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Diese Masterarbeit ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden die theoretischen Grundlagen erörtert. Zunächst wird auf das Konzept von Collaborative Consumption eingegangen und dieses anhand von Literaturquellen für diese Arbeit definiert. Es werden dabei unterschiedliche Ausprägungen von Collaborative Consumption anhand von Beispielen erörtert. Anschließend wird das Peer-to-Peer Business Modell näher erklärt und die Unterschiede zum Business-to-Costumer Business Modell, welches für das traditionelle Beherbergungsgewerbe gebräuchlich ist, aufgezeigt. Des Weiteren werden die Vorteile und Nachteile von Peer-to-Peer Unterkünften gegenüber traditionellen Unterkünften anhand Sozialer Faktoren und Kostenfaktoren analysiert. Die Peer-to-Peer Vermietungsplattformen Airbnb, Wimdu und Couchsurfing werden bezüglich Entstehung, Business Modell und Verbreitung in Österreich genauer untersucht. Anschließend wird noch auf die rechtliche Lage in Österreich in Hinblick auf Peer-to-Peer Vermietungsplattformen eingegangen.

Der Hauptteil dieser Masterarbeit hat das Ziel, die Forschungsfragen mittels einer empirischen Erhebung zu beantworten und somit Aufschluss über den Einfluss von

Collaborative Consumption auf die österreichische Beherbergungsindustrie zu er-langen. Um die formulierten Forschungsfragen beantworten zu können, wurden ausgewählte Hotels, Hostels/Jugendherbergen, Gasthöfe mit Beherbergung sowie Pensionen mittels eines strukturierten Fragebogens befragt. Die Stichprobe bezieht sich auf das Stadtgebiet von Graz, wobei eine Vollerhebung angestrebt wurde. Die Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, wie die Peer-to-Peer Vermietungs-plattformen Airbnb, Wimdu und Couchsurfing vom traditionellen Beherbergungs-sektor wahrgenommen werden, und ob Maßnahmen gegen Peer-to-Peer Vermietungsplattformen, als Reaktion auf deren Verbreitung getroffen werden.

Nach der genauen Erläuterung der Vorgehensweise sowie einer Beschreibung der Fragebögen, erfolgt eine detaillierte Analyse der Ergebnisse der Befragung.

Im Anschluss an den empirischen Teil der Arbeit werden die zentralen Inhalte kurz zusammengefasst.

2 Theoretische Grundlagen 2.1 Collaborative Consumption

Collaborative Consumption ist ein Synonym für den gemeinschaftlichen Konsum und das Teilen von persönlichen Besitzgegenständen, besonders über Peer-to-Peer Plattformen im Internet. In diesem Wirtschaftskonzept, auch Collaborative Economy oder Sharing Economy genannt, ist der Zugang zu einer Ressource dem Besitz übergeordnet. Hintergrund ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen durch die gemeinsame Nutzung von Gütern und persönlichen Besitzgegenständen, sowie Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft. Diese Gemeinschaften treffen sich und interagieren miteinander vorwiegend im Internet in sogenannten Peer-to-Peer Platt-formen, sowie in geteilten Räumlichkeiten wie Coworking Spaces oder Fablabs (fabrication laboratory). 4,5 Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die zur Entwicklung dieses neuen Wirtschaftsmodells beigetragen haben. Arun Sundararajan, Professor an der New York University Leonard N. Stern School of Business definiert vier Schlüsselfaktoren6:

1. Die Kommerzialisierung der digitalen Technologien, wodurch technologische Innovationen vermehrt von den Bedürfnissen der Konsumenten getrieben werden.

2. Die Entstehung digitaler Institutionen, sogenannten Peer-to-Peer Plattformen (Marktplätze), die vertrauenswürdigen Wirtschaftsaustausch zwischen den Akteuren ermöglichen.

3. Die steigende Urbanisierung und Globalisierung, wobei Platzmangel und Bevölkerungsdichte des städtischen Lebens den Verbrauch von gemein-schaftlichen Ressourcen begünstigt.

4. Ökologische Überlegungen und Ressourcenknappheit.

4 Vgl.: Bartel, D. (2014): Die Kollaborative Wirtschaft – Definitionen und Ausprägungen,

http://magazine.ouishare.net/de/2014/06/die-kollaborative-wirtschaft-definition-auspraegungen/, 29.

