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Charakterisierung des Untersuchungsgebietes anhand der integrierten

5.11 Bewertung der Böden anhand ihrer Bodenfunktionen

5.11.2 Charakterisierung des Untersuchungsgebietes anhand der integrierten

Archivfunktion (AF)

Die Bewertung der Böden hinsichtlich der Archivfunktion für die Natur- und Kulturge-schichte erfolgt nach der Seltenheit und Natürlichkeit der Böden (AF1) sowie der Art und dem Erhaltungsgrad vorindustrieller Nutzungen (AF2).

In den Abschnitten 7, 6, und 5 ("Außenelbe", "Cuxhaven" und "Brunsbüttel") treten in großer Ausdehnung relativ seltene Bodentypen wie Rohmarschen und Trockensträn-de auf. Die Anteile an hochwertigen und sehr hochwertigen BöTrockensträn-den sind in diesen Ab-schnitten entsprechend hoch. Insbesondere im Abschnitt "Außenelbe" entfallen über 90 % der Flächen auf die Wertzahl 5.

In den Abschnitten "Cuxhaven", "Brunsbüttel" und "Glückstadt" werden seltene Bo-dentypen zunehmend von häufigen BoBo-dentypen (tonigen und tonig-schluffigen Kalk- und Kleimarschen) abgelöst, die aber aufgrund ihrer Natürlichkeit häufig ebenfalls als hoch (Wertzahl 4) oder sehr hoch (Wertzahl 5), bewertet werden.

Die Anteile von häufigen oder anthropogenen Böden (Spülfelder) z.T. mit intensiver Nutzung (Intensivgrünland) oder Flächen mit anthropogener Störungen (Wertstufen 1 und 2) nehmen oberhalb des Abschnitts "Cuxhaven" beständig zu, die Wertstufen verschieben sich dabei zunehmend in Richtung der Wertstufe 1. Im Bereich "Wedel"

und "Hamburg" entfallen 75 % und mehr der Bodenflächen auf die Wertstufe 1. Der Abschnitt "Vier- u. Marschlande" ähnelt in der Einstufung den Abschnitten "Außenel-be" und "Cuxhaven". Im Bereich der Nebenflüsse treten weniger seltene Böden auf;

mehr als 70 % der Fläche fallen in die Wertstufe 2.

Lebensraumfunktion (LRF)

Bezüglich der Lebensraumfunktion werden Böden über die Schadstofffreiheit (LRF1) sowie Seltenheit der Standorteigenschaften (LRF2) bewertet.

Weitgehend schadstofffrei Böden nehmen im Abschnitt "Außenelbe" große Flächen ein (87 %). Auch in den bereits stärker belasteten Abschnitten "Cuxhaven", "Brunsbüt-tel" und "Glückstadt" treten noch große Anteile an Böden der Wertstufe 2 auf, wobei diese von 50 % auf 20 % zurückgehen. Böden der Wertstufe 5 fehlen in diesen und den stromaufwärtigen Abschnitten. In gleichem Maße nehmen weniger wertvolle Bö-den mit relativ häufigen Standorteigenschaften (Wertstufe 2) zu. BöBö-den der Wertstufe 1 stellen sandige vegetationslose Aufspülungen oder teilweise überbaute Böden dar.

Sie nehmen bereits im Abschnitt "Glückstadt" 30 % ein und sind in den Abschnitten

"Wedel" und "Hamburg" zu mehr als 70 % vertreten. Im Abschnitt "Vier- u. Marschlan-de" treten wiederum große Anteile hochwertiger Boden auf (44,7 %), die aber auf-grund der erhöhten Schadstoffbelastung lediglich die Wertstufe 2 erreichen. In den Nebenflüssen dominieren mit über 70 % Böden der Wertstufe 2, was auf das Vorherr-schen häufiger Böden mit weit verbreiteten Bodeneigenschaften zurückzuführen ist.

Funktion als Aufbau-, Ausgleichs- und Abbaumedium (AAA)

Die Wertigkeit der Böden hinsichtlich "der" der Funktion als Aufbau-, Ausgleichs- und Abbaumedium bemisst sich nach der Fähigkeit zur stofflichen Umsetzung bzw. Spei-cherung von Schadstoffen und Säuren. Diese Eigenschaften werden vor allem von dem Anteil an Feinkorn, der Bodenreaktion (pH) sowie die Feuchteverhältnisse ge-steuert.

