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2.4 Peer-to-Peer Vermietungsplattformen für Privatunterkünfte in Österreich

2.4.3 Couchsurfing

Couchsurfing ist im Gegensatz zu den Plattformen Airbnb und Wimdu ein Gastfreundschaftsnetzwerk. Das heißt, der Unterkunftsgeber bietet den Schlafplatz über die Plattform Couchsurfing an andere Peers an, ohne dabei ein Nutzungs-entgelt als Gegenleistung zu verlangen. Die Plattform wurde 2004 von Casey Fenton, Dan Hoffer, Sebastien LeTuan und Leonardo Bassani da Silveira gegründet. Die Idee wurde jedoch bereits 1999 geboren, als Casey Fenton eine Reise nach Island machte. Aus finanziellen Gründen fragte er 1.500 Studenten der University of Iceland in einem E-Mail um einen Schlafplatz und mehr als 50 Personen antworteten. Nach der Gründung 2004 wuchs die Gemeinschaft der Couchsurfer bis 2006 kontinuierlich. In diesem Jahr stürzte die Website der Plattform ab, weil das Projekt zu stark gewachsen war. Die Gründer waren bereits im Begriff das Projekt einzustellen, da die Wiederherstellung der Plattform ihre Kapazitäten überschritt. Als diese Mitteilung die Couchsurfing Gemeinschaft erreichte, bildete sich spontan ein Team aus Freiwilligen, um die Website wieder zu errichten. Von diesem Moment an war klar, dass Couchsurfing eine Gemeinschaft

Anzahl der Wimdu Unterkünfte in den einzelnen Bundesländern

und nicht nur ein Unternehmen ist.48 Die Plattform wurde von Mitgliedsspenden finanziert und von freiwilligen Nutzern programmiert.49 Aus dieser Non-Profit Organisation entwickelte sich 2011 durch zunehmende Kommerzialisierung eine Benefit Corporation, was das Business Modell von Couchsurfing erheblich verändert hat. Diese Unternehmensform ermöglicht Unternehmen Ziele wie Gemeinwohl und Profit gleichzeitig zu verfolgen.50

2.4.3.2 Business Modell

Obwohl Couchsurfing die Unternehmensform gewechselt hat und seit 2011 keine Non-Profit Organisation ist, stehen die Werte „Share Your Life“, „Create Connection“, „Offer Kindness“, „Stay Curious“ und „Leave It Better Than You Found It“ noch immer im Mittelpunkt des Unternehmens.51 Mit dem Slogan “You have friends all over the world, you just don`t know them yet” wird eine klare Differenzie-rung zu anderen Peer-to-Peer Vermietungsplattformen ausgedrückt, bei welchen nicht nur die Plattformen, sondern auch die Gastgeber profitorientiert agieren. Die Plattform Couchsurfing dient als Schnittstelle zwischen den Freunden, die sich noch nicht kennen.

Um ein Nutzer dieser Plattform werden zu können, muss eine Online Identität ge-schaffen werden. Für die Registrierung müssen mindestens Vorname, Familien-name, eine gültige E-Mail Adresse, das Geburtsdatum sowie die Stadt, aus der man stammt, bekannt gegeben werden (vgl. Abbildung 4). Das Profil kann nach der Re-gistrierung beliebig angepasst werden, dafür stellt Couchsurfing ein Template be-reit, in welches persönliche Daten, der Lebensstil, die eigene Mission, ob man Gäste beherbergt oder nicht, sowie Dinge, die einem wichtig sind, veröffentlicht werden.

48 Vgl.: Elise H./ Laura B. (2010): My couch is your couch, http://www.europeandme.eu/9legs/462-couchsurfing-stories?showall=&start=2, 9. Februar 2015.

49 Vgl.: Kritsanarat, K. (2014): Warum es nicht mehr cool ist Couchsurfer zu sein,

http://www.welt.de/debatte/kolumnen/der-onliner/article127916684/Warum-es-nicht-mehr-cool-ist-Couchsurfer-zu-sein.html, 9.Februar 2015.

50 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (2011):A New Era for Couchsurfing, http://blog.couchsurfing.com/a-new-era-for-couchsurfing/, 9. Februar 2015.

51 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (o. J.): Our Values, http://about.couchsurfing.com/values/, 9. Februar 2015.

Der Online Auftritt kann von den Nutzern mit aussagekräftigen Bildern untermalt werden.52

Abbildung 4: Profilansicht Couchsurfing Quelle: Screenshot, www.couchsurfing.com

Des Weiteren hat der Nutzer die Option, individuelle Präferenzen in seinem Profil bekannt zu geben, wie zum Beispiel Anzahl möglicher Gäste, Haustiere willkom-men, Raucherwohnung und so weiter, um gezielter einen Couchsurfing Partner zu finden. Die Vermittlung zwischen den Couchsurfern kann über die Website oder die mobile App stattfinden. Damit es schlussendlich zu einer Beherbergung kommt, müssen beide Parteien, der Gastgeber und der Gast damit einverstanden sein.

Nach Vollendung der Leistung gibt es keinen monetären Transfer zwischen den Couchsurfern.53

Da Sicherheit und Vertrauen bei Peer-to-Peer Plattformen unerlässlich sind, hat Couchsurfing drei Methoden entwickelt, um diese zu gewährleisten. Erstens können Referenzen verfasst werden, welche für alle Nutzer lesbar sind. Diese können von

52 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (o. J.): How Couchsurfing Works, http://about.couchsurfing.com/how-it-works/, 9. Februar 2015.