Jänner 2015.

5 Vgl.: Räth, M. (2012): Trendthema 2012 laut DLD-Konferenz: Collaborative Consumption, http://www.gruenderszene.de/allgemein/dld-airbnb-collaborative-consumption, 28. Jänner 2015.

6 Vgl.: Sundararajan, S. 3-4.

Der elementare Teil des Wirtschaftskonzepts, das Sharing, wird als die universellste Form wirtschaftlichen Verhaltens angesehen.7 So sind Modelle wie Genossen-schaften nicht neu, haben jedoch im digitalen Zeitalter eine Renaissance erfahren.

Kollaborationen sind durch die Möglichkeiten des Internets auf einmal keinen räum-lichen und zeiträum-lichen Grenzen mehr ausgesetzt. Das Internet ermöglicht, verbreitet und vereinfacht den gemeinschaftlichen Konsum anhand sozialer Netzwerke.8

Der Begriff „Collaborative Consumption“ geht auf die Autorin und Trendforscherin Rachel Botsman und ihr Buch „What’s mine is yours“, welches gemeinsam mit Roo Rogers verfasst wurde, zurück. Botsman und Rogers beschreiben Collaborative Consumption als Teilen, Leihen, Handeln, Vermieten, Schenken oder Tauschen, das durch technologische Entwicklungen und soziale Gemeinschaften neu definiert wurde. Collaborative Consumption kann von Angesicht zu Angesicht stattfinden oder über das Internet. Weiters gibt es zwei Möglichkeiten, wie Personen an Collaborative Consumption teilnehmen können. Einerseits können Individuen als Anbieter in diesem Wirtschaftskonzept auftreten, indem sie Ressourcen vermieten, teilen, oder ausleihen, andererseits können sie auch als Nachfrager auftreten und die verfügbaren Güter konsumieren.9

Die verfügbaren Güter, welche in diesem Wirtschaftsmodell getauscht werden, kön-nen ganz unterschiedlicher Art sein. Kleidung (Kleiderkreisel), Wohnraum (Airbnb), Arbeitsplätze (Coworking Spaces), Fahrzeuge (ZipCar) oder Finanzierungen (1000x1000 Crowdfunding) sind alles Beispiele von Collaborative Consumption, welche die Autoren Botsman und Rogers konzeptionell in drei Systeme gegliedert haben: Redistribution Markets, Product Service Systems und Collaborative Lifestyles.10

Eigentumsbasierte Ansätze wie beispielsweise Tauschbörsen, bei denen Güter für eine monetäre oder nicht monetäre Gegenleistung den Besitzer wechseln, stellen

7 Vgl.: Price, J. (1975): Sharing: The Integration of Intimate Economies, in Anthropologica, New

Series, Vol 17, No 1, pp. 3-27, p. 3.

8 Vgl.: Pelzer, C./ Burgard, N. (2014): Co-Economy: Wertschöpfung im digitalen Zeitalter, Wiesbaden, S. 5-13.

9 Vgl.: Botsman, R./ Rogers, R. (2011), pp. xiv-xvi, 70.

10 Vgl.: Botsman, R./ Rogers, R. (2011), pp. 70-75.

sogenannte Redistribution Markets dar, in denen nicht mehr genutzte Güter eine neue Verwendung erfahren. Wenn hingegen Güter temporär gegen Entgelt zu-gänglich gemacht werden, spricht man von einem Product Service System. Dieses System basiert auf dem Ansatz “Nutzen statt Besitzen“, denn das Eigentum ver-bleibt dabei beim Anbieter, der ein Unternehmen oder eine Privatperson sein kann.