Die Böden des UG zeigen ganz allgemein mittlere bis gute Bewertungen. Große An-teile der Wertstufe 4 finden sich in den Abschnitten "Cuxhaven", "Brunsbüttel" und

"Glückstadt" (45 % – 70 %) und den "Nebenflüssen". Größere Anteile der Wertstufe 3 sind dagegen in den Abschnitten "Wedel", "Hamburg" und "Vier- u. Marschlande" ver-treten, da hier sandige Böden bzw. sandige Aufspülung stark vertreten sind (30 – 60

%). Die mäßige bis schlechte Einstufung von über 85 % der Böden im Abschnitt "Au-ßenelbe" (Wertstufen 2 und 3) ist auf die weite Verbreitung von Böden mit hohem Grundwasserstand (eingeschränkte Luftkapazität) zurückzuführen.

Funktion Bestandteil des Naturhaushalts (BNH)

Die Bewertung der Funktion als Bestandteil des Naturhaushalts (BNH) erfolgt über die Fähigkeit der Böden zu Wasseraufnahme (BNH1) und zur Nährstoffabgabe an die Vegetation (BNH2). Diese Eigenschaften sind im Wesentlichen vom Grad der Versie-gelung und Verdichtung der Böden sowie von der Vegetationsdichte abhängig. Die bewerteten Böden sind hiervon in der überwiegenden Mehrzahl nicht betroffen, so dass in fast allen Abschnitten mit hohen Flächenanteilen von über 90 % die Wertstufe 5 erreicht wird. Ausnahmen stellen die Abschnitte "Wedel" und "Hamburg" dar. Hier sind in größeren Anteilen teilweise überbaute Böden und sandige Spülfelder vertreten, die zum Teil nur geringe Vegetationsbedeckungen aufweisen. Entsprechend werden in den Abschnitten "Hamburg" 37,4 % und im Abschnitt "Wedel" 10,6 % der Flächen mit der Wertstufe 1 bewertet.

6 PROGNOSE OHNE DURCHFÜHRUNG DER MAßNAHME

Die Tideelbe ist als ein dynamisches System zu verstehen, das auch ohne Realisie-rung der Fahrrinnenanpassung natürlichen VerändeRealisie-rungen unterworfen ist. Außerdem führen anthropogene Einflüsse zu zusätzlichen Veränderungen des Zustands. Hiervon sind sowohl das Tidegewässer als Ganzes als auch die darin enthaltenen Böden be-troffen. Die Veränderungen können dauerhaft wirksam oder zeitlich begrenzt sein. Im Folgenden werden die natürlichen und anthropogenen Einflüsse auf die Bodenent-wicklung beschrieben. Für die Nullvariante wird dabei ein Prognosezeitraum von 10 Jahren unterstellt.

Natürliche Einflüsse auf die Bodenentwicklung

Die Entwicklung der Marsch- und Wattböden erfolgt durch fortlaufende Sedimentation von sandigen und tonig-schluffigen Schlicken während des Tidegeschehens (Wattbö-den) oder im Verlauf von Sturmfluten (Marschbö(Wattbö-den). Die Marschen sind daher durch Schichtungen unterschiedlicher Sedimente sowie durch das Auftreten von fossilen Bodenhorizonten und Torfschichten gekennzeichnet [BLUME 1983]. Entscheidend für die Auflandung der Marschen ist daher das Zusammenspiel der die Sedimentation steuernden Prozesse.

Neben den Tideverhältnissen sind auch die Schwebstoff- bzw. Sedimentbeladung des Elbwassers sowie die Salinität für die Marschenentwicklung bedeutsam. Natürliche Trends wie der durch einen Klimawandel bedingte Anstieg des Meeresspiegels wirken sich entsprechend stark auf das Kompartiment "Vordeichsböden" im Ökosystem Ti-deelbe aus. Folgende Entwicklungen werden für die Prognose der Nullvariante unter-stellt.

• Für die Parameter "jährlicher Oberwasserabfluss", "Sturmfluthöhe bei Cuxha-ven", "Salzgehalt bei Cuxhaven" und "Lufttemperatur" werden keine Verände-rungen angenommen.

• Für den säkularen Anstieg des "Meereswasserspiegels" (Mean Sea Level, MSL), d.h. dem Mittel aller Tidewasserstände gemessen in Cuxhaven, werden 25 cm pro Jahrhundert angesetzt, andere Schätzungen gehen von höheren Werten aus (z. B. BAW [2006a], Unterlage H.1a: 90 cm). Gemessen wurden in den letzten 50 Jahren rund 10 cm in 100 Jahren.