53 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (o. J.): Safety FAQ, http://about.couchsurfing.com/faq/, 9.

Februar 2015.

Gastgebern, Gästen oder Freunden verfasst werden. Zweitens können die Nutzer um 19 Euro pro Jahr eine Verifizierung kaufen, wodurch Couchsurfing versucht, seriöse von unseriösen Nutzern zu differenzieren. Des Weiteren wirbt Couchsurfing auch damit, dass verifizierte Nutzer keine Werbeeinschaltungen mehr auf der Web-seite sehen. Als dritte Möglichkeit gibt es sogenannte Ambassadors, bei denen es sich um Mitglieder mit Erfahrungspotential handelt, die für neue und unerfahrene Mitglieder zur Verfügung stehen. Des Weiteren gibt es auf der Website eine Reihe von Tipps zum Thema „Sicherheit“.54

Für registrierte Nutzer bietet die Startseite neben der Suchhilfe für geeignete Gast-geber noch weitere Möglichkeiten zu partizipieren. Entsprechend der bekannt-gegebenen Heimatstadt werden für den Nutzer Veranstaltungen, Diskussionen und Reisende, die sich aktuell an diesem Ort aufhalten, sichtbar (vgl. Abbildung 5).55

54 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (o. J.): Safety Basics, http://about.couchsurfing.com/safety/, 9. Februar 2015.

55 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (o. J.): How Couchsurfing Works, http://about.couchsurfing.com/how-it-works/, 9. Februar 2015.

Abbildung 5: Startseite Couchsurfing Quelle: Screenshot, www.couchsurfing.com

Die Finanzierung der Plattform erfolgt über zwei Wege:

1. Einmalige Verifizierungsgebühr

Nutzer können, wie bereits erwähnt, ihr Profil verifizieren lassen, wofür Couchsurfing eine Gebühr in Höhe von 19 Euro pro Jahr erhebt. Wird diese Verifi-zierung von Mitgliedern nicht durchgeführt, verkauft Couchsurfing mit den Nutzer-daten Werbung (vgl. Abbildung 6).56

56 Vgl.: Räth, M. (2012): Point Nine Capital investiert in CouchSurfing,

http://www.gruenderszene.de/news/point-nine-capital-investiert-in-couchsurfing, 9. Februar 2015.

Abbildung 6: Verifizierung Couchsurfing Quelle: Screenshot, www.couchsurfing.com

2. Verkauf der Nutzerdaten an Dritte

Die Nutzerbedingungen von Couchsurfing, die von allen Nutzern im Zuge der Regis-trierung akzeptiert werden müssen, enthalten folgenden Inhalt:„ If you post Member Content to our Services, you hereby grant us a perpetual (i.e. lasting forever), world-wide, irrevocable, non-exclusive, royalty-free and fully sublicensable (i.e. we can grant this right to others) license to use, reproduce, display, perform, adapt, modify, create derivative works from, distribute, have distributed and promote such Member Content in any form, in all media now known or hereinafter created (including in emails or other communications to our members) to administer, operate, develop and otherwise provide the Couchsurfing Services”57 Dadurch erhält Couchsurfing die Rechte über die veröffentlichten Nutzerdaten zur eigenen Nutzung sowie zum Verkauf an Dritte.

2.4.3.3 Verbreitung in Österreich

Für eine aussagekräftige Darstellung der Verbreitung von Couchsurfing Unter-künften in Österreich wurde von der Autorin eine Analyse der Website

57 Vgl.: Couchsurfing International, Inc. (2014): Terms of use, http://about.couchsurfing.com/terms-of-use/, 10. Februar 2015.

Couchsurfing.com durchgeführt. Im Zuge dieser Analyse wurde die Anzahl der auf Couchsurfing angebotenen Unterkünfte mit Hilfe der Suchfunktion erhoben. Für die Nutzung der Suchfunktion ist eine Anmeldung auf der Plattform erforderlich. Die Suchfunktion beinhaltet verschiedene Filterfunktionen. Die getroffene Vorauswahl von Couchsurfing wurde nicht verändert. Die Vorauswahl beinhaltet einen Radius von 10 Kilometer um die ausgewählte Stadt/ Region. Es wurde nach Gastgebern gesucht, die Gäste aufnehmen und die vielleicht Gäste aufnehmen. Da durch diese Vorauswahl die Suche nach dem Bundesland eine Verfälschung der Ergebnisse ergeben hätte, wurde die Analyse anhand der Landeshauptstädte durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Abbildung 7 graphisch dargestellt. Insgesamt wurde eine Gesamtanzahl von 48198 Couchsurfing Unterkünften ermittelt. Davon sind 28744 Unterkünfte (59%) in Wien angesiedelt, der Rest verteilt sich auf die anderen Bundesländer. In absteigender Reihenfolge gibt es in der Steiermark 6930, in Tirol 3809, in Niederösterreich 3335, in Salzburg 2790, in Kärnten 986, in Vorarlberg 910, in Oberösterreich 510 und im Burgenland 184 Unterkunftsangebote.

Abbildung 7: Verbreitung von Couchsurfing Unterkünften in Österreich Quelle: Eigene Darstellung

Anzahl der Couchsurfing Unterkünfte in den einzelnen Bundesländern

Im Dokument Lisa Maria Meister. Masterarbeit (Seite 26-33)