Beispiele dieser Form von Collaborative Consumption sind Car-Sharing oder Jeansleasing. Collaborative Lifestyle unterscheidet sich maßgeblich von den beiden anderen Systemen, da bei dieser Form des Konsums nicht physische Produkte getauscht werden sondern immaterielle Güter wie Zeit, Raum und Fähigkeiten. Bei-spiele dafür sind das Teilen von Büroräumen in Coworking Spaces, welche auf lokaler Ebene stattfinden, sowie ein globaler Austausch von Räumlichkeiten über Peer-to-Peer Vermietungsplattformen wie Airbnb, Couchsurfing und Wimdu. 11

Zusätzlich zu den verschiedenen Ausprägungen der Collaborative Consumption Systeme werden von Botsman und Rogers vier Faktoren definiert, welche Collaborative Economy möglich machen: Kritische Menge, ungenutzte Kapazitäten, Glaube an das Gemeingut und Vertrauen zwischen Fremden.12

2.2 Peer-to-Peer Business Modell

Unter Peer-to-Peer verstehen technisch affine Menschen den dezentralen Zusam-menschluss mehrerer Computer für den Austausch und die Verteilung von Daten.

Peer-to-Peer hat sich aus diesem rein technischen Ansatz zu einem Modell sozialer Interaktion entwickelt.13 Im Wirtschaftsmodell Collaborative Consumption wird unter dem Begriff Peer-to-Peer das Business Modell verstanden, welches das Teilen, Lei-hen, Handeln, Vermieten, Schenken oder Tauschen zwischen gleichberechtigten Individuen, sogenannte Peers (Gleichberechtigte) ermöglicht. Das Peer-to-Peer Business Modell kann in drei Bestandteile untergliedert werden: Plattformen (Markt-plätze), Entrepreneure (kleine Unternehmen, Mikro Entrepreneure) und

11 Vgl.: Botsman, R./ Rogers, R. (2011), pp. 70-75.

12 Vgl.: Botsman, R./ Rogers, R. (2011), pp.70-75.

13 Vgl.: Bauwens, M. (2005): Peer to Peer and Human Evolution- On ”the P2P relational dynamic”

as the premise of the next civilizational stage, http://62.210.98.10/IMG/P2PandHumanEvolV2.pdf, pp. 11-13, 4. Februar 2015.

sumenten. Die Plattformen sind die Peer-to-Peer Marktplätze, welche den Aus-tausch von Gütern und Dienstleistungen erleichtern. Die Entrepreneure sind ent-weder Individuen oder kleine Unternehmen, welche Güter oder Dienstleistungen auf diesen Marktplätzen anbieten. Die Konsumenten sind Individuen, welche auf diesen Marktplätzen Güter oder Dienstleistungen mieten, konsumieren oder kaufen. So-wohl Entrepreneure als auch Konsumenten werden als Peers bezeichnet. 14

Der Handel zwischen den Wirtschaftsakteuren kann profitorientiert sein, muss es aber nicht und erfolgt in der Regel über die Plattform. Im ersten Fall verlangt der Privatanbieter des Gutes einen monetären Ersatz als Gegenleistung. Im zweiten Fall verlangt der Privatanbieter nichts oder bloß einen Kostenersatz beziehungs-weise eine Kostenbeteiligung. Die Vermittlung und Organisation kann wiederum entgeltlich, in Form einer Vermittlungsgebühr oder eines Mitgliedsbeitrages, oder unentgeltlich erfolgen. Collaborative Consumption umfasst neben dem Peer-to-Peer Modell, das sich, wie bereits erwähnt, ausschließlich mit dem Teilen, Leihen, Handeln, Vermieten, Schenken oder Tauschen zwischen Privatpersonen befasst, auch Business-to-Customer Modelle sowie Customer-to-Business Modelle. In sogenannten Business-to-Customer Modellen, welche auch in traditionellen Wirtschaftskonzepten stark vertreten sind, stellen Unternehmen Privatpersonen die Nutzung von Gütern direkt und gegen Entgelt zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist das Car-Sharing Unternehmen ZipCar. Das Customer-to-Business Modell kann an-hand des Beispiels Crowdfunding erklärt werden, wo mehrere Privatpersonen einem Unternehmen finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.15

Da bei dem Peer-to-Peer Business Modell private Akteure über eine Onlineplattform in Kontakt treten, ist Vertrauen zwischen den Parteien unerlässlich. Botsman spricht von Vertrauen als potentielle neue Währung im Collaborative Consumption Wirtschaftskonzept, dem sogenannten Vertrauenskapital, ohne das die neue Wirtschaftsform überhaupt nicht möglich wäre.16. Bei Mitfahr-Dienstleistungen zum

14 Vgl.: Sundararajan, A. (2014), S. 1-2.

15 Vgl.: AK Steiermark, Abteilung Marktforschung (Hrsg.) (2013): Ökonomie des Teilens: 15 Nutzungsgemeinschaften im Überblick, http://media.arbeiterkammer.at/stmk/Sharing_

Economy_2013.pdf, S. 5-10, 4. Februar 2015.

