unterschiedlichen Therapiegruppen verglichen. Die genauen, sich signifikant unterscheidenden Werte, sind in Tab. 33 und 34 dargestellt.

Bei den Patienten mit Stoma ergibt sich beim Vergleich der drei Therapiegruppen kein signifikanter Unterschied. Als statistischer Trend ist die höhere körperliche

Funktionalität von Patienten, die nur operiert wurden, gegenüber Patienten, die eine adjuvante Therapie erhielten, zu interpretieren (p=0,056).

In der Gruppe der Patienten, die ohne Stoma leben, erbringt der Vergleich der adjuvant behandelten Patienten mit den neoadjuvant behandelten signifikante Unterschiede. So haben adjuvant behandelte Patienten eine signifikant schlechtere Rollenfunktionalität (p=0,022), körperliche Funktionalität (p=0,016) und kognitive Funktionalität (p=0,037) als neoadjuvant behandelte Patienten.

Beim Vergleich der neoadjuvant behandelten Patienten mit Patienten, die nur operiert wurden, haben die neoadjuvant behandelten Patienten signifikant mehr Haarausfall (p=0,017). Die Patienten ohne Radiochemotherapie haben hingegen eine vermehrte Schlaflosigkeit, die als statistischer Trend zu werten ist (p=0,059).

Vergleicht man adjuvant behandelte Patienten mit Patienten ohne Radiochemotherapie wird erkennbar, dass Patienten mit adjuvanter Therapie eine signifikant schlechtere Rollenfunktionalität (p=0,045) und körperliche Funktionalität (p=0,030) haben als Patienten, die als Therapie die alleinige Operation erhalten haben. Auch die kognitive Funktionalität der Patienten mit adjuvanter Therapie ist schlechter als die von Patienten ohne Radiochemotherapie, was als statistischer Trend zu werten ist (p=0,055).

Therapie Gr. N GHS PF RF CF SF Adjuvant M 11 50,00

(±21,08)

61,82 (±21,93)

46,97 (±23,35) 50,00 (±36,5)

F

S 6 66,67

(±13,88)

KS 9 66,67

(±26,03)

53,70 (±29,79) 74,07 (±18,84)

<70 4 56,25 (±12,50)

65,00 (±20,64)

54,17 (±15,96) 29,17

(±34,36)

≥70 11 50,76 (±25,67)

67,22 (±21,92)

51,39 (±31,35)

Neoadjuvant M 25 71,33

(±17,85)

81,07 (±23,39)

74,00 (±26,39) 74,67

(±24,59) F

S 13 66,15

(±30,36)

KS 19 90,18

(±10,03)

79,83 (±18,07) 88,60 (±18,47)

<70 15 74,44 (±17,95)

85,78 (±16,50)

73,33 (±19,72) 77,78

(±25,72)

≥70 17 68,14 (±20,46)

75,69 (±28,18)

72,55 (±33,82)

Nur OP M 16 71,88

(±18,48)

90,00 (±15,20)

78,13 (±25,62) 71,88

(±34,81) F

S 2 93,33 (±9,43)

KS 25 86,13

(±16,55)

76,67 (±24,53) 87,33 (±18,18)

<70 19 71,05 (±19,52)

88,42 (±14,88)

76,32 (±24,42) 78,95

(±30,85)

≥70 8 76,04 (±15,06)

82,50 (±19,17)

81,25 (±24,30)

Tabelle 33: Werte (in Punkten) der Funktionalitätsskalen mit signifikanten Unterschieden der unterschiedlichen Therapiegruppen in Abhängigkeit von Geschlecht, Stoma und Alter (

Gr.=Gruppe, M=Männer, F=Frauen, S=Stoma, KS= Kein Stoma, <70= jünger als 70 Jahre, ≥70= 70 Jahre oder älter, GHS= Globaler Gesundheitszustand, PF= körperliche Funktionalität,

RF=Rollenfunktionalität, CF= kognitive Funktionalität, SF= soziale Funktionalität)

Therapie Gr. N DM PA DY HL SL AP DI

Adjuvant M 11 36,36

(±34,82)

F 5 66,67

(±40,82)

40,0 (±41,83) S

KS 9 7,41

(±22,22)

33,33 (±33,33)

<70 4 58,33

(±31,91)

≥70 11 47,22

(±38,82)

19,44 (±22,29)

36,36 (±31,46)

Neoadjuvant M 25 18,67

(±23,73)

F 7 12,5

(±17,25)

38,10 (±26,73) S

KS 20 11,67

(±19,57)

14,04 (±20,23)

<70 15 15,56

(±17,21)

≥70 17 11,76

(±16,42)

9,80 (±25,72)

17,65 (±23,91)

Nur OP M 16 12,50

(±29,50) F 11 6,06

(±13,48)

9,09 (±11,46) S

KS 25 1,33

(±6,67)

32,00 (±32,60)

<70 19 17,54

(±32,14)

≥70 8 16,67

(±35,63)

0 (±0) 4,17 (±11,79)

Tabelle 34: Werte (in Punkten) der Symptomskalen mit signifikanten Unterschieden der unterschiedlichen Therapiegruppen in Abhängigkeit von Geschlecht, Stoma und Alter (

Gr.=Gruppe, M=Männer, F=Frauen, S=Stoma, KS= Kein Stoma, <70= jünger als 70 Jahre, ≥70= 70 Jahre oder älter, DM= Trockenenr Mund, PA=Schmerzen, DY= Dyspnoe, HL= Haarausfall, SL=

Schlaflosigkeit, AP= Appetitlosigkeit, DI= Diarrhoe)