• Die Salzgehalte in der Tideelbe werden sich innerhalb des Prognosezeitraums nur unwesentlich ändern.

• Die Häufigkeit von Sturmfluten, die bereits seit 1950 deutlich zugenommen hat, wird weiterhin ansteigen.

Anthropogene Einflüsse auf die Bodenentwicklung

Im Folgenden werden die für das Schutzgut Boden relevanten Vorhaben genannt, die unabhängig von der Fahrrinnenvertiefung im UG geplant werden.

Einen Überblick über die Baumaßnahmen mit potentieller Bedeutung für die Vor-deichsböden gibt Tabelle 6-1.

Tabelle 6-1: Übersicht von in der Null-Prognose zu berücksichtigenden Baumaßnahmen mit potentieller Bedeutung für die Vordeichs-böden [PROJEKTBÜRO FAHRRINNENANPASSUNG 2006d]

Maßnahme

Umstrukturierung Tollerort-Terminal Fertigstellung 2012 Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamikdynamik.

Umstrukturierung CT Mittlerer

Frei-hafen Vorplanung Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamik. Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamik.

Hafen HH: Westerweiterung

Euro-gate Fertigstellung 2010 Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamik.

Rückdeichung Holzhafen /

Billwer-der Insel Fertigstellung 2009

Gewinnung zusätzlicher Vordeichsflächen, Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamik.

Bundessstrecke Hafenerweiterung Stade / Bützfleth,

Abschnitt 1 beantragt 2006 Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamik.

Cuxhaven: Liegeplätze 5 und 6 Vorplanung Geringe Veränderung der lokalen Tide- und Strömungsdynamik.

Die tidebeeinflussend wirkenden anthropogenen Maßnahmen (siehe Tabelle 6-1) werden von der BAW-DH modelliert und in Unterlage H.1e dargestellt. Die tidedyna-misch größte Auswirkung haben die Verfüllungen der Hafenbecken. Sie führen zu einer Reduktion des Tide-Schwingungsvolumens, was eine Verstärkung des Tidehubs zur Folge hat. Die übrigen Maßnahmen haben nur geringe Auswirkungen auf die Ti-dedynamik. Durch die beabsichtigten Verfüllungen von Hafenbecken prognostiziert die BAW eine Zunahme des MThw zwischen km 690 und 585 um maximal + 1 cm und einen Absunk des MTnw zwischen km 705 und 600 um im Mittel – 1 cm, max. – 2 cm bei km 633).

Nährstoff-Fracht

Die Jahresfrachten von Nährstoffen sind im Jahr 2004 gegenüber dem Vergleichsjahr 1989 um 30 – 70 % zurückgegangen [ARGE 2005b]. Der seit den 1990er Jahren be-stehende Trend zu einer leichten Abnahme der Nährstofffrachten setzt sich auch 2004 fort. Es wird davon ausgegangen, dass innerhalb des Prognosezeitraums der Null-prognose die Nährstofffracht tendentiell weiter sinkt oder mindestens stagniert, jedoch keine Umkehrung des Trends einsetzt.

Schadstoff-Fracht

Die Belastung der Sedimente durch organische und anorganische Schadstoffe ist für viele Stoffe leicht, bisweilen auch deutlich rückläufig [ARGE 2004b, 2005b]. Es wird davon ausgegangen, dass innerhalb des Prognosezeitraums der Nullprognose die Schadstofffracht weiter sinkt oder stagniert, jedoch keine Umkehrung des Trends ein-setzt.

Veränderung der Unterhaltungs- und Verklappungsstrategie

Im Rahmen der Nullprognose wird keine entscheidende Veränderung der Unterhal-tungs- und Verklappungsstrategie auf Bundes- und Delegationsstrecke unterstellt.

Dies bedeutet insbesondere, dass keine Verbringung an Land geplant ist und dass eine Zunahme der Gewässerunterhaltung durch Schlickeggen und Umlagerungen im Bereich der Delegationsstrecke (Abschnitt "Hamburg" und obere Teile von "Wedel") das heutige Maß nicht übersteigt. In diesem Zusammenhang ist bei unveränderter Baggerstrategie auch der Anfall an Baggergut in Lage und Intensität nicht signifikant verändert, so dass diesbezüglich bei Überflutungen keine veränderten Sedimentati-onsraten in den Vordeichsflächen zu erwarten sind.