16 Vgl.: Botsman, R. (2013): TED Talk: Vertrauen ist die Währung der New Economy, http://leosommer.com/blog/?tag=vertrauen, 3. Februar 2015.

Beispiel müssen die Akteure darauf vertrauen, dass die Person verlässlich und un-gefährlich ist. Auf Marktplätzen wie Kleiderkreisel oder eBay müssen die Personen darauf vertrauen, dass sich die Güter in dem beschriebenen Zustand befinden. Wird Wohnraum zur Verfügung gestellt, müssen Personen darauf vertrauen, dass es unbedenklich ist, die fremde Person in den privaten Räumlichkeiten unterzubringen und umgekehrt. Besonders im Bereich Collaborative Lifestyle ist Vertrauen bedeu-tend, da oftmals persönliche Interaktion anstelle von physischen Produkten im Fo-kus des Austausches steht. Je höher das Vertrauen zwischen den Akteuren ist, umso höher ist die Bereitschaft zu teilen, leihen, handeln, vermieten, schenken oder tauschen.17

Entscheidend, ob Collaborative Consumption erfolgreich ist oder nicht, ist die Fähigkeit, Vertrauen zwischen Fremden zu generieren.18 Um vertrauenswürdigen Wirtschaftsaustausch zu ermöglichen, haben Peer-to-Peer Plattformen unter-schiedliche Lösungsansätze entwickelt. Um auf einer Peer-to-Peer Plattform parti-zipieren zu können, muss von den Personen ein Online Profil erstellt werden. Diese Online Identität ist die Basis für einen vertrauenswürdigen Wirtschaftsaustausch.

Um das Vertrauen zu erhöhen, haben die Akteure ihrerseits die Möglichkeit, soziale Verbindungen aufzubauen, indem sie ihr Online Profil mit ihrem Facebook Profil verlinken oder ihre Identität, anhand der Bekanntgabe der Telefonnummer, E-Mail Adresse oder eines Lichtbildausweises verifizieren. 19 Eine weitere Möglichkeit, Ver-trauen zu fördern, ist die Funktion der Bewertungen, wobei sich Peers, die von-einander Leistungen bezogen haben, gegenseitig bewerten können.20 Referenzen können im Gegensatz zu Bewertungen auch von Peers verfasst werden, die keine Leistungen voneinander bezogen haben.21 Eine weitere Form der Bewertung ist die numerische Bewertung; dabei können sich Peers, die voneinander Leistungen bezogen haben, anhand einer Skala bewerten und auf diese Weise Feedback

17 Vgl.: Botsman, R./ Rogers, R. (2011), pp. 70-75.

18 Vgl.: Maag, C. (2012): Collaborative consumption, Trust and the Evolution of Credit,

http://www.businessinsider.com/collaborative-consumption-trust-and-the-evolution-of-credit-2012-1?IR=T, 3. Februar 2015.

19 Vgl.: Airbnb, Inc. (o.J.): Wie bekomme ich Verifizierungen, https://www.airbnb.de/help/article/269;

4. Februar 2015.

20 Vgl.: Airbnb, Inc. (o.J.): Wie funktionieren die Bewertungen, https://de.airbnb.com/help/article/13, 4. Februar 2015.

21 Vgl.: Airbnb, Inc. (o.J.): Was sind Referenzen, und wie bekomme ich eine?, https://www.airbnb.de/help/article/173, 4. Februar 2015..

erhalten. Diese numerischen Bewertungen werden oft durch eine Kommentar-funktion ergänzt.22

Da sich diese Masterarbeit in Bezug auf Collaborative Consumption in weiterer Folge näher mit dem Teilen und Tauschen von Wohnraum auf globaler Ebene am Beispiel der Peer-to-Peer Vermietungsplattformen Airbnb, Wimdu und Couchsurfing beschäftigt, ist für die weitere Arbeit ausschließlich der von Botsman und Rogers definierte Bereich Collaborative Lifestyle relevant. Auf die anderen Systeme wie in Abschnitt 2.1. erläutert, wird nicht weiter eingegangen.

2.3 Analyse der Vorteile und Nachteile der Vermietung von Privat-unterkünften über Peer-to-Peer Plattformen gegenüber der tra-ditionellen Vermietung von Unterkünften

In den Medien wird bezüglich Collaborative Consumption über einen sozio-ökonomischen und gesellschaftlichen Wandel berichtet. Es stellt sich die Frage, welche Dimension und welches Potential Collaborative Consumption tatsächlich hat. Auswirkungen eines veränderten Angebots- und Nachfrageverhaltens lassen sich bereits in vielen Wirtschaftsbereichen feststellen, vor allem auf dem Wohnungs-markt und im Beherbergungsgewerbe. Besonders in Großstädten nehmen kurzzei-tige Vermietungen von Privatwohnungen über Peer-to-Peer Vermietungs-plattformen wie Airbnb, Wimdu und Couchsurfing zu. Die eigene Wohnung wird mit anderen Personen geteilt, um einerseits einen ökonomischen Nutzen durch den Zusatzverdienst zu ziehen, und andererseits auch um einen persönlichen Kontakt zu oftmals internationalen Gästen zu erhalten. Anstelle der Übernachtung in tradi-tionellen Beherbergungsbetrieben fragen immer mehr Touristen private Immobilien

22 Vgl.: Ebay, Inc. (o.J.): Bewertungsprofil,

http://feedback.ebay.at/ws/eBayISAPI.dll?ViewFeedback2&userid=iconic-designer-furniture&myworld=true&items=25&iid=-1&de=off&which=positive&interval=365; 4. Februar 2015.

als Unterkunft nach, um die besuchten Städte wie Einheimische erleben zu kön-nen.23,24

In diesem Abschnitt der Arbeit werden die Vorteile von Unterkünften, die über Peer-to-Peer Vermietungsplattformen angeboten werden, gegenüber traditionellen Unterkünften erarbeitet. Dabei werden einerseits soziale Faktoren betrachtet sowie finanzielle Aspekte.

2.3.1 Kostenfaktor

Peer-to-Peer Unterkünfte weisen erhebliche Mängel in Bereichen wie Servicequali-tät, freundlichem Personal, Markenimage oder Sicherheit auf, welche Touristen bei der Auswahl einer Unterkunft am wichtigsten sind.25 Obwohl die Anforderungen von Touristen an Unterkünfte durch Peer-to-Peer Unterkünfte nicht erfüllt werden, gibt es dennoch eine wachsende Nachfrage. Ein maßgeblicher Faktor für die Nachfrage an Peer-to-Peer Unterkünften ist, dass diese in der Regel kostengünstiger als tradi-tionelle Unterkunftsarten sind. Gastgeber von Peer-to-Peer Unterkünften können ihre Unterkünfte sehr preiswert anbieten, da die Kosten (Miete, Strom, Wasser, Hausverwaltung, ect.) in der Regel bereits vom Gastgeber gedeckt sind und durch die Vermietung selbst über die Peer-to-Peer Plattformen kaum Kosten entstehen.26

Ron Lieber, der 2011 die Peer-to-Peer Plattform Airbnb für die New York Times testete, kam zu dem Fazit, dass der Kostenvorteil gegenüber den Nachteilen, wie mangelnden Komfort, hohe Lautstärke oder geringe Sicherheit, überwiegt. Er ver-brachte fünf Nächte in unterschiedlichen Airbnb Unterkünften in New York City (drei gesamte Unterkünfte, ein Einzelzimmer, ein Gemeinschaftszimmer) für einen Gesamtpreis von 900 US Dollar. Für den gleichen Zeitraum ermittelte Lieber über

23 Vgl.: 3sat Mediathek: Sharing Economy: Collaborative Consumption, Video, veröff. bei makro am 06.06.2014, http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=44187, 0:00 min- 04:09 min, 1. Februar 2015.

24 Vgl.: future.arte.tv: Wohin führt die Ökonomie des Teilens?, Video, veröff. bei Future am 07.10.2014, http://future.arte.tv/de/article-video/wohin-fuehrt-die-oekonomie-des-teilens, 0:00 min- 06:00 min, 1. Februar 2015.

25 Vgl.: Chu, R./ Choi, T. (2000): An importance-performance analysis of hotel selection factors in the Hong Kong hotel industry: A comparison of business and leisure travelers, in: Tourism Management, Vol. 21, No. 4, pp. 363–377.

26 Vgl.: Guttentag, D. (2013): Airbnb: disruptive innovation and the rise of an informal tourism accommodation sector. Current Issues in Tourism, (ahead-of-print), pp. 1-26, p. 5.

Expedia die Zimmerpreise von Hotels, die sich in der Nähe der Airbnb Unterkünfte befanden, mit dem Ergebnis einer Kostenersparnis von mindestens 700 US Dollar.27

Neben dem Kostenvorteil bieten Peer-to-Peer Unterkünfte gegenüber traditionellen Unterkünften weitere Vorteile für Gäste, welche dadurch entstehen, dass es sich bei der Unterkunft um eine Privatunterkunft handelt. Einige dieser Vorteile tragen wiederum zu einer Kostenersparnis des Reisenden bei. Dazu zählen beispielsweise der Zugang zur Wohnungsausstattung, in Form einer voll ausgestatteten Küche, einer Waschmaschine und einem Trockner.28

2.3.2 Soziale Faktoren

Ein weiterer Vorteil von Peer-to-Peer Unterkünften sind die sozialen Aspekte. Durch das Kennenlernen und den Austausch zwischen Gast und Gastgeber wird eine soziale Bindung generiert. Der Gast kommt durch den Gastgeber direkt in Kontakt mit einer ortskundigen Person und hat dadurch die Möglichkeit die Stadt aus einer anderen, nicht touristischen Perspektive kennen zu lernen. Der Gastgeber kann Tipps und Informationen weitergeben, die in keinem Reiseführer zu finden sind.29

Weitere Interaktionen zwischen Gast und Gastgeber sind darüber hinaus auch mög-lich. Der Reiz einer solchen Erfahrung liegt laut MacCannell im Wunsch der Touristen, das echte Leben der bereisten Orte zu erfahren.30 Ein Verlangen, welches durch Peer-to-Peer Vermietungsplattformen gestillt werden kann.

27 Vgl.: Lieber, R. (2011): Airbnb’s lodging gets tested, yielding a mixed bag,

http://www.nytimes.com/2011/11/12/your-money/airbnb-gets-five-night-test-in-new-york-city.html?pagewanted=2&_r=0, 4. Februar 2015.

28 Vgl.: Guttentag, D. (2013), pp. 1-26, p. 5.

29 Vgl.: Zentes, J. (Hrsg.) et al. (2013): Neue Mietkonzepte: Nutzen statt Haben, Frankfurt am Main, S. 35-37.

30 Vgl.: MacCannell, D. (1973): Staged authenticity: Arrangements of social space in tourist settings, in: American Journal of Sociology, Vol. 79, No. 3, pp. 589–603, pp. 594-595.

2.4 Peer-to-Peer Vermietungsplattformen für Privatunterkünfte in Österreich

Die folgenden Plattformen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Funktionsweise, Zielgruppe und Kostenerhebung. Während über Airbnb und Wimdu Wohnungen und Zimmer gegen ein Nutzungsentgelt vermietet werden, vermittelt die Plattform Couchsurfing ausschließlich Gratisschlafplätze zwischen den Mitgliedern.31 Der fol-gende Abschnitt dieser Masterarbeit bietet eine detaillierte Beschreibung der drei Plattformen hinsichtlich ihrer Entstehung, ihres Business Modells beziehungsweise des Aufbaus der Plattformen sowie die jeweiligen Verbreitungen in Österreich. Um den Aufbau der Plattformen sowie das Business Modell besser nachvollziehen zu können, hat die Autorin bei den Plattformen Airbnb, Couchsurfing und Wimdu ein Profil erstellt.

2.4.1 Airbnb 2.4.1.1 Entstehung

Airbnb ist eine 2008 im Silicon Valley von Brian Chesky, Joe Gebbia und Nathan Blecharczyk gegründete Peer-to-Peer Plattform. Über diese Plattform werden welt-weit Privatunterkünfte vermietet. Der ursprüngliche Name „Airbed&breakfast“ wurde 2009 auf Airbnb gekürzt. Die Geschäftsidee entstand bereits 2007 während in San Francisco eine große Konferenz tagte. Zwei der Gründer nutzten eine einfache Website, auf der sie ihr Apartment als „Airbed and Breakfast“ für Konferenzgäste anboten, welche den hohen Preisen für Hotelzimmer entgehen wollten. Gemeinsam mit dem dritten Gründer entwickelten sie eine Website, auf der auch andere Per-sonen ihre Unterkünfte anbieten können. Seit dem Neustart als Airbnb in 2009 wächst das Unternehmen stetig.32 Laut Airbnb ist die Plattform aktuell in mehr als 190 Ländern vertreten und die Gesamtzahl der Gäste übersteigt 25.000.000.33

31 Vgl.: AK Steiermark, Abteilung Marktforschung (Hrsg.) (2013), S. 5-10, 4.

32 Vgl.: Hempel, J. (2012): Airbnb: More than a place to crash,

http://fortune.com/2012/05/03/airbnb-more-than-a-place-to-crash/, 3. Februar 2015.

33 Vgl.: Airbnb, Inc. (o.J.): Über uns, https://www.airbnb.at/about/about-us, 3.Februar 2015.

2.4.1.2 Business Modell

Die zentrale Idee von Airbnb sind soziale Kontakte und das Zugehörigkeitsgefühl, sich überall zu Hause zu fühlen. Dieser Teil der Unternehmensphilosophie kommt durch das neue Logo mit der treffenden Bezeichnung Bèlo, kurz für Belonging, zum Ausdruck.34 Um diese sozialen Kontakte zu ermöglichen, kann der Gastgeber auf der Onlineplattform seine Unterkunft anbieten. Der Gast hat die Möglichkeit, auf die Angebote über die Webseite oder über eine kostenfreie App zuzugreifen. Bei der Recherche nach einer geeigneten Unterkunft steht dem Gast eine Suchfunktion zur Verfügung, bei der er die Angebote über die Eingabe spezieller Wünsche wie Ter-min, Art der Unterkunft, Preisspanne, usw. eingrenzen kann. Darüber hinaus kön-nen sogenannte „Wish Lists“ angelegt werden, welche die ausgewählten Lieblings-unterkünfte beinhalten und mit anderen über Facebook, Twitter oder E-Mail geteilt werden können.35 Damit die Auswahl der Unterkunft vom Gast besser getroffen werden kann, ermutigt Airbnb die Gastgeber, so viele Informationen und Bilder über die Unterkunft wie möglich zur Verfügung zu stellen. Durch verschiedene Arten der

Die zentrale Idee von Airbnb sind soziale Kontakte und das Zugehörigkeitsgefühl, sich überall zu Hause zu fühlen. Dieser Teil der Unternehmensphilosophie kommt durch das neue Logo mit der treffenden Bezeichnung Bèlo, kurz für Belonging, zum Ausdruck.34 Um diese sozialen Kontakte zu ermöglichen, kann der Gastgeber auf der Onlineplattform seine Unterkunft anbieten. Der Gast hat die Möglichkeit, auf die Angebote über die Webseite oder über eine kostenfreie App zuzugreifen. Bei der Recherche nach einer geeigneten Unterkunft steht dem Gast eine Suchfunktion zur Verfügung, bei der er die Angebote über die Eingabe spezieller Wünsche wie Ter-min, Art der Unterkunft, Preisspanne, usw. eingrenzen kann. Darüber hinaus kön-nen sogenannte „Wish Lists“ angelegt werden, welche die ausgewählten Lieblings-unterkünfte beinhalten und mit anderen über Facebook, Twitter oder E-Mail geteilt werden können.35 Damit die Auswahl der Unterkunft vom Gast besser getroffen werden kann, ermutigt Airbnb die Gastgeber, so viele Informationen und Bilder über die Unterkunft wie möglich zur Verfügung zu stellen. Durch verschiedene Arten der

Im Dokument Lisa Maria Meister. Masterarbeit (Seite 9-0)